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Wichtige Grundzüge der Stadtentwicklung nach der W ende

Die wirtschaftliche Umstrukturierung und die soziale Differenzierung der Bevölkerung haben neue räumliche Prozesse innerhalb beider Stadtregionen in Gang gesetzt. Besonders deutlich haben sich neue Entwicklungstendenzen im Bereich der Innenstädte und der städtischen Peripherien herausgebildet (Koväcs u. Wießner 1997).

4.1. Cityverdichtung und Cityerweiterung

In den ersten Jahren der Transformation setzte vornehmlich im Bereich des tertiären Sektors ein Boom an privatwirtschaftlicher (in Budapest wesentlich von ausländischem Kapital getragener) Investitionstätigkeit ein. Räumlich lag ein Schwerpunkt der Investitionen und wirtschaftlichen Aktivitäten sowohl in Budapest als auch in Leipzig in der City und den Cityrandgebieten, wo Erscheinungen der Cityverdichtung und Cityerweiterung zu beobachten waren. Mit Cityverdichtung und dem Vordringen tertiärer Funktionen in citynahe Wohngebiete holten die post­

sozialistische Städte Prozesse nach, die in ähnlicher Weise die Entwicklung westlicher Großstädte in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hatten (Koväcs u. Wießner 2004).

Anders als in Budapest wurden allerdings Standorte auf der "grünen Wiese" frühzeitig zu einer Konkurrenz für die Leipziger City, vor allem im Bereich des Einzelhandels.

4.2. Gründerzeitliche Altbauquartiere

Als Folge der Deregulierung des Wohnungsmarkts und der Polarisierung der Gesellschaft entstand in Budapest eine neuartige sozialräumliche Differenzierung der innerstädtischen Wohnquartiere. Die bauliche Erhaltung der gründerzeitlichen Wohnviertel wurde während der sozialistischen Zeit vernachlässigt. Prozesse des baulichen Verfalls und der sozialen Erosion waren die Folge. Die nahezu fluchtartige Abwanderung besser situierter Haushalte nach der Wende aus vielen dieser Viertel, vor

allem aus den gründerzeitlichen Arbeiterquartieren, bedeutet auch, dass sich innerstädtische Problemquartiere herausbilden und dort eine Bevölkerung mit niedrigerem Status zurückbleibt, die wegen ihres Alters, mangelnder Schulbildung oder wegen der Situation auf dem Arbeitsmarkt ihre Lebensumstände nicht verbessern kann. In Budapest befinden sich darunter viele Roma-Familien, die die wiedererwachende "Getto­

gesellschaft" repräsentieren (Koväcs u. Wießner 1999). Stabiler verläuft die Entwicklung in ehemals für das Großbürgertum errichteten Wohnvierteln, die in anspruchsvoller Architektur und mit großzügigen Wohnungen errichtet wurden und heute an ihr traditionelles Image als gehobener Wohnstandort anknüpfen können.

In Leipzig gelang es mittels umfangreicher Förder- und Stadtsanierungs­

programme die Situation in vielen Quartieren der inneren Stadt zu stabilisieren und sogar ein up-grading mancher Quartiere zu initiieren (vgl. den Beitrag von Denzer u.

Heydenreich in diesem Band). Weite Teile des Altbaubestands sind zwischenzeitlich saniert. In besonderem Maße konzentrieren sich Emeuerungsin-vestitionen auf die repräsentativeren Quartiere (Wießner 2004; Wiest 1997,2001; Zischner 2003). Daneben existieren aber auch noch gründerzeitliche Stadtviertel, deren Entwicklung trotz aller Anstrengungen zur Sanierung anhaltend problematisch verläuft.

In Budapest liegt die Sanierungsintensität insgesamt niedriger. Erst in jüngerer Zeit ist es im Zuge der Konsolidierung der ökonomischen Rahmenbedingungen ebenfalls möglich geworden, intensivere Revitalisierungsmaßnahmen in gründerzeitlichen Wohnquartieren durchzuführen. Es existieren sogar einige positive Beispiele für die Sanierung in traditionellen Arbeiterwohnvierteln, wie die Rehabilitationsmaßnahmen im IX. Bezirk (Ferencväros) oder neuerdings im VIII. Bezirk (JözsefVäros) zeigen. Solche Beispiele belegen, dass auch für innerstädtische Problemquartiere durchaus Chancen auf eine Revitalisierung und Aufwertung bestehen.

4.3. Großwohnanlagen

Hat man Prozesse der Abwertung von Großwohnanlagen in Westeuropa vor Augen, musste man nach der Wende ähnliche Negativentwicklungen für die Großsiedlungen in den mittel- und osteuropäischen Reformländern befürchten.

Tatsächlich sind derartige problembehaftete Prozesse zu beobachten. Insgesamt ist die Entwicklung der Großwohnanlagen allerdings differenziert zu betrachten.

In Budapest finden wir bei den Großsiedlungen der sozialistischen Zeit ganz ähnliche Unterschiede wie im inneren Stadtgebiet. Auch hier gibt es Wohnanlagen mit verhältnismäßig stabilen Bevölkerungsstrukturen, z.B. in älteren Großsiedlungen.

Andererseits existieren Großwohnanlagen, die in besonders monotoner Bauweise und in schlechten Wohnlagen errichtet worden sind und heute — wie ein Teil der inneren Stadtgebiete — zum Sammelbecken von sozialen Problemgruppen werden (vgl. Egedy 2000 sowie den Beitrag von Egedy in diesem Band). Sanierungsprojekte in Großwohnanlagen existieren in Budapest noch nicht. Impulse für die Zone der

Großwohnanlagen ergeben sich aber durch neue Angebotsformen, vor allem in Form kleinerer Wohnanlagen mit relativ exklusiv ausgestatteten und größeren Wohnungen ("Wohnparks"), die am Rande der Großsiedlungen und häufig als eine Art "gated community" entstehen.

In Leipzig forcierte man - wiederum mit umgangreichen Fördermitteln - die Sanierung von Großwohnanlagen schon in den ersten Jahren nach der Wende. Ebenso wurden in den Siedlungen neue Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen errichtet sowie, z.B. durch die Gestaltung von Grünflächen, die Wöhnumfeldqualität verbessert.

Trotz vieler solcher Maßnahmen gelang es jedoch häufig nicht, die Attraktivität der Quartiere zu erhalten und die Bewohnerstrukturen zu stabilisieren. Ein bedenkliches Indiz sind die in jüngerer Zeit steigenden Wohnungsleerstände in vielen Großsiedlungen (Kabisch 2002).

4.4. Suburbane Räume

Die erhebliche Zunahme des Pkw-Bestandes und damit des Individualverkehrs hat in den postsozialistischen Länder die Mobilität der Bevölkerung deutlich erhöht. Die gesteigerte Mobilität und die Differenzierung des Wohnungsmarkts haben sowohl in Budapest als auch in Leipzig zu einer spektakulären Abwanderung in suburbane Räume geführt. Während die Bevölkerungssuburbanisierung in Budapest vorwiegend von Privathaushalten mit dem Ziel der Errichtung eines Eigenheims getragen wurde, waren in Leipzig kommerzielle Investoren und Bauträger maßgeblich an der massiven Ausweitung der Wohnbebauung im Umland beteiligt.

In Budapest erreichte die Suburbanisierung hauptsächlich Dörfer, die in den Bergen und Hügellandschaften nördlich bzw. westlich der Stadt liegen, wo bis heute keine bedeutende Industrie angesiedelt wurde und ein Wohnumfeld hoher Qualität vorhanden ist. In diesen Orten boomte in den vergangenen Jahren der Wohnungsbau, vor allem in der Form von Einfamilienhäusern, Reihenhäusern und in einigen Fällen auch in Form von Wohnparkprojekten. Ein wesentliches Merkmal der Wohnsuburbanisierung in Budapest ist die soziale Differenzierung der Stadt-Umland-Wanderung. Einerseits stellen klassische Mittelschicht-Angehörige wie im westlichen Europa eine wichtige Gruppe der Migranten in den suburbanen Raum, andererseits ziehen aber auch ärmere Leute ins Umland, die die wachsende Kosten des städtischen Lebens nicht länger bezahlen können (Dövenyi, Kok u. Koväcs 1997).

Während die Wohnsuburbanisierung in der Budapester Agglomeration nach wie vor anhält, war der Höhepunkt in der Leipziger Region schon Mitte der 1990er Jahre.

Dieser Suburbanisierungsboom wurde von in dieser Zeit einmalig hohen steuerlichen Abschreibungen begünstigt, durch die vor allem zahlungskräftige Investoren aus Westdeutschland angelockt wurden, um in den Bau von Eigentumswohnungen in Geschosswohnanlagen zu investieren. Daneben spielte natürlich der Bau von Einfamilienhäusern durch einheimische Haushalte eine Rolle, der bis heute anhält. Mit

der Reduzierung der Steuervergünstigungen wurde der Suburbanisierungsprozess allerdings schlagartig gebremst (Herfert 2000; Wießner 2004).

In Budapest wie in Leipzig enstand neben der Wohnsuburbanisierung auch eine markante Suburbanisierung tertiärer Funktionen, insbesondere im Bereich des Einzelhandels. Die neu errichteten großen Einkaufszentren auf der "Grünen Wiese"

konkurrieren mit dem Einzelhandel in den Innenstädten und stellen ein gravierendes Problem für die Cityentwicklung in den Kemstädten dar (Burdack, Dövenyi u. Koväcs 2004).