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– unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Immanuel Kants*

I. Franz Samuel Karpe

Von den beiden ältesten österreichischen Lehrbüchern in deutscher Sprache für theoretische Philosophie, die ich ausfindig machen konnte: von den zweibän-digen Grundzügen der neuern Philosophie, für alle ihre Liebhaber, und besonders für Studirende zur Wiederholung der logischen und metaphysischen Gegenstände

Verdrängter Humanismus. Verzögerte Aufklärung. 3. Band. Bildung und Einbildung. Vom verfehlten Bürgerlichen zum Liberalismus. Philosophie in Österreich (1820–1880). Hg.

Michael Benedikt, Reinhold Knoll, Josef Rupitz. Klausen-Leopoldsdorf 1995. Jüng-stens Umwege. Annäherungen an Immanuel Kant in Wien, in Österreich und in Osteuro-pa. Hg. Violetta L. Waibel. Wien 2015.

10 Roger Bauer: La Réalité – Royaume de Dieu. Études sur l’originalité du théâtre viennois dans la première moitié du XIXe siècle. München 1965; Roger Bauer: Die Welt als Reich Gottes. Grundlagen und Wandlungen einer österreichischen Lebensform. Wien 1974; Ro-ger Bauer: »Das stoisch-josephinische Tugendideal in der österreichischen dramatischen Literatur der Grillparzerzeit«. In: Ders.: Laßt sie koaxen, die kritischen Frösch’ in Preußen und Sachsen! Zwei Jahrhunderte Literatur in Österreich. Wien 1977, 47–60; Herbert Seidler: Österreichischer Vormärz und Goethezeit. Geschichte einer literarischen Auseinan-dersetzung. Wien 1982.

(1801) von Victorin Laaber11, Professor für Philosophie am Lyzeum in Görz, und dem Grundriß der Logik (1802) des Philosophieprofessors am Olmützer Lyzeum Cajetan Tschink, kann man zunächst absehen, denn darin sind Einflüs-se Immanuel Kants im Blick auf die Thematisierung von Ästhetikfragen nicht auszumachen. Auf beide Lehrbücher komme ich jedoch weiter unten zurück.

Die Außerachtlassung Kants als eines Ästhetikers endete jedoch mit den Prole-gomena zur gesammten Philosophie, und des Lehrbegriffs der theoretischen Philo-sophie Erster Theil, empirische Psychologie (1802) des Wiener PhiloPhilo-sophieprofes- Philosophieprofes-sors Franz Samuel Karpe. Er ließ sich über Ästhetik in beiden Teilen des ersten Bands seines umfangreichen Werks Darstellung der Philosophie ohne Beynahmen in einem Lehrbegriffe, als Leitfaden bey der Anleitung zum liberalem Philosophiren aus. In der Einführung in die Philosophie unterteilte er diese in eine theoreti-sche und praktitheoreti-sche.12 Die Untersuchung der Einwirkung des Schönen auf den menschlichen Geist (Karpe sprach hier noch nicht ausdrücklich von Ästhetik) ordnete er samt den Untersuchungen der Menschenseele und Untersuchung der Körper unter die sogenannten kontemplativen Disziplinen der theoreti-schen Philosophie ein.13 Den Gegenstand der ästhetischen Untersuchung prä-zisierte er darin durch die Aussage, dass diese Untersuchung sich mit einer be-sonderen Art von Lust oder Wohlgefallen am Schönen und Erhabenen befasse,

»um die Natur des Geschmacks, und des Schönen zu ergründen, und dadurch die Gewalt der Menschen über menschliche Gemüther zu vermehren«.14 Der theoretische Philosoph bringt laut Karpe durch dieses Vorgehen die Ästhetik oder die Kritik des Geschmacks sowie die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften zustande.

Eingehender handelte Karpe Themen der Ästhetik in der empirischen Psy-chologie ab, konkret in der Dianoiologie (Lehre vom verstandesmäßigen und sinnlichen Erkennen des menschlichen Geistes) und in der Thelematologie (Lehre von den menschlichen Empfindungen, Begierden und dem Willen). In

11 Der Untertitel von Laabers Buch belegt den zögerlichen allmählichen Übergang des Philosophieunterrichts in Österreich von Lateinisch auf Deutsch: »Lateinisch vorgetra-gen von Victorin Laaber, ehemalivorgetra-gen [sic!] Professor der Philosophie am k.k. Lyceum zu Görz, und von ihm selbst übersetzt.«

12 Franz Samuel Karpe: Darstellung der Philosophie ohne Beynahmen in einem Lehrbegriffe, als Leitfaden bey der Anleitung zum liberalem Philosophiren. Prolegomena zur gesammten Philosophie, und des Lehrbegriffs der theoretischen Philosophie. Erster Theil, empirische Psy-chologie. Wien 1802, 17–18.

13 Logik und Metaphysik hatte Karpe in den spekulativen Teil der theoretischen Philoso-phie eingeordnet. Ebd., 18.

14 Ebd., 20.

der Dianoiologie15 reihte er die Themen der Ästhetik in die Darlegung über den inneren Sinn ein, d.h. über »die Fähigkeit des menschlichen Geistes von den eigenen Veränderungen und Zuständen der Seele afficirt zu werden«,16 oder über die Fähigkeit, über diese Zustände und Wandlungen Vorstellungen und

»Empfindungen« zu gewinnen. Der innere Sinn erlaube die Erforschung von Gesetzen und Ursachen gewisser seelischer Regungen und damit die Entde-ckung von bestimmten Eigenschaften der Seele.

Karpe charakterisierte das Funktionieren des inneren Sinnes enumerativ.

Er beschrieb ihn als »Bewußtseyn dessen, was wir leiden, wie unser Geist oder Gemüth durch unsere eigenen Vorstellungen, durch unser Gedankenspiel affi-cirt wird; Bewußstseyn, ob es uns mit Lust oder Unlust, mit Begierde oder Ab-scheu, mit Hoffnung oder Furcht erfülle, ob es uns Beyfall, Billigung, Achtung, Wohlgefallen, oder das Widerspiel abzwinge«.17 Er unterteilte den inneren Sinn in vier Gefühle: das Bewusstsein schaffende Selbstgefühl, das Gefühl des Wah-ren, das Gefühl des sittlich Guten und das Gefühl des ästhetisch Schönen. Das Wohlgefallen an Schönheit, welches wir »empfinden«, bezeichnete er als Wir-kung des Schönen. Der innere Sinn in Gestalt des Gefühls für das ästhetisch Schöne macht laut Karpe überhaupt erst die Ästhetik möglich, denn er ver-mittelt der gesamten ästhetischen Erkenntnis den Stoff. Der eigentliche innere Sinn sei aber noch nicht in der Lage, die Wahrhaftigkeit aller Entscheidungen bezüglich der Schönheit von Werken der Natur und Kunst zu garantieren, die vom Gefühl des ästhetisch Schönen hervorgebracht werden. Der innere Sinn sei nämlich normalerweise von vielen zufallsabhängigen Umständen unseres aktuellen Zustands beeinflusst und garantiere deshalb nur die Notwendigkeit des Wohlgefallens bei der Vorstellung dieses Wohlgefallens.

In der Thelematologie18 behandelte Karpe »die ästhetischen Gefühle« in der Darlegung über Humanitäts- oder innere bzw. geistige Gefühle. Zu den Hu-manitätsgefühlen zählte er außer den ästhetischen auch die intellektuellen und moralischen Gefühle und analysierte jedes davon selbständig. »Geschmacks-lust« oder Lust am ästhetisch Schönen bezeichnete er als »eine merkwürdige Eigenheit der menschlichen Natur«. Karpe sprach dem Menschen die Fähigkeit zu, Wohlgefallen in der Vorstellung (Anschauung) gewisser von Blick, Gehör und Einbildungskraft vermittelter Gegenstände zu finden. Diese nicht mit

An-15 Ebd., 95–99.

16 Ebd., 95–96.

17 Ebd., 96.

18 Ebd., 193–195.

nehmlichkeit, Nützlichkeit, Wahrheit oder dem Guten des Gegenstands zusam-menhängende Art von Wohlgefallen bezeichnete er als »Geschmackslust« und diese menschliche Fähigkeit als »Geschmack«. »Schöne Gegenstände gefallen ohne einen Begriff von ihnen durch bloße Anschauung; sie gefallen ohne daß man ihren Besitz oder auch nur ihr Daseyn wünscht, sondern es etwa vielmehr verwünscht«, erklärte er.19 Laut Karpe steht fest, dass nur durch Blick, Gehör oder Einbildungskraft vermittelte Gegenstände schöne Gegenstände sein kön-nen, denn sie gefallen nur »durch ihre anschauliche Form«, keineswegs durch angenehmen oder nützlichen Stoff oder edle Gesinnung. Schöne Gegenstände enthalten »ein Mannigfaltiges, in dessen Verbindung zu einem Ganzen d.i. in dessen Coexistenz und Succession die Uebereinstimmung, Einheit, Regelmä-ßigkeit herrscht«. Schöne Gegenstände stellen ein Mannigfaltiges dar, »welches das Anschauungsvermögen leicht übersieht und der Verstand leicht verbindet«.

»Das Wohlgefallen am Schönen«, schließt Karpe seine Darlegung über ästhe-tische Gefühle ab, »wird also erzeugt durch ein freyes und doch regelmäßiges und harmonisches Spiel des Anschauungs- und des Denkvermögens in dem menschlichen Geiste; und das Schöne ist vielmehr in diesem als in dem Kunst-werke vorhanden.«20

Karpe schenkte der Problematik der ästhetischen Gefühle auch noch in einem abschließenden Vergleich aller Humanitätsgefühle Aufmerksamkeit.21 Hier merkt er an, ein Vergleich aller Arten von Vergnügen habe gezeigt, dass diese verschiedene Ursachen hätten. Annehmlichkeit, Nützlichkeit, Schönheit, Wahrheit und das Gute seien verschieden, obwohl sie in einem einzigen Ge-genstand zusammentreffen könnten. Alle diese Ursachen würden laut Karpe von einer einzigen Eigenschaft verbunden, die sie zu »gefallenden Gegenstän-den« machten. Diese Eigenschaft sei die Vollkommenheit, denn jede der ange-führten Ursachen des Vergnügens sei eine Vollkommenheit ihrer Art. »Selbst-gefühl und Selbstvollkommenheit«, so Karpe, »sind also die Grundursache alles Vergnügens; welches dadurch bestätigt wird, daß der angenehme Zustand eines Subjekts sich genau nach dem Selbstgefühl und der Selbstvollkommenheit des-selben richtet.«22

Karpe führte in seiner Darlegung zum Gefühl des ästhetisch Schönen und der ästhetischen Gefühle keine Quelle an, aus der er diese beiden Theorien

19 Ebd., 194.

20 Ebd., 195.

21 Ebd., 196–198.

22 Ebd., 198.

entnommen hätte. Ihr auffälliger Wesenszug sind die Thesen, mit denen er das Schöne und Erhabene unterscheidet, das Schöne vom Angenehmen, Guten und Nützlichen trennt, interesse- und begriffsloses Wohlgefallen an der Schön-heit fordert, das Schöne auf die Form reduziert bzw. das Schöne mit dem freien Spiel des Erkenntnisvermögens verbindet. Diese Thesen, die sich in den Lo-giklehrbüchern von Karpes Zeitgenossen Victorin Laaber und Cajetan Tschink nicht finden, gehen von Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft (1790) aus.23 Allerdings muss hervorgehoben werden, dass Karpe mit diesen Thesen schlicht-weg unkantisch operierte. Er begriff sie nicht als vorauszusetzende Schritte, die zur transzendentalen Verankerung des ästhetischen Geschmacksurteils und zur Enthüllung von dessen apriorischen Grundlagen führen sollten, sondern er gliederte sie in die empirische Psychologie und die Untersuchung des Gefühls des ästhetisch Schönen als eine der vier Gefühle des inneren Sinns sowie in die Ausführungen über die Humanitätsgefühle ein. Neben solchen konzeptio-nellen und methodologischen Unterschieden gingen Karpe und Kant auch in zahlreichen Details auseinander. Ungeachtet eines hohen Maßes an Subjektivi-tät, das Karpe der Schönheit zuerkannte, blieb die Schönheit für ihn anders als bei Kant auch weiterhin eine objektive Entität. Er thematisierte sie unter dem Aspekt der Wirkung in der Bindung an Vollkommenheit, d.h. vermittelst eines Verfahrens, das der Kritik der Urteilskraft widersprach. Nicht einmal die Über-zeugung einer Verquickung von Schönheit und Form blieb rein kantisch, da Karpe den Begriff der Form ausschließlich im Sinn einer traditionellen Einheit in der Mannigfaltigkeit konzipierte.

Die konzeptionellen und methodologischen Vorgehensweisen, die Karpe von Kant unterscheiden, rücken ihn in die Nähe seiner beiden österreichischen Zeitgenossen, denn Victorin Laaber und Cajetan Tschink haben in ihren Lo-giklehrbüchern ebenfalls das »Schönheitsgefühl« (Laaber) bzw. »ästhetische Ge-fühl« (Tschink) gemeinsam mit drei weiteren Gefühlen als Bestandteil des in-neren Sinnes thematisiert.24 Alle drei, Karpe, Laaber und Tschink, haben dieses Verfahren einer gemeinsamen Quelle entnommen: der Logik und Metaphysik

23 Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, § 23 (Unterschied des Schönen und Erha-benen), § 3 u. 7 (Trennung des Schönen vom Angenehmen), § 4 u. 7 (Trennung des Schönen vom Guten), § 2 (uninteressiertes Wohlgefallen), § 1 u. 16 (Begriffslosigkeit des Geschmacksurteils), § 11 (Form), § 9 (freies Spiel der Erkenntnisvermögen).

24 Victorin Laaber: Grundzüge der neuern Philosophie, für alle ihre Liebhaber, und beson-ders für Studirende zur Wiederholung der logischen und metaphysischen Gegenstände. Erster Theil. Logik. Wien 1801, 27–28, 151–154. Cajetan Tschink: Grundriß der Logik. Ol-mütz 1802, 21–25, 199–204.

des Göttinger Philosophieprofessors Johann Georg Heinrich Feder.25 Man darf sich nicht von der Tatsache irritieren lassen, dass der Titel des von Maria The-resia um die Mitte der 1770er Jahre ausgewählten Lehrbuchs der theoretischen Philosophie an den österreichischen Universitäten und Lyzeen keinen Hinweis auf die empirische Psychologie enthält. Kants Widersacher Feder war nämlich überzeugt, dass es angebracht sei, die Darlegung der Logik gerade mit der em-pirischen Psychologie zu beginnen.26 In diesen Teil reihte er auch Darlegungen ein, die vier Gefühle einschließlich des »Gefühls des Schönen« umfassen.27 Ih-rem Vorbild folgend, taten dies auch Laaber und Tschink.28 Anders als diese beiden hat Karpe Feders Impulse in der selbständigen empirischen Psychologie ausgearbeitet und abgeändert, und zwar unter anderem durch die Eingliede-rung der Kantschen Thesen. Dadurch schuf er eine gedanklich recht inhomo-gene Theorie, welche die aus Kant herausgerissenen kritizistischen Thesen in unkantischen Theorien des Gefühls des ästhetisch Schönen als eines inneren Sinns (d.h. als eines Bestandteils des niederen Erkenntnisvermögens) und der ästhetischen Gefühle als Humanitätsgefühle instrumentalisierte.

Die Tatsache, dass Karpe ein selbständiges Lehrbuch der empirischen Psy-chologie getrennt von der Logik schuf, in das er die Theorie des Gefühls des ästhetisch Schönen und der ästhetischen Gefühle integrierte, hatte zur Folge, dass er sich in der Logik (1802), dem zweiten Band seiner Darstellung der Philo-sophie ohne Beynahmen, im Vergleich zu den Logiken von Laaber und Tschink, die keine Lehrbücher der empirischen Psychologie geschrieben haben, wesent-lich knapper über ästhetische Themen auslassen konnte. Über sie handelte er nur im zweiten Teil, d.h. in der angewandten Logik, und zwar in der Abteilung, in der er die Gründe für die Wahrhaftigkeit unserer sinnlichen Wahrnehmung

25 Über Feders Lehrbuch s. Anm. 4. Allein Tschink bekannte sich ausdrücklich zu Feder:

»Indessen suchte ich mich doch so viel als möglich an Feders Ideen und seinen Gedan-kengang zu halten, und bin davon nur da abgewichen, wo die Vollkommenheit der Wissenschaft, die Strenge der systematischen Methode, oder die Deutlichkeit des Vor-trags es erheischte.« Cajetan Tschink: »Vorerinnerung«. In: Ders.: Grundriß (wie Anm.

24), o. S.

26 Johann Georg Heinrich Feder: Grundsätze der Logik und Metaphysik. Göttingen 1794, xvii–xviii.

27 Johann Georg Heinrich Feder: Logik und Metapyhsik. Wien 1783, 29–32, 143–145.

28 In modellhafter Weise hatte Feder die empirische Psychologie gezielt zu einem Bestand-teil der Logik gemacht, auch Laaber eröffnete die Darlegung der theoretischen Logik mit einer empirisch-psychologischen Schilderung der Menschenseele und Tschink be-ließ die empirische Psychologie und Logik in einem Band, auch wenn er nicht mit Feders Vorgehen übereinstimmte. Tschink: »Vorerinnerung«. In: Ders.: Grundriß (wie Anm. 24), o. S.

untersuchte.29 Noch konziser als in der Logik behandelte Karpe die Themen der Ästhetik im dritten und letzten Band seiner theoretischen Philosophie, der Me-taphysik (1802). Hierin erwähnt er das Schöne nur an zwei Stellen,30 nämlich in Verbindung mit dem Wahren und Guten: Körperliche und geistige »Gefühle«

unterschieden sich dadurch, dass letztere auf den Begriffen Schönheit, Pflicht und Wahrheit fußen;31 zum Nachsinnen über das Unendliche und die Ideale triebe uns eine Vorliebe für das Schöne und Gute.32 Im Gegensatz zur empi-rischen Psychologie griff Karpe bei der Thematisierung von Fragen der Ästhetik weder in der Logik noch in der Metaphysik auf Kants Thesen zurück.

29 Franz Samuel Karpe: Darstellung der Philosophie ohne Beynahmen in einem Lehrbegriffe, als Leitfaden bey der Anleitung zum liberalem Philosophiren. Des Lehrbegriffs der theo-retischen Philosophie zweyter Theil Logik. Wien 1802, 191–194. Karpe stellte hier den inneren Sinn als Garanten für die Richtigkeit der Sinneswahrnehmung überhaupt vor und steckte dessen Funktion ebenso enumerativ wie in der empirischen Psychologie ab.

Zudem sprach er folgende Überzeugung aus: »Es ist unmöglich, daß die Gegenstände des innern Sinnes bloßer Wahn seyen. [...] Wir sind also berechtigt zu urtheilen, und unsere Urtheile sind ganz untrüglich, daß wir Vorstellungen haben, und daß uns das Spiel derselben mit Lust oder Unlust, Begierde oder Verabscheuung, Hoffnung oder Furcht erfüllt, uns Beyfall, Billigung, Wohlgefallen aufbringt.« Ebd., 192. Wohlgefallen an der Schönheit charakterisierte er als Modifikation der Seele. Das Bewusstsein dieses Wohlgefallens bezeichnete er als »innere Empfindung«. Diese innere Empfindung wer-de häufig für die Wirkung wer-des ästhetisch Schönen gehalten. Der eigentliche innere Sinn garantiere laut Karpe aber noch nicht die Schönheit eines bestimmten Kunst- oder Na-turwerks. Er garantiere nur so viel, dass die Vorstellungen dieser Werke notwendig von Wohlgefallen begleitet werden. Daß das »Fürschönhalten« mit Unsicherheit verbunden sei, bezog er auf Fälle, in denen dieser Akt nicht auf der geistigen Natur des Menschen, d.h. den Gesetzen des Geschmacks beruht, sondern von zufälligen seelischen oder kör-perlichen Zuständen beeinträchtigt werde. Der innere Sinn, schließt Karpe, sei deshalb

»auch für sich kein sicherer Bürge des Wahren, Guten und Schönen«. Ebd., 194.

30 Ähnlich konzis verfuhr Victorin Laaber: Grundzüge der neuern Philosophie, für alle ihre Liebhaber, und besonders für Studirende zur Wiederholung der logischen und metaphy-sischen Gegenstände. Zweyter Theil. Metaphysik. Wien 1801, 77, 138.

31 Franz Samuel Karpe, Darstellung der Philosophie ohne Beynahmen in einem Lehrbegriffe, als Leitfaden bey der Anleitung zum liberalem Philosophiren. Des Lehrbegriffs der theore-tischen Philosophie dritter Theil Metaphysik. Wien 1802, 40.

32 Ebd., 61.