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Forschungsaufbau und Darstellung der Primärforschungen

Die zuvor in Kapitel 3.4 vorgestellten Führungskompetenzen sind das Resultat der Quellen- bzw. Literaturanalyse zum Stand der Führungsforschung, welches mit dem Treiber Digitalisierung kombiniert wurde. Dieses theoretische bzw. wissenschaftliche Führungskompetenzprofil für digitale Arbeitswelten stellt ein erstes, wichtiges Ergebnis dieser Dissertation dar.

Die angewandte Forschung dieser Arbeit hat, im Einklang mit der einhelligen Meinung in der Literatur, das Ziel, die Anwendbarkeit der theoriegestützten Führungskompetenzen im Kontext der Praxis zu überprüfen. Durch die gewählte Forschungsstrategie, der Aktionsforschung, wird der Bezug zur Praxis ermöglicht. Um ein für die Wissenschaft und die Praxis wertvolles Ergebnis zu erzeugen, wählt die Forscherin für diese Dissertationsuntersuchung eine zweistufige empirische Forschung. Die Forschung startet mit einer qualitativen Untersuchung, in Form eines Workshops mit Gruppendiskussion. Dieser schließt sich eine Umfrage als quantitative Forschung an. Die Motivation und Begründung für diesen kombinierten Ansatz erfolgt im Folgenden:

Wie die Quellenanalyse verdeutlicht, sind (Führungs-)Kompetenzen nicht messbar. Das Vorhandensein einer Führungskompetenz kann nur anhand von Verhaltensweisen festgestellt werden. Führungskompetenzen benötigen somit ein Vehikel, welches ein Überprüfen der

Kompetenz ermöglicht. Diese Vehikel sind die sogenannten Verhaltensanker, die das relevante Verhalten einer Führungskraft beschreiben, um in berufskritischen Situationen, den BKS, erfolgreich zu sein.

Kompetenzen und Kompetenzprofile erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn diese neben der Nennung der Kompetenz auch die notwendigen Verhaltensanker enthalten. Im bisherigen Forschungsprozess wurden die Kompetenzen auf Basis der Sekundärliteratur aufgestellt und um die Komponenten der digitalen Transformation erweitert. Um die aufgestellten Führungskompetenzen zu validieren, bedarf es eines „Matchings“ bzw. Abgleichs mit echten und realitätsnahen berufskritischen Situationen. Die kritischen Berufssituationen sind im Diskurs (eine Anforderung der Aktionsforschung) zu ermitteln. Zur Involvierung der Praxis wird ein Workshop mit Praxisvertretern zur Erarbeitung der berufskritischen Situationen (BKS) für Führungskräfte im digitalen Wandel durchgeführt. Grund für die Auswahl des Workshops mit Gruppendiskussion (im Folgenden nur noch kurz: Workshop) als Vorgehensweise liegt darin, dass die berufskritischen Situationen nicht über eine quantitative Forschung, ermittelbar sind. Es braucht den offenen Dialog und Austausch, um die BKS zusammenzutragen. Der Workshop umfasst eine kooperative Sammlung von BKS und Daten unter den Teilnehmern.

Des Weiteren integriert sich eine Gruppendiskussion zum Thema digitale Führung in den Workshop. Letzteres soll bei allen Beteiligten zu einem gemeinsamen Wissensstand und, viel wichtiger, zu neuen Sichtweisen führen. Ein weiterer Bestandteil des Workshops ist, entsprechend der Aktionsforschung, die Reflexion und Interpretation der bisherigen Forschungsergebnisse mit der gesamten Gruppe. Dies hat zum Ziel, die aufgestellten Führungskompetenzen und die Erkenntnislage zu validieren und zu justieren. Die Forscherin verarbeitet die aus dieser empirischen Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse und integriert diese in die Führungskompetenzen sowie in das Führungskompetenzprofil. Abgeleitet daraus ergeben sich folgende Erkenntnisziele aus der qualitativen Forschung:

a) Veranschaulichung und Validierung des theoretisch entwickelten Lösungskonzeptes (Kompetenzen für Führungskräfte in digitalen Arbeitswelten) durch die Experten aus der Praxis

b) Erarbeitung von berufskritischen Situationen (BKS) von Führungskräften in digitalen Arbeitswelten sowie die implizite Überprüfung der Führungskompetenzen.

Aufbauend darauf erfolgt die zweite empirische Erhebung, mit einem weiteren wesentlichen Erhebungszweck in diesem Forschungsprojekt. Bei der zweiten Empirie handelt es sich um

eine Online-Befragung mit einem standardisierten Fragebogen. Das Erhebungsziel der Umfrage besteht darin, einen Gesamtüberblick zum Forschungsthema zu gewinnen und zu ermitteln, wie die Praxis die Rolle von Führungskräften sowie deren zukünftigen Führungs-kompetenzen einschätzt und bewertet. Die Erkenntnisse der quantitativen Erhebung justieren erneut die aufgestellten Führungskompetenzen und werden mit eingearbeitet. Weitere Informationen zu den einzelnen Forschungen und Details zum jeweiligen Unter-suchungsaufbau erfolgen in den Kapiteln 4.2 bzw. 4.3.

4.1.2 Anforderungen und Gütekriterien von empirischen Untersuchungen

Bei jeder empirischen Forschung sind Qualitätskriterien nachzuweisen bzw. sogenannte Gütekriterien zu erfüllen. Entsprechend des o. g. Aufbaus und Ablaufs der beiden empirischen Untersuchungen werden nun die relevanten Gütekriterien überprüft.

Für Untersuchungsmethoden gelten die Anforderungen der Objektivität, Validität, Reliabilität und Generalisierbarkeit. Diese müssen erfüllt sein (vgl. Yin, 2009, S. 40). Aufgrund der Kombination und Nutzung von mehreren Untersuchungsmethoden in dieser Dissertation ist zu prüfen, ob der Workshop als qualitative Forschungsmethode weitere oder ggf. andere Güte-kriterien zu erfüllen hat. Nach weiterer Quellenanalyse kommt die Forscherin zu dem Schluss, dass bei der Gruppendiskussion als empirische Untersuchung die Gütekriterien einer Fallstudie (als qualitatives Instrument) anzulegen sind. Hierbei ergibt sich zwar grundsätzlich eine hohe Schnittmenge mit den allgemeinen Anforderungen an Untersuchungen, dennoch ist bei Fallstudien eine Generalisierbarkeit nicht nachzuweisen - wohingegen das Gütekriterium Utilitarität neu hinzukommt (vgl. von Saldern, 1995, S. 353).

Im Folgenden werden für beide empirischen Forschungen die Gütekriterien überprüft und anhand von Maßnahmen zur Qualitätssicherung bewiesen. Die Betrachtung erfolgt pro Kriterium.

Die Objektivität reflektiert, ob bei einer empirischen Untersuchung, unabhängig vom Forscher, stets die gleichen Ergebnisse zu erwarten gewesen wären. Hierbei geht es in Anlehnung an Max Weber darum sicherzustellen, dass die Ergebnisse frei von Willkür, Bewertungen, Wert-anschauungen und Beliebigkeit entstanden sind. (vgl. Opp, 2002, S. 223). Der Workshop erfüllt die an die Forschung gestellten Qualitätskriterien. Insbesondere durch den qualitativen Forschungscharakter eines Workshops ist bei der Objektivität eine intersubjektive Prüfbarkeit zu gewährleisten. Diese kann im Bereich des Workshops hergestellt werden, indem die sogenannten „Grundsätze ordnungsgemäßer Fallstudienforschung“ (Göthlich, 2003, S. 11) eingehalten werden. Diese umfassen folgende Grundsätze:

• Verständlichkeit der Dokumentation, sodass sich ein Dritter mit Sachverstand (in angemessener Zeit) einarbeiten kann.

• Archivierung muss lückenlos, richtig, und geordnet erfolgen.

• Veränderungen an den Primärdaten dürfen nicht vorgenommen werden.

• Dokumente sind aufzubewahren und

• Schlussfolgerungen sind nur mit Beleg herzustellen (ebenda).

Im Zuge der Durchführung des Workshops wurden diese Grundsätze eingehalten: So wurden alle Notizen und Protokolle verständlich dokumentiert, alle Artefakte archiviert und nicht verändert. Mit diesem transparenten und überprüfbaren Vorgehen wird die Objektivität gewährleitstet.

Trotz der Durchführung der Online-Befragung in Zusammenarbeit mit dem kooperierenden IT-Beratungsunternehmen, können die an eine Forschung gestellten Qualitätskriterien nachge-wiesen werden. Die Objektivität bei der Durchführung der Befragung ist sichergestellt, indem der Fragebogen den Teilnehmern per E-Mail zugeschickt wird. Es findet damit keine Beeinflussung statt. Weiterhin erfolgen die Analyse und Interpretation der gesammelten Daten objektiv und frei von Verfälschung und Manipulation.

Die Validität prüft, ob das gemessen wird, was gemessen werden sollte. Schließlich fordert die Reliabilität ein, dass bei einer identischen Messung (unter gleichen Bedingungen) dieselben Messergebnisse erzielt werden (vgl. Przyborski/Wohlrab-Sahr, 2014, S. 21 ff.).

Die Reliabilität kann beim Workshop als sichergestellt angesehen werden, da die Forscherin Protokoll geführt hat und alle gewonnenen Daten dokumentiert und speichert. Um sicher zu sein, wurde durch die Forscherin noch eine weitere Person als Protokollantin eingesetzt, um keine Aussagen und Ergebnisse in der Interaktion zwischen den Teilnehmern zu versäumen.

Weiterhin erhalten alle Teilnehmer im Anschluss an den Workshop ein Ergebnisprotokoll zugeschickt. Dies erfolgte im Nachgang der Veranstaltung im Dezember 2018. Die Teilnehmer haben damit die Gelegenheit, den erstellten Bericht zu begutachten und irrtümliche Aussagen über Rückmeldungen zu korrigieren. Im Januar 2019 wurden die Teilnehmer noch einmal daran erinnert, auf das Protokoll zu reagieren, sofern Änderungen vorgenommen werden sollten. Die Teilnehmer bestätigten alle die Richtigkeit der schriftlichen Dokumentation. Über diese Feedbackschleife und Begutachtung durch die Probanden kann die Reliabilität und Validität sichergestellt werden.

Bei der Befragung wurde zur Sicherstellung der Validität sowie der Reliabilität, noch vor der Datenerhebung, ein sogenannter Pretest durchgeführt. Dieser ist bei Online-Befragungen

relevant und unverzichtbar (vgl. Kaya, 2009, S. 54). Der Pretest wird mit einigen Führungskräften des kooperierenden Unternehmens durchgeführt und die Anmerkungen der Probanden sind im Anschluss eingearbeitet worden (vgl. Anhang 11). Im Nachgang an diesen Pretest wurde mit derselben Gruppe von Führungskräften ein erneuter Test durchgeführt (Test-Retest Untersuchung), um die Reliabilität zu gewährleisten. Hierbei wird festgestellt, dass es zu ähnlichen Ergebnissen wie in der ersten Runde des Pretests kommt. Aus dem Grund kann die Befragung als „reliable“ angesehen werden.

Die Generalisierbarkeit ist das vierte Qualitätsmerkmal einer Befragung und fokussiert im Kontext der Induktion auf die Möglichkeit, anhand der einzelnen Beobachtungen und Ergebnisse auf einen größeren und allgemeinen Zusammenhang zu schließen (vgl. Himme, 2009, S. 496). Beim Workshop findet dieses Merkmal keine Anwendung. Die Generalisierbarkeit ist schließlich kritisch bei der Befragung zu betrachten, da trotz der Vollerhebung die getätigten Aussagen nur für die Teilnehmer der Befragung aussagekräftig sind.

Die für den Workshop sicherzustellende Utilitarität fordert ein wirtschaftliches Verhältnis ein.

So ist im Hinblick auf die, im Vergleich zu quantitativen Methoden, sehr aufwendige Forschungsmethode stets zu prüfen, ob noch ein sinnvolles Verhältnis zwischen dem Aufwand (u. a. zeitlich, personell, kostenseitig) und dem Ertrag besteht (vgl. von Saldern, 1995, S. 352 f.). Um dieses Wirtschaftlichkeitsmaß zu erfüllen, wurde bereits im Vorfeld festgelegt, dass keine Transkription der gesamten Veranstaltung vorgenommen wird. Um durch den erhöhten Aufwand einer genauen Protokollierung nicht die anderen Gütekriterien zu gefährden, wurde zusätzlich zur Forscherin eine zweite Person gebeten, mitzuschreiben. Weiterhin wurde ein jährlich stattfindender Kongress genutzt, um die entsprechenden Probanden anzutreffen.

Dadurch konnten die zeitlichen und kostenseitigen Aspekte für die Teilnehmer im Rahmen gehalten werden.

Die Betrachtung der einzelnen Dimensionen hat gezeigt, dass trotz der Zusammenarbeit mit dem Kooperationsunternehmen beide empirische Forschungen die strengen Anforderungen bzw. Gütekriterien erfüllen.

4.1.3 Operationalisierte Vorgehensweise und Darstellung der Primärforschungen

Im Nachfolgenden wird die Vorgehensweise und Darstellung der in dieser Arbeit angewendeten Primärforschungen operationalisiert. Die folgende Tabelle veranschaulicht das Vorgehen für beide Primärforschungen:

Tabelle 20: Vorgehensweise bei der Darstellung der Empirie

Workshop Befragung

Beschreibung der Ergebnisse Ergebnisprotokoll (vgl. Anhang)

Darstellung der Punkte im Anhang Analyse der Ergebnisse in Kapitel 4 - im Stil einer

ergebnis-orientierten Zusammenfassung Schlussfolgerung

Ergebnisorientierte Zusammenfassung

in Kapitel 5 - im Stil einer ergebnis-orientierten Zusammenfassung Quelle: eigene Darstellung

Unter einer ergebnisorientierten Zusammenfassung versteht die Forscherin die Darstellung der Erkenntnisse. Hierzu werden wichtige von unwichtigen Punkten, in Abhängigkeit von den Forschungszielen und -thesen, getrennt. Als wichtige Ergebnisse werden solche erfasst, die beitragend für die Forschung, die Forschungsthesen oder für beide Bereiche sind.

Als unwichtige Beiträge werden solche verstanden, die für diese Untersuchung nur indirekt relevant sind, wie z. B. Technik- und Produktwissen. Die gesamten Ergebnisse beider Primär-forschungen sind

a) im Ergebnisprotokoll (Workshops) oder b) im Anhang (Befragung)

zu finden.