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Childe Harold's pilgrimage : dritter und vierter Gesang

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Academic year: 2022

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CHILDE HAROLD'S

ILGRIMAGE.

DRITTER UND VIERTER GESARG. ·

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Einleitung.

Es ist mehrfach und nicht ohne Grund bemerkt worden, dass die zwei letzten Gesänge des Childe Harold sich von den beiden ersten in Ton und Charakter erheblich unterscheiden. "Der Dichter", sagt einer seiner englischen Biographen, "stellte sich uns gleich Anfangs als eine Ruine dar und als wir zuerst auf ihn unsern Blick warfen, gewahrten wir in der That in reicher Fülle die dunkeln Spuren der erlittenen gewaltsamen Zerstörung. Zwar wurde das Gebäude nicht wieder aufgebaut, wohl aber seine Färbung durch die vorüberrauschenden Flügel der Zeit gemildert und der stille, leise Epheu fand Müsse, die übriggebliebenen Trümmer mit dem sanften Grün seiner Schwermuth zu umwenden."

In diesen Worten wird die in Rede stehende Abweichung ebenso schön wie treffend beschrieben. Sie erscheint der Wahrheit gemäss nicht als eine durchgreifende Veränderung, welche die beiden Hälften der Dichtung mit einander in Gegensatz stellen oder gar in Widerspruch bringen würde, sondern lediglich als eine weitere folgerechte Entwickelung, welche ihnen das Gepräge der Eigenthümlichkeit aufdrückt, ohne ihre innere Einheit zu stören.

Zwischen der Vollendung des zweiten und dem Beginne des dritten Gesanges liegt ein Zeitraum von etwa sechs Jahren. Die

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Erfahrungen, welche der Dichter in dieser zwar kurzen, aber inhaltreichen Periode seines Lebens zu machen hatte, waren nicht geeignet, seine düstere Stimmung aufzuhellen und seiner trüben Anschauung der menschlichen Aussenwelt eine freundlichere Gestalt zu geben. Der Versuch, die innern Zerwürfnisse, welche ihn bis dahin vorzugsweise beschäftigt und die Tage seiner Jugend verbittert hatten, durch einen engeren Anschluss an das gesell- schaftliche Leben auszugleichen, war vollständig misslungen.

«Was als Mittel zur Heilung dienen sollte, wirkte gerade umge- kehrt dahin, die Rettung unmöglich zu machen. Indem sich der Dichter den Menschen nur annäherte, um sich ihnen für immer zu entfremden, nahm er dem in seinem Innern lebenden Zwiespalte jede Aussicht auf eine wahrhafte Versöhnung. Wer sich aus dem menschlichen Verbände ablöst, mag zwar, wenn er anders mit einem grösseren Masse von persönlicher Kraft ausgerüstet ist, aus seiner frei gewählten Einsamkeit mit stolzem Gleichmuth auf das wirre Treiben der Welt herniederblicken, dem innern Frieden, dem wahren Glücke muss er entsagen.

Selten ist das schmerzliche Gefühl der Einsamkeit tiefer und lebendiger empfunden worden, als von unserem Dichter. Wenn er fragt:

„ W a s ist das schlimmste der Uebel, die das Alter erwarten?"

so ertönt aus seiner innersten Seele die Antwort:

„Allein auf Erden zu sein, wie ich es bin."

Kein Zweifel daher, dass, wenn er dennoch jeden Verkehr mit den Menschen abbricht, um sich ganz und ausschliesslich auf sich selber·»zurückzuziehen, diese Isolirung durch ein unabweisbares Bedürfniss seiner Natur gefordert wurde. Byron gehörte zu jenen Geistern, die, zu eigenartig, um sich dem Fremden zu fügen und zu selbstherrlich, als dass sie sich irgend welchem äussern Zwange unterwerfen könnten, unfähig sind, die Bedingungen zu erfüllen, von welchen die Theilnahme am gesellschaftlichen Leben abhängig ist. Er gehörte zugleich zu jenen tief-innerlichen Naturen, die, allem Wechsel abhold und jeder Halbheit feind, sich entfremdet fühlen, wo sie sich nicht ganz und für immer hingeben können.

Weil er die Sehnsucht nach einer auf wahrer und beständiger

Liebe beruhenden Gemeinschaft im Herzen trägt, ist er ausser

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3 Stande, in den veränderlichen Beziehungen, zu welchen die Menschen in ihrem täglichen Verkehre durch Convenienz oder Interesse bestimmt werden, Befriedigung zu finden. Ihm sind diese Verbindungen, die dei* Morgen schliesst, damit der Abend sie wieder löse, das Werk des Scheins und der heuchlerischen Lüge. Er wendet sich in schmerzlichem Zorne ah von dem, was mit seinem eigensten Wesen in geradem Widerspruch steht und der Interessen zu spotten scheint, die ihm als die heiligsten gelten müssen.

Der Strom, wenn er eine zu grosse Wassermenge enthält, stockt in seinem Laufe und tritt verheerend über seine Ufer. Die menschliche Empfindung, wenn ihre'innere Stärke ein gewisses Mass überschreitet, sieht sich in ihrem freien Ergüsse gehemmt und wird gewaltsam von ihrem eigentlichen Ziele ab in Bahnen gelenkt, auf welchen ihre sonst beglückende Macht nur eine zer- störende Wirkung ausüben kann. Rein und tief war die Quelle der Liebe, die' in der Brust des Dichters sprudelte, aber ihre Fülle zu reich, als dass die engen Herzen der gewöhnlichen Durchschnittsmenschen sie hätten aufnehmen und fassen mögen.

Nur ein starkes und kühnes Auge durfte es wagen, sich in dem intensiven Lichte dieser Flammenseele zu spiegeln. Das Schicksal wollte nicht, dass Byron auf seinem Lebenswege einem solchen begegnete und wenn er ja zuweilen glaubte, dass ihn der Blick eines verwandten Geistes getroffen, so hatte er für seinen Irrthum schwer zu büssen.

Wäre es ihm aber auch vergönnt gewesen, sich an eine ihm ebenbürtige Persönlichkeit anzuschliessen, man darf doch zweifeln, dass er sich auf die Dauer befriedigt gefühlt hätte. Was in ihm lebte und glühte, war nicht die beschränkte Neigung zu irgend einem bestimmten Einzelwesen, sondern die grenzenlose Macht der allgemeinen Liebe, deren Wirkungskreis nur von der Ge- sammtheit des Lebendigen erfüllt wird. Es ist eine traurige Selbsttäuschung, wenn Menschen von einer dürftigen oder einsei- tigen Anlage sich zu einer grossen und umfassenden Thätigkeit berufen glauben. Gleich verderblich ist der Irrthum derer, die das reiche Mass der ihnen verliehenen Kraft verschütten, indem sie dieselbe nicht auf dem weiten Räume des universellen Welt- lebens, sondern auf dem engen Boden einzelner Lebenserschei- nungen sich auswirken lassen. Die einen stecken ihr Ziel zu

1*

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4

hoch, die andern zu niedrig, beide verfehlen es. Auch Byron verkannte den Zweck und die Macht der ihn beseelenden Empfin- dung, als er sie auf bestimmte Personen concentrirte, während er sie über die gesammte Menschheit üätte ausbreiten sollen. Die Folge davon war, dass ihm entging, was er zu seiner dauernden Befriedigung hätte finden mögen und was er wirklich fand, ihm nicht genügte.

Man trennt sich mit leichtem Herzen von dem Gegenstande seines Hasses oder seiner Verachtung, aber schmerzlich ist es, sich mit dem entzweien zu müssen, was man sich gern für immer verbunden sähe. Byron liebte die Menschen, auch als er sich genöthigt glaubte, sie zu fliehen. Ja diese Flucht selbst war in- sofern ein Beweis und eine Wirkung seiner Liebe, als er in ihr das einzige Mittel erblickte, sich die Sympathie für die Menschen, die der unmittelbare Verkehr mit ihnen zu vernichten drohte, zu erhalten. Ungern nur und mit dem grössten Widerstreben schied er aus ihrer Gemeinschaft. Erst dann entschloss er sich dazu, als seine persönliche Ehre ihm gebot, nicht länger in einer Ge- sellschaft zu weilen, deren Benehmen darauf berechnet schien, ihn aus ihrem Kreise zu entfernen. Erbittert über die ungerecht- fertigten Angriffe, die man, namentlich nach dem unglücklichen Ausgange seiner Ehe nicht aufhörte gegen ihn zu richten, im Innersten verletzt durch die kränkenden Schmähungen, mit welchen seine Feinde ihn von allen Seiten überhäuften, auf das Tiefste ergriffen von dem treulosen Wankelmuthe der Freunde, die sich eben in dem Augenblicke von ihm zurückzogen, wo er ihrer Hülfe und Theilnahme am meisten bedurfte, brach er entschlossen zwar, aber mit blutendem Herzen, die Verbindung ab, welche die Menschen selber durch ihr Verhalten ihm aufgekündigt hatten.

Wohl zuckte die Hand, als sie im Begriffe war, die mannigfachen Fäden zu zerreissen, die ihn bis dahin so fest und innig mit dem Lande seiner Geburt verknüpften. Doch der Stolz, diese letzte Zuflucht des Starken, lieh ihr seine stützende Kraft und rasch stiess er ab vom Ufer der geliebten Heimath, um aus der Ferne Blicke voll der tiefsten Sehnsucht nach ihr hinüberzuwerfen.

Als Byron zum zweiten Male und jetzt für immer sein Vater- land verliess, schied er mit dem Bewusstsein, dass nunmehr

„Alles vorüber sei auf dieser Seile des Grabes."

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Dunkle Nacht umschattete den Pfad, der ihn in die selbstgewählte Verbannung hinausführte. Kein Stern der Hoffnung strahlte ihm, dem einsamen Wanderer, auf seinem ungewissen, ziellosen Wege entgegen. Nur die Trauer um das, was er, ein unwiederbring- licher Verlust, hinter sich zurückliess, ruhte wie eine finstere Wolke auf seiner schmerzerfüllten Seele. Entzweit mit sich selber, im Zwiespalte mit der Welt, ohne Glauben an die Menschen, ohne Vertrauen zur eignen Kraft, konnte ihm sein Dasein nicht anders als nutz- und zwecklos erscheinen. Wer den innern Schwerpunkt verloren und vergeblich - versucht hat, ihn ausser sich, im Gesammtieben der Menschheit wiederzufinden, der ist in der That wie ein -

„Unkraut, das Vom Felsen auf des Meeres Schaum gespült

Dem Drang der. Woge weicht, dem Sturmeshauche folgt."

Es liegt in der endlichen Natur aller irdischen Dinge, dass sie absterben, wenn die ihnen einwohnende Lebenskraft den höchsten Grad ihrer Entwicklung erreicht hat. Auch das Unglück hat seine Grenze, jenseits welcher es wirkungslos wird und der Schmerz, der sich über ein gewisses Mass hinaus steigert, verliert seine Schärfe. So erklärt es sich, dass uns· der Dichter zu einer Zeit, wo die wildeste Verzweiflung sich seiner bemächtigen zu müssen schien, ruhiger und gefasster entgegentritt, wie in einer frühern Periode, wo noch eine günstigere Gestaltung seiner Lebensverhältnisse erwartet werden konnte. Nur so lange der Mensch, von Hoffnung beseelt, der ihm auferlegten Last wider- strebt, empfindet er die volle Schwere derselben. Ihr Druck mindert sich in demselben Verhältnisse, in welchem die Aussicht schwindet, sie abzuwerfen. Es ist mit dem geistigen Blicke wie mit dem Auge des Körpers, das sich im Dunkel der Nacht leich- ter zu orientiren pflegt, wie im schwankenden Dämmerschein, wenn Licht und Schatten mit einander streiten. Hier theilt sich seine Kraft und wird eben desshalb zur Schwäche., Dort ist es gezwungen, sich in seiner ganzen Stärke zusammenzufassen und nicht selten ist das eigne Licht, das es in Folge dieser Concen- tration ausstrahlt, hell genug, um den Mangel des leuchtenden

Mittels zu ersetzen. " • Erst nachdem die starken Bande gelöst sind, mit welchen

ihn die Aussenwelt fest umschlossen hält, erscheint der Mensch

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6

in seiner wahren Grösse. Wenn ausser ihm sich nichts mehr findet, worauf er seine Hoffnung setzen könnte, zeigt sich, in wie weit er der eignen Kraft vertrauen darf. Byron hat diese Feuerprobe auf das Glänzendste bestanden. Fast möchte man glauben, das Schicksal habe ihn nur desshalb mit seinen schärf- sten Waffen verfolgt, damit die Energie seines Geistes in ihrer ganzen siegenden Gewalt hervortrete. — Nur wer die Kraft be- sitzt, das ihn treffende Leid muthig zu ertragen, hat das Recht, unser Interesse für sich in Anspruch zu nehmen. Wir wenden uns ab von der Schwäche, die unterliegt, aber die Stärke, die zu triumphiren strebt, ist unserer innigsten Theilnahme gewiss.

Wenn es auffallend erscheint, dass die ersten Gesänge unserer Dichtung, wiewohl sie gleichsam in jeder Zeile Tod und Vernich- tung athmen, uns dennoch zu fesseln vermögen, so liegt die Lösung des Räthsels vor Allem eben in diesem Muthe des Lei- dens, der sich keinen Augenblick in ihnen verleugnet. Das ist nicht der klägliche Jammer der Ohnmacht, die sich windet in ihrem Schmerze und ängstlich nach Hülfe ruft, sondern der tiefe unterdrückte Seufzer einer starken Seele, die nicht aufhört zu ringen mit der sie bedrängenden Gewalt und auch dann nicht ge- brochen wird, wenn sie sich beugen muss. Stolz im Bewusstsein ihrer Kraft erstickt sie den Klagelaut, der sich der schmerzerfüll- ten Brust entwinden möchte. Ihr ist es nicht eigen,

/

„Sich leicht zu fühlen, wenn die Thräne rinnt,

„Nicht sucht sie Freundes Rath, nicht fremden Trost."

Und weil sie weiss, dass

„Die Dornen, die sie geärntet, von dem Baume sind,

„Den selber sie pflanzte."

ist sie bereit, die bittere Frucht der eignen Aussaat für sich allein zn kosten.

Wir fühlen uns gehoben heim Anblick des Dulders, der seinem Schmerze zu gebieten vermag und unter den härtesten Schlägen des Schicksals sein Selbstgefühl bewahrt. Er liefert- uns den thatsächlichen Beweis, dass es im Innersten des Men- schen ein Etwas gibt, an dem der Wogensturm des Unglücks wirkungslos vorüberbraust. Dieser feste, unerschütterliche Grund der menschlichen Natur tritt im Childe Harold überall zu Tage.

Er bietet sich dem Auge als ein stets bereiter Ruhepunkt, wenn

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es ermüdet abgleitet von den wüsten Trümmerhaufen, die ihm von allen Seiten begegnen. An ihm zerschellt die Macht der Zerstörung; das Gebäude, dem er zur Basis dient, mag ihr zur Beute werden; ihn selbst erreicht sie nicht. Wohl ist das Leben des Mensehen ein ununterbrochenes Leiden und Alles, was er sein eigen nennt, dem Tode verfallen. Aber er selbst, sein eigenstes Ich, der Grund und Träger seines persönlichen Daseins, ist eine wesentlich thätige Kraft, die sich in allem Wechsel unver- ändert behauptet. Selten hat diese Energie der Persönlichkeit ein so intensives Leben gewonnen wie in Byron. Seltener noch ist sie so rein, so abgelöst von jeder fremden Beimischung hervor- getreten. Gleich einer einsamen Riesensäule erhebt sie sich mitten aus dem Schutte, den der Dichter rings um sich aufthürmt und je tiefer der Abgrund, der sich zu seinen Füssen öffnet, um so höher steigt sie empor.

Das Selbstbewusstsein bietet dem Menschen, in dem es lebendig geworden, einen ehernen Schild, der ihn gegen alle An- griffe feindlicher Gewalten sicherstellt. Auch Byron hat seinen mächtigen Schutz erfahren und eben dann zumeist, als er der einzige war, der ihm geblieben. Zwar ist es gleich Anfangs die Waffe, zu der er mit Erfolg seine Zuflucht nimmt, wenn er im Kampfe mit der überlegenen Macht seines Geschicks zu unter- liegen fürchtet. Aber erst im Augenblicke, wo er genöthigt ist, ihm allein zu vertrauen, entfaltet es sich in seiner vollen Kraft.

Wenn alle die äussern Stützen zerbrechen, an welche der Mensch sich anzulehnen gewohnt ist, dann reicht ihm das eigne Ich die starke Hand, an der er sich in seiner ganzen Grösse aufrichten mag. Wenn alle die äussern Quellen versiegen, aus welchen der Geist seine Nahrung zu schöpfen pflegt, dann taucht er ein in den Strom des Lebens, der sich in ihm selber erschliesst. Und rasch steigt er empor, der „Bergtanne" gleich, die da '

„ — — wächst aus eigner Natur

„Luftig auf unbeschirmter Felsenspitze,

„Im Dürren wurzelnd, wo kein Erdreich sie .

„Schützt vor der mächt'gen Kraft des Wirbelsturms,

„Der rings die Alp umtost, doch stolz erhebt '

„Trotz Stürmen sich ihr Stamm, so hoch und stark,

„Dass würdig sie der Berge, wo aus dem Granit,

„Dem grauen, bleichen sie ihr Leben zieht,

„Zum Riesenbaum heranwächst — "

Ein treffendes Bild der erhabenen Gestalt, zu welcher der Dichter

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aus der Tiefe des Abgrunds, in welchen ihn das Schicksal gestürzt hat, vor unsern Augen aufwächst. Einsam steht sie da auf ihrer steilen Höhe;

„Rings starren eis'ge Felsen, stürmend wehn .¡Die Wind' im Kampf ihr um das nackte Haupt."

Doch sie wankt nicht; fest haftet der Fuss auf dem felsigen Boden. Kühn hebt sich der Blick zur Sonne, die hoch über ihr in den Lüften strahlt; stolz senkt er sich hinab auf das

„Meer und die Erde, die tief unten sich ausbreiten."

Und der weite Kreis, der hier sich ihm öffnet, er durchmisst ihn bis an seine äussersten Grenzen. Zahllos ist die Menge der Erscheinungen, die ihm auf seinem Wege begegnen. Bei allen verweilt er, um die Fülle seines Lichtes über sie auszugiessen und mit seiner durchdringenden Schärfe ihre innersten Tiefen zu ent- hüllen. Schnell wie der Blitz eilt er über die ungemessenen Räume dahin und was immer sie enthalten, es leuchtet hell auf in dem feurigen Glänze, den er um sich verbreitet. Die Wolke spaltet sich und das Auge dringt in die Tiefen des Himmels; die höchsten Spitzen der Berge treten deutlich hervor; der Boden des Meeres wird sichtbar und weithin lässt die vielgestaltige Erde ihre mannigfachen Formen erkennen.

' Wir staunen mit Recht über die gewaltige Geisteskraft, welche den Dichter befähigt, die gesammte Welt des Daseins in den Kreis seiner Betrachtung zu ziehen. Wir bewundern nicht minder die seltene Energie, mit der er fort und fort in rastlosem Wechsel aus einem Gebiete des Lebens in das andere übergeht, um sich in allen mit' gleicher Sicherheit zu bewegen. Die Natur in ihrer erhabenen Grösse wie in ihrer einfach-reizenden Schön- heit, der Mensch im Leben der Geschichte wie im Treiben der unmittelbaren Gegenwart, die grossen, erschütternden Bewegun- gen der Völker und Staaten wie die leisen, kaum bemerkbaren Regungen des Herzens, die Welt der That und die des Gedankens, die idealen Schöpfungen der Kunst wie die rohen Erscheinungen der Wirklichkeit — alles geht in einer endlosen Reihe von ebenso glänzenden wie ausdrucksvollen Bildern an unserm Blicke vorüber.

Wahr und schön sagt derselbe Schriftsteller, dessen Worte wir

schon im Eingange anführten: „Byron hat im Childe Harold die

ganze Erde durchschweift, dahingetragen vom Wirbelwinde des

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9 eignen Geistes. Wo immer ein Wald seine düstern Schatten warf oder ein Tempel in heiterem Lichte erglänzte, da hatte er das Vorrecht, seinen Flug zu senken. Plötzlich fährt er auf aus seinen einsamen Träumen an der verborgenen Quelle der Einöde und rasch steigt er hinab in - den Lärm volkreicher Städte oder vertieft sich in das Schweigen, das über den verlassenen Trüm- mern menschlicher Wohnungen ruht. Was immer in der Gegen- wart lebte, was in der Vergangenheit zu Grunde ging — Jeg- liches, dem nur die Kraft einwohnte, ein lebendiges Gefühl zu wecken, nahm sein allumfassender Gesang in sich auf. Da gibt es keine Einheit der Zeit oder des Ortes, die ihn zu fesseln ver- möchte; wir eilen mit ihm von Bergspitze zu Bergspitze, von Thurm zu Thurm, über die weiten, einsamen Bäume der Natur, durch die prachtvollen Hallen der Kunst. Und wenn die Schattenbilder der Geschichte zu trübe und verblichen erscheinen, dann wendet er sich zu den glänzenden Schauspielen,' die unsere eignen Tage verherrlicht haben, und die Gestalten der Könige und Eroberer aus alter Zeit räumen denen den Platz, die noch gegen- wärtig in fürstlicher Machtfülle thronen oder in der Verbannung den herben Wechsel des Schicksals betrauern."

Der Untergang des persönlichen Lebens ist für den Men- schen die Brücke, die ihn zum Leben des Alls hinüberführt.

Nur wer sich selber entsagt, die endlichen Sorgen und Interessen

von sich abgeworfen, Furcht und Hoffnung aus seiner Seele ver-

bannt hat, ist fähig, in die kreisende Bewegung des Weltganges

als ein integrirendes, wahrhaft lebendiges Glied einzutreten. Der

Geist des Menschen ist im tiefsten Grunde seines Wesens eins

mit dem Geiste des Universums. Doch dieser Grund verbirgt

sich meist hinter der bunten vergänglichen Hülle, mit welcher

das wirre Getriebe der Einzelkräfte und ihre viel verschlungene

Beziehung zur Aussenwelt ihn zu bedecken pflegt. Wo er aber,

wie in Byron, genöthigt wird, in seiner reinen und einfachen

Gestalt ans Licht zu treten, da entfaltet sich sogleich der unend-

liche Inhalt, den er in seinem Schoosse trägt. Das Selbstbewusst-

sein erscheint immer und überall zugleich als das Bewusstsein der

Welt; je energischer das eine, um so lebendiger und umfassender

das andere. Dess sind Zeuge die endlose Weite des Horizonts,

welche der Dichter mit seinem geistigen Blicke umspannt und die

tiefe Innigkeit der Empfindung, mit der er das eigenste Leben

aller grossen Erscheinungen, welche Natur und Menschheit dar-

bieten, zu dem seinigen macht.

(11)

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Wenn irgendwer, so durfte Byron mit Recht von sich sagen:

„Ich lebe nicht in mir selbst, sondern ich werde

„Ein Theil von dem, was mich umgibt"

und wenn er fragt: ·

„Sind nicht die Berge, Wolken, Wogen ein Theil

„Von meinem Sein wie ich es bin von ihrem?

„Wohnt nicht die Liebe zu ihnen tief in meinem Herzen

„Mit reiner Glut?"

so geben die herrlichen Schilderungen, die er der stillen schöpfe- rischen Wirksamkeit der Natur wie dem mächtigen Walten ihrer entfesselten Kräfte gewidmet hat, eine laute, unzweideutige Ant- wort. So empfindet nur der die segensreiche Thätigkeit der

„gütigsten Mutter", in welchem ihre Seele lebendig geworden ist. So stellt. Keiner den gewaltigen Kampf der Elemente dar, den nicht ihr Sturmeshauch innerlich angeweht hat.

Es ist der ureigne Geist der Natur, welcher dem Dichter den Griffel führt, wenn er das Gemälde ihrer Grösse und Schönheit entwirft. E s ist der ihm einwohnende Geist der Geschichte, der ihm das Leben nicht nur der Gegenwart und nächsten Vergangen- heit, sondern auch ferner Zeiten und längst verschwundener Völker in seinen charakteristischen Zügen aufschliesst und einen tieferen Einblick gewährt in die innere Bedeutung der Personen und Er- eignisse, welche den Gang der historischen Entwicklung in ihren verschiedenen Perioden bestimmt und geleitet haben. W o immer Byron die wechselnden Geschicke der Nationen zum Gegenstande seiner Betrachtung macht, da nimmt er an ihnen den innerlichsten Antheil. Er versenkt sich in sie mit der ganzen Kraft seiner Seele; das Herzblut der Völker pulsirt in seinen Adern; die Energie ihrer Helden, die Weisheit ihrer Gesetzgeber, ihre Thaten und Leiden, ihre Grösse wie ihr Verfall — mit mächtiger Stimme ruft sie sein mächtiger Geist aus dem Grabe der Vergan- genheit hervor, damit sie in ihm zu neuem Lehen auferstehen.

Selbst die Trümmer beseelt der warme Hauch seines Mundes. Ihm

„Wohnt in den Dingen, welche die Zeit gebeugt hat,

„Ein fühlender Geist — "

mit dem der Mensch, wenn er seine Sprache versteht, wie mit

seines Gleichen verkehren, dessen Empfindungen er theilen, dessen

Leben er in sich aufnehmen mag.

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11

Was die Menschheit'im Laufe der Geschichte schafft und gestaltet, ist, wie gross und bedeutend auch immer, beschränkt gleich dem Räume, auf dem es ins Lehen tritt und vergänglich wie die Zeit, durch die es bedingt wird. Aber ewig und unzer- störbar sind die allgemeinen Ideen, welche den wahren Inhalt ihres Wesens ausmachen und in der fortschreitenden Bewegung des historischen Lebens ihre Verwirklichung finden. Der Erde gehören die Werke der Menschen, aber vom Himmel stammt ihr unsterblicher Geist. Und dieser dreieinige Geist der Wahrheit, Freiheit und Liebe, auch unsern Dichter erfüllt er mit seiner gött- lichen Kraft. — Wohl macht man es Byron nicht selten zum Vorwurfe, dass er das Gebäude der herrschenden Meinungen und Lehrsätze mit rücksichtsloser Kühnheit zu untergraben bestrebt sei. Wer aber an diesen allerdings zum Theile vernichtenden Angriffen ein Aergerniss nimmt, der fühlt es nicht, dass es „eine niedrige Preisgebung der Vernunft ist,

„Selbst zu verzichten auf des Denkens Recht,"

und vergisst, dass dem selbstbewussten Menschen der begründete, wenn gleich unlösbare Zweifel einer erwiesenen Wahrheit gleich gilt. Auch kann nur ein sehr beschränkterSinn verkennen, dass die schwankenden Vorstellungen und unhaltbaren Phantasien, welche der Dichter auf ihren wahren Scheinwerth zurückführt, mehr als ersetzt werden durch die reiche Fülle tiefer und gedie- gener Gedanken, die er über die Natur und Bestimmung des Menschen, über die Aufgabe seines Lebens wie über sein Verhält- niss zur Welt mit der ergreifenden Beredsamkeit der selbstgewon- nenen Ueberzeugung ausspricht.

Der skeptische Geist Byron's ist nicht der Geist, der stets

verneint, weil er eben am Verneinen seine Lust hat, sondern die

Kraft der Wahrheit, welche Lüge und Täuschung allerwärts mit

der Wurzel auszurotten strebt, damit sie selber für ihre schöpfe-

rische Thätigkeit Raum gewinne. Ebenso geht die zornige Er-

bitterung, mit der er fort und fort die herrschenden Gewalthaber

bekämpft und die Individuen wie die Völker zur Wahrung ihrer

unterdrückten Rechte aufruft, nicht aus dem Streben hervor, die

festen Ordnungen des Staats und der Gesellschaft zu Gunsten

einer gesetz- und zügellosen Willkür umzustürzen; sie wurzelt

vielmehr in seiner glühenden Liebe zur Freiheit, die den Anblick

der Fesseln nicht zu ertragen vermag, in welche zu aller Zeit ein

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12

Theil der Menschen den andern geschmiedet hat. Sie wurzelt

auch in dem ihn beseelenden feurigen Wunsche, dass endlich der

Bogen des Segens am Himmelszelte erscheinen möge. Denn

dieser Wunsch ist mit der Einsicht verbunden, dass nur unter

freien Menschen das Reich des Friedens und des Glückes be-

gründet werden kann.

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CHILDE HAROLD'S

P I L G R I M A G E .

A ROMAUNT.

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CANTO III.

"Afin que cette application vous forçât de penser à autre chose;

il n'y a en vérité de remède que celui-là et le temps. " — Lettre du Roi de Prusse à D'Alembert, Sept. 7. 1776.

1 .

Is thy face like thy mother's, my fair child!

1

ADA!

2

sole daughter of my house and heart?

When last I saw thy young blue eyes they smiled

3

And then we parted, — not as now we part,

4

But with a hope. —

Awaking with a start,

5 1.

- 1. My fair eh.: dann — ist der zu Grunde liegende Gedanke— bist du schön wie sie; fair weist durch den gleichen Anlaut auf face zurück und hat die zu I. St. 64, Anm. 1 angegebene prägnante Bedeutung.

2. Ada Augusta, die einzige Tochter Byron's aus seiner unglücklichen Ehe mit Anna Isabella Milbank, geb. am 10. December 1815, wurde später die Gemah- lin des Earl Lovelace und starb, glcich ihrem Vater, im 37. Lebensjahre, am 27.

November 1852.

3. Der Dichter hat den Zeitpunkt im Auge, wo nicht lange nach der Geburt des Kindes (im Januar 1816), sich die Mutter theils in Folge der eingetretenen

•Geldverlegenheit, dann auch, weil sie besorgte, dass ihr Gatte den Verstand ver- loren habe, mit der Tochter zu ihren Aeltern zurückzog. Man schied damals auf die freundlichste Weise und Byron wenigstens ahnte nicht, dass es auf eine Tren- nung für immer abgesehen sei. Erst einige Zeit nach der Abreise seiner Gemah- lin machte ihm deren Vater die Anzeige, dass sie nicht mehr zu ihm zurückkehren werde.

. 4- Wo durch die inzwischen erfolgte Ehescheidung jede Gemeinschaft mit der Mutter nnd dem ihrer Pflege anvertrauten Kinde unmöglich geworden und der Dichter den Entschluss gefasst hat, seine Heimath für immer zu verlassen.

5. Awak. with a st., etwa „plötzlich auffahrend", vom Dichter (aus der ihn fesselnden Erinnerung an das Kind, die ihn bis auf das Schiff begleitet bat und Mer erst weicht) — und von den Wellen (aus ihrer bisherigen Ruhe). Bei der zweiten Erklärung tritt an die 9telle der directen Verknüpfung mit der ersten Hälfte der Stanze das mehr äusserliche Verhältniss des Gegensatzes.

(16)

16

chii.de h a r o l d ' s p i l g r i m a g e .

The waters heave around me; and on high The winds lift up their voices: I depart,

6

Whither I know not; but the hour *s gone by,

When Albion's lessening shores

7

could grieve or glad mine eye.

2 . ' "

Once more upon the waters! yet once more!

1

And the waves bound beneath me as a steed That knows his rider.

2

Welcome, to the roar!

3

Swift be their guidance, wheresoe'er it lead!

Though the strain'd mast

4

should quiver as a reed, And the rent canvass fluttering strew the gale, Still must I on; for I am as a weed,

Flung from the rock, on Ocean's foam,

5

to sail

Where'er the surge may sweep, the tempest's breath prevail.

6. Depart contrastirt mit lift np; das Wort enthalt den Begriff der vollstän- digen Trennung auf immer (s. oben A 4) und erinnert wenigstens an den des

Vergehens oder Sterbens. · 7. Albion s. zu I. St. 2. A 1. — Lessening sh., die an Umfang wie in der

Deutlichkeit der Umrisse verlieren und zwar sowohl bei der Abfahrt (grieve), wo sie állmaiig aus dem Gesichtskreise zurücktreten, wie bei der Rückkehr (glad), wo man um so weniger von ihnen sieht, je naher man dem Hafen kommt. Der Dichter gibt zu verstehen, dass ihm die Heimath völlig gleichgültig geworden und deutet zugleich a n , dass er in dem gegenwärtigen Augenblicke' die englische Küste schon nicht mehr mit seinem Blicke erreichen könne.

2.

1. Mit Bezug auf die erste, in Canto I. und H. geschilderte Seereise. — Tet once m . : „doch nochmals" (ich hatte das nicht erwartet) und rja noch ein Mal"

(gut, dass es so gekommen). - 2. Knows „kennt" oder „erkennt" (sc. den Reiter als den seinigen f ihm an- gemessenen). Der Dichter ist in seinem Elemente und das Element freut sich seiner Anwesenheit. Vgl. IV. St. 184.

3. To the roar (sc. der Wogen; daher im Folg. tbeir); of them oder of the waves fehlt, weil die Worte welcome &c. als unmittelbarer Ausruf zu fassen sind.

4. Strain'd, „hoch aufgerichtet" und „fest angezogen" (so dass er sich nicht rühren kann). — The gale ist nicht bloss Subject, sondern auch Object zu strew.

Der Wind schlendert die abgerissenen Segelstacke nach allen Seiten umher, wird aber seinerseits, aufgefangen von den noch übrigen losen am Mäste flatternden Tbeilen, bald in dieser, bald in jener Richtung zurückgeworfen.

5. Oc.'s foam, der eben am Fusse des Felsens (rock) hochaufspritzt — Pre- vail, etwa „mit siegender Gewalt hintreiben mag." Die Macht des Sturmes über- windet die Kraft des Menschen, welche das Schiff in einer bestimmten Richtung

erhalten möchte. , ·

(17)

c a n t o h.

17

3 .

In my youth's summer

1

I did sing of One, The wandering outlaw of his own dark mind;

Again I seize the theme, then but' begun,

2

And bear it with me, as the rushing wind Bears the cloud onwards:

3

in that Tale I find The furrows of long thought, and dried-up tears, Which, ebbing,

4

leave a sterile track behind, O'er which all heavily the journeying years

Plod the last sands of life,

5

— where not a flower appears.

4 .

Since my young days of passion

1

— joy, or pain, Perchance my heart and harp

2

have lost, a string,

3 · „

1. In ray y.'s summer, d. h. in der lichten Glanz- und Blütbezeit meiner Jugend, steht zum Folgenden und namentlich zu dark m. im Gegensatze.— Did sing bez. die fortgesetzte Beschäftigung mit diesem Gegenstande; vgl. zu It. St.

59. A. 6. — Of One: Childe Harold. Zu wandering outl. <fec. s. den Anfang des ersten Gesangs.

2. Then b u t beg., auch mit Rücksicht auf den Inhalt und Charakter des Ge- sangs. Mehr und Schlimmeres noch steht in Aussicht.

3. As the rush. w . : Wie immer, so entnimmt auch hier der Dichter das Bild aus der unmittelbaren Anschauung des gegenwärtigen Augenblicks (s. St. 1. A. 6).

4. Ebbing, eigentlich „wenn sie zurückfliessen", daher im Folgenden leave behind.

5. The journ. years, die „tagreisenden", d. h. langsam fortrückenden, sich hinschleppenden Jahre. — O'er which — plod sq. etwa: „über welchen (ster. tr.)

— die Jahre mühsam hinwandern (o'er which gehört zunächst zu journ.), sich durcharbeitend durch die letzten Sandhaufen des Lebens" (welche den ster. tr.

bedecken; plod mit dem Accus, heisst „sich abquälen mit —"). — Zugleich aber steht plod im Sinne v o n : „mühsam niederfallen lassen", the last s. of 1., „die letzten Sandkörner der Lebenszeit." Der Dichter denkt an die Sanduhr, mittelst welcher die Zeit durch den Ablauf einer bestimmten Menge von Sand gemessen wird und hat speciell den Augenblick im Sinne, wo, nachdem das vorhandene Quantum nahezu erschöpft i s t , die letzten Körner langsam und tote mit Mühe, eines nach dem andern niederfallen. (Vgl. Marino Faliero V. 2. i. E. u. dort A. 2.)

4 .

1. Der Genitiv of pass. bez. im Unterschiede vom Adjectiv passionate die Leidenschaft als eine der in Rede stehenden Epoche wesentlich, ihr untrennbar verbundene, für sie charakteristische Bestimmung oder Eigenschaft. Vgl. zu I.

St. 66. A. 4; II. St. 2. A. 2. .

2. And harp: und in Folge dessen auch meine H. Dieser innere Zusam- menhang der beiden Erscheinungen wird rhythmisch durch den Gleicbklang der Wörter heart and harp und grammatisch durch die einmalige Setzung des Prono-

(18)

18

c h e l d e h a r o l d s p i l g r i m a g e .

And both may jar: it may be, that in vain I would essay as I have sung to sing.

Yet, though a dreary strain, to this I cling,

3

So that

4

it wean me from the weary dream Of selfish-grief or gladness — so it fling

5

Forgetfulness around me — it shall seem To me, though to none else, a not ungrateful theme.

5 .

He, who grown aged in this world of woe, In deeds, not years,

1

piercing the depths of life, So that no wonder waits him; nor below Can love

2

or sorrow,

3

fame, ambition, strife, Cut to his heart again with the keen knife Of silent, sharp endurance: he can tell

0

mens m y , welche die beiden Begriffe zu einer Vorstellung zusammenfasst, an- gedeutet. · . .

3. Auf to this liegt ein gewisser Nachdruck, denn der Dichter stellt diesen Gesang jedem andern gegenüber.

4. So that, „auf dass", auch „so dass" und in näherer Verbindung mit dem Folgenden, „im Falle" oder „vorausgesetzt dass—". Die eine Conjunction drückt gleichzeitig den Zweck, die Wirkung und die Bedingung der in Rede stehenden Thätigkeit aus. — Wean bezeichnet die allmälige, unmerkbar fortschreitende Ablösung.

5. So it fling <fcc. steht dem wean &c. gegenüber: das innere wie das äussere Leben, die Welt der Erscheinungen wie die der persönlichen Empfindungen sollen gleichmässig abgeworfen werden.

5 .

1. In deeds, not in y. schliesst sich zwar zunächst an grown aged,;ist aber auch mit dem folgenden piercing zu verbinden. — Deeds sind nicht „Thaten" im prägnanten Sinne; das Wort bezeichnet ganz allgemein jede Bethätigung der menschlichen Kräfte.

2. Nor — can <fcc. hängt wie waits von so that ab, denn unter life (depths of 1.) ist eben sowohl das innere persönliche, wie das Leben der den Menschen umgebenden Aussenwelt zu verstehen. — Below, „bienieden", doch auch „unten, von unten her", d. h. aus der Tiefe des eignen I n n e r n , im Gegensatz zu dem vorhergehenden no wonder, sofern die „Wunder" von Oben zu kommen pflegen und in der oberen Welt der Erscheinungen statt haben.

3. Love or «fcc. Der Dichter stellt die Liebe den übrigen Empfindungen oder Strebungen gesondert entgegen, theils weil sie für ihn eine ganz besondere Bedeu- tung hat, theils weil sie sich von den andern wesentlich egoistischen Regungen oder Leidenschaften dnreh den ihr eigenthümlichen Charakter der Hingebung unterscheidet.

(19)

c a n t o i h .

19 Why-thought seeks refuge in lone caves, yet rife

4

With airy images, and shapes which dwell

Still unimpair'd, though old, in the soul's haunted cell.®

' 6 .

'T is to create, and in creating live A being more intense, that we endow With form our fancy,

1

gaining as we g i v e

2

The life we image, even as I do now.

3

What am I? Nothing: but not so art thou, Soul of my thought!

4

with whom I traverse earth, Invisible but gazing, as I glow

5

4. Yet rife mit Bez. auf lone c., die durch das folgende Soul's h. c. näher bestimmt werden. — Airy im., „luftige, gehaltlose", aber auch „hehre, ideale"

Gebilde. — Still unimp., mit "Bez. auf though, doch zugleich: „stets, immer".

Diese ihre Eigenschaft der steten, unveränderlichen lebendigen Frische ist es eben, welche die aus dem unversieglichen innersten Lebensquell der Persönlichkeit (soul) genährte dichterische Phantasie (lone caves <fec.) zu einer Zuflucht für diejenigen macht, welche sich dem äussern Leben und seinen Beziehungen entfremdet füh- len, weil sie es theoretisch und praktisch, durch denkende Reflection (thought) und unmittelbaren Genuss bereits erschöpft haben.

5. Haunted c., in dem zu II. St. 88, 1 angegebenen doppelten Sinne.

' 6 . 1. Fancy ist die rein subjective oder persönliche Idee oder Vorstellung, der blosse abstracte Gedanke im Gegensatze zu den sinnlichen Erscheinungen des wirklichen Lebens.

2. Gaining contrastirt mit glve; the* life schliesst sich gleich nahe an jedes der beiden Verba an; es ist Object nicht zu give, sondern zu dem ganzen Satze gain. as wo g.. der als Ausdruck einer einzigen, aber in zweifacher Richtung wir- kenden Thätigkeit aufgefasst werden muss.

3. As I do now wird im Nächstfolgenden näher erläutert. Der Dichter unter- scheidet sich, den reflectirenden Denker von dem Inhalte seiner Gedanken, den er vermöge seiner poetischen Kraft in lebendig - persönlicher Gestalt aus sich herausgesetzt hat.

4. Soul of my th.: in welchem mein Gedanke „Seele", d. h. lebendig gewor - den, ein wahrhaftes persönlich selbständiges Leben, ein Leben in Fleisch und Bein gewonnen hat. — Es ist zunächst Harold gemeint, doch hat der Dichter nicht bloss diese bestimmte poetische Schöpfung, sondern zugleich die Poesie überhaupt im Auge. Sie gilt i h m , eben weil er eine wahrhaft dichterische Natur ist, als der lebendige Ausdruck seiner an sich leblosen Gedanken und zugleich als d a s belebende Princip, als die eigentlicke'Triebhraft seines an sich kraft- losen Denkens. (Soul of my th. hat diese doppelte Bedeutung.)

5. As I glow bezeichnet hier wie oben (A. 2) den gleichzeitigen Eintritt der sich gegenseitig bedingenden Erscheinungen.

1*

(20)

20

c h e l d e h a r o l d s p i l g r i m a g e .

Mix'd with thy spirit, blended with thy birth,

6

And feeling still with thee in my crush'd feelings' dearth.

7 .

Yet must I think less wildly:

1

— I h a v e thought Too long and darkly,

2

till my brain became, In its own eddy boiling and o'erwrought,

A whirling gulf of phantasy and flame: . And thus,

3

untaught in youth my heart to tame, My springs of life were poison'd.

4

'T is too late!

5

Yet am I changed; though still enough the same In strength to bear

6

what time can not abate,

And feed on bitter fruits without accusing Fate. ·

6. Birth ist im Gegensätze zu spirit die leibliche Erscheinung desselben, die diesen Geist selber verwirklichende Frucht der Verbindung, welche er mit der Seele des Dichters eingeht. Der Geist Harold's (oder auch der Poesie überhaupt) geht befruchtend in die Seele des Dichters ein (mix'd <fcc.) und diese gebiert, ge- staltet ihn zu leiblichem Leben (blended <fcc.). — Mix'd weist auf die Begattung hin. — Birth bezeichnet den Act des Gebärens und zugleich das, was geboren wird; daher steht auch blended in dem doppelten Sinne von „verwirrt, bewusst- los" (durch oder iu Folge deiner Geburt) und „vereint" („mit dem, was du erzeugt h a s t " oder auch, da der Erzeuger hier mit dem Erzeugten zusammenfällt, „mit dir, wenn du geboren").

7 ,

1. Less wildly, wie es bis dahin und aucA eben noch, am Schlüsse der vor- hergebenden Stanze, wo die (fast überreizte) Intensität des poetisch - persönlichen Schöpfungsdranges den Dichter zn wild-glühenden Vorstellungen fortriss, ge- schehen ist.

2. Too darkly; dem Denken fehlte das Licht, weil es in sich selber oder in der dunkeln Tiefe des subjectiven Bewusstseins verharrte, sich nicht der lichten Aussenwelt nnd ihren mannigfachen Erscheinungen zuwandte. VgL im Folgenden in its own eddy b.

3. And thus, untaught: „und so, da ich überdem—". Der Dichter unterschei- det die maasslose Gewalt der Phantasie, die er mit Recht auf die fortgesetzte Anspannung und zugleich auf die Abkehr des Denkens von der Aussenwelt zu- rückführt, von der gleich unbeschränkten Macht der Leidenschaft, die er ans der natürlichen Stärke und der angestörten Wirksamkeit der persönlichen Nei- gungen ableitet.

4. My spr. of life: des allgemeinen geistigen wie des individuellen persön- lichen Lebens: Kopf und Herz, die Denk - und die Gefühlskraft. — Were pois.

in scharfem Contraste mit spr. of life, etwa „wurden zu Giftquellen".

5. Too late, sc. zu der im Eingänge der Stanze angedeuteten Aenderung. — Am I ch. vgl. St. 4 i. A. .

6. In strength schliesst sich an the same, aber auch an to bear. Vgl. IV.

St. 131, ebendaselbst St. 101, 0 sqq. — Feed on steht auch im Sinne von: „mich weiter, vor wie nach, fort und fort zu nähren". v

(21)

CANTO I I . 2 1

• 8 .

Something too much of this: — but now't is past,

1

And the spell closes with its silent seal.

2

Long absent

HAROLD

re-appears at last;

3

He.of the breast

4

which fain no more would feel, Wrung with the wounds which kill not, but ne'er heal;

Yet Time, who changes all,

5

had alter'd him In soul and aspect as in age: years steal Fire from the mind as vigour from the limb;

And life's enchanted cup but sparkles near the brim.

6

8.

1. Ganz das deutsche: „doch nun ist's vorüber", seil, die heftige Erregung,

•welche mich plötzlich und mit unwiderstehlicher Gewalt ergriff. Sie erscheint als das Werk einer nicht näher bekannten, höhereu Macht, die geheimnissvoll an den Menschen herantritt und ihn, so lange es ihr gefällt, willenlos beherrscht.

2. Spell, „Rede", dann auch „Zauber" (unter dem ich stand, vgl. die vorher- gehende Anm.) und speciell „Zauberspruch" (durch welchen der Geist Harold's citirt wurde). — With its sil. seal: mit dem zugehörigen (its), sie oder ihn be- kräftigenden Siegel des Schweigens." Das Schweigen enthält die Bestätigung des Gesagten, sofem der vorhin beschriebene Zustand nothwendig zu ihm hin- f ü h r t , eben nichts Anderes übrig lässt als eine ruhige, schweigende Ergebung.

Es bestätigt ferner die Existenz oder die Wirksamkeit des „Zaubers", weil dieser seiner Natur nach ebenso plötzlich weicht, wie er eingetreten ist. Es bekräftigt endlich den beschwörenden „Zauberspruch", sofern derselbe vollständig ausgespro- chen sein muss, bevor er sich wirksam erweisen k a n n ; erst wenn der Beschwörer

•schweigt, erscheint der citirte Geist. (Long abs. H. re-appears &c.)

3. At last, „endlich" (nach langem Widerstreben), wird im Folgenden näher

motivirt. . 4. Of the br., analog dem deutschen: „von der Gestalt, den Sitten, der Denk-

weise — " ; handelt es sich von einem einzelnen Theile oder Gliede des Menschen, so bedienen wir uns freilich in der Regel der Präposition „mit" in Verbindung mit dem unbestimmten Artikel („mit einer Brust oder einem Herzen").

5. Change ist „wechseln" (das Eine an die Stelle des Andern setzen); alter,

„ändern" (die frühere Form oder Gestalt in eine andere umbilden). Wegen dieser Beziehung auf die frühere, ursprüngliche F o r m , welche zugleich in der Regel als die eigentlich normale anfgefasst wird, hat alter nicht selten (und auch an der vorlieg. St.) den bestimmten Sinn: „zum Schlimmeren verändern" (alteriren).

6. Near the brim: an dem oberen Rande; wenn sie, in der frischen Jugend- zeit, bis zum Rande gefüllt ist. — Enchanted steht auch in innerem Zusammen- hange mit sparkl.; dann wenn sie sp., ist sie eneb., und weil sie ench. ist, sp. sie.

(22)

2 2 CHELDE HAROLD S PILGRIMAGE.

9 .

His had been quaff'd too quickly, and he found

1

The dregs were wormwood; but he fili'd again,

2

And from a purer fount,

3

on holier ground, And deem'd its spring perpetual; but in vain!

Still round him clung invisibly a chain

4

Which gall'd for ever, fettering though unseen, And heavy though it clank'd not;

5

worn with pain, Which pined although it spoke not,

6

and grew keen, Entering with every step he took through many a scene.

1 0 .

Secure in guarded coldness,

1

he had mix'd Again in fancied safety with his kind, And deem'd his spirit now so firmly fix'd And sheath'd with an invulnerable mind,

2

That, if no joy, no sorrow lurk'd behind;

3 9.

1. Found bezeichnet die plötzliche, unerwartete Wahrnehmung.

2. Der Dichter spielt auf die von ihm eingegangene eheliche Verbindung an.

Vgl. zu St. 1 A. 2. Zugleich aber enthalten die Worte eine Hinweisnng anf die (namentlich griechische) Reise Harold's.

3. Fount bezeichnet den Inhalt der Quelle, spring die Form ihrer Bewegung.

4. Round him, so dass sie ihn von allen Seiten enge umschliesst Das Be- wusstsein nnd die Kraft der persönlichen Freiheit ist in der Herrschaft des Ge- nusses untergegangen. .

5. Tbough it cl. not steht dem unseen gegenüber; man hört sie eben so wenig wie man sie siebt. •

6. Spoke not: „sich nicht äusserte, äusserlich zu erkennen gab"; vgl. L St.

8 , 5 sqq. — Pain, der stechende Schmerz (wie ihn die Kette verursacht), daher pined, keen, entering, „eindringend" {bei jedem Schritt). Das letztgedachte Wort steht freilich zugleich im Sinne von „eintretend", um die ununterbrochene A n - wesenheit des Schmerzes anzudeuten. .

- 10.

1. Guarded, „vorsichtig" und „sorgfältig bewahrt" dient znr Motivirung von secnre. — Fancied s. zu St. 6 A. 1. — Safe verhält sich zu secure, wie die Folge zum Grunde; wer secure, d . h . vor Gefahr geschützt ist, ist eben darum in safety, d. h. in einem gefahrlosen Zustande, ungefährdet (oder „in Sicherheit"). Vgl. zu IL St. 65 A. 3. — Uebrigens weist hier der Dichter auf die erneuerte Theilnahme hin, die er nach der Rückkehr aus Griechenland (im J. 1811) dem gesellschaft- lichen und politischen Leben zuwandte. Vgl. IL St. 97.

2. Mind, „Sinn", ist die der Aussenwelt zugewandte, die von dort ausgehen- den Eindrücke aufnehmende Seite des Geistes; spirit dagegen der Einzelgeist als solcher, das selbständige Princip des persönlichen Lebens.

3. No sorr., „doch auch k. Leid".

(23)

CANTO III. 2 3

And he, as o n e ,

4

might 'midst the many stand Unheeded, searching through

5

'the crowd to find Fit speculation; such as in strange land

He found in wonder-works of God and Nature's hand.

6

11.

But who can view the ripen'd rose, nor seek To wear i t ?

1

who can curiously behold

2

The smoothness and the sheen of beauty's cheek, Nor feel the heart can never all grow old?

3

Who can contemplate Fame through clouds unfold

• The star which rises o'er her steep, nor climb?

4

Harold, once more within the vortex, roll'd

5

On with the giddy circle, chasing Time,

6

Yet with a nobler aim than in his youth's fond prime.

4. As one: „als ein Einzelner". — Amidst betont, s. zu IL St. 26, 3; 82, 1.

5. Through, zunächst im räumlichen, dann auch im übertragenen Sinne („vermittelst"). — Searching contrastirt mit unheeded.

6. Of God &c. im Gegensatz zu the crowd; jetzt sollte die Menschenwelt gleich würdige Gegenstände der Betrachtung darbieten.

.

U1. Wear: „tragen" (anstecken), auch „abtragen" (durch den Gebrauch abnutzen).

·

— Nor seek wird am Besten durch die deutsche Wendung: „ohne zu —" wieder- gegeben; die Negation in nor gehört zu dem folgenden Infinitiv, nicht zu can.

2. View, einfach „ansehen" (zufällig, beim Vorübergehen); behold, „hin- blicken" (mit aufmerksamem, dauerndem Interesse); contemplate, „betrachten"

(mit innerer, hingebender Theilnahme). Die Steigerung, welche diese drei Aus- drücke darbieten, trifft einerseits die Dauer des Sehactes, andererseits seine In- tensität oder den Grad der innern Theilnahme, mit der er vollzogen wird. Ihr entspricht die sich gleichmässig steigernde Bedeutung der drei Gegenstände, die dem Blicke vorgeführt werden und von welchen der erste der natürlichen, der zweite der sinnlich-menschlichen, der dritte der geistig-idealen Sphäre angehört.

3. Die Annahme, dass der Dichter hier zunächst seine Gattin.im Sinne habe, ist mindestens-nicht unwahrscheinlich. Vgl. zu St. 1 A. 1 u. 2.

4. Wohl nicht ohne Beziehung auf die in diese Periode fallende Theilnahme Byron's am öffentlichen Leben. In den Jahren 1812—13 erschien er wiederholt im Hause der Lords, um an den hier geführten Verhandlungen thätigen Antheil zu

nehmen. * 5. Roll'd on: „rollte dahin" (wie bewusstlos fortgetrieben) contrastirt mit

climb. — With bezeichnet hier wie Öfters zugleich die Gemeinschaft und das bewirkende Mittel.

6. Chasing Time: „die Zeit durch- und erjagend",. d. h. sie in rastloser Be- wegung verbringend und nutzend. Vgl. St. 22, 4.

(24)

2 4 CHELDE HAROLD S PILGRIMAGE.

1 2 .

But soon he knew himself the most unfit Of men to herd with Man;

1

with whom he held Little in common;

2

untaught to submit

His thoughts to others, though his soul

3

was quell'd In youth by his own thoughts; still uncompell'd, He would not yield dominion

4

of his mind . To spirits against whom his own rebell'd;

Proud

5

though in desolation; which could find A life within itself, to breathe without mankind.

6

1 3 . ·

Where rose the mountains, there to him were friends;

1

Where roll'd the ocean, thereon was his home;

Where a blue sky, and glowing clime, extends,

2

He had the passion and the power to roam;

The desert, forest, cavern, breaker's foam,

12.

1. In to herd (etwa „sich paaren") wird das Zusammenleben der Menschen dem der Thiere gleichgestellt. Das Leben in der Gesellschaft ist unfrei, mit der Freiheit der einzelnen Mitglieder unvertraglich.

2. Hold in comm., stärker wie have c., bezeichnet die dauernde Gemeinschaft des Besitzes. — Untaught <fcc. begründet das vorhergehende with wh. und fügt zugleich einen neuen Grund hinzu. . .

3. Soul vgl. zu St. 5 A. 4; s. auch zu H. St. 2 A. 2. — Thongh &c. gehört zum Vorhergehenden wie zum Folgenden, vgl. zu H. St. 51 A. 3. — Still, „doch noch"; im Begriffe von compel liegt eine Hinweisung auf fremde, von Aussen her wirkende Gewalt.

4. Yield dominion fliessen in einen Begriff zusammen (etwa „beherrschen las- sen").— Mind, der Geist als Träger bestimmter Ansichten, Neigungen, Zwecke &c.

wie sie durch die gegenseitige Beziehung zn den mannigfachen Erscheinungen der Aussenwclt vermittelt werden, vgl. zu S t 10 A. 2.

5. Proud &c. schliesst sich eng an his own und wird durch das folgende which &c. („er der —") motivirt.

6. To breathe &c. enthält eine verstärkende Erklärung des life w. itself.

1 3 . ' 1. Das Lehen in und mit der Natur steht dem Verkehre mit den Menschen gegenüber. In der Natur ist Harold recht eigentlich zn Hause und zwar nament- lich da, wo sie ohne allen Zusammenhang mit der Menschenwelt und noch fem den höheren organischen Bildungen, ihre eigenthümliche Kraft in den gewaltigen Schöpfungen des unorganischen Lebens entfaltet. .

2. Extends betont „sich weithin aasdehnt." — Power und passion bezeichnet den höchsten Grad der Neigung und Kraß; power geht allerdings zugleich auf die durch den weiten Umfang des IVüsienranmes bedingte äussere Möglichkeit (to roam).

(25)

CANTO HI. 2 5

Were unto him companionship;

3

they spake A mutual language,

4

clearer than the tome Of his land's tongue,

5

which he would oft forsake For Nature's pages glass'd by sunbeams on the lake.

1 4 .

Like the Chaldean,

1

he could watch the stars,

2

Till he had peopled them with beings bright As their own beams;

3

and earth, and earth-born jars, And human frailties, were forgotten quite:

Could he have kept his spirit to that flight

4

He had been happy; but this clay will sink Its spark immortal, envying it the light To which it mounts, as if to break the link

5

That keeps us from yon heaven which woos us to its brink.

3. Die durch das Wort companionship angedeutete Gemeinschaft seiet als Theilnehmer persönliche Wesen voraus.

4. A mutual language „Wechselsprache", welche die fremden Reden mit ver- ständnissvoller Theilnahme beantwortet. — Tome betont, etwa „Foliant" (dessen Inhalt frofs der breiten Ausführung unverständlich bleibt). Das Wort contrastirt mit dem folgenden Nature's pages.

5. Language ist, ganz altgemein, jeder Ausdruck der Gedanken und Empfin- dungen durch äussere, sinnfällige Zeichen; tongue ist speciell die menschliche Rede und zwar vorzugsweise die bestimmte, eigenthümlich charakterisirte Sprache, der grössern menschlichen Verbände, der Stämme, Völker etc. (daher sehr pas- send mit land verbunden).

14.

1. Chaldäer wurden die Mitglieder der babylonischen Priesterkaste genannt, die sich, in Folge des ihnen eigenthümlichen Gestirncultus, schon im hohen -Alterthume mit grossem Eifer und nicht geringem Erfolge auf astronomische Be-

obachtungen verlegten.

2. Watch, wie II. St. 41, 7 (watch'd tliis billow's flow), „wachend verfol- gen" ; — conld s. zu n . St. 83, 5.

3. Tili he had etc.: auch darin glich er dem Chaldäer, der die Gestirne als lebende Wesen von geistiger Art auffasste. —

4. Keep to, zu übersetzen etwa durch: „erhalten zu —" heisst eigentlich

„Etwas, das seiner Natur nach niederwärts strebt, auf ein Anderes, das höher liegt, gerichtet halten"(Gegensatz sink etc.). — Flight: „Flucht" (von der Erde) und (aufwärts strebender) „Flug".

5. As if. Kann ebensowohl mit envying (clay) wie mit mounts (spark) ver- bunden werden, denn die trennende Kette hält nicht bloss entfernt, sie ist zu- gleich das verbindende Mittel.

(26)

2 6 CHILDS HAROLD'S PILGRIMAGE.

1 5 .

But in Man's dwellings he became a thing

1

Restless and worn, and stern and wearisome, Droop'd as a wild-born

2

falcon with dipt wing, To whom the boundless air alone were home:

Then came his fit again,

3

which to o'ercome,

4

As eagerly the barr'd-up bird will beat His breast and beak against his wiry dome Till the blood tinge his plumage, so the heat

5

Of his impeded soul would through his bosom eat.

16.

Self-exiled Harold wanders forth again,

1

With nought of hope left ,

2

but with less of gloom;

The very knowledge that he lived in vain, That all was over on this side the tomb,

3

15.

1. Thing, der Gegensatz der freien, durch ihren eignen Willen von Innen heraus sieb bestimmenden, energischen Persönlichkeit. Restless contrasürt mit worn (und doch „erschöpft"), wie stera (etwa „unbeweglich") mit wearisome („reizbar, empfindlich").

2. Born, das uns in solchen Zusammensetzungen unnütz oder überflüssig er- scheint, fügt dem Worte, mit dem es verbunden wird, eine nähere, mehr oder minder wesentliche Bestimmung hinzu. So ist an der vorliegenden Stelle wild- born „wild" von Natur oder von Hanse aus,· dem angeborenen Charakter nach;

so St. 14 earth-bom jars die zur Erde gehörigen, aus ihrem natürlichen Wesen fliessenden Missklänge.

3. Then — again: „Dann — von Neuem" (sc. wenn er unter Menschen lebte) und „dann wieder" (zur Andeutung des steten Wechsels, in welchem die beiden Zustände einander folgen.)

4. O'ercome in gegensätzlicher Beziehung zu came; which to o'erc. heiset übrigens nicht nur: „den zu überwinden", sondern aach „der, wenn er ihn über- raschte, bei dessen plötzlichem Eintritte". Die Wirkungs- oder Aeusserungsweise des Anfalls bedingt die Erschöpfung der in ihm wirksamen Kraft.

5. The heat wird durch das folgende impeded motivirt. — Für Harold, den ungebundenen Sohn der Natur, ist die menschliche Gesellschaft, was für den bis dahin freien Vogel der ihn amschliesseude Käfig.

16.

1. Schliesst sich eng an den Ausgang der vorhergehenden Stanze, wo die znm Wandern treibende Stimmung geschildert wurde. — Zu Self-ex. vgl. St. 3, 2.

2. Nought of hope, weit stärker wie no hope, schliesst die Hoffnung schlecht- h i n , die Empfindung des Hoffens aus; no hope würde nur den Mangel jeder 6e- stimmten Hoffnung, die Abwesenheit alles dessen, woranf sich der hoffende Sinn richten könnte, ausdrücken.

3. On this side hat die Bedeutung einer einfachen Präposition „diesseits");

der folgende Accusativ the tomb ist also ganz an seiner Stelle.

(27)

CANTO III. 2 7

Had made Despair a smilingness

4

assume,

Which, though 'twere wild, — as on the plunder'd wreck

5

When mariners would madly meet their doom With draughts intemperate on the sinking deck, — Did yet inspire a cheer, which he forebore to check.

. 1 7 . ·

Stop!

1

— for thy tread is on an Empire's dust!

An Earthquake's spoil is sepulchred below!

2

Is the spot

3

mark'd with no colossal bust?

Nor column trophied for triumphal show?

None;

4

but the moral's truth tells simpler so, · As the ground was before, thus let it be; — How that red rain

5

hath made the harvest grow!

4. Smilingness bezeichnet, im Unterschiede von smiling, dem vorübergehen- den, augenblicklichen Lächeln, den gewöhnlichen, constanten Aasdruck de»

Gesichtes. . 5. Plunder'd seil, von Sturm und Wellen. — Madly, „in wilder Raserei".

17.

1. Stop, mit Beziehung auf die vorhergehende Stanze (wanders forth); Harolde den sein Weg nach Belgien geführt hat, befindet sich in diesem Augenblicke a u t dem Schlachtfelde von Waterloo, wo das französische Kaiserthum zu Grabe g e - tragen wurde.

2. Wie Empire's d. die Grösse und Macht des hier Gefallenen, so bezeichnet Earthqu.'s sp. die gewaltigen Kräfte, welche diesen Fall herbeiführten. Earthqu..

weist auf die allgemeine Erschütterung hin, welche die Erhebung der im Kampfe- gegen Napoleon verbündeten europäischen Völker begleitete. (Vgl. zu St. 18 A. 5»

und zu L St. 15, 7.)

3. Spot auch hier prägnant: „der Fleck" (kleiner enger Raum), s. zu U. St:

40 A. 3. — Trophied kann im Sinne eines Adjectiv („mit Siegeszeichen g e - schmückt") oder auch als Particip („als Siegesdenkmal errichtet") aufgefasst wer- den. — Show enthält den Begriff des eitlen Prunkes.

4. None, „Nichts .von dem". — The moral's tr., ein einziger Begriff, etwa:

die moralische Wahrheit"; aber auch = „der wahre Sinn der Geschichte" (moral bezeichnet, wie morality, die zur Einkleidung einer sittlichen Lehre dienende Erzählung oder Komödie). — So seil, wenn die Siegeszeichen fehlen; doch auch mit Beziehung auf das folgende as the gr. «fec.; weil die Begebenheit keine wei- teren Folgen gehabt hat (s. den Schluss der Stanze), bedarf auch der Schauplatz derselben keiner besondern Auszeichnung.

5. Red r. seil, der glühenden Kugeln. — Harvest, die (künftige) „Ernte" oder die „Saaten". Die Anwesenheit des Dichters auf dem Felde von Waterloo fällt in den Frühling des Jahres 1816.

(28)

28

CHELDE HAROLD S PILGRIMAGE.

And is this all the world has gain'd by thee, Thou first and last of fields!

6

king-making Victory?

And Harold stands

1

upon this place of skulls, 18.

The grave of France, the deadly Waterloo;

2

How in an hour the power which gave annuls Its gifts, transferring fame as fleeting too!

3

In "pride of place"

4

here last the eagle flew, Then tore with bloody talon the rent plain, Pierced by the shaft of banded nations

5

through;

Ambition's life and labours all were vain;

He wears

6

the shatter'd links of the world's broken chain.

1 9 .

Fit retribution! Gaul may champ the bit

1

And foam in letters! — but is Eartb more free? *

6. First of f., sofern auf ihm eine der blutigsten und folgenreichsten Schlach- ten aller Zeiten geliefert wurde. — And last, sofern diese Schlacht unter den zahllosen Kämpfen der napoteonischen Kriegsepoche die letzte war. Uebrigens enthalten die Worte first und last (wie das folgende king-making) eine ironische Nachahmung der maasslosen Hyperbeln, in welchen damals der Sieg von Waterloo, namentlich in England gefeiert wurde. — King-mak. V., sofern in Folge derselben der vertriebene Ludwig XVIII. auf den franz. Königsthron zurückkehrte.

18.

]. And stands, „steht stille, hält an"; er hat der Aufforderung. des Dichters (stop!) Folge geleistet.— Place of sk., wo so Viele gefallen sind (es blieben über 60,000 Mann auf dem Kampfplatze) und über einen andern Herrn der Welt ge- richtet wurde.

2. Deadly dient auch zur Begründung des vorhergehenden grave ofFr., dessen Ruhm UDd Macht hier mit seinen Söhnen zu Grabe getragen wurden.

3. As fleeting too: „wie flüchtig auch", d. h. der doch schon an sich selber so vergänglich ist; zugleich: „weiterhin ebenso flüchtig", d. h. damit er von da, wohin er übertragen wird, eben so schnell entweicbc. .

4. „Pride of pl.", bemerkt der Dichter, „ist ein in der Falknerei gebräuchlicher Ausdruck, welcher das höchste Ziel des Fluges bezeichnet." Also etwa „in stolzer Höhe". — The eagle, das Feldzeichen des kaiserlichen Frankreichs. Vgl. zu I.

St. 52, 8.

5. Of banded n a t : (zusammen-) „geschaart, in grossen Massen auftretend"

und miteinander „verbünden". Die Streitkräfte Englands, der Niederlande nnd Deutschlands (vor Allem Preussens) standen bei Waterloo dem Heere Napoleon's gegenüber.

6. He wears <fcc.; he, der Adler, welcher eben sowohl das damals von den feindlichen Heeren besetzte Frankreich wie dessen gefangenen Kaiser repräsentirt.

19.

' 1. The bit, das (ihm angelegte) „Gebiss", auch: der „Bissen" (das ihm be- reitete Geschick). — Jllay eh.: er hat das verdient, und: dem mag so sein.

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