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DIE DISPUTATION VON FÜNFKIRCHEN*

In document IN THE SECONl) HALF OFTHE16TH CENTURY (Pldal 152-162)

Eines der ältesten kunsthistorischen Denkmäler von Fünfkirchen wurde nicht zufiiJlig zum Schauplatz unserer Vorträge. Die Allerheiligen-Kirche gehört nicht nur als kunsthistorisches Werk zu unseren Nationalschätzen, sondern auch deswegen, weil eines der bedeutendsten Ereignisse des geisti-gen Lebens von Fünfkirchen auch hier stattfand. Dieser Vortrag beschäf-tigt sich mit dem im Jahre 1588 in Fünfkirchen in der Allerheiligen-Kirche abgehaltenen Glaubensstreit. Das Ereignis war nicht nur für cUe Ideologie-geschichte bedeutend, sondern die darüber entstandene Handschrift ist ebenfalls ein geschätztes Denkmal der ungarischen Literaturgeschichte.

Fünfkirchen kam im Jahre 1543 unter türkische Herrschaft. Die Tat-sache, daß die verschiedenen religiösen Richtungen unter der Türkenherr-schaft eine verhältnismäßige Freiheit genossen, bestimmte die Führungs-rolle cUeses Gebiets, sowohl der Stadt wie deren Umgebung, also der Komi-tate Tolna und Baranya, im geistigen Leben des 16. Jahrhunderts. Vertreter der radikalen Richtung der ungarischen Antitrinitarierbewegung erschienen schon sehr früh in dem von den Türken eroberten Gebiet. Nach der Gefan-gennahme von Ferenc David suchten besonders viele hier Zuflucht unter der Obhut der relativen religiösen Toleranz der Türken.1 Bei seinen ideologie-geschichtlichen Untersuchungen der Jahre zwischen 1580 und 1600 verwies Antal Pirnat auf die Neuorganisierung des racUkalen Unitarismus,2 und bei den Untersuchungen der hebräischen Quellen unserer Literatur am Ende des 16. Jahrhunderts analysiert R6bert Dan die in die Richtung der Sabbata-rier zeigenden Tendenzen des Antitrinitarismus.3 Das größte Unitarierzen-trum innerhalb des eroberten Gebiets bildete sich ab Mitte der siebziger

*

Vorgetragen - ausnahmsweise - am Ort der ehemahligen Disputation, in der Allerheiligen-Kirche von Fünfkirchen, am 17. Mai 1979.

1 Geza KATHONA, Fejezetek a török Mdoltaagi refOT771dciO törteneteMl (Kapitel aus der Geschichte der Reformation während der Türkenherrschaft), Budapest, 1974,

s.

9-77.

1 Antal PIBN.A.T, Arisztotelicinuaok

ea

amitrinitciriuaok (Aristotelie.ner und Anti-trinitarier), in ~Helikon•, 1971, S. 3-4.

3 R6bert D.!N, Humanizmua, reform<iciO, amitrini.tarizmua

ea

a htber nyelv Magyar·

orszcigon (Humanismus, Reformation, Antitrinitarismus und die hebräische Sprache in Ungarn), Budapest, 1973.

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Jahre im Komitat Baranya. Die ersten Gemeinden der Unitarier entstanden in Nagyharsany, Fünfkirchen und Peterd. Sie wurden von dem aus Sieben-bürgen hierher übergesiedelten György Alvinczi und von György Jaszbe-renyi, dann später von György Valaszuti geleitet. Die Ausbreitung des Antitrinitarismus war auch hier von Religionsstreitigkeiten begleitet. Die Vertreter des Unitarismus haben mit den Kalvinisten in Lask6 und Tolna Debatten geführt, und das Resulj;at des Religionsstreites mit blutigem Ende in Nagyharsany und Kozar war die «Eroberung» von Fünfkirchen durch die Unitarier. Ab 1588 war schon György Valaszuti Leiter der dortigen Gemeinde.' Mit seiner Person und den Kämpfen zwischen den Kalvinisten , und den Antitrinitariern in den Komitaten Tolna und Baranya ist ein bis heute nur handschriftlich bewahrtes wichtiges literarisches und kulturge-schichtliches Dokument verknüpft, die Disputation von Fünfkirchen.5

Zwei Abschriften dieser Disputation von Fünfkirchen sind vorhanden.

Die eine, ein unvollständiges Exemplar, wird in der Szechenyi-National-bibliothek (Budapest) aufbewahrt.8 Die andere, spätere Handschrift liegt in der dritten Filialbibliothek der Rumänischen Akademie der Wissenschaf-ten in Klausenburg.7 Die beiden Handschriften ergänzen einander und bil-den so ein Dokument von unvergleichlichem Wert der ungarischen Schrift-sprache des 16. Jahrhunderts. Der vollständige ungarische Titel des in der Literaturgeschichte «die Disputation von Fünfkirchen » oder «der Pecser Disput» genannten Werkes lautet in deutscher Übersetzung «Gespräch in Fünfkirchen des unwürdigen Predigers der christlichen Stände von Fünf-kirchen, des György Valaszuti, mit Mate Skaricza, dem hochwürdigen und ehrbaren Prediger von Kevi &, und das Werk umfaßt etwa 900 Seiten in Maschinenschrift. Die Echtheit der Handschriften war nicht in befriedigen-dem Maße klärbar, doch scheint das in der Szechenyi-Nationalbibliothek befindliche Exemplar eine nahezu zeitgenössische Kopie zu sein, wenn es nicht sogar das reinschriftliche Exemplar des Autors selbst ist. Zu dieser Vermutung veranlaßten uns die textkritischen Untersuchungen der Hand-schrift. Die sog. Disputation von Fünfkirchen fand im Jahre 1588 statt, doch die Handschrift selbst hat bedeutend mehr zum Inhalt als den reinen Bericht über den Glaubensstreit selbst. Gut unterscheidbare Teile des Werkes ent-halten die Voraussetzungen der Polemik, einige Quellen dazu, dann die Ereignisse zwischen dem 27. und 31. August 1588. Der größte Teil des Berich-tes enthält aber nicht die eigentlichen Ereignisse, sondern die Antworten György V alaszutis auf die Thesen von Mate Skaricza, als Resultat der vor-ausgehenden Vereinbarung zwischen den disputierenden Parteien. Im dritten

'Janos HoRvATH, A reformaciO jegyeben (Im Zeichen der Reformation), Buda-pest, 1957, S. 349. - Tamas EszE, A Debreceni Disputa (Die Disputation in Debre-cen), In «Studia et acta ecclesiastica», II, Budapest, 1967, S. 459.

6 Die Bibliographie der J?}sputation von Fünfkirchen s. in S. Katalin NEMETH, A Pecai Disputa Bzövegeirßl (Uber die Texte der Disputation von Fünfkirchen), in

~Acta Historiae Litterarum Hungaricarum» (Szeged), XIII (1973), S. 75-81.

6 Szech0nyi-Nationalbibliothek, Budapest, Quart. Hung. 313.

7 Dritte Filialbibliothek der Rumänischen Akademie der Wissenschaften, Klau-senburg, M. S. 1000.

gut absonderbaren Teil der Disputation von Fünfkirchen hat der Unitarier György Valaszuti «die Summarien unserer Religion» ausgeführt.

Zum Verständnis der in unserer Handschrift dargebotenen Ereignisse und des Religionsstreites seien die historischen Voraussetzungen in einigen Sätzen erörtert. Zu den gesellschaftlich-wirtschaftlichen Hintergründen der zum Glaubensstreit führenden Ursachen gehört die Tatsache, daß zwischen den beiden südungarischen Nachbarstädten, zwischen Tolna und Fünfkir-chen, seit den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts bedeutende Ansichts-unterschiede bestanden. In dieser Zeit stand Tolna unter reformierter Füh-rung, obwohl die Unitarier auch vertreten waren. In Fünfkirchen nahmen die Unitarier seit dem Pastor György Jaszberenyi etwa von der ersten Hälfte der siebziger Jahre an im Kampf zwischen den protestantischen theologi-schen Richtungen die Führungsrolle ein. Die Unitarier von Fünfkirchen ha-ben in gutem Einvernehmen die Allerheiligen-Kirche mit der zusammenge-schrumpften Gemeinde der Katholiken gemeinsam genutzt. Die Kirche wurde durch eine Bretterwand geteilt, und die Messen bzw. Gottesdienste fanden zu verschiedenen Zeitpunkten statt. Von den guten Beziehungen der Fünfkirchener Unitarier zu den Katholiken ist auch im Text der Disputation von Fünfkirchen zu lesen. Ihr gutes Verhältnis mit den Reformierten aus Tolna blieb auch bis zum Jahre 1588 aufrecht erhalten. Fünfkirchen trieb zu jener Zeit regen Handel. Die dortigen Kaufleute suchten oft ihre Partner in Tolna auf, und die in andere Städte führenden Handelswege berührten ebenfalls Tolna. Im Jahre 1588 mußten die nach Dunaföldvar zum Markt Reisenden feststellen, daß ihre bisherigen Bekannten ihnen kein Nachtquar-tier gaben, sogar mit ihnen nicht einmal sprechen wollten. Der Hintergrund dieses unfreundlichen Empfanges war, daß infolge der Synode von Herczeg-szöllös GO.Spar Decsi, der reformierte Prediger von Tolna, die als Ketzer bezeichneten unitarischen Kaufleute von Fünfkirchen zu empfangen ver-bot. 8 Dies bedeutete über den Glaubensstreitunterschied hinaus, daß die Fünfkirchener Kaufleute wirtschaftlich unter ein Embargo gerieten. Der Weg des Handels an der südlichen Donau führte nämlich meistens durch Tolna. So wurden die Fünfkirchener Bürger durch diese Maßnahmen wirt-schaftlich ruiniert. Es hatte schon seinen guten Grund, daß diese Aktion gegen die Fünfkirchener Unitarier eben zu dieser Zeit stattfand, denn zu Lebzeiten des hochangesehenen unitarischen Predigers von Fünfkirchen, György Jaszberenyi, hatte man nichts gegen seine Gemeindeglieder zu unter-nehmen gewagt. Aber mit Jaszberenyis Tod 1588 schien die Gelegenheit gekommen zu sein, ohne irgendeine Begründung und unter Vermeidung von Religionsdiskussionen zweifelhaften Ausganges, Druck auf die dortige unitarische Gemeinde auszuüben. All das war auch den Fünfkirchener Bür-gern bewußt, darum baten sie die Tolnaer in einem Brief, welchen der Ober-richter und der Bürgermeister unterzeichneten, daß die Unterschiede ihres Glaubens in einer öffentlichen Disputation diskutiert werden sollen. In ihrem Brief beriefen sie sich auf die von den Türken gesicherte Toleranz in religiösen Angelegenheiten, denn in den von den Türken eroberten Gebieten herrschte - wie wir schon darauf verwiesen haben -- abgesehen von dem

8Über Gaep8.r Decei: KATHONA, op. cit., S. 5. 28-30, 78-79.

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Vorrang des Islam völlige Gleichberechtigung. Gleichzeitig berief sich Fünf-kirchen mit Recht auf seine durch die Türken gesicherte Rechte, denn die Folge der Disputation von Nagyhars8.ny mißbilligten selbst die Türken, und der türkische Widerwille gegen die Reformierten wurde durch die Hin-richtung von György Alvinczi nur gesteigert. Hingegen standen die Unita-rier mit dem türkischen Diwan in guter Verbindung. Das Schreiben der Stadtoberen von Fünfkirchen wies auch darauf hin, daß nicht nur der un-freundliche Empfang - richtiger gesagt, die völlige Zurückweisung ihrer Bürger - der einzige Grund ihres Briefes sei, sondern auch die Tatsache, daß der unterschiedliche Glaube der beiden Städte auch in Privatbriefen die bisherige freundschaftliche Gesinnung verderbe. Auf die Forderungen der Fünfkirchener versprach GB.spar Decsi, daß er in der Frage des Reli-gionsstreites antworten werde, aber die Disputation kam nicht zwischen ihm und György V alaszuti zustande, sondern der reformierte Standpunkt wurde von Mate Skaricza, Prediger in Rackeve vertreten. Die Stadt Rackeve an der Donau stand dem wirtschaftlichen Konflikt zwischen Fünfkirchen und Tolna fern. So war es für Mate Skaricza unwichtig, die Unitarier zu exkom-munizieren, das heißt, sie auch wirtschaftlich zu ruinieren, sondern er wollte die unitarischen Fünfkirchener vom Irrtum ihres Glaubens überzeugen.

Aus demselben Grund unterstützten die Bürger von Rackeve die Bereit-schaft Mate Skariczas, die einen leichten Sieg für ihren im ganzen Lande berühmten Prediger erhofften über den für unbedeutend gehaltenen unita-rischen Prediger von Fünfkirchen. Sie beschlossen, nicht nur ihren Prediger hinzuschicken, sondern ihn auch durch einige Bürger begleiten zu lassen, die bei der Disputation Zeuge sein sollten. Daß Mate Skaricza dann doch nicht als Vertreter seiner Stadt disputierte, sondern laut seinen Worten -als Privatmann, und nur «um Stadt und Land zu sehen» nach Fünfkirchen kam, dessen Grund mag sein, daß die Bürger von Rackeve unter dem Ein-fluß von Gaspar Decsi und der Tolnaer doch von der Patronierung des öf-fentlichen Religionsstreites Abstand nahmen.

Mate Skaricza kam am 27. August 1588 in Pecs an. Ehe wir im Detail sein Zusammentreffen mit den unitarischen Fünfkirchenern schildern, sollte man erst die beiden Hauptpersonen des Religionsstreites vorstellen:

den Autor unserer Handschrift, György Valaszuti, und seinen reformierten Gegner Mate Skaricza.

Über György Valaszutis Lebenslauf sind uns sehr wenig Angaben erhal-ten geblieben. 1571 wird er noch als Senior der unitarischen Hochschule in Klausenburg erwähnt, und im nächsten Jahr finden wir ihn schon in Fünf-kirchen. Wir wissen nichts über einen etwaigen Aufenthalt im Ausland oder über ein Studium an einer ausländischen Universität. In Fünfkirchen nimmt er eine Stelle neben Jaszberenyi ein und wirkt bis zu dessen Tod als zweiter Mann in der unitarischen Gemeinde von Fünfkirchen. Im Jahre 1588 geriet er an die Spitze der Gemeinde, und wie es aus seiner Schrift zu sehen ist, wird er ein würdiger Nachfolger von György Jaszberenyi, der den längst fälligen Religionsstreit mit Gelassenheit und in guter theologischen Rüstung zum sicheren Sieg führte. Zur literarischen Tätigkeit von V alaszuti sei er-wähnt, daß die sogenannte Komödie von Valaszut mit seinem Namen ver-knüpft ist. Die Komödie - in der Fachliteratur »Debreceni Disputa«

ge-nannt - bereichert den Kreis der alten ungarischen Dramatik um die hoch-literarische Beschreibung eines fiktiven Religionsstreites.9

Mate Skaricza wurde im Jahre 1544 in Kevi, das heißt Rackeve, gebo-ren. Er studierte in Tolna, dann unter der Leitung von Peter Karolyi in Klausenburg, von wo er auf Ruf von lstvan Szegedi Kis 1566 zurückkehrte.

1569 sandte seine Geburtsstadt den begabten Jüngling auf Reisen, die ihn nach Italien, Deutschland, Frankreich und England führten. 1572 kehrte er zurück nach Rackeve, wo er nach dem Tod von lstvan Szegedi Kis Prediger wurde. Die Theologie Skariczas war nicht nur von seinen Auslandsreisen geprägt, sondern er war auch der bestgebildete Schüler von lstvan Szegedi Kis und sam;melte die Werke seines Meisters, bereitete sie zum Druck vor und trug dafür Sorge, daß sie in der Schweiz erschienen. Er hat auch die an Ereignissen besonders reiche Biographie von lstvan Szegedi Kis niederge-schrieben. Der Geist von Istvan Szegedi Kis und die gute Aneignung seiner Werke ist sowohl an der Debattiermethode Skariczas, wie auch in den Argu-menten und Quellen der Disputation von Fünfkirchen zu erkennen.1 0

Charakteristisch ist für György V alaszuti und Mate Skaricza, daß ihr ganzer Verkehr von gegenseitiger Hochachtung und von der Bestrebung durchdrungen war, daß sie einander mit den Waffen der reinen Wissen-schaft überzeugen wollten. Diese friedliche Verkehrsform war von hervorra-gender Bedeutung in den Jahren, wo die Erinnerung an den Religionsstreit von Nagyharsany noch frisch war; man darf nicht vergessen, daß gerade der Prediger von Tolna nicht zum öffentlichen Glaubensstreit bereit war, wahrscheinlich weil er sich unter den unitarischen Fünfkirchenern nicht in Sicherheit fühlte. Die Versicherung von György Valaszuti, die Skaricza die völlige Freiheit garantierte und sogar die Zahl der im Glaubensstreit zu besprechenden Fragen voraus als Parole limitierte, wobei es dann auch geblieben ist, beweist, daß hier zwei hochgebildete Gelehrte und gleichzeitig an den Sieg der wissenschaftlichen Rüstung und nicht der Gewalt glaubende Menschen zusammentrafen. Diesen Geist vererbte Valaszuti auch seinen unitarischen Glaubensgenossen. In der Disputation von Fünfkirchen lesen wir eine gemütvolle Beschreibung der ersten Begegnung von Mate Skaricza und György V alaszuti, ferner über ihren Ausflug zum Bach Tettye und von der freundlichen Bewirtung durch die Fünfkirchener. Dazwischen lernen wir einige Vertreter der Gemeinde von V alaszuti kennen. Die Disputation erzählt auch darüber, daß selbst der katholische Schreiber Janos Racsai Skaricza, den er schon seit längerer Zeit kanTtte, bewirtete. Es wird berich-tet vom Gespräch beim Ausflug György Valaszutis und Mate Skariczas, das den Glaubensstreit vorbereitete. Aber wichtig sind in der Disputation auch solche Szenen, welche die Gespräche des berühmten Predigers von Rackeve mit den Vertretern der unitarischen Gemeinde während der alltäglichen Bewirtung darstellen. Trotz des freundlichen Empfangs ist Skaricza miß-trauisch, und V alaszuti muß versprechen, daß ihre Debatte bis zum Schluß in Frieden geschehe und die Hilfe oder Schiedsrichterschaft der Türken in

9 Regi Magyar Dramai Emlekek (Denkmäler der alten nngarischen Dramatik), Budapest, 1960, Bd. II., S. 716.

10 Über Skaricza Wld Szegedi Kis s. KATHONA, op.

cu.,

S. 81-189.

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keiner Hinsicht in Anspruch genommen werde. Erst nach zweitägiger Be-wirtung und Vorbereitungen findet am 29. August die erste große Rede Skariczas in der Allerheiligen-Kirche statt. Die Predigt Skariczas beschäf-tigt sich mit dem Beweis der Gottheit Christi, und dies setzte er fort in seiner Ansprache am nächsten Tag. Nach Beendung seiner Predigt stellte nicht nur György Vala.Bzuti Fragen an Skaricza, sondern auch der Bürger-meister von Fünfkirchen, und sogar der katholische Schreiber Janos Racsai mischte sich ein und brachte zu Skariczas Hilfe eine hundertjährige Bibel aus dem abgesonderten Teil der Kirche. Auf die mit logischer Begründung abge-faßten Fragen V alaszutis konnte Skaricza keine so überzeugenden und aus-führlichen Antworten geben, mit denen er die Unitarier von Fünfkirchen

überzeugen oder von ihrem Glauben abtrünnig hätte machen können. So wurde ihre Debatte nur formell beendet, Skaricza verließ am nächsten Tag Fünfkirchen, mit den unbeantwortet gebliebenen Fragen beschäftigt sich György Valaszuti im Text der Disputation von Fünfkirchen, welchen er vereinbarungsgemäß auch an Skaricza abzuschicken verspricht, um Ant-wort von cliesem zu erhalten. Wenn es auch Skaricza nicht gelang, seine Überzeugung bei den Unitariern von Fünfkirchen durchzusetzen, so hat er doch beim Abschied folgende anerkennende Worte gesprochen: «Ich schätze hoch die Menschlichkeit Euer Gnaden und von mir wird niemand Böses über Euer Gnaden hören, sondern über die Menschlichkeit, die ich in Euer Gnaden gesehen habe, werde Ich überall Zeugnis ablegen. Euer Gnaden mögen mir verzeihen, denn ich wollte meinerseits niemandem zum Schaden sein&. Den ersten Teil seines Werkes schließt György V alaszuti mit dem Ende des Besuches von Mate Skaricza und beruft sich darauf, daß er seine eigene in Fünfkirchen unbesprochen gebliebenen Erwiderungen und Beweisführungen laut ihrer gemeinsamen Vereinbarung zu Papier bringt.

Der nächste Teil seines Schreibens beschäftigt sich mit der Abfassung der hier folgenden Fragen und Beweise:

- Wie ist es möglich, daß vor dem von Maria geborenen Jesus Christus Gottes Sohn eine Person gewesen sei 1

- Wie ist es möglich, daß Christus wahrer Gott sei 1

- Wo ist die Eigenschaft zu finden, welche Jesus Christus zum wahren Gott macht1

Wie ist es möglich, daß der Sohn mit dem Vater gleich sei 1 - Daß Christus ewig sei, wie der Vater 1

- Kann Christus auf Grund seiner Werke ewig genannt werden?

- Daß Christus zwei Naturen haben soll?

Der weitere Teil der Disputation stellt Fragen über den wahren Messias, über die Wahrheit Gottes, über die Kraftlosigkeit der Trinität, über die drei Personen und den Heiligen Geist.

Die Abfassung der Thesen von V alaszuti, das heißt seiner Argumente gegen Skaricza, entstand auf Grund der von Skaricza exponierten Prinzipien und ferner der Werke, die Skaricza auf die Fragen von Valaszuti nach Fünf-kirchen sandte. So sind die obenerwähnten Diskussionspunkte und Fragen fast als Antwort auf diese die reformierten Argumente enthaltenden Werke zu betrachten. Laut Geza Kathonas Folgerungen kann eines dieser dem Titel nach nicht erwähnten Werke kein anderes gewesen sein als das Werk des

Meisters von Skaricza, das im Jahre 1573 in Genf erschienen ist.11 Seine wichtigsten Gegenargumente und Beweise schöpfte György Valaszuti aus den Werken von Johannes Sommer. Zwei Werke erschienen von Sommer in Krakau in zwei aufeinanderfolgenden Jahren: 1582 erschien die Refutatio acripti Petri Caroli und 1583 ein Sammelband mit dem Titel Tractatus .Aliquot.12 Den bedeutenden Teil seines biblischen Beweismaterials schöpfte Valaszuti aus dem Werk Sommers gegen Peter Karolyi. Er beschäftigt sich mit besonderem Nachdruck mit den für ihn sowohl aus logischen wie histori-schen und philologihistori-schen Gesichtspunkten unhaltbaren trinitarihistori-schen The-sen, wozu ihm die Refutatio eine gute Grundlage bot. R6bert Dan hat philo-logisch diese Inanspruchnahme Johannes Sommers nachgewiesen.13 Als andere Hauptquellen benützte Valaszuti die Werke von Ferenc David.

Zwar sagt Skaricza selbst, daß die Unitarier von Fünfkirchen, also Valasz-uti, die Ansichten von Ferenc David bereits überschritten hätten, doch spielte in Valaszutis Werk die Wirkung des unitarischen Bischofs und Märty-rers eine bedeutende Rolle. Die theoretische Grundlage schöpfte er aus dem im Jahre 1568 in Weißenburg (Gyulafehervar, Alba Julia) unter dem Titel De falsa et vera uniua Dei ... cognitione erschienenen Sammelwerk.14 Am Ende seines Werkes zählt Valaszuti die Namen der Theologen auf, deren Schriften er mit Nutzen verwendet habe. Neben den Namen von Ferenc David und Johannes Sommer steht hier auch Jacobus Palaeologus.15 Wahrscheinlich denkt hier Valaszuti an jene Werke von Palaeologus, welche sich seinem Gedankengang anschließen; so kann man in Anbetracht der obenerwähnten Sommersehen Refutatio Scripti Petri Caroli an das Werk von Palaeologus mit dem Titel Refutatio ... libri Petri Caroli denken. Eben-falls haben wir Beweise dafür, daß Valaszuti den Apokalypsenkommentar von Palaeologus gekannt hat, und es gibt auch Anspielungen auf einen zur Zeit noch nicht genau bestimmbaren, vielleicht gerade in der Hand von Palaeologus befindlichen griechischen Kodex.16

Unter den Quellen von Valaszuti muß man eine wichtige Rolle Mikl6s Bogati Fazakas zuschreiben.17 Eine enge persönliche Verbindung

Unter den Quellen von Valaszuti muß man eine wichtige Rolle Mikl6s Bogati Fazakas zuschreiben.17 Eine enge persönliche Verbindung

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