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Vorbereitende Diskussion und Erörterung der Digitalisierung im Forschungskontext

Unsere Welt wird durch viele Faktoren beeinflusst und unterliegt einem steten Wandel. Neben der Globalisierung ist die Digitalisierung ein wirkungsmächtiger Megatrend unserer heutigen Zeit. Die permanente Einwirkung dieser Faktoren auf unsere Volkswirtschaften schafft eine Situation, die gemeinhin mit dem Akronym VUCA bezeichnet wird (vgl. Petry, 2016, S. 38;

vgl. Bennett/Lemoine, 2014, S. 3). VUCA steht für den Kontext, in dem sich unsere heutige komplexe und unberechenbare Welt befindet. So sei unsere Welt und die Realität von Unternehmen 1) volatil aufgrund von Veränderungen und Entwicklungssprüngen, 2) unsicher und ungewiss, weil Marktentwicklungen nicht berechenbar sind, 3) komplex und vielschichtig aufgrund von einem nahezu undurchsichtigen globalen Netz an Verflechtungen sowie 4) ambivalent und mehrdeutig, weil keine eindeutigen Ursache-Wirkung-Zusammenhänge mehr existieren (vgl. Dörr, 2018, S. 39; vgl. Bennett/Lemoine, 2014, S. 1; vgl. dazu auch Thode/Wistuba, 2019, S. 23 f.). Vor diesem Hintergrund erscheint umso wichtiger für das weitere Verständnis eine entsprechende Begriffsklärungen vorzunehmen. So kann unterschieden werden in die Digitalisierung im eigentlichen Sinne und Digitalisierung als Phänomen im gesamtwirtschaftlichen Kontext. Letzteres wird als vierte industrielle Revolution bezeichnet. Grundsätzlich kann konstatiert werden, dass die Digitalisierung zurückgeht auf die weltweite anhaltende und rasante Entwicklung der Informations- und

Kommunikationstechnologien. Unter den Informationstechnologien (kurz IT) werden „(..)alle mit der elektronischen Datenverarbeitung in Berührung stehenden Techniken(..)“ (Gabler Lexikon, 2019) verstanden. Darunter fallen alle Anwendungen im Bereich von Netzwerken und Datenbanken, die Software-Entwicklung sowie die Kommunikationsmöglichkeiten über diese Technologien. An dieser Stelle setzt die Digitalisierung im eigentlichen Sinne an.

Grundsätzlich wird der Prozess verstanden, der mittels der elektronischen Datenverarbeitung analoge Daten in ein digitales Format umwandelt (vgl. Precht/Meier/Tremel, 2004, S. 27).

Analoge Daten sind in physikalischen Zuständen verfügbar (beispielsweise ein Blatt Papier).

Digitale Daten dagegen sind in einem Zeichenformat dargestellt und können komprimiert übertragen bzw. gespeichert werden (vgl. Hansen/Neumann, 2005, S. 7). Die Qualität bei digitalen Daten ist stetig, während bei analogen Daten durch äußere Einflüsse eine Beschädigung möglich ist. Aus diesem Grund ist der digitale Austausch von Daten von gleichbleibender Qualität und ohne Verluste möglich. Diese Form der Digitalisierung ermöglicht Unternehmen, beispielsweise digitale Daten in der Kommunikation und in der Wissensteilung unmittelbar, d. h. in Echtzeit, ohne Verluste und in gleichbleibender Qualität, mit anderen Unternehmen auszutauschen (vgl. Hansen/Neumann, 2005, S. 7f). Daten werden heute als „(..)Treibstoff der digitalen Transformation“ (Höttges, 2017, S. XLIV) bezeichnet.

Galt dieser Prozess über Jahrzehnte nur als Referenzfall für die Einordnung als Unterstützungsprozess in Porters Wertkette, so hat sich dies mit der Digitalisierung geändert.

Im Falle der Digitalisierung als gesamtwirtschaftliches Phänomen führt die Nutzung von digitalen Technologien zu einem fundamentalen Wandel (Change) in vielen Bereichen unserer Gesellschaft, wie z. B. der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Technik. Grund dafür ist die rasante (Weiter-)Entwicklung der Informationstechnologien, wie die Entstehung von Cloud Computing, von Machine Learning und der künstlichen Intelligenz (vgl. Büst, 2018). Die Automatisierung von Prozessen wird ermöglicht, die Herstellung von Fertigungsteilen mithilfe von 3-D-Druckern ist bereits Realität sowie autonomes Fahren nicht mehr nur Science-Fiction.

Aufgrund dieser Zäsur wird die Digitalisierung als digitale Revolution bezeichnet und mit ihr das zweite Maschinenzeitalter eingeläutet (vgl. McAfee/Brynjolfsson, 2015). Die digitale Transformation befasst sich mit dem grundsätzlichen und ganzheitlichen Wandel und versteht sich im Sinne von Kurt Lewin als originärer Change-Prozess (vgl. Hansen/Neumann, 2005, S. 7; vgl. Kraft/Peter, 2017, S. 9). Grundsätzlich wird laut Krcmar der digitale Transformationsprozess charakterisiert durch vier Eigenschaften: Unausweichlichkeit, Unumkehrbarkeit, ungeheure Schnelligkeit und Unsicherheit in der Ausführung (vgl. Krcmar, 2018, S. 5). Diese Eigenschaften bringen den Einfluss und die Dynamik der Digitalisierung

zum Ausdruck. Insbesondere die Schnelligkeit und Unumkehrbarkeit lassen sich an den kontinuierlich verkürzten Produktlebenszyklen manifestieren. Durch die rasanten technologischen Fortschritte kommen in schneller Abfolge neue Produktgenerationen auf den Markt. Dies betrifft viele Bereiche der Wirtschaft, wie z. B. die IT-Branche sowie den Maschinen-/Anlagenbau (vgl. Wirtschaftsforum, 2013, sowie Bögemann, 2018), und erhöht für diese Unternehmen den Druck, im Markt bestehen zu können.

In der Literatur findet sich die Aussage, die Digitalisierung wirke auf die Gesellschaft, die Menschen und Organisationen ein und verändere die Arbeitswelt (vgl. Astheimer, 2017; vgl.

dazu auch Klammer et al., 2017). Für die forschungsleitende Frage, ob und inwiefern die Digitalisierung die Führung verändert, lässt sich mit der Aussage bereits die Beantwortung vornehmen. Der Forscherin ist die Aussage nicht fundiert genug und aus dem Grund wird eine weiterführende Erörterung und Diskussion zu der Frage vorgenommen.

Mit der Benamung als digitale Revolution erscheint sinnvoll, die Implikationen der Digitalisierung aus dem Blickwinkel bisheriger Revolutionen zu betrachten. So lassen sich aus der Historie heraus, Ansätze und Erkenntnisse gewinnen, um Bezüge zur gegenwärtigen Situation/Epoche herzustellen.

Studien/Forschungen von Nikolai Kondratieff zufolge, durchlaufen Gesellschaften eine Entwicklung entlang wirtschaftlicher und sozioökonomischer Wellen. Diese Wellen sind das Resultat grundlegender technischer Innovationen (sog. Basisinnovationen), die ca. alle 40 bis 60 Jahre entstünden (vgl. Sammerl, 2006, S. 1 f).

Abbildung 9: Kondratieff-Zyklen

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Henke, 2004.

Die Digitalisierung gilt als 5. Kondratieff-Welle, wie die Abbildung veranschaulicht.

Kondratieff unterstellt damit, die Digitalisierung nähme als Basisinnovation Einfluss auf die Gesellschaft und löse einen Wandel aus. Eine Gesellschaft umfasst Wirtschaftssubjekte und zu eben solchen gehören u. a. auch Unternehmen. Alle Wirtschaftssubjekte erfahren durch die Basisinnovationen eine Veränderung und müssen sich den neuen Bedingungen anpassen. Die Frage, inwieweit Digitalisierung Einfluss auf die Führung nimmt, wird unter Anwendung von Kondratieffs Theorie somit beantwortet werden: Digitalisierung als dedizierte Basisinnovation verändert Organisationen und im Zuge dessen auch die Führung in Unternehmen.

Digitalisierung bettet sich, wie bereits erwähnt, in das prominente Modell der industriellen Revolutionen ein. Bei allen bisherigen Revolutionen haben umfassende und revolutionäre Entwicklungen (z. B. technologisch), zu großen Umbrüchen im Bereich Wirtschaft, Politik und Technik geführt (vgl. Ittermann/Niehaus, 2018, S. 36). Durch diese disruptiven Schöpfungen haben sich die Gesellschaften weiterentwickelt und sind grundsätzlich als Evolutionen zu bezeichnen. Die Abbildung 10 illustriert, dass jede Industrierevolution für eine technische Errungenschaft steht.

Abbildung 10: Industrierevolutionen

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ittermann/Niehaus, 2018.

Während die erste industrielle Revolution für die Mechanisierung und erste mechanische Produktionsanlagen (Webstühle) steht, beginnt um ca. 1880 die Zeit der Elektrifizierung und damit die zweite Industrierevolution (vgl. Lorberg, 2018, S. 11., sowie Ittermann/Niehaus, 2018, S. 36; vgl. Siepmann, 2016, S. 19). Mit der Einführung des ersten (elektrisch angetriebenen) Fließbandes beginnt in den USA und Deutschland sowie dank der durch Henry Ford etablierten Arbeitsteilung die Massenproduktion (vgl. Kraft/Peter, 2017, S. 10; vgl. auch Lorberg, 2018, S. 11). Seit 1960 nimmt die Informatisierung und Automatisierung von

Produktionsprozessen ihren Anfang, die als dritte industrielle Epoche betitelt wird. Gründe dafür sind die Erfindung des Computers, die Entwicklungen in der Elektronik sowie Informationstechnik (vgl. Müller-Jentsch, 2017, S. 81). Unternehmen nutzen vermehrt computergestützte Systeme. Die Einführung des Internets wirkt als Katalysator und macht die weltweite Vernetzung von Märkten und Ländern möglich. Die vierte industrielle Revolution nimmt etwa 2008, aufgrund der fortschreitenden Entwicklung in der IT, ihren Anfang (vgl.

Kraft/Peter, 2017, S. 10.; vgl. Siepmann, 2016, S. 20). Mit dem Einsatz von cyber-physikalischen Systemen (kurz CPS) zur Automatisierung von Arbeitsschritten als auch die Kombination mit smarten (im Sinne von intelligent) und mit dem Internet über Cloud-Technologie vernetzte Produkte schaffen gänzlich neue Möglichkeiten in den Wertschöpfungsprozessen (vgl. Porter/Heppelmann, 2018, S. 6; Ittermann/Niehaus, 2018, S. 36. sowie vgl. Müller-Jentsch, 2017, S. 83). Die Evolutionsstufe ist von Digitalisierung und Vernetzung in der Produktion geprägt, aufgrund dessen diese ihren Namen erhält.

Mit Blick auf diese technischen Entwicklungsstufen lässt sich ebenfalls die Frage stellen, ob die bisherigen Evolutionen einen Einfluss auf Organisationen genommen haben und dies zu Implikationen auf die Führung in Unternehmen geführt hat. Grundsätzlich ist dies anzunehmen, allerdings konnte im Zuge der Sekundärforschung zu dieser Dissertation kein aussagekräftiges Material erschlossen werden. Resultierend aus diesem Umstand hat die Forscherin eine eigene Analyse erstellt. Diese Analyse ist auf Basis der gesichteten Literatur erfolgt. Pro Revolutionsepoche werden sowohl die organisationstheoretischen als auch führungs-theoretische Aspekte ins Visier genommen, die vorherrschenden Menschenbilder eingeordnet und die gesammelten Ergebnisse ausgewertet. Das Ergebnis der Analyse steht in Form einer tabellarischen Übersicht mit Erläuterungen zur Verfügung und ist dem Anhang dieser Dissertation beigefügt. Die Analyse ist ein sinnstiftendes Forschungsergebnis und stellt wertvolle Essenzen bereit, welche nachfolgend zusammengefasst werden.

Jede Revolution hat stets auch gänzlich neue Formen der Arbeit evolviert. Mit jeder Evolutionsstufe haben sich neue Organisationsformen mit entsprechender Aufbau- und Ablauforganisation generiert. Als Beispiel sei der Übergang von der handwerklichen Einzelfertigung (1. Epoche) zur arbeitsteiligen Massenproduktion (2. Epoche) angeführt. Mit diesem Wandel änderten sich die Arbeitswelten völlig und mit ihnen die Prozesse, Organisationsstrukturen sowie die Führungsideologie. Wenn sich im Zuge der Revolutionen die Organisations- und Arbeitsformen geändert haben, hat dies auch zwangsläufig eine Auswirkung auf die Führung und die Rolle der Führungskraft.

Auf Basis der durchgeführten Ex-post-Betrachtung gelangt die Forscherin somit zu der Erkenntnis: Auch die 4. Epoche löst einen Organisationswandel aus, was gleichwohl eine Transformation der Führung impliziert. Menschenbilder als wichtige Determinanten für Führungsstil und -verhalten (ver)ändern sich. Führungskräfte benötigen veränderte Führungskompetenzen, um den Anforderungen veränderter Bedingungen in Organisationen gerecht zu werden. Mit Blick auf das Forschungsziel wird geschlussfolgert, dass die Digitalisierung die Organisationen und die in einer Organisation für die Steuerung verantwortliche Führung weiterentwickelt.

Aus Organisationsperspektive ergibt sich für Unternehmensleitungen und Führungskräfte die Herausforderung, mit der Dynamik und dem Tempo Schritt zu halten und vorauszudenken, was in Zukunft relevant sein wird. Unternehmensleitungen stehen vor der Herausforderung, viel Kapital in die Forschung zu investieren und gleichzeitig das Personal auf dem neusten technischen Stand zu halten. Zudem ist bei diesen disruptiven Entwicklungen eine ehrliche Überprüfung des eigenen Geschäftsmodells sowie einer strategischen Ausrichtung für die nächsten Geschäftsjahre vorzunehmen. Unternehmen müssen das Thema Digitalisierung in das Portfolio der Geschäftsführung integrieren, um dem Wandel die entsprechende Relevanz zu verleihen (vgl. folgendes Kapitel). Weiterhin kann ein Unternehmen nur digital transformieren, wenn eine entsprechende Strategie und ein zukünftiges Geschäftsmodell verabschiedet wird.

Zweck der Führung ist, die Strategie zu operationalisieren und den damit verbundenen Veränderungsprozess in der Organisation zu initiieren. Weiter ist die Erreichung der Zielstellung, wie z. B. zum digitalen Unternehmen über Steuerungsmechanismen (im Rahmen der Führung), sicherzustellen. Daraus resultieren und erwachsen neue Anforderungen an Arbeitskräfte und Führungskräfte. So ist folglich die Frage zu beantworten, wie sich in digitalisierten Arbeitsorganisationen und -strukturen die Führung anpassen muss. Die folgenden Kapitel werden diesen Zusammenhang untersuchen. Die Resultate der Untersuchung sind anschließend in die Führungskompetenzen zu integrieren.