• Nem Talált Eredményt

Kinder auch lei ter mit einander Bekauntfchaft machen, denn ihr gehört von nun zur Familie. tlufere Gatten

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64 Die goldene Zeit in Siebenbürgen.

haben das fchon mit einander abgemacht und uns foll's gewiß fehr frenen. _

Die liebeuswürdige, muntere Hausfrau umarmte auf's Nene ihre Frenndin, faßte Feriz Weg an der Hand und führte Beide in ihren Familienkreis ein, wobei fie uu unterbrochen plauderten und taufend Fragen und Ant worten für einander hatten.

In dem kleinen Frauengemache flammte lufiiges Ka miufener; große, geblüinte Seidenvorhänge ließen nur ein ' fchwaches Licht durchdringen; auf einem elfenbeinenen Tifch

chen pickte eine prachtvolle mit Rubinen und Chrhfopras fieinen efchmückte Stehuhr; im Hintergrunde des Ge inaches nden fchwellende, mit kornblumenblanem Sammt überzogene Sopha's zum Sitzen ein; auf dem in der Mitte fiehenden runden Tifche, von welchem ein gefiickter perfi fcher Teppich bis zum Boden wallte, fiand ein fchwerer Armlenchter aus maffivem Silber, in der Gefialt einer Sirene, welche mit ihren beiden Händen je eine Wachs kerze in die Höhe hielt. '

Vor dem hübfchen Kamine aus weißem Marmor flan den die Kinder der Beldi: das größere, Sophie, ein vier zehujähriges Mädchen, emporgefchoffen, zart gebant, ver fchämt blickend, fchien das Fener zu ordnen. Sie trng das Haar noch ganz nach Art der Kinder, nach rückwärts in zwei fiarke Zöpfe geflochten, die ihr auf beiden Seiten nahezu bis an die Ferfen herabreichten. Diefes Mädchen wurde fpäter die Gattin Paul Weffelenhi's.

Das zweite Kind, ein Mädchen von vier Iahren, kniet zu den Füßen ihrer älteren Schwefier und firent Räucher blumen in's Feuer. Sie heißt Arauka (Aurelie), iin iingarifchen gleichbedeutend mit Goldkcnd; fie trägt ihren Namen auf ihren Haarlocken ausgeprägt, welche ihr in goldblonden Wellen über die kleinen runden Schnltern walten. Ihre lebhaften Züge, ihre Angen fowol wie ihre Händchen find in befländiger Bewegung, um ihrer Schwefier Hinderniffe zu bereiten, und harmlos lacht fie hie und da auf, weun die ältere darüber zürnen will, was diefer natürlich nicht gelingt.

Die beiden Kinder fahren empor, da fie Schritte und

Die goldene Zeit in Siebenbürgen. 6,) Stimmen an der Thüre vernehmen; die größere ifi be firebt, als fie der Fremden anfichtig wird, fich ihr Kleid zurecht zu glätten, während Aranka ihrer Mntter lärmend entgegenfiürzt und, deren Knie. umfaffend, mit dem run den Gefichtchen lächelnd zn ihr auffchant.

_ Und das find meine Kinder, fagte nun die Veldi mit iunigem Vergnügen.

Katharina umarmte das ältere Mädchen, welches nur fchüchtern ihre Stirne zum Kuffe darbot.

- Und deinen_ Vetter? Den kleinen Feriz? Den mußtdu auch küffen, rief die Beldi und fiieß die beiden zandernden Kinder auf einander, die es kaum wagten, ihre Mundfpitzen mit einander in Berührung zu bringen. So phie wurde darauf bis über die Ohren roth und lief aus dem Zimmer; fie war an diefem Abende nicht mehr zu bewegen, zur Gefellfchaft zurückzukehren.

- O, du verfchämte Mimofe, rief ihr die Beldi lachend nach; Aranka ifi wahrlich kühner als du. Nicht wahr, mein kleines Mädchen, du wagfi es, Vetter Feriz zu tüffeni) Die Kleine blickte zu Feriz auf und zog fich zurück, wobei fie fich an dem Rocke der Mntter fefiklammerte, ihre großen dunkelblauen Augen immer auf Feriz geheftet.

Feriz Beg feinerfeits kniete nieder, drückte das kleine'Mäd chen an fich und preßte einen herzhaften Kuß auf die run

den blühenden Wangen. _

Als diefer erfie Schritt eiumal gethan war, war auch bei Arauka dic Bekauntfchaft fertig; fie hieß den türkifchen Vetter auf einen Schemel neben dem Kamine fich uiederfetzen uud begaun, fich ihm auf den Schooß legend, ihn über allerlei, was fie an ihm fah, zu befragen; vom Degen griffe angefangen bis zum Federbufch an feinem Turbane -entging wol kaum ein Stück ihrer Wißbegierde. . ' - Laffen wir die Kinder ipielen, rief die Beldi hei ter. indem fie ihre Frenndin mit offener und ehrlicher Frende auf den Baleon hinausführte; diefer gewährte hier die Ausficht auf das Tatranger Thal, über welches fih jetzt weithin das Mondlicht ergoß.

Während die Mäuner ernfie Dinge befprachen und dic Kinder dem Shiele oblagen, überließen fich die beiden

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Frauen vertranlichfiecn Geplander, das für junge Damen fo unendlich viel Reiz befitzt, nnd nun gar, wenn fie ein ander fo viel mitintheilen, zu fragen und zu beantworten haben, wie diefe Beiden.

Die Gattin Kntfchnk Pafcha's erfchien als ein mittel großes, kraftvoll gebantes Weib; der feidene Kaftan, der an ihrer fchlanken Hüfte durch einen gelben goldfädi en Gürtel zufammengehalten wurde, ließ ihre hochgewö bte Brufi und ihre breiten Schnltern hervortreten. Diefer Kaftan reichte etwas weiter hinab, als dies gewöhnlich bei den türkifchen Weiberröcken der Fall, und gefiattete kaum die letzten Falten ihrer rothfeideneu weiten Panta (ous zu erblicken, die auf ihre niedlichen gelben Pantoffeln herabwallten. Die Gefichtszüge diefer fiattlichen Fran waren un_ewöhnlich fiark markirt; ihr Teint dentete auf ein fehr ?einiges Temperament hin; ihre dichten kohl fchwarzen Augenbrauen waren fafi zufammengewachfen, und ihr Blick war nahezu glühend zu neunen. Das an fiürmende Blnt fiieg bei der geringfien Regung in ihren firahlenden Zügen auf, und in folchen Momenten bebten ihre heißen rothen Lippen beinahe anf einander und an den rofigen Flügeln ihrer fein gefchnittenen Nafe waren der Athem und Pnlsfchlag wahrnehmbar.

Die Veldi hieß fie neben fich niederfetzen, faßte fie ver traulich an der Hand und fragte fie halb fciierzend:

- Dein Gatte hat außer dir keine andere Gemahlin?

Katharina fchlng eine Lache auf, durch die aber etwas wie Aerger durchblickte und fagte: '

- Du bildefi dir wol gar ein, daß ein Ungarweib einen Türken zum Maune nimmt, um feine Sklavin zu fein? O, mein Gemahl liebt mich unendlich!

- Ich glaube dir, Katharina, aber das ifi ja bei ench fo Sitte.

- Bei uus? Ich bin ja keine Türkinl -. Was deun alfo?

- Eine reforinirte Chrifiin wie dn. Auch war es ein reformirter Geifilicher, der mich meinem Gatten ange trant, Seine Ehrwürden Herr Martin Bird, der in Con fiantinopel in der Berbanunng lebt, und dem mein Mann

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ans Dankbarkeit eine Pfarre gefiiftct hat, wo die fieben bürgifchen Herren und die dort lebenden Ungarn fich zum Gotiesdienfie verfammeln köunen. .

_ Ah! dein Gatte verfolgt alfo nicht die Chrifien?

- Durchaus nicht! Der Türke glaubt, daß jede Reli gion gnt ifi und in den Himmel führt, nur hält er feinen Glauben für den befien, weil er, feiner Meinung nach, 'den Zngang zum höchfien Himmel eröffnet. Mein Gatte hat zndem ein fehr gntes Herz und ifi viel aufgeklärter als die meifien Türken.

- Warum hafidu ihn daun nicht vermocht, zur chrifi lichen Religion überzntreten?

- Wozu? Vielleichty weil die Dichter ihre Erzählungen, in welchen ein Türke fich in ein Chrifieumädchen vernarrt, regelmäßig damit fchließen, daß fie ihn zur Taufe führen und ihn fiatt eines Kaftan mit einem Mente bekleiden?

Hier habt ihr nun eiumal ein folches Abentener, wo das Weib dem Gatten folgt uud ihr Alles für ihn aufopfert.

- Du hafi ja Recht, Katharina, und doch fieh', ich muß mich erfi an den Gedanken gewöhnen, daß eine Chrifiin, ein Ungarweib, einen Türken zum Gemahl haben foll.

- Sieh' nur, gnte Frenuiin Beldi; Gott könnte es mir nicht als ein folches Verdieufimurechuen, weun ich meinen Gatten zu uuferem Glauben bekehrt hätte, als da ich ihn in der Religion belaffen, 'in welcher er ge boren worden. Als chrifilicher Renegat hätteer höchfieus einen, feinen Sit; in der Kirche eingenommen, während er fo, als einer der einflußreichfien Pafchas, das Loos aller Chrifien in der Türkei zu einem fo güufiigen gefialteu konnte, daß fich die chrifilichen Unterthanen anderer Lün der, wie in das gelobte Land, zu uns herüberdrc'iugen.

Wie oft überreichte er mir, weun er feinen Antheil an der Kriegsbente erhalten, nur eine große Lifie, auf welcher die Namen jener meiner gefangenen Landslente verzeichnet fianden, die er mit bedentenden Summen aus der Skla verei losgekauft. Er hat immenfe Scheitze für diefen Zweck verwendet. Und fiehfi du, meine Liebe, das Lefen einer folchen Lifie machte mir mehr Vergnügen, als der Au blick der fchönfien orientalifchen Perlen, die mein Maun

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für folche Summen gewiß hätte erkaufen können, und dic.ie That hob ihn höher in meinen Angen, als weun er alle Pfalmen auswendig abznfingen wüßte. Er'ifi auch gar nicht der Maun, von dem zu erwarten wäre, daß er je mals an feinen Aufichten, mögen fie nun Gott oder Men fchen betreffen, im Geringfien zu rütteln vermöchte und fich', weun er im Stande wäre, feine Religion abzu fchwören, ich köunte fürder an feine Liebe nicht mehr glau ben, deun er hätte ja daun aufgehört, er felbfi zu fein, als den ich ihn keune, als den ich ihn liebe, ein Maun, der, weun er eiumal etwas gefagt hat, daran fefi hält, nicht zurücktritt und fich darin weder von den Schaueru des Todes, noch durch Weiberthränen erfchüttern läßt.

Die Beldi umarmte ihre Freundin und küßte ihre

glühenden Wangen. '

- Du hafi Recht, meine gnte Katharina. Uus ver hindern uufere Vorurtheile, höhere als alltägliche Ge danken zu hegen. Es ifi wahr, auch die Liebe hat ihren Glauben. ihre Religion, allein wie ifi's mit dem Vater lande? Hafi du nie an dein Vaterland gedacht?

Katharina erhob fich mit fiolzem Selbfigefühle von ihrem Sitze und drückte ihrer Frenndin die Hand.

- Möge dich der Umfiand von meiner Baterlands liebe überzengen, daß ich ihr jetzt das Leben meines Gatten und meines Kindes zum Opfer bringe, die ich in diefer Stunde vielleichtzum letzten Male fe e.

Die Mienen der Beldi dcnteten arauf hin, daß fie den Siun der Worte ihrer Frenndin nicht ganz verfianden, und Katharina fchickte fich eben an, ihr diefe zu erklären als der Diener meldete, die Herren wären fchon längft im Speifefaale und warteten nur noch auf die Damen.

Fran Beldi reichte ihrer Frenndin den Arm und führte fie nach dem Speifefaale. Die Kinder hatten fchon fo weit Frenndfchaft gefchloffen, daß fich Aranka von Feriz Beg nach dem Saale tragen ließ, wobei fie in kindlicher Koketterie mit dem diamantenhefetzien Federbufch des kräf tigen Knaben fpielte.

Bei Tifche wies die Hausfrau Iedem feinen Vlad an; das obere Ende des Tifches nahm Katharina ein,

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zu ihrer Rechten faß der Vafcha, ihr zur Linken die Haus frau fclbfi, am untern Ende nahm der Hausherr Platz.

Feriz und Arauka faßen neben einander; gegenüber von Ferizblieb ein Platz leer, der Platz Sophieus, die nie uni einen Vorwand verlegen war, um vom Tifche weg dleiben zu köunen. Dein vierzehujährigen Mädchen fagte fchon eine Ahnung daß fie da erröthen müffe.

Als Katharina fah, daß vor ihren Gatten ein großer Weinkrug hingefiellt war, ergriff fie diefen rafch, um ihn gegen eine vor ihr fiehende Flafche aus gefchliffenem Glafe umzntaufchen, in welcher reines Ouellwaffer perlte. Die Beldi bemerkte es und blickte mit ihren mnthwil'ligen Angen fragend die verwirrt fcheinende Frenndin an. _

- Er pflegt nie. Wein zu trinken, fagte Katharina entfchnldigend; er fchadet ihm, da er auch fonfi ein wenig

ftigerNatur ifi.

_ - Kntfchuk führte lächelnd Katharina's Hand an feine ppen.

- Weshalb befchönigfi du die Wahrheit? Warum ge fiehfi du nicht, daß ich nie Wein trinke. weil es der Koran verbietet, weil ich Türke bin?

Beldi blickte kopffchüttclnd feine Gattin an und dentete, um dem Gefpräche eine andere Wendung zu geben, auf die nebeneinanderfitzenden Kinder hin.

- Es fcheint. Kntfchuk Pafcha, dein Sohn fühlt fich fchon ganz bei uus zu Haufe. Du wirfi fehen, was für einen Ungar wir bis zu deiner Rückkehr aus ihm machen werden.

Da blickte Kntfchuk plötzlich, fafi blitzartig fchnell, fiolzen Blickes auf Feriz und daun fahen Beide nach Beldi hin.

Mit einem hatten fich des Kindes Züge vollfiändig verändert und in diefem Angenblicke fah er feinem Vater zum Verwundern ähnlich. Derfelbe fefie Blick, daffelbe kühue Zurückwerfen des Hauptes, diefelbe fiolze Haltung der Stirne. .

- Deine Rede läßt mich vermnthen, Beldigfagte Knt fchuk, daß du der Meinung bifi,_ ich hätte meinen Sohn nur mitgebracht, um ihn hier bei ench zu laffenl?

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_ - Du wirfi doch diefes Kind nicht etwa in den Kampf mituehmen wollen?

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