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Modalität – Begriffsbestimmungen

2. Modalität und die Arten der Modalität

2.1. Modalität – Begriffsbestimmungen

2.1.1. Die Modallogik

In der logischen Tradition, auf die die sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit Modalität z.T. zurückgreift, wird eine auf Wahrheitswerten basierende Semantik zur Beschreibung von Propositionen herangezogen (vgl. Kiefer 1987: 67, 1990: 14).

In modallogischen Arbeiten werden die Begriffe „Möglichkeit“ und „Notwendig‑

keit“ zugrunde gelegt14 und die verschiedenen Modalitätsarten z.T. unter Rückgriff auf die Mögliche‑Welten‑Semantik darauf aufbauend mit Hilfe von Zugänglich‑

keitsrelationen bzw. Redehintergründen spezifiziert (vgl. Kratzer 1981: 42ff., 1991:

640ff. sowie Kiefer 1986: 7ff., 1987: 70f., 1990: 12f., 2005: 15f.).15

In der modallogischen Auffassung wird also die Einheitlichkeit von Modalität durch die zugrunde gelegten Begriffe „Möglichkeit“ und „Notwendigkeit“ gewähr‑

leistet. Bei der Definition der einzelnen Modalitätsarten wird allerdings die Frage nicht gestellt, ob die verschiedenen Redehintergründe sich konzeptuell auf einen

14 Vgl. z.B. „Modality has to do with necessity and possibility.“ von Kratzer (1981: 39, 1991: 639), „Modal logic is the logic of necessity and possibility“ von Davies (1994: 2508), „Modality in logic is based on the concepts of possibility and necessity.“ von Kiefer (1994: 2515), ähnlich auch Kiefer (1986: 3, 1987: 68, 1990: 10, 2005: 10).

15 Von Wright (1951: 1f.) unterscheidet vier Arten der Modalität, von denen drei, nämlich alethic, epistemic und deontic modes Eingang in die Literatur gefunden haben. Er weist auf weitere denkbare Modalitätsarten hin und erwähnt dynamic modalities (von Wright 1951: 28, Anm.), die in sprachwissenschaftlichen Arbeiten tatsächlich eine wichtige Rolle spielt. Im Überblick über den logischen Modalitätsbegriff werden von Kiefer (1986: 7ff., 1987: 70, 1990: 13f., 2005: 14) d.W. die buletische (volitive) und die zirkumstanzielle Modalität genannt, die in nicht logisch basierten Arbeiten auch wiederkehren.

gemeinsamen Nenner bringen lassen. Andererseits befasst sich die modallogische Tradition nur mit Propositionen, denen ein Wahrheitswert zugeschrieben werden kann. Ausgeklammert bleibt also notwendigerweise die sog. subjektiv epistemische Modalität, die eine Proposition als Annahme, Vermutung des Sprechers darstellt und sich nicht mit den Begriffen der logischen Notwendigkeit bzw. Kompatibilität beschreiben lässt (vgl. Hundt 2003: 351, Kiefer 1986: 10f., 1990: 13, 2005: 72) – aber in natürlichen Sprachen gerade eine wichtige Rolle spielt.16

2.1.2. Modalität als die Bedeutungen der Modalverben

In der Fachliteratur finden sich d.W. Begriffsbestimmungen von Modalität, die ei‑

gentlich keine sind, denn Modalität wird implizit mit der Summe der Bedeutun‑

gen bestimmter Ausdrucksmittel, v.a. der Modalverben einer Einzelsprache gleich‑

gesetzt.17 Diese Auffassung ist, wie leicht ersichtlich, aus mehreren Aspekten prob‑

lematisch. Erstens gibt es zahlreiche Sprachen, die über keine morphosyntaktisch definierbare Klasse von Modalverben verfügen (vgl. Vater 2004: 23ff., Hansen/de Haan 2009: 512ff.). Zweitens führt der so gewonnene Begriff von Modalität nicht einmal hinsichtlich solcher Sprachen zu dem gleichen Ergebnis, die über eine rela‑

tiv gut abgrenzbare Gruppe von Modalverben verfügen, wie das Deutsche und das Englische.18 Drittens ist bei der Abgrenzung von Modalverben mit Übergangsfäl‑

len, mit weniger prototypischen, peripheren Elementen zu rechnen.19 Viertens ist es fraglich, ob tatsächlich alle Verwendungen der Modalverben einer Einzelspra‑

che modal sind.20

16 „Subjective epistemic modality […] is something that logicians have not been concerned with. It is of such importance, however, in the ordinary use of language that it should be explicitly recognized in any formalization of linguistic semantics and distinguished, in principle, from objective modality.“ (Lyons 1977: 805).

17 So setzt sich Diewald (1993 und 1999) mit dem Begriff Modalität nicht auseinander, sondern untersucht die sechs zentralen Modalverben im Deutschen, die „seit dem Althochdeutschen eine epistemische Bedeutungsvariante entwickelt [haben]“ (1993: 218) bzw. die sich „durch ihre Polyfunktionalität aus[zeichnen], die von lexikalisch‑denotativen Funktionen zu grammatisch‑indexikalischen Funktionen reicht“ (1999: 1).

18 So wird z.B. wollen sowohl in der buletischen/volitiven (Er will ins Kino gehen.), als auch in der quotativen/reportativen Verwendung (Er will eine Million gewonnen haben.) in den meisten Arbeiten als modal betrachtet, jedoch werden entsprechende Sätze auf Englisch nicht mit einem Ausdruck gebildet, der als Element der Klasse der (zentralen) Modalverben des Englischen gilt, vgl. He wants to go to the cinema. und He claims to have won a million., folglich bleibt die volitive Modalität in Arbeiten zum Englischen unerwähnt (s. Abschnitt 2.2.).

19 Vgl. z.B. Krug (2000) über have (got) to und want to als „emerging modals“, sowie die unterschiedlich ausfallenden Entscheidungen in der Literatur über die Modalverben im Deutschen bezüglich des (Nicht‑)Modalverbstatus von werden oder nicht brauchen (zu) (s. Abschnitt 5.2.).

20 S. auch Öhlschläger, der „einen Modalitätsbegriff, nach dem […] alles als modal gilt, was durch die Modalverben ausgedrückt werden kann, für sehr problematisch, für viel zu weit“ (Öhlschläger 1984:

231) hält. Unklar bleibt z.B. bei Diewald (1999), wie sie indikativisches mögen + Infinitiv in der nicht‑

deiktischen (d.h. nicht epistemischen) Verwendung (Ich mag Rad fahren.) betrachtet – solche Belege

2.1.3. Modalität als (subjektiv) epistemische Modalität

Ganz im Sinne der eingangs zitierten Feststellung von Nuyts (2006: 1) weist auch Öhlschläger (1984) gleich am Anfang seines Forschungsberichts zur Modalität im Deutschen auf die Problematik der Bestimmung von Modalität hin:

Schon ob es überhaupt sinnvoll und angemessen ist, Modalverben, Modal‑

wörter, modale Infinitive, die Modi und die Modalpartikeln […] zusammen unter einen Oberbegriff, den der Modalität, zu fassen, ist eine keineswegs einhellig beantwortete Frage; der Verfasser dieses Berichts neigt eher zu ei‑

ner negativen Antwort. Und darüber, wie dieser Oberbegriff „Modalität“ zu bestimmen ist, bestehen noch weit mehr verschiedene Meinungen; am ehes‑

ten ist man sich noch darüber einig, daß es verschiedene Arten von Modali‑

tät gebe. (Öhlschläger 1984: 229)

Er plädiert gegen einen so weit gefassten Modalitätsbegriff und schlägt stattdessen vor, „nur dann von ‚modal‘ und ‚Modalität‘ zu sprechen, wenn es um die Mög‑

lichkeit, Wahrscheinlichkeit, Notwendigkeit usw. des Bestehens eines Sachverhalts geht“ (Öhlschläger 1984: 243).21 Aus seinen Ausführungen geht eindeutig hervor, dass er die Gleichsetzung von Modalität mit der subjektiv epistemischen Modalität für adäquat, die eventuelle Ausweitung des Begriffes auf die objektiv epistemische Modalität für möglich hält (vgl. auch Öhlschläger 1986: 379).

behandelt sie nicht, und als prototypische volitive Modalverben nennt sie „mögen (vorzugsweise im Konjunktiv II) und wollen“ (1999: 137).

Van der Auwera/Plungian (1998) definieren Modalität als „those semantic domains that involve possibility and necessity as paradigmatic variants“ (van der Auwera/Plungian 1998: 80) und führen mehrere postmodale Funktionen an, von denen folgende auch für das Deutsche angenommen werden könnten (van der Auwera/Plungian 1998: 93 und 104ff.):

‑ Konditionalität: Und sollte eine Grabrede von einem Bachmann-Preisträger gewünscht werden, bitte sehr. […] Und sollte der Autor, was leider oft vor kommt, im Schreiben eleganter sein als im Vortrag, es gibt genug arbeitslose Schauspieler. (Prosa 184),

‑ Konzessivität: vgl. folgenden Beleg, wo keine epistemische Faktizitätsbewertung vollzogen wird, sondern die Tatsache, dass diese Werte ihren Ursprung in Europa haben, als ein irrelevantes, ungenügendes potentielles Argument gegen die Behauptung der Universalität dieser Werte ausgewiesen wird: Die „Werte der Union“ sind universale Werte. Sie mögen in Europa ihren Ursprung haben und hier vielleicht etwas besser gewahrt werden als anderswo. Sie sind aber keineswegs als europäische Einmaligkeit ausgewiesen. (EU 102),

‑ Zukunft (aus der Vergangenheit): Die Stellung des Stativs sollte sich bis zu ihrem Tod nicht mehr verändern. Immer der gleiche Abstand, immer die gleiche Perspektive. (Prosa 127) und

‑ Optativität: vgl. ihr Beispiel (47): Möchten doch alle eure guten Wünsche in Erfüllung gehen!

Da sie Volitivität und Quotativität aus der Domäne der Modalität ausschließen, stufen sie die entsprechenden Verwendungen von mögen, möchten und sollen als postmodal ein, und wollen würde nach ihnen überhaupt keine modale Semantik haben.

21 Diese Definition wird von Öhlschläger (1986) dahingehend ergänzt, dass der jeweilige Einstellungsträger nicht Teil des thematischen Zusammenhangs des Textes oder Diskurses, des Textthemas ist. Modalität stellt damit eine pragmatische Kategorie dar, in dem Sinne, dass zu ihrer Definition „der Bezug auf Verwendungszusammenhänge, auf Elemente der Sprechsituation notwendig ist.“ (Öhlschläger 1986:

379).

Schließlich argumentiert Nuyts in mehreren Arbeiten gegen den Versuch bzw.

den Usus, die verschiedenen Modalitätsarten unter einem Begriff zu subsumieren, denn diese sind semantisch so unterschiedlich, dass der so geartete Oberbegriff

„Modalität“ nicht einheitlich definiert werden kann (vgl. Nuyts 1994: 9ff., 2001a:

21ff., 2005: 6f., 2006: 1f.). Er nennt zwei Aspekte, die diese Begriffsbestimmung motivieren könnten, die sich allerdings als nicht stichhaltig erweisen. Einerseits wird die semantische Einheit der Domäne der Modalität – nicht nur in logisch basierten Arbeiten – unter Rückgriff auf die Begriffe „Möglichkeit“ und „Notwen‑

digkeit“ untermauert (vgl. z.B. die in Anm. 20 zitierte Definition von van der Au‑

wera/Plungian 1998: 80). Jedoch erscheint es unmöglich, die verschiedenen Aus‑

prägungen dieser Begriffe hinsichtlich der angenommenen Modalitätsarten ohne eine metaphorische Verschiebung tatsächlich als Spielarten ein und desselben Begriffes aufzufassen, vgl. z.B. „Möglichkeit“ und „Erlaubnis“ (Nuyts 2005: 17).

Andererseits gibt es übereinzelsprachlich Ausdrücke, nämlich die Modalverben, die diese Bedeutungen ausdrücken, und es gibt übereinzelsprachlich systematische Verbindungen unter diesen Bedeutungen, die sich sowohl in der Diachronie als auch im Spracherwerb manifestieren. Allerdings reichen diese Relationen an und für sich nicht aus, die verschiedenen Modalitätsarten, die semantisch und kon‑

zeptuell unterschiedliche Domänen darstellen, als in eine Superkategorie gehörend einzustufen (Nuyts 1994: 10f.).22

Aufgrund dieser Überlegungen hält es Nuyts für unbegründet, den Begriff

„Modalität“ in seiner heute üblichen Verwendung beizubehalten und epistemische Modalität in eine breitere Kategorie der Modalität einzubetten. Stattdessen argu‑

mentiert er dafür, die einzelnen Subkategorien als getrennte, mehr oder weniger abgrenzbare qualifikationale Kategorien zu behandeln, und ordnet sie dement‑

sprechend in einem Schema mit anderen Qualifikationen23 in folgender Hierarchie an (Nuyts 2005: 20):

evidentiality > epistemic modality > deontic modality > time > space >

quantificational aspect [frequency] > qualificational aspect [internal phases]

> (parts of the) state of affairs24

22 Er merkt anschließend an: „I do not at all mean to suggest that it is a matter of sheer accident that the modals express those three meanings. There certainly must be a rationale for this fact from a diachronic perspective […] But that does not conflict with the observation that these categories are otherwise se‑

mantically no less different from each other than from other categories such as negation, […] time, etc.

It only means that none of these categories can be studied in full isolation, since they relate and interact in intricate ways.“ (Nuyts 1994: 11).

23 Unter Qualifikationen versteht er „categories by means of which the state of affairs can be modified, situated or evaluated“ (Nuyts 2005: 18). Sie sind universal und hängen engst mit unserer Konzeptuali‑

sierung der Welt zusammen.

24 Er betrachtet dynamic modality (‘ability/potential’ und ‘need’) wegen ihrer semantischen Ähnlichkeit zur Iterativität oder Habitualität als eine Unterkategorie von quantificational aspect und führt sie daher nicht getrennt an.

2.1.4. Zusammenfassung

Aus den obigen Ausführungen geht einerseits hervor, dass sich der logische Begriff von Modalität für die vorliegende Arbeit als zu eng erweist. Andererseits mutet die Analyse verschiedener Ausdrucksmittel als modal ohne Rückgriff auf eine fun‑

dierte Begriffsbestimmung sowohl methodologisch als auch konzeptuell proble‑

matisch an. Als sinnvoller erscheint es vielmehr, die in jeder Arbeit zur Modalität bzw. zu Modalverben angenommene (subjektiv) epistemische Modalität als eine eigenständige semantisch‑konzeptuelle Kategorie beizubehalten und sie nicht mit anderen Domänen zu einer Oberkategorie zu vermengen.