• Nem Talált Eredményt

IV. Freitag- Samstag- Montagabendgesellschaften

IV.4.   Zur Entstehung und Aktivität der Gruppen

Diese Gesellschaft kam aus zwei Gründen zustande. [Feri wollte] für seinen Sohn einen Kreis schaffen, eine Gesellschaft junger jüdischer In-tellektueller. Damals, in den siebziger, achtziger Jahren herrschte so ein lauwarmes, ideologisches, kulturelles Nichts. Später, 1986 wurde be-hauptet, dies sei eine zionistische Verschwörung. So ein Quatsch, junge Intellektuelle wollten sich einfach an einem Ort treffen und zusammen sein, wo sie über alles sprechen konnten, was sie interessierte, meine Güte, auch über jüdische Kultur, die Mehrheit der Leute interessierte sich dafür. Ausserdem schaute Feri, der überhaupt nicht religiös war, inwiefern die Gruppe eine Affinität zur Religiosität hatte. Wir machten den Kiddusch (…) Die Sache hatte einen kleinen religiösen Charakter, wir lernten (…) [die Bedeutung] von Freitag, Samstag, Judentum. Ande-rerseits kamen doch einfach nur Jugendliche zusammen. (…) Ich wurde mit offenen Armen empfangen. Viele verkehrten schon dort. 20 bis 30 Personen das war am Anfang das Minimum. (BJ)

Bis zum Ende des Kiddusch waren wir zusammen. Wir assen Brot (Majci), tranken Wein, sangen zusammen (…). Wenn jemand ein interes-santes Thema einbrachte, das alle interessierte, hörten wir zu, diskutier-ten darüber. Wenn es nichts gab oder wenn es weniger interessant war, dann sprach der eine mit diesem, der andere mit jenem. (…) Später spielten wir viel Musik. (…) Wir versammelten uns um Laci, er spielte gut Gitarre (…). Wir gingen ins kleine Zimmer, damit wir die „Alten“

nicht störten, es gab auch ältere Leute. Die Altersgruppen reichten von 15 bis 60, aber der Durchschnitt war um die 20 Jahre alt. Dann gingen wir mit Laci singen und nicht etwa „Der Friede ist unsere Losung“, son-dern jüdische Lieder, Lieder aus Israel. Es gab auch solche die über Jahre hinweg Schach spielten. Und alle brachten etwas mit. In der Kü-che (…) gab es zu Essen. (…) Wenn es schon sehr spät wurde und viele Leute dort waren, dann sassen in der Küche fünf Leute, im Wohnzimmer acht, im kleinen Zimmer sechs und so verteilten wir uns. Es entwickelten sich Beziehungen, Liebschaften und Freundschaften. (BJ)

Mit der Zeit entwickelten sich verschiedene Ansprüche, wobei sich die ähnlich Gesinnten neu gruppierten. Teilweise gingen sie mehreren Aktivitäten nach, da generell darauf geachtet wurde, dass sich die Veranstaltungen zeitlich nicht über-schnitten, war dies auch möglich. Die Initiantin der Havdalah-Gruppe erzählt von den folgenden Vorstellungen für ihre Unternehmung:

(2) Samstagabend-Gruppe

Es gab den sehr lockeren Kreis von Maria [Antalffy], es wurde von niemandem etwas verlangt, es war eine Art Kaffeehausrunde. Ich dachte, ich hätte überhaupt keine Lust und sah keinen Sinn, in diesem Rahmen etwas zu unternehmen. Bei [Feri] herrschte eine totale Kontrolle, ich hätte gerne einen Mittelweg gehabt: Kontrollieren, geben und im Tausch dafür etwas verlangen. Was ist es, was ich geben möchte: Dass die Ju-den wissen, dass sie jüdisch sind, alles was zum JuJu-dentum gehört, vom Fundament bis zum Dach (...). Worin besteht dieses Judentum? Aber da-zu war es da-zunächst notwendig, dass ich selbst etwas von ihnen verlangte:

In diesen Kreis kann man also nicht einfach nur so eintreten und einen Kaffee trinken und etwas dazu essen und schwatzen, das interessierte mich nicht, so läuft es auf dem Donaukorso. Also diejenigen, die ich bei mir versammeln möchte, die werden alle Hausaufgaben bekommen. Und weil das nicht geht, dass wir uns immer am gleichen Ort versammeln und immer den Gleichen belasten, werden wir immer bei allen sein. Wer also Mitglied dieses Kreises sein wollte, der hatte Verpflichtungen und Aufgaben. Wir besprachen das zusammen und zur ersten Zusammenkunft luden wir Leute ein, von denen wir dachten, dass sie der Sache einen Schub geben würden. (…) Es entwickelte sich eine sehr kompakte kleine Gesellschaft, deren Mitglieder sich dazu verpflichteten, einen Vortrag zu halten und ihre Wohnung zur Verfügung zu stellten. Bei der Versorgung übernahm ich jedes Mal meinen Teil. Wenn sehr viele Leute zusammen-kamen, dann kamen sie zu uns, da wir eine grosse Wohnung hatten. (H)

Und die mit dem Decknamen „die mit dem Buch“ [organisiert von einer Gruppe mit jungen Ehepaaren, die schon Kinder hatten] (...), be-handelten unter anderem Erziehungsfragen, (…) sie nannten die Gruppe unter sich Havdalah-Gruppe, und sie trafen sich immer in verschiedenen Wohnungen, wo verschiedene Vorträge gehalten wurden. (L)

(3) Montagabend-Gruppe

Die beiden anderen Gruppen existierten unter den Decknamen „die mit dem Buch“ und „Künstlerin“ [bei der ungarischen Bezeichnung

„Könyves“ und „Mûvész“ bleibt das Geschlecht unbestimmt]. Frau Herbst war „die mit dem Buch“, denn sie hatte ein Kochbuch über jüdi-sche Gerichte verfasst, die „Künstlerin“ war Mária Antalffy, eine gute Kunstmalerin und sie war Christin (nichtjüdisch), eine [ihren Namen]

mit zwei f und mit y [schreibende] Gentry, und ihr Ehemann, Béla Kele-men, war ein bekannter Übersetzer und jüdisch. [Sie selbst konvertierte

später.] Sie und Frau Herbst kamen eine zeitlang hierher. (…) Eines Ta-ges eröffnete mir Mária, dass auch sie am Freitagabend Zusammenkünf-te bei sich organisieren würde. Ich sagZusammenkünf-te, das würde die Gesellschaft spalten und wäre niemandem dienlich. (…) Am Montag sollten sie zu Dir kommen und dann nicht zum selben Thema, sondern man sollte einen Spieltag daraus machen - wer wollte, könnte Schach oder Karten spie-len, wer nicht wollte, könnte Gespräche führen. (L)

Bei Mária war es anders. Damit es nicht mit [der Veranstaltung von]

Feri kollidierte, verlegte sie ihr Treffen auf den Montagabend. In den gu-ten algu-ten Zeigu-ten gab es am Montag noch keine Sendungen im Fernsehen.

(…) Es gab Überschneidungen, solche, die sowohl zu Feri, als auch zu Mária gingen. Dies war eine offenere Gesellschaft. Weil Mária ur-sprünglich nichtjüdisch war, erst später konvertierte, und Künstlerin, war es viel offener, vielfältiger, von Zeit zu Zeit auch exaltierter. Es wurden Performances aufgeführt. Es gab Vorführungen, Hauskonzerte.

Wir feierten Seder, drei Rabbiner stritten sich um die Interpretation der Haggadah. Es geschah hier Einiges. Es kamen auch Nichtjuden und vie-le Künstvie-ler. (BJ)

(4) Voraussetzungen, Organisation, Benennung der Organisation

Es gab ein Konkordat. (…) Eine Vereinbarung zwischen dem Staat und den historischen [anerkannten Kirchen], der katholischen, refor-mierten, evangelischen, jüdischen, dass man soviel beten durfte, wie man wollte, dass deswegen niemand belangt werde, dass die Kir-chen[gebäude] nicht geschlossen werden, nur wenn sie es selber wollen.

In Ungarn, in Budapest wurden über 90% der Gebäude [Synagogen] ge-schlossen, da es niemanden mehr gab. Es war die Bedingung gestellt worden, dass man die Jugend nicht organisieren durfte. Dies wurde aber nur von der jüdischen Seite eingehalten, das heisst von der jüdischen Gemeinde. (L)

Wenn es spezielle Veranstaltungen gab [z.B. Hauskonzerte] kamen bis zu 40 Personen zusammen, nicht mehr. Einmal habe ich versucht zu-sammenzuzählen, wie viele Leute hier während 10 Jahren mehr als zweimal verkehrten, es waren mindestens 250 Personen. Namen haben wir nie notiert, ein Telefonbuch hatten wir nicht, denn ich wusste die Nummern auswendig, auch nach 10 Jahren noch, dann habe ich sie erst aufgeschrieben. Das war alles. Warum dies als Verschwörung galt, war-um sie es als Menorah bezeichneten, warwar-um sie es eine ‚Organisation’

nannten, das übersteigt meine geistige Kapazität. (L)

Notiert wurden die Adressen nicht. Dies ist nicht nur der Gedächtnisstärke von Lovász zuzurechnen, sondern wohl auch ein bewusstes Vorgehen, um sich nicht unnötig dem Verdacht einer Organisation auszusetzen, die bloss eine Angriffsflä-che für die StaatssiAngriffsflä-cherheit hätte bilden können. Wie es sich herausstellte, kreierte sich letztere diese „Lücken“ selbständig.

Diese „Abwehrhaltung“, sich von Formalität fernzuhalten, hat bis heute, zum Zeitpunkt der Lebenslauferzählung gehalten:

Ich habe nichts organisiert, habe nie jemandem gesagt, dass er kom-men soll, hier bleiben soll, dies oder jenes tun soll. Ich war Niemandes Chef. In 10 Jahren brauchte ich einigen Aufwand, um meine eigene Au-torität zu zerstören, sie sahen mich an, wie die Gans Gott anschaut, das brauchte ich nicht. Ich bin weder Wissenschaftler, noch Mitglied der Akademie, noch irgendetwas. Das Wissen, worüber ich verfüge, habe ich mir durch meine Erfahrungen angeeignet. Niedergeschrieben habe ich nichts, nicht eine Zeile, Interviews wurden mit mir gemacht nicht nur ei-nes, aber selber habe ich nie geschrieben. (L)

Als ein Rabbiner von Pécs [Fünfkirchen, Südwestungarn], nach Bu-dapest kam, ging er zuerst in die Synagoge in der Csáky Strasse, (…) Dort fing er an, monatlich einmal eine Zusammenkunft mit jüdischen Ju-gendlichen zu organisieren. Beim vierten Mal verkündete er, dass man aus technischen Gründen pausieren müsste, setzte es aber nie wieder fort. Es war nicht die Staatliche Behörde für kirchliche Angelegenheiten (Államegyházügyi Hivatal), die dieses Verbot erliess, sondern die (…) Leitung der jüdischen Gemeinde. (…) Sie verhielten sich schon aus eige-nem Antrieb so. (L)

Eine Gruppe, die an ein Wissen über „eine“ tabuisierte Tradition anknüpfte und ihre Genese quasi auf dieses Ziel zurückführte, musste früher oder später den Dia-log mit der älteren Generation finden, mit jener Generation, deren Vertreter dies partout nicht wollten oder konnten. Ausnahmefälle waren und eine Funktion der Integration übernahmen solche Personen, wie der Rektor des Rabbinerseminars Prof. Scheiber und Ferenc Lovász. In einigen Fällen – falls es die Möglichkeit dazu gab, half auch der Kontakt zu der Grosselterngeneration.