• Nem Talált Eredményt

Ungarn hat keinen Handel

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 118-125)

W as der M e n sch nicht ohne M ü h e zu begreifen und zu erkennen verm ag, schreibt er gewöhnlich lieber jener Ursache zu, die von Vater auf den Sohn als Wahrheit, als Ariden überging, als daß er ihr wahres und richtiges D a fe yn oder Nichtdaseyn m it eigner K r a f t untersuchte.

Lieber mattet er sich bis ans Ende feines Lebens a u f dem holprigen Wege der alten Gewohnheit a b , a ls daß er a u f Mom ente nur seinen Geist etwas anstrengte ein besseres System , eine geebnetere B ah n zu senden. Ueberhaupt scheint e s , daß Anstrengung der S e e le , manche mehr ermüdet, a ls förperliche Arbeit, so wie derElephant mehr schw itzt, wenn ihm Verstandesthätigkeit gelehrt, als wenn ihm die größte Last aufgepackt wird, und Hund und Pferd zittert und schent sich weit mehr vor jeder, Geistentwicklung bezweckenden Uebung, als asten andern Arbeiten.

In vielen Gegenden des Landes werden auf fettem, schwarzen, oder klebrigen, thonreichen Gruude, in einer Entfernung von 5 — 6 Klaftern, parastel zwei Graben ge-zogen, und die gesegnete fruchtbare Erde, wird zwischen denselben aufgehügelt. 100 und 100 Wägen, 1000 und 1000 M enschen sind in größter Bewegung, und die darauf verwendete physische Auslage ist ganz ungeheuer. Die Witterung ist trocken und so scheint die Arbeit, die mecha*

nisch von Statten geht, vernünftig, wo sie sich doch bei einem kleinen Nachdenken schon, als ganz unnütz zeigt.

Wer nicht gleich uns, von Kindesbeinen an zu so einer Manipulation gewohnt ist, und ihre apodiftische Noth- wendigfeit nicht blindlings glaubt, würde vermuthen, daß die Einwohner, irgend einer äußerst schwer gedeihenden

Pflanze ein Beet bereiten, und nur mit Verwunderung vernehmen, daß die Arbeiter, mir sie sich einbilden, eine Landstrasse bauen, welche, ganz oyne Scherz an vielen Orten unter das Getreide weit tauglicher wäre als für Reifende und Lastwägen. Je höher der Sch u tt, für desto besser halten manche städtischc und Komitats-Straßenbau-kundige den W eg, je gewölbter er ist, zum Ablauf des Wassers, für desto treulicher, während der höhere Auf-schutt gewöhnlich nur den Vortheil zu gewähren pflegt, daß der Wagen, wenn er umwirft, tiefer stürzt, und der Reifende darin sich dünkler blau schlägt, der gewölbte Weg aber bloß dazu dient, die darauf geworfene Erde tiefer, den Koth größer und somit das Umwerfen viel sicherer zu machen. Von einer erhobenen steinigten Straße rinnt das Wasser ab , das ist ganz richtig, daß es aber von einer erdigen, jede Feuchtigkeit einfangenden ablaufe, wird Jemand der denken w ill, gewiß eben so wenig als das glauben, daß es von einem runden S a u g schwamm an den S e ile n abtropft. Ist der Weg der hergebrachten Weife nach fertig gemacht, so wird er im Frühjahre und im Herbste, oder gewöhnlich wenn er schon gänzlich verdorben ist, ohne alle Einsicht mit Schutt angeführt, das heißt, an die hügeligen und festen Stellen wird gleichförmig gerade eben so viel Erde und Lehm mit Steinchen geführt, als an die morastigen, grnbigen, tief gefurchten. S o geschieht es denn mit der Z e it, hanptfächlich aber je mehr Arbeit und Mühe auf diese scharfsinnige Manipulation verwendet wurde - was vielen Anlaß gibt zu pralen: „ H a b ich doch den W e g p r ä c h t i g a n f ü l l e n l a f f e n — daß die Straße zu so einer Höhe anwächst, daß man zuletzt gar nicht mehr darauf fahren bann, oder sie mit ungeheurer Mühe wieder abtragen muß, wie diese z. B . zum großen Ruhme des heutigen erleuchteter Rathes — in der S ta d t Ond. — geschieht, wo endlich durch vieljährige Arbeit und M ühe die Hauptstraße glücklich eine solche Höhe erreichte, daß die daran gelegenen Hanseigenthümer mit Lasten nur

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mit äußerstet Mühe aus ihren Häusern auf die holprige Straße sich hinaufarbeiten konnten, Regen- und anderes Schmutzwasser aber, welches sich, besonders zu Marke- zeiten zu sammeln pflegt, bis in die Keller, ja zu ebner Erde, selbst in die Zimmer drang. Schon dieß zeigt hin- länglich, daß eine Arbeit, die nicht reiflich überdacht ist, weit eher Schaden bringt als Nutzen-

Im Merkantilischen geht es uns eben so. Entweder wir suchen zu unserer Beruhigung das alte Gewäsche hervor, daß w ir nämlich keinen Handel haben, oder häufen unauf- hörlich Systeme auf Systeme, Prinzipe auf Prinzipe, wie gewisse, in Koth sich verwandelnde Materialien auf unsere Straßen, und so wie wir diese wieder abtragen, wechseln oder vernichten w ir auch jene.

Daß w ir im Allgemeinen keinen Handel, oder keinen solchen K auf und Verkauf haben, der diesen Namen ver- dient, und daß selbst das, was wir haben, auf schwachen Füßen steht, — glaubt wohl jeder; statt daher im Streite darüber: ob w ir einen Handel habe« oder nicht, die Zeit zu verlieren, wollen wir lieber untersuchen, welchen Ur-fachen wohl dieser Mangel von den meisten zugeschrieben wird.

Dieser vermeintlichen Urfachen sind viele, darum werde ich nur die gewöhnlichsten, alltäglich vorgebrachten, heraus- heben, deren Grundlosigkeit zu erweisen leicht ist. E s sind folgende: Uusee geograpchische Lage ist nicht dazu geeignet.

W ir haben kein Geld. W ir kennen die Konkurrenz mit andern Nationen nicht bestehen, Die Mauten machen die Ausfuhr unmöglich.

U n s re g e o g r a p h i sche L a g e

ist w irklich nicht die günstigste. Häfen haben w ir nur drei zu welchen man aber auch nur mit großen Schwierigfeiten gelangen kann, und hat man sie endlich erreicht, so sind sie nicht die besten. F i u m e ist mehr eineSchiffeände, als esu Hafen, und gegenüber liegen zalreiche Inseln, im so­

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genannten Q u a r n e r o : im fleischverschlingendem M eere, welchen Namen es daher erhielt, daß in alten Zeiten, als die Schiffer noch weniger G e schicklichkeit befaßen als jetzt, viele dort Schiffbruch litten und ihr G rab fanden. Je mehr die G e schicklichkeit zunahm, desto geringer wurde zwar die G e fa h r, aber hier und dort bricht dennoch der alte I rrthum hervor, und so wählen Viele den Weg lieber über Triest. B o f f d r i ist, hat ihn der Schiffer ein M a l erreicht, ein hinlänglich sicherer O r t , aber die furchtbare B o r a , von den nahen Bergen anfgehalten, w irft sich, wenn sie sich ein M a l Bahn gebrochen, mit solcher W uth auf das M e e r, daß oft das Sch iff von dort weder heraus noch hinein kann. Selbst P o r t o R e ist nicht viel vor-züglicher und außerdem, wie herrlich es auch übrigens ge- legen ist, des M angels an füßem Waffer wegen, doch immer nur ein sehr mangelhafter Zufluchtort. Unsere Donau föunen w ir auch nicht sonderlich benützen, denn, bezüglich auf uns, fließt sie umgekehrt, und wird uus zu Liebe sich nicht umwenden, an ihrer Mündung aber besitzen nicht wir sie, sondern andere!!! Mit den übrigen Flüssen, die sich in die Donau ergießen, hat es gleiche Bew andniß, so daß außer der Verbindung im I n n ern, der natürliche Nutzen unserer Flüsse nur sehr gering ist, indem man nur von jener W aare sogen kann, daß sie zum ausländischen oder Welthandel gehöre, die auf dem Meere dahin schwebt, dorthin aber, fließen die unsern nicht. D o rt kommt der Uuterschied von ein paar hundert M eilen Entfernung gar nicht in Anbetracht, und es konnte dieselbe W a are , wenn sie bei kleinem Umfange von großen Werth ist, in Fiume und London zu gleichem Preis gelassen werden, wo sie auf Wegen und Kanälen jede Stunde sich so vertheuert, daß endlich fast ihr ganzer Werth in die Lüfte geht. Wenn mich z. B. der Kübel Waizen in Fiume auf b Gulden kommt, und ich bis London vom Metzen 1 sse Transportspesen, und 1 sse für alles Andere, Assekuranz nämlich — Prozente, u. dgsi bezale, so kann ich meinen Waizen ohne allen

Ver-? *

Tust um 8 fl. geben, und Alles was darüber ist, ist Ge-winit. Kömmt mich aber der Kübel Waizen auf meiner Pußta, bis zu seiner Erzeugung auf l sse und muß ich an Fracht bis zum nächsten Markee, vom Metzen l fl. bezalen, so bleibt mir, wenn er um a ffe verlauft wird, lein Ge- winn. So verringert die Verführung von einem Ort zum andern, in dem V e rh ältn iß a ls sie schw ie rig e r, lä n g er, gefährlicher, und m it mehr Hindernissen verbunden is t, den W erth der W a a re , und der Verlust ist bezüglich a u f das Ganze desto größer u . s . w ., so wie umgelehrt. M a n kann sich eine Straße denken, wo die Fracht für einen Metzen Waizen 20 fl. beträgt, und von Mezsi-Tur bis K a lk u tta , kann sie sich auch, wenn überall Landtransport w ä re , so hoch belaufen, die A rbeit jener zwei Pferde aber, welche der schlechten S tra ß e n wegen, andern zwei Pferden vorgespannt werden, die bei gnten Wegen den W agen allein ziehen konnten, ist anf immer verloren, denn die vor- gespannten Pferde lönnten während der Zeit eine andere A rb e it verrichten, w as aber nicht geschieht.

Je leichter daher der Transport, von so größerem Werthe die Waare ist, desto gleicher bleibt sich Werth und P re is derselben W aare anf dem Punlte A . und auf dem weit davon entlegenen P u nlte B ., desto größeren rei- ueren Gewinn hat der Kaufmann. Dieß ist ein Ariom und die Urfache, daß der Handel bei mehren Nationen gedeiht, wo der Transport leicht ist, und die ihre Waaren nicht als rohe S to ffe , sondern als Güter die schon an Werth gewonnen haben, ansführem E s ist lein Zeichen eines besonders gnten H an d e ls, wenn fast ganze Gestütte einem mittelmäßig großen Wagen vorgespannt werden, der mit ordinärer W olle oder ähnlichen Waaren von ge- ringem Werthe bepackt ist, [und lein Beweis von tiefem Wissen und aufgekeärten Begriffen, jemanden gegen bessere W ege, Eisenbahnen, K an äle , u. s. w. ohne alle Ausnahme lämpfen zu sehen.

D as Wohl des Landes kann sich nicht auf den Nutzen einzelner Privatleute, sondern muß sich auf dnd Blühen des Ganzen gründen. D as Gefasel aber: daß mir in un- ferem Vaterlande nur Hirten und Ackersleute seyn sonnen, und für Fabriken und Manufafturen noch gar nicht geeignet sind, ist, obwohl es für eine gewichtige Behauptung ge- halten wird — um nichts vernünftiger, als wenn einer fagte: daß er bloß Getreide erzengt, und sich mitHornoieh und Schafen u. st w. nicht plagt. Bei einer tüchtigen W ir ts c h a ft ist Beides unzertrennlich, und wer mehr R in d h ä lt , w ird auch früher oder später mehr Getreide aernten;

so werden auch dort mehr H irte n und Ackersleute seyn, oder wenigstens größere Heerden h a lte n , und mehr ackern, wo Menschenhand und Maschinen die Geschenle der Natur und des Bodens zu höherem Werthe erheben.

Es ist wahr, für den Handel ist unsere geographische Lage zwar nicht die beste, aber auch nicht in dem Grade schlecht, wie viele es venneinen, das heißt nicht so un-günstig, daß dem, was die Natur verfagte, durch Knust

nicht mehr oder weniger abgeholfen werden sonnte. Wenn unser Boden auch nicht so fett ist, daß er auch ungedüngt Waizen hervorbrächte, werden wir ihn darum unbenützt lassen? Läßt denn im Szalader Komitate der Landwirth seine Sandfelder brach liegen, weil bei ihm ein Korn nur 4 — 5 fach, im Bauate aber 1 5 -2 0 fach trägt? sicherlich nicht, ja der S teirer schleppt in der Butte die Erde auf den Felsrücken hinauf und betreibt damit feine W irts c h a ft.

Fast überall ist es möglich die Güter und Annehmlich- feiten des Lebens hervorzulocken, und es hängt nicht so sehr von Klima und Boden, als vielmehr der größeren oder geringeren Gesehicklichfeit der Bewohner ab. Der Boden eines ansehnlichen Theiles der Lombardei ist so m ager, daß sie ohne B e ihü lfe der M e n schenhand, eine Wüstenei w ä re , wie dieß einst auch wirtlich der Fall w a r , jetzt aber gleicht sie fast das ganze Jahr über einem herrlichen Blütengarten ! Nach der Aernte ist bei uns au den meisten Orten die

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Gegend ganz kahle «nb bas HornvieT; lm Staube, wo doch unsere Felder so vortrefflich sind! Auch Handel bann es überall, im größeren oder kleineren Maße geben, und doch hängt auch dieß mehr von den Einwohnern als andern Umständen ab. S o ist in Spanien trotz der herrlichen Lage, der Handel kaum der Beachtung werth, blüht aber in Sachsen und Schlesien, obwohl diese Länder mißgünstig gelegen sind. M ännlicher, reifer Verstand, entschlosfener ausdauernder W ille , beharrliche Thätigkeit, triumphiren über A lle s , und rufen selbst zwischen Eisllum pen Blüten und Früchte hervor, während der Unwiffenbe und Träge auch in Utopien verhungerte.

Je größer aber bas H inberniß, desto unerläßlicher G eist, Streben, Anstrengung und verdoppelt muß der Auf- wand an geistigen und förperlichen Fähigfeiten werden, wo die Natur stiefmütterlich und unnachgiebig ist. Widerstand sohärft nur den M u t h , und entflammt den Wackeren zu neuer K r a f t , wo die Alltagfeele verzagt. Genießen w ir den Segen unseres Vaterlandes mit dankdurchdrungnem Herzen, was ihm aber fehlt, verbeffern w ir , schmähen wir nicht uufre Lage i erheben wir sie aber auch nicht bis über die W olfen. Nehmen w ir falten Blu tes die Karte zur H a n d , und sogen w ir uns offenherzig: Von Norden umfränzt uns poluischer Boden, gegen Westen deutscher Besitz, von Osten und Süden die T ü rfe i, und ein klein Stückchen Seefüste, und auch das ist nicht vorzüglich. Unsere G ewäffer, die D onau, W a a g , M u h r , D ra u und Save sind von wilder N a tu r, die Theis und M a ro sch ungünstig gelegen, die K n lp a schmasi Uufre Straßen für Lastwagen größtentheils unbrauchbar. D ie Kanäle wenig, fehlerhaft.

K lim a bloß mittelmäßig. D e r Frühling wechselnd, die Agonie des W inters oft bis in die Hälfte M a i sich hinüber- dehnend, so daß w ir in manchen Jahren fragen konnten, haben w ir , oder hatten w ir denn schon Frü h lin g ! der Sommer heiß, und, nicht wahr Niederungarischer Land- w irth , ein bischen mehr Regen konnte nicht schaden? der

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Herbst gut und für den W ein einer der besten der W elt.

D er W inter weder kalt noch w arm , ganz charafterlos.

Der Boden dagegen ganz herrlich, und von welcher Aus- dehnung! Kupfer, Eisen, Steinfohlen, S a lz , hinlänglich.

W as sonst an Mineralien vorfindlich, sc hätz ich nicht be- sonders, und selbst anf die Gold- und Silberbergwerke geb ich nicht viel, wie man sich auch an dieser Behauptung stoßen möge, denn ich halte dafür, daß es immer eins fei, vb sie eristiren oder nicht, und bin der Meinung, daß Papiergeld, auf Hypothek basirt mehr werth ist, als Gold und S ilb e r, und daß so lange nicht schneller Geldumtausch unser Vaterland zu größerer Würde und höherem Glanze emporheben werde, bis w ir den I r r thum nicht besiegt haben, daß unter Schemnitz und Kremnitz der National- Schatz liegt. Nichts kann unser Vaterland erheben, als nur unser Geist, unsere Arbeit, und nicht unsere fehler-hafte geographische Lage trägt die Sch uld, daß w ir leinen Handel haben.

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 118-125)