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Kontrastiver Vergleich: Diskussion und Schlussbilanz

Als Grundlage für einen Vergleich des oben beschriebenen Bereichs in unseren drei Sprachen dient eine sprachspezifische semantisch-syntaktische Subklassifizierung der subjektlosen Verben und Verbvarianten. Eine paral-lele Anwendung der semantisch-funktionalen und syntaktischen Merkmale als Kriterien der Typenbildung wird durch den Umstand ermöglicht, dass die semantische Eigenart der einzelnen Verblexeme, die sich auf einer abstrakteren logisch-funktionalen Ebene an der Stelligkeit der Prädikate festmacht, – abgesehen von Komplementen ohne Argumentstatus – mit der Valenzstruktur des Verbs quasi korrespondiert.

Schon ein schlichter quantitativ-statistischer Vergleich lässt wesentli-che Unterschiede zwiswesentli-chen den drei Sprawesentli-chen zutage treten. Es macht sich bemerkbar, dass der Bereich der subjektlosen Verben und Verbvarianten im Rumänischen (mit insgesamt 10 Subklassen) die relativ höchste semantisch-syntaktische Differenzierung aufweist und somit dem Deutschen (mit 7 postulierten Subklassen) verhältnismäßig nahe steht.

Gleichzeitig fällt auf, dass das Ungarische (mit nur 4 Subklassen) in dieser Hinsicht spektakulär „unterdimensioniert“ ist. Die Differenziertheit die-ses Bereichs dürfte indirekt (in Ermangelung genauer system- und textsta-tistischer Daten) auch auf die Gesamtzahl der subjektlosen Verben und Verbvarianten bzw. auf die Systemrelevanz von Subjektlosigkeit in den einzelnen Sprachen schließen lassen. Die groben quantitativen Aspekte sind in folgender Tabelle zusammengefasst:

Deutsch Rumänisch Ungarisch

Subjektlose Verben (Subklassen) 1 3 2

Subjektlose Verbvarianten (Subklassen) 6 7 2

Subklassen gesamt 7 10 4

Diese Perspektive ändert sich nur mäßig, wenn man die Zahl der subjekt-losen grammatischen Konversen (die jedoch aus dependenzgrammati-scher Sicht nur als scheinbar subjektlos gelten müssen, vgl. 3.2.1.) mit berücksichtigt. In diesem Fall weist das Deutsche die differenzierteste Typenbildung auf:

Deutsch Rumänisch Ungarisch

Subjektlose Verben (Subklassen) 1 3 2

Subjektlose Verbvarianten (Subklassen) 6 7 2

Scheinbar subjektlose grammatische

Konversen 3 0 1

Subjektlosigkeitstypen gesamt 10 10 5

Richten wir den Blick auf die Repräsentiertheit der aufgestellten Subklas-sen in jeder der drei Sprachen, so lasSubklas-sen sich noch aussagekräftigere Schlüsse formulieren. Einem derartigen Vergleich könnte folgende tabel-larische Synopse zugrunde liegen:

Typen der Verblexeme

Subjektlose

Verben Subjektlose Verbvarianten

Semantisch-funktionale

Dominante Witterung Modalität Psychischer Zustand Witterung, Naturphänomene Existenz Ereignis Psychophysischer Zustand sozialer Zustand Kopula Tätigkeit (Situierung) Modalität

Stelligkeit

(Prädikat) 0-1 1-2 2 0 1(-2) 1-2 0-1 0-1 0 1

Valenz-struktur (Verb) 0-1 1-2 2 0 1(-2) 1-2 1-2 1 1 1

Deutsch + + + + + + +

Rumänisch + + + + + + + +

Ungarisch + + (+) (+) (+)

Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass die Differenzierung des Objektbe-reichs im Deutschen und Rumänischen erheblich ist und dabei einen relativ hohen Affinitätsgrad aufweist. Im Ungarischen hingegen kommt Subjektlosigkeit faktisch nur bei den zwei Subklassen subjektloser Verben zum Tragen, während andere Bereiche (bis auf mehr oder weniger nur isolierte Belege) davon unbe troffen bleiben. Außerdem lässt sich konsta-tieren, dass der gesamte Bereich eigentlich nur eine einzige Klasse aufzu-weisen hat, die in allen drei Sprachen gleich vertreten ist, und zwar null-

bis höchstens zweiwertige subjektlose Verben als null- bis einstellige Prä-dikate mit der semantischen Dominante „Witterung“.

Recht unterschiedlich sind in unseren drei Sprachen Art und Distribution der syntaktischen Oberflächenmerkmale der subjektlosen Verben und Verbvarianten. Während im Deutschen generell alle subjekt-losen Verblexeme und Konstruktionen ein nicht-phorisches Pronomen in zwei Existenz- und Distributionsformen (fixes und expletives es) implizieren, kommt sein rumänisches Pendant (das Reflexivpronomen se) nicht konsequent, d.h. nur lexemabhängig vor und im Ungarischen sind überhaupt keine syntaktischen Begleitmerkmale vorhanden.

Vor dem Hintergrund des verwendeten grammatischen Modells (DVG) musste der Status einiger Konstruktionstypen im Rumänischen und Ungarischen, die verschiedentlich als subjektlos eingestuft werden, neu bewertet werden. Im Rumänischen handelt es sich vornehmlich um Sätze mit dem Kopulaverb a fi vom Typ Este uşor să… /de făcut ceva/a se…, wo das integrierte satzartige Konstrukt mit nominativischen Nominalphrasen kommutiert und eine Subjektanapher zulässt. Im Ungarischen sind es v.a. Konstruktionen mit Prädikativkomplementen wie szabad, tilos u. dgl., deren eingebettete Infinitivkonstruktion diesel-ben Kommutationseigenschaften aufweist und die somit ediesel-benfalls als subjekthaltig anzusehen sind. In beiden Sprachen sind es dann Konstruktionen mit elliptischem Subjekt vom Typ rum. se înstelează/ung.

esik bzw. terítve van, die höchstens an der Oberfläche subjektlos anmuten.

Infolge dieser Überlegungen musste die Zahl der Subjektlosigkeits-kandidaten in den erwähnten zwei Sprachen mäßig reduziert werden.

Aus der Beschaffenheit des Objektbereichs in den einzelnen Sprachen ergeben sich praktische Konsequenzen für die Didaktisierung dieses Subsystems im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache für Rumänisch- und Ungarischsprechende. Entsprechend dem erstsprach-lichen Hintergrund sind die Akzente jeweils anders zu setzen. Während bei Rumänen nur in vereinzelten Fällen auf die semantischen Bereiche Bezug zu nehmen ist, wo der subjektlose Gebrauch abweicht, müssen ungarischen Lernern durch gezielten Übungsdrill diejenigen seman-tisch-funktionalen Klassen vor Augen geführt werden, wo das Ungarische subjekthaltige Konstrukte fordert. Bei beiden Zielgruppen gleichermaßen muss den Distributionsregeln für das deutsche fixe und expletive es (einschließlich der Distributionsschwankungen) sowie

eventuellen Valenzunterschieden ein ihnen gebührender Platz einge-räumt werden.

Es wäre besonders lehrreich, den vorgenommenen kontrastiven Vergleich durch eine systematische parallele Darstellung der typischen Übersetzungsäquivalenz der einzelnen deutschen subjektlosen Verben, Verbvarianten und Konstruktionen im Rumänischen und Ungarischen zu ergänzen. Allerdings ließe sich eine derartige Synopse nur mit größe-rem Aufwand und Raumanspruch realisieren, folglich geht sie über den Rahmen des vorliegenden Beitrags hinaus und bietet sich eher als eigen-ständiges Untersuchungsthema an.

Anmerkungen

1 Universität Debrecen, Institut für Germanistik 2008–2011, Projektleiter: Dr.

habil. Jiří Pilarský.

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Tempora zur Bezeichnung von Zukünftigem