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Weitere bedeutende Bauelemente der Vorburgen mit einer möglichen gesel- gesel-lschaftlichen Bedeutung und einem Demonstrationspotential

Eine mögliche gesellschaftliche Bedeutung kann man jedoch auch im Falle weiterer Bauten, die die Bebauung der Vorburg bildeten, erblicken. Als typisches Beispiel können Pferdeställe dienen, und dies sowohl in der Form frei stehender Gebäude, als auch als Bestandteil anderer, polyfunktionell konzipier-ter Bauten. Einige Ställe waren sehr großräumig und boten Platz für eine größere Zahl an Pferden. An die Lage der Ställe in der Vorburg könnten eine Reihe zusammenhängender Aspekte gebunden gewesen sein. Neben Kommunikations- und Betriebsaspekten kann man in ihrer Platzierung eine gesellschaftlich bedeutende Dimension wahrnehmen. Der Preis eines hochwertigen Reitpferdes oder eines ausgebil-deten, schweren Kriegspferdes konnte, je nach Region und aktueller Situation, dem einer kleineren Dorfsiedlung gleichen (z. B. Myś liwski 2009, 552–554). Ein eventueller Anreisender kam auf seinem Weg durch die Vorburg in die Kernburg an diesen Objekten vorbei, die durch ihre Kapazität, die Zahl der beherbergten Tiere (und ihre Qualität) und durch ihre architektonische Gestalt die wirtschaftlichen Möglichkeiten und die gesellschaftliche Stellung des Burgbesitzers widerspiegeln konnten.

In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass bei der Bewertung der gesellschaftlichen Stellung konkreter Adelsangehöriger oder ganzer Adelsgeschlechter in großem Maße zwischen ihrer Stellung auf Grundlage ihrer aktuellen wirtschaftlichen Möglichkeiten und der Position dieser Personen oder Geschlechter auf Grund ihrer erblichen Stellung im Rahmen der vielschichtigen mittelalterlichen Gesellschaft unterschieden werden muss.

Die Bedeutung von Ställen geht auch aus der mittelalterlichen Dichtung hervor. Als Beispiel kann ein Vers aus dem Sir Degrevant aus dem 15. Jahrhundert dienen: „In den Ställen mit prächtigen Pferden – Grauschimmel und Füchse“ (Austin 1984, 71). Stallobjekte tauchen auch sehr häufi g in den aus dem Ende des Mittelalters und aus der Neuzeit erhaltenen Burginventaren auf. Die Gestalt der Ställe, respek-tive ihre Kapazität, konnte auch die mögliche militärische Bedeutung der Burg abbilden.

Vorburgen und sakrale Architektur

Mit der Problematik der mittelalterlichen befestigten Sitze hängen in großem Maße auch Fragen der Religiosität zusammen. Teil der meisten Burgobjekte mit Residenzfunktion waren Kapellen, die wir auf böhmischem Gebiet schon bei den romanischen und bischöfl ichen Burgen antreffen. Seit der Zeit um das Jahr 1300 werden Kapellen zum Teil der Ausstattung einiger Adelsburgen (zur Problematik der Burgkapellen in Böhmen z. B. Kuthan 1986; Durdík und Bolina 1991; Durdík 2000, 242–244 mit wei-teren Literaturangaben). Im europäischen Kontext lassen sich Kapellen oder Sakralbauten nicht nur im Bereich der Kernburg, sondern auch im Bereich der Vorburg fi nden. Bei der Bewertung der Problematik sakraler Bauten kann man in gewissem Maße nicht nur von archäologischen Quellen ausgehen, sondern auch von Quellen schriftlicher Natur. Die Situation in den einzelnen europäischen Ländern unterschei-det sich jedoch stark.

Die Erbauung oder Existenz einer Kirche oder einer öffentlich relativ zugänglichen Kapelle auf dem Burgareal erhöhten das Ansehen des Burgeigentümers stark und man kann annehmen, dass ein Sakralbau mit diesem Zweck als Kommunikationsmittel mit den dörfl ichen und städtischen, in der Umgebung der Burg angesiedelten Kommunen diente. Die Rekonstruktion der Beziehungen zwischen der Burg und einem Sakralbau ist jedoch, wie auch die Rekonstruktion der Beziehungen zwischen der Burg und ihrem direkten und weiteren Umfeld, nicht einfach. Eine mögliche Symbiose der Adelsburg und eines Sakralbaus ist mit höchster Wahrscheinlichkeit das Ergebnis gesellschaftlicher, regional ver-änderlicher Bedingungen der mittelalterlichen Kommunen. Wenn wir neuzeitliche Sakralbauten beisei-telassen, die erst nach der Erlöschung der jeweiligen Burg entstanden, können wir die frei stehenden Sakralbauten im Rahmen der Burgareale in Böhmen aus zeitlicher Perspektive in drei grundlegende Gruppen unterteilen.

In die erste Gruppe können Burgareale mit einem älteren Sakralbau eingeordnet werden, der an der Stelle des zukünftigen Burgstandortes noch vor der Entstehung der Burg erbaut wurde. Die so entstan-dene Situation ist daher das Ergebnis der Transformation älterer Strukturen. Dieser Gruppe können zum Beispiel die Burgen Bechyně (Kreis Tábor) und Všeruby (Kreis Plzeň-Nord) zugeordnet werden. Die anscheinend romanische Georg-Kirche, die schon im 15. Jahrhundert erwähnt wurde und im Bereich der weiträumigen Vorburg der Burg Bechyně gelegen war, wurde im Jahr 1792 im Zusammenhang mit den Umbauten des Areals durch die Familie Paar abgerissen. Dieser Sakralbau hatte jedoch keinen Zusammenhang mit dem Burgareal, sondern eher mit einem älteren Přemysliden-Burgwall, in dessen Rahmen im Jahr 1268 eine Königsburg entstand, die am Ende des 14. Jahrhunderts in Adelshände über-ging. Aus der Übersicht von K. Kuča (1999, 65) geht hervor, dass diese Kirche in der Zeit des Hoch-

Abb. 5: Všeruby (Kreis Plzeň-Nord), Heiliger-Geist Kirche im Areal der Vorburg

(nach Durdík 2000, 609).

Fig. 5: Všeruby (district Plzeň-Nord), church of the Holy Spirit in the outer bailey (after Durdík 2000, 609).

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und Spätmittelalters im Rahmen der Bechyněr Agglomeration keine Pfarreifunktion übernahm. Diese Funktion erfüllte wohl seit dem 13. Jahrhundert die Matthäus-Kirche auf dem Marktplatz der benach-barten Stadt. Das Ergebnis einer älteren Situation ist auch die Existenz der Martin-Kirche in Všeruby (Abb. 5), die im Bereich der Vorburg gelegen ist und jedoch offensichtlich älter ist als der Bereich der um einige Meter tiefer gelegenen Kernburg (Rožmberský und Novobilský 1998, 7, 18, 23).

Eine etwas andere Situation kann man im Falle der Burg Zelená Hora bei Nepomuk im Kreis Plzeň-Süd verzeichnen. Obwohl die Anfänge des Objekts nicht ganz geklärt sind, scheint es wahrschein-lich, dass an der Stelle des Burgstandortes eine ältere, durch das Zisterzienserkloster in Nepomuk er-baute Kirche stand. Die Lokalität samt Kirche wurde wohl im Verlauf der zwanziger Jahre des 15.

Jahrhunderts von Mikuláš von Hus befestigt. Die Befestigung wurde im Jahre 1420 durch Bohuslav von Švamberk erobert. Das gegenwärtige, durch eine Reihe von Umbauten geformte Burgareal, das den äl-teren Sakralbau schrittweise verschluckte, entstand erst in der nachhussitischen Zeit, vor dem Jahr 1465 (Čechura 1982 204; Durdík 2000, 628).

Die oben erwähnten Lokalitäten stellen drei verschiedene Varianten der Eingliederung eines Sakralbaus in das Burgareal dar. Die erste stellt den Fall der Entstehung der mittelalterlichen Burg an der Stelle eines frühmittelalterlichen Burgwalls dar, zu dem auch ein Sakralbau gehörte. Zur zweiten Variante gehört der Fall der Burg Všeruby, wo die frei stehende romanische Kirche offensichtlich im Zusammenhang mit einem älteren Sitz vom Hoftyp stand, der durch eine kleine Burg ersetzt wurde. Die dritte Variante der Eingliederung eines Sakralbaus wurde am Fall der Burg Zelená Hora dokumentiert, wo eine Laienkirche, die durch das Zisterzienserkloster in der Nähe erbaut worden war, im Zuge der späteren Entwicklung und der Nutzung der Lokalität Teil des Burgareals wurde.

In die zweite Gruppe können Burganlagen eingeordnet werden, die einen älteren, ursprünglich in ihrer Umgebung stehenden Sakralbau mehr oder weniger verschluckten. Als Beispiel kann die Burg Chvatěruby im Kreis Mělník (zuletzt Hložek 2010a, 143–147) genannt werden, wo eine ältere gotische Kirche im Zuge der Erbauung einer jüngeren Vorburg während der Spätgotik zum Teil der Burganlage wurde (Abb. 6). Das Motiv für die Anlage einer zweiten Vorburg war vor allem der Versuch, die gro-ßen verteidigungstechnischen Nachteile des Standorts durch die Eingliederung des steil ansteigen-den Vorlands der Burg samt der Peter-und-Paul-Pfarreikirche auszugleichen (Žižka 1995). Durch die neue, mit wenigstens einem, eher jedoch mit zwei Batterietürmen befestigte Vorburg kam es zu einer weitestmöglichen Verschiebung der neuen Linie der aktiven Verteidigung vor die Kernburg. In die-sem Fall war die Existenz einer Pfarreikirche mit Bestattungsort im Bereich der anscheinend nur zu Kommunikationszwecken genutzten Vorburg kein Hindernis. Aus funktioneller Sicht war so auch die verhältnismäßig große Offenheit dieses Teils der Burganlage nicht problematisch.

In die dritte Gruppe lassen sich Burganlagen einordnen, in die in der Zeit ihrer Existenz ein frei stehender Sakralbau eingefügt wurde. Als Beispiel kann die Burg Kunětická Hora (Kreis Pardubice) dienen, wo im Rahmen der Umbauten durch die Pernsteiner eine Katharinen-Kapelle an der Grenze zwischen Kernburg und Vorburg entstand. Diese Kapelle erfüllte jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit keine Pfarreifunktion. Sie lässt sich daher eher als Privatkapelle ansehen (Durdík 2000, 310).

Außer bei der nachträglich eingegliederten Peter-und Paul-Kirche im Areal der Burg Chvatěruby kann man das Andauern der Pfarrfunktion auch bei der Johannes-der-Täufer-Kirche auf der Burg Pomezí/

Markl im Kreis Jindřichův Hradec annehmen (Břicháček 1996). Die Entstehungszusammenhänge die-ser Lokalität führen weniger auf böhmisches Gebiet, als in den Bereich Niederösterreichs, Bayerns und der Oberpfalz, wo auch Analogien zur langen einschiffi gen Johannes-der-Täufer-Kirche der Burganlage zu fi nden sind (Břicháček und Muk 1996, 60–61; zu den genetischen Zusammenhängen des Objektes neulich bei Razím 2011). Die Situation im Rahmen der Burganlage ist nicht gänzlich geklärt. Es kann jedoch angenommen werden, dass die romanische Kirche an der Stelle eines kleineren, durch einen katastrophalen Brand zerstörten Sakralbaus entstand, der im Rahmen einer weiträumigeren, auf relativ archaische Weise befestigten Fläche erbaut worden war. Mit der Entstehung der Befestigung, die ge-genüber der landesherrlichen romanischen Grenzburg Landštejn gelegen ist, kann man schon kurz nach

dem Jahr 1179 rechnen, also in der Zeit, in der ein Teil des Weitraer Gebiets von Böhmen abgespaltet wurde. Um das Jahr 1200 entstand im Rahmen der befestigten Fläche eine kleinere Steinburg mit roma-nischer Kirche. Mit Blick auf die Existenz eines Friedhofs, auf dem am intensivsten zwischen dem 13.

und 15. Jahrhundert beerdigt wurde, kann angenommen werden, dass dieses Objekt schon seit seiner älteren, hölzernen Phase Pfarreifunktionen erfüllte. Für diese Annahme spricht besonders die Existenz eines älteren Friedhofs, der mit dem älteren, wohl hölzernen Sakralbau korrespondiert (Břicháček und Muk 1996, 62).

Im Falle vieler Anlagen wird die Bewertung der Beziehung zwischen dem frei stehenden Sakralbau und dem Burgareal durch den Erhaltungszustand und die Untersuchungsmöglichkeiten dieser Anlagen kompliziert. Beispiele hierfür sind die Burgen in Lomnice nad Lužnicí (Kreis Jindřichův Hradec) und in Trhové Sviny (Kreis České Budějovice). Was Erkenntnisse über die Burg in Lomnice nad Lužnicí betrifft, bleibt die tschechische Archäologie des Mittelalters noch vieles schuldig. Die zukünftige Erforschung dieses Objekts wird jedoch nicht einfach sein. Das Burgareal, das von den Wittigonen in der gleichnamigen Stadt um die Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde, ist heute gänzlich von städtischer Bebauung verschluckt. Der einzige intakt erhaltene Bau ist die im Bereich des östlichen Marktplatzes gelegene Wenzel-Kirche, die man mit der ursprünglichen frei stehenden, Hl. Peter und Paul geweihten Kapelle identifi zieren kann. Diese Kapelle wurde offensichtlich zeitgleich mit einer Fronleichnamskapelle durch den Vyšehrader Probst und den königlichen Kanzler Vilém von Landštejn im Jahr 1359 erbaut. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts war die Burg also mit zwei Kapellen ausgestat-tet. Eine Bewertung und Lokalisierung der beiden Kapellen im Rahmen der Burganlage ist unter dem derzeitigen Erkenntnisstand recht problematisch, da die aggressive städtische Bebauung das gesam-te Burgareal verschlungen und so die Gliederung der ursprünglichen, zweifellos sehr weiträumigen Burg verwischt hat. Es lässt sich daher nicht mit Sicherheit sagen, in welchem Teil der Burganlage sich die Peter-und-Paul-Kapelle befand. Bisher konnte auch die Fronleichnamskapelle nicht lokalisiert werden. Man kann jedoch annehmen, dass sie, wie auch im Falle weiterer Objekte, Teil der Kernburg war und ihre Funktion daher im mehr oder weniger privaten Bereich erfüllte. Mit Blick auf die Lage und die Entstehungszeit weiterer Sakralbauten in der Lomnicer Agglomeration ist jedoch offensicht-lich, dass keine der beiden Burgkapellen Pfarreifunktionen erfüllte. Die Lomnicer Johannes-der-Täufer-Pfarrkirche, die nordöstlich der Kernburg gelegen ist, entstand an der Stelle eines älteren Sakralbaus, dessen Existenz der Burgerbauung und Stadtgründung vorausging (Kuča 2002, Bd. 3, 627–628; Durdík 2000, 346–347). Als Kirche wurde die ursprüngliche Peter-und-Paul-Kapelle seit dem Jahr 1645 ge-nutzt, in dem sie umgestaltet wurde, bis zu ihrer Stilllegung durch Kaiser Josef II.

Der Erkenntnisgewinn auf der Burg in Trhové Sviny ist nicht weniger kompliziert. Die Burg, die im Bereich der gleichnamigen Stadt gelegen ist, wurde von Angehörigen des Klokoter Zweigs des Wittigonengeschlechts gegründet. Der erste belegte Besitzer der Burg war Ojíř von Sviny, der im Jahr

Abb. 6: Chvatěruby, Burg

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1260 erwähnt wurde. Im Jahr 1420 wurde die Burg von Hussiten erobert und ernsthaft beschädigt. Im Jahr 1480 wurde sie auf Grund ihres schlechten Zustands abgerissen. Es blieb nur die im Jahr 1355 er-wähnte Johannes-der-Täufer-Kapelle im Bereich der Vorburg stehen. Diese Kapelle wurde nach einem Brand im Jahr 1828 abgerissen (Durdík 2000, 559). Über die bauliche Gestalt der Burg gibt es praktisch keine Informationen. Es muss sich jedoch um eine wenigstens zweiteilige Anlage mit einer wahrschein-lich nachträgwahrschein-lich im Bereich der Vorburg eingefügten Kapelle gehandelt haben. Fragen zum Umfang der einzelnen Glieder der Burganlage und zu deren Verhältnis zum Stadtorganismus könnten erst nach detaillierten archäologischen Untersuchungen beantwortet werden. Auf Grund der Verteilung und der Entstehungszeit der Sakralbauten scheint es jedoch, dass die wohl nachträglich in die Burganlage ein-gefügte Johannes-der-Täufer-Kapelle, wie auch im Falle der Kapellen auf der Lomnicer Burg, keine Pfarreifunktionen erfüllte, sondern eher ein privates oder der breiteren Öffentlichkeit nicht zugängliches Sanktuarium darstellte. Die Pfarreifunktionen erfüllte hier ganz offensichtlich die ältere, frühgotische Mariä-Himmelfahrt-Kirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Kuča 2008, Bd. 7, 602–603;

Lavička und Šimůnek 2011).

Eine frei stehende Kapelle wird durch schriftliche Quellen auch in der Vorburg der Burg Švamberk (Kreis Tachov) verortet (zuletzt Anderle und Procházka 2010; Procházka 2010). Die Lage dieser Kapelle ist jedoch bis heute unbekannt. Die gegenwärtige, einschiffi ge Maria-Magdalena-Kirche entstand erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dadurch, dass die Westwand des Kirchenschiffs teilweise vor der Escarpenkante des Grabens, welcher die Vorburg und Kernburg voneinander trennt, eingebun-den wurde. Der Chor wurde über einen spätgotischen Batterieturm erbaut, der eingebun-den vom Nordosten ansteigenden Zugangsweg und die Ostseite der Burg sicherte. Die Entstehung der Kirche lässt sich daher mit Sicherheit in die Zeit datieren, in der die primären Funktionen der Burganlage bereits erlo-schen waren. Fragen zur Lage und zum Aussehen der ursprünglichen, wahrscheinlich frei stehenden Burgkapelle könnten mögliche weitere archäologische Untersuchungen beantworten. Man kann jedoch auch nicht gänzlich die Möglichkeit ausschließen, dass die ältere Kapelle im Bereich vor der Außenseite des Grabens und vor der erwähnten östlichen Bastei stand. In diesem Falle wäre die wohl großräumigere jüngere Kirche auf ihrem Grundriss entstanden.

Aus der oben skizzierten Situation der frei stehenden Sakralbauten in den Vorburgen der Adelsburgen in Böhmen ist deutlich erkennbar, dass ihr Vorkommen im böhmischen Umfeld verhältnismäßig sel-ten ist. Es ist jedoch vorstellbar, dass diese Bausel-ten im Rahmen der Burganlage, oder im Rahmen der Vorburg, auf bedeutende Weise den Status und die gesellschaftliche Position des Burgbesitzers aus den Adelsreihen betonen konnten und in engem Zusammenhang mit dem großen Potential sakraler Bauten im Bereich der demonstrativen Architektur stehen könnten (zur Problematik der demonstrativen Architektur siehe z. B. Durdík 2004a und 2006a; Olde Meyerink 2004). Und dies auch im Falle, dass eine Burg mit einem älteren Sakralbau erst in ihrer jüngeren Existenzphase in adelige Hände gelangte.

Auf der Grundlage der bisherigen Erkenntnisse scheint es jedoch, dass die meisten der frei stehenden Sakralbauten während der Existenz der mittelalterlichen Adelsburgen keine Pfarreifunktionen erfüllten – ähnlich wie die Kapellen, die Teile der Bebauung der Kernburgen bildeten –, sondern eher ein pri-vates, oder nur einem engen Personenkreis, besonders den Burgbewohnern, zugängliches Sanktuarium darstellten.