• Nem Talált Eredményt

Kazinczy Gr. Majláth Jánosnak

An den Herrn

Grafen J o h a n n Nepomuk von Mailáth Hoehgeboren.

Mich drückt eine alte Schuld, verehrter Gráf: Ihr gütiges Schreiben, das m e i n e m Stolz, wie m e i n e m Herzen sehmeiehelte, liegt noch i m m e r u n b e a n t w o r t e t vor mir. YTergeben Sie m i r mein langes Schweigen. leh k a m eben von einer Reise in das von m i r zuvor nie gesehene Siebenb ürgén zurück, und w a r beseháftigt, meine dorther an den Grafen J o s e p h Desőffy geschriebenen Briefe zu über-arbeiten, als m i r dieses Pfand Ihres unverdienten Wohlwollens und der Aufmerksamkeit des F r h n v. H o r m a y r übergeben ward. H[or-mayr] h a t t e mich auf seine von Merian verfasste Biographie hin-gewiesen; ich bestellte alsó das W e r k , und verschob die A n t w o r t e n an Sie, mein Herr Gráf, und an Ihren Freund, bis ich das Buch erhalten würde. Auch w a r mein W u n s c h , dass ich durch die Ein-sendung irgend eines Aufsatzes, Ihnen, verehrter Gráf, und Ihrem edlen F r e u n d beweisen könne, dass ich des in mich gesetzten Ver-t r a u e n s nichVer-t unwürdig war. Aber dieses Glück e r w a r Ver-t e Ver-t mich s p á t e r ; mir wollte bis jetzt nichts gelingen. Die Gottheiten, denen H. dient, sind auch meine Gottheiten, und ich bekenne mich zu ihrem Dienste, wie der hochherzige Mann, den ich in Ihrem Freund, mein Herr Gráf, anzusehn seit m e h r e r e n J a h r e n gewohnt w a r ; aber meine wenigen Krafte sind andern Gottheiten geweiht — Gott­

heiten, welche m i t denen von H. gewiss im Vereine sind.

Inzwischen sehe ich, dass das Archiv Ihres Freundes, mein Herr Gráf, von m i r auch ohne mein Zuthun einen Aufsatz erhalten hat. Einer unserer Gelehrten schreibt mir, dass er meine Recension der Berzeviczyschen Schrift, De conditione rusticorum in Hung., an H. eingesandt habe. Eben dieser Gelehrte sandte diese Recension an den Redactor der W i e n e r Annalen, Hrn. Consistorialrath Glatz, schon vor einigen J a h r e n e i n ; aber sie fand in den Annalen, sey es darum, weil B.-s Schrift ohne Erlaubniss der Censur erschienen war, und alsó ignorirt w e r d e n musste, oder weil die Verhaltnisse

K a z i n c z y F . l e v e l e z é s e . X V .

18 3358. Kazinczy — Gr. Majláth Jánosnak. 1817

des Redactors m i t d e m Verfasser der Schrift i h m B.-s Schonung anriethen, keinen Platz. B. ist mein Freund seit 3 3 J a h r e n , und niemand liebt den edlen, talentvollen Mann m e h r als ich : aber B.

sagte hier vieles, w a s unstreitig falsch ist, und w a s unsere Nation auf die unverdienteste W e i s e entehrt. Seine exotische Bildung maeht, dass er sich zwischen uns unbehaglich fmdet; i h m ist Nationalismus nichts, weil dieser etwas Einseitiges seyn soll, und weil wir in Ungarn (ich will seine W o r t e anführen) eigentlich keine Nation sind. Er ist Cosmopolit, und i h m ist Commerz das H ö c h s t e ; er gábe u m dieses Álles, Alles hin — eine Denkungsweise, welehe ich unsern Feinden wünsche. — B. h á t t e zu den Zeiten, die Collin in seinem Regulus darstellt, in Carthago geboren w e r d e n sollen. Schade um den vorzüglichen M a n n ! Schade, dass die heiligsten Gefühle in seinem Herzen erstickt sind, und dass dieses Herz w á h r e n d des Studiums der Geschichte der Griechen und B ö m e r kait blieb !

Freund Szemere schreibt mir, dass er glücklich war, Sie, mein Herr Gráf, und den edlen Sohn des grossen Prónay, der gewiss nicht Berzeviczyseh dachte, und Hrn. Prof. v. Schedius bey sich zu sehen. Unbekannt ist es alsó Ihnen nicht, w a s in den Sachen unserer Sprache und Literatur v o r g e h t : W i r verderben die Sprache, weil das Publicum dasjenige, w a s wir arbeiten, nicht versteht, und weil in diesem Publicum, dem Verstandlichkeit, welche an Plattitiide grenzt, und Sprachgebrauch das Allerhöchste in der Sprache ist, nicht einmal die besseren Köpfe sich zu d e m Ideale aller Sprachen.

und den Lehren, die Horaz und Cicero aufgestellt habén, erheben können — mieh soll Stolz und Neid kitzeln, da ich Himfys allge-mein geliebte Liebeslieder nicht allgeallge-mein schön, nicht ohne Makel finde, und die Verwegenheit hatte, sie zu r e c e n s i r e n ; und der Bey-fall des grossen Publicums zeige von der Vortrefílichkeit eines W e r k s m e h r als die gründlichste Recension. Da ich sebe, dass hier Anselm und Dünkel, so wie gekránkte Eitelkeit m a n c h e s ungrisehen Adelungs und Gottscheds [sich] ins Spiel miseht, so unterwerfe ich mich nicht ungern der gewiss sehr u n a n g e n e h m e n Mühe, den Kampf mit diesen Antipoden von Lessing, Klopstock, Göthe, Schiller, Wieland und Voss zu bestehen. Ich bin seit Oetob. in meinem 58. J a h r , und dieses m a h n t mich, meine wenigen Krafte nicht zu theilen.

S á h e n meine Landsleute nach diesen meinen Bemühungen ein, dass auf diesem W e g e auch wir einst Göthes und Schillers zwischen uns h a b é n können, da wir sonst ewig auf der niedern Stufe stehn

3358. D. 13. Jánner 1817. lí)

bleiben müssen, wo ein Ungar das, w a s Schiller sehrieb, in deut-scher Sprache verstehen, aber ins ungrische übersetzt nie verstehen w i r d : so habe ich nieht vergebens gekámpft. Solche Kámpfe ent-ehren nur dann, w a n n sie entent-ehrend geführt werden. — Der Sieg muss, w e n n i c h auch unteriiege, m e i n e S a c h e krönen, und wir h a b é n schon auf d e m Wege, welchen ich den m e i n e n nemien darf, weil meine Gegner ihn den m e i n e n nennen, lilumen gepllückt, die [sich] mit einigen der schönen Hellas und der schönen Ausonia

— der neuen, wie der altén — kühn messen können. K ö l c s e y h a t im 5. Hefte des Siebenbürg. Museums S. 1 4 1 . ein Lied an die Phantasie gesungen, die eines Schillers und Matthissons nicht u n w e r t h wáre, und wir habén von Szemere und Szent-Miklósy Sonnete, die w e r t h sind zwischen denen des Sángers der Laura zu stehn. Unser Publieum, j a unsere Philologen und Kunstrichter lesen diese Producte taub und an j e d e m Sinne stumpf, und verstehen sie n i c h t ; aber eine Dame in Siebenbürgen, die mit Bildung nicht stolzirt, sie aber gewiss hat, Gráfin Ignatz Kornis, h a t die Epistel an meinen Schwiegervater, die in dem nehmlichen Museum, Heft 2.

S. 9 3 . steht, verstanden. Unsere Sprache gleicht dem E v a n g é l i u m : Gelehrten ist sie dunkel, denen, die Gefühl habén, ist sie es nicht.

Ich bitté Sie, mein Herr Gráf, ehrfurchtsvoll, den Beyschluss an den F r e y h e r r n von Hormayr absenden zu wollen.

Die Aufmerksamkeit, derén mich Collins und H o r m a y r s gefeyer-ter Freund, der Sohn des grossen Mai Iá! h. der Neffe eines andern, nicht minder grossen Mailáth, und der Cousin eines dritten, von m i r sehr geachteten, mit Liebe bewunderten Mailáth würdigt, m a e h t mich wirklich stolz, und ich hitte den Edlen u m die F o r t d a u e r seines unverdienten Wohlwollens. Auch meiner Nation wird endlich eine bessere Sonne leuchten, wenn unsere Schriftsteller von unsern Grossen gekannt werden.

Széphalom, d. 13. J a n n e r 1817.

Kazinczy Ferencz mpr.

[Eredetije a M. Tud. Akad. könyvtárában: M. írod. Lev. ív. 5. sz.l

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2U 3359. Kazinczy — Kölcsey Ferencznek. 1817.

3359.