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Die in diesem Beitrag skizzierten Bedingungen und Aspekte der Stadtentwicklung von Budapest und Leipzig zeigen hinlänglich, dass sich einerseits deutliche Parallelen in der postsozialistischen Entwicklung beider Städte erkennen lassen, dass aber andererseits auch vielfältige Unterschiede bestehen, die auf unterschiedlichen Voraussetzungen und auf differenzierten Entwicklungspfaden im Transformationsprozess beruhen.

Diese vergleichende Perspektive für spezifische Teilbereiche der Stadtentwicklung von Budapest und Leipzig zu vertiefen, ist das Ziel des vorliegenden Bandes. Im einzelnen handelt es sich um Fragen der Neuorganisation der administrativen Verantwortlichkeiten, um die Entwicklung des Arbeitsmarkts und des Wohnungsmarkts, die spezifische Entwicklung der Großwohnanlagen und der innerstädtischen Altbaugebiete, die wirtschaftliche Entwicklung im Bereich des Einzelhandels und um Aspekte des Images der beiden Städte.

Grundlagen für die vergleichende Analyse der Stadtentwicklung von Budapest und Leipzig bilden verschiedene Forschungsarbeiten von Budapester und Leipziger Geographen. Dank einer Förderung durch den DAAD und Ungarische Stipendien- komission konnten gegenseitige Besuche und gemeinsame Diskussionen den wissen­

schaftlichen Gehalt des Forschungsvorhabens befruchten.

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Die administrative Gliederung der Städte Budapest und Leipzig als bedeutender Faktor der Stadtentwicklung im

Transformationsprozess

Z o l t ä n D ö v e n y i 1 u n d U l r i c h K n a b e 2

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Stadtregion Leipzig wird seit 1990 in hohem Maße von ihrer administrativen Gliederung vor allem vor dem Hintergrund der grundgesetzlich garantierten Planungshoheit der Kommunen beeinflusst.

Bis 1994 grenzte eine relativ kleine, sehr dicht bewohnte und bebaute Kemstadt an Umlandgemeinden in den Größenordnungen von Kleinstgemeinden bis hin zu Städten mit mittelzentralen Funktionen, die sich innerhalb kleiner Kreise mit verhältnismäßig geringer Bevölkerungszahl befanden. Mit der Kreis- und Gemeindegebietsreform veränderten sich diese Strukturen entscheidend. Die administrativen territorialen Neugliederungen in der Stadtregion Leipzig, welche die Größe der Verwaltungseinheiten erheblich vergrößerten, stellten den legislativen Versuch einer Lösung der Probleme dar, die vor allem durch die Suburbanisierungsprozesse3 seit 1990 in einer mit anderen ostdeutschen Regionen kaum vergleichbaren Intensität und Dynamik stattgefunden haben.

Nachfolgend sollen die grundlegenden Aspekte dieses Prozesses kurz skizziert werden.

Anschließend sind Verlauf und Ergebnisse der Gebietsreformen dargestellt.

Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der letzten zehn Jahre wies auch in der Stadtregion Budapest viele ganz unterschiedliche Probleme und Spannungen auf.

Teilweise sind diese eindeutig mit den Transformationsprozessen und -erscheinungen verbunden. Andere sind schon längere Zeit existent, erhielten aber unter den veränderten Bedingungen neue Akzente und Dimensionen. Die Verwaltung und administrative Gliederung der Stadtregion Budapest gehört eindeutig zur letzteren Kategorie: hier erlangten historische Probleme, die im Laufe der Zeit ungelöst blieben, nach der Wende neue Aktualität, andererseits kamen neue Schwierigkeiten hinzu. Infolge dessen gehört diese Thematik heute zu den größten Problemfeldem in der Stadtregion. Die Mehrzahl

1 Geographisches Forschungsinstitut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, H -1388 Budapest, P. O. B. 64. E-mail: dovenyiz@helka.iif.hu

2 Institut für Geographie, Universität Leipzig (bis 2001), D-04103 Leipzig, Johannisallee 19a. E-mail:

knabeu@gmx.de

3 Unter Suburbanisierung wird hier, wenn nicht anders vermerkt, vereinfacht die Verlagerung städtischer Funktionen in das Umland über die administrativen Stadtgrenzen verstanden.

der durch die Verwaltung und die administrative Gliederung bedingten Konflikte wirken sich in der Stadtregion der ungarischen Hauptstadt anders aus als in der Stadtregion Leipzig, obwohl in der sozialistischen Zeit ähnliche Entwicklungen des Verwaltungswesens der DDR und Ungarns zu konstatieren sind. Historisch gesehen sind jedoch erhebliche Unterschiede schon bei der Ausgangssituation festzustellen, die auch heute eine starke Wirkung nach sich ziehen. Deshalb ist ftir die Stadtregion Budapest ein historischer Rückblick notwendig.

Grundsätze, Bedeutung und Folgen der administrativen Neuordnungen nach der Wende in den Stadtregionen Leipzig und Budapest werden nachfolgend zunächst für die beiden Stadtregionen getrennt dargestellt. Am Ende erfolgt dann ein vergleichender Überblick.

1. Das Beispiel Leipzig