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4   Empirische Untersuchung des Auslaufmanagements aus der Sicht eines

4.1   Forschungsdesign

4.1.2   Fallstudie

Fallstudien werden insbesondere dann durchgeführt, wenn der Gegenstand der Untersu-chung komplex ist und auf Grund mangelnder Kenntnisse über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge keine großzahlige quantitativ-empirische Überprüfung von For-schungsthesen möglich ist.285 Besonderes Charakteristikum der Fallstudie ist, dass die Untersuchungsobjekte nicht auf einige, wenige Variablen reduziert werden, sondern möglichst alle für das Untersuchungsobjekt relevanten Dimensionen in die Analyse ein-bezogen werden.286

Das Ziel der Fallstudie ist, genaueren Einblick in das Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren zu erhalten. Im Mittelpunkt steht dabei meist das Auffinden und Heraus-arbeiten typischer Vorgänge. Gerade wegen des Versuchs, mehrere Dimensionen in die Analyse einzubeziehen, ist die Fallstudie offen für verschiedene Methoden und

282 Vgl. MAYRING (2002), S. 40 ff.

283 So kann z. B. im Rahmen der Einzellfallstudie eine Feldforschung in Form einer teilnehmenden Be-obachtung und einer Dokumentenanalyse durchgeführt werden. Vgl. GAREIS (2002), S. 285 f.

284 Vgl. MAYRING (2002), S. 42.

285 Vgl. KROTZ (1998), S. 15 f.

286 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 5.

ken der empirischen Sozialforschung.287 Trotz dieser Offenheit gibt es natürlich bevor-zugte Methoden. In der quantitativen Forschungslogik werden die eher zu kontrollie-renden Techniken288 befürwortet, während im qualitativen Paradigma besonderer Wert auf offene Verfahren, wie Gruppendiskussion, narrative Interviews und teilnehmende Beobachtung, gelegt wird.289

Ausgehend von der jeweiligen Zielsetzung lassen sich verschiedene Arten der Fallstudie in der Forschung unterscheiden. Zunächst ist zu bestimmen, ob es sich um eine singulä-re oder multiple Fallstudienuntersuchung handelt. Einer singuläsingulä-ren Fallstudie liegt le-diglich ein einziger Fall zu Grunde, während bei einer multiplen Fallstudie mehr als ein Fall untersucht wird.290 Bei der singulären Fallstudie liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Darstellung der Besonderheiten des Einzelfalls, bei der multiplen Fallstudie steht dagegen der Vergleich bestimmter Aspekte im Vordergrund, wobei dies sowohl in einem Längsschnitt (zeitlich) als auch in einem Querschnitt (verschiedene Unterneh-men, Unternehmensebenen oder Branchen) erfolgen kann.291

Die Fallstudie soll im Weiteren wegen ihrer Relevanz für die vorliegende Arbeit aus-führlicher betrachtet werden. Sie besteht im qualitativen Forschungsprozess aus fünf Phasen. Diese Phasen sind, wie in Abbildung 4-2 dargestellt, die Fragestellung, die Falldefinition, die Bestimmung der Methoden, die Auswertung des Materials und schließlich die Einordnung des Falles in einen größeren Zusammenhang.292

287 Vgl. FUCHS (1978), S. 181.

288 Z. B. standardisierte Interviews oder Beobachtungen.

289 Vgl. LAMNEK (1995), S. 7.

290 Vgl. YIN (2003), S. 5.

291 Vgl. TRUMPFHELLER (2004), S. 175.

292 Vgl. MAYRING (2002), S. 43 f.

Phase 1:

Fragestellung

•!Explizite Formulierung des Zieles der Fallanalyse

Phase 2:

Falldefinition

•!Was soll als Fall gelten?

Phase 3:

Methode der Fallanalyse

•!Erhebungstechniken

•!Aufbereitungsverfahren

Phase 4:

Auswertung des Datenmaterials

•!Strukturierungsgrad

•!Quelle des Datenmaterials

Phase 5:

Falleinordnung

•!Vergleichen mit theoriegeleiteten Ergebnissen

•!Vergleichen mit anderen Fällen

Abbildung 4-2: Qualitativer Forschungsprozess

In der ersten Phase des qualitativen Forschungsprozesses, in der Phase der Fragestel-lung, erfolgt die explizite Formulierung des Zieles der Fallanalyse: Es muss explizit sein, was mit der Fallanalyse bezweckt werden soll.293 Die zweite Phase, die Phase der Falldefinition, stellt den Kern der Analyse dar. Die Bestimmung des Falles und dann auch des Materials, das an dem einzelnen Fall untersucht werden soll, hängen von der Fragestellung ab.294 In der dritten Phase werden die Methoden der Fallanalyse festge-legt. Verfahrensweisen der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung können Erhe-bungstechniken295, Aufbereitungstechniken296, Auswertungstechniken297 sein. Diese

293 Vgl. MAYRING (2002), S. 43.

294 Vgl. MAYRING (2002), S. 43.

295 Erhebungsverfahren dienen der Materialsammlung. Diese sind z. B. das problemzentrierte Interview, das narrative Interview, die Gruppendiskussion oder die teilnehmende Beobachtung. Vgl. MAYRING

(2002), S. 65 ff.

Techniken können für einen konkreten Fall modifiziert, an die jeweiligen Bedingungen und Bedürfnisse angepasst werden.298 Von besonderem Interesse für die Arbeit sind die Erhebungsverfahren teilnehmende Beobachtung, Gruppendiskussion, Dokumentenana-lyse und problemzentriertes Interview.

Die Methode der teilnehmenden Beobachtung ist dadurch charakterisiert, dass sie in der natürlichen Lebenswelt der Beobachteten eingesetzt wird, der Forscher nimmt als Be-obachter am Alltagsleben teil. Die Methode gehört zur Grundlagenforschung, die nur Ausschnitte aus der Realität erfassen kann. Als qualitative Methode ist die teilnehmende Beobachtung unstrukturiert und es ist vorab kein Beobachtungsschema entwickelt. Die Beobachtung erfolgt durch Face-to-Face-Interaktionen im sozialen Feld. Damit basiert die Methode auf kommunikativen Kontakten und hat Kommunikation zum Gegenstand.

Die Beobachtung muss stets offen und flexibel sein, da sich erst in der Beobachtung im sozialen Feld die Gegenstände und Perspektiven der Beobachtung entwickeln. Da im sozialen Feld, in der natürlichen Lebenswelt, beobachtet wird, sind die Ergebnisse na-türlich und authentisch. Die getroffenen Aussagen und die gezeigten Verhaltensweisen müssen so interpretiert werden, dass sie versteh- und nachvollziehbar sind.299

Bei der Methode Gruppendiskussion handelt es sich um eine relativ junge Methode, deren Ursprung auf den angloamerikanischen Raum zurückzuführen ist.300 Allgemein kann die Gruppendiskussion als Gespräch einer Gruppe von Untersuchungspersonen zu einem bestimmten Thema unter Laborbedingungen aufgefasst werden. Ziele der Grup-pendiskussion – je nach methodologischer und soziologisch-theoretischer Ausrichtung des Forschers – können beispielsweise sein: die Erkundung von Meinungen und Einstel-lungen der einzelnen Teilnehmer der Gruppendiskussion oder die Ermittlung der

296 Aufbereitungsverfahren, die die Sicherung und Strukturierung des Materials unterstützen, sind z. B.

die Wahl der Darstellungsmittel, die wörtliche Transkription, die kommentierte Transkription, das zusammenfassende Protokoll, das selektive Protokoll und die Konstruktion deskriptiver Systeme.

Vgl. MAYRING (2002), S. 65 ff.

297 Auswertungstechniken, die eine Materialanalyse vornehmen, sind z. B. die gegenstandsbezogene Theoriebildung, die phänomenologische Analyse, die sozialwissenschaftlich-hermeneutische Para-phrase, die qualitative Inhaltsanalyse, die objektive Hermeneutik, die psychoanalytische Textinterpre-tation und die typologische Analyse. Vgl. MAYRING (2002), S. 103 ff.

298 Vgl. MAYRING (2002), S. 65 ff.

299 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 239 ff.

300 Die Gruppendiskussion als Forschungsmethode wurde zuerst von LEWIN (1936) und seinen Schülern (CARTWRIGHT/ZANDER 1953) im Zusammenhang mit sozialpsychologischen Kleingruppenexperi-menten eingesetzt. Im deutschsprachigen Raum wurde die Gruppendiskussion vor allem vom Institut für Sozialforschung in Frankfurt übernommen. Dort wurde sie erstmals im Jahre 1955 von POLLOCK

zur Untersuchung von Phänomenen des politischen Bewusstseins der deutschen Bevölkerung einge-setzt. Vgl. LAMNEK (1995b), S. 125 ff.

nungen und Einstellungen der ganzen Gruppe.301 Der Ablauf einer Gruppendiskussion lässt sich in folgende Phasen unterteilen: Auswahl der Teilnehmer, allgemeine Vorgabe eines Themas, die eigentliche Diskussion, die Aufzeichnung der Diskussion und die Auswertung des Materials.302 Die Zusammensetzung der Gruppe, Dauer des Gesprächs, Art der Diskussionsleitung usw. können je nach Bedarf und Erkenntnisinteresse sehr stark variieren.

Bei der Dokumentenanalyse werden Schriftstücke (Akten, Formulare usw.) nach einem festen, standardisierten Kategorienschema untersucht. Der Begriff Dokument umfasst im vorliegenden Kontext alle niedergeschriebenen Informationen aus dem mittelbaren und unmittelbaren Umfeld des Falls.303 Dokumente können in verschiedensten Ausfüh-rungen vorliegen, wie z. B. Briefe, Memoranden sowie andere Schriftstücke und Noti-zen, Protokolle zu Treffen, Sitzungen und KonferenNoti-zen, interne administrative Auf-zeichnungen, vorhandene Studien zum Untersuchungsobjekt, Zeitschriftenartikel und andere schriftliche Berichte in öffentlich zugänglichen Medien.304

Beim problemzentrierten Interview handelt es sich um ein offene, halbstrukturierte Be-fragung. Die Methode lässt den Befragten möglichst frei zu Wort kommen, um einem offenen Gespräch nahezukommen. Es ist aber zentriert auf eine bestimmte Problemstel-lung. Diese wurde vom Interviewer bereits vorher analysiert und es wurden bestimmte Aspekte erarbeitet, die in einem Interviewleitfaden zusammengestellt sind, um im Ge-sprächsverlauf vom Interviewer angesprochen werden. Bei dieser Form der Befragung ist die Forschungsabsicht nicht die Generierung von hypothetischen Konzepten, sondern es geht eher um die Falsifikation von deduktiv gewonnenen Hypothesen, die der scher vorab entwickelt hat. Das fokussierte Interview behält die quantitative For-schungslogik bei, weist aber bei der Datenerhebung gleichwohl qualitative und interpre-tative Orientierungen auf. Es steht nicht die Genese einer Hypothese oder Theorie im Vordergrund, sondern der Versuch, eine formulierte Hypothese an der Realität zu über-prüfen.305

Die prinzipiellen Stärken und Schwächen der beschriebenen Methoden der Fallanalyse sind in Tabelle 4-1 zusammengefasst.

301 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 131 und KRÜGER (1983), S. 106.

302 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 134.

303 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 193.

304 Vgl. YIN (2009), S. 101 f.

305 Vgl. LAMNEK (1995b), S. 74 ff. und MAYRING (2002), S. 67 ff.

Informationsquelle Stärken Schwächen

Einfluss auf das Verhalten

Manipulation durch quantifi-zierender Sicht kann nicht in der methodologisch

Dokumentenanalyse Ständige Verfügbarkeit

Daten unabhängig vom

Unter Umständen begrenzte Zugriffmöglichkeiten

Längere Interviewdauer als bei standardisierter Befra-gung

Interviewereinfluss

Fehler bei der Protokollie-rung der Antworten

Falsche Fragen

Falsche Formulierung

Tabelle 4-1: Informationsquellen und ihre Stärken und Schwächen (Quelle: In Anlehnung an SPECHT/DOS SANTOS/BINGEMER (2004), S. 555 und LAMNEK (1995b) S. 166 f.)

In der vierten Phase des qualitativen Forschungsprozesses stehen zur Auswertung des Datenmaterials einer Fallstudie verschiedene Verfahren zur Verfügung, die sich hin-sichtlich des Strukturierungsgrades sowie nach der Quelle des Datenmaterials unter-scheiden lassen.306 Von besonderem Interesse für die vorliegende Arbeit ist das Aus-wertungsverfahren gegenstandsbezogener Theoriebildung. Die gegenstandsbezogene Theoriebildung geht davon aus, dass der Forscher während der Datensammlung theore-tische Konzepte, Konstrukte, Hypothesen entwickelt, verfeinert und verknüpft, so dass Erhebung und Auswertung sich überschneiden. Es lässt sich besonders gut durchführen bei einer mit teilnehmender Beobachtung arbeitenden Feldforschung.307 Das Ablaufmo-dell der gegenstandsbezogene Theoriebildung ist in Abbildung 4-3 dargestellt.

Datenerhebung der Forscherin im Feld Anfertigen von Merkzetteln über konzeptuelle

Aspekte des Gegenstandsbereichs Ausarbeiten und Vervollständigen von Memos

Vergleich und Verknüpfung der Memos Gegenstandsbezogene Theorie

Abbildung 4-3: Ablaufmodell der gegenstandsbezogenen Theoriebildung (Quelle: Mit geringfügi-gen Änderungeringfügi-gen MAYRING (2002), S. 106)

In der fünften Phase des qualitativen Forschungsprozesses, in der Phase der Falleinord-nung, werden die theoriegeleiteten mit den empirischen Ergebnissen verglichen308 bzw.

es wird der Fall mit anderen Fällen verglichen, um die Gültigkeit der Ergebnisse beur-teilen zu können.309

306 Auswertungsverfahren, die eine Materialanalyse vornehmen, sind z. B. die gegenstandsbezogene Theoriebildung, die phänomenologische Analyse, die sozialwissenschaftlich-hermeneutische Para-phrase, die qualitative Inhaltsanalyse, die objektive Hermeneutik, die psychoanalytische Textinterpre-tation und die typologische Analyse. Vgl. MAYRING (2002), S. 103 ff.

307 Vgl. MAYRING (2002), S. 105 ff.

308 Vgl. GAREIS (2002), S. 295.

309 Vgl. MAYRING (2002), S. 44.

Die Fallstudienforschung ist einer Reihe von Kritikpunkten ausgesetzt, wie z. B. den Vorwürfen mangelnder Repräsentativität, fehlender Generalisierbarkeit der erzielten Ergebnisse oder dass die Interpretation der Ergebnisse durch die Fähigkeiten, das Vor-wissen und die Persönlichkeit des Forschers geprägt ist.310 Die Fallstudie hat nach Auf-fassung der quantitativen Forschungslogik keine entscheidende wissenschaftliche Be-weiskraft. Bestenfalls kann sie Hypothesen falsifizieren.311 Um diesen Kritikpunkten zu entgehen, muss sich die Fallstudienforschung daher anhand der Merkmale qualitativer Sozialforschung messen lassen. Diese Kriterien sind: Offenheit312, Kommunikativität313, Naturalistizität314 und Interpretativität315.