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Deutschsprachige Entlehnungen englischer Sprichwörter und phraseologischer Einheiten

Phraseologische Einheiten im Zeichen der Interferenz

3. Deutschsprachige Entlehnungen englischer Sprichwörter und phraseologischer Einheiten

Es ist wohl bekannt, dass auf Grund des regen Interesses an der zuneh-menden Übernahme von englischen Wörtern, von Angloamerikanismen ins Deutsche viele Untersuchungen, zu diesem Thema entstanden sind, in denen Wörter und Wendungen aus der Presse, aus der Werbung, direkte Entlehnungen oder Lehnübersetzungen analysiert wurden. Es geht um Beispiele aus deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften, aus der schöngeistigen Literatur, die in Nachschlagewerken registriert sind (vgl.

Carstenen–Busse 1995). Die angloamerikanische Sprache hat als moderne Lingua franca der Welt auch auf dem Gebiet der Volksweisheiten einen

Einfluss auf andere Sprachen ausgeübt. Übernahmen angloamerikani-scher Redensarten, Sprichwortentlehnungen hat es schon immer gegeben, und dies erklärt z. B. die vielen gemeinsamen biblischen, antiken und mittelalterlichen Sprichwörter und Redensarten, die in vielen europä-ischen Sprachen auftreten, die jedoch nicht ausschließlich über das Engli-sche ins DeutEngli-sche übergetreten sind. Feste Wendungen aus dem Matthäu-sevangelium werden heute als Zitate, Redensarten in Anspielungen auf den Alltag oft verwendet. In der Bibel (Mt. 10, 38) steht: „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“.

Im Englischen heißt es: „And he that taketh not his cross, and followeth after me, is not worthy of me“. In der Redensart heißt es sein Kreuz auf sich nehmen, sein Kreuz tragen, sein Los ertragen; a-şi duce crucea (rum.); to bear his cross (engl.); porter sa croix (franz.); zijn eigen kruis dragen (niederl.).

Auch das folgende Beispiel will zeigen, dass Bibeltexte bis heute und weltweit bezüglich ihrer Inhalte und sprachlichen Fassungen als Redens-arten in der alltägliche Kommunikation situationsgebunden anzutreffen sind. Nemo potest duobus dominis servire heißt im Deutschen Niemand kann zwei Herren dienen, in der englischen Fassung No man can serve two masters, im Französischen Nul ne peut servir deux maîtres und im Italienischen Nessuno può servire a due padroni.

Es gibt englische Redensarten, Wendungen und Sprichwörter, die durch Übersetzungen den Weg in die Welt der europäischen Sprachkultur gefunden haben, wie etwa das Beste aus etwas machen (to make the best of something), im gleichen Boot sitzen (to sit in the same boat), Geben und Nehmen (give and take), grünes Licht geben/bekommen (to give/get the green light), die Schau stehlen (to steal the show), rund um die Uhr (round the clock), eine gute Zeit haben (to have a good time).

Man entdeckt viele phraseologische Einheiten, die als direkte Entlehnun-gen in den deutschen Massenmedien (Presse, Werbung, Fernsehen) einge-drungen sind wie: first come, first served, garbage in, garbage out, time is money, nobody is perfect.

Es gibt auch solche englische bzw. angloamerikanische Redewendun-gen, die durch Übersetzungen als Neophraseologismen in europäischen Sprachen eingetreten sind und deren Bekanntheits- und Verbreitungsgrad an modernen Texten ablesbar ist. Man kann sie als neue Lehnsprichwörter einstufen, wie z. B. Ein in sich gespaltenes Haus hat keinen Bestand (A house divided against itself cannot stand); Ein Bild sagt mehr als tausend Worte (A

picture is worth a thousand words); Zum Tango gehören zwei (It takes two to tango); Ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern (An apple a day keeps the doctor away); Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite des Zaunes (The grass always looks greener on the other side of the fence); Keine Nachrichten sind gute Nachrichten (No news is good news); Gute Zäune machen gute Nachbarn (Good fences make good neighbors).

Bei den meisten Redensarten fehlt allerdings selbst in den Lexika jeglicher Hinweis auf die Herkunft und die Geschichte des einen oder des anderen Ausdrucks (vgl. Röhrich 1991).

Hier soll zum Abschluss nur ein Beispiel erwähnt werden: Man soll nicht alle Eier in einen Korb (Nest) legen (Never put all your eggs in just one basket), deren deutsche äquivalente Variante die Redensart ist: nicht alles auf eine Karte setzen. Damit gibt es im Deutschen ein neues Lehnsprich-wort, in diesem Fall, ein metaphorisches SprichLehnsprich-wort, welches zur Vorsicht mahnt, vor allem, wenn es um finanzielle Angelegenheiten geht. Die Bild-lichkeit dieses Ausdrucks passt jedenfalls in die ZerbrechBild-lichkeit unserer Welt und ist folglich hochaktuell.

Das zeigt auch, dass die Sprache ständigen Veränderungen ausge-setzt ist und tief im Leben wurzelt.

Über die Typologie der phraseologischen Einheiten herrschen zur Zeit noch unterschiedliche Auffassungen, da unterschiedliche Bewertungskri-terien angewandt werden, wie etwa strukturell-semantische, rein semanti-sche, kontextgebundene, logisemanti-sche, grammatische u. a., die auch in Kombi-nationen verwendet werden.

Literaturverzeichnis

Brinkmann, Betina – Buder, Andreas – Dawin, Andrea – Osburg, Anka 1992 Ein Staat - eine Sprache? Empirische Untersuchungen zum englischen Einfluss auf die Allgemein-, Werbe- und Wirtschaftssprache im Osten und Westen Deutschlands vor und nach der Wende. Frankfurt/M.: Peter Lang.

Carstensen, Broder – Busse, Ulrich 1995

Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. 3 Bde. Berlin: Walter de Gruyter.

Glahn, Richard 2000

Der Einfluss des Englischen auf gesprochene deutsche Gegenwartssprache. Eine

Ana-lyse öffentlich gesprochener Sprache am Beispiel von „Fernsehdeutsch“. Frankfurt/M.:

Peter Lang.

Köhler, Claus 1976

Deutsche verbale Wendungen für Ausländer. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopä-die.

Mieder, Wolfgang 1995

Deutsche Redensarten, Sprichwörter und Zitate. Studien zu ihrer Herkunft, Überlie-ferung und Verwendung. Wien: Praesens.

Mieder, Wolfgang 1999

Sprichwörter in den größeren, allgemeinen und phraseologischen Wörterbüchern Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch. In: Herbert Ernst Wiegand, (Hg.) Studien zur zweisprachigen Lexikographie mit Deutsch. Bd. 4. Hildesheim: Georg Olms Verlag, S. 1-40.

Röhrich, Lutz 1991

Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg: Herder Verlag.