• Nem Talált Eredményt

Die räumliche Verteilung der Arbeitslosigkeit im Stadtgebiet

Trotz der niedrigen Arbeitslosigkeit bildeten sich in Budapest räumliche Unterschiede in der Verteilung der Arbeitslosen heraus (vgl. Abb. 3). Die Abbildung beruht auf einer anderen Datenbasis als die bisherigen Analysen; die Angaben stammen aus der Volkszählung 2001. Während die bislang verwendeten Daten des Landesamtes für Arbeit auf der offiziellen Registrierung von Arbeitslosen beruhen, basiert die Volkszählung auf einer Befragung der Bevölkerung. Nach den Ergebnissen der Volkszählung betrug die Arbeitslosenrate im Februar 2001 in Budapest 6,3%, wogegen die Statistik des Landesamtes für Arbeit lediglich 2,7% auswies.

- Die Arbeitslosigkeit ist in den gehobenen Wohnvierteln auf der Budaer Seite der Stadt am niedrigsten. Aber auch in anderen Bezirken, wo bevorzugt

hochqualifizierte und wohlhabendere Bevölkerungsgruppen leben, besteht nur eine unterdurchschnittliche Arbeitslosigkeit.

% „ N , ' '

Abb. 3: Anzahl und Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen in den Stadtbezirken von Budapest 2001

Quelle: Volkszählung 2001. Entwurf: Döv^nyi, Z. Kartographie: Kaiser, L.

In den anderen Stadtbezirken ist die Arbeitlosenrate höher, aber mit Arbeitslosenquoten von 7-9% weit von einer ausgesprochenen Konzentration Arbeitsloser entfernt. Diese Stadtbezirke gliedern sich in zwei Gruppen:

- Traditionelle Industriegebiete der Hauptstadt, wo die höhere Arbeitslosigkeit durch den Zusammenbruch der sozialistischen Industrie hervorgerufen wurde (z.B. Üjpest, Angyalföld, Csepel).

- Arbeiterquartiere in der inneren gründerzeitlichen Wohnzone. Hier hängt die höhere Arbeitslosigkeit mit der ungünstigen Sozialstruktur (starke Segregation, Ghettoisierung, großer Anteil von Randgruppen) zusammen. Als klassisches Beispiel gilt die Josephstadt. Langfristig fuhrt hier die Arbeitslosigkeit in Verbindung mit anderen sozialen Problemen zu ernsthaften Gefahren in der Entwicklung des Stadtviertels.

Ein ähnliches Muster in der Verteilung der Arbeitslosigkeit ergibt sich in Leipzig, allerdings auf einem deutlich höheren prozentualen Niveau. In Abb. 4 ist diese Verteilung für die Ortsteile von Leipzig im Jahr 2001 dargestellt. Die betrachtete

Anteil der Arbeitslosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung bis 9 9 %

1 0 - 1 2 9 % 1 3 - 1 5 9 % 1 6 % und mehr

10 Kilometer

Abb. 4: Anzahl der Arbeitslosen an der erwerbsfähigen Bevölkerung in den Ortsteilen der Stadt Leipzig 2001

Quelle: Stadt Leipzig: Ortsteilkatalog 2002. Enwurf: Wiessner, R. 2003. Kartographie: Wünsche, S.

Variable ist der Anteil der Arbeitslosen an der gesamten erwerbsfähigen Bevölkerung (alle Einwohner von 15-65 Jahren). Der städtische Durchschnitt liegt bei 12,9%, also bei rund zwei Drittel des Wertes der anders errechneten offiziellen Arbeitslosenrate.

Als Gebiete mit den höchsten Arbeitslosenanteilen von 16% und mehr sind zu erkennen:

- gründerzeitliche Industrie- und Arbeiterquartiere im inneren Osten und Nordosten der Stadt sowie im inneren Westen (Plagwitz, Lindenau) und

- die größte Leipziger Großwohnanlage Grünau.

In beiden Fällen spielen für die Höhe der Arbeitslosigkeit sowohl der Zusammenbruch der sozialistischen Industrie also auch nach der Wende einsetzende soziale Segregationsprozesse eine ausschlaggebende Rolle.

Unterdurchschnittlich niedrig liegt die Arbeitslosigkeit dagegen:

- in repräsentativen gründerzeitlichen Wohnvierteln, vor allem entlang des innerstädtischen Grünzugs der Elster- und Pleißeaue, in Quartieren, die einstmals für das

Bürgertum errichtet wurden und in denen heute flächenhafte Sanierungen und deutliche soziale Aufwertungsprozesse zu erkennen sind,

- in einzelnen älteren Einfamilienhausgebieten sowie

- mit den niedrigsten Arbeitslosenanteilen - in den Ende der 1990er Jahre eingemeindeten Vororten, in denen eine umfangreiche Wohnsuburbanisierung nach der Wende zu einer Konzentration von wohlhabenderen Haushalten geführt hat.

Der Anteil der Arbeitslosigkeit in den Stadtvierteln ist somit sowohl in Budapest als auch in Leipzig ein guter Indikator für die postsozialistische Segregation und sozialräumliche Differenzierung der Städte. Sowohl in Budapest als auch in Leipzig lassen sich Quartiere identifizieren, die sich im Zuge der sozialen Polari­

sierung zu sozialräumlichen Brennpunkten entwickeln (Schmidt u. Wießner 2002;

Koväcs u. Wießner 1999, 2004).

6. Fazit

Sowohl in Budapest als auch in Leipzig ist in den Jahren seit der Wende die Transformation eines sozialistischen Arbeitsmarkts in einen marktwirtschaftlich konfigurierten Arbeitsmarkt, der typisch für hochentwickelte Wirtschafts- und Gesell­

schaftssysteme ist, weitgehend vollzogen worden. Eine expandierende Tertiärisierung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts, das Wegbrechen der alten Industrien und eine Neustrukturierung des Arbeitsmarkts im sekundären Sektor in Richtung auf innovative Branchen sowie auch eine zunehmende sozialräumliche Polarisierung im Stadtgebiet sind Kennzeichen dieses Wandels.

Der Umbruch und Wandel des Arbeitsmarkts wurde vor allem in Form der enstehenden Arbeitslosigkeit und der notwendigen Umstellung auf neue Anforderungen von sozialen Problemen und Härten begleitet. Während in Budapest als Landeshauptstadt und aufstrebender Wirtschaftsmetropole das Ausmaß der Arbeitslosigkeit relativ schnell reduziert werden konnte, besteht in Leipzig, das noch unter ökonomischen Strukturschwächen zu leiden hat, nach wie vor eine erhebliche Sockelarbeitslosigkeit. Allerdings lassen das anhaltende Wachstum im tertiären Sektor und die Neuansiedlung bedeutender Unternehmen eine zunehmend positivere Entwicklung erwarten.

LITERATUR

Arbeitskräftebilanz (2002): Arbeitskräftebilanz 1998-2002. Budapest.

Blien, U. u. Wolf, K. (2001): Regionale Disparitäten auf ostdeutschen Arbeitsmärkten. In: Informati­

onen zur Raumentwicklung, H. 1, S. 49-57.

Drechsel, D., Lange, K. u. Strauch, D. (2002): Die Veränderung der sektoralen Struktur und der Branchenstruktur der Wirtschaft der Stadt Leipzig. In: Hasse, R. u. Kunze, C. (Hrsg.), S. 43-56.

Dövenyi, Z. (1994): Transition and Unemployment - The case o f Hungary. ln: GeoJoumal, 32.4.

S. 393-398.

Dövönyi, Z. (2001): Development and Spatial Disparities o f Unemployment. In: Meusburger, P. u.

Jöns, H. (Hrsg.): Transformations in Hungary. Essays in Economy and Society. Physica Verlag. Heidelberg. S. 207-224.

Fischer, A. (1996): Zur Entwicklung von Arbeitsmarkt und Beschäftigung in der Stadt Leipzig und in der Region 1989-1994. ln: Miegel, M. u. Kunze, C. 1996, S. 64-73.

H asse, R. u. Kunze, C. (H rsg.) (2002): D ie Situation und die R olle von Großstädten im Transformationsprozess. Ökonomische Entwicklung und soziale Prozesse der Städte Leipzig und Wroclaw - 1 9 9 5 bis 1999 im Vergleich. Leipzig. ( = Transformation. Leipziger Beiträge zu Wirtschaft und Gesellschaft 11.)

Karrasch, P. u. Kunze, C. (1996): Der Wirtschaftsstandort Leipzig im Strukturwandel. In: Miegel, M. u. Kunze, C. (Hrsg.), S. 33-47.

Koväcs, Z. u. Wießner, R. (1999): Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung in Budapest. Leipzig ( = Beiträge zur Regionalen Geographie 48).

Koväcs, Z. u. Wießner, R. (2004): Budapest - Restructuring a European Metropolis. In: Europa Regional, H. 1, S. 22-31.

KSH (2004): Statistisches Jahrbuch Budapest. Budapest.

KSH (2002): Volkszählung 2001. 6.1. Band I—II. Budapest. Budapest.

Kunze, C. (2002): Zur Entwicklung von Arbeitsmarkt und Beschäftigung. In: Hasse, R. u. Kunze, C. (Hrsg.), S. 71 -7 5

M ie g e l, M. u. K u nze, C. (1 9 9 6 ): D ie S itu a tio n und d ie R o lle von G roßstädten im Transformationsprozeß. Ökonomische Entwicklung und soziale Prozesse der Städte Leipzig und Wroclaw - 1989 bis 1994 im Vergleich. Leipzig. (Transformation. Leipziger Beiträge zu Wirtschaft und Gesellschaft 4.)

Schmidt, H. u. Wießner, R. (2002): Veränderungen in der sozialen Situation der L eipziger Bevölkerung. In: Hasse, R. u. Kunze, C. (Hrsg.), S. 85-128.

Stadt Leipzig. Amt ftlr Statistik und Wahlen (lfd. Jg.): Statistisches Jahrbuch. Leipzig.

Wießner, R. (2002): Grundzüge und aktuelle Entwicklungen des Wohnungsmarkts in Deutschland (Ost). In: Odermatt, A. u. Van Wezemael, J. E. (Hrsg.): Geographische Wohnungsmarktforschung.

Zürich. (=Wirtschaftsgeographie und Raumplanung 32), S. 39-54.

www.afsz.hu

Stadtentwicklung in der Transformation, S. 123-151.

Aufwertung citynaher Quartiere in Städten im Transformationsprozess

Das Beispiel Graphisches Viertel in Leipzig1

V e r a D e n z e r 2 und S u s a n n e H e y d e n r e i c h 3

1. Einführung

Nach einer Phase des Gebäudeverfalls und der sozialen Erosion lassen sich in vielen citynahen, historisch gewachsenen Wohn- und Mischgebieten westeuropäischer und nordamerikanischer Großstädte seit einigen Jahrzehnten in zunehmendem Maße Aufwertungsprozesse beobachten.

In Westdeutschland sind derartige Entwicklungen seit den 1970er Jahren zu erkennen. Cityrand- und citynahe Gebiete, die lange Zeit im Schatten der allgemeinen Aufmerksamkeit standen, gewannen neue Attraktivität. Was bis dahin bestenfalls als Spekulationsfläche für eine Erweiterung des CBD gedient hatte - die jedoch in den meisten Fällen ausblieb - wurde nun durch entsprechende Investitionen neuen Nutzungen zugänglich gemacht, die sich am besten als Cityergänzungsfunktionen beschreiben lassen.

Verstärkt wurde diese Entwicklung durch den beginnenden gesellschaftlichen Wertewandel, der sich auch in veränderten Wohnpräferenzen bestimmter Teile der Bevölkerung niederschlug. Innerstädtische Wohngebiete mit ihrer historischen Bausubstanz, ihrer Nähe zu Arbeits- und Freizeitangeboten und ihrem urbanen Flair erlebten eine Renaissance (vgl. Häußermann u. Siebei 1987; Harth et al. 1996 S. 168;

Helbrecht 1996). Im Ergebnis dieser Aufwertungsprozesse stehen i.d.R. bauliche Erneuerung, der Zuzug neuer, einkommensstarker Bevölkerungsschichten, ein vielfältiges Gastronomie-, Kultur- sowie Einzelhandelsangebot und nicht zuletzt ein ökonomischer Aufschwung durch die Ansiedlung von Unternehmen vor allem aus dem Dienstleistungssektor.

1 Der vorliegende Beitrag wurde in einer Kurzfassung 2002 im Nachrichtenblatt zur Stadt- und Regionalsoziologie (s. Literaturliste) veröffentlicht. Für die hier vorliegende Publikation wurden einzelne Aspekte aktualisiert ohne dabei die Untersuchungen in ihrer Gänze fortzuschreiben.

1 Institut für Didaktik der Geographie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, D-60054 Frankfurt am Main, Schumannstr. 58. E-mail: V.Denzer@em.uni-frankfurt.de

3 Institut für Geographie, Universität Leipzig, D -04103 Leipzig, Johannisalle 19a. E-mail:

heyde@rz.uni-leipzig.de

In Ostdeutschland waren bis zur Wiedervereinigung keine vergleichbaren Entwicklungen im innenstadtnahen Altbaubestand zu beobachten. Der Wohnungsbau in der DDR konzentrierte sich auf den rentableren Neubau von Großwohnanlagen; die aufwendige Instandhaltung und Rekonstruktion der Altbaubestände in den Kemstädten wurde, von einigen Vorzeigeprojekten abgesehen, weitgehend vernachlässigt.

Entsprechend waren auch die Wohnpräferenzen von weiten Teilen der Bevölkerung ausgerichtet - bei den Wohnwünschen stand der komfortable Neubau an erster Stelle.

Nach der Wende erhoffte man sich im Zuge des politischen Umbruchs auch in den Reformstaaten Ostmitteleuropas "durch die Liberalisierung des Wohnungsmarktes und andere von Marktmechanismen gesteuerte Prozesse ähnliche Effekte der Revitalisierung, wie sie sich in den westlichen Großstädten im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte herausgebildet haben. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen allerdings, dass die in der unmittelbaren Phase des Umbruchs erweckte Euphorie mittlerweile mancher Ernüchterung weichen musste." (Koväcs u. Wießner 1999, S. 10.)

In Leipzigs Innenstadtrandgebieten zeigen sich heute annähernd flächendeckend intensive bauliche Aufwertungsprozesse. Umfangreiche Industrie- und Gewerbebrachen auch in Innenstadtrandgebieten, eine hochwertige, wenn auch in schlechtem Zustand befindliche gründerzeitliche Wohnbebauung und ausgedehnte, bis unmittelbar an die Innenstadt heranreichende Parkanlagen boten außergewöhnlich günstige städtebauliche Voraussetzungen. Im Bereich des Boden- und Immobilienmarktes führte der Privatisierungsprozess sowie der durch staatliche Förderung angeheizte Kapitalzufluss von außen zu umfangreichen Investitionen. Schnell konnte daher ein tiefgreifender Umstrukturierungsprozess in den bis dahin vor allem von Verfall gekennzeichneten Innenstadtrandgebieten einsetzten. Durch Sanierung und die in Teilgebieten beginnende Entstehung einer vielfältigen bewohnerbezogenen Infrastruktur entwickelten sich attraktive Wohngebiete, aber auch Standorte für Anbieter von hochwertigen Dienstleistungen. Diese Aktivitäten dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gründerzeitlichen Innenstadtrandgebiete bis heute Einzelobjekte und auch ganze Straßenzüge enthalten, die weiterhin vernachlässigt werden und dem Verfall preisgegeben sind. Vor dem Hintergrund des immensen Bevölkerungsverlustes und des derzeit zu konstatierenden strukturell bedingten Wohnungsüberschusses bedarf es neuer Konzepte für den Umgang mit den verbleibenden unsanierten Beständen. Die von kommunaler Seite favorisierte Strategie "Neue Gründerzeit" lässt sich programmatisch mit den Stichworten "mehr Grün, weniger Dichte" umschreiben und fordert neben der Sanierung u.a. auch Abriss bzw. Rückbau, wenn dies zur Erhöhung der Lebensqualität im Quartier beiträgt und es sich nicht um Gebäudezeilen mit Erhaltungspriorität handelt (vgl. Stadt Leipzig 2000). Ebenso wird in den Programmgebieten des Bund-Länder-Programms

"Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt" und des EU- Programms Urban II verfahren.

Die Aufwertungsprozesse, die sich in den Innenstadtrandbereichen von Großstädten der Transformationsstaaten beobachten lassen, unterliegen, was Art und Umfang betrifft, den spezifischen ökonomischen Systemen, landestypischen

gesellschaftlichen Strukturen, der administrativen Organisation sowie der jeweiligen Regelung der Eigentumsfrage, und haben daher ihre eigene Logik und ihre spezifische Ausprägung.