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Die Relevanz der „Scenes & Frames“ Semantik für die Übersetzung von Werbetexten

Hermannstadt – Kulturhauptstadt Europas im Widerstreit der Übersetzungen

4. Die Relevanz der „Scenes & Frames“ Semantik für die Übersetzung von Werbetexten

Ein Ansatz, der gut für die Übersetzung von Werbetexte angewandt wer-den kann, ist die „Scenes & Frames“ Semantik. Dieses Konzept und seine

Bedeutung für die Translation wurden von Vannerem und Snell-Hornby (Vannerem – Snell Hornby 1986) vorgestellt. Mit diesem Konzept wird zum ersten Mal versucht, das viel diskutierte Hintergrundwissen systema-tisch zu erfassen. Das Scenens-and-frames Modell, das von Charles J.

Fillmore entwickelt wurde, ist eine Weiterentwicklung der Prototypensemantik. Mit einzelnen sprachlichen Einheiten verbinden sich im Bewusstsein des Muttersprachlers spezifische erlebte Situationen.

Diese Situation, die meist sehr komplex ist, bezeichnet man als scene1, deren sprachliche Repräsentation als frame2. Die Szenen die durch bestimmte Rahmen hervorgerufen werden, basieren auf eigenen Erfahrungen und daher auch auf prototypischen Vorstellungen. Dabei sind scenes oder Szenen mentale Bilder, die durch einen frame oder Rahmen eingefasst werden. Rahmen sind also bestimmte Kategorien bzw.

die Versprachlichung von Denkvorstellungen, von Szenen. Beim Übersetzen werden eigentlich nur Rahmen verwendet, denn man drückt sich durch Sprache aus.

Die Anwendung des scenes-and-frames-Ansatzes auf die Übersetzung sieht den Übersetzer als kreativen Empfänger, der zum einen die vom Text-frame gelieferte Information verarbeitet, zum anderen sein eigenes prototypisches Weltwissen einbringt, um seine eigene Szene hinter dem Text zu schaffen.

Daraus ergibt sich zwangsläufig ein sehr dynamisches Konzept der Übersetzung. Die Szene hinter dem Text besteht aus kleineren scenes, die aber keine statische Hierarchie aufbauen, sondern ein Gewebe aus einer großen Anzahl von sich gegenseitig beeinflussenden Elementen bilden, in das auch das prototypische Wissen des Übersetzers hineinverwoben ist.“

(Vannerem – Snell Hornby 1986: 188)

Der Übersetzer hat also zwei gleichzeitige Rollen. Er ist sowohl Empfänger als auch Überträger, denn er empfängt und dekodiert Zeichen und baut die von ihnen bestimmte Szene auf. In diesem Fall steht im Mittelpunkt sein Erfahrungshintergrund, um entscheiden zu können, welcher neue frame am geeignetsten ist, um die Gesamtszene auszudrücken. Es stellt sich also heraus, dass die Übersetzung ein schöpferischer Prozess ist (Vannerem – Snell Hornby 1986: 188).

Das translatorische Handeln wird keinesfalls auf die Aktivierung von frame durch frame beschränkt. Es geht um die Umsetzung der Denk- und

Wahrnehmungsformen und Sinnbilder aus der Ausgangskultur in die Zielkultur. Das Hauptproblem besteht darin, dass der Übersetzer unge-achtet des mit dem AT- Autor gleichen verbalen Codes eine ganz andere kognitive Basis und ein anderes konzeptuelles System besitzt, wodurch er Konzepte und Sinnbilder der AT- Kultur zu transformieren hat.

Beim Übersetzen gibt es vier Möglichkeiten, wie man Rahmen und Szenen einsetzen kann. So kann man einen Rahmen durch einen anderen Rahmen ersetzen, was weniger kreativ ist, wenn sich die Rahmen in beiden Sprachen ähneln. Es ist auch möglich einen Rahmen durch eine Szene zu ersetzen und würde schon eine größere Veränderung darstellen, daher auch mehr Kreativität erfordern. Weiterhin könnte man eine Szene durch eine Szene wiedergeben, wobei man nur kreativ übersetzen würde, wenn die Szene im Zieltext sich von derjenigen im Ausgangstext unterscheidet.

Als letztes kann man auch eine Szene durch einen Rahmen ersetzen, was wiederum eine umfangreichere Veränderung wäre. Ob und in wieweit die verschiedenen Veränderungen kreativ sind, müsste überprüft werden. Die mentale Leistung und die Kreativität ermöglichen dem Übersetzer fremd-kulturelle Textinformation in die eigene Textwelt zu integrieren und impli-zit das im AT vorhandene Kulturwissen im ZT expliimpli-zit zu machen.

Das „Scenes & Frames“ Konzept wurde später von Vermeer–Witte bearbeitet (Vermeer–Witte 1990), wobei sie es als ein Konzept betrachten, dass für die Erschließung der Kulturspezifik in Texten geeignet erscheint.

Gerade hinsichtlich der methodischen Umsetzung des Konzeptes ist das

„Neue“, das von Vermeer–Witte im Vergleich zu Vannerem–Snell-Hornby geleistet wurde, die Auffassung von „channels“, die zwischen

„frames“ und „scenes“ funktionieren und die Herstellung der Verbindung zwischen diesen beiden Größen. Diese „Kanäle“ funktionieren anders, je nachdem, ob beim Verstehens- oder Produktionsprozess von einem

„frame“ zu einer „scene“ oder umgekehrt verfahren wird. Die „channels“

stellen den entscheidenden Punkt dar, um von einem Zustandsmodell, der

„scenes“-Theoie, zu einem Prozessmodell überzugehen (Vermeer–Witte 1990: 102).

Vermeer sieht die Aufgabe des Translators in der Evokation einer auftrags- bzw. Skoposadequaten „scene“ beim zielsprachigen Rezipienten.

Daher ist eine möglichst wörtliche Transkodieung des ausgangssprachli-chen „frame“ in einen zielsprachigen „frame“ unangebracht, da auf dieser Weise eine völlig andere „scene“ als die intendierte wachgerufen würde,

weil die Mittel, die dem Translator zur „Ver-frame-ung“ zur Verfügung stehen, kultur- und sprachspezifisch sind (Vermeer 1990:72f).

Das „scenes-and-frames“-Konzept ist für die Beschreibung des indi-viduellen Verständnisses bei der Übersetzung geeignet, jedoch nicht für die Beschreibung des Ablaufs der übersetzerischen Arbeit, die einerseits des AS-Text, andererseits dem zu produzierenden ZS-Text verpflichtet ist.

Modellhafte Darstellung des „Scenes-and-frames“-Konzepts3 Die Abbildung stellt den AS-Text und der ZS-Text, jeweils in Kultur A und Kultur B eingebettet, dar. Im AS-Text ist ein „frame“ zu erkennen, der von einer „scene“ durch „channel reduction“ seitens des Verfassers des AS-Textes entstanden ist. Durch „channel amplification“ ruft dieser

„frame“ eine „scene“ beim Übersetzer wach. Diese wird durch eine wei-tere „channel reduction“ in einer zielsprachigen „frame“ im ZS-Text verbalisiert. Die zielsprachige „frame“ ruft wiederum eine „scene“ im Kopf des Zieltextrezipienten wach. Im AS-Text sowie im ZS-Text

entste-hen die „frames“ in Form von Gestalten. Die „scene“, die beim Übersetzer wachgerufen wird, ist vom Verständnis des Übersetzers abhängig und führt auch zu einer Verbalisierung (ZS-Text), die ebenfalls von einem Verständnis abhängig ist. Es wird deutlich, dass die Bezüge zwischen der Kultur A und dem AS-Text vom Übersetzer nicht unbedingt überprüfbar sind. Genau so wenig überprüfbar sind nach diesem Modell die Bezüge des potentiellen ZS-Textes zur Kultur B. Es wird zwar davon ausgegan-gen, dass die beim Übersetzer wachgerufene „scene“ erst unter Berücksichtigung des Skopos der Übersetzung und der kulturellen Gegebenheiten der Zielsprache verbalisiert wird (Vermeer 1990: 72f).

Unter Berücksichtigung des „Scenes & Frames“ Ansatzes wird im Folgenden untersucht, ob die Übersetzungen der zum Anlass der Erenennung Hermanstadts zur Kulturhauptstadt Europas gedruckten Tourismusprospekte skoposadäquat und funktional übersetzt worden sind.