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3 Bukowina

3.3 Besiedlung und Ausbau

3.3.1 Monumentalbauten und materielle Strukturen

Nach der Schaffung der infrastrukturellen Grundlagen, zielten weiteren Bemühungen zielten auf die Strukturierung des städtischen Raums, indem sich kulturelle Leitbilder und politische Ideen wiederfinden sollten. Neben Monumentalbauten wie Residenzen, Kirchen oder Verwaltungsgebäuden sind zunehmend Denkmäler an Straßen und Plätzen zu sehen, die der Selbstdarstellung der Herrschenden sowie zur Orientierung der Untergebenen dienen. Das gesteigerte Bewusstsein sowie die Relevanz der öffentlichen Bezugspunkte gewinnen in der Moderne vermehrt an Bedeutung. Kulturelles Erbe sowie historische Narrationen dienen neben anderen der Gründung, Festigung und Pflege von Identität. Inszenierte sowie materialisierte Teile der Vergangenheit werden für gegenwärtige Belange nutzbar gemacht. Hierbei sind Größe und Position ebenso wichtig wie Aussagen und Bezugnahmen. Sie sind darauf ausgelegt, Wiedererkennungswert sowie Identifikation mit dem oder den Dargestellten zu erreichen sowie ein Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. “Unter Denkmal im ältesten und ursprünglichsten Sinne versteht man ein Werk von Menschenhand, errichtet zu dem bestimmten Zwecke, um einzelne menschliche Taten oder Geschicke (oder Komplexe mehrerer solcher) im

211 Vgl. Scharr, Kurt. Die Landschaft Bukowina, S. 28

Bewusstsein der nachlebenden Generation stets gegenwärtig und lebendig zu erhalten.212” So beginnt Alois Riegls Studie über den modernen Denkmalkultus, der so wie im Vorwort deutlich gemacht wird, im ausgehenden 19. Jahrhundert eine bedeutende Wandlung erlebte, die eine grundlegende Definition des Gegenstandes ebenso wie eine mögliche gesetzliche Regelung des Themenbereichs erforderte. Riegl verfasste “flammende Proteste gegen die sinnlose Zerstörung städtebaulicher Zusammenhänge213”, wie sie im Kontext der Modernisierung häufig in Kauf genommen wurden.

In Bereich der öffentlichen Kunstförderung gehörte die Donaumonarchie im 19.

Jahrhundert nicht zu den Vorreitern unter den europäischen Dynastien, aber sie verfügte seit 1853 über die k.k. Centralcommission für Kunst- und historische Denkmale. Diese war dem Unterrichtsministerium untergeordnet und hatte dafür Sorge zu tragen, dass sich das Bewusstsein und vor allem die Pflege der Kunst- und Kulturgüter im Land ausbildeten.214 Zögerlich waren die Stadt- und Landschaftsplaner vorerst in der Errichtung und Schaffung neuer Kulturgüter. „Dazu gehörte vor allem die - im europäischen Vergleich - deutlich geringere Motivation, Personen und Herrschern Denkmäler zu setzen.215” Ein deutlicher Wandel setzte hierbei erst in der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts ein. Der Kunsthistoriker Alois Riegl war ab 1902 Redakteur der Mitteilungen dieser Kommission und ein Jahr später ihr Mitglied und Konservator.216

“Seit 1854 standen Gesetzesentwürfe, welche die Erhaltung von Kunst- und historischen Denkmalen zum Thema eines ‘öffentlichen Interesses’ machen sollten, als ein aktuelles

212 Riegl, Alois. Der moderne Denkmalkultus. Sein Wesen und seine Entstehung. 1903, S. 1.

213 Bacher, Ernst. Alois Riegl und die Denkmalpflege, In ders., Hrsg. Kunstwerk oder Denkmal? Alois Riegls Schriften zur Denkmalpflege. Wien u.a., 1995, S. 13-48, hier S. 14.

214 Vgl. Eitelberger von Edeberg, Rudolf. Die Kunstbewegung in Österreich seit der Pariser

Weltausstellung im Jahre 1867. Wien, 1878, S. 16 f. Faksimile Bestandteil der Heidelberger historischen Bestände - digital, Online unter URL http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/eitelberger1878/0040.

[14.11.2016]

215 Werner Telesko: Der österreichische ‘Denkmalkult’ im 19. Jahrhundert im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie, In Jaworksi, S. 145-174, hier S. 147.

216 Vgl. Bacher, Ernst. Alois Riegl und die Denkmalpflege, In ders., Hrsg. Kunstwerk oder Denkmal?, S.

14f.

Anliegen der Zentralkommission zur Diskussion.217” Eine staatliche und vereinheitlichte Obhut sollte für Denkmale geschaffen werden, da sie im Sinne der Öffentlichkeit personenübergreifend bedeutsam waren und überzeitlich wirken. Zu jener Zeit erfuhr das öffentliche Denkmal eine Erweiterung der darstellungswürdigen Personen und erhebt damit auch Anspruch auf eine breitere Rezeption. Diese verläuft nicht mehr ausschließlich von Herrscher zu Untertan, sondern beansprucht eine gemeinschaftsbildende Wirkung, die das Volk selbst als Gemeinschaft in den Mittelpunkt rückt. Eine besondere Form ist die Allegorie. “Der Verkörperung des Staates durch eine Allegorie in programmatischem Sinn mit dem Anspruch auf territoriale Repräsentanz begegnen wir das erste Mal im deutschen Sprachraum in der monumentalen Figur der Bavaria im noch jungen Königreich Bayern.218” Das abstrakte Selbstverständnis eines Staates, einer Region, eines Herrschaftsverbandes wird somit in konkrete Formen gegossen und mit Bedeutungen aufgeladen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Auch der Aspekt der Verkörperung territorialer Zugehörigkeiten ist bedeutend.

Städte erhielten in der Weiterentwicklung von Architektur und Städteplanung neue Bedeutungen. Neben zentralen Handels-, Markt- und Begegnungsorten, bestimmte zunehmend die Anlage der Stadt selbst ihre Wahrnehmung. Wichtig dabei wurden Perspektiven, Blickachsen und Verbindungen, die den Raum bestimmten. Bereits in der Phase des frühen Barock wurden in Italien Obelisken eingesetzt, um Wahrnehmungen zu bündeln und auch im profanen Bereich räumliche Akzente zu setzen. “Eine solche Nadel aus Stein war, aus der Ferne betrachtet, ein geeignetes Mittel, um perspektivisches Sehen zu erzeugen.219” Sichtachsen, wie sie nicht zuletzt von Haussmann ausgehend in Europa ausgebaut und forciert wurden, sind ein weiteres Mittel, welches Aufmerksamkeit erregen soll und zugleich Hierarchisierungen ausdrückt. Diese lenken den Blick auf ein

217 Bacher, Ernst. Alois Riegl und die Denkmalpflege, In ders., Hrsg. Kunstwerk oder Denkmal?, S. 13-48, hier S. 14.

218 Krasa-Florian, Selma. Die Allegorie der Austria. Die Entstehung des Gesamtstaatsgedankens in der österreichisch-ungarischen Monarchie und die bildende Kunst. Wien, 2007, S. 17. Hervorhebung im Original.

219 Sennett, Richard. Civitas. Die Großstadt und die Kultur des Unterschieds, 1991, S. 199.

besonderes Gebäude oder Denkmal am Ende einer Straße oder eines Weges. Das verstärkte und beschleunigte Wachstum der Städte zerstörte die mancherorts gebaute Geschlossenheit der Anlagen und in jedem Fall die zeitliche Kohärenz der Bauten.

Verschiebungen und Überlagerungen gingen einher mit räumlicher und gesellschaftlicher Öffnung, die dazu führte, dass Unterschiede prägend für die Ausgestaltung des urbanen Raums wurden. Um diese nicht zu groß werden zu lassen, wurden bauliche Maßnahmen vorgesehen, die an bestimmten Punkten ein Vereinheitlichungen vorsah, um an Grundprinzipien urbaner Orientierung festzuhalten. “Um 1900 gewann die nun eigenständige und von Architekten dominierte Disziplin der Stadtplanung an Praxisrelevanz. In den Großstädten wurde zwar weiterhin ständig abgerissen, erneuert und bereits bebautes Gelände neuen Nutzungen zugeführt, aber die Anlage von Stadterweiterungsgebieten konnte nun teils durch gezielte Strategien, teils durch die stärkere Nutzung der vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten planmäßiger als zuvor und mit Blick auf das Ganze durchgeführt werden.220” Dieses Ganze umfasste die hygienischen, wie die produktiven Gegebenheiten, Alltagsleben und Handel, Verkehr und Kultur. Diese Bündelungen unterschiedlicher Aspekte städtischen Lebens, die sinnhaft strukturiert wurden. Der Kulturhistoriker Achim Landwehr hat in seiner Studie zur

“Erschaffung Venedigs” bereits auf die vielfältigen Zusammenhänge im Rahmen von Neugestaltungen hingewiesen: "Übertragen auf die Institution des Staates bedeutet dies, dass es eben keineswegs genügen kann, mit mehr oder weniger kriegerischen Mitteln Land zu erobern. Vielmehr muss diese schiere Landmasse in ein Staatsterritoriumtransformiert werden. Dies erfordert zahlreiche Anstrengungen vielfältiger Art, die vor allem auf eine Infrastruktur abzielen, die aus einem im Grunde zufälligen Ausschnitt der Erdoberfläche einen in sich geschlossenen Staat macht."221 Dies soll für die Region um die Gebietshauptstadt Czernowitz ebenfalls erfasst werden.

220 Zimmermann, Clemens. Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Großstadtentwicklung, 2000, S.

25.

221 Landwehr, Achim. Die Erschaffung Venedigs. Raum, Bevölkerung, Mythos 1550-1750, 2007, S. 42