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Definition, Repräsentanten und Einzeluntcrsuchungen

In document Anne-Elisabeth Otto (Pldal 97-107)

die Relationsbedeutung

5.5 Der Typ "Redundanz"

5.5.1 Definition, Repräsentanten und Einzeluntcrsuchungen

Das Charakteristikum der Termini dieser Gruppe ist der mehr oder weniger pleonastische Ausdruck, d.h. zur Benennung des Denotats wäre bereits eine der beiden Konstituenten ausreichend.9 2

Vertreter dieses Strukturmusters sind 32 Verwandtschaftsnamen:

39. asszonyfeleség, 40. asszonyliázas, 41. asszonyhölgy, 47. asszonypajtás, 50.

asszonytárs, 56. atyafi húg, 57. atyafi vér, 94. dédős (3:Dank9 3), (6), 107. dédük (3), (6), 183. egy veiig bátya, 205. emberpajtás, 214. feletárs, 221. férfi testvér atyafi, 263.

házasfél, 268. házastárs, 270. házas úr, 272. hites asszony, 273. hites feleség, 274.

hites pár, 275. hitestárs, 276. hites úr, 278. hitves feleség, 279. hitves pár, 280.

hitvestárs, 285. Iiúgtárs, 496. násztárs, 566. őselő, 567. ős-előd, 573. ős nagyapa (2), 659. szülenagyapa (2).

Ausprägung und Ursache der Redundanz sind allerdings jeweils recht unterschied-lich (cf. dazu die ausführunterschied-liche Darstellung von Szarvas 1893).

Nur in seltenen Fällen (und zwar bei dédős, őselő und ős-előd) entsteht sie aus einer echten Doppelheit zweier einander ebenbürtiger Lexeme (cf. Tompa 1968.142).

Dann gilt: das Kompositum läßt sich durch die Paraphrase "Ein9 4 AB ist ein A, (anders ausgedrückt) ein B" umschreiben oder (bezogen auf das Verhältnis zwischen Ego x und Alter y) "y ist AB von x = y ist A von x = y ist B von x".

őselő ('Vorfahr') und ős-előd (id.) sind Produkte des 19. Jahrhunderts, für beide gibt es bloß Einzelbelege (1817, Überblick über die "nomina cognationum" in einer sprachwissenschaftlichen Monographie bzw. 1881 in einem Wörterbuch).

Ihr Zustandekommen ist Resultat einer gewissen unbefangenen Experimentier-freude der überliefernden Lexikographen, wobei Balls Orientierung am Deutschen zeigt (cf. das - ebenfalls pleonastische - Bedeutungsäquivalent 'Urvorfahr'). Der Grund für die Kombination zweier im Prinzip gleichwertiger" Verwandtschafts-namen liegt in deren damaliger relativer Neuheit: die Konstituenten waren entweder Neologismen oder wiederbelebte und z.T. mit neuem Inhalt ausgestattete Formen älterer Termini, denen möglicherweise als Simplizia die zufriedenstellende Erfüllung ihrer Bezeichnungsfunktion nicht zugetraut wurde. Weiterer die Kopplung begünsti-gender Faktor mag ihre Kürze gewesen sein.

9 2 cf. dt. Ehegattin, Urahn, Schwiegermutter (Debus 1958.70)

9 3 Die Quellenangaben hinter den Ziffern signalisieren, daß die Zusammensetzung in der betreffenden Bedeutung ausschließlich im dortigen Kontext dem behandelten Komposi-tionstyp zuzurechnen ist.

9 4 Die Paraphrase wird hier und im folgenden immer mit "Ein" formuliert, unabhängig vom eigentlichen grammatischen Geschlecht des A, B oder AB.

Das Scheitern dieser Komposita, d.h. ihr Unvermögen, dauerhaft Teil des ungarischen Wortschatzes zu werden, beruht vermutlich darauf, daß man sie wider Erwarten doch als HyperCharakterisierungen empfand, ős in der Bedeutung 'Ahn' war seit Ende des 18. Jahrhunderts dabei, sich (wieder) zu etablieren, flankiert durch die neugebildeten ősanya ('Ahnfrau'), ősapa, ősatya (beide 'Ahnherr'). Wozu einen dreisilbigen Ausdruck für 'Ahn' benutzen, wenn ein einsilbiger genügte bzw. wenn man durch ebenso umfangreiche Komposita zusätzlich das Geschlecht des bezeichneten Verwandten vermitteln konnte?

Bei dédős hingegen ist Dank (1833), wie vor ihm István Sándor (cf. Szíly 1908.317), offenbar umgekehrt, nämlich analytisch vorgegangen9 5. Er segmentierte und "remotivierte" dieses uralte Wort für (u.a.) den Großvater. Von den Elementen déd und ős hatte letzteres als 'Großvater' gleichfalls eine lange Tradition, so daß Dank auch für das verhältnismäßig neue déd (seit 1805 als Simplex) gerade diese Bedeutung als die logische erschien.9 6 Die Tautologie des Lexems dédős ist hier also nicht auf die bewußte Verknüpfung zweier Termini mit derselben Bedeutung zurückzuführen9 7, sondern auf das damals verbreitete Bemühen, das aus den ítá/-Komposita abstrahierte Simplex déd (wieder) mit Sinn zu füllen (cf. dazu Benkö/lmre 1972.157 und Kap. 5.8.2).

Allerdings hat sich dédős als 'Großvater' nicht durchsetzen können (cf. Szíly 1908.317), denn es gab für diesen j a bereits mehrere bewährte Bezeichnungen, von denen die gebräuchlichsten ( n a g y a p a , nagyatya) sowohl interlingual, durch vergleichbare Konstruktionen in anderen Sprachen (cf. die Komposita mit Groß-, grand-, groot- etc.), als auch intralingual, durch reihenhafte Verwendung der A-Konstituente nagy- (cf. Kap. 5.9.3), gestützt wurden.

Er nennt sein Wörterbuch ein kritisch-etymologisches!

Des weiteren dürfte dazu die Bedeutung des slawischen Originals beigetragen haben.

Genau so wird freilich der Erstbeleg von dédős in der Bedeutung 'Großvater' (NySz, 1516-19) bei Szarvas 1893.542f. und später Beke 1950.348 erklärt: als willentliche Kombination einer fremdsprachigen und einer ungarischen Verwandtschaftsbezeichnung mit derselben Bedeutung zu einem verdeutlichenden Kompositum. Die Frage, ob eine solche Verdeutlichung von déd durch ős seinerzeit überhaupt noch notwendig war. ist an dieser Stelle kaum zu beantworten. Folgt man TESz und schreibt den damals schon mindestens einhundert Jahre alten Termini dédős und dédiik eine ursprünglich soziative Determinationsbeziehung zu (a dédnek az őse usw.), dann betrachtet man sie immerhin als vollmotivierte Komposita, was wiederum auf die inhaltliche Bekanntheit beider Bestand-teile schließen und damit eine Verdeutlichung überflüssig wähnen läßt. Denkbar wäre alternativ nämlich, daß sich 'Großvater' für dédős bei JordC ganz unspektakulär durch Erweiterung seiner bis dahin geläufigen Bedeutung(en) entwickelte. Namentlich für Bezeichnungen der entfernteren Linearverwandten ist eine allmähliche semantische Expansion vielfach bezeugt (cf. im Referenzteil).

Etwa so wie dedős ließe sich in diesem Kontext außerdem dédük interpretieren.

Jedoch war sich Dank erkennbar nicht völlig schlüssig über das Geschlecht von ük (cf. dort s.v. déd, dédük, ük).

Um eine rein verdoppelnde Zusammensetzung handelt es sich daneben eventuell bei dem bloß einzeln (in einem Rechtswörterbuch von Mitte des 19. Jahrhunderts) dokumentierten ős nagyapa ('Großvater').

Da besonders angesichts der sehr eindeutigen B-Konstituente für eine derart hypertrophe Formulierung eigentlich kein Anlaß besteht, ist indes das "Kompositum"

ős nagyapa vielleicht schlicht und einfach Resultat eines fehlenden K o m m a s (avus -ős, nagyapa).

Ein ähnlicher Gedanke wie bei den zuvor erörterten Zusammensetzungen liegt den Termini egy veng bátya ('Mutterbruder'/'Onkel'), férfi testvér atyafi ('Bruder') und szülenagyapa ('Großvater') zugrunde.

Diese Verwandtschaftsnamen können ebenfalls in die genannte Paraphrase umgewandelt werden. Die konstitutiven Glieder sind aber nicht vollkommen gleichrangig, sondern die eine (A) ist im Moment der Entstehung des Kompositums zur Bezeichnung des Verwandten eher unbekannt oder in ihrer Nutzung eingeschränkt (weil regionalsprachlich gefärbt), die andere (B) dagegen gängig. Mithin dient B im Gesamtgefüge zur näheren Explikation von A (cf. dt. Gockellialin, DtWb 4,

1991.188), soll also sicherstellen, daß A richtig verstanden wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Funktion der beiden älteren Belege (Glosse bzw. Bedeutungsäquivalent in einem Wörterbuch).

Aus der recht unterschiedlichen Streuung der sprachlichen Angaben hinsichtlich Zeit und Textsorte (15. Jahrhundert/Glosse, Anfang des 19. Jahrhunderts/Wörterbuch sowie Gegenwart/Dialektaufzeichnung) geht hervor, daß Form und Motiv dieser Konstruktion fest im Ungarischen verankert waren und sind.

Der Grund für die redundante Ausdrucksweise (die Bedeutung von A wird durch B gesichert) bietet zugleich die Erklärung dafür, daß sich die zwei früheren Termini heute nicht mehr finden: Komposita diesen Strukturtyps sind von vornherein nur für eine Übergangszeit gedacht, und zwar solange, bis der Sprachteilnehmer die Bedeutung von A erlernt hat. Sobald dieser Zweck erfüllt ist, kann auf B verzichtet werden, weil A für sich aussagekräftig genug ist.

Im Falle von férfi testvér98 wurde das Ziel erreicht, da die Zeit offenkundig reif für eine eindeutige altersneutrale Bezeichnung des Bruders war (wie sie in den übrigen europäischen Sprachen längst existierte, cf. dazu die ungefähr synchrone

Die Segmentierung von férfi testvér atyafi erfolgte in die Bestandteile férfi testvér und atyafi, da in der übermittelnden Quelle (Márton 1810, cf. 1818) des öfteren das Kompositum férfi testvér als autonomes Lexem auftritt. Eine (theoretisch vorstellbare) Untergliederung in férfi und testvératyafi ist daher weniger überzeugend, auch deshalb, weil testvératyafi per se schon in der Bedeutung 'Bruder' begegnet, die Ergänzung um férfi 'Mann'/'männlich' also etwas unmotiviert erscheint.

Neuschöpfung fivér), atyafi sich darüber hinaus immer stärker zum Hyperonym 'Verwandter' veränderte. Egyveng und und egy veng bátya sind dagegen verschwunden, nachdem die durch sie ad hoc verdeutlichte Differenzierung (Onkel resp. Onkel mütterlicherseits) damals langfristig als unnötig, das ältere bátya allein als ausreichend und passender empfunden wurde.

Bei szülenagyapa ist noch nicht abzusehen, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird, ob szüle in der eigenständigen Bedeutung 'Großvater' Fuß fassen kann oder ob die schon vorhandenen (und auch auf Dialektebene) zahlreichen Termini für den Großvater genügen bzw. ob die restlichen Bedeutungen von szüle überhaupt auf Dauer eine zusätzliche erlauben. Das Wort ist zu jung und zu spärlich dokumentiert, um hier Prognosen zu wagen.

Ebenfalls ziemlich nahe kommen der vorangeschickten Paraphrase die Verwandt-schaftsbezeichnungen asszonyfeleség, asszonyházas, asszonyhölgy und asszonytárs.

Sie treten erstmals zwischen dem Ende des 15. und dem Anfang des 17.

Jahrhunderts auf und sind z.T. bis in die Gegenwart bezeugt.

Da die Elemente asszony, hölgy und társ gleichermaßen Bedeutungen haben (hatten), die nicht aus dem Bereich der Verwandtschaftsterminologie stammen ('Frau', 'Herrin', 'Dame', 'Gefährtin'), sollte diesen Komposita statt eines rein tautologischen (cf. Szarvas 1893.496) eher ein emphatischer (cf. T M N y 362). dabei "blumiger", besonders gefühlvoller Ausdruck zugeschrieben werden (cf. Ortner/Ortner

1984.169f.), der zwei in ihrem Inhalt sehr ähnliche Simplizia (häufig durch Bindestrich, also sichtbar nebengeordnet) miteinander verknüpft (cf. Benkö/Imre 1972.145). Indizien dafür, daß diese Doppelheit vor allem stilistisch bedingt ist, liefern außerdem die Quellen (überwiegend religiöse Texte, Lyrik) und nicht zuletzt die bezeichnete Verwandte: es ist die Ehefrau, der in dieser Form gehuldigt wird.

Möglicherweise deshalb klassifiziert heute einerseits MNL asszonyfeleség als Vokabel traditionsverhafteter Sprecher , andererseits ÉKsz asszonytárs bereits als s c h e r z h a f t " .

Zu der Annahme, daß asszony in diesen Komposita die Information 'weiblich' birgt (cf. Kertész 1914.3f., Á.T. Szabó 1984.81), besteht weniger Anlaß, da feleség und hölgy diese semantische Komponente ohnehin inhärent ist und auch die Simplizia házas und társ etwa zeitgleich mit ihrer Beteiligung an den obigen Termini in der Bedeutung 'Ehefrau' dokumentiert sind. Zudem wird sich im weiteren Verlauf der Analyse zeigen, daß asszony als Hinweis auf das Geschlecht fast ausschließlich in der B-Konstituente des zusammengesetzten Verwandtschaftsnamens figuriert (cf. Kap.

5.7.2 , "Merkmal Sexus").

Insofern spiegelt die Entwicklungsgeschichte dieser Benennungen die im Laufe der Jahrhunderte veränderte soziale Situation der Frau wider: vom unterprivilegierten, doch dabei in merkwürdiger Ambivalenz nicht selten tief verehrten, idealisierten Wesen zum gleichberechtigten, gleich"bepflichteten", daher gleichbehandelten und nun nicht mehr oder höchstens noch spaßeshalber "besungenen" Lebenspartner.

asszony als Bekundung des Respekts (cf. Kap. "Typ Konnotation" 5.6.2.3, 5.6.3.2) mag in diesen Bezeichnungen überall mitklingen, scheint indes nicht das primäre Motiv für die Kombination zu sein. Kertész, der sich intensiv mit Komposita dieser Art (Konstruktionen aus titelhaftem Anredewort und Verwandtschaftsterminus) befaßt hat (Kertész 1910.441ff., 1914.31ff.) nennt in diesem Zusammenhang zumindest keine einschlägigen Beispiele zur Bezeichnung der Ehegatten.

Die aktuellen Regionalismen asszonypajtás und (das männliche Pendant) emberpajtás sind als scherzhafte Variationsbildungen zu asszonytárs zu verstehen1 0 0, wobei das polyseme társ (Ehefrau/Ehepartner', 'Gefährte, Genösse') durch pajtás ('Kamerad. Kumpel') substituiert wurde, dessen Bedeutung sich z.T. tatsächlich mit der von társ überschneidet, im Bereich der Verwandtschaftsterminologie jedoch gerade nicht (cf. Ortner/Ortner 1984.49ff„ 178).1 0 1

In feletárs sind gleichfalls zwei sinnverwandte Simplizia miteinander zu einem Kompositum für dasselbe Denotat gekoppelt. Trotz der MA-Angabe 'socius, -a' (1621) kommt hier dafür wohl zunächst nur die 'Ehefrau' in Frage (da fél und társ da-mals schon entsprechend bezeugt sind), mit einigem zeitlichen Abstand dann der 'Ehepartner'. Socia steht zwar im unklassischen Latein u.a. für die Gattin, ist aber vermutlich ebenso wie die ungarischen Bezeichnungen lediglich sekundärer Ver-wandtschaftsterminus, d.h. sie alle benötigen in dieser Funktion einen adäquaten Kontext und/oder ein Deiktikon (cf. lat. vir 'Mann', vir suus 'ihr (Ehe)Mann', Köhm 1905.188).

Da beide Konstituenten erst in zweiter oder dritter Linie zur Benennung der Ehegatten dienen, ist das aus ihnen zusammengesetzte feletárs nicht unerwartet für die ungarische Verwandtschaftsterminologie von sehr marginaler Relevanz; die jüng-sten Belege, aus dem erjüng-sten Drittel dieses Jahrhunderts, entstammen dialektsprach-lichen Aufzeichnungen.

Ähnlich wie weiter oben geschildert, läßt sich eine stilistisch begründete Redundanz auch bei atyafi húg ('Schwester') annehmen, dokumentiert durch ein literarisches, wahrscheinlich "spontan" als besonders gewählte Formulierung entstandenes einzelnes Zeugnis von 1628.

Wird an dieser Stelle für atyafi die Bedeutung 'Schwester' angesetzt, so resultiert der Pleonasmus der Wortschöpfung wie gehabt aus der Kombination zweier praktisch synonymer Termini. Geht man hingegen von atyafi 'Geschwister' oder 'Verwandte/r' aus, so ist das gebildete Kompositum Produkt der Verknüpfung eines Hyperonyms (atyafi) mit einem seiner Hyponyme (húg) und kann daher ganz korrekt nur noch mit

1 0 0 cf. dt. Schwiegergreis (scherzhaft) 'Schwiegervater' (DWB)

1 0 1 Lörinczi sieht dagegen diesen Komposita eine Verbindung aus "Sexus" plus pajtás

'Kamerad' zugrundeliegen, deren Resultat ('männlicher Kamerad', 'weiblicher Kamerad') erst später auch auf die Ehegatten bezogen wurde (1980.136, 139f.). Ich habe beide Wörter allerdings bloß als Verwandtschaftstermini gefunden.

einer verkürzten Variante der Paraphrase umschrieben werden: "Ein AB ist ein B"

bzw. "y ist AB von x = y ist B von x". Der zweite Teil der bisher gültigen Paraphrase

"Ein AB ist ein A" bzw. "y ist AB von x = y ist A von x" trifft zwar durchaus zu, ist jedoch unpräziser, da hierbei die Nennung des Geschlechts resp. der speziellen

Verwandtschaftsbeziehung unterbleibt.

Redundante Ausdrücke analog der verkürzten Paraphrase liegen außerdem den selten vorkommenden (ÉrtSz) Konstruktionen dédős (Ahnherr') und dediik ('Ahn') zugrunde.

ős bezeichnet den Vorfahren bereits in ausreichendem Maße, déd- (als Simplex in der Quelle nicht angeführt) gibt als A-Konstituente dem Kompositum die altertüm-liche Färbung (der Wortkörper dédős datiert aus dem 14. Jahrhundert).

Im Falle von dédiik darf dem Vorderglied überdies eine gewisse monosemierende Wirkung zugebilligt werden, da bei ErtSz für ük neben der Bedeutung 'Ahn' noch 'Ururgroßmutter, Ururgroßelternteil' genannt ist. Déd- fungiert in diesem Zusammen-hang also als ein e t w a s diffuser Indikator für die Komponente 'weit entfernte Aszen-denzverwandtschaft' (cf. TESz), die ebenso in ük ('Ahn') enthalten ist, und verweist damit auf diese Bedeutung des Wortes, in Abgrenzung zu seiner anderen, hinsichtlich der Generation genau definierten.

Zum Strukturtyp "Redundanz" zählen desgleichen die Komposita für die Ehegatten házasfél, házastárs, házas úr, hites asszony, liites feleség, hites pár, hitestárs, hites úr, hitves feleség, hitves pár und hitvestárs, da bei jedem dieser Termini schon der hintere Bestandteil allein mehr oder weniger klar für das vom Gesamtkompositum bezeichnete Denotat stehen kann.

Der Grad der Redundanz der A-Konstituente bestimmt sich somit proportional aus dem Grad der Eindeutigkeit der B-Konstituente: bei polysemen Nachgliedern, die erst sekundär zur Benennung eines Verwandten dienen (asszony (auch 'Frau', 'Herrin'), fél ('Mitmensch', 'Partei'), pár ('Partner'), társ ('Gefährte'), úr ('Herr(scher)')) ist eine näher konkretisierende Ergänzung um das Vorderglied einsichtiger, das komplette G e f ü g e minder pleonastisch als bei einem semantisch fest umrissenen hinteren Element {z.B. feleség, ausschließlich 'Ehefrau').

Trotzdem läßt sich bei den Komposita mit solch mehrdeutigen Simplizia als B-Konstituente ebenfalls von redundanter Struktur sprechen, da sie (die Simplizia) nicht nur alle bereits vor dem Erscheinen des zusammengesetzten Terminus oder fast zeitgleich als Bezeichnung für einen Verwandten bezeugt sind, ihr diesbezügliches Benennungspotential folglich nicht etwa Ergebnis einer späteren Bedeutungs-verschiebung von AB auf B ist (cf. bélyeg < levélbélyeg '(Brief)marke', Tompa

1961b.463, 1968.151; engl, phone < telephone)102, sondern in dieser Bedeutung

1 0 2 Mögliche Ausnahme: TESz führt die Entstehung der Bedeutung 'Gattin' für társ (1539) auf

die Konstruktionen asszony társ, házas társ (id., 1524-27) zurück, doch ist m.E. in diesem Fall auch eine gedankliche Parallele zur Bedeutungsentwicklung von fél ('Mitmensch' —»

außerdem sämtlich, obwohl z.T. stilistisch gefärbt, bis in die Gegenwart erhalten geblieben sind, es sich demnach dabei um einen nicht unwesentlichen Komplex des semantischen Spektrums der betreffenden Wörter handelt.1 0 3

Die frühesten Zusammensetzungen in dieser Gruppe sind házas úr und házastárs.

Da ihr Auftreten zeitlich ungefähr mit dem der oben erläuterten Komposita asszonyfeleség, asszonyházas und asszonytárs zusammenfällt, zudem die Textsorten Ähnlichkeiten zeigen, liegt zunächst die Vermutung nahe, daß auch házas úr und házastárs auf der Verknüpfung von zwei fast synonymen Ausdrücken für die Ehegatten basieren.

Für diese Auffassung spricht darüber hinaus, daß das bis heute dokumentierte házas damals als Verwandtschaftsterminus immerhin so gebräuchlich war, daß es als B-Konstituente in asszonyházas eingehen konnte.

Ebenso plausibel ist jedoch die Interpretation, daß házas hier in monosemierender Funktion als qualitatives Attribut ('Ehe-') steht, zumal es in den gleichzeitigen und späteren Bezeichnungen házas fia, házas húg, házas leány, házas néne und házastestvér die Information 'verheiratet' trägt (cf. Kap. 5.7.6 , "Merkmal Zivilstand").

Endlich käme noch ein Entwicklungsprozeß von der ersten zur zweiten, im weiteren dominierenden Vorstellung in Frage (Kertész 1914.17) bzw. eine von Beginn an beide Möglichkeiten nicht trennende Betrachtungsweise.1 0 4

házasfél, seit Mitte des 19. Jahrhunderts (CzF) belegt, nimmt unter den /iázaí-Komposita eine besondere Position ein.

Zwar ist fél als Verwandtschaftsterminus vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart bezeugt, wird aber gerade bei CzF nicht als solcher erwähnt. Es muß daher erwogen werden, daß fél an diesem Kompositum vielleicht nicht als 'Ehefrau, Ehepartner', sondern in seiner Hauptbedeutung 'Hälfte' beteiligt ist. Damit entspräche házasfél dem dt. Ehehälfte (cf. Ball6), hätte mithin nach den inhaltlichen Kriterien des Kapitels 3.1 eigentlich nichts in dieser Untersuchung verloren. Dazu paßte dann auch, daß keine der herangezogenen Quellen házasfél als erkennbaren Verwandtschaftsterminus (im Singular mit Possessivsuffix) anführt, sondern stets pluralisch.

Die ältesten Komposita mit liites- (ab Mitte des 17. Jahrhunderts) sind, wie bei házas-, die auf -társ und -úr: sie treten erstmals etwa 100 bis 150 Jahre nach dem

'Ehefrau', 1516-19) denkbar, die geringe zeitliche Lücke zwischen den Belegen von Komposita und Simplex durch fragmentarische Dokumentation zu erklären.

1 0 3 Würden diese zusammengesetzten Verwandtschaftstermini dagegen als Resultate der

Kombination zweier Lexeme jeweils ganz ohne Bedeutung aus dem Verwandt-schaftsnamenbereich eingeschätzt (cf. im Deutschen Ehegesell, Eliegenosz, Eheherr (alle 'Ehemann', alle DWB), so wären sie im übrigen nicht Gegenstand dieser Analyse, da solche Bezeichnungen per definitionem apriori von der Untersuchung ausgeschlossen worden waren (cf. Kap. 3.1).

1 0 4 Zelliger merkt an, daß originär nebenordnende tautologische Konstruktionen für das

Sprachbewußtsein leicht zu unterordnenden mit qualitativem Attribut umgedeutet werden können (1991.528, ähnlich Á.T. Szabó 1984.80).

Erscheinen von kites als Adjektiv ('gesetzlich, mit Schwur bestärkt') bzw. als Verwandtschaftsterminus ('Ehepartner') auf. Diese und die späteren Zusammen-setzungen liites feleség (PetSz), hites asszony und hites pár (beide Anfang des 20.

Jahrhunderts) sind sämtlich bis in die jüngste Vergangenheit dokumentiert.

Die Quellen der frühesten Belege (häufig Briefe und Urkunden) lassen vermuten, daß die redundante Ausdrucksweise ursprünglich Merkmal einer gehobenen Diktion war. Bei den rezenten (hauptsächlich in Dialektaufzeichnungen) wird dies dann sogar explizit angegeben (cf. MNL s.v. férj, feleség "ünnepélyesebben" ('feierlicher')). Da sich die einst gewählten Verwandtschaftsnamen mit liites- am dauerhaftesten in den o f t archaisierenden Dialekten gehalten haben, tragen sie inzwischen als Stilmarkierungen neben 'seit.', 'veralt.', 'lit.' und 'dcht.' vor allem 'volkst.'.

Die Frage, ob liites- den Fügungen als Adjektiv (= 'gesetzlich' plus 'Ehepartner/in') oder als Verwandtschaftsbezeichnung (= 'Ehepartner/in' plus 'Ehepartner/in') zugrundeliegt, ist - wie oben im Falle von liázas - nicht mit letzter Sicherheit zu entscheiden. Beide Bedeutungen sind durch ungefähr denselben Zeitraum bezeugt.

Für die Verbindung des geringfügig älteren Adjektivs plus Verwandtschaftsterminus spricht jedoch, daß liites in der Bedeutung 'gesetzlich, mit Schwur bestärkt' einige M a l e in andere Bezeichnungen eingegangen ist, z.B. in hythes atthya 'Pater Adoptatus', hythesffyw 'filius adoptivus' (beide ZsélyiSzj, 1572), in diesen Komposita also klar auf die Zeremonie des Eides referiert ( M N L s.v. hitestárs, Lőrinczi

1980.200), was bei den zusammengesetzten Benennungen für die Ehegatten ähnlich sein könnte (ibid. 134).

Da es sich bei liitves um eine Variante von hites handelt (TESz), überrascht es nicht, daß zu den Verwandtschaftsbezeichnungen hites feleség, liites pár und hitestárs die Pendants mit liitves als A-Konstituente existieren: das älteste, hitvestárs, von 1686 bis heute, hitves feleség und hitves pár (dokumentiert) erst seit dem 20. Jahrhundert.

Gemeinsamkeiten mit den /iito-Komposita lassen sich des weiteren in bezug auf Quellen und Stilmarkierungen feststellen, so daß bei denen mit liitves- wahrscheinlich ebenfalls Redundanz aufgrund besonders gepflegter Sprache vorliegt.

hitves ist als Adjektiv 'beeidigt, angetraut' und als Verwandtschaftsterminus 'Ehepartner, Ehefrau' jeweils von Ende des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart belegt. Es kann daher auch hier keine unstreitige Aussage darüber getroffen werden, ob liitves als attributives Adjektiv oder als zweite Verwandtschaftsbezeichnung zur Informationsredundanz in den genannten Termini beiträgt1 0 5.

Entsprechend diffizil würde sich für alle als redundant aufgelisteten Komposita mit den vorderen Konstituenten liázas-, liites- und hitves- der Versuch einer Zuordnung

1 0 5 Die von TESz ins Spiel gebrachte Erklärung, daß sich die Bedeutung 'Ehepartner, Ehefrau'

von liitves erst nachträglich durch Abstraktion aus hitvestárs und einem präsumtiven hitves feleség entwickelt haben könnte, ist dagegen wegen der zeitlichen Streuung der bisher dokumentierten sprachlichen Angaben (hitves 'Ehepartner, Ehefrau' einhundert Jahre früher als hitvestárs 'Ehemann'!) ohne neue stützende Belege nicht plausibel.

zur vollständigen oder zur verkürzten Paraphrase gestalten. Er unterbleibt deshalb, zumal mit der Einstufung der Termini als redundante das Ziel der Untersuchung, die Klassifikation der zusammengesetzten Verwandtschaftsbezeichnungen nach den in ihnen wirkenden Determinationsverhältnissen, bereits realisiert ist.

Als Repräsentant des Strukturtyps "Redundanz" wäre außerdem atyafi v e r1 0 6

'fráter' anzuführen, das einmalig 1693 in einem belletristischen Werk begegnet.

Da atyafi allein schon zur Benennung des Bruders genügte, besteht zum einen die Möglichkeit, daß vér ('Verwandter') aus stilistischen Gründen, eines vermeintlich

Da atyafi allein schon zur Benennung des Bruders genügte, besteht zum einen die Möglichkeit, daß vér ('Verwandter') aus stilistischen Gründen, eines vermeintlich

In document Anne-Elisabeth Otto (Pldal 97-107)