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Frantisek Gabriel, Kamil Podrouzek und Lucie Kursovä

In document CASTRUM BENE 8 (Pldal 27-35)

Stichworte: Burg, form ale Struktur, Funktion, Objekt, Brunnen, Z isterne, Keller Keywords: Castle, form al Structure, Function, Object, Well, Cistem, Cellar

Schon allein der Titel der vorgelegten A rbeit setzt eine Präzisierung der einzelnen Begriffe „Funktion“,

„O bjekt“ und „form ale S truktur“ voraus. D er Begriff

„Burg“ wird hingegen nicht gesondert betrachtet, ob­

wohl er mit einer R eihe von Problem en behaftet ist, er betrifft das vorliegende T hem a jedoch nicht unm ittel­

bar.

G ehen wir vorerst vom Begriff „form ale Struktur“

aus, der für sich genom m en schon zeigt, dass wir über die archäologisierte m aterielle Struktur des dynami­

schen Systems sprechen. Es war gerade die archäologi­

sche Transform ation - die Archäologisierung - die den Zerfall der Form verursachte und dam it unser Be­

wusstsein über Funktion, Bedeutung, Sinn und Be­

zeichnung der G egenstände beseitigte. Nach dem V er­

lassen der Burg, oft auch verbunden mit N iederbren­

nen oder zielgerichteter Z erstörung d er Bauten, kam es zur Z erstörung ihrer verw endeten Bestandteile durch den M enschen und gleichzeitig zu ihrem natürli­

chen Verfall. So ging eine Reihe von M erkm alen ver­

loren, die die angegebenen Kategorien des dynami­

schen Systems charakterisieren, und erschwert somit die Bestimmung der Funktion durch den Zeitgenos­

sen, falls diese sich daran versuchen würden. Für den heutigen Forscher vervielfacht sich dieses Problem auch durch Ä nderungen im dynamischen System. Die E lem ente einer lebendigen K ultur ändern oft während der allgemeinen Entwicklung ihre Form. Die gegen­

wärtige Kultur vermisst einige früher gebräuchliche Funktionen und so besteht etwa auch nicht der Bedarf, einige bestim m te O bjekte zu erbauen, oder aber eine Funktion besteht zwar, aber die neuen, von neuen Technologien hervorgerufenen Bedürfnisse verän­

dern total die Form der O bjekte. Bei verfallenen O b­

jekten kommt es so immer zur Ä nderung der Form und gleichzeitig oft auch zum Verlust unseres Wissens über ihre Funktion in einer vergangenen Kultur.

Durch diesen Verlust des Kulturkontextes ist es uns le­

diglich gestattet, mit der archäologisierten Form der

„O bjekte“ zu arbeiten und aus ihnen eine „formale Struktur“ zusammenzusetzen.

Ein „Objekt“ wird hierbei durch drei M erkmale festgelegt: Das erste M erkmal definiert diese als R äu­

me, die in den Felsuntergrund gehackt sind, und einen annähernd waagrechten Fußboden (untere horizonta­

le Fläche), senkrecht oder diagonal aufsteigende W än­

de (Fläche oder Flächen des Umfangs) und eventuell eine Decke (obere horizontale Fläche) aufweisen.

Das zweite M erkm al wird durch die M aße der O b­

jekte bestimm t. Ihre Ausm asse müssen m indestens 1 x 1 m erreichen und im Falle einer Decke, muss ihre H ö­

he m indestens 1,60 m über dem Fußboden eingesetzt sein. In einen derartigen Raum kann ein Mensch ein- treten und ihn wenigstens als U nterschlupf nutzen.

Das dritte M erkm al, das die Räum e zu den hier be­

handelten O bjekten einreiht, bestimm t den maxima­

len Zustand ihrer Archäologisierung. Das Objekt muss den ganzen Fußboden erhalten haben. Von den U m ­ fangsflächen - ausgehackt oder aus dem Felsunter­

grund ausgebrochen - genügt zur Einreihung in die Objekte wenigstens ein Rest einer abgestürzten oder sekundär abgebrochenen oder abgehackten Wand. Zu den O bjekten reihen wir auch die Räum e, wo eine Felswand in der V ergangenheit durch eine Konstrukti­

on ersetzt wurde, von der sich wenigstens Fragmente oder ihre Spuren erhalten haben. D ie Existenz einer Decke oder ihr Nachweis in Form von Resten oder Spuren ist keine Bedingung für die Einreihung in diese Objekte.

Diese drei symptom atischen M erkm ale dienen nur zur Abgrenzung der von uns studierten Objekte von anderen O bjekten. W ir halten sie jedoch vorerst nicht für relevant bei d er Frage nach ihrer Funktion. Die Auswahl der relevanten M erkm ale für w eitere Frage­

stellungen bestim m en wir in der Analyse.

Die Analyse, die wir an dieser Stelle nur andeuten können, bezieht auch die G estaltung der Objekte mit ein: ihre Abdeckung, M etrik, Öffnungen und weitere Spuren, die mit dem O bjekt Zusammenhängen. Die Form der O bjekte gliedert sich weiters in Bezug auf die Abdeckung in drei Q ualitäten, welche die abgedeck­

ten O bjekte, die nicht abgedeckten Objekte und

Ob-F ran tisek G abriel, K amil P odrouzek und Lucie K ursovä

0 I m

Abb. 1: Sloup: Brunnen m it der Konstruktion von Treträdern. 1 Felsenschnitt (Graphik: L. Novdckovd).

jek te mit unbestim m ten Abdeckungen unterscheidet.

Die M etrik geben wir horizontal und vertikal in M e­

tern an. D ie Öffnungen w erden unterteilt in Türöff­

nungen, Fensteröffnungen und Ö ffnungen von Heiz- stellen, inklusive der Rauchabzüge. Bei den "weiteren Spuren" achten wir auf die Platzierung des Interieurs des Objektes o der zugehörige G egenstände über ihm und auf die jeweiligen Typen.1 Einen w eiteren Schritt - die Beschreibung - führen wir an den O rten durch, de­

nen nach der L iteratur gewöhnlich die Funktion einer Burg zugeordnet wird. Wir bezeichnen sie mit dem N a­

m en des Katasters, auf dem sie liegen. Im Anhang fin­

det sich eine Fundortliste, die den N am en des Katas­

ters und hinter d e m d i e heutige Benennung enthält.

Sie kom m en erst bei der Charakterisierung der Typen zur Geltung.

Diesen Typen versuchen wir hypothetisch eine Funktion zuzuordnen. Die F unktion“ gehört - wie schon angegeben - zu den K ategorien der lebendigen Kultur. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Funktion der einzelnen Objekttypen zu identifizieren. Dazu dient die form ale Struktur der archäologisierten neuzeitli­

chen Objekte mit hypothetischer Bestim mung ihrer Funktion als M odell2 und Form en der zeitgenössi­

schen Kultur, die die gleichen M erkm ale wie die for­

male Struktur der b eobachteten O bjekte besitzen.

Objekttypen

D er erste Typ wird durch einen kreisförmigen G rundriss charakterisiert, er hat oft Spuren von Abde­

ckungen, die allerdings kein entscheidendes Merkmal lür die Einordnung zu diesem Typ sind. D er Radius ist in allen horizontalen Profilen größer als 1 m und die

1 Gabriel, im Druck.

Tiefe muss 9 m übersteigen. Es w urden keinerlei Öff­

nungen festgestellt. V erschiedene Spuren von hori­

zontalen Falzen o der Fußböden bei der O berkante bis hin zu Spuren von K onstruktionen von T reträdern sind bekannt (Belä bei Turnov, D alim erice, Drevcice, Fryd- stejn, H am r, Jestrebi, Jetrichovice, Kokorin, Kvitkov, Rasovice, Sloup, Vranove und Zätyni).

D er zweite Typ besitzt einen ähnlichen Charakter.

E r weist eine viereckige A usdehnung mit m arkant ab­

gerundeten Ecken auf (R adius bis 0,7 m). Spuren von Abdeckungen konnten nicht beobachtet werden. Die Abmes- sungen d er G rundflächen sind größer als 2 x 2 m. Die Tiefe ist unbegrenzt, allerdings grösser als 9 m.

Öffnungen konnten ebenfalls nicht registriert werden.

Sonstige Spuren sind bei diesem U ntertyp nur verein­

zelt vorhanden (M asov/Certova ruka, Masov/Vald- stejn, Olesnice und Zd'är).

D er dritte Typ wird durch eine kreisrunde G rund­

fläche ohne Abdeckung charakterisiert, er hat einen D urchm esser um 0,5 m bei d er O berkante und zwi­

schen 1-2 m bei der U nterkante, die in einer Tiefe von bis zu 8 m liegt. Es wurden keine Öffnungen beobach­

tet. Die Spuren haben die Form von horizontalen Fal­

zen und vertikalen Balkenlöchern an den Fußböden (Bosen, Frydstejn, Vysokä Lipa, M asov/Valdstejn und Sloup).

D er vierte Typ ist viereckig, ohne Abdeckung, mit Abm essungen größer als 3 x 3 m und einer Tiefe von 1,5-3 m. Die Spuren beschränken sich auf horizontale Falzen der Fußböden bei der O berkante (Besedice, Doubice, Jetrichovice, Vysokä Lipa).

D er fünfte Typ hat eine viereckige Form, zu der sich auf einer vorwiegend kürzeren Seite ein Halbkreis anfügt. In einem Fall ist eine Abdeckung belegt, im zweiten konnte nichts dergleichen festgestellt werden.

Die A bm essungen sind variabel. U n ter den Öffnungen konnten T üren und Fenster dokum entiert werden, al­

lerdings nie Ö ffnungen von H eizstätten. Interieurspu­

ren sind vereinzelt nachgewiesen (Jetrichovice, Zak- sin).

D er sechste Typ stimmt in G estalt, A usdehung und M etrik mit dem dritten U ntertyp überein, die Tiefe des Objekts kann allerdings auch kleiner sein. In d er ü b er­

wiegenden M ehrheit wurden Reste von Abdeckungen festgestellt, oder eine durch den ausgehackten Fels ge­

bildete Decke (eventuell nur die Reste nach einem Einsturz). Eine Öffnung erm öglicht den Eintritt, vor der Öffnung findet sich oft ein Eintrittshals in Form ei­

ner Treppe. Oft gibt es auch Reste von Fensteröffnun­

gen und Heizstättenöffnungen. Man kann auch nicht die Bebauung einer der senkrechten Flächen

aus-2 Podrouzek aus-2003.

20 A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

Funktion von O bjekten form aler S truktur in B urgen aus Sandstein

0 1 2,

Abb. 2: Die Getreidespeicher: 1 - Busen!Siedlung Valecov, 2 - Sloup/Sloup, 3 - Svdby/Vnsek, 4 - Masov/Valdstejn, 5 - Vysokd Lipa/Sauenstejn, 6 - Frydstejn/Frydstejn, 7 - Bosen/Burg Valecov (Graphik: L. Sedldcek).

F ran tisek G abriel, Kam il P odrouzek und Lucie K ursovä

W oh n stätte Z istern e m it W asserfiltricru n g

Abb. 3: Jetrichovice/Falkenstejn: Grundriss der oberen Plattform (Graphik: L. Sedldcek).

schließen. Die Spuren beschränken sich auf horizonta­

le Falzen der Fußböden bei der O berkante und Spuren im Interieur. Eine ausführlichere Einschätzung e r­

laubt, dazu U ntertypen zu definieren, die wir bei der Interpretation der Funktion charakterisieren.

Interpretation der Objekttypen

Typ 1 und 2 können als Brunnen in terpretiert wer­

den. Ihre Tiefe, oft beim gegenwärtigen Zustand mit Hinblick auf die Zuschüttung unm essbar, setzt ein A ushacken des Objektes bis unter den G rundw asser­

spiegel voraus und die Bildung eines selbsttätig sich füllenden Raum es durch das Durchsickern von W as­

ser durch W ände und Boden. D er W asserstand im Brunnen erreichte den Pegel des Grundwassers. Die gleiche Form haben einige Objekte mit unterschiedli­

chen M aßen. Ein O bjekt in Zaksi'n ist etwa bei einer Kreisform mit einem Radius von 1 m bei der O berkan­

te und bis zur Tiefe von 5,10 m mit sich mäßig veren­

genden W änden ausgehackt. Eine viereckige G rund­

fläche konnte bei einem O bjekt mit A usm aßen von 1,5 x 1,5 m und einer Tiefe von 6 m auf dem nam enlosen Fundort D neboh festgestellt werden.

W ir setzen voraus, dass es sich in beiden Fällen um einen unüblichen Zisternentyp handelt. Ihre Tiefe e r­

reichte den Pegel des Grundwassers nicht, die W asser­

quelle ist wahrscheinlich künstlich hierher gelegt wor­

den. Das Durchsickern durch das G estein ist also hier im U nterschied zum Brunnen unerwünscht; eine Isola­

tion verhindert, dass W asser in den Felsuntergrund si­

ckert. Diese Einrichtung zur W asserbevorratung hin­

terlässt am Rand der O berkante der Brunnen Spuren einer Konstruktion. M eistens handelt es sich um einen Fußboden mit Klappe, auf dem eine W inde befestigt war oder über ihm drehte sich die Achse des T retrades.

Neben der W inde auf dem H olzfußboden erhielten sich bei nachstehenden F undorten keine im Felsen ausgehackten Spuren. W ir setzen deshalb voraus, dass man dort das W asser aus den Brunnen ohne T retrad mit Hilfe einer W inde holte (Drevice, Frydstejn, Ham r, Jetrichovice, Kokorin, Kvitkov, Masov/Certova ruka, MasovA^aldstejn, Olesnice, Vranove, Zätyni und Zdär). Das T retrad liegt in unm ittelbarer N ähe des Brunnens (Abb. 1). Sein Radius bewegt sich um 2 m (Beld bei Turnov, Jestrebi, Rasovice und Sloup). Etwa in der M itte der Brunnenhöhe, am Fuße des Felsknor­

rens, wurden offenbar Spuren eines T retrades beim Brunnen der Burg H rubä Skala gefunden. Eindeutige Verbindung dieser Spuren mit der W assergewinnung von den heute bekannten Brunnen gibt es allerdings nicht.

Mit Typ 3 beschäftigten sich F. Gabriel und K.

K nop’ und bestim m ten seine Funktion als G etreide­

speicher (Abb. 2).

Typ 4 ähnelt in Form, Anlage und Ausm aßen den Objekten des Typs 6, der Typ 4 unterscheidet sich je ­ doch durch das Fehlen eines Eingangs und einer A b­

deckung. Dam it nähert sich dieser Typ nun den

Zis-3 Gabriel & Knop 1990.

22 A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

F unktion von O bjekten form aler Stru k tu r in Burgen aus Sandstein

0 1 in

Abb. 4: Jetrichovice IFalkenstejn: Grundriss der Kapelle.

1 Felsenschnitt (Graphik: L. Novdckovd).

ternen mit W asserfiltrierung, wie wir sie von den B ur­

gen im Eisass und aus N eurathen in Sachsen kennen, allerdings dort fehlerhaft rekonstruiert w urden.4 Zieht m an in Betracht, dass in unserer U m gebung bereits in der Vergangenheit derartige O bjekte entdeckt wurden und dass keine D okum entation erhalten blieb, so kann m an nicht ausschließen, dass ihre Füllung neben der unerlässlichen Tonisolation, die sowohl au f den Boden als auch an die W and aufgetragen wurde, auch eine größere Menge an Sand enthielt, der als Filter an der U m m auerung des Förderungsschachts diente. N ur ein d erart gebautes Objekt erfüllt die Bedingungen, sie zu den Zisternen m it Filtrierung einzureihen, etwa die Lokalitäten Besedice, wo die Um fangsflächen schräg nach oben steigen: Doubice m it Nische (ausgehackt aus einer der Um fangsflächen), Jetrichovice (Abb. 3) und Vysokä Lipa. Eindeutig kann man allerdings ihr Aushacken für eine der Funktionen des Typs 6 nicht ausschließen.

Typ 5 hat durch seine Anlage klar einen Konnex zu Kirchen und Kapellen. Dem entspricht sowohl das A b­

setzen des Fußbodens in Form eines Halbkreises, den wir für das Presbyterium halten (Jetrichovice; Abb. 4), als auch der vom Felsuntergrund ausgehackte Sockel an der W and des Presbyterium s, in terpretierbar als Stipita (Jetrichovice und Zaksin).

Typ 6 kann - wie bereits angedeutet - durch eine Reihe von M erkm alen in vier U ntertypen eingeteilt werden, die übereinstim m ende G rundm erkm ale

ha-4 Neugebauer 1986.

Abb. 5: Beld u Tumova/Rotstejn: Vertikalschnitt von der Küche. 1 Felsenschnitt (Graphik: L. Sedläcek).

ben. Sie gehen allerdings in ihrer Situierung, Gestalt oder in einigen spezifischen Elem enten, die bei ande­

ren O bjekten des Typs 6 nicht Vorkommen, auseinan­

der. Die U ntertypen bezeichnen wir mit der Typnum­

m er und hinter dem "/" mit Untertypnum m er.

U ntertyp 6/1 hat entw eder keine erhaltene A bde­

ckung, es deuten sich aber die D ecken 111 (Brtniky, Drchlava, Vlci Hora, Kacanovy, Kvitkov, Masov/Vald- stejn, Sloup, Velenice, Zaksin und Zd’är) an, oder die Decke entstand durch Aushacken (Bosen, Drevcice, Frydstejn, Ham r, Jestrebice, Kvitkov, Podkost, Raso- vice, Skäly, Vysokä Lipa, Sveborice, Svojkov, Vidim und Zätyni), vereinzelt durch Wölbung (Besedice, Da- limerice, H rubä Skala und Vranove). Die Objektwän­

de können eine oder m ehrere Bänke umsäumen, die aus dem Felsenuntergrund ausgehackt sind. In der W and des Objektes oder des Eintrittshalses befindet sich eine ausgehackte Nische. In einigen Fällen gibt es eine Verbindung zwischen dem Objekt mit einem wei­

teren (Rasovice). Typ 6/1 wird als Keller interpretiert, die eine Funktion als Speise- oder Flüssigkeitsvorrats­

raum erfüllt haben. Falls eine stärkere Kühlung von­

nöten war, gibt es auch in den Fußboden eingetiefte viereckige Objekte (Rasovice, Drevcice, Kvitkov und Svojkov).

Eine besondere G ruppe stellen Objekte mit Pfei­

lern dar, die unter der aus dem Felsen herausgearbei­

teten Abdeckung aus dem Felsuntergrund ausgehackt sind. Lassen wir Kvitkov mit in den Kellerecken ausge­

hackten Säulen außer Acht, so handelt es sich meist nur um einen Pfeiler (Branzez, Dneboh und Sloup), seltener um m ehrere Pfeiler mit durch Aushackung

F ran tisek G abriel, K am il Podrouzek und Lucie K ursovä

angedeutetem G ew ölbe (Ü stek). Einige K eller wur­

den durch kleinere Fenster entlüftet, die m eist an der O berkante bzw. an der oberen Ecke des O bjektes situ­

iert sind (Drchlava, Rasovice und Zaksin). A n anderen F undorten kennen wir Fensteröffnungen nicht, man kann sie allerdings auch nicht ausschließen (Kacanovy, Zaksin und Z dar). Es scheint so, als ob U ntertyp 6/1 zu die chemischen Analysen, die bei diesen O bjekten ei­

nen erhöhten A nteil von Phosphat belegen, deuten an, dass es sich um O bjekte handelt, die als Ställe für Vieh dienten (Frydstejn und Rasovice).

D er U ntertyp 6/3 wird durch einen Rauchfang (Abb. 5) im Ausm aß der gesam ten R aum ausdehnung charakterisiert (Belä bei Turnov, Frydstejn und V ra­

nove). Zweifellos handelte es sich um m ittelalterliche Küchen, die im Falle Vranove auch mit einem Backo­

fen ausgestattet waren.

Mit dem U ntertyp 6/4 sind Ö ffnungen für H eizein­

richtungen, Fensteröffnungen und oft auch Bänke an den W änden verbunden (Belä bei Turnov, Blizevedly, D neboh, Jestrebice, Kokorin, Olesnice, O lesno, Sloup und Vranove). Es besteht kein Zweifel, dass der Typ die Funktion eines W ohnhauses erfüllte. Eine einge­

hendere Begutachtung zeigt, dass das H aus einen Z u ­ sam m enhang mit d er A nordnung d er Stube des D orf­

hauses hat, wie wir sie auch in der N euzeit belegt ha­

ben. In einigen Fällen (Beld bei Turnov) finden wir zu ihm auch andere Räum e des D orfhauses, wie Flur, K am m er oder Stall. Es ist offensichtlich, dass man die­

se O bjekte nicht mit den Burgen verbinden kann und dies sowohl aus G ründen ihrer N ichtbenötigung, als auch aus G ründen der Nichtbenötigung ihrer größe­

ren Anzahl auf der Burg und gleichzeitig aus G ründen ihrer ungeeigneten Platzierung. W ahrscheinlich han­

delt es sich um eine jüngere Bebauung, oft situiert auf verlassenen Burgen (Belä bei Turnov, Blizevedly, Jes- trebice, Olesno und Vranove). M anchmal sind diese auch vom Bau einer Kirche, Kapelle (Sloup und V ra­

nove) oder eines Bethauses (D neboh) begleitet.

Es scheint also, dass in den U ntergrund eingetiefte O bjekte bei Burgbauten auf Sandstein nicht zum Be­

wohnen aktiv genutzt wurden, sondern nur zu w irt­

schaftlichen und Betriebszwecken. E iner Reihe von O bjekten, die mit ihren M erkm alen keinem der U nter­

typen entsprechen, können wir zwar hypothetisch eine W ohnfunktion zuerkennen, aus den oben

angegebe-5 Gabriel 2002,142-1angegebe-50.

nen G ründen kann man allerdings ihre Aushackung nicht der Zeit des Burgenbaues zuschreiben, sondern erst einem jüngeren Zeit horizont. Es ist notwendig, ih­

rer Datierung, Funktion und Einordnung in den brei­

teren Kontext w eitere Forschungen zu widmen. Ein vereinzelter Fall eines Objektes, das Typ 6/4 nahesteht und das aus dem Felsuntergrund der Burg Falkenstejn (Jetrichovice; Abb. 3) herausgearbeitet ist, entspricht einer A usnahm e, deren K lärung mit den Fragen des Anlagentyps der Felsenburg zusam m enhängt.'’

Zusam m enfassung

D er Beitrag versucht eine Bestimmung der Funkti­

on von archäologischen O bjekten auf Burgen mit Sandsteinuntergrund. E r definiert die Grundbegriffe

„formale Struktur“, „dynamisches System“ und „O b­

jekt“. Das Objekt wird durch die Anzahl der W ände oder deren Teile abgegrenzt, die im Felsuntergrund ausgehackt sind. Zwischen die Objekte reihen wir sol­

che Räum e, die neben dem Fußboden alle vier W ände ausgehackt haben, eventuell auch die Decke. In den einzelnen O bjekten erfassen wir die vorher gewählten M erkm ale und mit deren Synthese teilen wir sie in Ty­

pen, wobei wir mit Hilfe von Erkenntnissen aus der re ­ zenten Kultur o der aus den Systemen, die der rezenten Kultur zeitlich näher sind, versuchen, ihre Funktion hypothetisch zuzuordnen.

Summary

Function ofform ally structured Objects in Castles on Sandstone Subsoil

In this paper we aim to define the function ofarchaeolo- gical objects in castles on sandstone subsoil. We define the key terms "formal structure“, “dynamic system ” and

“o b j e c t A n object is demarcated by a number o f walls or their parts caived in sandstone subsoil. Am ong these ob­

jects we rank rooms with not only carved floors but also all four walls orpossibly a carved ceiling. In single objects we note pre-selected characteristics and by their synthesis we create their typology. With the help ofknowledge o f re- cent culture or systems that are closer to this culture in time we try to define their hypothetic function.

Verzeichnis der Fundorte

Alphabetische Liste der im Text vorkom m enden Fundorte mit dem Namen des Katasters und der heuti­

gen Benennung: Im Text wurden die K atasternam en verwendet.

Belä bei Turnov / Rotstejn Besedice / Zbiroh

Blizevedly / H ndelik

24 A rchäologie Ö sterreichs Spezial 2, 2006

Funktion von O bjekten form aler Struktur in Burgen aus Sandstein

B osen/V alecov Branzez / Hynsta

Brtniky / Brtnicky hrädek Dalim erice / Hruby Rohozec D neboh / Klam orna

Doubice / Chribsky hrädek Drchlava / H radiste Drevcice / Chudy H rädek Frydstejn / Frydstejn H am r / Devin

H rubä Skala / H rubä Skala Jestrebi / Jestrebi

Jestrebice / Kostelicek Jetrichovice / Falkenstejn Kacanovy / Kavciny Kokorin / Stary Kokorin Kvitkov / Frydlant Masov / Certova ruka M asov/V aldstejn Olesnice / Chlum-Kozlov

Jestrebice / Kostelicek Jetrichovice / Falkenstejn Kacanovy / Kavciny Kokorin / Stary Kokorin Kvitkov / Frydlant Masov / Certova ruka M asov/V aldstejn Olesnice / Chlum-Kozlov

In document CASTRUM BENE 8 (Pldal 27-35)