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Allgemeine Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung nach der W ende

bedingungen der Stadtentwicklung sowohl in Ostdeutschland als auch in Ungarn wesentlich. Basis des Umwandlungsprozesses der Stadtentwicklung war im weiteren Sinn die Veränderung der politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und planerischen Systeme (Koväcs 1998).

A uf der politischen Ebene konnten beide Länder nach dem Abzug der sowjetischen Truppen und dem Zerfall des Warschauer Pakts wieder souverän agieren.

Im Jahr 1990 fanden die ersten freien Gemeinderatswahlen statt, so dass sich die ersten frei gewählten Selbstverwaltungen konstituieren konnten. Lokale Interessen konnten dadurch endlich wieder vertreten werden. Ein großer Unterschied in der Administration der beiden Städte ist die Tatsache, dass in Budapest ein zweistufiges Verwaltungssystem (Hauptstadt- und Bezirksselbstverwaltungen) eingeführt wurde, wodurch die Kompetenz der Stadtbezirke im Verhältnis zur Gesamtstadt erheblich gestärkt wurde. In Leipzig sind dagegen die gesamtstädtischen Gremien die ausschlaggebenden Entscheidungsgremien (vgl. den Beitrag Dövenyi u. Knabe in diesem Band).

Die Wandlungen des ökonomischen Systems forcierten den Übergang zur Marktwirtschaft. Mit dem Zerfall der RGW begann die Reintegration von Budapest und Leipzig in den Kreislauf der Weltwirtschaft. Gleichzeitig bedeutet die wachsende

Globalisierung einen zunehmenden Konkurrenzkampf zwischen den mittel­

europäischen Städten (Enyedi 1997). Die Liberalisierung des Kapitalmarkts und die Privatisierungsmaßnahmen führten zu beträchtlichen sektoralen und regionalen Verschiebungen und Verwerfungen. Der wirtschaftliche Strukturwandel bewirkte eine rasche De-Industriealisierung und einen drastischen Rückgang der Zahl der Industriebeschäftigten; parallel dazu erfolgte eine intensive Tertiärisierung der Wirtschaft. In Budapest verminderte sich der Zahl der Industriebeschäftigten von 277.000 im Jahre 1990 auf 101.000 im Jahre 2002. Der Anteil der Industrie­

beschäftigten am Arbeitsmarkt ging im gleichen Zeitraum von 36% auf 18% zurück.

In Leipzig sank die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe von 101.000 im Jahre 1989 auf 23.500 im Jahre 2002. Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Industrie konnten beim Neuaufbau der wirtschaftlichen Strukturen in Budapest und Leipzig bereits wichtige Erfolge erzielt werden. In Budapest gelang es vor allem über ausländische Direktinvestitionen dynamische Unternehmen aus den Bereichen Finanzen, Handel und Logistik, der Pharmaindustrie sowie den Hightech- Branchen der Informations- und Kommunikationstechnologie zur Ansiedlung zu gewinnen. In Leipzig versprechen vor allem die Medien- und die Automobilbranche sowie die Logistik Impulse für eine wirtschaftliche Entwicklung.

Auf der Ebene der Gesellschaft sind die Entwicklung der Bevölkerungszahl und die soziale 'Umstrukturierung innerhalb der Gesellschaft von Bedeutung

(vgl. Abb. 1 und 2).

Die Daten über die Bevölkerungsentwicklung zeigen, dass beide Städte in den Jahren nach der Wende von einer erkennbaren Bevölkerungsabnahme betroffen worden sind. Gründe hierfür sind sowohl in Budapest als auch in Leipzig in einer kontinuierlichen Überalterung der Bevölkerung sowie in Abwanderungsprozessen zu finden.

Durch die negativen demographischen Prozesse verminderte sich die Bevölkerungszahl von Budapest zwischen 1990 und 2003 von 2,016 Millionen auf 1,719 Millionen. Dieser Verlust von knapp 300.000 Personen entspricht 15% der Gesamtbevölkerung. Wegzüge führten zu einem großen Teil in das Umland der Hauptstadt. Ein klares Kennzeichen der massenhaften Suburbanisierung ist, dass sich die Bevölkerungszahl der Agglomeration (78 Siedlungen) in der gleichen Zeit um

20 Prozent erhöhte. *

Auch die Einwohnerzahl der Stadt Leipzig verringerte sich in den 1990er Jahren erheblich: von 511.000 im Jahre 1990 auf 437.000 im Jahre 1998. Wesentliche Faktoren waren neben der Überalterung der Gesellschaft Prozesse der Abwanderung, in den ersten Jahren nach der Wende vor allem in Richtung Westdeutschland und, vor allem Mitte der 1990er Jahre im Rahmen von Suburbanisierungsprozessen. Mit der Eingemeindung einer Reihe suburbaner Gemeinden nach Leipzig konnte sich die Stadt wieder der Halb- Millionen-Grenze nähern. Seit 1999 zeigt sich das bemerkenswerte Ergebnis, dass sich die Einwohnerzahl Leipzigs mit sogar leicht steigender Tendenz stabilisiert hat. Das anhaltende Geburtendefizit wird durch stetige Wanderungsgewinne kompensiert. Diese überraschende Trendwende ist — ganz im Gegensatz zur Situation in Budapest - u.a. auf

Abb. I: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Budapest Quelle: Statistisches Jahrbuch Budapest, 2004.

■ E n w o h n e r zu m Gebietsstand 31.12.1998 d B n w o h n e r der seit 1.1.1999 eingemeindeten Ortsteile

Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Leipzig

1 = Einwohner mit Hauptwohnsitz in Leipzig. Quelle: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen. Statistische Jahrbücher 1991-2004. Entwurf: Feuerbach, F., Wießner, R.

einen deutlichen Rückgang der Suburbanisierung, auf Wanderungsgewinne in sanierten Quartieren der inneren Stadt (Reurbanisierung) und eine beständige Zuwanderung von Studierenden nach Leipzig zurückzufuhren.

Trotz erkennbarer Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Gruppen blieb das Maß der Segregation vor 1990 in beiden Städten verhältnismäßig gering.

Sowohl der Wohnungsmarkt als auch der Arbeitsmarkt waren von egalisierenden Bestrebungen geprägt. Nach der Wende verursachte vor allem der Zusammenbruch weiter Teile der im internationalen Maßstab nicht mehr konkurrenzfähigen Wirtschaft

soziale Problemen. Im Zuge des Transformationsprozesses haben sich also erhebliche sozioökonomische Unterschiede herausgebildet, die für weite Teile der Bevölkerung zu einem Absinken der Einkommen und des Lebensstandards führten.

Die Arbeitslosigkeit stieg deutlich an, es kam zu Verarmungsprozessen in der Bevölkerung (Abb. 3). Demgegenüber profitierten andere Gruppen durch privat- wirtschaftliche Aktivitäten oder - in Ungarn - als soziale Aufsteiger im Umfeld der neuen ausländischen Unternehmen. Während der ungarische Staat seine Handlungsfähigkeit auf sozialpolitischem Gebiet weitgehend verloren hatte, konnte das soziale Netz in Ostdeutschland durch Transferzahlungen aus Westdeutschland stärker stabilisiert werden. Entsprechend sind soziale Disparitäten in Ungarn deutlich intensiver ausgeprägt als in Ostdeutschland.

Planerisch gesehen haben die Veränderungen in der politischen und ökonomischen Makrosphäre die zentral gesteuerte Planwirtschaft beendet und den Beginn einer auf den Prinzipien des freien Marktes und der demokratischen Gestaltung basierenden Stadt- und Regionalentwicklung ermöglicht. Die freie Preisbildung auf einem Güter-, Kapital-, Immobilien- oder Arbeitsmarkt ersetzte die Planbehörde. Mit der

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Abb. 3: A rbeitslosigkeit und arbeitsm arktpolitische Maßnahmen im A rbeitsam tsbezirk Leipzig 1991-2002

Quelle: Statistische Jahrbücher, Stadt Leipzig, 1996-2003. Entwurf: Feuerbach, F., Wießner, R.

r-1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

■ A rb e its lo s e ■ berufliche W e ite rb ild u n g □ A rb e its b e s c h a ffu n g s m a ß n a h m e n □ K u rza rb e ite r

Demokratisierung beider Länder und der gleichzeitigen Dezentralisierung der staatlichen Macht wurden viele planerische Kompetenzen an die Gemeinden (Städte) übertragen.

Ein Spezifikum der administrativen Neuordnung in Budapest besteht - wie erwähnt - darin, dass statt der Gesamtstadtverwaltung die einzelnen Bezirke der Stadt für umfangreiche Aufgaben der Selbstverwaltung verantwortlich wurden. Die Bezirke bestimmen so als relativ autonome Teilstädte wesentliche Leitlinien der Stadtentwicklung.

Beispielsweise ging der staatliche Wohnungsbestand in Budapest in den Besitz der Bezirke über und infolgedessen auch die Verantwortlichkeit für die angestrebte Privatisierung der Wohnungen nach staatlichen Vorgaben.