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992 I I I . Kl. Drei und zwanzigste Familie. Erysipelatosen.

Dauer verbreitet sich über einen Theil der Haut eine exanlhe-matische, an den Rändern ins Gelbliche spielende Rothe mit Geschwulst und brennendem Schmerze, welche 4 Tage nach ihrem Ausbruche wieder verblasst und mit Desquamatio mem-branacea endigt. Das Fieber und Schleimhaulleiden entscheidet __sieh bald durch die Eruption, bald durch die Abschuppung.

Zuweilen schiessen auf der Hautröthe Blasen auf, die in bern-steinfarbne Krusten vertrocknen.

Eintheilung.

Man hat das Erysipelas nach der befallenen Hautstelle, nach dem Aussehen des Exantheiues, nach dem Fiebercharacter u.s.w.

verschieden eingetheilt. Ich unterscheide drei Species, Erysipe-las vulgare, neonatorum und senile, von welchen aber die erste zahlreiche Varietäten bildet. Ich werde jede dieser Arten ein-zeln besprechen.

I . Gattung. Erysipelas. 993 A b b i l d u n g e n . Ray. 1. 8. — Fror. 41. i. — Belir. 5. i.

Symptome.

Es lassen sicli dieselben Stadien, als bei andern Dermexan-thesen unterscheiden. .

Erstes Stadium. V o r l ä u f e r .

Die Krauken werden von Frösteln befallen, auf welches intensive flitze folgt. Kopfschmerz in der Stirne stellt sich ein, die Esslust verliert sich, und der Durst wird vermehrt. Die Zunge ist weissgelblich belegt und au den Rändern nicht selten lebhafter roth, als normal, der Geschmack im Munde bitter, und wenn die Patienten etwas geniessen, erregt es ilinen Druck im Magen; sie brechen es, mit Galle gemischt, häufig wieder aus. Auch spontan ist nicht selten bitteres Anfstosseu und E r -brechen zugegen; der Stuhl ist in der Regel angehalten oder hart. Die Maut fühlt sich warm und in der Abendexaccrbalion trocken an, am Morgen finden sich zuweilen partielle Schweisse;

der Puls ist frequent (100 — 120), grosswellig, hüpfend^ aber weich, uud der Harn bierbraun oder jumentös. Diese Erschei-nungen währen mit Nachlass am Morgen und Zunahme-in den Abendstunden meistens 24, zuweilen aber auch nur 12 und hie und da 48 bis 72 Stunden.

Z w e i t e s Stadium^ A u s b r u c h .

Die Eruption »erfolgt meistens in der Nacht oder gegen Morgen und häufiger auf der rechten, als auf der linken- Go-sichtshälfte. Sie verkündet sich durch ein lästiges Spannen und Stechen an irgend einer Stelle der Haut, gewöhnlich vor dem Ohre, eine Empfindung, welche sich bald rascher, bald langsamer über die Wange u. s.w. ausbreitet. Das Gesicht röthet sich, fühlt sich heiss und trocken an und schwillt auf. -'Gewöhnlich ist1 die Rothe ziemlich lebhaft, an den Rändern,' die Sich mehr állma-iig in die normale Gesichtsfarbe Verlieren^ zeigt- sie einen leich-ten gelblichen Teint,' und wenn man sie unter dem Finger-drucke verschwinden macht, erscheint die Haut nicht nornialj sondern gelblich gefärbt; schnell stellt sich die Rothe, von der Peripherie aus zusammenfliessend, wieder her. Die Geschwulst ist selten beträchtlich, weich, an den Augeuliedern, Lippen und Nasenflügeln gern ödemalüs; die Erhöhung der Tempera-tur für die zufülilende Hand empfindlicher, als für den Ther-mometer. In 12 bis 24 Stunden ist die Eruption gewöhnlich

994 III. K I . Drei und zwanzigste Familie. Erysipelatosen, vollendet., die Rose bald nur über einen Tbeil, bald über die ganze Hälfte des Gesichtes und zuweilen über das ganze Ge-sicht verbreitet.

D r i t t e s S t a d i u m . B l ü t e .

Mit dem Ausbruche des Exanthems lässt in der Regel das Fieber nach, und nicht selten verschwindet es nebst den Schleim-hautsymptomen vollkommen, indem Schweiss und gallige Stühle eintreten. Häufig dauert es aber, wie Kopfschmerz, Appetitlo-sigkeit u.s.w», in gemässigtem Grade fort. Das Exanthem steht 4 Tage auf der Haut, ist am Abende lebhafter als am Morgen gefärbt und verursacht leichtes Spannen und Brennen. Reibt man die gerüthele Fläche mit Seide oder Pelzwerk, so zeigt der Electrometer bedeutende Grade von Electricität. Nicht sel-ten nimmt die Geschwulst während dieses Stadiums noch zu, und zuweilen schreitet das Rolhlauf noch am zweiten, dritten und vierten Tage peripherisch weiter, wandert von einer Ge-sichtshälfte auf die andre, vom Gesichte auf den Hals, den Nacken, die behaarte Haut des Kopfes u. s. w.

V i e r t e s Stadium. Abschuj>pu ng.

Vom vierten auf den fünften Tag der Eruption verblasst die Rose in derselben Ordnung, in der sie zum Ausbruche kam, die Geschwulst sinkt zusammen, die Haut wird feucht, kühler, und die Epidermis fängt an, sich in grossen Lamellen abzu-schuppen. Gleichzeitig treten, wo Fieber und gastrische Symp-tome im Blütenstadium fortdauerten, Krisen für diese ein. Der Schweiss, welcher von der afficirten Parlhie der Cutis abgeson-dert wird, reagirt deutlich alkalisch, und waren behaarte Haut-stellen befallen, so gehen nicht selten mit der Desquamation die Haare aus. Es währt diese Periode bald nur 3 bis 4, bald aber auch 7 und mehr Tage, und zieht sich vorzüglich dort in die Länge, wo der Ausschlag wanderte, da die Abschup-pung jeder Stelle erst am vierten bis fünften Tage nach ihrem Befallenwerden eintritt»

V a r i e t ä t e n .

Von dieser Hauptform weicht das Erysipelas vulgare bald in Bezug auf die afficirte Stelle, bald hinsichtlich der Beschaf-fenheit des Exauthems, bald in Rücksicht auf den Character des begleitenden Leidens, bald durch Complicationen ab, uud wir haben zahlreiche Varietäten zu betrachten.

I . Gattung, Erysipelas. 995 a. V a r i e t ä t e n n a c h dem Sitze.

Es kann die Rose fast an allen Körperteilen vorkommen;

am häufigsten aber werden von ilir, ausser dem Gesichle, die Extremitäten, die Brüste und die Genitalien befallen, und es gibt hiernach folgende Varietäten:

Erste Varietät. Erysipelas extremilalurri.

, Die Gliederrose.

Abbildungen. Fror. 4 1 . i . — Alib. 2 .

Das Exanthem erscheint hier unter denselben Vorläufern, als bei der Hauptform, in der Regel am untern Thejle des Schieubeins und in der Gegend der Fussknöchel, seltener am Vorderame, der Hand, der Schulter oder dem Oberschenkel, und breitet sich bald mehr, bald weniger, hie und da über den ganzen Unterschenkel oder Arm aus. Der Verlauf ist dem der Hauptform völlig gleich, und noch häufiger als bei dieser verschwinden nach vollendeter Eruption alle Symptome des in-neren Leidens.

Zweite Varietät. Erysipelas mammarum.

Dig Rose der Brüste.

Man beobachtet diese Form vorzüglich in Schwangern, Wöchnerinnen und stillenden Frauen, seltener in andern Sub-jecten. Sie befällt bald nur eine Brust, bald beide nacheinan-der, bedingt oft grosse Geschwulst und heftigen Sehmerz, ver-läuft aber sonst in der Regel wie die Hauptform.

Dritte Varietät. Erysipelas muliebrmm.' Die Rose der weiblichen Genitalien.

Ich habe diese Form wiederholt in alten Frauen gesehen;

die Schaainlippen waren gerötet und bedeutend angeschwollen, und die Schleimhaut der Scheide war empfindlich, roth und sonderte beträchtliche Mengen eines gelblichen, dünnflüssigen Schieimes ab. Das Fieber war heftig, die gastrischen Zufälle stark und der Verlauf, wie später angegeben werden wird, nicht immer günstig.

Vierte Varietät. Erysipelas virilium.

Die Rose der männlichen Genitalien.

Bei dieser im Allgemeinen seltenen Abarl beginnt nach den

99G I I I . K.I. Drei und zwanzigste Familie. Erysipelatosen.

ge-wühnliclien Vorläufern die Exaulhembildung bald an der Vor-haut,'bald am Scrotum, verbreitet sich aber gewöhnlich über die ganzen Geschlechtstheile. Die Geschwulst ist in der Regel bedeutend i''.und wie bei der vorigen Varietät nimmt zuweilen die Schleimhaut Antheil, begleitet tripperartiger A.usfluss die Rose. In andern Fällen sind die Hoden oder Leistendrüsen an-geschwollen, schmerzhaft u. s. w.

b. V a r i e t ä t e n n a c h der B e s c h a f f e n h e i t des E x -anthems.

Ausser dem oben beschriebenen Erysipelas laevigatum, bei welchem sich dio erysipelatöse Rothe gleichmässig über ein grösseres Continuum verbreitet, unterscheidet man in dieser Rücksicht folgende Abarten:

Fünfte Varietät. Erysipelas variegatum.

Die fleckige Rose.

Statt einer gleichmässigen rothen Fläche bilden sich am befallenen Theile (vorzüglich ini Gesichte Und an den Brüsten) unregelmässige, verschieden grosse Flecken, die bald intensiv, bald nur blass geröthet sind. Die Geschwulst ist in der Regel gering. Die Abschuppung findet in kleineren Lamellen als bei der Hauptform statt, sonst ist der Verlauf wie bei dieser.

Sechste Varietät. Erysipelas oedematodes.

Die Rose mit Wassergeschwulst.

Abbildung. Alib. 2.

Bei dieser Form, welche ausser im Gesichte vorzüglich an den Genitalien beobachtet wird, ist die Geschwulst sehr beträcht-lich,, weich, den Fingerdruck bewahrend, glänzend und durch-scheinend , die Rothe sehr blass und die Hitze der Haut gerin-ger, als bei andern Abarten. Die Haut und das Zellgewebe unter ihr sind mit Flüssigkeit infiltrirt; es steht die Affection gleichsam zwischen Erysipelas laevigatum und Oedema» acutum in der Mitte. Langsamer, als bei anderer Rose, sinkt die Ge-schwulst zusammen und tritt die Desquamation, welche oft nur furfüracea ist, ein.

Siebente Varietät. Erysipelas bullosum.' Die Blasenrose.

Synonym. Erysipelas pustulosum, vesiculosum.

DieBlat-terrosc. ,

I . Gattung. Erysipelas. 9 9 7 Abbildungen. Alib. 4. — Ray. 1. 9. — Fror.-41. 2.

3, —Belir. 5. 2. 3.

Es beginnt diese Abart, welche vorzüglich gern im Gesichte, zuweilen aber auch an andern Körpertheilen erscheint, ganz wie einfache Rose. 12 bis 24 Stunden nach dem Ausbruche der flachen Hautröthe aber erhebt sich auf ihr hier und dort die Epidermis zu unregelmässig geformten, verschieden grossen Bläschen und Blasen (E. vesiculosum und bullosum), welche mit einer helleu, leicht ins Gelbliche 'spielenden Flüssigkeit ge-füllt sind. Nur selten ist der Inhalt der Blasen trübe und ei-terartig (E. pustulosum); stets reagirt er ausgezeichnet kaiisch.

Es erregen diese Blasen ein lebhafteres Brennen, als einfache Rose, stehen aber nur kurze Zeit, 3 bis 4 Tage, und ver-trocknen, wenn die Rothe verblasst, bald indem sie platzen, bald ohne zu zerreissen in bernsteinfarbne, lamellöse Grinde, welche bald und ohne Narben zu hinterlassen abfallen, während die Epidermis in ihrem Umkreise descruamirt.

c. V a r i e t ä t e n nach dem Reactionscharacter.

Wichtiger als die Verschiedenheiten des gewöhnlichen Roth-laufes nach seinem Sitze und der Gestaltung des Exanthems sind für die Prognose und Therapeutik jene Differenzen, welche durch das Abweichen der Reaction vom Normalgrade des Ere-thismus, durch den Character des begleitenden Fiebers bedingt werden. Es bilden sich hiernach folgende Abarten:

. • •• . . . . . .

Achte Varietät. Erysipelas synochale.

Die entzündliche Rose.

Synonym. Erysipelas phlegmonodes.

Die im Allgemeinen kurzen Vorläufer sind sehr heftig, die Haut heiss und trocken, der Puls frequeht, voll und hart, der Harn sparsam und roth, der Stuhl hartnäckig verschlossen, und oft finden sich alle Symptome heftiger Kopfcongestion oder selbst der Encephalitis. Das Exanthem bildet sich, mei-stens im Gesichte, rasch aus, ist intensiv roth, gewöhnlich lae-vigatum oder bullosum, mit starker, ungewöhnlich praller und fester Geschwulst verbunden und veranlasst heftigen, stechenden und brennenden Schmerz. Oft schwellen benachbarte Drüsen entzündlich an. Das Fieber verschwindet nicht mit der Eruption, sondern währt mit früherer und zuweilen selbst mit vermehrter

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Heftigkeit das ganze Elütenstadium hindurch fort; seine Remis­

sionen sind undeutlich, und in der Exacerbation finden sich oft furibunde Delirien, Sinnestäuschungen, Schlafsucht u. dgl. Tritt die Desquamation ein, so erfolgt sie schnell und in grossen Stücken, und das Fieber macht reichliche Krisen durch die Haut, den Darm und die Nieren. Oft kommen aber auch andere Ausgänge, namentlich in Eiterung, in innere Entzündungen u. dgl, vor.

Neunte Varietät. Erysipelas neivosum.

Die nervöse Rose.

S y n on ym. Erysipelas torpidum, asthenicum, adynamicum.

Die Kranken fühku sieb schon während der verhältniss-mässig langen Vorläufer äusserst matt, abgeschlagen und ver­

stimmt, ihr Gesicht ist blass, die Miene betäubt, der KopT ein­

genommen, schwindlich, im Hinterhaupte schmerzhaft, und Sin­

nestäuschungen, mussitirende Delirien und ähnliche nervöse Zu­

fälle sind zugegen. Die Zunge ist schmutzig und trocknend, oft findet sich krampfhaftes Erbrechen, Gastralgie, Durchfall u. dgl. Der Puls macht 120 bis 130 Schläge, ist klein, sehr schnell und oft unordentlich, die Haut heiss, aber welk, der Harn trübe oder spastisch. Die Eruption geht langsam vor sich, erscheint und verschwindet wieder und wechselt nicht selten ihre Stelle. Das Exanthem ist blass, meistens variegalum und mit geringer Geschwulst, zuweilen ätfcn? oedematodes. Auch hier hebt die Eruption die Vorläufersymptome nicht, sondern das torpide Fieber und die nervösen Erscheinungen währen ne­

ben der Dermexanthese fort und steigern sich nicht, selten zu lebensgefährlicher Höhe. Tritt die Desquamation ein, so er­

folgt sie laugsam und meistens als furfuracea, es findet sich mehr Lysis als Krisis, und häufig kommen bei der grossen Flüchtigkeit dieser Form- der Rose schlimme Metastasen stall des günstigen Ausgangs.

Zehnte Varietät. Erysipelas seplicum.

Die faulige Rose.

Synonym. 'Egvalnelas xuxóijőeg Hippoer. — Erysipe­

las putridum, ínaliguum, gangraenosum var.

Auch bei dieser Form fühlen sich die Kranken schon im

I . Gattung. Erysipelas. 999 Voiiauferstadium ungewöhnlich kraftlos und verstimmt, und finden sich nicht seilen leichte Delirien, Betäubung u. dgl. Da-bei ist die Zunge gewöhnlich stark und dunkel belegt, der Geschmack im Munde sehr übel, die Spannung in den Hypo-chondrien gross; die Haut ist. brennend heiss, der grosswellige, weiche Puls sehr frequent und der Harn trübe. Das Exanthem erscheint gewöhnlich ziemlich frühzeitig, meistens im Gesichte, zuweilen aber auch an anderen Theilen, den Genitalien, den Extremitäten u.s.w.; es ist nicht blass, wie bei der nervösen Rose, sondern livid, bläulich, kirschbraun, zuweilen selbst schwärzlich, und oft schiessen am .zweiten und dritten Tage mit eiteriger oder jauchiger Flüssigkeit gefüllte Blasen auf dem-selben auf, die sich gern in gangränescirende Geschwüre ver-wandeln. Das Fieber nimmt daneben immer mehr den putri-den Character an; Blutungen aus verschieputri-denen Gebilputri-den, Pur-puraflecken auf der Haut, colliquative Diarrhöe, zersetzter Harn, Ohnmächten, Sopor und ähnliche Zufälle stellen sich ein, und wendet sich die Krankheit auch zum Guten, so erfolgen die Krisen doch nur állmaiig, und die Reconvalescenz ist langwierig.

d. V a r i e t ä t e n d u r c h Coniplicationen bedingt.

Nicht selten complicirt sich die Rose, namentlich bei der Herrschaft der gastrisch erysipelatosen Constitution 'mit ander-weitigen Leidén, und es entstehen dadurch Mittel- und Ver-bindungsformen, in wekjien die exanfhematische Natur des Ery-sipelas oft manchfach modificirt wird. Die häufigsten und dess-halb der Erwähnung werthen Verbindungen dieser Art sind:

Eilfte Varietät. Erysipelas odontalgicum.

Die Zahnrose.

Nachdem längere oder kürzere Zeit Zahnschmerz voraus-gegangen, schwült die Wange der leidenden Seile an und rö-thet sich leicht. Die Geschwulst ist zuweilen ziemlich beträcht-lich; in dem Maasse, als sie sich ausbildet, lässt die Odontalgie nach. Oft verläuft diese Affection völlig fieberlos, und dann verschwindet sie nach einigen Tagen ohne Desquamation und Krisen. In andern Fällen begleitet sie .Fieber, das alle'Gha-ractere derFebris erysipelacea trägt, und dann fehltauch leichte Abschuppimg und Schweisskrise nicht.

1000 I I I . Kl. Drei und zwanzigste Familie. Erysipelatosen.

Zwölfte Varietät. Erysipelas nlalgiciim.

Die Kose mit Ohrenschmerz.

Dieses mit Rothlaufaffecliou des inneren Ohres verbundene Erysipelas,beginnt ganz wie einfache Gesichtsrose. Um.die Zeit der Eruption aber stellen sich Schwerhörigkeit, stechende Schmer-zen im inneren Ohre und Äusiluss einer serösen gelblichen Flüs-sigkeit 'ein, und der äussere Gehörgang und die Ohrmuschel zeigen die erysipelatöse Ruthe gewöhnlich lebhafter, als das übrige Gesicht. Das Fieber währt meistens auch im Blütenstadium fort uud trägt oft den synochalen Character; die Ohrenafl'ectiou kann sich zur Otitis steigern, auf die Meningen übergehen u.s.f.

Desquamation und Krisen verhalten sich wie bei einfacher Rose;

nur währt die Otorrhöe oft noch lauge Zeil fort.

Dreizehnte Varietät. Erysipelas anginusum.

Die Rose mit Bräune.

Man sieht nicht nur in einzelnen Fällen,: sondern in gan-zen Epidemien Gesichtsrose mit Rothlaufbräune verlaufen, bald das Exanthem, bald die Angina zuerst auftreten. Bald ist die , Bräune einfache, bald apthöse. Erythranche, und iu einer Epi-demie, welche Stevenson in Americ. media recorder Nr. 37 beschreibt, wurde sie wahre Angina maligna und tödtele theils durch ihr Weiterschreiten auf den Kehlkopf unter den Sympto-men des Croups, theils unter den Erscheinungen, des torpiden und putriden Fiebers, welchem nalüríiMi auch die Beschaffen-heit des Erysipelas faciei entsprach, ziemlich viele Kranke.

Vierzehnte Varietät. Erysipelas traumaticum.

Die Wundrose.

Wenn die Constitution die erysipelatöse ist, bilden sich iu der Nahe von Verletzungen gern alle Localzufälle der Rose aus.

Oft bleibt es nur bei diesen örtlichen-Erscheinungen,- die Af-feclion verhält sich mehr wie Hautentzündung; oft aber ge-sellen sich auch die gastrischen Symptome und das characteri-stischc Fieber bei, und dann ist der Verlauf dem der wahren Rose ähnlich.

Diagnose.

Man hat die Rose vielfach mit der Hautentzündung zusam-mengeworfen, in ihr nur eine Varietät der Dermatitis oder

• 1. Gattung. Erysipelas. JOOl Phlegmone selien wollen. Allein wenn es auch

Übergangs-formen von der einen zur andern gibt, so sind doch beide Galtungen deutlich von einander geschieden. Dermatitis tritt ohne Vorläufer, ohne die für Erysipelas so characteristisclien gastrischen Zufälle auf, und wo sich ihr Fieber beigesellt, stellt es sich erst mit oder nach dem örtlichen Leiden, nicht, wie bei der Rose gewöhnlich, vor demselben ein. Nie wird durch das Erscheinen der Hautröthe u. s. w. das Fieber bei der Ent-zündung gemässigt. Die Rothe selbst ist bei der EntEnt-zündung reiner , härter , als bei Erysipelas, und schwindet nicht voll-kommen unter dem Fingerdrucke; die Geschwulst ist praller, fester, die Dauer keine bestimmte, Metastasen kommen nicht vor, und Dermatitis macht ganz andre Ausgänge, als Rothlauf.

Erysipelas extremitatuin wäre: vielleicht auch mit der Rothe zu verwechseln,. welche bei acuter G i c h t , namentlich beim Podagra, an den Gelenken erscheint. Allein der heftige Schmerz in der Tiefe des gichtbefallenen Gelenks, die gewöhnlich ge-ringere Ausbreitung uud Intensität der Ruthe, der andre Ver-lauf u. s. w. machen die Diagnose leicht.

Nicht schwieriger ist die Unterscheidung des Erysipelas oedematodes vom O e d e m , da diesem die iunern Rothlaufzu-fälle mangeln, die Haut ohne alle Spur von Ruthe und mei-stens kühl ist, die Wassergeschwulst selten so beschränkt, als bei der Rose, ist, eine bestimmte Dauer nicht beobachtet wird u. s. f.

A e t i o l o g i e und V o r k o m m e n .

Individuen mit zarter, empfindlicher Haut sind mehr als Andre zur Rose p r ä d i s p o n i r t , man sieht sie daher etwas häufiger in Frauen als in Männern; auch scheint, das choleri-sche Temperament grössere Anlage zu bedingen, und. Leute, welche schon einmal am Erysipelas gelitten haben, werden gern wieder von ihm heimgesucht.

Als ä u s s e r e s Causalmoment macht sich die allen Ery-sipelaceen förderliche Luftconstitution geltend, und mau sieht desshalb vorzüglich im Herbste und Frühlinge die gewöhnliche Rose haufenweise neben andern Piothlaufformen, als ein Glied der erysipelatosen Constitution vorkommen und zuweilen .selbst wahrhaft epidemisch werden.

Hat die Atmosphäre die erforderliche Beschaffenheit, so

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können sehr verschiedene Schädlichkeiten als v e r a n l a s s e n d e U r s a c h e n den letzten Anstoss zum Ausbruche des Erysipelas geben. Man sieht es nach dem Genüsse schwerverdaulicher Sjieisen, nach Zorn und Arger, nach Verkältungen u. dgl. auf-treten; es gesellt sich, wie die Varietäten 11 bis 14 beweisen, zu manchfachen andern Leiden, namentlich zu Verletzungen, bricht hin und wieder im Verlaufe andrer fieberhafter, gastriscli complieirter Krankheilen bald mit symptomatischer, bald mit kritischer Bedeutung aus und entsteht nicht selten, ohne dass eine bestimmte Veranlassung nachzuweisen wäre.

Ob sich diese oder jene der so zahlreichen Varietäten bilde, hängt theils von der einwirkenden Schädlichkeit und der Stelle, welche sie trifft, theils von der Individualität und speciellen Frädisposition der Kranken, theils Yom Genius morborum, den gleichzeitig herrschenden Krankheiten und ähnlichen Momenten ab. So sieht man z. B. Erysipelas synochale gewöhnlich' in vollblütigen, jungen Subjecten, bei athenischem Krankheitscha-racter, im Frühlinge, in hochgelegenen Gegenden u. s. w., Er.

nervosum und septicum hingegen meistens in schwächlichen, cachectischen Individuen, bei torpidem Genius morborum, im Herbste, in tiefgelegenen, sumpfigen Landstrichen u. s. f.; so kömmt, wenn gleichzeitig Catarrhe häufig sind, wie es scheint, frequenter Gesichtsrose, neben Rheumatismen lieber Erysipelas extremitatum vor.

C o n t a g i ö 8 ist Erysipelas vulgare <in der Regel nicht. Nur in einzelnen bösartigen Epidemien, wie sie Tozzi 1700 in Nea-pel und Stevenson 1821 (als ErysiNea-pelas anginosum) in America beobachteten, und namentlich in Hospitälern sah man zuweilen ziemlich deutliche Beweise seiner Ansleckungsfähigkeit. Das Cöntagium scheint aber, wenngleich durch die Luit mitlheil-bar, nicht sehr wirksam gewesen zu sein, und es bedurfte, wie Bateman erzählt, nur fleissiger Ventilation und strengerer Reinlichkeit, um die Krankheit aus dem Royal Infirmary zu Edinburg, wo sie sich eingebürgert hatte, zu tilgen.

V e r l a u f , D a u e r , A u s g ä n g e .

Die gewöhnliche Rose verläuft immer acut und in der grossen Mehrzahl der Fälle innerhalb einer bestimmten Frist, in 7 bis 9 Tagen. Nur in jenen Fällen, in welchen die Rose wandert, sich nach und nach bei fortdauerndem Fieber über