• Nem Talált Eredményt

Diese innere Exanthembildung (wenn ich mich so aus- aus-drücken darf), welche sich bei den höher entwickelten,

zuwei-len contagiÖsen Catarrhen einstellt, rellectirt sich nun hie und da auf der äusseren Haut, und man sieht neben der Influenza, der Pertussis und manchen ihnen nahestehenden sogenannten Catarrhalfiebern nicht gar selten Ausschläge, Catarrhosen, er-scheinen. Es ist bekannt, dass sich bei heftigen epidemischen Catarrhen vorzüglich um die Zeit der Krisen zuweilen bald flache, bald mit kleinen Phlyktänen besetzte rothe Flecken (Erylhemata, Pioseolae u.s.w.) bilden; mau hat nicht nur einzelne, sondern in manchen Epidemien selbst sehr zahlreiche Fälle der Influenza mit solchen Ausschlägen verlaufen sehen, und dass ähnliche Eruptionen-zuweilen neben Keuchhusten vorkommen, haben schon Köchler, Laudo, Autenrieth u. A. bemerkt und hat mich wiederholte eigene Beobachtung gelehrt. Diese bald symptoma-tischen, bald kritischen Dermexanthesen neben anderweitigen ca-tarrhalischen Formen haben aber pine sehr geringe Selbststän-digkeit und Bestimmtheit der Gestalt, sind bald kleine und umschriebene,, bald grosse und diflüse rothe Flecken, bald Quadeln, Knötchen oder Bläschen, und wenn sich auch im All-gemeinen von ihnen sagen lässt, dass sie meistens blassroth und schmerzlos sind, selten über grosse Flächen, sondern meistens nur am obern Theile des Körpers erscheinen, olt eben so schnell verschwinden, als sie ausbrechen, selten sich deutlich, ab-schuppen und nie Gefahr bedingen, so sind sie doch, wie die Sachen bis jetzt stehen, nicht mit Genauigkeit zu beschreiben, von andern, namentlich den erysipelatüsen Dermexanthesen zu trennen und in Arten und Gattungen zusammenzustellen. Alan hat ihnen wenig Aufmerksamkeit geschenkt; da sie nicht

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9 4 2 Dritte Klasse. Dermexanthesen.

staut, sondern nur ausnahmsweise, hei den genannten Leiden erscheinen und in der Regel ohne sonderlichen Einfluss auf" den Verlauf derselben sind. Ob sie die Ansteckungsfälligkeit der Krankheiten, welche sie begleiten, erhöhen, weiss ich nicht zu sagen.

9. Dieselben Verhältnisse aber, welche der catarrhalischen Constitution die .Influenza, den Keuchhusten u.s.w. zuweilen mit symptomatischen Dermexanthesen entwachsen lassen, rufen aus ihrem Schoosse auch eine idiopathische Catarrhose, die Masern, hervor, bei welchen mit ähnlicher Schleimhaulaffection,

als in jenen Formen vorkömmt, ein bestimmtes Exanthem ver-bunden ist, eine Dermexanthese, die als die höchste Ausbil-dung des catarrhalischen Krankheilsprozesses zu betrachten ist und in Bezug auf Regelmässigkeit des Verlaufes, Contagiosität u.s.w. keiner andern Form nachsieht. Es verhalten sich die Masern zu den neben fieberhaften Catarrhen, Influenza, Keuch-husten u. s. w. vorkommenden Ausschlägen wie idiopathischer Friesel und Plantaria zur symptomatischen Miliaria und Rheu-matokelis, nur sind die Morbiden ungleich entwickelter als die genannten Rheumatosen, wie wir bei ihrer speciellen Betrach-tung sehen werden.

T h eilnahm e des G e s a m m t o r g a n i s m u s.

Wenn Catarrhe im Allgemeinen bald mit, bald ohne Fie-ber verlaufen, so sind es doch nur fieFie-berhafte Formen, welchen sich symptomatische Dermexanthesen beigesellen, und wahre Ma-sern kommen nie ohne Fieber vor. Es kann das Fieber, wie erwähnt, den dreifachen Character tragen.

V e r t h e i l u n g und M i t t h e i l u u g .

Es wurde bereits gesagt, dass sich catarrhalische Exan-theme meistens nur solchen Formen beigesellen, bei denen die Schleimhaulaffection den ganzen Tractus der Luftwege einnimmt, und auch bei den Masern leidet der ganze Respirationskanal, überdies noch das Auge und oft manche andre benachbarte Schleimhaut. Dass die symptomatischen Catarrhosen meistens nur kleine Hautstrecken, namentlich am Halse, dem Kopfe und der Brust, einnehmen, wurde schon oben bemerkt, der Masernausschlag hingegen verth eilt sich über die Haut des ganzen Körpers..

Was die M i t t h e i l u n g anlangt, so sind die

symptoma-Zwei und zwanzigste Familie. Catarrhosen. 9 4 3 tischen Catarrhosen zwar flüchtig, allein ich kenne kein Bei-spiel, dass ihr Zurücktreten schlimme Folgen gehabt hätte.

Dass hingegen die Masern Metastasen machen, wird später er-örtert werden.

Complications f ä h i g k eit.

Der catarrhalische Krankheitsprozess geht zahlreiche Ver-bindungen mit andern pathischen Vorgängen ein, und desshalb kommen auch die symptomatischen Formen dieser Familie, wie jene der vorausgehenden, neben Affectionen vor, welche keine reinen Catarrhe sind, sondern zu deren Bildung das catarrha-lische Element nur beigetragen hat. Auch neben dem Croup,

der Bronchitis und ähnlichen Formen sieht man zuweilen Aus-schläge, welche den catarrhalischen analog zu sein scheinen. Von den Complicatiouen der Masern wird bei ihnen die Rede sein.

Aetiologie.

Die Catarrhe im Allgemeinen, für welche jedes Lebens-alter und Geschlecht, jede Constitution und Individualität A n . läge besitzt, zeigen hinsichtlich der sie bedingenden Schädlich-keiten eine grosse Übereinstimmung mit den Rheumen. Rascher

Temperaturwechsel und grosse Feuchtigkeit der Atmosphäre begünstigen auch sie, und ihre gewöhnliche Veranlassung ist Verkällung. Man sieht sie deshalb häufig neben Rheumatismen nicht nur in derselben Zeit, sondern auch in denselben Sub-jecten. Doch scheint es, als ob im Vorfrühlinge mehr die

Catarrhe, im Spätherbste mehr die Rheumen vorwalteten, und während im Sommer, wenn sich die Luft plötzlich abkühlt, häufiger Rheumatismen entstehen, kommen im Winter bei ein-, tretendem Thauwetter am liebsten Catarrhe vor. Wie der rheumatische wird auch der catarrhalische Krankheitsprozess gern zum Ton angebenden im allgemeinen Erkranken, und die Constitutio catarrhalis kömmt so gut, als die rheumatische, bald als annua, bald als intercurrens und stationaria vor.

Wenn aber die catarrhalische Constitution auch die herr-schende ist und gewöhnliche Catarrhe noch so häufig und ver-breitet sind, zeigen sich desshalb doch nicht immer jene typi-schen, mit Nervenaffection verbundenen Formen, denen sieh die symptomatischen Catarrhosen beizugesellen pflegen, und die Masern. Es bedarf, wie es scheint, noch anderweitiger, gröss-tentheils noch unbekannter Agentien, um der Constitutio

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9 4 4 Dritte Klasse. Dermexanthesen.

boriim catarrhalis jene höhere Ausbildung zu geben, durch welche sie Influenza, Pertussis und Morbillen hervorbringt und diese Formen in bald grösseren, bald kleineren Epidemien sich aus-breiten lässt. Örtliche Verhältnisse, wie sie die Bildung der Rheumalosen j namentlich des Frieseis, begünstigen, scheinen keinen Einlluss zu haben, denn wenn auch die gewöhnlichen Catarrhe häufiger in hohen Breiten als in warmen Kliniaten sind, so kommen doch gerade die genannten höher entwickel-ten, exanthematischen Formen unter allen Himmelsstrichen vor und verbreiten sich zuweilen in einem Seuchenzuge über Taü-sende, YOII Meilen. Die allen Dermexanthesen förderlichen Mo-mente (p. S76) iufluireu zwar auch auf die Catarrhosen, allein auch sie erklären uns das Erscheinen der genannten Formen zu manchen Zeiten, in welchen gewöhnliche Catarrhe selbst selten sein können, und ihren Mangel in anderen Perioden, in welchen die gewöhnliche catarrhalische Constitution sehr deut-lich hervortritt, nicht hinreichend, und ' ob uns eine genauere Kenntniss der electromagnetischen Verhältnisse unserer Erdku-gel und der Atmosphäre, in deren Abweichungen vom Normal man nicht ohne Wahrscheinlichkeit in neuerer Zeit die Ursache der Influenzaepidemien gesucht hat, dereinst genügenden Auf-schluss geben werde, steht zu erwarten.

Die hiehergehörigen Formen und namentlich die Masern entstehen aber nicht nur spontan, als Erzeugnisse einer hoch entwickelten catarrhalischen Constitution, sondern werden oft durch ein C ö n t a g i u m hervorgerufen, dessen Eigenschaften bei einer andern Gelegenheit näher betrachtet werden sollen.

V o r k o m m e n und g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g . Sowohl jene Krankheiten, bei denen sich die symptoma-tischen Catarrhosen zu zeigen pflegen, als die Masern erschei-nen fast niemals sporadisch, sondern gewöhnlich in grossen, weitverbreiteten Epidemien. Es gibt übrigens Seuchen der In-fluenza, Pertussis und dergleichen Leiden, bei welchen sich durchaus keine Hautausschläge finden, andre, in denen sie nur seilen, und wieder andre, in denen sie ziemlich häufig vorkom-men. Constant, wie bei den Masern, sind Dermexanthesen bei diesen Formen niemals, und in allen ihren Epidemien verlief die grosse Mehrzahl der Krankheitsfälle ohne Ausschlag. Endemisch sind die Catarrhosen nicht, und die geographischen Dimensionen

Zwei und zwanzigste Familie. Catarrhosen. 9 4 5 scheinen ohne Bedeutung für ihre Verbreitung zu sein, man siebt sie im Norden wie im Süden, im Westen und Osten, bei beträchllicher und geringer Elevatiou.

V e r l a u f , D a u e r , A u s g ä n g e und Prognose.

Die symploma lisch en, neben andern Krankheiten ausbre-chenden Catarrhosen verlaufen acut, verschwinden in der Regel nach wenigen Tagen und schuppen sich, wie erwähnt, nur selten ab. Zuweileu kommen sie um die Zeit der Krisen zum Vorscheine und scheinen ein Supplement dieser, von wohlthäli-gem Einflüsse auf den Kranken zu sein ; häufig aber brechen sie auch auf der Hübe der Krankheit aus und verlaufen, ohne auf

t diese eine merkliche Einwirkung zu äussern, neben ihr und bevor sie ihr Ende erreicht hat. Sie können nicht allein in demselben Individuum, sondern in derselben Krankheit zwei-mal erscheinen, verschwinden und wiederkehren. Sie sind flüchtiger Natur, allein ich weiss nicht, dass ihr Zurücktreten Verschlimmerung gebracht halte. In prognostischer Hinsicht ha-ben sie nur Bedeutung, wenn sie als Krisen erscheinen.

Anders verhält es sich in diesen Beziehungen mit der idio-pathischen Catärrhose, den Masern, wie bei ihrer Abhandlung auseinander gesetzt werden soll.

B e h a n d l u n g .

Es würde mich allzuweit über die Gränzen der mir ge-setzten Aufgabe führen, wenn ich von der Therapeutik der

Catarrhe überhaupt und in specie jener Formen sprechen wollte, denen sich die symplomalischen Catarrhosen zuweilen beigesel-len, denn es hat die Gegenwart oder der Mangel dieser Haut-veränderungen durchaus keinen modificirenden Einfluss auf die Behandlung der Iuüuenza, Pertussis u. s. w. Niemals erheischen diese Eruptionen die Anwendung bestimmter Mittel, und nur dort, wo sie mit kritischer Bedeutung erscheinen, mag es nülhig sein, wie von andern Krisen, auch von ihnen alle Schädlichkei-ten abzuhalSchädlichkei-ten, welche ihre Entwicklung stören, ihr Zurück-sinken bewirken könnten.

Über die Behandlung der Masern werde ich bei ihrer spe-ciellen Betrachtung ausführlich sprechen; sie richtet sich übri-gens ganz nach den allgemeinen Regeln, welche ich oben für die Therapeulik der Dermexanthesen überhaupt aufgestellt habe.

946 I I I . Kl. Zwei und zwanzigste Familie. Catarrhosen.

E i n t h p i l u n g ,

Ich habe bereits erwähnt, dass man die Exantheme, welche sich der Influenza, manchen Catarrhalfiebera, der Pertussis und ähnlichen Formen beigesellen, noch nicht' genug berücksichtigt hat, um sie genau beschreiben, von andern diagnosliciren und in Genera und Arten zusammenstellen zu können. Ich selbst habe diese Eruptionen noch nicht häufig genug gesehen, um be-urtheilen zu können, welche ihrer wandelbaren Gestaltungen die primären und häufigeren seien, welche Beziehungen zwi-schen der Form des Grundleidens und jener des Ausschlages stattfinden, und wie viel von den Modificationen, welche die Hautveränderung erleidet, auf Rechnung etwaiger Complication u. dgl. kömmt, und bin daher nicht im Stande, ihre Classifi-cation zu versuchen und mehr über sie zu sagen, als bereits geschehen ist. Es bleibt mir somit nur die genauere Betrach-tung der idiopathischen Catarrhose, der einzigen GatBetrach-tung Mor-billi übrig.

Gattung. Morbilli.

Die Masern.

Etymologie. Die Benennung Morbilli scheint aus dem Diminulivum von morbus,, morbo, die Krankheit und %wv i\ojVjV die Pest, entstanden zu sein, gleichsam die kleine Pest zu bedeuten. Sie kömmt zuerst bei den Arabislen vor.

Synonyme. Hhasbah Arab. — Blacciae med.aev. — Rubeola Sauvages, Willan, Rayer, Alibert et alii. — Phoe-nicismus Plououet. — Die Flecken, die rothen Flecken, die Kinderflecken. — Rougeole. — Measles. — Rosolia.

Das Alter der Masern ist nicht mit Gewissheit zu bestim-men. Seiinert, Manardus, Bateman u. A. haben zwar behaup-tet, es sei dies Exanthem schon dem Hippocrates, Herodol, Galen und Aétius bekannt gewesen, und Odier hat sogar die Pest des Thucydides für eine Masernseuche gehalten, allein die Stellen, welche für ihre Ansicht zeugen sollen, lassen sich mit viel. geringerem Zwange auf andre Ausschläge beziehen, und es ist, wie Gruner und Sprengel bereits dargethan haben, wahr-scheinlicher, da6s zu den Zeiten der Griechen und Römer

Mor-Gattung. Morbilli. 94?

billen noch unbekannt gewesen seien. Dagegen beschreiben sie uns die Arabér (vorzüglich Rhazes , aber auch Avicenna, Haly Äbbas u. A.) mit unverkennbaren Zügen; sie nennen sie Hhas-bah, ihre abendländischen Ubersetzer und "Abschreiber Blacciae, Rosalia, Morbilli, Synesius X t m r j x a l n v x v r j Xot/uv.rj. Rhazes hat sie ziemlich scharf von der Variola diagnosticirt; Avicenna hingegen hält sie nur für eine Varietät der Pocken, und die-ser Ansicht des so gewichtigen Mannes, die vielleicht in dem nicht seltenen gleichzeitigen Vorkommen beider Exantheme eine Stütze fand, ist es wohl zuzuschreiben, dass im ganzen Mittel-alter Variola^ und Morbilli gemeinschaftlich und mit offenbarer Vernachlässigung der Letzteren besprochen wurden und keine Erwähnung einer Masernseuche vor dem 16ten Jahrhunderte auf uns gekommen ist. Schnürrer hat zwar in der Febris ilalica des Jahres 877, die in weiter Ausbreitung herrschte und vor-züglich dem Heere Carlmanns verderblich war, Morbillen ver-mulhet, allein die Quellen (Aunal. Fuldens., Hermann. Con-tract. etc.) gedenken keines Exanthems, und das mit Husten und Ophthalmie verbundene Leiden kann eben so gut nur Inlluenza gewesen sein. Die ersten unbezweifelbaren Nachrichten von eigentlichen Masernepidemien geben uns Forest (1563), Lange (1565), Ballonius (1574/5), und Schenk (1600); vorzüglich ha-ben sich aber Sydenham und Morton um die genauere Kenntniss unserer Krankheit verdient gemacht, welche sie, wie R i -viere 1655 zu Moutpellier, 1670—74 in England epidemisch beobachteten. Seit dieser Zeit sind Seuchen der Morbillen l-asch auf einander gefolgt, haben bald mit gutartigem, bald mit bös-artigem Character in den verschiedensten Ländern Europas ge-herrscht und sind auch andern Welltheilen nicht fremd geblie-ben. Ich habe 3 solcher Seuchen 1828/29, 1832. und 1840 beobachtet, von welchen die zweite die beträchtlichste war.

Gattungschar a et er.

Nach Vorläufern von ziemlicher Dauer, welche sich als ein fieberhafter Catarrh des ganzen Tractus der Luftwege mit Augenleiden und Theilnahme der Brustnerven darstellen, er-scheinen zuerst im Gesichte, am Halse und der Brust kleine, rundliche, blassrolhe, etwas über die Haut erhabene Flecken, welche in ihrem von einem Haar durchbohrten Centrum zu-weilen ein kleines Knötchen oder Bläschen tragen und deren

948 I I I . K I . Zwei und zwanzigste Pamiiie. Catarrhosen.

Rothe unter dem Fingcrdrncke schwindet, sich aber rasch vom Centrum aus gegen die Peripherie-, wieder herstellt. Diese Fle-cken verbreiten sich mit einer Eruption in regelmässiger Ord-nung über den ganzen Körper, die catarrhalischen Zufälle und das Fieber währen in der Regel auch in ihrem Blütensladium fort und entscheiden sich erst, wenn das Exanthem nach fünf-bis siebentägiger Dauer kleienfürmig zu desquamiren beginnt.

Die. Krankheit ist ansteckend und befällt nur einmal im Leben, E i n th eilung.

Man hat die Gattung Masern auf verschiedene Weisen ei u -gelheill, bald normale und anomale, bald gutartige und bösar-tige Morbillen unterschieden und zuweilen nach den Modifikatio-nen, welche der Ausschlag erleiden kann, zuweilen nach dem Character des begleitenden Fiebers, den Complicationen u.s.w.

Species und Varietäten gebildet: diese verschiedenen Arten und Abarten sind aber keine von der Natur scharf abgegränzlen Formen, sondern gehen häufig in einander über und werden durch ein und dasselbe Cöntagium erzeugt, wenn gleich ihre Differenz für die Praxis nicht ohne Werth ist. Ich werde zu-erst die einfachen, erethischen, gutartigen Masern als Haupt-form schildern, lind dann die vorzüglichsten Abweichungen von derselben in Bezug auf Fiebercharacter, Complication, Be-schaffenheit des Exanthems u.s.w. als V a r i e t ä t e n betrachten.

liauptform. Morbilli siniplices.

Die einfachen Masern.

Synonyme. Morbilli benign!, normales, erelhici. —-Die gutartigen, regelmässigen, erethischen Masern. '

Abbildungen. Bat. 19. — Fror. 10. 1. i. — Alib. 11. — Ray. 1. 2. Behr. 4. l.

Symptome.

Die Masern durchlaufen 4 deutlich geschiedene Perioden.

Erstes, S t a d i u m . V o r l ä u f e r .

In der Regel beginnt diese Periode mit nur leichten Z u -fällen , welche erst allmälig an Heftigkeit zunehmen. Zuwei-len litten die Kranken schon mehre Tage an katarrhalischen Erscheinungen, bevor sich Fieber einstellt, und meistens wech-selt erst. Frösteln mit Hitze, bevor letztere anhaltend wird.

Daun. injiciren sieh die Augen, werden von feinen Gefässen

Gattmig. Morbilli. 9 4 9 blassrolh gefärbt, brennen, jucken lind scheuen das Licht,

ver-lieren ihren normalen Glanz, sehen aus als ob sie mit feinem Staube bestreut waren und thränen viel. Die Nase wird ver-stopft und ergiesst eine dünne Flüssigkeit, welche die Oberlippe rölhel; die Kranken niesen viel, schnauzen sich oft, und nicht selten tritt Epistaxis ein. Häufig ist die Sprache rauh und hei-ser, Kratzen und Brennen im Halse und unter dem Slernum treten ein, und immer ist trockner, rauher, metallisch tönender Husten tief aus der Brust zugegen, welcher hie und da mit Würgen oder Erbrechen endet. Die Zunge ist weisslich belegt, aber feucht, der Geschmack pappig, die Esslusl gering, der Durst vermehrt, der Stuhl retardirt. Die Haut fühlt sich trocken und warm an, der Harn ist etwas höher gestellt, und der be-schleunigte Puls meistens voll, aber weich. Das Fieber remittirt deutlich am Morgen und exaeerbirt am Abende; die zweite Exacerbation ist gewöhnlich stärker als die erste, die dritte heftiger als die zweite, doch steigt die Pulsfrequenz selten bis zu 120 Schlägen in der Minute. In der Regel währt dies Sta-dium vom Eintritte des Fiebers an gerechnet 3 , zuweilen aber auch 4 bis 5 Tage, und gegen sein Ende hin, 6 bis 12 Stun-den vor dem Eintritte der Hauteruption, bedeckt sich meistens die Schleimhaut der Mundhöhle, der Fauces und der Nase mit zahlreichen rothen Puncten und Flecken von der Grösse der Stecknadelköpfe und Linsen. Die catarrhalischen Zufälle und das Fieber nehmen bei diesem Innern, wahrscheinlich -über die ganzen Luftwege verbreiteten Ausbruche zu, die Secretion der Speicheldrüsen vermehrt sich etwas und der Athem riecht

ei-gentümlich säuerlich., • Z w e i t e s S t a d i u m . E r u p t i o n . ,

Gewöhnlich in der Abend exacerbation unter grosser Unruhe und heftigem Husten erscheint das Exanthem zuerst im Gesichle und am Halse, verbreitet sich aber, regelmässig, von oben nach unten weilerschreilend, allmälig über den ganzen Körper. Es besteht aus blassrolheu, rundlichen oder ovalen Flecken, deren Rand nicht scharf abgeschnitten, sondern in die Umgebung verdiessend ist, die in der Mitte etwas lebhafter roth als in der Peripherie: sind und meistens die Grösse ..kleiner Linsen haben. Sie fühlen sich etwas rauh und erhab.en an, und un-ter der Loupe gewahrt man oft, jedoch nicht immer, im

Mit-950 III. K L Zwei und zwanzigste Familie. Catarrhosen.

telpuncte jedes Fleckens ein kleines rotlies Knötchen oder was-serlielles Bläschen, welches von einem Haare der Lanugo durch-bohrt wird. Der Fingerdruck macht die Rothe schnell ver-schwinden, allein eben so schnell stellt sie sich, und zwar vom Centrum gegen die Peripherie hin, wieder her. Solche Flecken brechen an allen Körperlheilen in grosser Anzahl hervor, blei-ben aber, wenn auch dicht stehend, doch meistens deutlich von einander geschieden; nur im Gesichte iiiessen sie gern zu-sammen und bedingen oft eine nicht unbeträchtliche Anschwel-lung der Augenlieder und selbst des ganzen Gesichtes. Sie jucken und schmerzen nicht. Während der Eruption, die 24 bis 36 Stunden braucht, bis sie sich über den ganzen Körper verbreitet hat, sind sowohl die catarrhalischen Zufälle, als das Fieber am heftigsten, und vorzüglich in dieser Periode verbrei-ten die Kranken einen eigenthümlichen Geruch, welchen man mit jenem von frisch gerupften Federn verglichen hat. .

D r i t t e s S t a d i u m . F l o r e s c e n z .

Nachdem der Ausbruch vollendet ist, lässt das Fieber nach, ohne jedoch völlig zu verschwinden; die Rothe und Empfind-lichkeit der Augen, die Heiserkeit, der metallisch tönende, ner-vöse Husten dauern, wenn auch in gemildertem Grade, fort, und noch immer bemerkt man die fleckige, punclirte Ruthe in der Mund- und Rachenhöhle; doch wird gegen den zweiten und dritten Tag nach der Eruption die Absonderung der leidenden Schleimhäute etwas reichlicher, consisteuter und milder. Das Exanthem steht auf der Haut, lebhafter an der obern, als an der unteren Körperhälfte gefärbt und intensiver in der Abend-exacerbaliön, als in der Remission am Morgen hervortretend.

Die Haut ist vorzüglich gegen Abend warm und trocken, der Puls macht 100 bis 110 Gehläge und, ist weich, der Harn et-was hochgefärbt, der Durst vermehrt, die Esslust gering und der Stuhl angehalten.

V i e r t e s Stadium. D e s q u a m a t i o n .

Meistens am fünften Tage nach der Eruption, zuweilen aber auch erst am sechsten oder siebenten verblasst der Ausschlag, wird gelblich und fängt an, sich in derselben Ordnung, in welcher er ausbrach, in kleinen Epidermislamellen, kleienför-mig abzuschuppen. Gleichzeitig entscheidet sich das Fieber durch kritische Schweisse und schleimiges Sediment im Harne,

G a t t u n g . M o r b i l l i . 951 zuweilen auch, durch Epislaxis, und das Auge wird frei, die Nasenschleimhaut secernirt dicken Schleim, die Mundhöhle stösst ihr Epithelium ab, der Husten verliert seinen metallischen Klang, wird feucht und bringt Sputa cocla. Nicht selten stellen sich auch breiige Darmausleerungen oder Durchfälle ein, welche die Patienten sehr erleichtern. Die Dauer dieser Periode ist unbestimmt, bald nur 7, bald 14 und mehr Tage.

V a r i e t ä t e n .

Von diesem normalen Verlaufe der Morbillen gibt es manch-fache Abweichungen , zahlreiche Varietäten, welche theils durch das begleitende Fieber, theils durch die Beschaffenheit des Exanthems, theils durch die mehr oder minder grosse

Ausbil-dung der Krankheit und die Complicationeu mit andern Leiden bedingt werden. Am wichtigsten für die Praxis sind jene Ab-arten, welche sich nach der Differenz des Reactionscharaelers und des Fiebers ergeben, und ich werde desshalb nur von ih-nen ausführlicher sprechen. Für die Diagnostik sind übrigens

auch die andern Varietäten von Bedeutung, und ich muss ihrer daher mindestens kurz gedenken.

a. V a r i e t ä t e n in Bezug auf den Reactionscha-racter und das F i e b e r .

Ich unterscheide in dieser Hinsicht 3 Varietäten, die syno-chalen, nervösen (einfach torpiden) und die septischen (torpiden und fauligen) Masern.

Erste Varietät. Morbilli synoclmles.

Die entzündlichen Masern.

Synonym. Morbilli iuflammatorii.

Symptome.

Bei dieser Form treten die Vorläufersymptome in der Re-gel plötzlich mit heftigem Schüttelfroste, auf den intensive Hitze folgt, ein. Die Kranken haben starke Cephaläe in der

Gegend der Sinus frontales, oft wahre Ophthalmie und nicht seilen mehr oder minder beträchtliche Congeslionen nach dem Kopfe, rothes Gesicht, Sinnestäuschungen, Delirien oder Schlaf-sucht. Die Nase ist trocken, der Schmerz im Halse und auf der Brust brennend, heftig, nicht selten sind die Fauces ent-zündet. Die Respiration ist erschwert, der Husten äusserst hef-tig, quälend, zuweilen bluhef-tig, und gern bilden sich schon in