• Nem Talált Eredményt

fchlängelt fichfilberhell zwifchen denfiillenDörfernhin

In document Über dieses Buch (Pldal 64-70)

Fünftes Kapitel.

Burg Bodola.

In einem Theile des Ober-Weißenburger Comitates wird man, fobald man den Bozaer Engpaß verläßt, oder den Hohlweg.auf einem über die riefigen Berge führenden Fußpfade umgeht, des Tatrangthales anfichtig.

Um und um tiefe, in lilafarbene Nebel gehüllte Berge, aus deren Hintergrund der himmelfiürmende Gipfel des von frühzeitig gefallenem Schnee erglänzenden Vorgebirges Kapri hervortaucht, in dem nebelumfchleiertenThale zei gen fich vier bis fünf Dörfer mit ihren weißangefirichenen Häufern, aus denen zwifchengrünen Obfibäumen hervor blänliche Rauchwolken auffieigen' das Tatraugflüßchen

fchlängelt fichfilberhell zwifchen denfiillenDörfernhin

und bildet hie und da, bis es die Berge verläßt, Waffer fälle, die in der Ferne einen fchneeweißen Nebelbilden;

die Wolken fenkenfich fo tief auf das Thal herab, daß fie mit ihrem goldenen Schleier bald diefen bald jenen Gegenfiand dem Ange des auf der Bergfpitze Stehenden verhüllen; dort zeigt fich Hofszufalu mit feiner weit hin gefirecktenGaffei die Kirche von Zajzoufaln, deren fpitzes Blechdach,wie die Sounenfirahlen darauf fallen, weithin erglänzt, Tatrang liegt geradeam Ufer des Flüßcheus, über welchesdafelbfi eine große hölzerne Brücke gefchla gen ifi; von weit, fehr weit her tauchen dunkel,nebelhaft dieMauern von Kronstdt und die Umriffeder damals nochnuverfehrtcn Citadelle auf. Unten im Thalgrunde

58 Die goldene Zeit in Siebenbürgen.

liegen zerfirent die Häufer eines Dörfcheus, dieß ifi Bodola.

Sie liegen in der Niederung, die Kirche fieht auf_ einem etwas erhöhten Punkte; dem Dorfe gegenüber zeigt fich eine Art kleiner Ritterburg mit breiten Thürinen, fchwar zen Bafieien, mit eiuporragenden Zinuen; die wefilich ge legene Bafiei ruht auf einem fieilen Felfen; ein paar hun dert Klafter tief fieht man von hier gerade auf die Dächer

des Dorfes. '

Die Burg erfcheint übrigeus nur in der Ferne fo'dü fier, in der Nähe zeigt fich dem Befchauer, was von weitem wie dunkelgrünes, die Bafieien ningürtendes Gebüfch er fchien, als ein Kranz von Blnmengärten; die großen go thifchen Fenfier find mit zierlichen Sculpturen und Glas inalereien gefchinückt; - zu dem fieilen Felfen führt ein vorzüglich in Stand gehaltener Schlangeupfad, mit moofi

en Steindäuken bei jeder Biegung; - auf dem fieilfien t unkte ifi eine Brnfiwehr aufgeworfen; die fpitzen Thür-n chen der Burg find roth angefirichen und mit phantafii fchen Wetteifahnen gekrönt.

Der durch den Bozaer Engpaß nau) Kronfiadt führende Weg geht in der Difianz von einigen Stunden an diefer kleinen Ritterburg vorüber, und hier fehen wir, zur näm licden Zeit, da Iohaun KeinÖuh in Hermaunfiadt feiner Lufibarkeit fich völli hingegeben, eine lange Reihe von Rei tervolk abwärts ziehen. Es mögen an zweitaufend türkifche Reiter fein, von weitem keunbar an den_ rothen Zipfeln ihrer Turbaue und an ihren fchneeweißen:Kaftaus; mit ihnen einige hundert walachifche Haubihen, deren Begleiter braune Woilmäntel und lan e fchwarze Bundmühen trugen.

Der Weg ifi fo fchinal hier, daß die Reiter nur paar weife neben einander hertraben köunen und der Nachtrab fich erfi aus den fich über ihn fafi fchließenden Bergen herauswinden kaun, während die erfien Reiter fchon in Tatrang angelangt find. Ihr Auführer ifi ein mittelgroßer, founengebräunter Maun, mit Angen fo kühn und heraus fordernd wie die des Adlers; über feine Stirne zieht fich eine große Narbe hin; fein Bart kräufelt fich in Löckchen nm fein Kiun, fein Schnurbart dreht fich von beiden Seiten mit rafchem Schwunge nach aufwärts und läßt bei ihm

Die goldene Zeit in Siebenbürgen. 59 auf ein ungemein heißes Naturell fchließen, was feine kurze, harte Redeweife, die fiolze Haltung feines Kopfes und feine heftigen Körperbewegungen zu beflätigen fcheinen.

Außerhalb des Dorfes ließ er die Schaar halten, um das Herankommen der Letzten abzuwarten. Ganz am Ende rollten zwei Gepäckwagen und eine fchwere meloneuförmige Kalefche daher. Das war die ganzeBagage des Türken.

Die Nachhur wurde von einem Kinde geführt, zu deffen vollem runden Gefichte der ernfigebietende Blick und der blitzende Krummfäbel gar feltfam fiimmten. Kaum zwölf Iahre mag der Iunge zählen. Drin in der Kutfche, deren Vorhänge weit auseinandergefchlagen find, um der Abend luft freien Durchgang zu gewähren, erblicken wir eine un gefähr zweinnddreißigjährige junge Dame in halb türki cher, halb chrifilicher Tracht; deun fie trägt die weiten eidenen Beinkleider und den offenen blauen kurzen Kaftan der Türkiunen, hat aber den Turban abgenommen; ihr Gefioht ifi, der türkifchen Sitte entgegen, unverfchleiert, fchant mit voller Seeleuruhe zum Fenfier der Kntfche hinaus, die Gegend und die in verfchiedener Richtung vor-_

überkommenden Bauern ihrer Betrachtun unterziehend.

Unter dem Dorfe ordnet der türkif e Führer feine Truppe, die, wie es fcheint, an firenge Diseiplin gewöhnt ifi. Au der Spitze des linken Flügels fehen wir das junge Knliblein, den rechten führt ein großerftarker Maun. Die Walachen find rückwärts aufgefiellt.

- Meine Tapfern! redete der Pafcha nun die Truppe in kurzer und harter Weife an. Ihr werdet hier das Lager auffchlagen. Ieder bleibt an feinem Plane, bei fei nem gefattelten Pferde und legt die Waffen nicht ab. Fer had Aga begibt fich, von zwölf Maun egleitet, in's Dorf und fagt dem Richter in ehrbarer Weife, er möge vierzig Centner Brod. eben fo viel Fleifch und doppelt fo viel Hen und Hafer herausfchicken, wofür er im Durchfchnitte vier Asper pr. Pfund erhält, nicht mehr und nicht weniger!

Darauf wandte fich der Pafcha zu den Walachen:

- Ihr Hundel Glaubt nicht, daß wir hierhergekommen, um zu rauhen. Rührt ench nicht von der Stelle; deun weun ich erfahre, daß aucb nur eine Gaus im Dorfe ge

6() Die goldene Zeit in Siebenbürgen.

fiohlen worden, fo laffe ich enre Häuptlin g e aufhängen, ench aber deeimiren.

Daun wählte er vier Reiter aus der Schaar. _ - Ihr werdet mir folgen. Die Uebrigen rafien. Wir fehen noch in diefer Nacht den Marfch fort. In meiner Abwefenheit hat Feriz Beg das Commando.

Das Knäblein verbengte fich.

_ Sobald Feriz Be von mir der Befehl zukommt euch zu verlaffen, habti r bis zu meiner Rückkehr Ferhad Aga zu gehorchen.

_ Damit fchlng der Pafcha feinem Pferde die Steigbügel in die Weichen und galoppirte mit feiner vier Maun fiar

ken Escorte nach Bodola.

-Da ritt der Knabe, den der Pafcha Feriz Beg benaunte, mit foldatifcher Znverficht vor und gab der Schaar in flangvollem fefien Tone Befehl zum Abfteigen; fein fiarr mänliger Araber tobte, warf fich unter ihm und bäumte fich; der kleine Commandant aber traf feine weiteren An ordnungen, als ob er die tollen Sprünge feines Roffes

gar nicht beachtete. .

Mittlerweile fetzte der Pafcha feinen Weg gegen die Bodolaburg fort.

Der Schloßherr, Panl Beldi, war erfi Tags zuvor init feiner Gattin angekommen, nachdem er den Hof Kemeuh's ohne Abfchied verlaffen, und fiand .erade im Hausflur, als die türkifchen Reiter in den Hoiz trabten. Zu jener_

Zeit fiand Siebenbür en zu den Türken in folchen Be- f ziehungen, daß ein ä ulicher Befn-ch felbfi ohne vorläufige ]

Aumeldung vorkommen kounte. f

Der Pafcha hatte Bcldi kaum erblickt, als er rafch vom Pferde fprang. die Treppe zu ihm hinauf eilte und fich kurz mit den Worten_ vorfiellte:

' - Ich bin Kntfchuk Pafcha. Da michmein Weg durch diefe Gegend führt, bin ich, weun du .Zeitfür mich hafi, auf ein Wort zu dir gekommen.

- Gebiete über mich, erwiderte Beldi, nach dem Burg faal weifend, indem er feinem Gafie den Vortritt ließ.

Wir fehen ein vierecki es Gemach vor uus, deffen Wände mit orientalifchen andfckiaften bemalt find; den Raum zwifchen den Fenfiern nehmen, die Wand entlang,

„» „»-4_

Die goldene Zeit in Siebenbürgen. 6l große gefchliffene Spiegel in Stahlrahmen ein. Der mar morne Fußboden ifi mit großen bunten Teppichen belegt;

ringe um an den Wänden hängen Ahnenbilder, und da zwifchen Trophäen aus alten Waffen von uierkwürdiger Gefialtung und Zufammenfetzung; in der Mitte fieht ein großer Tifch aus grünem Marmor mit gefchweiften Füßen, und ohne Ordnung hier und dort große mit Maroquin gepolfierte und mit fchwerfälligen Schnihereien verzierteArmfeffel. Dem Eingang gegenüber führt eine Thüre auf die Altane, von wo man eine weite Ausficht aufdie Schneeberge genießt. Die Abenddämmerung warf durch die gemalten Scheiben einen röthlicheu und lila farbigen Avglanz auf die Gefichter der Eintretenden.

- Womit kaun ich dir zu Dienfien fiehen? fragte Beldi den Pafcha.

- Duweißt wohl, erwiderte Kntfchuk, daß jetzt we _en ?iebenbürgeus Fürfienfiuhl große Zwietracht im Lande

errf t . . .

- Ich kümmere mich nicht darum und gedenke mich weder für die eine noch für die andere Partei in diefen Streit zu mengen, antwortete Beldi vorfichtig.

- Nun bin ich nicht hierher gekommen, nm von dir Rath oder Hilfe in diefer Augelegenheit zu erbitten; deun diefe Frage wird durch das Schwert gelöit werden. Was mich zu dir führt, ift eine reine Familienangelegenheit und betrifft einzig und allein mich.

Beldi ließ feinen Gafi verwundert neben fich niederfetzen und fagte ihm:

- So fprichl

- Du wirfi vielleicht gehört haben, daß einft hier in Siebenbür en ein Fräulein von Kallah fich in einen jun gen türkif en Ritter verliebte und, natürlich ohne Wiffen und Willen ihrer Eltern, deffen Gattin wurde.

- Ich weiß davon. Mau erzählte fich, der junge Tüt'ke habe Frauenherzen eben fo leicht zu befiegen ge wußt, wie den Feind auf dem Schlachtfelde.

- Das mag fein! Die Eroberungen im Kriege haben inde en die Erfolge der Liebe von feinen Wangen ge wif t; wie du fiehfi, ifi meinGeficht in Kreuz und Quer

62 Die goldene Zeit in Siebenbürgen.

mit Narben bedeckt; deun der Mann, der jenes Weib ge heirathetf fieht vor dir.

Beldi fah den Pafcha mit dem Ausdrucke der Ueber rafchung an.

- Ich habe diefes Weib unaufhörlich und mit An betung geliebt, fuhr der Pafcha fort. Das mag dir iin Munde eines Türken fonderbar klingen; dem ifi aber doch fol Ich habe weder eine andere Gattin, noch eine Sklavin neben ihr gehabt. Sie hat mir einen Sohn geboren, auf den ich fiolz bin. Nun fiehen meine Angelegenheiten fo auf der Spitze, daß ich entweder, mit Gottes Hilfe, Wunder wirken oder im Kampfe fallen muß. Du weißt, daß dieReligion" Mohamed's den Tod auf dem Schlacht felde Fehr aupreifi, das verurfacht mir alfo wenig Sorge;

aber ich denke an meine Gattin, welche, weun fie mich und meinen Sohn verlieren follte, in der ungewiffefien Lage zurückbliebe. In der Türkei wäre fie Verfolgungen ausgefetzt, weil fie Chrifiin geblieben, in Siebendür en aber wäre fie's, weil fie einen Mnfelmaun geheirathet.

Dort durch meine Augehörigenj hier durch die ihrigen.

Deshalb wende ich mich mit einer Bitte an dich. Ich habe deiner als eines ehrlichen Meufchen gedenken hören, und auch deiner Gattin als eines würdigen Weibes. Nimm meine Gemahlin in deinen Familienkreis auf. Ich habe ihr fo viel Vermögen zu hinterlaffen, daß fie dir nach diefer Richtung nicht zur Lafi fallen wird; nur deines Schn es wird fie bedürfen. Wenn du inir diefer Bitte Erfü ung verfprichfi, kaunfi du für ewige eiten auf meine Frenndfchaft und meinen Dank rechnen, ü er meinen Degen und meine Habe, und, falls ich am Leben bleibe,

über mein Leben gebieten.' .

Beldi _drückte dem Pafcha die Hand.

- Bringe deine Frau! fagte' er ihm in eriunthigen dem Tone. Ich und mein Weib wir werden fie als un

fere Schwefier aufnehmen. '

- Ia nicht als Schwefierl meinte Kutfchukf fcherzend.

Bei uus ifi der Ausdruck mit Feindfchaft gleichbedentend.

Ich darf fie alfo herbringen?

- Wir werden fie mit Vergnügen bei uns fehen, er

Die goldene Zeit in Siebenbürgen. 63

widerte Beldi und gab feinen Reitknechten Befehl, das Gefolge des Pafcha zurück nach Tatrang zu geleiten und von dort feine Kalefche bei Fackelfchein herauf zu holen.

Kntfchuk ließ fagen, daß auch Feriz Beg mitkommen folle.

Indeß fiellte Beldi dem Kntfcbuk Pafcha eine Gattin vor, und es gereichte ihm zu nicht geringer rende, als diefe fich der Frau des Pafcha als einer Jugendfrenndin eriunerte, die wieder zu fehen fie Frende und eine natür liche Nengierde empfand.

- Nach Verlauf einiger Stunden langte die Kntfche an und rollte mit ihrem fchwerfälligen Gefpaun auf den mit Onaderfieinen gepflafierten Burghof.

Die Beldi eilte der Gattin des Pafcha bis zum unteren Ende der Treppe entgegeu. und als diefe aus dem Wa en flieg, empfing fie diefelbe mit dem Frendeufchrei: Katha rinal Keunfi du mich noch?

Die Dame erkaunte auch ihre Ingendgefpielin fofort;

alsbald fiürzten die beidenFreundiunen einander in die Arme, küßten fich und fagten fich die füßefien Worte:

„Wie viel fchöner bifi dn, was du für ein fiattliches Weib geworden!" und dergleichen mehr.

- Siehfi dn, diefer da ifi mein Sohn, fagte Katharina, auf Feriz Beg dentend, der, vom Pferde gefiiegen, mit kindlichem Zartfiun herbeieilte, um feiner Mntter aus dem Wagen zu helfen.

-. O, welch' ein prächtiger Iungel rief die Beldi hin geriffen, drückte das fchöne rofenwangige Kind anfich und küßte es über und über.

Wenn fie gewußt hätte, daß diefes Kind kein Kind mehr, fondern ein Feldherr wart

- O, ich habe auch Kinder, meinte die Beldi mit dem füßen Wetteifer des Mnttergefühles. Du wirfi fie fehen.

Spricht dein Sohn ungarifch?

- Ungarifch? frng Katharina, fafi verletzt. Ob das .Find einer Ungarin ungarifch fpricht? Wie kaunfi du auch nur fo fragen?

- Um fo' befer, meinte die Beldi. daun werden die

Kinder auch lei ter mit einander Bekauntfchaft machen,

In document Über dieses Buch (Pldal 64-70)