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Aufwertungsprozesse - Begrifflichkeiten

Der kleinste gemeinsame Nenner aller Aufwertungsprozesse ist eine bauliche Verbesserung im Quartier. Dies kann von reinen Instandsetzungsmaßnahmen bis hin zu aufwändigen Modernisierungen reichen und sowohl den Gebäudebestand als auch das Umfeld betreffen. Gefördert werden solche Verbesserungen von der öffentlichen Hand durch Maßnahmen der erhaltenden Stadtemeuerung, durch die Bereitstellung von Städtebau- und Wohnungsbaufordermitteln und/oder Abschreibungsmöglichkeiten für private Investoren. Je nach dem, ob die rein bauliche Aufwertung, als Kemkategorie, mit weitergehenden Prozessen im ökonomischen und sozialen Bereich einheigeht, lassen sich daraus verschiedene Sonderformen beschreiben.

Von exogen induzierten Aufwertungsprozessen grenzt Clay (1979) Incumbent-Upgrading-Prozesse ab. Hierbei handelt es sich um endogene Vorgänge, d.h. die Aufwertung erfolgt von innen heraus, indem Modemisierungsmaßnahmen vorwiegend von den Hausbesitzern und Bewohnern des jeweiligen Viertels ausgehen.

Aufwertung als Selbsthilfe bedeutet, dass Art und Umfang der Maßnahmen sich nach den Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten der Bewohner richten. Es handelt sich meist um langsam ablaufende bauliche Aufwertungen, die kaum Veränderungen in der Sozialstruktur nach sich ziehen (vgl. Clay 1979 zitiert nach Dangschat u.

Friedrichs 1988; Kecskes 1997, S. 24; Weiske 1996).

3.2. Revitalisierung (Stadterneuerung und Stadtumbau)

Häufig wird der Begriff "Aufwertung" synonym mit dem Begriff

"Revitalisierung" verwendet (vgl. Friedrichs 1998; Harth et al. 1996; Kecskes 1997;

Koväcs u. Wießner 1999). Die kommunal initiierten Revitalisierungsmaßnahmen versuchen unter Beteiligung der Wirtschaftsförderung sowie der Bürger Strategien zu entwickeln, die im Sinne einer Funktionsschwächensanierung (vgl. DSSW 1995, S. 13) nicht nur auf Erhaltung, Modernisierung und Verbesserung der städtebaulichen und sozioökonomischen Struktur eines Viertels ausgerichtet sind, sondern darüber hinaus eine Überprüfung, Stärkung und Ergänzung, gegebenenfalls auch Veränderung oder grundsätzliche Neubestimmung der Funktion eines Gebietes beinhalten. In diesem Zusammenhang steht "Vitalität" für eine lebendige Mischung sich gegenseitig befördernder Funktionen in den Bereichen Wohnen, Gewerbe, Freizeit usw. (vgl. DSSW 1995, S. 13). Revitalisierung geht somit weit über eine rein bauliche Aufwertung hinaus und umfasst sowohl Maßnahmen einer erhaltenden Stadtemeuerung als auch eine Stärkung der Funktionsfahigkeit im Rahmen des Stadtumbaus unter Beibehaltung bzw.

Ausbau einer funktionalen und additiven Nutzungsmischung.

3.3. Gentrification/Gentrifizierung

Gentrification als Zustand bzw. Gentrifizierung als Prozess (vgl. Harth et al.

1996, S. 169; Friedrich 2000) wird definiert als "Aufwertung eines Wohngebietes in sozialer und physischer Hinsicht, die auch geänderte Nutzungsstrukturen (Teritärisierung) mit beinhalten" (Kerstein 1990, S. 620; Häußermann 1998, S. 58). Eine ähnlich holistische Definition formulierte Hammnett (1984, S. 284): "Simultaneously a physical, economic, social and cultural phenomenon. Gentrification commonly involves the invasion by middie-class or higher-income groups of previously working-class neighbourhoods or multi-occupied ‘twilight areas’ and the replacement or displacement of many of the original occupants. It involves the physical renovation or rehabilitation of what was frequently a highly deteriorated housing stock and is upgrading to meet the requirements of its new owners. In the process, housing in the areas affected, both renovated and unrenovated, undergoes a significant price appreciation. Such a process of neighbourhood transition commonly involves a degree of tenure transformation from renting to owning".

Die bisher vorliegenden Erklärungsansätze des Phänomens Gentrification sind eher deskriptiven Charakters. Sie gehen z.B. von einer vier-phasigen Entwicklung aus, in der sich schrittweise die Zusammensetzung der sozialen Gruppen, das Bodenpreis- und Mietniveau sowie das Image verändern. Getragen wird der Prozess weitgehend von externen Investoren, die auf Gewinnmaximierung spekulieren. Durch die Ausweisung von Sanierungsgebieten, Aufwertungsmaßnahmen im Wohnumfeld sowie die Vergabe von Fördermitteln leistet die Kommune häufig Starthilfe für Gentrifizierungsprozesse, die dann in Form von Verdrängung alteingesessener Bevölkerungsgruppen, Preissteigerungen etc. Folgen zeigen, die den ursprünglichen Revitalisierungszielen entgegenlaufen.

Gentrifizierungsprozesse weder häufig auch mit Hilfe eines Marktmodells, welches auf Veränderungen der Angebots- und Nachfrageseite fußt (vgl. Friedrichs 1998)

erklärt. Während die veränderte Nachfrage durch die Zunahme an Haushalten mit höherem Einkommen und in die Innenstadt orientierten Wohnpräferenzen (räumliche Nähe zum Arbeitsplatz und zu einer vielfältigen Infrastruktur z.B. Gaststätten, Kinos, Museen, sonstige Freizeiteinrichtungen) entsteht, werden die Veränderungen des Angebots durch veränderte Grundstücks- und Bodenwerte verursacht (modifizierte rent/

value gap-Theorie, vgl. Friedrichs 1996, S. 26f. u. 1998, S. 65). Wie die bei Helbrecht (1996) zusammengestellten Beispiele belegen, sind "offensichtlich nicht objektive Rent Gaps in Form von Statistiken entscheidend, um einen Aufwertungsprozess in Gang zu setzen, sondern die Wahrnehmung der zu erwartenden Investitionsrenditen durch die Investoren" (Helbrecht 1996, S. 8).

Bisher nicht hinreichend geklärt ist die Frage, unter welchen allgemeineren Rahmenbedingungen der Wandel in der Bevölkerungszusammensetzung eines Wohngebietes stattfmdet. Hierzu existieren mehrere verschiedene, zum Teil aufeinander aufbauende sogenannte Anschlusstheorien. In allen spielen ökonomische Restrukturierungsprozesse der Städte wie Deindustrialisierung (vgl. z.B. Dangschat 1990; Ley 1980) und Tertiärisierung (vgl. z.B. Häußermann u. Siebei 1987;

Häußermann 1990; Sassen 1990) eine wichtige Rolle. Die entstehende Dienstleistungsgesellschafit lässt die Gruppe der potentiellen Gentrifier anwachsen.

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3.4. "Gespaltene Gentrißcation"

Bei ihren empirischen Untersuchungen in Magdeburg konnten Harth, Herlyn und Scheller (1996) feststellen, dass die Aufwertungs- und Umnutzungsprozesse von Wohngebäuden in potentiellen Gentrificationgebieten der Stadt von außen durch private Investoren (Spekulanten) und kommunale Planungsbehörden voran getrieben werden und nicht von in das Viertel Zugezogenen (vgl. Harth et al. 1996, S. 190).

Nach den Autoren muss dieser Prozess, in dessen Verlauf die öffentliche Hand in engem Verbund mit privaten Immobiliengesellschaften eine Standortverbesserung betreibt, getrennt gesehen und interpretiert werden von einer zweiten Entwicklung, die darin besteht, dass sich bei bestimmten Bevölkerungsschichten urbane Wohnpräferenzen entwickeln. Diese zweite Entwicklung fehlt in Magdeburg weitgehend. Die Autoren fuhren in diesem Zusammenhang den Begriff "gespaltene Gentrification" ein (vgl. Harth et al. 1996).

3.5. Zusammenfassung

Wie bei der vorangegangenen Charakterisierung einzelner Spielarten von Aufwertungsprozessen in Innenstadtrandbereichen bereits deutlich wurde, gibt es klare inhaltliche Unterschiede zwischen den Begriffen, doch sind die Abgrenzungen zwischen ihnen eher gradueller Natur. So können beispielsweise aus Revitalisierungsmaßnahmen

Gentrifizierungsprozesse entstehen, und Incumbent Upgrading ist als Teilprozess sowohl von Revitalisierungs- als auch von Gentrifizierungsprozessen vorstellbar. Die bauliche Aufwertung, Bestandteil aller genannten Prozesse, kann aber auch unabhängig davon auftreten, ohne dass die für die anderen Prozesse typischen ökonomischen und sozialen Veränderungen die Folge sind. Obwohl die genannten Konzepte eng miteinander verflochten sind, unterscheiden sie sich in Ursache und Auswirkung dennoch deutlich.

Eine saubere begriffliche Trennung ist deswegen unerlässlich.

Dies gilt insbesondere dann, wenn es um eine Überprüfung der Übertragbarkeit dieser Konzepte auf Städte im Transformationsprozess geht. Begriffliche Neuschöpfungen wie "sozialistische Gentrification" oder "gespaltene Gentrification" (Harth et al. 1996) deuten darauf hin, dass hier Gentrification implizit als Oberbegriff aller Aufwertungs­

prozesse verstanden wird. Dies ist insbesondere deswegen problematisch, weil gerade die wesentlichen Elemente des Gentrification-Konzeptes, der rent-gap/value-gap-Theorie und des Lebensstil-Konzeptes* nicht unmodifiziert auf Städte im Transformationsprozess zu übertragen sind.

Unserer Meinung nach bieten sich die anderen vorgestellten Aufwertungskonzepte weit eher als Grundlage für eine Analyse von Aufwertungs­

prozessen in der Transformation an. Auch von Helbrecht wurde berechtigter Weise festgestellt: "Ob neben den Unterschieden im Verlauf von Gentrification zwischen den Kontinenten (Atlantic Gap) zukünftig auch inner-europäische Unterschiede (ein

"European Gap") nachweisbar sind, bleibt abzuwarten" (Helbrecht 1996, S. 7).

Das folgende Schaubild (vgl. Tab. 1) verdeutlicht noch einmal zusammen­

fassend, wie die beschriebenen Konzepte Zusammenhängen und wodurch sie sich unterscheiden.

4. Zur Übertragbarkeit der Aufwertungskonzepte a u f Entwicklungen