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Didaktische Konzepte im Vergleich

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 186-189)

Eine Bestandsaufnahme

4 Didaktische Konzepte im Vergleich

Die nachfolgend diskutierten Didaktisierungen und Arbeitsblätter bieten Anregungen für die Arbeit mit der Graphic Novel drüben!. Dieser Comic, der 2010 mit dem Independent Comic Preis ausgezeichnet wurde, inszeniert die Vorwendezeit aus der Perspektive eines Kindes. Simon Schwartz setzt sich mit der Geschichte seiner Familie auseinander und stellt mit seiner ein-drucksvollen Bildsprache dar, wie ihre Eltern die DDR verließen. Thematisiert werden dabei Konflikte zwischen Familienmitgliedern, Unterdrückung und Opposition. Die Graphic Novel ist eine Comic-Autobiographie und eignet sich daher zur Vermittlung historisch–landeskundlicher Informationen und ermöglicht eine Diskussion über zeitgeschichtliche Ereignisse und Familiengeschichte.

Die erste Didaktisierung, die sich an Deutschlernende auf der GER-Niveaustufe A2/B1 richtet, stammt aus Michaela Brinitzers Materialsammlung (2015), in der didaktische Empfehlungen und Kopiervorlagen zu weiteren drei zeitgenössischen deutschsprachigen Comics präsentiert werden. Diese Publikation zeichnet sich durch eine starke Praxisorientierung aus und bein-haltet daher nur einen kurzen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von Comics sowie über die Entwicklung des Comics in Deutschland. Grundlegende Konzepte und Fachbegriffe wie „Panel“ oder „Rinnstein“ werden nicht geklärt und in den Arbeitsanweisungen wie auch im didaktischen Kommentar nur sparsam verwendet. Das Kapitel über Schwartz’ Graphic Novel umfasst ins-gesamt 25 Seiten, Comicseiten inbegriffen. Eingangs gibt es eine Übersicht über den Comiczeichner und die Handlung sowie allgemeine Hinweise

zum Einsatz. Hervorgehoben wird dabei, dass die Arbeit mit diesem Comic grundlegende Kenntnisse über die deutsche Nachkriegsgeschichte erfordert.

Die Didaktisierung gliedert sich in zwei Teile, die einen identischen Aufbau haben. Zuerst werden die jeweiligen Aufgaben mit didaktischen Hinweisen im Überblick dargestellt. Der Kommentar beinhaltet Empfehlungen für die Durchführung der Unterrichtseinheit, wobei auch auf mögliche Variationen und Arbeitsformen verwiesen wird. Teil-Lernziele werden in diesem Abschnitt ebenfalls kurz umrissen. In dem ersten Auszug steht eine Sequenz im Mittelpunkt, in der die Wahrnehmung der deutschen Teilung aus der Perspektive des Kindes problematisiert wird. Die zweite Sequenz fokussiert sich auf eine Szene an der Grenzübergangsstelle.

Zum ersten Auszug gibt es elf Aufgaben, welche im Sinne des klassi-schen Drei-Phasen-Modells nacheinander folgen. Zum Einstieg wird die Coverdarstellung benutzt, wobei die Lernenden zunächst das Bild beschrei-ben und die Geschichte zeitlich und räumlich verorten sollen. In einem wei-teren Schritt werden Ausdrücke wie Drüben! und Er kommt von drüben.

erarbeitet. Aufgabe 3 ist eine Zuordnungsaufgabe und dient zur lexikalischen Vorentlastung, während Aufgabe 4 historische Vorkenntnisse aktiviert und nach Schlüsselbegriffen der deutsch–deutschen Teilungsgeschichte fragt. Zur Beantwortung dieser Fragen wird eine Internetquelle empfohlen, die in leicht verständlicher Sprache verfasst ist. Zur Panelsequenz gibt es anschließend nur eine globale Frage: Was beschäftigt den kleinen Jungen? In Aufgabe 7 sollen die Lernenden Denkblasen in die Graphic Novel einfügen und diese entsprechend betexten, indem sie über die Gefühle des Kindes kurze Sätze schreiben. Aufgabe 8 ist ein Rollenspiel aufbauend auf der dargestellten Situation. Aufgabe 9 ist ein visuelles Diktat anhand eines beliebig ausgewählten Panels, Aufgabe 10 ist eine Schreibaufgabe zum gezeichneten Bild. Die letzte Aufgabe bietet ein paar Fragen für eine Diskussion über Großeltern und leitet ebenfalls eine Schreibaufgabe an.

Zur zweiten Sequenz stehen insgesamt sechs Aufgaben zur Verfügung. Die erste Aufgabe fragt nach der Bedeutung des Wortes Grenzübergang und die zweite Aufgabe beinhaltet drei offene Fragen zum Inhalt. In Aufgabe 3 sol-len die Lernenden Adjektive und Ausdrücke sammeln und diskutieren, mit denen sich Simons Gefühle und die Atmosphäre beschreiben lassen. Diese Aufgabe dient als Vorentlastung zur Schreibaufgabe über Erinnerungen an diese Grenzübergansstelle. Zu Aufgabe 6 gehört eine Karte mit dem geteilten Berlin:

die Lernenden sollen nach Sehenswürdigkeiten suchen und diese auf der Karte markieren. Die abschließende Aufgabe führt das Thema weiter und fragt nach Assoziationen und nach symbolischen Bedeutungen des Wortes Grenzübergang.

Nach einem mündlichen Austausch folgt wieder eine Schreibaufgabe.

Die zweite Didaktisierung wurde 2016 im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft der Stadt Berlin von Gabriele Klussmann, Karin Lehmann und Peter Schott (2016) erstellt. Es handelt sich um eine kostenlose Handreichung, die vollständig als PDF zum Download verfügbar ist. Dieses Material, das aus 64 Seiten, inklusive Kopiervorlagen, besteht, richtet sich an deutsche Jugendliche in der Jahrgangsstufe 9 oder 10 und behandelt die ganze Graphic Novel. Nach dem Vorwort folgen allgemeine didaktische Vorbemerkungen und eine kurze Inhaltsangabe. Zur Orientierung beinhaltet der einführende Teil auch eine tabellarische Übersicht zum Comic.

Dabei werden je nach Kapitel wichtige Handlungselemente und Szenen mit Seitenzahlen dargestellt. Im Anhang sind Fachbegriffe, relevante historische Konzepte wie SED oder Staatssicherheit und wichtige Persönlichkeiten wie Wolf Biermann oder Margot Honecker aufgelistet – Definitionen und Erklärungen werden jedoch nicht angegeben. Auch dieses Material setzt das Coverbild zum Einstieg ein. Zur Arbeit mit ausgewählten Panelsequenzen und Einzelpanels bietet die Handreichung insgesamt sieben umfangreiche Kapitel. Die einzel-nen Abschnitte setzen sich jeweils aus Kopiervorlagen, Arbeitsaufträgen und didaktischen Hinweisen zusammen. Zu den behandelten Bildern sind nicht selten ausführliche und komplett ausformulierte Modellanalysen vorhanden.

In dem Material werden nur ausgewählte Panels abgedruckt. Im Gegensatz zu der anderen Didaktisierung gehen die Autoren davon aus, dass Lernende die Graphic Novel komplett lesen. Die Aufgaben sind vielfältig und lenken die Aufmerksamkeit vorrangig auf die visuelle Gestaltung des Comics.

Die Grenzübergangsszene wird in dieser Didaktisierung ebenfalls bearbei-tet: In der ersten Aufgabe bekommen die Lernenden kurze Texte und sollen entscheiden, in welchen Situationen man solche Sätze verwenden würde.

Außerdem sollen sie anhand dieser Äußerungen auch die Personen und ihre Gefühle beschreiben. Anschließend werden die Texte sortiert und in zwei Kategorien (Textfeld oder Sprechblase) unterteilt. Ausgehend davon werden Lernende aufgefordert, einen möglichen Handlungsverlauf zu schildern und eine logische Reihenfolge aufzustellen. Erst nach dieser Aufgabe werden die Panels in der Klasse verteilt und mit den Kurztexten verbunden. Mit Bildern wird später eine ähnliche Herangehensweise empfohlen: Zuerst werden im Arbeitsblatt mehrere Panels präsentiert, die zwar aus demselben Kapitel stam-men, aber nicht in der Reihenfolge wie im Comic. Die Lernenden sollen zuerst die unterschiedlichen Perspektiven und Darstellungsweisen charakterisieren und dabei auch Gefühle und Gedanken beschreiben. In einem weiteren Schritt folgt eine Rekonstruktionsaufgabe: Die Lernenden sollen wieder über eine mögliche Abfolge diskutierten und danach ihre Vorschläge mit der tatsäch-lichen Sequenz in der Graphic Novel vergleichen. Mehrere Fragen beziehen

sich außerdem auf die Zusammenhänge der Raum- und Figurendarstellung.

Häufig wird nach dem Verhältnis zwischen Text und Bild gefragt: Anhand von inhaltlichen Fragestellungen werden allmählich formale Besonderheiten herausgearbeitet. Über deskriptive Aufgaben hinaus sind für dieses didak-tische Material Fragestellungen typisch, die die Lernenden zu Hypothesen oder Reflexionen anregen. Zu diesem Zweck werden nicht nur Aufgaben mit gemischten Panels und Textteilen angeboten, sondern auch Panelsequenzen, die Lernende sinngemäß beschriften sollen oder denen sie Sprechblasen oder Überschriften zuordnen sollen. Die kurzen Schreibaufgaben werden in der Handreichung vorwiegend zur Systematisierung genutzt: die Lernenden sol-len dabei Personen oder einzelne Handlungselemente mit eigenen Worten beschreiben oder Situationen aus einer anderen Perspektive darstellen. In diesem Zusammenhang werden Motive und Gründe fokussiert, wodurch die Lernenden Kausalitätsverhältnisse erkennen und interpretieren sollen.

Die Didaktisierung enthält zwar keine Lösungsvorschläge, aber zu jedem Kapitel gehört ein umfangreicher didaktischer Kommentar, in dem Lehrkräfte Deutungsansätze und Anhaltspunkte für die jeweilige Kopiervorlage bekom-men. Als Nachbereitung der Comiclektüre wird eine Diskussion über auto-biographische Geschichten im Comic vorgeschlagen. Lernende sollen dabei Vor- und Nachteile dieser Ausdrucksform erwägen. Weitere Anregungen und Aspekte werden dazu nicht bereitgestellt. Die Materialsammlung beinhal-tet keine weiteren Empfehlungen für die Durchführung: zeitliche Rahmen, Arbeitsformen und Lernziele werden hier nicht angesprochen.

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 186-189)