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Eine Besonderheit: vénleány

In document Anne-Elisabeth Otto (Pldal 190-193)

die Relationsbedeutung

5.7 Der Typ "Merkmal"

5.7.6 Der Typ "Merkmal Zivilstand"

5.7.6.6 Eine Besonderheit: vénleány

Als Besonderheit sticht unter den Repräsentanten des Strukturtyps "Zivilstand plus Verwandtschaftsterminus" das bloß einmal belegte literatursprachliche vénleány 'ledige Tochter fortgeschrittenen Alters' hervor. Mit dieser Zusammensetzung ist neben fivér, lányvér und nővér ein weiteres reduziertes Trikompositum (cf. Kap.

5.7.2.2.5) im ungarischen Verwandtschaftsnamensystem dokumentiert.

Die Verringerung von ursprünglich drei auf zwei Elemente wird hier ganz klar des-halb vollzogen, weil bei einer Verknüpfung des Determináns vénlány- ('spätes Mädchen') mit dem Determinatum leány ('Tochter') zwei Homonyme aufeinanderträfen -eine Akkumulation, die offenbar nicht im Bereich des Akzeptablen liegt (cf. dazu das vorige Kapitel). Infolgedessen wird die zu vermeidende Konstruktion *vénlányleány von vornherein um das mittlere Glied, den zweiten Teil der A-Konstituente1 9 1 auf vénleány verkürzt, wodurch das verbliebene Grundwort -leány nun quasi in doppelter Funktion deren Inhalt mitabdeckt (cf. dt. Feinbäckerei < Feingebäckbäckerei).

Wenig wahrscheinlich ist dagegen, daß es sich bei dieser Zusammensetzung nicht u m ein reduziertes Trikompositum handelt, sondern vénleány (zunächst lediglich 'spätes Mädchen') durch ein Deiktikon in Gestalt des Possessivsuffixes -(o)m als sekundärer Verwandtschaftsterminus zur Bezeichnung der Tochter instrumentalisiert wird oder daß vénleányom insgesamt abweichend, nämlich im Sinne von 'meine alte Tochter' (mithin als zusammengesetzte Verwandtschaftsbezeichnung des Typs

"Merkmal absolutes Alter") zu deuten ist, da zum einen nach den Resultaten der Kap.

5.7.5.5 und 5.7.5.6 die explizite Information über die Betagtheit eines Verwandten so

1 9 0 cf. ähnlich dt. Jungehefrau, Jungehemann

1 9 1 wie meist bei den reduzierten Trikomposita, cf. Henzen 1957.262, Ortner/Ortner 1984.100,

DtWb 4, 1991.12.

gut wie nie ein Kompositionsmotiv liefert (Ausnahme: időstestvér), zum anderen vén mit einer geringschätzigen, in diesem Kontext also eher unpassenden (lieblosen) Konnotation behaftet ist (cf. Simonyi 1916.11, Kardos 1932.127).

5.7.6.7 Die Denotate

Das Merkmal "Zivilstand" figuriert in zusammengesetzten Termini für (im großen und ganzen) dieselben Verwandten, deren Bezeichnungen auch das Merkmal

"absolutes Alter" bergen können (als da sind: Kinder, Geschwister und Enkel), wird dieses doch ab einer gewissen Zahl von Lebensjahren des Benannten als spezielles Charakteristikum oder als Unterscheidungsmöglichkeit unter "gleichartigen" Ver-wandten durch das des Zivilstands abgelöst. Dementsprechend ähnelt die Streuung der in diesem Kapitel erörterten Komposita nach Verwandtschaftsgrad, Generation und Verwandtschaftsbereich stark derjenigen der im vorigen Kapitel geschilderten (cf. dort Kap. 5.7.5.6).

Die Untersuchung des Verwandtschaftsgrades erbringt, daß 89% der um das Merkmal "Zivilstand" ergänzten Termini für Verwandte ersten Grades sowie 11% für solche zweiten Grades stehen, daß folglich die Angabe des Zivilstands wie die des absoluten Alters bevorzugt bei der Benennung allernächster, dabei in der Regel mehrfach begegnender Verwandter Komposita zeitigt.

Die Repräsentanten des Strukturtyps "Zivilstand plus Verwandtschaftsterminus"

bezeichnen zu 36% Angehörige der O-Generation, zu 51% solche der -1- und zu 9%

solche der -2-Generation, während die +l-Generation nur durch zwei Zusammen-setzungen (= 4%) vertreten ist.

Wie schon das absolute Alter gilt demnach offenbar ebenso der Zivilstand als bloß bei Erwähnung von Verwandten derselben oder aber (bei diesem Typ noch zahlreicher als zuvor) jüngerer Generationen via Kompositum hervorhebenswertes Charakteristikum, nicht jedoch in Verbindung mit Verwandten der Aszendenzgenera-t i o n e n1 9 2 (bzw. höchstens dann, wenn Egos persönliche Interessen unmittelbar berührt sind, wie im Falle von árva anya 'verwitwete Mutter/Schwiegermutter'), vielleicht deshalb, weil Ego bei letzteren Veränderungen in deren Zivilstand nicht in vergleichbarem Maße bewußt miterlebt.

Rubriziert nach Verwandtschaftsbereich erweisen sich 62% der den Zivilstand expressis verbis anführenden Komposita als Termini aus dem linearen, 36% als solche aus dem collateralen sowie 2% als solche aus dem affinalen Sektor.

1 9 2 Daß dies nicht zwingend so empfunden werden muß, zeigen Belege aus dem

Bündnerromanischen (Engadin): duonnanda, dunanda 'verheiratete Tante', 'Frautante' (duonna < donna < domina) vs. junfranda 'ledige Tante', 'Fräuleintante' (junfra 'Jungfer'), beide bei Neubert 1967.345f. .

Damit existieren in einem weiteren Punkt keine signifikanten Divergenzen gegenüber den Resultaten, die für die Zusammensetzungen des Typs "Merkmal absolutes Alter" erzielt wurden:

- die angeheirateten Verwandten fehlen hier fast, dort sämtlich unter den Denotaten;

sie sind Ego mehrheitlich nicht so nahe, daß ihre Termini zum Zwecke der Differenzierung oder genaueren Beschreibung um die Bekundung des Zivilstands auf (De)Komposita ausgedehnt würden. Bei Ehepartnern und Schwiegerkindern wiederum macht eine Information zum Zivilstand keinen oder wenig Sinn,

- der seinerzeit konstatierte größere Anteil an Bezeichnungen für lineare Verwandte hat sich beim jetzt untersuchten Strukturmuster noch etwas verstärkt: wie in Kap.

5.7.6.5 erläutert, wird jeder Träger des Merkmals "Zivilstand" mit mindestens einem Terminus f ü r Linearverwandte verknüpft, einige sogar ausschließlich mit diesen.

Überwogen bisher die Parallelen zwischen den Denotaten der um das absolute Alter bzw. den Zivilstand ergänzten zusammengesetzten Verwandtschaftsbezeichnungen deutlich, so sieht es beim "Sexus" völlig anders aus:

mit einem Beitrag von 58% dominieren die Termini für weibliche Verwandte, während sich diejenigen für männliche auf lediglich 34% beziffern. Ohne Angabe des Geschlechts bleiben unter den Komposita des Typs "Zivilstand plus Verwandtschafts-terminus" nur 8%. Diese Werte weichen drastisch von den beim Typ "Merkmal absolutes Alter" ermittelten ab.

Zunächst fällt auf, daß der Anteil sexusneutraler Bezeichnungen gegenüber dem zuvor registrierten von 5 2 % buchstäblich "abgestürzt" ist, j a selbst ein gutes Stück unter dem der Komposita des Gesamtkorpus (knapp 15%) liegt. So, wie sich der hohe Prozentsatz dieser Termini bei den Repräsentanten des Kompositionstyps "Merkmal absolutes Alter" mit der für Ego im Verhältnis zum ausdrücklich betonten Lebensalter relativ geringen Signifikanz des Geschlechts junger und sehr junger Verwandter erklären ließ, kann auch ihr minimaler Beitrag zu den mit dem Zivilstand gekoppelten Verwandtschaftsbezeichnungen just aus der besonderen Qualität des hier verbali-sierten Merkmals heraus begründet werden: wenn unter dem Zivilstand jemandes der momentane Grad seiner persönlichen Annäherung an die Ehe aufzufassen ist, also seine Charakterisierung als "noch nicht-", "schon-" oder "nicht mehr-Verheirateter", und sich die eheliche Lebensgemeinschaft zugleich als eine Verbindung zwischen zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts definiert, dann heißt dies, daß der Zivilstand eines Menschen und seine Natur als sexuelles Wesen in direktem Zusam-menhang stehen. Dieser Verflechtung wird die bei weitem überwiegende Zahl der Komposita des Typs "Merkmal Zivilstand" gerecht, indem sie - nicht zuletzt durch die diversen geschlechtsspezifischen Merkmalträger (asszony-, eladó-, ember-, hajadon-, l(e)ány-, legény-, menyasszony-, menyecske-, újasszony-, újember-, vénlány-, vőlegény-) - den Sexus des bezeichneten Verwandten zu erkennen gibt.

Daneben überrascht die massive Präsenz der Termini für weibliche Verwandte: das Mengenverhältnis zwischen "weiblichen" und "männlichen" Bezeichnungen beläuft

sich bei diesem Strukturmodell auf 5:3 und bildet damit zur früher bei den Vertretern des Kompositionstyps "Merkmal absolutes Alter" recherchierten Streuung die genaue Umkehrung. Auch im Gesamtkorpus sind j a die Termini für männliche Verwandte vorherrschend.

Werden entgegen dieser Ausrichtung durch zusammengesetzte Bezeichnungen deutlich mehr weibliche als männliche Verwandte in bezug auf ihren Zivilstand beschrieben, so hat das unzweifelhaft außersprachliche Ursachen:

- erstens die, was Frauen betrifft, besonders intensiv ausgeprägte Vorstellung, daß es "natürliche Bestimmung" sei, zu heiraten, womit folglich der Zivilstand Auskunft darüber erteilt, ob dieses präsumtive Lebensziel verwirklicht ist,

- zweitens die große Bedeutsamkeit der Ehe gerade für die Frau: mit einer Änderung ihres Zivilstands (sei es durch den Eintritt in die Ehe, sei es durch den Verlust des Partners) gingen für sie bis in die jüngste Vergangenheit - viel stärker als beim Mann in derselben Situation - gravierende Änderungen in den persön-lichen Lebensumständen einher.1 9 3

Konsequenterweise ist daher die Gruppe der Träger des Merkmals "Zivilstand" asym-metrisch ausgebaut: es gibt mehr Determinanten, denen die Komponente 'weiblich' in-härent ist als solche mit der Komponente 'männlich' oder hinsichtlich des Geschlechts indifferente. Darüber hinaus sind Spielarten des Status "ledig" dokumentiert, die in Verbindung mit der Nennung weiblicher Verwandter erwähnt werden, ohne ein

"männliches" Korrelat zu haben.Daraus resultiert nicht nur eine größere Variations-breite des Ausdrucks bei der Bezeichnung weiblicher Verwandter, sondern es lassen sich auf der "männlichen" Seite des Paradigmas der in Kompositaform um den Zivilstand ergänzten Verwandtschaftstermini echte lexikalische Lücken konstatieren.

5.7.6.8 Mehrdeutigkeit; Anzahl der Kompositionsglieder; Segmentierung

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