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Didaktisierungsvorschläge zu den ausgewählten Texten von Özdamar, Tekinay und Akyün für Germanistik- und

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 161-179)

universitären DaF-Literaturstunden am Beispiel von Emine Sevgi Özdamar,

4 Didaktisierungsvorschläge zu den ausgewählten Texten von Özdamar, Tekinay und Akyün für Germanistik- und

Lehramtsstudierende

Im Folgenden wird am Beispiel der ausgewählten Texte vorgestellt, wie man sie in Kursen für BA-Germanistik und/oder in der LehrerInnenausbildung für Deutsch als Fremdsprache bearbeiten kann. Im Curriculum beider Studiengänge9 wird es explizit betont, dass die Interkulturalität (ferner auch Multi- und Transkulturalität) und die Regionalität zwei grundlegende

9 Vgl. www�mab�hu.

Aspekte bilden, die sowohl in den konkreten Studieninhalt der sprach- und literaturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen als auch in die verschiedenen Formen der Sprachvermittlung konsequent eingebaut werden sollen. Diesem Bildungsziel kommen die hier besprochenen Lektüren sehr gut entgegen, weil sie die Rolle der Mehrsprachigkeit in unserem Alltag aus eigener Erfahrung thematisieren, die Mehrsprachigkeit in ihren Texten fortwährend praktizieren und die daraus folgenden Probleme auch nicht leugnen. Auf Letzteres fokus-sierend erzählen sie ihre persönlichen Entwicklungswege, Identitätssuchen und Identitätsfindungen in einem multikulturellen und mehrsprachigen Land aus der Perspektive der Frau(en). Die weibliche Interpretationsweise der drei ausgewählten Autorinnen unterscheidet sich natürlich auch, weil sie verschie-dene Generationen vertreten und weil sie auf die spezifischen Probleme ihrer Protagonistinnen andere Lösungen fanden. Gemeinsam ist es aber an ihnen, dass sie für die Emanzipation der weiblichen Akteure positive Beispiele brin-gen und ihre Texte aus der Perspektive der Frau positiv ausklinbrin-gen lassen.

Die folgenden Didaktisierungsvorschläge können die Arbeit mit interkul-turellen Texten nur exemplarisch illustrieren und Möglichkeiten zeigen, wie sie zum Beispiel als Teilinhalt in ein Seminar mit Schwerpunkt Interkulturelle Literatur (oder wie in diesem konkreten Fall Interkulturalität und Regionalität) zu integrieren sind. Die Didaktisierung der drei ausgewählten Texte wurde in erster Linie durch die Ideen und Aufgabentypologie des Studienbuchs Einführung in die Interkulturelle Literatur von Hofmann und Patrut (2015) inspiriert10. Zu den hier vorgeschlagenen Aufgaben und zu den einzelnen Arbeitsschritten sind keine genauen Zeitvorschläge angegeben, da sich der Zeitaufwand von Gruppe zu Gruppe variieren kann. Jedoch ist generell da-von auszugehen, dass sie in je zwei bis drei Doppelstunden realisierbar sind, abhängig davon, ob die Lesephase der Primärtexte in die Stunden einge-plant ist oder nicht. Eine Extrastunde (60 bis 90 Minuten) empfiehlt sich zur Zusammenführung der Thematik der Lektüren und zur Evaluation.

4�1 Didaktisierungsvorschläge zu Schreie, schrei nur

Inhalt: Fatma, eine junge, fast bildungslose Türkin, wird gegen ihren Willen nach Deutschland verheiratet. Sie lebte in der Türkei den Alltag eines streng erzogenen, unterdrückten Mädchens. In Deutschland angekommen, ändert sich ihre Lebensauffassung nicht nur wegen des Einflusses einer anderen, ihr fremden Kultur, sondern sie wird auch auf Ermutigung ihres Ehemannes immer selbständiger und selbstbewusster. Ihre Geschichte wird rückblendend

10 Siehe ganz besonders Kapitel V (Interkulturelle deutschsprachige Gegenwartsliteratur) und VI (Exemplarische Textanalysen).

aus vielen kleinen Erinnerungstücken aufgebaut. Sie beginnt sich westlicher zu kleiden, vergleicht ihre frühere und jetzige Lebensphase, legt das Kopftuch ab und beginnt in einer Fabrik zu arbeiten. Obwohl es eine Zwangsheirat war, scheint sich am Anfang alles zum Guten zu wenden. Sie wird aber von ihrem Ehemann wegen einer deutschen Frau verlassen. Sie beschließt, ihr Schicksal allein in die Hand zu nehmen und versucht die Kämpfe des Alltags allein auszufechten. Dabei erinnert sie sich immer zurück, was sie in diesen Situationen von ihrem Mann gehört und gelernt hatte. Diese Teile sind die spannendsten im Text, da hier wir sehr viel über die Integration und die Rolle der Sprache im Integrationsprozess erfahren können. Ganz am Ende scheint sich Fatmas Schicksal wirklich zum Guten zu wenden, sie trifft hilfsbereite deutsche Frauen, mit denen sie Freundlichkeit und Anteilnahme austauschen kann, und stellt fest, dass sich in ihr – wenn auch nur langsam – aber ein Heimatgefühl entwickelt. Die ganz natürliche Solidarität und Hilfsbereitschaft, die auch hier als unabdingbare Eigenschaften der Frauen festgelegt werden, sind die immer funktionierende Rettungsmittel der Frauen, „die über alle vermeintlich unüberwindbaren Kulturunterschiede hinweg verbinden“

(Wierscherke 1996: 111), und in diesem Punkt verfängt sich die Autorin in Geschlechtsstereotypen. Das von ihr aufgezeigte Männerbild ist aber ein gutes Beispiel zum Abbau stereotypen Denkmustern.

Ablauf der Texterschließung (2 bis 3 Doppelstunden)

Phase ZielAufgaben/ FragenArbeitsform/ ErgebnisMaterial/ Quellen

Vor ber eitung

Lebenslauf und Werke der Autorin kennen lernenInternetrecherche in zwei Gruppen Gruppe A: Lebenslauf von A. Tekinay Gruppe B: Werke von A. Tekinay Gruppenarbeit Ergebnisse der Recherche auf Plakaten festhalten Plakate im Plenum vorstellen Internetrecherche: Gruppe A: Lebenslauf von Alev Tekinay1 Gruppe B: Werke mit Inhaltsangabe2

Ver tief ung Hiersein, dortsein, dazwi- schen sein. soziale und emotionale Po- sition der Autorin verstehen

Das Gedicht Dazwischen lesen Diskussion im Plenum zu den Begriffen Heimat, Heimatlosigkeit und zur Frage: Warum erleben viele ihr Da- sein als ein Leben „zwischen zwei Welten“?

Quelle des Gedichts: http://www�poesiepfad�de/ documente/Tekinay%20-%20 Dazwischen�pdf (erschienen in: Die Deutsch- prüfung, 1989)

Über leitun g

Lebens-welten der Frauen vergleichenInterview mit A. Tekinay lesen Fragen zum Text: Was bedeutet Emanzipation für die Autorin? Warum greift sie Frauen- schicksale auf?

die Fragen im Plenum beant- worten, anschließend Partnerarbeit Aufgabe: Das Bild der unterdrückten türkischen Frau und das Bild der emanzipierten deutschen Frau vergleichen

Quellentext: Wierschke: Schreiben als Selbstbehauptung, S. 242–249. 1https://web�archive�org/web/20110429032042/http://www�philhist�uni-augsburg�de:80/faecher/germanis/daf/neu/tekinay/vita�php; https://de�wikipedia�org/wiki/Alev_Tekinay; http://rbs�internetwork-bosch�com/content/language1/html/14958�asp� 2https://www�lovelybooks�de/autor/Alev-Tekinay/

Text arb eit

Emanzipationsweg einer Frau kennen lernenDen Text Schreie, schrei nur lesen und den Titel des Textes interpretieren Fragen: Was bedeutet schreien? Was bedeutet es als Titel des Textes? Warum schreit Fatma? Warum regt sie die Autorin zum Schreien an?

Partnerarbeit: Lebensweg der Protagonistin in Stichpunkten festhalten, vergleichen anschließend Diskussion im Plenum und Schrei-Effekte festhalten Aufgabe (Einzelarbeit): den Satz beenden: „Fatma schreit, weil….“ und Zettel/Btter an Pinnwand kleben alle gehen herum und lesen alle Sätze anschließend Diskussion: Bedeutungsebenen von schreien und die Analyse des Imperativs im Titel Alev Tekinay: Schreie, schrei nur (erschienen in Die Deutschpfung, 1989, S. 53–65) Wörterbuch, möglichst zwei- sprachiges, oder Duden online Blätter/Zettel mit Satzanfang, z.B. Fatma schreit, weil …

Text ana lys e

„Frauenproblematik“ des Textes verstehenAusgewählte Zitate analysie- ren und aus der Perspektive der Frau besprechen Plenum: Kreis bilden, Zitate auf Kärtchen verteilen, Zitate analysieren

Zitate auf Kärtchen: „Ja, ja, hatte Fatma genickt, um weitere Diskussionen zu vermei- den, denn ihr Deutsch wäre nicht ausreichend gewesen.“ (S. 54) „Ich fange ein neues Leben an.“ (S. 53) „Frau, sagte er immer, das hier ist nicht unsere Heimat, sondern ein anderes Land. Wie gesagt, andere Länder, andere Sitten. Also, wir müssen uns umstellen. Wir müssen uns anpassen, wenn wir die Fremde überleben wollen“. (S. 59) „Meinetwegen brauchst du kein Kopftuch zu tragen, hatte Mehmet gesagt, und wochenlang war sich Fatma wie nackt vorgekommen, bis sie sich daran gewöhnt hatte, ohne Kopftuch unter die Leute zu gehen“. (S. 59) „Wenn wir wirklich reich werden wollen, müssen wir sparen. Und damit wir sparen können, halte ich es für besser, wenn du arbeiten gehst, sagte Mehmet einmal. Ich? Berufstig? Warum nicht? Ja, ja, nickte Fatma aufgeregt.“ (S. 59) „Fatma hatte die Lehrerin und die Hebamme verttert und hatte nie gedacht, daß auch sie eines Tages eine mutige Frau sein würde, die auf ihren eigenen Füßen steht. Eine Frau, allein in einem fremden Land, ohne Arbeit, ohne Obdach, und dann weitermpfen würde.“ (S. 59)

Nac hbe arb eitung Informationen zur heutigen Situation junger Muslimin- nen in Deutschland sam- meln

Sich orientieren, und die Frage beantworten: Wie änderte sich seit dem Erscheinen des Textes von Tekinay die Lage junger Musliminnen in Deutsch- land?

Internetrecherche als Haus- aufgabeEmpfohlene Quellen: Die vielen Welten türkischer Migrantinnen – Text von Canan Topçu3 (© Zeitschrift für Entwicklung und Zusammenarbeit 2005) Lebenswelten türkischer Migran- tinnen der dritten Einwanderer- generation – Text von Yeliz Gölbol4 (© Heimatkunde 2013) 3https://de�qantara�de/inhalt/musliminnen-in-deutschland-die-vielen-welten-turkischer-migrantinnen� 4 https://heimatkunde�boell�de/2013/11/18/lebenswelten-t%C3%BCrkischer-migrantinnen-der-dritten-einwanderergeneration�

4.2 Didaktisierungsvorschläge zu Mutterzunge

Inhalt: Mutterzunge thematisiert das Gefühl des Sprachverlustes. Die Ich-Erzählerin berichtet darüber, wie sie ihre Muttersprache verloren hat und wie verzweifelt sie darüber ist, weil die verlorene Sprache, die „Mutterzunge“, auch ihre Identität „mit sich genommen hat“. Wir erfahren über diesen Prozess alle Einzelheiten und verfolgen mit einem Gefühl tiefer Traurigkeit die er-folglosen Versuche der Autorin, ihre ursprüngliche Identität und Sprache zu finden. Die Melancholie und die Rat- und Tatlosigkeit der Protagonistin werden zerrissen, als sie sich entscheidet, Arabisch zu lernen, um zu ihrer Muttersprache einen Zugang zu finden. Dieser Entschluss wird dann in der Erzählung Großvaterzunge verwirklicht, die sich zu einer Liebesgeschichte entwickelt. Besonders wichtig sind die Textteile, in denen die Metaphorik der Muttersprache ausgearbeitet und auch der Ausdruck Mutterzunge erklärt wird.

Ablauf der Texterschließung (2 bis 3 Doppelstunden)

Phase ZielAufgaben/ FragenArbeitsform/ ErgebnisMaterial/ Quellen

Vor ber eitung Lebenslauf und Werke der Autorin kennen lernenInternetrecherche: Gruppe A: Lebenslauf von E. Sevgi Özdamar Gruppe B: Werke von E. Sevgi Özdamar Gruppenarbeit Ergebnisse der Recherche auf Plakaten festhalten Plakate im Plenum vorstellen Internetquellen: Gruppe A: Lebenslauf von Emine Sevgi Özdamar5 Gruppe B: Werke mit Inhaltsangabe6

Ver tief ung Kunstsprache und Wirkungsziele der Autorin kennen lernen Video sehen: Wegbeschreibung. Interview mit E. Sevgi Özdamar Partnerarbeit: Informationen sammeln über das künstlerische Wirken der Autorin diese im Plenum besprechen Quelle des Videos: https: BC5719FFC30216B5 8809BC5719FFC30216B5 8809&&FORM=VRDGAR (ca. 12 Minuten)

Beg riff sarb eit Begriffe verstehen Zusammenhang zwi- schen Muttersprache und Mutterzunge erkennen Recherche in verschiedenen Wörterbüchern Bedeutungen vergleichen Begriff Identität thematisieren

Einzelarbeit: Begriffe auf Kärtchen verteilen, Wortschatzarbeit, Ergebnisse tabellarisch festhalten Plenum: Diskussion über Identität und die Rolle der Muttersprache für die Identität Reflexion auf das ungari- sche Wort anyanyelv

rtchen mit den Begriffen Muttersprache Fremdsprache Vaterland Mutterland Mutterzunge Wörterbücher7 und Online- Wörterbücher zu vielen verschiedenen Sprachen (alternativ kann auch eine mehrsprachige Tabelle mit den Wörtern für Muttersprache/ Mutterzunge angefertigt werden) 5https://de�wikipedia�org/wiki/Emine_Sevgi_%C3%96zdamar; http://literaturfestival�com/autoren/autoren-2005/emine- sevgi-ozdamar; https://www�emma�de/artikel/emine-oedzdamar-einstand-emine-sevgi-oezdamar-264141; http://rbs internetwork-bosch�com/content/language1/html/14844�asp� 6https://www�kiwi-verlag�de/buecher/buecher-a-z�html?authorid=334� 7 Z.B. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Wolfgang Pfeifer (Hg.), Berlin 1993; Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl., Mannheim 2007 usw.

Lese arb eit Interpretation des Werkes vorbereiten Zusammenhang zwischen Sprache und Identität vertiefen

Lese-Flashmob gestaltenPlenum Aufgabe: Stehformation bilden: alle lesen eine selbst ausge- suchte Passage zum Thema Sprache aus dem Text Mutterzunge vor und erklä- ren, was diese Zeilen für sie bedeuten Text Mutterzunge lesen (Text kann zunächst auch in der Stunde gelesen werden und anschließend Lese-Flashmob organisiert werden) In: Mutterzunge (Mutterzunge, 1993, S. 7–12)

Text arb eit

Analyse des TextesWidmung an die Leser auf der Webseite der Autorin lesen aus dem Text Mutterzunge Informationen suchen zu den folgenden Themen: Sprache, Staat, Öffentlichkeit, Erinnerung, Zugehörigkeit Kleingruppen je nach Themen bilden Thema heraussuchen und herausarbeiten anschließend Wirbelgruppe gestalten und Stichwörter besprechen Quelle des Widmungstextes: „Zunge hat keine Knochen, wohin man sie dreht, dreht sie sich dorthin8

Nac hbe reit ung

literaturwissenschaftliche Analyse des TextesAnalyse von M. Dufresne lesen Analyse mit den Ergebnissen aus der Stunde vergleichen

HausaufgabeMarion Dufresne: Emine Sevgi Özdamar: Mutter(s) zunge. Der Weg zum eigenen Ich. Erschienen in: Germanica 38, 2006 (= Voix étrangères en langue allemande)9 8http://mutterzunge�org/the-tongue-german/ 9Erreichbar unter https://journals�openedition�org/germanica/373�

4�3 Didaktisierungsvorschläge zu Hans einmal mit scharfer Soße Inhalt: Hatice, die Protagonistin des Romans lebt als freie Journalistin in Berlin, hat eine Familie in Duisburg, die etwa vor 30 Jahren aus der Türkei nach Deutschland auswanderte. Hatice ist eine junge emanzipierte Frau, die die deutsche Sprache sehr gut beherrscht, weder Kopftuch trägt noch zwangs-verheiratet ist. Sie ist auf der Suche nach ihrem deutschen Traummann, aber mit „türkischem Feuer“. Die Protagonistin erzählt in einer Ich-Erzählform über sich selbst, über ihre Konflikte mit Eltern und Geschwistern, über ihre türkischen Wurzeln und über ihre Identitätsfindung vor dem Hintergrund des Schulbesuchs, des Berufslernens und der Arbeitssuche. Akyün setzt sich mit ihrer Identität sehr oft aus der Perspektive des Sprachgebrauchs auseinan-der und erzählt, wie selbstbewusst und selbstverständlich sie beide Sprachen benutzen kann. Sie erzählt mit viel Witz und Humor und mit jugendlicher Frische über das Alltagsleben ihrer Familie in zwei Kulturen.

Ablauf der Texterschließung (2 bis 3 Doppelstunden)

Phase ZielAufgaben/ FragenArbeitsform/ ErgebnisMaterial/ Quellen

Vor ber eitung Lebenslauf und Werke der Autorin kennen lernenInternetrecherche: Gruppe A: Lebenslauf von H. Akyün Gruppe B: Werke von H. Akyün Gruppenarbeit Ergebnisse der Recherche auf Plakaten festhalten anschließend Plakate im Plenum vorstellen Internetrecherche: Gruppe A Lebenslauf von Hatice Akyün10 Gruppe B Werke mit Inhaltsangabe11 Webseite der Autorin12

Ver tief ung

„Akyün im Gespräch“ – soziales und kulturelles Engagement der Autorin verstehen Interwies mit von H. Akyün lesen Akyüns politisches und soziales Engagement mit eigenen Worten formulieren

Gruppenarbeit drei Gruppen bilden jede Gruppe bekommt ein Interview Stichwörter zu der Position der Autorin sammeln (Migration, Identität, Familie), ihre Position mit eigenen Worten formulieren Diskussion im Plenum: Vergleich der Stichworte und der Positionen der drei Interviews

Texte und Quellen: Warum muss ich einen Migrations-hintergrund haben? – Planet-Interview mit Hatice Akyün13 Heimatweh. Die Schriftstellerin Hatice Akyün hadert mit ihrem Land – MAGDA- Planet- Interview mit Hatice Akyün14 „Wir stehen wieder bei null“ – MIGAZIN- Interview mit Hatice Akyün15 10https://www�modular-housing�de/referenten/2016/hatice-akyuen-67; https://de�wikipedia�org/wiki/Hatice_Aky%C3%BCn 11https://www�lovelybooks�de/autor/Hatice-Aky%C3%BCn/� 12https://de�wikipedia�org/wiki/Hatice_Aky%C3%BCn. 13http://www�planet-interview�de/interviews/hatice-akyuen/34830/� 14http://www�magda�de/heimatweh 15http://www�migazin�de/2011/02/08/hatice_akyun-wir-stehen-wieder-bei-null/.

Them enar beit Thema des Buches kennen lernenInformationen sammeln über Migration in Deutsch- land und über das Leben deutsch-türkischer Men- schen in Deutschland

Gruppenarbeit: PPT-Psentation/ Plakate anfertigen Thema A: Migration: Phasen, Zahlen Thema B: Deutsch-türkische Menschen in Deutschland anschließend Vorträge im Plenum Gruppe A bekommt den Hintergrundtext Zahlen und Fakten / Migration (Quelle: Informationen zur Politischen Bildung)16 Gruppe B bekommt den Hintergrundtext rkische Minderheit in Deutschland. (Quelle: Informationen zur Politischen Bildung)17

Vers teh ensar beit Migration und Integration als literarisches Thema Fokuspunkte und Problem- inventar aufstellenEinzelarbeit (aufgrund der zwei Präsentationen und der Interviews mit der Autorin):

Packpapier, Wäscheleine, Klammern auf Packpapier festhalten und die Problematik mit indivi- dueller Recherche vertiefen Ergebnisse auf einer Wäscheleine aufngen und vergleichen 16http://www�bpb�de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61621/migration� 17http://www�bpb�de/izpb/9698/tuerkische-minderheit-in-deutschland?p=0.

Text ana lys e Darstellung von Migration und Integration bei Akyün analysieren

Ausgewählte Textpassagen ren und folgende Fragen beantworten: Welche Probleme bespricht Akyün? Mit welcher Technik be- schreibt sie sie?

Partnerarbeit: Textauszug hören, Schlagwörter aus der vo- rigen Aufgabe zu zweit mit konkreten Situationen ernzen Plenum: Stilmerkmale von Akyün formulieren (oder: Beispiele sammeln etwa für hu- morvolle, individuelle, anekdotische, ironische etc. Formulie-rungen) Hatice Akyün liest aus ih- rem Buch Hans einmal mit scharfer Se, Teil 118(ca. 10 Minuten) Hatice Akyün liest aus ih- rem Buch Hans einmal mit scharfer Se, Teil 219 (ca. 8 Minuten)

Text arb eit Stereotype Bewertungen erkennen, KritikKapitel 1 des Buches Neulich in einer Parallelwelt lesen die Selbst- und Fremdzu- schreibungen aussuchen Partnerarbeit: Textteile gemeinsam besprechen anschließend im Plenum die Selbst- und Fremdzu- schreibungen auflisten

Text im Internet20 oder im Buch (S. 7–13). 18https://www�youtube�com/watch?v=aJwOHNl0rzY 19https://www�youtube�com/watch?v=WCZfRTdH2lQ. 20https://www�randomhouse�de/leseprobe/Einmal-Hans-mit-scharfer-Sosse-Leben-in-zwei-Welten/leseprobe_9783442154395�pdf.

Ver tief ung sar beit Lebensweisen vergleichen Kapitel 2 des Buches Mokkagläser mit Goldrand lesen und Informationen sammeln über die „türki- schen“ und „deutschen Lebensweisen, die zwei „Welten“ vergleichen

Partnerarbeit: Textteile gemeinsam besprechen Antworten auf folgende Fragen: Warum verwendet die Autorin die Namen Hans und Helga? Was bedeutet der Titel des Buches? Was heißt Parallelwelt? Wie ist ein Leben in zwei Welten? anschließend Diskussion im Plenum Text: https://www�randomhouse� de/leseprobe/Einmal- Hans-mit-scharfer-Sosse- Leben-in-zwei-Welten/ leseprobe_9783442154395� pdf oder im Buch (S. 13–24).

Nac hbe reit ung intermedialer Vergleich (Verfilmung mit Buchtext vergleichen) Filmszene, in der die Familie von Hatice vor- gestellt wird, heraussu- chen und mit dem Text vergleichen Hausaufgabe: Unterschiede und Ähnlichkeiten feststellen, in einem kurzen Aufsatz formulieren (ca. eine Seite) Quelle: Einmal Hans mit scharfer Soße Spielfilm, Deutschland 2012/13 (95 Minuten)

4�4 Zusammenführung der drei Lektüren

In einer letzten Stunde kann die Problematik der drei Texte zusammenge-führt und verglichen werden. Die Grundlage des Vergleichs bilden die drei Frauenschicksale, die in den ausgewählten Lektüren dargestellt sind. Alev Tekinay betont die Rolle der persönlichen Entscheidungsfähigkeit und der weiblichen Kraft, ohne die keine Emanzipation der Frau denkbar ist. Sie ist aber auch überzeugt, dass die Frauen dazu auch von außen Hilfe brauchen:

sie müssen zu dieser Entscheidung ermuntert werden. So ist Mehmet, der Ehemann von Fatma ein Beispiel dafür, dass auch Männer die Frauen zur Emanzipation ermutigen können. Tekinay bildet einen idyllischen und oft nicht realistischen Weg zur Entwicklung der Geschlechterrollen ab, aber auch dadurch vermag ihr Text zu zeigen, das eine „Ende-gut-alles-gut“-Vorstellung vielen Frauen Mut und Kraft geben kann. Özdamar versteht die Problematik der Frauenschicksale anders. Sie beobachtet diese nicht aus der Perspektive der Frau–Mann-Beziehung wie Alev Tekinay, sondern aus der der Mutter–Tochter-Beziehung und arbeitet dabei die Rolle der Muttersprache sehr intensiv heraus. Mutter und Tochter können sich nur in einer gemein-samen Sprache verstehen. Wenn die Mutter Türkisch spricht, die Tochter aber Deutsch, ist ein Verständnis zwischen den beiden ausgeschlossen. Die Frage lautet: Wer muss daran ändern? Die Tochter oder die Mutter? Özdamar zeigt hier auf, dass die traditionellen Frauenrollen von den Müttern mittels gemeinsamer Sprache vererbt werden und eine Sprachlosigkeit zwischen Mutter und Tochter zu unauflöslichen Konflikten führt. Die Töchter haben aber oft ein doppeltes Rolleninventar vor sich: Zu Hause verhalten sie sich

„türkisch“, aber sie träumen davon, eine selbständige, emanzipierte „deut-sche“ Frau zu werden, wie ihre Schul- oder Studienkommilitoninnen. Hatice Akyün bearbeitet genau diese Problematik in ihrem Roman und sieht die ganze Entwicklungsgeschichte türkischstämmiger Frauen nicht mehr durch die Brille türkischer Traditionen, sondern durch ihre eigene „eher deutsche“

Lebensform, und kommt zum Schluss, dass die Identität einer Frau nicht nur von ihrer Muttersprache und Ursprungskultur abhängig ist, sondern vom in-dividuellen Wunsch der Frau, sich durchzusetzen.

Weiblichkeit, Emanzipation, Identitätssuche, Heimatfindung, Sprachverlust, Sprachlernen, Sprachfindung und die Frage, welche Rolle dabei der Mutter- und einer zuerst Fremd-, dann Zweitsprache gewordenen Sprache zukommt, sind die wichtigen gemeinsamen Themen der Werke. Dieser thematische Strang verbindet die drei Autorinnen, die aber bei ihrer Suche nach Antworten auf diese Fragen dem Sprechen, dem Sich-Ausdrücken jeweils unterschied-liche Funktionen zuordnen. Tekinay sieht darin ein Mittel der Anpassung,

Özdamar die Quelle zum verlorenen Ich und Akyün den Weg zur erfolgrei-chen Integration.

In der letzten, abschließenden Stunde können sich die KursteilnehmerInnen mit diesen Unterschieden beschäftigen und die Pressestimmen zu den ausge-wählten literarischen Texten lesen.

5 Schlussfolgerungen

Die oben dargestellten Didaktisierungsvorschläge zeigen beispiel-haft auf, wie man in DaF-Studiengängen (z.B. BA-Germanistik oder Deutschlehrerausbildung) mit interkulturellen Texten auf der Grundlage des Konzepts des Fremdverstehens arbeiten kann. Dies setzt voraus, dass Studierenden im Laufe ihrer Ausbildung diverse Möglichkeiten angeboten werden, aktuelle Fragen der deutschen Sozial- und Gesellschaftspolitik auch in literarischer Bearbeitung kennen zu lernen. Die ausgewählten Autorinnen, ihre Texte und ihre literarische Tätigkeit verschiedenen Formats bringen dafür ein gutes Beispiel.

Diese Didaktisierungsvorschläge, die in einem Seminar der Lehrerausbildung an der Universität Miskolc im Wintersemester des Jahres 2017 erprobt wurden, fanden auf ein positives Echo im Kreis der Studierenden. Die TeilnehmerInnen des Kurses Regionalität und Interkulturalität lasen und bearbeiteten die Texte aufgrund der in diesem Artikel dargestellten Aufgaben. In der Evaluationsphase der letzten Stunde äußerten sie sich so, dass sie sich durch die Texte angespro-chene Problematik auch selbst angesprochen fühlen, weil sie keine „neutra-len“ Kenntnisse darüber bekommen haben, sondern durch die emotionale Darstellung und im Fall von Akyün durch die humoristische Ausstrahlung des Textes auch eine andere Perspektive, nämlich die Perspektive der Betroffenen kennen lernen konnten. Auch die Aufgaben fanden sie motivierend. Meines Erachtens waren die Diskussionen in den Stunden wirklich sehr fruchtbar und auch bei den Partneraufgaben fehlten Interesse und Aktivität der Studierenden nicht. Das positive Feedback der Studierenden und meine Erfahrungen im Kurs motivieren mich auch, das Experimentieren mit Alltagsliteratur in einem nächsten Kurs fortzusetzen.

Literaturverzeichnis

Primärtexte

Akyün, Hatice (2005): Einmal Hans mit scharfer Soße. München: Goldmann.

Özdamar, Emine Sevgi (1993): Mutterzunge. In: Dies.: Mutterzunge. Berlin: Rotbuch.

S. 7–12.

Tekinay, Alev (1989): Schreie, schrei nur. In: Dies.: Die Deutschprüfung. Berlin:

Brandes und Apsel. S. 53–65.

Verwendete Fachliteratur

Auernheimer, Georg (2007): Einführung in die Interkulturelle Pädagogik. Frankfurt:

WGB.

Aytaç, Gürsel (1991): Identität als Problem deutschschreibender türkischer Autoren.

Über Alev Tekinays Prosa. München: Universitätsverlag.

Becker-Honnef, Irmgard (2007): Empathie und Reflexion: Überlegungen zu einer interkulturellen Literaturdidaktik. In: Becker-Honnef, Irmgard (Hrsg.): Dialoge zwischen den Kulturen. Baltmannsweiler: Schneider. S. 201–236.

Bernard, Veronika (2012): Religion als migrantischer Fluchtraum? Hülya Kandemir

Bernard, Veronika (2012): Religion als migrantischer Fluchtraum? Hülya Kandemir

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 161-179)