• Nem Talált Eredményt

Kurzwortbildung kontrastiv – deutsche Kurzworttypen und ihre ungarischen Entsprechungen

3. Kurzworttypen nach Kobler-Trill

und die vergleichbaren ungarischen Kurzformen

In der deutschen Kurzwortforschung gibt es zahlreiche Typologisierungs-versuche. Aber je nach Klassifizierung findet man verschiedene Termini, es gibt keine allgemein akzeptierten Begriffe für die einzelnen Typen.

Beim Vergleich mit dem Ungarischen möchte ich hier von einer Typologie ausgehen, die zwar auch nicht ganz unumstritten, allerdings bisher am ausführlichsten ausgearbeitet ist, und sich in der Kurzwortforschung etabliert hat (siehe Abbildung 1). Sie wurde von Dorothea Kobler-Trill erarbeitet und zuerst 1994 in ihrem Buch Das Kurzwort im Deutschen: eine Untersuchung zu Definition, Typologie und Entwicklung dargestellt.

Abbildung 1: Typologie des Kurzwortes (Kobler-Trill 2002: 42)

Da diese Typologie wirklich ausführlich ist, scheint sie auf den ersten Blick ziemlich kompliziert zu sein. Wenn man jedoch zunächst die Haupttypen hervorhebt, wird sie sofort überschaubarer. Die drei Haupttypen sind:

unisegmentale, partielle und multisegmentale Kurzwörter. Im Weiteren folgt die Aufteilung hierarchischen Analyseschritten. Die Analyse erfolgt in neun Schritten, in denen jeweils eine Frage gestellt und beantwortet wird.

Aufgrund der Antwort werden die Kurzworttypen voneinander unter-schieden. (Die erste Frage lautet z.B.: Besteht das Kurzwort aus einem oder mehreren Segmenten? Das erste Unterscheidungskriterium ist folglich die Anzahl der Segmente.) Da einige Fragen zur weiteren Unterteilung eines bestimmten Typs dienen, wird hier nicht jeder einzelne Analyseschritt erläutert, sondern es werden die Typen selbst und nur die im Vergleich zum Ungarischen beachtenswerten Differenzierungen dargestellt.

Kurzwörter, die nur aus einem zusammenhängenden Teil des Basis-lexems bestehen, bilden die Gruppe der „unisegmentalen Kurzwörter“.

Sie werden aufgrund der Position des Kurzwort-Segments im Basislexem in drei Gruppen unterteilt. Wenn das Kurzwort-Segment am Anfang des Basislexems steht, reden wir von „Kopfwörtern“, wie Demo < Demonstration, Diss < Dissertation, Uni < Universität. Auch das Ungarische kennt solche Formen, z.B. tulaj < tulajdonos (Besitzer); szitu < szituáció (Situation). In diesen Kurzwörtern sind nur Morphemteile erhalten, aber es gibt auch Kopfwörter aus freien Morphemen in beiden Sprachen, wie Hoch < Hochdruckgebiet, Ober < Oberkellner; villamos < villamosvasút / -kocsi (Straßenbahn), troli < troli-busz (Obus), mini < miniszoknya (Minirock). Wobei die deutschen Kurzwörter – von einigen Ausnahmen3 abgesehen – Substantive sind, gibt es im Ungarischen viele auf den Anfang verkürzte Adjektive. Die aus den Adjektiven irtózatos und rémisztő gekürzte Formen irtó und rém dienen zur lexikalischen Steigerung, sie kommen in sog. verstärkenden Wortgruppen vor4 (z.B. irtó kedves ~ furchtbar nett). Beim zweiten Typ der unisegmentalen Kurzwörter bleibt das Ende der Vollform erhalten. Auch diese „Endwörter“

werden nach ihrer morphologischen Struktur weiter unterteilt: Cello (<

Violoncello) und Bus (< Omnibus) enthalten einen Morphemteil des Basislexems, wobei Rad (< Fahrrad) und Ring (< Fingerring) auf das Determinatum gekürzte Komposita sind. Im Ungarischen gibt es Endwörter beiden Typs: presszó (< eszpresszó) wurde auf einen Morphemteil gekürzt und bélyeg5 (< levélbélyeg) auf das Determinatum. Obwohl der dritte Fall der unisegmentalen Kurzwörter, wo nur ein Mittelteil stehen bleibt, eher für das Englische beschrieben wird, bilden die sog. „Rumpfwörter“

bei Kobler-Trill eine gesonderte Gruppe. Dazu sind im Deutschen nur einige Vornamenkürzungen wie Lisa < Elisabeth und Basti < Sebastian zu rechnen. In der ungarischen Fachliteratur lässt sich keine Andeutung auf ähnliche Formen finden, mir ist bis jetzt auch kein Beispiel bekannt.

Unter den Kurzwörtern, die aus mehr als einem Segment bestehen, befindet sich die Gruppe der „partiellen Kurzwörter“. Das ist ein beson-derer Typ: das Basislexem dieser Kurzwörter ist immer ein (Determinativ-) Kompositum, dessen letzte unmittelbare Konstituente ungekürzt bleibt.

Die Beispiele U-Boot (< Unterseeboot), NE-Metalle (< Nichteisenmetalle), Schuckostecker (< Schutzkontaktstecker) und Pauschbetrag (< Pauschalbetrag) haben zwar verschiedene morphologische Strukturen, ihr wichtiges gemeinsames Merkmal ist, dass der gekürzte erste Teil (*U, *NE, *Schucko,

*Pausch) nicht isoliert vorkommen darf. Aus einem Determinativkompositum reduzierte Wörter, deren erstes Segment nicht frei vorkommt, sind im Ungarischen z.B. levlap < levelezőlap (Postkarte), sebváltó < sebességváltó (Schalthebel), reptér < repülőtér (Flughafen).

Den dritten Haupttyp bilden bei Kobler-Trill die „multisegmentalen Kurzwörter“, die aus mehreren gekürzten Elementen bestehen. Sie sind in zwei Gruppen unterteilt: als „Regelfälle“ werden Kurzwörter bezeich-net, die aus Anfängen von Morphemen des Basislexems bestehen; als

„besondere Kurzwörter“ gelten diejenigen, deren Segmente nicht von Morphemanfängen des Basislexems stammen. Die letzteren kommen selten vor, es gibt nur wenige Beispiele, wie Tbc < Tuberculose, DAX <

Deutscher Aktienindex oder Btx < Bildschirmtext. Das Kurzwort tbc wird auch im Ungarischen verwendet, und der Budapester Aktienindex heißt BUX, in diesem Sinne gibt es also auch im Ungarischen „besondere Kurzwörter“. Diese Kurzformen werden aber nicht gesondert behandelt, sie werden unter den sog. „Buchstabenwörtern“ („betűszók“) erwähnt6, obwohl „betűszók“ definitionsgemäß den Initialkurzwörtern bei Kobler-Trill entsprechen. Etwas eindeutigere ungarische Parallelen lassen sich zu den deutschen „Regelfällen“ finden. Bei den deutschen „Initialkurzwörtern“

werden nach der Aussprache zwei Gruppen unterschieden: diejenigen, die mit dem Lautwert der einzelnen Buchstaben ausgesprochen werden (z.B.

TÜV [tyf] < Technischer Überwachungsverein); und diejenigen mit Buchstabennamen-Aussprache (z.B. LKW [εlka:’ve:] < Lastkraftwagen). Im Ungarischen gibt es auch phonetisch gebundene (z.B. MÁV [ma:v] <

Magyar Államvasutak (Ungarische Staatsbahnen) und buchstabiert gesproche-ne Initialkurzwörter (z.B. OTP [o:te:pe:] < Országos Takarékpénztár (Landessparkasse). Ganz selten kommt sogar eine dritte Variante,

„Initialkurzwort mit gemischter Aussprache“ vor, z.B. GySEV [djεſεv] <

Győr-Sopron-Ebenfurti Vasút (Raaberbahn AG). „Silbenkurzwörter“ bestehen ebenfalls aus Morphemanfängen des Basislexems, in diesem Fall entspre-chen aber die Kurzwortsegmente den Kurzwortsilben: z.B. Fuzo <

Fußgängerzone – die beiden Segmente Fu und zo sind zugleich Silben des Kurzwortes. Weitere Beispiele sind: Kripo < Kriminalpolizei, Stuka <

Sturzkampfflugzeug, Schiri < Schiedsrichter. Für die Fälle, die keiner der beiden Kategorien – weder den Initial- noch den Silbenkurzwörtern – zuzuord-nen sind, hat Kobler-Trill eizuzuord-nen dritten Typ, die Gruppe der

„Mischkurzwörter“ zustande gebracht. Sie sind auch Bildungen aus

Basislexem-Morphemanfängen, aber ihre Bestandteile sind weder aus-schließlich Initialen noch Kurzwortsilben (z.B. Gema < Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte, BaföG <

Bundesausbildungförderungsgesetz). Unter den ungarischen sog. „Mosaik-wortbildungen“ gibt es einen Wortbildungstyp, der „szóösszevonás“

(Wortzusammenziehung) genannt wird. Bei diesem Verfahren werden von der Vollform größere Einheiten, nicht nur Anfangsbuchstaben bewahrt.

Die Basislexem-Segmente entsprechen nicht in jedem Fall den Kurzwortsilben, somit erfüllen nicht alle Belege der ungarischen „szóöss-zevonás“ das Kriterium der Silbenkurzwörter. Ein Teil von ihnen ist den deutschen Mischkurzwörtern ähnlich. So sind die Beispiele viszlát < vis-zontlátásra (Auf Wiedersehen!), szocdem < szociáldemokrata (Sozialdemokrat), maszek < magánszektor (Privatsektor) mit den Silbenkurzwörtern vergleich-bar, wobei Fidesz < Fiatal Demokraták Szövetsége (Bund Junger Demokraten), Közért < Községi Élelmiszerkereskedelmi Részvénytársaság7 / Községi Élelmiszerértékesítő Vállalat8 (GmbH für Kommunalen Lebensmittelhandel / Unternehmen für Kommunalen Lebensmittelvertrieb), Mahart < Magyar Hajózási Részvénytársaság den Mischkurzwörtern nahe kommen.

Im Anschluss an den Überblick über die einzelnen Typen möchte ich noch kurz auf eine Besonderheit der Wortkürzung eingehen, von der die Kopfwörter in beiden Sprachen betroffen sind. Es geht um die Fälle, in denen sich gleichzeitig mit der Kürzung eine Suffigierung vollzieht. Im Deutschen spielt dabei das produktive Suffix -i ( und seltener auch -o), im Ungarischen die Diminutivsuffixe -i, -ci, -csi, - u, -kó und -ó eine Rolle.9 Zum Beispiel: Pulli < Pullover, Studi < Student, Kuli < Kugelschreiber, Trab(b)i

< Trabant, Realo < Realpolitiker; fagyi < fagylalt (Eis), ruci < ruha (Kleid), pulc-si < pulóver (Pullover), fizu < fizetés (Gehalt / Lohn), tetkó < tetoválás (Tätowierung), magnó < magnetofon (Tonbandgerät). Im Sinne des Basislexem-Kriteriums gehören aber nicht alle Wortbildungsprodukte mit Kürzung und gleichzeitiger Suffigierung zu den Kurzwörtern. Aufgrund Kobler-Trills Definition können nur diejenigen Kurzformen zu den Kurzwörtern (allerdings als Sonderfall) gezählt werden, die eine lexikalische Variation zu einem vorhandenen Basislexem darstellen. So sind ähnliche Bildungen wie Grufti (= alter Mensch) oder Brummi (= LKW), mit denen eine neue Benennung geschaffen wurde, keine Kurzwörter.

4. Zusammenfassung

Abschließend möchte ich erneut darauf hinweisen, dass das Phänomen der Kurzwortbildung sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen vor-handen ist. Von einer systematischen Erforschung der Kurzwörter kann man allerdings nur für das Deutsche sprechen, in der ungarischen Linguistik werden diese Wortbildungsprodukte nur am Rande behandelt.

Durch eine deutsch-ungarische kontrastive Untersuchung kann deshalb auch die ungarische Wortbildungslehre neue Erkenntnisse gewinnen.

Der Versuch, zu den deutschen Kurzworttypen entsprechende unga-rische Kürzungsprodukte zu finden, hat Folgendes ergeben: Fast alle deutschen Kurzworttypen sind auch im Ungarischen zu finden (siehe Tabelle 1). Die vergleichbaren ungarischen Wortbildungsverfahren wer-den zwar anders kategorisiert, grundsätzlich können drei Wortbildungstypen hierzu gerechnet werden: 1. „szórövidülés“– Wortkürzungen, unter denen sich den Kopf- und Endwörtern sowie den partiellen Kurzwörtern ent-sprechende Kurzformen befinden. 2. „mozaikszó-alkotás“ („Mosaik-wortbildung“), zu der u.a. „betűszók“ und „szóösszevonások“ gehören.

„Betűszó“ entspricht ungefähr dem Begriff Initialkurzwort.

„Szóösszevonás“ (Wortzusammenziehung) könnte teils den Silbenkurzwörtern, teils den Mischkurzwörtern entsprechen. 3. Bestimmte Fälle von „elvonás“ (~ Rückbildung), die in einigen Grammatiken als

„jelentéstapadás“ (~ Begriffsübertragung) bezeichnet werden. Davon spricht man, wenn das Sprachgefühl ein Wort als Zusammensetzung bewertet, und entweder den ersten oder den zweiten Teil „entzieht“. So wird ein Teil selbständig, wie in den bei den Kopf- und Endwörtern behandelten Beispielen villamos und bélyeg.

Ob es Kurzformen im Ungarischen gibt, die im Sinne der deutschen Definition Kurzwörter sind, aber im Deutschen keine Entsprechungen haben, bedarf weiterer Untersuchungen.

Kurzworttyp

-Partielle Kurzwörter Pauschbetrag levlap szórövidülés Initialkurzwort

- mit Aussprache nach

„Lautwert”

- mit Aussprache der

„Buchstabennamen”

Besondere KW Tbc tbc betűszó

Tabelle 1: Deutsche Kurzworttypen und ihre ungarischen Entsprechungen

Anmerkungen

1 Siehe dazu Kobler-Trill (1994: 97–138).

2 Vgl. u.a. Nübling 2001, Steinhauer 2007.

3 Von Barz (2005: 676) zitierte Beispiele: bi für bisexuell und öko für ökologisch

4 Vgl. dazu Székely 2001.

5 Vgl. dazu Keszler (2000: 340).

6 Vgl. dazu das Beispiel tbc bei A. Jászó (2004: 315).

7 Vgl. Tompa (1970: 469).

8 Vgl. Gyurgyák (2005: 260).

9 Ausführlicher zu den i-Wörtern im Deutschen und Ungarischen siehe Vincze (2007: 847ff.).

Literaturverzeichnis A. Jászó, Anna (Hg.) 2004

A magyar nyelv könyve. Budapest: Trezor Kiadó.

Bergstrøm-Nielsen, Henrik 1952

Die Kurzwörter im heutigen Deutsch. Moderna Språk, 46, S. 2–22.

Barz, Irmhild 2005

Die Wortbildung. In: Duden. Die Grammatik. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

Greule, Albrecht 1996

Reduktion als Wortbildungsprozeß der deutschen Sprache. Muttersprache, 106 (1996), S. 193–203.

Gyurgyák, János 2005

Rövidítésszótár. Budapest: Osiris.

Keszler, Borbála (Hg.) 2000

Magyar grammatika. Budapest: Nemzeti Tankönyvkiadó.

Kobler-Trill, Dorothea 1994

Das Kurzwort im Deutschen: eine Untersuchung zu Definition, Typologie und Entwicklung. Tübingen: Niemeyer.

Kobler-Trill, Dorothea 2002

„Neues aus Sofis Welt.“ Überlegungen rund um ein Silbenkurzwort. In:

Barz, I. – Fix, U. – Lerchner, G. (Hg.): Das Wort in Text und Wörterbuch.

Stuttgart: Hirzel, S. 41–48.

Nübling, Damaris 2001

Auto – bil, Reha – rehab, Mikro – mick, Alki – alkis: Kurzwörter im Deutschen und im Schwedischen. Skandinavistik 31, Heft 2, S. 167–199.

Steinhauer, Anja 2000

Sprachökonomie durch Kurzwörter. Bildung und Verwendung in der Fachkommunikation. Tübingen: Gunter Narr.

Steinhauer, Anja 2007

Kürze im deutschen Wortschatz. In: Bär, Jochen A.; Roelcke, Thorsten;

Steinhauer, Anja (Hg.): Sprachliche Kürze. Konzeptuelle, strukturelle und pragma-tische Aspekte. Berlin, New York: Walter de Gruyter, S. 131–158.

Székely, Gábor 2001

A lexikai fokozás. Budapest: Scholastica.

Tompa, József (Hg.) 1970

A mai magyar nyelv rendszere. Budapest: Akadémiai Kiadó.

Vincze, Katalin 2007

Az -i-re végződő szórövidülések a magyar és a német nyelvben. In: Heltai, Pál (Hg.): Nyelvi modernizáció. Szaknyelv, modernizáció, terminológia. XVI.

Magyar Alkalmazott Nyelvészeti Kongresszus. Pécs – Gödöllő: MANYE – Szent István Egyetem, S. 847–851.