• Nem Talált Eredményt

B EDEUTUNG KLEINER UND MITTLERER U NTERNEHMEN IN E UROPA

Wie bereits in der Problemstellung beschrieben, stellt die Personalgewinnung insbesondere für KMU eine große Herausforderung dar. Die Forschung wird daher auf diese Unternehmen beschränkt. Zum besseren Verständnis sollen zunächst KMU definiert und im Anschluss deren wirtschaftliche Bedeutung dargestellt werden.

2.3.1 Quantitative und qualitative Abgrenzung von kleinen und mittleren Unternehmen

Trotz der großen Bedeutung des Mittelstandes gibt es keine allgemein anerkannte Definition. Zur näheren Beschreibung können quantitative und qualitative Kriterien herangezogen werden. Quantitative Kriterien sind z.B. die Höhe des Umsatzes und des Gewinns, die Zahl der Mitarbeiter oder Marktanteile.28 In der Praxis ist die quantitative Methode die gebräuchlichere. Jedoch bieten quantitative Kriterien für die Klassifizierung nur einen vereinfachenden Anhaltspunkt, da unterschiedliche Wirtschaftsbereiche zusammengefasst sind, jeder Bereich jedoch spezifische Besonderheiten aufweist.29

Das IfM definiert Mittelstand anhand der quantitativen Kriterien Beschäftigtenzahl und Umsatz.30 Anhand dieser Kriterien können KMU als Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro definiert werden.31 (siehe Tabelle 1)

Tabelle 1: Klassifizierung von KMU des Instituts für Mittelstand

Größenklasse Mitarbeiterzahl Jahresumsatz

Kleine Unternehmen ≤ 9 < € 1Millionen

Mittlere Unternehmen ≤ 499 1 bis < € 50 Millionen

Mittelstand (KMU zusammen) ≤ 499 < € 50 Millionen

Großunternehmen ˃ 500 ≥ € 50 Millionen

Eigene Darstellung nach: IFM Bonn (2012), Wolf et al. (2009), S. 15

28 Vgl. Wolf et al. (2009), S. 14

29 Vgl. Knop (2009), S. 7

30 Vgl. Wolf et al. (2009), S. 14

31 Vgl. IfM Bonn (2012)

amit ist die Definition des IfM großzügiger formuliert als die der EU-Kommission. Die Europäische Kommission hat zuletzt im Jahr 2006 eine neue Definition ausgesprochen. Ein KMU muss alle drei Zugehörigkeitskriterien – d.h. Mitarbeiterzahl, Jahresumsatz oder Bilanzsumme und Unabhängigkeit – erfüllen.32 Unabhängigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass kein anderes Unternehmen einen Anteil von mehr als 25% des betreffenden Unternehmens besitzen darf.33 Da die Kriterien der EU-Kommission Bedingung zur Förderfähigkeit von KMU-spezifischer EU-Förderprogramm sind, kommt ihren Kriterien eine besondere Bedeutung zu.34 Die Definition der EU scheint sich durchzusetzen. So wurde sie bspw. mittlerweile auch von der KfW übernommen.35 Tabelle 2 zeigt die Einteilung nach der Europäischen Kommission.

Tabelle 2: Klassifizierung von KMU nach der Europäischen Kommission36

Größenklasse Mitarbeiterzahl Umsatz oder Jahresbilanzsumme

Kleinstunternehmen < 10 ≤ 2 € Millionen ≤ 2 € Millionen

Kleine Unternehmen < 50 ≤ 10 € Millionen ≤ 10 € Millionen

Mittlere Unternehmen < 250 ≤ 50 € Millionen ≤ 43 € Millionen

Eigene Darstellung nach: Europäische Kommission (2012)

Wolter und Hauser sehen die Abgrenzung von KMU durch rein quantitative Kriterien kritisch. So könnten Großunternehmen in beliebig große, nur formal unabhängige, kleine Unternehmen zerlegt werden. Dennoch würde sich ein solches Unternehmen trotz vergleichbarer Größenordnung immer noch erheblich von einem konzernfreien mittelständischen Unternehmen unterscheiden. Vor diesem Hintergrund können eher qualitative Kriterien den Mittelstand charakterisieren.37 Qualitative Kriterien beziehen bei der Betrachtung z.B. bestimmte Betriebstypen oder die Art der Betriebsführung mit ein. So werden hierbei die Eigentumsverhältnisse, die Struktur der Unternehmensführung, die Finanzierungssituation bzw. soziologische Gegebenheiten innerhalb der Unternehmen betrachtet.38 Die anzuwendende Mittelstandsdefinition sollte handhabbar sein. Daher muss

32 Vgl. Knop (2009), S. 8

33 Vgl. IfM Bonn (2013)

34 Vgl. Knop (2009), S. 8

35 Vgl. Wolf et al. (2009), S. 14

36 Die Klassifikation der Europäischen Kommission wird für den empirischen Teil der Arbeit genutzt.

37 Vgl. Wolter/Hauser (2001), S. 29f.

38 Vgl. Knop (2009), S. 9

mit den zur Verfügung stehenden Daten eine möglichst objektive und nachvollziehbare Abgrenzung von mittelständischen zu anderen Unternehmen gewährleistet werden.39

2.3.2 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen

KMU stellen für ganz Europa einen entscheidenden Faktor für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung dar. In der Europäischen Union stellen sie 99,8% der Unternehmen und sind somit ein entscheidender Faktor für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.40 KMU erwirtschafteten im Jahr 2012 etwa 58% der Wertschöpfung der gewerblichen Wirtschaft der EU und stellten etwa zwei Drittel aller Arbeitsplätze.41 Zwischen 2002 und 2008 haben sie in den 27 EU-Mitgliedsstaaten 9,4 Mio. Arbeitsplätze geschaffen, was einer jährlichen Beschäftigungszunahme von 1,9% entspricht. Im Vergleich dazu lag die jährliche Beschäftigungszunahme bei großen Unternehmen bei 0,8%. Zurückzuführen ist dies auf die stärker gestiegene Anzahl von KMU. Deren Zahl stieg zwischen 2002 und 2008 um 2,4 Mio. (+13%), während die Zahl großer Unternehmen nur um die Anzahl 2.000 (+5%) zugenommen hat.42 Die wirtschaftliche Bedeutung von KMU kann daher als herausragend angesehen werden.43 Tabelle 3 stellt einige Schlüsselkennzahlen zu KMU in Europa dar.

Tabelle 3: Schlüsselkennzahlen zu KMU in Europa (Schätzungen)

Anzahl der Unternehmen Mitarbeiter

Anzahl % Anzahl %

Kleinstunternehmen 18,78 Mio. 92,1 37,50 Mio. 28,7

Kleine Unternehmen 1,35 Mio. 6,6 26,70 Mio. 20,5

Mittlere Unternehmen 0,23 Mio. 1,1 22,62 Mio. 17,3

KMU (gesamt) 20,36 Mio. 99,8 86,81 Mio. 66,5

Großunternehmen 0,043 Mio. 0,2 43,79 Mio. 33,5

Gesamt 20,40 Mio. 100 130,60 Mio. 100

Eigene Darstellung nach: Gagliardi et al. (2013), S. 10 (Werte gerundet)

Neben der Arbeitsplatzbedeutung sind KMU auch durch ihre stabilisierende Wirkung von großer Bedeutung. Diese resultiert u.a. aus der Konzentration auf lokale und regionale Nischenmärkte und der Stabilität der Kundenbeziehungen. Des Weiteren tragen KMU zu

39 Vgl. Wolter/Hauser (2001), S. 32

40 Vgl. Europäische Kommission (2010)

41 Vgl. Schiersch/Kritikos (2014), S. 278, vgl. auch Weber-Rey (2011), S. 75

42 Vgl. Europäische Kommission (2010)

43 Vgl. Knop (2009), S. 10

einem vielfältigen Güterangebot in der Fläche bei und üben somit einen positiven Einfluss auf eine regional ausgeglichene Wirtschaftsstruktur aus.44

Tabelle 4 stellt die Unternehmensgrößen der drei berücksichtigten Länder gegenüber. Die Niederlande und v.a. Ungarn liegen bei der Anzahl der Kleinstunternehmen mit 90,3%

bzw. 94,7% deutlich vor Deutschland (82,8%). Der Anteil der Kleinunternehmen liegt dagegen in Deutschland (14,1%) vor den beiden anderen Ländern. Beim Anteil der mittleren und großen Unternehmen liegen die drei Länder etwa gleich auf.

Tabelle 4: Anzahl und Anteil der Unternehmensgrößen in Deutschland, den Niederlanden und Ungarn (exkl. Finanzwirtschaft)

Die Unterschiede werden durch die Betrachtung der Anzahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe untermauert. So arbeiten in Deutschland die meisten Beschäftigten in Großunternehmen (54,3%), gefolgt von Ungarn mit 46,4% und den Niederlanden mit 34,2%. Niederländer sind dagegen zu einem höheren Anteil als die anderen betrachteten Länder in kleinen und mittleren Unternehmen beschäftigt. In Ungarn arbeiten hingegen prozentual mehr Beschäftigte in Kleinstunternehmen als in Deutschland bzw. den Niederlanden. (siehe Tabelle 5)

Tabelle 5: Beschäftigtenanzahl im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland, den Niederlanden und Ungarn (exkl. Finanzwirtschaft)

In Prozent der Gesamtzahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe des betrachteten Landes

Eigene Darstellung nach: OECD (2012), S. 79

44 Vgl. Forster (2006), S. 674