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Der Einfluss des Lateinischen auf den deutschen Wortschatz

3. Lateinischer Einfluss heute

Die Lehnbeziehungen zwischen den Sprachen zeigen, dass sie, hauptsäch-lich der Wortschatz weit mehr als jede andere ihrer Komponenten, den

von Benennungsbedürfnissen gesteuerten Veränderungen unterliegt. Neue und fremde Sachen oder Vorstellungen setzen sich meist mit ihrem eige-nen Namen durch. Natürlich decken nicht alle Lehnwörter eieige-nen Bedarf;

viele sind „Luxuslehnwörter“ (Stedje 2001: 169) und wurden aus Prestigegründen entlehnt, doch selbst diese können sich im Laufe der Zeit durchsetzen, gelegentlich das einheimische Wort verdrängen oder im Vergleich zu diesem eine speziellere Bedeutung erhalten (wie im Falle der französischen und neuerdings der englischen Entlehnungen). Das fremde Wort kann sich der empfangenden Sprache gelegentlich auch in Form der Lehnbildung oder Lehnbedeutung völlig anpassen und so gar nicht mehr erkennbar sein.

Latein ist seit Jahrhunderten keine Gelehrtensprache mehr, aber neben Griechisch ist es in vielen europäischen Sprachen präsent. Anders als in der romanischen Sprachfamilie, der ein genealogisch bedingter gemeinromanischer Wortschatz eigen ist, handelt es sich um einen Kulturwortschatz (Wandruszka 1979: 138), der seit dem Humanismus all-mählich entstanden ist. Natürlich sind sehr viele Elemente dieses Kulturwortschatzes Kunstwörter, die nicht direkt entlehnt, sondern aus Morphemen der fremden Sprache gebildet worden sind. Es gibt aber eine europäische Kulturtradition, die auf der griechisch-römischen Antike und implizite auf deren Sprachen fußt, zu denen man seither immer wieder und erfolgreich zur Neubildung notwendiger Bezeichnungen – vor allem im fachsprachlichen Bereich – zurückgreift. Man nennt sie „tote Sprachen“, doch Latein und Altgriechisch sind lebendiger denn je.

Der Aufbau von Terminologien erfolgt zurzeit hauptsächlich mit Fremdwörtern, vor allem mit Internationalismen. Darin zeigt sich, dass die Einflüsse auf den Wortschatz weitgehend von der gesellschaftlichen Kommunikation ausgehen. Die Tendenz zur Internationalisierung des Wortschatzes im fachsprachlichen Bereich entspricht der immer engeren Spezialisierung vieler Fachgebiete sowie der Tendenz zur internationalen Verständlichkeit; hinzu kommt noch sehr oft die Namengebung durch den Urheber der Innovation. Auch der Faktor der Sprachökonomie spielt dabei mit, insofern das entlehnte Wort kürzer ist als seine mögliche Lehnübersetzung (vgl. Heusinger 2004: 60). Fremdes Wortgut erhält somit eine spezifische Benennungsfunktion.

Seitdem das Englische aus einer Weltsprache zu einer internationalen Sprache geworden ist, findet die englisch-amerikanische Terminologie

immer weitere Verbreitung, zumeist für Neuentwicklungen, wie z.B. die Informationstechnik. Der Beginn der Übernahme englischer Lexik liegt zwar weiter zurück, denn bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde durch die Entwicklung und die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft, des Verkehrs und des Handels englisches (und damals auch französisches) lexikalisches Lehngut übernommen. Nach 1945 hat sich der wirtschaftliche Einfluss der USA als eine starke Triebkraft der Entlehnung erwiesen und das Englische/das amerikanische Englisch zur Modesprache werden lassen. Die Vor- und Nachteile der Anglizismen und Amerikanismen in der Gegenwartssprache stehen heute im Blickpunkt der Sprachforschung und die Frage nach ihrer Angemessenheit hat bereits zahlreiche Diskussionen ausgelöst. Tatsache ist aber, dass das Englische selbst viele Wörter lateinischer Herkunft mitbringt, da bereits die engli-schen Fachsprachen vielfach aus dem lateiniengli-schen Wortschatz schöpfen und das Englische selbst einem viele Jahrhunderte langen lateinischen/

romanischen Einfluss ausgesetzt war (siehe Ciutacu 2006). Viele Fachwörter setzen sich mit dem Interesse für manche Bereiche und der Bekanntwerdung und Verbreitung der Denotate in der Gemeinsprache durch. Man erhält ein Fax (lat. fac simile), setzt sich an den Computer (lat.

computare) vor den Monitor (lat. monitor), schiebt eine CD ein (lat. compac-tum; discus) und sieht sich die Bilder der neuen Digitalkamera an (lat. digitus;

camera). Das ist Englisch.

Sprachen haben ihre Geschichte und mit dem Wandern der Sachen geht auch das Wandern der Wörter einher; Innovationen in der Wirklichkeit fordern selbstverständlich Neues in der Lexik. Dagegen lässt sich nichts tun und ließe es sich, sollte man nicht, denn:

Eine menschliche Sprache ist kein in sich geschlossenes und schlüssiges homogenes Monosystem. Sie ist ein einzigartig komplexes, flexibles, dyna-misches Polysystem, ein Konglomerat von Sprachen, die nach innen in unablässiger Bewegung ineinandergreifen und nach außen auf andere Sprachen übergreifen (Wandruszka 1979: 39).

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Kurzwortbildung kontrastiv – deutsche Kurzworttypen