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Resultate und Analyse

In document am Beispiel des Deutschen (Pldal 64-68)

4 Das Experiment

4.2 Resultate und Analyse

Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass fast die Hälfte der Teilnehmer (14 Personen) eine akzeptable Übersetzung formulierte und auch die Diversität der alternativen Lösungen relativ hoch war. Es ist aber weniger erfreulich, dass von den 32 Teilnehmern mehr als die Hälfte (56%), insgesamt 18 Personen das Syntagma falsch ins Ungarische übersetzte. Unten die nicht richtigen Lösungen von Erholung der Rohstoffpreise:

(1) a nyersanyagok árának [csökkenése, visszaesése]– [Rückgang, Rückfall] der Rohstoffpreise (2) a nyersanyagok árának [stagnálása]– [Stagnieren] der Rohstoffpreise

(3) a nyersanyagárak [változatlanok maradnak] – Rohstoffpreise [bleiben unverändert]

(4) a nyersanyagárak [mérséklődése] – [Ermäßigung] der Rohstoffpreise

(5) a nyersanyagárak [megpihennek] – Rohstoffpreise [werden sich entspannen]

(6) a nyersanyagárak [nyugovóra térnek] – Rohstoffpreise [schlafen gehen]

Obwohl die oben angeführten falschen Übersetzungen eine relativ große Vielfalt aufzeigen, sie können alle als Folgen der mechanischen Anwendung der Einzelwortstrategie bewertet werden. Wie ich auch weiter oben schon darauf hingewiesen habe, führt zwar eine wortwörtliche Übersetzung nicht zwangsweise zu einer fehlerhaften Übersetzung, aber es sind Einschränkungen zu formulieren, damit bestimmte Fallen vermieden werden können.

Es sind hier zwei Fallen zu nennen, die im Lichte der Ergebnisse des Experiments identifiziert werden können: die Falle der Kollokation und die Falle der Kohärenz.

Mit der Falle der Kollokation ist Folgendes gemeint: eine wortwörtliche Übersetzung kann Lösungen ergeben, in denen die Einzelteile miteinander nicht kompatibel sind, d.h. ihre Verbindung nur mit großem kognitiven Aufwand nachvollziehbar ist und die Konstruktion nachweislich nicht, oder nur sporadisch vorkommt. Um das zu illustrieren, stehen unten Lösungen, die eigentlich akzeptable Übersetzungen sind, wobei die Kollokation stark gefährdet wird.

(7) a nyersanyagárak [felélednek] – Rohstoffpreise [aufleben]

(8) a nyersanyagárak [megújulnak] – Rohstoffpreise [erneuern sich]

Es ist bemerkenswert, dass man auch unter den falschen Lösungen Beispiele für die Kollokationsfalle findet (Bsp. 5 und 6).

Aber – wie gesagt – selbst die halbwegs akzeptablen Lösungen (Bsp. 7, 8) sind nur mit Mühe nachvollziehbar. Das Problem liegt darin, dass diese Konstruktionen im ungarischen Sprachgebrauch nicht zulässig sind. Zur Vermeidung dieser Kollokationsfalle kann die Kollokationsabfrage als Vorgehensweise vorgeschlagen werden. Dabei identifiziert man in einem ersten Schritt den Teil der Konstruktion, der als semantisch unabhängiges Element gilt (Rohstoffpreise/ nyersanyagárak) und ohne Rücksichtnahme auf die anderen Komponenten der Kollokation übersetzt werden kann. In der Regel sind diese Ausdrücke Fachtermini in substantivischer Form, und sie werden in der Fachkollokationsforschung Basis (vgl. Cedillo 2004) genannt.

In unserem Falle gilt also das ungarische Äquivalent des Kompositums Rohstoffpreise (nyersanyagárak) als Basis und sie dient als Ausgangspunkt einer Abfrage, in der man nach entsprechenden Kollokatoren zu dieser Basis, in zielsprachlichen Korpora recherchiert.

Zum Abschluss werden die Resultate der Datenerhebung, d.h. die Kollokatoren, als Bestandteile der fraglichen Kollokation einzeln nach ihrer Akzeptabilität in dem Kontext (z.B. nach ihrer kohärenzstiftenden Funktion, s. weiter unten) getestet. Diese Strategie der Kollokationsabfrage kann übrigens auch als Operationalisierung der Feststellung von Kromann (1989:268) über die Kollokationen als Übersetzungseinheiten aufgefasst werden:

„Die Übersetzungseinheiten sind nicht die Lexeme der Kollokation im Sprachsystem, sondern die Übersetzungseinheit ist eben die Kollokation als Ganzes in der Sprachnorm.“

Im Falle der Kohärenz geht es darum, dass eine Übersetzungseinheit als eine inkohärente Übersetzung gilt, wenn sie in der Entfaltung der Thematik des Zieltextes nicht dieselbe Funktion ausübt, wie der ursprüngliche Ausdruck im ausgangssprachlichen Text. Diese Auffassung der Kohärenz lehnt sich an die Bestimmung der Kohärenz von Sieber (2008):

„Kohärenz ist das vom Rezipienten beim Textverstehen zu rekonstruierende Zusammenstimmen der Textteile zu einem integralen Ganzen, zu einem funktional aufzufassenden Thema.“ (Sieber 2008:277)

In unserem Experiment haben mehr als die Hälfte der Teilnehmer (56%) dem Syntagma Erholung der Rohstoffpreise die Bedeutung „Abstieg oder Stagnieren der Rohstoffpreise“

zugeschrieben und für diese Bedeutung entsprechende ungarische Äquivalente eingesetzt.

Da aber diese Bedeutung in die Themenentfaltung des originalen Textes überhaupt nicht passt (Anstieg der Rohstoffpreise) entsteht ein inkohärenter Text in der Zielsprache, d.h.

diese Lösungen gefährden die Integrität des Textes in erheblichem Masse.

Wie lässt sich eine solche Falle vermeiden? Dieses Problem und auch seine Lösung gehen über die Grenzen des Syntagmas selbst hinaus, m.a.W. die Lösung ist nicht auf der textuellen Mikroebene (innerhalb der syntagmatischen Konstruktion), sondern vielmehr auf der textuellen Makroebene (oberhalb der Konstruktionsebene) zu suchen. In diesem Sinne soll in einem ersten Schritt die thematische Entfaltung des Zieltextes rekonstruiert und die Funktion der fraglichen Übersetzungseinheit innerhalb einer größeren textuellen Einheit aufgeklärt werden. Wie man eine solche Analyse durchführt, wird hier aus Platzgründen nicht detailliert dargestellt, aber im Grunde geht es dabei um eine textlinguistisch fundierte Analyse aus translatorischer Perspektive (vgl. Nord 1995; Reinart 2014). In einem zweiten, abschließenden Schritt soll für eine zielsprachliche Konstruktion entschieden werden, die sich kohärent in dem obigen Sinne in den Text einfügt (s. die oben dargestellte Deutung des Textes in 4.1).

Wenn man die Interpretation der thematischen Entfaltung des Textes und die der fraglichen Kollokation überprüfen möchte, kann – wie in unserem Falle – die vorhin schon dargestellte Kollokationsanalyse angewendet werden. Der Unterschied zu der bereits dargestellten Analyse besteht zum einen darin, dass man zur Aufdeckung der thematischen Struktur des Textes und zur Aufklärung der Funktion der fraglichen Kollokation in der Interpretation des Textes keine zielsprachliche Kollokationsabfrage zu starten braucht. Es reicht eine Kollokationsabfrage in der Ausgangssprache. Zum anderen besteht der Unterschied darin, dass hier die Basis nicht die Rohstoffpreise, sondern die ganze Kollokation bildet.

Startet man eine einfache on-line Suche im Internet via Google, erhält man eine massive Anzahl von Treffern, die die Deutung von Erholung [der Rohstoffpreise] als Abstieg [der Rohstoffpreise] nicht unterstützt, sondern eben die umgekehrte Richtung nahelegt, d.h. die Deutung Anstieg [der Rohstoffpreise]:

(9) „Keine schnelle Erholung der Rohstoffpreise …” (Handelsblatt: http://www.handelsblatt.

com/finanzen/anlagestrategie/trends/musterdepots-keine-schnelle-erholung-der-rohstoffpreise/12979502-3.html [05.12.2016])

(10)„Kräftige Erholung der Rohstoffpreise …”

(Finanzen100:https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/kraeftige-erholung-der-rohstoffpreise-bergbaufirmen-buddeln-sich-rapide-aus-dem-boersenkeller_

H1502866663_307830/ [09.08.2016])

(11) „Überraschend starke Erholung der Rohstoffpreise …” (HWWI Pressemitteilung: http://

hwwi-rohindex.de/index.php?id=7981&tx_ttnews%5Btt_news%5D=63&tx_ttnews%5Bbac kPid%5D=7977&cHash=99e93e4817789fc2cf0d05216c42500b [10.05.2010])

Es ist bemerkenswert, dass beide Fallen, die Kollokationsfalle und die Kohärenzfalle, häufig zusammen auftreten, wovon auch die von uns analysierten Übersetzungen zeugen. Daher ist auch darüber nachzudenken, wie diese beiden Fallen miteinander zusammenhängen.

Es ist ersichtlich, dass ohne das globale Verständnis des Textes, d.h. ohne Kenntnisse über die thematische Entfaltung und über die kohärenzstiftenden sprachlichen Mittel des Ausgangstextes eigentlich keine fundierte Kollokationsanalyse möglich ist. Wie die oben angeführten Beispiele zeigen, kann es vorkommen, dass die Kollokation zwar funktionsfähig ist, aber die Konstruktion selbst sich in den Text nicht kohärent einfügen lässt (vgl. Bsp. 1, 2, 3, 4). Dieser Zusammenhang zwischen den beiden Problembereichen bestärkt die Ansicht, dass die Übersetzung von Texteinheiten, selbst wenn sie auf denersten Blick durchsichtig zu sein scheinen, immer vor dem Hintergrund des globalen Textverständnisses vonstatten gehen soll. Der übersetzungsrelevanten Analyse einer Konstruktion soll also immer eine thematische Analyse des Textes vorangehen.

5 Zusammenfassung

Aufgrund der Resultate eines Experiments wurde auf Probleme der Einzelwortstrategie in der Übersetzung von scheinbar durchsichtigen Wirtschaftsphrasen hingewiesen, indem zwei Fallen, die Falle der Kollokation und die Falle der Kohärenz identifiziert wurden. Um diese Fallen zu vermeiden, habe ich als Strategien die Kollokationsabfrage

und die Rekonstruktion der thematischen Entfaltung des Textes vorgeschlagen und auch ihre Beziehung aufgeklärt. Als Fazit kann festgestellt werden, dass das Übersetzen fachsprachlicher Konstruktionen ohne Rücksichtnahme auf die thematische Entfaltung des Textes zu fehlerhaften Übersetzungen führen kann und zur Vermeidung dieser Probleme am besten eine textlinguistisch fundierte und eine für die Übersetzung relevante Analyse geeignet ist.

Literatur

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BurGEr, Harald (2010): Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt Verlag.

CEDillo, Ana Karo (2004): Fachsprachliche Kollokationen – Ein übersetzungsorientiertes Datenbankmodell Deutsch-Spanisch. Tübingen: Narr.

GläsEr, Rosemarie (2007): „Fachphraseologie/ Set phrases in technical language.“ In: Burger, Harald et al. (Hgg.): Phraseologie/ Phraseology.Berlin/New York: Walter de Gruyter (=HSK 28.1), 482-505.

kromann, Hans-Peder (1989): „Zur funktionalen Beschreibung von Kollokationen und Phraseologismen in Übersetzungswörterbüchern“. In: Greciano, Gertrud (Hg.): EUROPHRAS 88. phraseologie contrastive – actes du colloque international Klingenthal-Strasbourg – 12-16 mai 1988. Strasbourg, 265-273.

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linDross, Emilia (2015): Im Namen des Gesetzes. Eine vergleichende rechtslinguistische Untersuchungzur Formelhaftigkeit in deutschen und finnischen Strafurteilen. Dissertation.

Universität Lappland (=Acta electronica Universitatis Lapponiensis 165.)

norD, Christiane (1995): Textanalyse und Übersetzen. Theoretische Grundlagen, Methode und didaktische Anwendung einer übersetzungsrelevanten Textanalyse. Heidelberg: Groos.

rEinart, Sylvia (2014): Lost in Translation (Criticism)? Auf dem Weg zu einer konstruktiven Übersetzungskritik. Berlin: Frank & Timme.

siEBEr, Peter (2008): „Kriterien der Textbewertung am Beispiel Parlando.“ In: JaniCh, Nina (Hg.):

Textlinguistik. 15 Einführungen. Tübingen: Narr, 271-289 (= narr studienbücher).

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