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eine deutsche Barockpredigt über die schlacht am Berg Harsány 1687

Die Dreyzehende Türken-Predig des Balthasar Knellinger SJ (1634–1696)1 ist im dritten Band der vierbändigen Sammlung Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs Von Anno 1683. In welchen das Christen-Volk Zur Buß / vnd Andacht / Dann auch Zu Lob- vnd Dank-Sprechung Auffgemahnet worden zu lesen.2 An-lass dieser Predigt war die Schlacht am Berg Harsány 1687 (die auch die zwei-te Schlacht bei Mohács genannt wird), wie es in der kurzen inhaltlichen Zu-sammenfassung am Anfang zu lesen ist: „Grosser Sig / so der Christliche Heldenmuht / mit sonderem Beystand GOttes / dem Türken bey Mohaz, oder das eigentlichere Ort zunennen / bey Versemark3 / nahe bey dem Berg Harsan, aberhalten.”4 Die Predigt wurde im Rahmen eines – wohl in Augs-burg zelebrierten – Dankgottesdienstes gehalten.5

Seinen Predigttexten stellt Knellinger immer einen Vorspruch voran. Das Motto dieser dreiteiligen Predigt ist das biblische Zitat „Visitabit dominus in

* Der Verfasser ist Universitätsdozent an der Péter Pázmány Universität, Mitteleuropa-Institut, Lehrstuhl für Germanistik (Piliscsaba–Budapest). Die Studie ist Teil einer umfassenden Un-tersuchung der Türkenpredigten von Balthasar Knellinger.

1 Er trat 1652 in den Jesuitenorden ein und studierte Philosophie und Theologie in Ingolstadt.

1665 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht und von da an war er Prediger des Münche-ner Jesuitenkollegs. Zwischen 1685 und 1688 war er Domprediger in Augsburg. – Über sein Leben siehe Sandra Binder, Pater Balthasar Knellinger SJ (1634–1696): Ein bayerischer Predi-ger des Barock, Oberviechtach 2008 (= Oberviechtacher Museumsschriften 2), S. 20–27.

2 Balthasar Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs Von Anno 1683. In welchen das Christen-Volk Zur Buß / vnd Andacht / Dann auch Zu Lob- vnd Dank-Sprechung Auffgemah-net worden, Bd. 1–4., München, 1687–1692.

3 Wohl Vörösmart.

4 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 1.

5 Ebda., S. 7. – Nach dem Sieg wurde am 20. August auch in Wien ein feierliches Te Deum gesun-gen. Vgl. Der Ohnmacht der Türckischen Monarchie / vorgestellet in Wahrhaffter und umständlicher Erzehlung der Kriegs-Geschichten des 1687. Jahrs in Ungarn und Morea […], Augsburg 1687, unpag.

gladio suo duro, et grandi, et forti super Leviathan serpentem vectem. Isaiae cap. 27. v. 1. Es wird der HErr Leviathan die Rigel-Schlang mit seinem harten / grossen / und starken Schwert heimsuchen”.6 Auf diesem Spruch baut er dann den Gedankengang seines Textes auf.

Im ‚exordium’ der Predigt (Nr. 263–265) wird der Predigthörer oder -leser über das Thema informiert, d.h. über den historischen Hintergrund, über den Feldzug im Jahre 1687. Am Anfang waren die Aussichten des Feldzugs nicht besonders gut: „Trüb / wo nicht gar schwartz / waren freilich die Wolken / so sich bey Anfang dises Feld-Zugs über unsere Köpf hereingezogen / und nit nur etliche Täg / sonder auch Wochen lang verhinderet; daß wir die so hoch erwünschte Glücks-Sonne mit frölichem Aug nicht haben anblicken können.“7 Der hohe Wasserstand bzw. die Überschwemmung der Drau8 beeinträchtigte die Manöver des kaiserlichen Heeres. Die Belagerung der gut befestigten Burg Eszék war erfolglos, das christliche Heer musste sich zurückziehen und die meisten glaubten nicht mehr an den Sieg.9 Aber später veränderten sich die Verhältnisse:

So trüb dann ware biß auf den zwölften Tag August-Monats der Himmel / so dünster das Gewülk / welches ob dem Christliche Läger gestanden. Aber end-lich hat uns die heilige Clara (dann auf den zwölften Tag erstbesagten Monats Augusti fallet ihr jährliches Ehren-Fest) die helle Glücks-Sonne widerum mit sich auß den Wolken hervorgebracht.10

Gemeint ist die Heilige Klara von Assisi, deren Name übertragen die ‚Klare’,

‚Helle’, ‚Leuchtende’ bedeutet. Knellinger fügt noch hinzu: „Clara ist es wohnet / über die Saracener / dero Macht die Türken widerum über sich ge-bracht / obzusigen […].“11 Hier weist er auf eine Szene aus ihrem Leben hin, die bei Thomas von Celano zu lesen ist: „Als 1240 und noch einmal 1241 die Assisi belagernden Sarazenen schon die Mauer ihres Klosters erstiegen hatten, ließ sich die schwer erkrankte Klara vor die Pforte tragen, hielt die Monstranz in ekstatischem Gebet empor und brachte die davon Erschreckten dazu, zu

6 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 1.

7 Ebda., S. 2.

8 Die Gegend war außerdem sehr morastig.

9 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 2–4. – Siehe dazu Lajos Nagy, Az 1686–1687. évi hadjárat = László Szita, Budától–Belgrádig: Válogatott dokumen-tumrészletek az 1686–1688. évi törökellenes hadjáratok történetéhez: A nagyharsányi csata 300.

évfordulójának emlékére, Pécs 1987, S. 29–30; István Sugár, Lehanyatlik a török félhold, Bu-dapest, 1983, S. 186–187.

10 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 4.

11 Ebda., S. 4.

fliehen.”12 Die Parallele ist klar: Klara hat jetzt auch „die Türken dergestalten verblendet / daß wo sie vermeinet / den Sig zuerfechten / ihr aüsserestes Ver-derben gefunden.”13 Die Heilige Klara half Österreich deshalb gerne, sagt der Prediger, weil das Haus Habsburg dem Altarsakrament mit besonders zarter Andacht zugetan ist, und Klara, wie ihre bildlichen Darstellungen auch be-weisen, „hierzu einen sonders grossen Zuspruch hat.”14 Damit wird einerseits darauf hingewiesen, dass Klaras Heiligenattribut die Monstranz ist, anderer-seits, dass die Verehrung der Eucharistie einer der wichtigsten Teile der „Pietas Austriaca“ war: „Durch lange Zeit hatten die Habsburger-Monarchen das Al-tarsakrament verehrt, zunächst in Spanien, dann in Österreich. Kaiser knieten vor der Hostie, um ihre Treue gegenüber dem himmlischen Oberherren aus-zudrücken, der einzigen Macht, vor der sie zitterten.“15

Dann spricht Knellinger die Hörer an und sagt, er wird von der Kanzel über einen Sieg berichten, den es während dieses seit fünf Jahren dauernden Türkenkriegs noch nicht gab. Mit Recht kann man sagen, dass die Worte des Propheten erfüllt worden sind: „Es wird der HErr in seinem harten / grossen / und starken Schwert heimsuchen Leviathan die Rigel-Schlang“.16 Wie das zu verstehen ist, das wird er in der folgenden „Sig-Predig“ bzw. „Lob- und Dank-Predig“ erklären.

Mit Abschnitt Nr. 266 beginnt nämlich der mittlere Teil der Predigt. Die Schriftausleger sind sich zwar darüber nicht einig, sagt er, ob der Leviathan eine Wasserschlange oder ein Lindwurm sei, er aber, da er „nur Gleichnuß-weis“ redet, nennt den Türken einen Erd- oder Wasserdrachen, denn dieser macht sowohl die Wässer als auch die Länder unsicher.17 Den Ausdruck ‚ser-pentem vectem’, der in den modernen Bibelübersetzungen mit ‚schnelle Schlan-ge’ übersetzt wird, deutet er als „Rigel-Schlang“,18 die eisenhart ist.19 Gott hat aber jetzt „auf disen grimmigen / unersättlichen / und Welt-schreckenden Dracken zugeschlagen […] Mit seinem harten Degen.“20 Also der Sieg über

12 Joachim Schäfer, Klara von Assisi, in: Ökumenischen Heiligenlexikon, http://www.heili-genlexikon.de/BiographienK/Klara_von_Assisi.htm (abgefragt am 11. 11. 2014).

13 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 4.

14 Ebda.

15 William M. Johnston, Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte. Gesellschaft und Ideen im Donauraum 1848 bis 1938, Wien–Köln–Weimar 2006, S. 30.

16 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 5.

17 Ebda., S. 5–6. (Er zählt aber nur die Meere auf, da über die Länder früher bereits die Rede war.)

18 ’rigel’ = Walze, Stange. Vgl. Christa Baufeld, Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Tü-bingen, 1996, S. 193.

19 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 6.

20 Ebda., S. 7.

„das hoffärtige Türken-Geschwader“ ist Gott zuzueignen.21 Anscheinend wollte Gott diese ‚Türkenplage’ zuerst unbestraft lassen:

Wolan! Sprachen sie zu einander / das Blättlein hat sich gewendet / der Him-mel ist nit mehr wider uns erzirnet / die Christen-Hund werden jetzt auch einmal herhalten müssen. Nur dann keck darauf; der Sig ist unser: Jetzt kön-nen wir unsere Säbel mit ihrem Blut tränken / und durch eikön-nen glückhaften Haubt-Streich alles / was wir bishero verlohren / widerum einholen. Also mahneten sich dise Barbarer unter einander zu dem Streit auf / und setzten nicht nur muhtig / sonder gantz rasend in den Christlichen Hauffen hinein.

Aber so mußte es seyn / damit sie dem zornigen GOtt in die Händ fielen.22 Diese Strafe erfolgte durch die Soldaten des christlichen Heeres, also der Degen der Christenheit war der harte, große und starke23 Degen Gottes, wie einst Gideons Degen der Degen Gottes war, als jener gegen die Midianiter kämpfte.24

Er berichtet im Folgenden auf mehreren Seiten über die Klage der Türken und über ihre Niederlage. Wir erfahren, dass nicht nur die türkischen Soldaten, sondern auch der Großwesir die Flucht ergriff. Nach der erfolglosen Belagerung von Eszék (Osijek) schien ihm sein Mut noch so groß zu sein, dass er schon dachte, er stoße mit seinem Kopf bereits an den Himmel an.

Er ist aber plötzlich ein kleiner Wesir geworden25 und es „kunte gar leicht geschehen / daß du [d.h. der Großwesir, P.L.] noch um einen Kopf kleiner wurdest“.26 Seine Macht ist wie der Schnee bei einem warmen Wind zerschmolzen, fügt er noch hinzu.27 Damit bedient er sich einem auch in der Barocklyrik sehr beliebten Vergleich und das Schicksal des Großwesirs exemplifiziert wohl nicht nur die Vergänglichkeit seiner Macht, sondern auch die Vergänglichkeit der Macht der Türken. Was an dem Großwesir noch groß ist, das ist seine Furcht, sein Spott, der Fluch gegen ihn bzw.

seine Verlassenheit.28 Umso größer ist die Freude der Christen, die mit einer Reihe von Gegensätzen (Leid der Türken vs. Freude der Christen) hervorgehoben wird.29 Den Sieg deutet er zugleich als ein Sieg über den

21 Ebda.

22 Ebda., S. 8–9.

23 Über diese drei Eigenschaften schreibt er ausführlicher auf den folgenden Seiten.

24 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 10.

25 Ebda., S. 11–15.

26 Ebda., S. 15.

27 Ebda., S. 14.

28 Ebda., S. 15–16.

29 Ebda., S. 16.

Islam, denn „was kurtz zuvor der Türken Läger gewesen / ist jetzt der Chris-ten Läger: Da sitzen unsere SoldaChris-ten / da halChris-ten sie Freuden-Fest / da tret-ten sie den Mahomet mit Füssen / da benedeyen sie ihren sighaftret-ten Jesum.“30 Gott hat aber diesen oben erwähnten Degen „gedopplet“, denn auch die Venediger haben die Türken besiegt, womit auf die Eroberung von Morea, d.h. der Halbinsel Peloponnes hingewiesen wird. Knellinger hebt die Erobe-rung der Städte Lepanto und Patras hervor.31 Dass er hier auch den Sieg der Venediger in Morea erwähnt, beweist meiner Meinung nach, dass seine histo-rischen Quellen über die beiden Siege (d.h. in Ungarn und Griechenland) höchstwahrscheinlich Flugschriften waren. 1687/1688 sind nämlich mehrere Flugschriften erschienen, die über diesen Doppelsieg berichten, wie Der Ohn-macht der Türckischen Monarchie32 (Augspurg, 1687), Aletophilus’ Die Rühm-lichst-erstrittene Doppel-Victorie33 (o. O. 1687), der Sieg-gekrönte[…] Feld-Zug Deß Adlers und Leuens34 Im 1687. Jahr Christi […] Durch Martialem Adlerhold (Nürnberg, 1687), die Historische Erzehlung Der Heldenwürdigen Kriegs-Thaten (o. O. 1688)35, oder Johann Joachim Mülbergers Latrones Hierochuntici Turcici36 (Regensburg).37

30 Ebda., S. 17.

31 Ebda., S. 17–18.

32 Der Ohnmacht der Türckischen Monarchie / vorgestellet in Wahrhaffter und umständlicher Er-zehlung der Kriegs-Geschichten des 1687. Jahrs in Ungarn und Morea […], Augsburg 1687.

33 Aethophilus, Die Rühmlichst-erstrittene Doppel-Victorie / Das ist: Eine ausfühliche Beschrei-bung / erstlich des so rühmlichst Anno 1687. den 12. Augusti st. nov. bey Mohatz wider den Ertz-Christen-Feind erhaltenen Sieges […] Und dann Zweytens ein compendiöser Bericht / des gleichfalls durch die Venetianer in eben diesem Jahr den 22. Augusti in Morea herrlichst-erhaltenen Sieges / Welcher gestalten sie nemlichen den Seraskier nicht allein aus dem Felde geschlagen / sondern auch die vortrefflichen Plätze Lepanto und Patrasso höchst-glücklich erobert […], o. O. 1687.

34 Martialis Adlerhold, Sieg-gekrönter Feld-Zug Deß Adlers und Leuens / Im 1687. Jahr Chris-ti […] Durch MarChris-tialem Adlerhold, Nürnberg 1687.

35 Historische Erzehlung Der Heldenwürdigen Kriegs-Thaten / Welche in höchst-tapferster Bestrei-tung des allgemeinen Erb-Feindes der Christenheit / des Türckens / zu der Röm. Käyserl. Majest.

Dero sambtlichen Hohen Aliirten und der Durchläuchtigsten Venetianischen Republic immer-währender Glori im 1686. 1687. und 1688. Jahr So wol in öffentlichen Scharmützeln / Schlach-ten als auch Belager- und Eroberung ein und anderer höchst-importanter Oerther und Vestungen sich zugetragen, o. O. 1688.

36 Johann Joachim Mülberger, Latrones Hierochuntici Turcici, Das ist: Einfältige doch Schrift-mässige Vergleichung der Hierochuntischen und Türkischen Mörder […] darunter die armen Christen mehrmalen gefallen; Dissmal aber von dem Grossen Zebaoth Vermittelst einer herrlichen gesegneten Victori den 2/12. Augusti dieses 1687. Jahrs in Ungarn in der Gegend Mohaz und Siklos etc. gnädigst erhalten worden. An dem in des H. Röm. Reichs Freyen Stadt Regenspurg angestellten solennen Danck- und Victori-Fest […] in der Kirchen zur Heiligen Dreyfaltigkeit vorgetragen, Regensburg, o. J.

37 Neben diesen Flugschriften gab es natürlich noch viele andere Druckwerke, die nur über die Schlacht am Berg Harsány berichteten, wie die Abbildung des unvergleichlichen Sieges,

Dann kehrt Knellinger zum Motto zurück. Was bedeutet aber, dass ein Degen stark ist? Die Antwort lautet: „Wem nun GOtt einen starken Arm gi-bet / der streitet hernach mit einem starken Degen.“38 Dieser Abschnitt, in dem dieser Satz auch zu lesen ist, dient eigentlich als eine Einleitung zum nächsten, in dem der bayerische Löwe, der großmütige und ruhmvolle Chur-fürst Maximilian Emmanuel39 gelobt wird, der das Schwert Gottes sehr tapfer in dieser Schlacht führte, sodass die Türken für eine Ehre halten können, dass sie vom Churfürsten überwunden wurden.40 Gott bleibt nämlich ein verborge-ner Gott, er gibt den Sieg selten durch Wunder, sondern durch Mitwirkung der Menschen.41 Diesen großen Sieg über die Türken hat Gott durch den Arm des Churfürsten, dieses Löwen errungen, den er dafür erkoren hat: „Ja freilich dann hat Maximilianus in seiner Hitz den Türken ein tieffe Wunden gema-chet / und mit deroselben Blut seinen preiswürdigesten Nahmen in das um Harsan gelegene Erdreich / gleich als mit unaußlöschlichen Buchstaben von dunkel-rohter Farb eingeschriben.“42

Aber seines Wissens nach hat der Löwe mit der Schlange nichts zu tun.43 Will man die letzten Worte des Vorspruchs erklären, so soll man die Antwort nicht in der Bibel, sondern anderswo suchen. Die Tiere, die die Schlangen töten und verschlingen konnten, waren die bei Flavius Josephus erwähnten ägyptischen Störche (Ibes), die Moses fangen ließ. Er zieht hier eine Parallele mit der Schlacht bei Harsány:

Der Groß-Türk / oder der Groß-Drack / dann ich nimme beydes für eines / hat uns widerum einen grossen Hauffen seiner vergiften Zucht entgegen geschicket / vil kriechende / und vil fliegende Schlangen / wil sagen / vil zu Pferd / und vil zu Fuß / theils Spahi / theils Janitscharen: Mit disen hat er vermeinet der Chris-tenheit grossen Schaden zuthun / und selbige nit allein von seinen mit Gewalt den Seine Durchl. der Hertzog von / Lotharingen und seine Chur-Fürstl. Durchl. von Beyeren den 12. Aug. n. st. 1687 von denen Ungläubigen erhalten […], Amsterdam, o. J.; der Eigentliche […] Entwurff und Beschreibung des gefährlichen, doch an Seiten der Christen GOtt sey Danck!

Siegreichen Treffens zwischen denen Christen und Türcken in der Gegend Mohaz und Darda den 2. (12.) Aug. 1687, Nürnberg, o. J.; der Raggvaglio dal campo cesareo a Mohatz. Num. 10. / 1687. 8. Agosto (Milano, o. J.); die Relation, Der Bey dem Berg Harsan vorbeygangenen Feld-Schlacht / Den 12. Aug. Anno 1687, o. O., o. J.; oder die Relation Der von der Christlichen Armee / wider dero Erbfeind / bey dem Berg Harsan, unweit Siclos erhaltenen herrlichen Victori.

Aus dem Chur-Bäyrischen Feld-Lager bey Barniewar den 14. Augusti Anno 1687, o. O., o. J.

38 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 18.

39 Maximilian II. Emanuel, Kurfürst von Bayern 1679–1726.

40 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 19.

41 Ebda., S. 19–20.

42 Ebda., S. 22.

43 Ebda.

inhabenden Landen abzutreiben / sonder gar auß Ungaren widerum hinaußzu-jagen. Aber die streitbare Ibes, also nenne ich die Teütsche / haben hertzhaft in dises Ungezifer hineingesetzet / und mit solcher Dapferkeit gefochten / daß sie alles / was ihnen entgegen kommen / eintweders erleget / oder in die Flucht ge-bracht.44

Die Leistung der deutschen Soldaten wird also in diesen Sätzen hervorgehoben und sehr stark ist (auch) hier der Kontrast zwischen der Charakterisierung der Türken und der Deutschen. Im Folgenden lobt er die Tapferkeit der Deutschen weiter.45 Er fügt aber hinzu: Die mannhaften Deutschen können von nieman-dem überwunden werden, nur von den Deutschen selbst (wegen Neid, Hass, Misstrauen, Hochmut und Herrschsucht). Dank Gott wurde jetzt die ziemlich geschädigte Einigkeit der Deutschen wieder hergestellt. Er betont die Wichtig-keit der EinigWichtig-keit: „Und fast kein Fürst / kein Land / kein Statt in dem Reich ist / so nicht das ihrige eintweders an Mannschaft / oder an Geld / oder mit Ver-schaffung einiger Kriegs-Mittlen beygetragen.“46 Die Betonung der Einigkeit der christlichen Völker beim Kampf gegen die Türken ist seit dem 16. Jahrhun-dert bekannt in der Antitürkenliteratur. Mit diesem Satz macht aber der Predi-ger seine Zuhörer auch in dieser Predigt darauf aufmerksam, dass ihre Türken-steuer kein hinausgeworfenes Geld ist.47 Es ist nämlich bekannt, dass zur Finanzierung dieses Türkenkriegs die Einkünfte der österreichischen Erblän-der nicht ausreichten, Erblän-der Wiener Hof bedurfte auch Erblän-der Reichstürkenhilfe.48 Die Antitürkenpropaganda bildete einen großen Bestandteil des damaligen po-litischen Systems. Es war wichtig, die Türkengefahr und das negative Türken-bild zu betonen, um die Reichsstände für die Reichstürkenhilfe zu gewinnen, bzw. die Untertanen darüber zu informieren, welche Erfolge im Türkenkrieg erreicht wurden, wobei auch die Kanzel eine entscheidende Rolle spielte.49

44 Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd. 3., 1690, S. 23–24.

45 Ebda., S. 24.

46 Ebda., S. 25. – Außerdem fügt Knellinger noch hinzu, die deutschen Soldaten sollten sein, wie die Ibes: sanftmütig und nur gegen die Schlangen heftig. Er erwähnt aber nur kurz (und euphemistisch), dass die christlichen Soldaten auf oberen Befehl die meisten Türken, die nicht entfliehen konnten, nach der Schlacht niedermetzelten, weil die Nahrung, Bewa-chung der vielen Gefangenen große Schwierigkeiten bedeutet hätte, da das christliche Heer den Feldzug fortsetzen wollte. Knellinger, Predigten Zu Zeit deß Türken-Kriegs, Bd.

3., 1690, S. 11. – Vgl. dazu Nagy, Az 1686–1687. évi hadjárat, S. 39–40.

47 Zur Türkensteuer siehe: Edgar Hösch u. a. (Hg.), Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Wien–Köln–Weimar, 2004, S. 699–701.

48 Zsuzsa Barbarics, „Türck ist mein Nahm in allen Landen…”: Művészet, propaganda és a változó törökkép a Német-római Birodalomban a XVII. század végén, in: Hadtörténelmi Köz-lemények 113(2000), S. 329–378, hier S. 340–341.

49 Ebda., S. 341–343. Vgl. auch Almut Höfert, Den Feind beschreiben: »Türkengefahr« und

Mit keinem Wort wird aber die Rolle der ungarischen und anderen (kroa-tischen, serbischen) Soldaten erwähnt, obwohl sie bereits an den Kämpfen vor der Schlacht teilnahmen, wie darüber z.B. der Autor der Schrift Der Ohn-macht der Türckischen Monarchie… öfters berichtet, was aber auch in den Brie-fen des Marquis Claude-Louis-Hector de Villars (1653–1734) erwähnt wird.50 Die Husarenregimenter von Ferenc Barkóczy und László Csáky schlossen sich bei Szolnok dem Heer von Maximilian an, noch vor der Schlacht wurden jedoch die ungarischen Einheiten zur Verteidigung des Landes nach Kroatien kommandiert.51 Sie wurden aber während der Schlacht höchstwahrscheinlich entbehrt, da Gaetano Bonomo, der Beichtvater von Maximilian, in seinem Diarium formuliert: Damals [d.h. nach der Schlacht, bei der Verfolgung der Türken] haben sie erfahren, wie nützlich es gewesen wäre, wenn es im Heer auch Husaren gegeben hätte.52 Maximilian konnte wahrscheinlich während der ungarischen Feldzüge von 1686–1687 erfahren, wie vorteilhaft es ist, wenn in seinem Heer auch Husaren dienen, denn ein Jahr später diente bei den Bayern bereits ein ungarisches Husarenregiment.53

Zur Einigkeit der Deutschen geben die zwei obersten Heerführer, Maximi-lian und Karl von Lothringen, die sehr gut miteinander auskommen, sanftmü-tig und nur wider die Schlangen ‚hitzig’ sind (wie die Ibes), die beste Anwei-sung.54 Auffallend ist, dass an erster Stelle Maximilian erwähnt wird und nicht Karl, obwohl Letzterer der Oberste Befehlshaber des christlichen Heeres war.

Nur in einer Sache konnten sie sich nach der Schlacht nicht einig werden, so setzt er fort, aber nicht in der Teilung des Raubs, „dann ihre Gemüther zihlen vil höcher“,55 sondern darin, wer dem Herrscher darüber Nachricht geben soll.

Beide waren der Meinung, dass es dem anderen zusteht. Wie sie sich

Beide waren der Meinung, dass es dem anderen zusteht. Wie sie sich