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Katarina Predovnik

In document CASTRUM BENE 8 (Pldal 125-137)

Stichwörter: M ittelalter, Reichsgrenze, G renzburgen, Spanheimer, Kostanjevica/Landestrost, Stari grad (Podbocje), M ittelalterarchäologie

Keywords: M iddle Ages, Frontier o f the German Empire, Frontier Castles, Dukes o f Spanheim, Kostanjevica/

Landestrost, Stari grad (Podbocje), Medieval Archaeology

Das T erritoriu m des heutigen Staates Slowenien gehörte seit d er Z eit Karls des G roßen zum Fränki­

schen Reich. Es lag an d er südöstlichen G renze gegen die G ebiete d e r A w aren, K roaten und sp äter Ungarn, weswegen die politische u nd adm inistrative Konsoli­

dierung dieses G ebietes äußerst wichtig war. D araus erfolgten die ständigen V eränd eru n gen des Um fanges und der Rechtslage d er einzelnen V erw altungseinhei­

ten (G rafschaften bzw. M arken o d e r H erzogtüm er), in welche die L änd er entlang d er südöstlichen Grenze des Reiches organisiert w urden (Abb. I ).1

Nach d e r unruhigen Periode d e r U ngarneinfälle hatte das Heilige R öm ische Reich im heutigen Slowe­

nien endgültig seine W urzeln geschlagen. Seit dem E n ­ de des 10. Ja h rh u n d e rts können wir m ittels d er erhal­

tenen schriftlichen Q uellen die allum fassende Feuda­

lisierung des heutigen slow enischen R aum es verfol­

gen.

W ir w erden uns im Folgenden nur einem kleinen Teil des G renzgebietes im ehem aligen Land Krain widmen. Es handelt sich um das G ebiet zwischen Novo m esto (R udolfsw erth) im W esten und Obrezje im Os­

ten, wo die heutige slow enisch-kroatische G renze süd­

lich des Flusses Krka (G urk) verläuft, an den Kämmen des G ebirges G orjanci (U skokengebirge) (Abb. 2).

Die Fragen, wie und w ann diese G renzlinie ge­

formt w urde, sind m angels historischer D aten aus der Zeit vor dem 13. Ja h rh u n d e rt nicht leicht zu beantw or­

ten, was vor allem die slowenische (und natürlich auch kroatische und österreichische) M ittelalterforschung schon seit m ehr als h u n d ert Jah ren beschäftigt. Seit kurzem hat sich jedoch die historische und archäologi­

sche E rforschung dieses G ebietes intensiviert und e r­

brachte neue Ergebnisse.

Das T hem a ist natürlich mit der Burgenforschung eng verbunden, denn die E roberung, Kolonisierung

und Herrschaft über das Land ging im M ittelalter mit dem Burgenbau Hand in Hand.

Und nun zurück zur Entstehung der Reichsgrenze in Unterkrain. Im Jahre 1929 hat der slowenische H is­

toriker Ljudmil H auptm ann2 in seiner Studie zur E n t­

stehung und Entwicklung Krains eine These vorge­

stellt, die bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts allge­

mein akzeptiert geblieben ist. Hauptm ann stützte sich auf die Forderungen des (kroatischen) Bistums Agram (Zagreb) aus dem 14. Jahrhundert nach einer kirchli­

chen Jurisdiktion in den Herrschaften Sicherstein, Si­

chelberg (auch Sichelburg) und Grachan (auch G ret- schin). Die geographische Lage der ersten zwei war b e­

kannt, nicht aber die Lage der Herrschaft Grachan.

D er kroatische Forscher Radoslav Lopasic3 hatte be­

reits 1881 vermutet, die Burg (und Herrschaft) G ra ­ chan sei mit der einstigen Burg Stari grad (Ö des Schloss) oberhalb der Ortschaft Sveti Kriz (H eiligen­

kreuz, heute Podbocje) nahe Kostanjevica (L and­

straß) am Fluss Krka identisch. Hauptmann übernahm diese These und zog daraus die Schlussfolgerung, dass das ganze Gebiet von Gorjanci, auch der nördliche Teil bis zum Fluss Krka, ursprünglich dem Bistum Ag­

ram oblag, was aber letztendlich eine Angehörigkeit zum Deutschen Reich ausschloss. Als natürliche Grenzlinie zwischen dem Reich und Kroatien, oder genauer gesagt, Ungarn, schlug er den Fluss Krka vor.

D er Name des Dorfes Hrvatski Brod („K roatenfurt“) am nördlichen Ufer von Krka sollte diese Verm utung bestätigen.

Als ein weiteres Argum ent für diesen V erlauf der Reichsgrenze gab der Historiker Milko Kos4 die N a­

men zweier D örfer in der Nähe von Sentjernej (St.

Barthelmä) an: die heutigen G orenja und Dolenja Sta- ra vas sollen nämlich laut dem Polyhistor Johann Wei- chard Valvasor aus dem 17. Jahrhundert einmal das

1 H auptm ann 1929. - Riedm ann 1993. - Brunner 1994. - S tih 2001. 3 Lopasic 1881,13, 18.

2 H auptm ann 1929, 350. 4 Kos 1929, 31.

Katarina Predovnik

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Abb. 1: Historische Karte des Territoriums des heutigen Sloweniens - die Entwicklung der Länder vom 10. bis zum 13. Jahrhundert (nach Atlas evropske zgodovine, Ljubljana 1995, 194, Karte 3).

Krainische bzw. Kroatische A ltendorf geheißen ha­

ben.5 So soll die einstige Reichsgrenze zwischen den beiden O rtschaften verlaufen, vom Fluss Krka nach Süden und Gorjanci bergauf. Westlich davon soll sie dem Bergrücken von Gorjanci folgen.

Erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sol­

len sich die G egebenheiten verändert haben; im 11.

und 12. Jahrhundert haben m ehrere angesehene kirchliche und weltliche Feudalherren unm ittelbar an der krainischen G renze Besitztüm er erworben: die Bi­

schöfe von Salzburg (Brestanica/Reichenburg), die ba­

yerischen G rafen von Bogen (Krsko/Gurkfeld), die K ärntner Herzöge von Spanheim (Raka/A rch und Kostanjevica/Landstraß), die Bischöfe von Freising (O tok/G utenw erth) und die G rafen von W eichselburg (westlich der Freisinger Ländereien). Die W eichsel­

burger und die Spanheim er sollen in der M itte des 12.

Jahrhunderts eine militärische Eroberung des kroati­

schen Territorium s südlich der Krka durchgeführt ha­

ben.6 Es handelte sich um eine gezielte, von privaten Initiativen geführte Aktion, die ganz bewusst in das T erritorium eines anderen Staates hineingriff und eine Verschiebung der Reichsgrenze zur Folge hatte. Diese V erm utung kann aber von keinem einzigen schriftli­

chen Zeugnis gestützt w erden.7

Eigentlich sind alle A rgum ente H auptm anns frag­

lich oder sogar falsch. So hat sich inzwischen etwa die Identifizierung der Burg Graschan mit der Burg Stari grad oberhalb Podbocje als falsch erwiesen.8 Schon in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts haben die H istoriker Stanko Skaler und Milko Kos auf eine Burgruine nam ens Cicev grad nahe Podgraceno auf­

merksam gem acht.9 Die Nam en des heutigen Dorfes Podgraceno und des Baches G racenca klingen der rä t­

selhaften m ittelalterlichen Burg G rachan auffallend ähnlich. Spätere Forschungen haben die

Gleichset-5 Valvasor 1689, Bd. II, 722. 8 Predovnik 1999a. - Predovnik 2003,17-25.

6 Miklavcic 1966. 9 Skaler 1964, 18-19. - Kos 1965-66, 139-140.

7 Kosi 2002,56-71.

118 A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

D es L andes Trost: B urgen am R and des Reiches

Abb. 2: Burgen, Kirchen und Siedlungen im Grenzgebiet von Gorjanci/Uskokengebirge (nach Kosi 2002, Faltplan).

zung von Cicev grad mit G rachan bestätigt. Die landes­

fürstliche H errschaft G rachan (auch G ratse, Grachan, Gratschach, G rattschon) w urde nähmlich seit der M it­

te des 14. Jah rhu n derts bis zum A ussterben des G e ­ schlechtes im Jah re 1456 an die G rafen von Cilli ver­

pfändet. Im Jah re 1455 h atte der G raf Ulrich II. von Cilli einige Besitzungen in dieser Herrschaft dem Sieg­

mund Sebriacher verliehen. Die in der betreffenden U rkunde erw ähnten O rte liegen ohne Ausnahm e in der Nähe von Podgraceno, an den östlichsten Ausläu­

fer des Gorjanci-G ebirges, weit weg von Podbocje.

Trotzdem wurde H auptm anns Ansicht, der untere Lauf des Flusses Krka sei bis zum Ende des 12. Ja h r­

hunderts die Reichsgrenze gewesen, von den H istori­

kern nicht hinterfragt. M anche haben versucht, die Abfolge und die C hronologie der Expansion zu verfei­

10 Kosi 2002. Seinen Auslegungen entnehm en wir die folgende Kurzfas­

sung der Problematik.

nern (beispielsweise Milko Kos, Maks Miklavcic, Du- san Kos, M iha Kosi). Erst im Jahre 2002 hat M iha Kosi eine detaillierte Kritik der alten These gewagt und ei­

ne radikal neue vorgestellt.10

U nter anderem hat er gezeigt, dass die O rtsnam en mit ethnischen Bezeichnungen, auf die sich H au p t­

mann und Milko Kos gestützt haben, eigentlich neu­

zeitlich sind und in m ittelalterlichen Quellen gar nicht auftreten. Sie sind höchstwahrscheinlich späteren U r­

sprungs, da sich in der Zeit der Türkeneinfälle mit der Ansiedlung von sog. Uskoken (Flüchtlinge aus Serbien und Bosnien) in Gorjanci die ethnische Struktur der Bevölkerung in diesem Teil des Landes bedeutend ver­

ändert hat.

Miha Kosi ist dagegen der M einung, dass die Reichsgrenze im Sinne einer fiktiven Linie bis zum Spätm ittelalter überhaupt nicht bestanden hat. So wie auch anderswo im G renzgebiet gegen Ungarn sollte man auch in diesem Landstrich mit einem breiten un- besiedelten G renzstreifen rechnen. Dieses

„Nie-K atarin a Predovnik

Abb. 3: Kostanjevica/Landstraß (nach Valvasor 1689, 330, Abb. 222).

m andsland“ bestand aus dem Niederwald entlang des Flusses Krka und aus dem dicht bewaldeten Höhenzug des Gorjanci-Gebirges.

Diese Landschaft war nur spärlich - wenn über­

haupt - besiedelt. V or dem späten 12. (der westliche Teil) und 13. Jahrhu nd ert (der östliche Teil) gibt es keine schriftlichen Erwähnungen von O rtschaften oder sonstige Beweise für eine Kolonisation in diesem G ebiet, weder auf der krainischen noch auf der kroati­

schen Seite. Auch archäologische Nachweise aus nach­

röm ischer Z eit sind äußerst selten. Aus der Zeit der slawischen Landnahm e gibt es nur wenige Funde. So haben etwa die A usgrabungen des einstigen Freisinger M arktfleckens G utenw erth (O tok) in einer Schleife der Krka nördlich von Sentjernej gezeigt, dass die Siedlung wahrscheinlich schon im 10. oder wenigstens im 11. Jah rh un d ert bestanden h at.11 Vom Stari grad

11 Sribar & Stare 1978.

oberhalb Podbocje stam m en ein R andfragm ent eines Topfes mit W ellenbandverzierung und ein Schläfen­

ring aus dem 11. Jah rh u n d ert.12

Das W aldgebiet w urde erst im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts durch Rodung und Kolonisation ge­

wonnen. Die Feudalherren, welche im 11. und 12.

Jahrhundert ihre M achtgebiete am R ande des Reiches ausgebaut und wirtschaftlich gefestigt hatten, besaßen nun die nötigen wirtschaftlichen und menschlichen Ressourcen für die A grarkolonisation des „N iem ands­

landes“ und für den Ausbau von strategischen Stütz­

punkten.

Seit dem Ende des 12. Jahrhu nd erts treten in den Q uellen zahlreiche neue feudale Z en tren auf: kleinere Ministerialsitze und b edeutendere Burgen, städtische Siedlungen (Kostanjevica/Landestrost, später L and­

straß, O tok/G utenw erth). Auch die kirchliche

Organi-12 Gustin, Cunja & Predovnik 1993, 55, 62, Abb. 19/1, 27/3.

120 A rchäologie Ö sterreich s Spezial 2, 2006

D es L andes Trost: Burgen am R and des R eiches

Abb. 4: Die Burg Sichelberg (nach Johann Weichard Valvasor, Topographia Ducatus Carnioliae modernae, 1679).

sation folgte rasch mit dem Bau zahlreicher Kirchen, G ründungen von Pfarreien und Klöstern.

An den äußersten Positionen befanden sich die Burgen G rachan/G retschin, Sichelberg (Zum berk, kroat. Z um berak), Sicherstein, weiter westlich in der heutigen Provinz von Bela krajina (W eißkrain) die Burg M ötling (M etlika), welche die neue Reichsgren­

ze bildeten.

Im langwierigen und kom plexen Prozess der Inte­

gration des neu erw orbenen G ebietes in das Reich spielten die K ärntner Herzöge die bedeutendste Rol­

le, vor allem B ernhard und Ulrich III. von Spanheim sowie ihre M inisterialen. Die Spanheim er gründeten die Stadt und Burg Kostanjevica (Landestrost, später Landstraß) und 1234 auch ein Zisterzienserkloster in der unm ittelbaren Nähe der Stadt (Abb. 3).

Die Burg und die Siedlung trugen einen vielsagen­

den Namen: Laut Lexerschem M ittelhochdeutschen H andw örterbuch hat das W ort Trost viele B edeutun­

gen: freudige Zuversicht, V ertrauen, Mut; erteilter Trost, Schutz, Hilfe; Ermutigung, Zusage von Hilfe;

Aufbesserung eigener Pfründe; Sicherheit, Bürg­

schaft; persönlicher Schützer, H elfer oder Helferin.

Also: der Name als politisches Programm.

Die Burg K ostanjevica/Landestrost zählte in der M itte des 13. Jahrhunderts zu den sechs H auptburgen

13 Kos D. 1994,19, 25-26,36-37,46-47. - Kos D. 1997.

(icastra capitalia) der Familie Spanheim. Die Stadt und die Burg wurden wahrscheinlich in der Zeit um 1200 gegründet, vielleicht schon einige Jahre davor. Die Burg und H errschaft wurden vom Spanheim er Minis­

terialengeschlecht von Landestrost verwaltet. Die ers­

te schriftliche Erwähnung der H erren von Landestrost stammt aus dem Jahre 1228, die erste direkte Erwäh­

nung der Burg jedoch erst aus dem Jahre 1256. Eigent­

lich gab es schon im 13. Jahrhundert zwei Burgen na­

mens Landestrost: die wahrscheinlich ältere Burganla­

ge an einer A nhöhe oberhalb des Dorfes Podbocje (früher H eiligenkreuz) und die Burg innerhalb der Stadt selbst. Beide wurden mal Haus, mal Burg ge­

nannt, nur die Bezeichnung castrum oder Veste bezieht sich ohne Zweifel ausschließlich auf die Anlage nahe Podbocje.

Erst etwas später treten in der schriftlichen Ü ber­

lieferung die in Gorjanci gelegenen Burgen und ihre Besitzer oder Burggrafen auf.13 Etwa in der M itte des 13. Jahrhunderts hat sich die relativ hoch angesehene Familie von Landestrost schon in m ehrere Linien ver­

teilt und dam it kam es auch zu einer Teilung des Besit­

zes.14 Im Jahre 1265 wurde zum ersten Mal ein H err von Sichelberg genannt und gegen Ende des 13. Jah r­

hunderts hat sich noch ein dritter Familienzweig durchgesetzt, nämlich die H erren von Sicherstein.

14 Komac 2003.

K atarina Predovnik

Abb. 5: Stari grad oberhalb Podbocje: der Standort der ehemaligen Veste Landestrost (Photo: M. Gustin).

Die Burg Sichelberg (auch Sichelburg, Sicherberg, Syhembergh; slowen. Zum berk, kroat. Z um berak) liegt heute in K roatien, denn die krainisch-kroatische G renze wurde 1881, nachdem die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegründete M ilitärzone (Vojna krajina) gegen die Türken aufgehoben worden ist, nach Norden verschoben. Die Burg und H errschaft Si­

chelberg bekam en im Rahm en von Vojna krajina eine neue Bedeutung: mit der Ansiedlung der Uskoken wurde die Burg der Sitz ihrer M ilitärhauptm annschaft (Abb. 4). Die Burg Sicherstain erscheint in den Q uel­

len zum ersten Mal 1299. Sie wurde nach dem finan­

ziellen Ruin der H erren von Sicherstain in d er zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts samt ihren ganzen Besit­

zungen an die G rafen von Cilli verkauft. Diese haben die Herrschaft Sicherstain am Beginn des 15. Jah rh u n ­ derts zur G ründung eines Kartäuserklosters in Pletri- ach (Pleterje) verwendet. W ahrscheinlich verfiel die Burg schnell danach und sogar ihr Standort wurde bald vergessen. Die H istoriker und A rchäologen haben schon lange versucht, verschiedene Ruinen mit dieser Burg zu identifizieren. Laut M iha Kosi soll es vielleicht die Ruine G radina nahe des Dorfes Stari grad Zum be- racki (Alt-Sichelburg) unweit von d er Burg Sichelberg und der heutigen gleichnamigen O rtschaft gewesen sein.1'"

Die Burg G rachan/G retschin (auch G ratse, G ra t­

schach, G rattschon) wurde zum ersten Mal im T esta­

m ent des letzten Spanheim ers, des Aglaier P atriar­

chen Filip aus dem Jahre 1279 erw ähnt. Ihre längst vergessenen R este wurden laut O rtsnam en (Podgrace- no, G racenca) und der Lage der noch im 15. Jah rh u n ­ dert zur H errschaft gehörenden Besitzungen als die Ruine Cicev grad nahe M okrice identifiziert.

Neben den (verm eintlichen) Bauzeiten der einzel­

nen Spanheim er Burgen dokum entiert auch die zeitli­

che Abfolge der ersten Erw ähnungen von D örfern und anderen Besitztüm ern der K ärntner Herzöge, des Landstraßer Zisterzienserklosters und später auch an­

derer Feudalherren in Gorjanci den allmählichen V er­

lauf der Rodung und U rbarm achung dieses Gebietes, und zwar in Richtung von N orden gegen Süden.

Die neu en tstan den en Burgen haben als Stütz­

punkte der herrschaftlichen M acht bei der V erdich­

tung des Landesausbaus geholfen. Sie hatten aber auch eine andere Aufgabe. Je w eiter gegen Süden und dam it gegen K roatien bzw. U ngarn die Kolonisation der ehem aligen Grenzzone vordrang, desto wichtiger war es, die neuen Erwerbungen auch militärisch zu

15 Kosi 2002, 78-84.

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A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

D es L andes T rost: Burgen am R and des Reiches

Abb. 6: Stari grad oberhalb Podbocje: A ufnahm e der Fundstelle mit eingezeichneten Ausgrabungsflächen (nach Predovnik 2003, Abb. 4).

ne eisenzeitliche Höhensiedlung, deren Ringwälle das obere Plateau und eine Terrasse daru n ter umgeben (Abb. 6). Im Jah re 1977 wurden vom Museum von Po- savje (Posavski muzej) aus Brezice kleinere Ausgra­

bungen an verschiedenen Punkten d er vorgeschichtli­

chen Anlage durchgeführt.

Neben den eisen- und frühröm erzeitlichen Fun­

den wurden auch Reste der spätm ittelalterlichen Burgum fassungsm auer sowie m ittelalterliche K era­

mik und Eisengegenstände gefunden. Die V eröffentli­

chung erfolgte 1993.16

In den Jahren 1992-1995 führte die Abteilung für Archäologie der Philosophischen Fakultät der Univer­

sität Ljubljana unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.

Mitja Gustin und der Verfasserin eine weitere G ra ­ bung am Stari grad durch.

Dabei ging es um die Erforschung der m ittelalterli­

chen Burgreste, vor allem der kleinen kuppelartigen, mit Steinen und Scherben bedeckten nördlichen Spit­

ze des oberen Plateaus, wo man die einstige Kernburg verm utet hatte. Die Grabungsfläche betrug etwa 236 m". U nter den groben Ruinenschichten wurden die Reste eines rechteckigen, außen 10,30 x 10,34 m gro-schützen. G erade in dieser Hinsicht war d er Bau der

Burgen nicht nur sinnvoll, sondern erforderlich.

Die archäologische Erforschung der Veste Landestrost =

D er folgende Beitrag befasst sich mit der archäolo­

gischen Erforschung einer dieser Spanheim er Burgen.

Es geht um die sogenannte Veste Landestrost, die au­

ßerhalb der gleichnam igen Stadt gelegene Burg nahe Podbocje.

Die Anlage ist heute fast vollständig verschwun­

den; auf einer A nhöhe direkt oberhalb einer Furt des Flusses Krka, wo jetzt nur noch W ald und W eingärten bestehen, sind die Lage der Kerngebäude und der Ver­

lauf der U m fassungsm auer der einstigen Burg im G e­

lände kaum noch erkennbar (Abb. 5).

D ie Siedlungsgeschichte des Fundortes Stari grad oberhalb von Podbocje begann bereits viel früher als erst im M ittelalter. An derselben Stelle befand sich ei­

16 Gustin, Cunja & Predovnik 1993.

K atarina Predovnik

Abb. 7: Stari grad oberhalb Pod- bocje: Ausgrabungsplan der spät­

mittelalterlichen Bauphasen der Burg (Graphik: K. Predovnik;

nach Predovnik 2003, Abb. 11).

Abb. 8: Stari grad oberhalb Pod- bocje: Fundam entm auem der ersten Bauphase der Burg unter

dem Turm aus dem 13. Jahr­

hundert (Photo: S. First).

124 A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

D es L andes Trost: B urgen am R and des Reiches

Die G rabung m usste wegen unvorhergesehener Problem e mit dem G rundbesitzer vorzeitig beendet werden, weswegen keine Erw eiterung der G rabungs­

fläche möglich war; es konnte nur das Innere des T ur­

mes (5,95 x 6,00 m Fläche) vollständig bis zum ge­

wachsenen Boden untersucht werden. Aus diesem G rund bleiben die Erkenntnisse zur Burganlage selbstverständlich sehr mangelhaft. Trotzdem konnten wichtige Befunde und F unde dokum entiert werden.

Die Bauzeit des Turm es w urde nach der Bauart mit großen, grob gehauenen Q uadern in regelm äßigen Lagen und nach den in den Ruinenschichten gefunde­

nen Teilen von Tür- und Fensterrahm en mit rom ani­

schen Stilm erkm alen ins späte 13. Jah rhu n d ert datiert.

A uf den W änden des Turm es sind Reste von V erputz erhalten. Im Erdgeschoß wurden die Fundam ente von zwei Scheidem auern gefunden, die im 14. Jah rhu n dert gebaut wurden, um einen Eckraum abzusondern. Die Funktion dieses kleinen R aum es bleibt unklar.

Die starken M auern des Turm es wurden direkt auf dem gewachsenen Boden errichtet. Nachdem sie eine gewisse H öhe erreicht hatten, wurden die Fundam en­

te im Inneren mit ein er bis 0,80 m dicken B auschutt­

schicht verschüttet. Die A ußenseite der T urm m auern wurde nicht aufgedeckt und dah er wissen wir nicht, ob die Fundam ente nach außen an eine Baugrubenwand angelehnt worden sind.

U nter dem Bauschutt lag das in einen G raben ge­

setzte Fundam ent eines älteren G ebäudes. Das Fun­

dam ent war drei Steinlagen hoch und hatte eine Mau- erdickevon 1,1 m. Am M auerejnsatzw u rd eesab g etra- gen und die Bausteine sind wahrscheinlich für den Bau des Turm es w iederverw endet worden (Abb. 8). Die Fundam entm auer verläuft in W est-O st-Richtung und ist in der Länge von 5,35 m dokum entiert. Im Osten schließt sie an eine andere, rechtwinklig zu ihr verlau­

fende F undam entm auer an, an welche die spätere O st­

m auer des Turm es gestellt worden ist. Es handelt sich also um die R este eines m indestens zweiräumigen G e­

bäudes, welches als ein festes H aus oder als ein Palas zu rekonstruieren ist. Die Keramik aus den in diese Bauphase gehörenden Schichten kann allgemein in das frühe 13., m anche Elem ente sogar in das späte 12.

Jahrhundert datiert werden.

Die laut den Schriftquellen verm utete G leichset­

zung von der Burg auf Stari grad mit der Veste

Landes-17 Predovnik 1999a.

Abb. 9: Stari grad oberhalb Podbocje: Reste einer tönernen Bodenfliese m it dem Wappen der

Grafen von Cilli (Graphik: K. Batagelj;

nach Predovnik 1999a, Abb. 8/1).

trost hat sich auch dank der G rabung als richtig e r­

wiesen. In den Ruinen wurden nämlich zwei Bruch­

stücke von einer tönernen Bodenfliese mit dem W ap­

stücke von einer tönernen Bodenfliese mit dem W ap­

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