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Die strukturelle Entwicklung des infiniten Feldes

Strukturelle Entwicklung mehrgliedriger Nebensatzprädikate im Ödenburger Deutsch

III. Die strukturelle Entwicklung des infiniten Feldes

Das Stellungsverhalten der infiniten Verbform en kann im gesamten Untersuchungszeitraum wie folgt charakterisiert werden:

Unter den dreigliedrigen Verbindungen (Komplexe I-VI) konnten beide potenziell möglichen Strukturen V^V2 und V^V2 belegt werden (vgl. Tabelle 3). Eine Ausnahme bilden die Partizipverbindungen vom Typ ernannt worden war (Komplex I ) , in denen von Anfang an nur die Folge V^V2 („rechts determiniert links“) zu finden war. Eine Konkurrenz zwischen den beiden Strukturen k on n te eigen tlich nur in den Prädikatssyntagm en mit vorangestellter Personalform und - den Komplex IV ausgenommen - nur im Zeitraum 1650-1710 beobachtet werden. Die Verbkom plexe mit zwischengestelltem, nachgestelltem und weggelassenem Finitum erschienen im Gesamtkorpus durchgehend in der Reihenfolge V3V2. Für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts konnten wir allerdings in fast allen dreigliedrigen

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Komplexen auch die Existenz der älteren Struktur V5V2 bestätigen. Sie überwog in den Prädikatssyntagmen, die im infiniten Feld zwei Infinitive hatten, von denen der eine ein modaler (Ersatz-) Infinitiv war. Es handelt sich dabei um die Verbkomplexe vom Typ hätte können wissen (Komplex IV, 159 Belege) und wird können einnehmen (Komplex Va, 4 Belege). Das Vorherrschen der primären Abfolge in diesen Prädikatstypen und die absolute Dominanz der neueren Struktur im Komplex I bekräftigt Härds Meinung, dass sich der Übergang von V3V2 zuV^V2 bei den partizipialen Infinitfeldern früher vollzog als bei den Infinitiwerbindungen (vgl. Härd 1981: 65).

In der Untersuchungsperiode II trat eine markante Wandlung gegenüber der vorangehenden Periode ein: bis auf einen Verb komplex verschwand die Struktur V V ganz. Im angehenden 18. Jahrhundert wurde auf diese W eise in Öde2nburg das Prinzip „rechts determ iniert links“ in allen dreigliedrigen Typen (statistisch) verwirklicht. Im Komplex IV, in dem der Anteil der älteren Folge in der Periode I noch über 76% lag, konnte im Laufe des 18. Jahrhunderts ein radikaler Rückgang der Abfolge V jV2

festgestellt werden, bis sie endlich im Zeitraum 1830-1890 überhaupt nicht mehr präsent war.

Im Bereich der viergliedrigen Prädikatssyntagmen konnten w ir auch die Verwirklichung des Prinzips „rechts determiniert links“ verfolgen und einen Zusammenhang zwischen der strukturellen Entwicklung der dreigliedrigen Prädikate einerseits und der Reihenfolge der infiniten Konstituenten der viergliedrigen Prädikate andererseits feststellen. Dadurch konnte auch Härds

„Prinzip der strukturellen Äquivalenz“ bestätigt werden.

Unter diachronischem Aspekt konnten wir ermitteln, dass nicht nur die abso­

lute Frequenz der viergliedrigen Nebensatzprädikate chronologisch sank, sondern auch die Anzahl der miteinander konkurrierenden infiniten Strukturen (vgl. Tabelle 4). In den Texten des Korpus I (1650-1710) kamen noch alle vier Infinitfelder (V2VjV4, V2V4V3, V4V2V3 und V^VjV2) vor, von denen die Abfolge V2V^Vj eindeutig über V^V2V, dominierte. Zwischen 1710-1770 konnte eine Zunahme der Zahl der in sämtlichen Untersuchungsperioden belegten Variante V4V3V2 registriert werden, was zu einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen den Konstituentenfolgen V4V jV2 und V2V4V3 führte. Am Anfang des 18.

Jahrhunderts kam es überdies zu ein er R eduzierung der Zahl d er schriftsprachlich möglichen infiniten Felder. Während die in der ersten Periode kaum noch verwendete Struktur V2V^V4 ab 1710 nicht mehr präsent war, konnte auf Grund unseres Befundes die Existenz der Folgen V2V V3 und V - V ^ jedoch bis 1830 nachgewiesen werden. Im Zeitraum 1830-1890 fanden sich in unserem Korpus nur noch Belege für V4VjV2.

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insgesamt: 386 38 315 276 11 4 27

Tabelle 3: Belegzahl der Strukturen V^V^ und in den dreigliedrigen Verbkomplexen.

P erio d e Infinite Struktur V erb k o m p lex

Tabelle 4: Belegzahl der Strukturen und V^V^V^ in den einzelnen viergliedrigen Verbkomplexen.

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In der Entwicklung der Frequenzverhältnisse der infiniten Strukturen in d en e in z e ln e n v ie r g lie d r ig e n V e rb k o m p le x e n fie le n fo lg e n d e Eigentümlichkeiten auf:

Im Verbkomplex Vllb fand sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nur die Reihenfolge V4V2V3. Daneben erschien noch zwischen 1770-1830 die neuere Struktur V4V3V2, ab 1830 fiel aber die ältere Variante weg.

Am ehesten kam das Prinzip „rechts determiniert links“ im Prädikatstyp VIII zur Geltung. Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die bis dahin vorherrschende Abfolge V2V4V3 und die auch schon früher seltene Struktur V4V2V3 von V4V3V2 verdrängt.

In den Verbindungen mit drei Infinitiven (Komplexe IX) herrscht bis 1710 eine große Varianz infiniter Strukturen (V4V3V2, V2V3V4 und V2V4V3 ), ab

1710 kommt jedoch nur noch die Abfolge V2V4V3 vor.

Unsere Ergebnisse w eich en in fo lg e n d e n Punkten von d en en d er einschlägigen Fachliteratur ab:

1. In den hochdeutschen Korpusbeispielen Härds erscheinen die infiniten Konstituenten der Komplexe II und III seit 1450 ausnahmslos in der neueren Struktur V3V2 (vgl. Härd 1981: 59). Im Ödenburger Deutsch kann dagegen die ältere Abfolge in den betreffenden Komplexen sogar im Zeitraum 1650-1710 belegt werden.

2. Im Komplex IV überwiegt bei Härd seit 1581 die Struktur V ] y3V2 (vgl.

Härd 1981: 93, Tabelle 27), was auch durch Takadas Untersuchungen für das XVII. Jahrhundert bestätigt wird (vgl. Takada 1994: 201, Tabelle

6). In unseren Texten verliert die Abfolge V }V3V2 erst ab 1710 ihre Dominanz.

3. Nach Takada ist seit 1640 im Prädikatstyp Va nur noch die Folge V3V2

aufzu fin den (vgl. Takada 1994: 201, T ab elle 6). Härd, der die Verbkomplexe V und VI zusammen behandelt, registriert seit 1671 die Dominanz von V1V3V2 (vgl. Härd 1981: 93, Tabelle 27). Die gleiche Struktur erscheint in unseren Belegen für den Komplex Va zum ersten Mal in der Zeit von 1710-1770.

4. In den Prädikatssyntagmen vom Typ VII und VIII ist bei Härd die Struktur V4V3V2 seit der Periode 1450-1580 präsent (vgl. Härd 1981: 63), in unserem Korpus kommt diese infinite Folge im Verbkomplex VII erst ab 1770, im Komplex VIII ab 1710 vor.3

5. Härds letzter Beleg für die Infinitfolge V4V2V3 stammt aus dem Jahre 1669. Bei uns findet sich diese Abfolge bis 1776. Takada, dessen Untersuchungszeitraum nur das XVII. Jahrhundert umfasst, kann nur 5 In den spärlich belegten viergliedrigen Typen gelten die von uns festgestellten Tendenzen nur bedingt.

Nebensatzprädikate im Ödenburger Deutsch 95 einen einzigen Beleg für die erwähnte Konstituentenfolge aufweisen, und zwar aus dem Jahre 1697 (vgl. Takada 1994: 202).

6. In der G ruppe B d er Verbkom plexe IX (m it dem Infinitiv eines Modalverbs in der Funktion von V2) hat in Deutschland die neuere Struktur V4V3V2 bereits in der Zeit von 1581-1710 eine hohe Frequenz, in der Periode 1711-1840 überwiegt sie sogar. In den Ödenburger Quellen findet sich die obige infinite Abfolge bis 1890 nur einmal (in der Periode I).