• Nem Talált Eredményt

Einige Besonderheiten

In document Anne-Elisabeth Otto (Pldal 137-142)

die Relationsbedeutung

5.7 Der Typ "Merkmal"

5.7.2 Der Typ "Merkmal Sexus"

5.7.2.1 Grundsätzliches

5.7.2.2.5 Einige Besonderheiten

Als in irgendeiner Weise unübliche Konstruktionen sind für den Subtyp 1 die Termini leány-fiú, l(e)ányöcs, leányunoka, lányvér, fivér und nővér aufzulisten.

Das Kompositum leány-fiú ('Tochter') überrascht deshalb, weil hier, anders als bei den allermeisten übrigen, mit -fiú keine geschlechtsneutrale, sondern eine schon das Merkmal 'männlich' bergende B-Konstituente mit der Information 'weiblich' versehen wird (SchlSzj als Quelle nennt explizit für 'infans' gyermek (ibid.238) und fiú für 'filius' (30, 212); der früheste Beleg für fiú in der Bedeutung 'Kind' datiert von wesent-lich später).

Das Paar fiú - leány fiú (212, 213) wurde vermutlich in Analogie zu den lateinischen Translaten filius - filia zusammengestellt (cf. ähnlich nepos - neptis und unoka - leány unoka (216, 217), abweichend dagegen natus - nata und fiú - leány (271, 272)), wobei die lateinische Markierung des Geschlechts durch die Endung im Ungarischen durch Komposition bloß annähernd wiedergegeben werden konnte (cf.

Kap. 3.2), d.h. filius und filia stehen formal und inhaltlich nicht in derselben Relation zueinander wie fiú und leány fiú.

Bemerkenswerterweise taucht leány-fiú einige Jahrhunderte später noch einmal als

"altertümlich" charakterisiert bei Kreszn (1831-32) auf, und zwar unabhängig vom erst 1890 entdeckten SchlSzj. Trotz ihrer Ungewöhnlichkeit handelt es sich also offenbar bei der Bildung von leány-fiú und dem ihr vorangehenden Denkprozeß um kein singuläres Geschehnis.

Bei l(e)ányöcs ('jüngere Schwester') ist die B-Konstituente nicht sexusneutral, aber auch nicht eindeutig männlich oder weiblich, so daß ihre Verknüpfung mit der das Geschlecht bestimmenden A-Konstituente ebenfalls nachvollzogen werden kann. Die Tatsache, daß das Kompositum erstmals in einem juristischen Wörterbuch des 19.

Jahrhunderts dokumentiert ist, heute jedoch genauso als Dialektwort von MNL aufgezählt wird, unterstreicht, daß seine Hervorbringung die Bedürfnisse breitester Sprechergruppen traf und trifft. Das fehlende schriftliche Zeugnis für *fiúöcs

('jüngerer Bruder') impliziert eine unterschwellige Tendenz, mit öcs im Zweifel eher 'männlich' zu assoziieren.

Der Terminus leányunoka ('Nichte') weckt insofern Interesse, als es einigermaßen erstaunlich ist, daß unoka einem Kompositum der auf präzise Formulierung abzie-lenden Rechtssprache in der Bedeutung 'Neffe' zugrunde liegt, die lediglich ganz ver-einzelt belegt ist, während unoka 'Enkel' zu den ältesten und konstantesten ungari-schen Verwandtschaftsbezeichnungen gehört.1 3 2 Dementsprechend unmißverständ-lich meinte und meint leányunoka in der Regel die 'Enkelin', was eine gedankunmißverständ-liche Verbindung dieser Wortgestalt mit dem neuen zusätzlichen Inhalt kaum aufkommen Iäßt.

Um Irrtümern vorzubeugen, wurden daher unoka und leányunoka als 'Neffe' und 'Nichte' durch einen Einschub wie bátyámtól való (etwa 'von Seiten des älteren Bruders'1 3 3) ergänzt (wodurch sie dann außerdem die exaktestmöglichen ungarischen Äquivalente zu den lateinischen Ausdrücken nepos ex fratre / neptis ex fratre bildeten). Als juristische Fachwörter gelangten sie zudem wahrscheinlich ohnehin nicht über einen bestimmten (hinsichtlich der sorgfältigen Unterscheidung dieser leicht zu verwechselnden Termini sensibilisierten) Benutzerkreis hinaus.

Auffällig ist daneben, daß hier wieder kein zusammengesetztes männliches Gegenstück auftritt (wie *(bátyánitól való) fiunoka), was auf die nicht nur im Ungarischen verbreitete partielle Homonymie von sexusneutralen und 'männlich' signalisierenden Bezeichnungen zurückzuführen ist (cf. ähnlich ung. gyer(m)ek 'Kind jmds., (volkst.) Sohn' (ÉrtSz), dt. Enkel 'Kindeskind, männliches Kindeskind'; zum Französischen (Limousin) cf. Flandrin 1979.134).

Zu den Komposita fivér ('Bruder'), lányver und nővér (beide 'Schwester') ist anzumerken, daß ihre Entstehung nicht von vornherein durch eine Kombination aus fi~, lány- bzw. nő- plus Verwandtschaftsterminus -vér ('Geschwister') interpretiert werden kann, da nämlich vér in dieser Bedeutung erst später als die Zusammen-setzungen dokumentiert ist.1 3 4

Es handelt sich bei ihnen zum Zeitpunkt ihrer Genese vielmehr um eine Variante der reduzierten Trikomposita, d.h. zweigliedriger Komposita, deren eine Konstituente verkürzt ist. Um die Art der Verknüpfung zwischen A und B korrekt darstellen zu können, muß bei solchen Zusammensetzungen die verkürzte Konstituente in der Paraphrase erweitert werden, z.B. lomberdő 'Laubwald' zu lombos fákból álló erdő

1 3 2 cf. ähnlich die Bedeutungen von lat. nepos 'Enkel', 'Neffe', dt. Neffe 'id.'.

Die kontroversen Studien von Putnoky (1913, 1916) und Simai (1913) zu diesem Thema tragen wegen der unglücklichen Vermischung mit den gleichzeitig erörterten unoka-Komposita für 'Cousin'/'Cousine' nicht zu einer Klärung bei.

1 3 3 Nicht zu verwechseln mit fivéri unoka ("'Enkel in männlicher Linie', cf. beide bei TtM

(1847) s.v. nepos)!

1 3 4 Der von Lörinczi (1980.26) mit Fragezeichen zitierte Beleg bei MA 1621 überzeugt nicht!

'Wald aus Laubbäumen' (cf. Ortner/Ortner 1984.96ff.), wodurch als "nichtreduziertes"

Trikompositum *lombos fa erdő *'Laubbaumwald' zu erkennen ist. Das heißt allerdings nicht, daß zunächst originäre dreigliedrige Zusammensetzungen existierten, um dann einer teilweisen Verkürzung anheimzufallen, sondern das reduzierte Trikompositum wird meist von Anfang an so knapp wie möglich und dabei so verständlich wie nötig formuliert (cf. Knobloch 1973.136).

fivér, lányvér und nővér leiten sich demnach aus fi-llány-lnő- plus dem zu -vér verkürzten testvér her.

Diese Segmentierung ist deshalb von Interesse, weil damals zwar vér bereits seit langem im Sinne von 'Blutsverwandte(r)' gebräuchlich war, test und vér sich aber in ihren Hauptbedeutungen 'Körper' (bzw. 'Fleisch'1 3 5) und 'Blut' (angelehnt an gewisse biblische Vergleiche, cf. Kap. 4.1, TESz) als nebengeordnete Glieder zu syntaktischen Fügungen mit der Bedeutung 'leiblich' zusammengefunden hatten, bevor aus diesen das Kompositum testvér in der Bedeutung 'Geschwister' abstrahiert wurde (cf. Kap.

5.7.3.5).

Damit ist die Assoziierung auch von vér mit 'Geschwister', die daraus folgende Verkürzung von testvér zu -vér und seine Komposition mit fi-, lány- und nő- zu Termini für Bruder und Schwester Resultat einer falschen Etymologie zu testvér (cf.

A.T. Szabó 1964/68.143). Es gab daher nicht wenige, die die Konstruktionen fivér, lányvér und nővér als unglücklich empfanden, eben weil der hinter der Bildung stehende Gedanke nicht ohne weiteres nachzuvollziehen war (cf. Gy. Zolnai 1893.35, Beke 1950a.344).1 3 6

Die Gefahr von Mißverständnissen durch Fehlinterpretationen wird in Beispielen aus unterschiedlichen Quellen bei TtM (1847) deutlich:

- einerseits soror - nővér ('Schwester'), fráter - fivér ('Bruder') und entsprechend amitinus - anyafivéri v. anyanövéri fiú ('mutterbrüderlicher o. mutterschwester-licher Sohn'),

- andererseits nepos / neptis ex filio - fivéri unoka / unokalány ('Enkel/in in männ-licher Linie') bzw. nepos / neptis ex filia - lányveri unoka / nővéri unokalány ('Enkel/in in weiblicher Linie'), denen eine abweichende Lesart der drei Komposita zugrundeliegt.

Vermutlich angesichts dieser Ambivalenz entstanden neben fivér, lányvér und nővér noch die komplexeren, regelgerecht aufgebauten Varianten fi(ú)testvér, l(e)ánytestvér und nőtestvér. Von den sechs Termini etablierten sich jedoch langfristig trotz aller Kritik (cf. Komjáthy 1887.59, Beke 1950a.344) gerade wegen ihrer "Kompaktheit"

(A.T. Szabó 1964/68.143) die knapperen Formen fivér und nővér bzw. mit deren

1 3 5 cf. Fokos-Fuchs 1968.76

1 3 6 "Eine Voraussetzung für den kommunikativen Erfolg eines neuen Kompositums ist das

Er-kennen der Determinationsverhältnisse durch den Hörer." (Handwerker 1982.37, cf.

ähnlich Zepic 1969.22)

zunehmender Lexikalisierung galten die umfangreicheren Neuschöpfungen als

"schwerfällig", da "doppelt zusammengesetzt" (Zlinszky 1926.289).

Hinzu kommt, d a ß vér in der Bedeutung 'Geschwister' seit 1841 als Dialektwort bezeugt ist (cf. M T s z ) und wenig später bereits bei C z F ohne Stilmarkierung erscheint (cf. s.v. testvér). Im selben Maße, wie vér als 'Geschwister' in der Standardsprache Verbreitung fand, wuchs die Akzeptanz der Bezeichnungen fivér und nővér, weil sich diese jetzt als vollmotivierte Komposita vom Typ "Sexus plus Verwandtschafts-terminus" verwenden und verstehen ließen.1 3 7

Die Tatsache, daß sich hier ein einzelnes Mal nő- gegenüber l(e)ány- als das 'weib-lich' bekundende L e x e m auf Dauer durchsetzen konnte (und damit möglicherweise zum Wegbereiter f ü r die übrigen «o-Komposita der Verwandtschaftsterminologie wurde), ist doch überraschend, da sonst - wie gesehen - Komposita mit der vorderen Konstituente fi(ú)- und l(e)ány- paarig auftreten, die auch als autonome lexikalische Einheiten das Pendant zueinander verkörpern.

Zu nővér ('Schwester', 'ältere Schwester'1 3 8) gibt es außerdem nach TESz einen weiteren Beleg von 1602. Da vér bis dahin nur als 'Blutsverwandte/r' dokumentiert ist, müßte seine Bedeutung Resultat einer semantischen Verengung von *'weiblicher Blutsverwandter' auf 'Schwester' sein. Gleichwohl bleibt diese Stelle insgesamt rätselhaft, weil das den Sexus des Alter anzeigende Strukturmuster zur Bildung von Verwandtschaftsbezeichnungen damals zwar schon aktiv war, ein Terminus mit nő- in dieser Funktion und für das Denotat 'Schwester' aber seinerzeit absolut untypisch, ja f ü r noch beinahe zweihundert Jahre völlig einzigartig ist.

5.7.2.2.6 Die Denotate

In Kap. 5.7.2.2.3 ("Entstehung und Entwicklung") wurde bereits skizziert, in welcher zeitlichen Anreihung das Kompositionsmodell "Sexus plus Verwandtschaftsterminus"

Bezeichnungen für welche Verwandtschaftspositionen hervorbrachte. Die Unter-suchung der Denotate nach Verwandtschaftsgrad, Generation, Verwandtschafts-bereich und Geschlecht kann daher etwas knapper geraten.

Rubriziert nach dem Verwandtschaftsgrad entfallen jeweils 64% der Termini auf Verwandte ersten Grades, 16% auf solche zweiten und 7% auf solche dritten Grades.

Bei 13% der Denotate ist der Grad der Verwandtschaft nicht genau zu bestimmen ('Nachkomme'). Damit liegt das Hauptgewicht mit fast zwei Dritteln auf Bezeichnungen für die allernächsten Verwandten.

1 3 7 Letztlich ist auch nicht auszuschließen, daß die Existenz dieses Regionalismus schon den

Spracherneuerern bekannt war und daß sie sich bei der Komposition von fivér, lányvér und nővér seiner bewußt bedienten ("Dialect words were admitted in the standard", Benkő/Imre 1972.281).

1 3 8 Zur Bedeutungsverschiebung von 'ältere Schwester' auf 'Schwester' bei nővér cf. A.T.

Szabó 1964/68.143f., Szépe 1972.189, 1976.10, Lőrincze 1977.

Nach Generationen verteilen sich die Termini folgendermaßen: 34% für Verwandte der O-Generation, 40% für solche der -1-Generation und je 13% für solche der -2-Generation und solche im (entfernten) Deszendenzbereich, ohne daß eine präzisere Auskunft möglich wäre ('Nachkomme'). Auffällig ist, daß ausnahmslos Verwandte derselben Generation sowie jüngerer Generationen durch den Subtyp 1 des Typs

"Merkmal Sexus" benannt werden, mit starker Konzentration auf denen der eigenen Generation und der der Kinder (zusammen 74%).

62% der Termini stammen aus dem linearen Sektor, 38% aus dem collateralen. Das bedeutet, daß der behandelte Kompositionstyp keine Bezeichnungen f ü r angeheiratete Verwandte bildet, sondern lediglich solche für Blutsverwandte, d.h. lineare und collatérale, wobei deren Verhältnis zueinander (ungefähr 5:3) im Vergleich zu dem der im gesamten Korpus erfaßten zusammengesetzten Termini leicht zugunsten derer für collatérale Verwandte verschoben ist.

Durch 42% der Komposita wird der bezeichnete Verwandte der männlichen, durch 58% von ihnen dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Angesichts der Tatsache, daß sonst summa summarum die Männer einen etwas größeren Beitrag zu den Denotaten leisten als die Frauen, wiegt diese Disproportion noch schwerer.

Dominante gemeinsame Charakteristika der durch den Typ "Sexus plus Verwandt-schaftsterminus" Benannten sind demnach die Verwandtschaft ersten Grades, die Zugehörigkeit zur 0- oder zur -1-Generation sowie die Blutsverwandtschaft. Bevor-zugte Denotate sind damit Egos Geschwister und vor allem Kinder. Termini für Cousins, Enkel und Nachkommen werden - nach ihrer numerischen Präsenz zu urtei-len - erst in zweiter Linie durch dieses Strukturmuster erzeugt.1-19 Das führt zu der zu-nächst merkwürdig anmutenden Erkenntnis, daß hier Bezeichnungen besonders zahl-reich für die Verwandten geschaffen wurden, zu deren Benennung es eigentlich be-reits nach Sexus differenzierende Simplizia gab, während umgekehrt die Produktion von Termini für Verwandtschaftspositionen mit ausschließlich geschlechtsneutralen Bezeichnungen (unoka, utód) eher sparsam war.

Die Ursache für die so unterschiedlich intensiv ausgeprägte Fruchtbarkeit dürfte weniger in einem dringenden Bedarf an recht vielen Termini für beispielsweise gerade Sohn und Tochter bestehen als darin, daß ein nicht geringes Quantum an Bezeichnungen für das 'Kind' existiert, sexusneutrale Termini also, die sämtlich dem nach Geschlecht differenzierenden Kompositum als Determinatum zugrundeliegen können. Das Kombinationspotential ist damit für diese Denotate ungleich größer und wurde auch, wie gesehen, wohl aus stilistischen Motiven voll ausgeschöpft.

Der überdurchschnittlich hohe Anteil an Bezeichnungen für weibliche Verwandte erklärt sich aus dem schon in Kap. 5.7.2.2.5 erwähnten Phänomen, daß nicht aus-drücklich als 'weiblich' gekennzeichnete Termini häufig automatisch als 'männlich'

Szépe zufolge ist das Geschlecht des bezeichneten Verwandten von der Generation der Enkel an abwärts (diese eingeschlossen) ohnehin nurmehr von geringer Bedeutung (1972.185, 1976.6).

aufgefaßt werden. Ein Impuls zur Markierung des Sexus durch Komposition ist dort folglich nicht im selben Maße vorhanden wie bei den Bezeichnungen für weibliche Verwandte. Andererseits bezeugen die sprachlichen Daten jedoch ebenso, daß mit Ausnahme des ersten Terminus für die Tochter sonst diejenigen für die männlichen Verwandten immer vor oder zumindest gleichzeitig mit denen für ihre weiblichen Pendants entstanden, daß somit das Kompositionsmodell "Sexus plus Verwandt-schaftsterminus" z.B. zunächst einen Terminus für den Bruder, dann erst einen für die Schwester hervorbrachte u s w . .

5.7.2.2.7 Mehrdeutigkeit; Anzahl der Kompositionsglieder; Segmentierung

In document Anne-Elisabeth Otto (Pldal 137-142)