• Nem Talált Eredményt

Jedermann fühlt und weiß, daß er auf irgend einem Orte fest steht, und zweifelt nicht im mindesten daß die

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 168-184)

Pesther Brücke 222 Klafter 4 Fnß lang ist, besonders wenn er ste felbst gemeffen hat. Um aber die Entfernung eines Ortes zn wisten, der unzugänglich ist, dazu bedarf es der Wistenscha ft, doch felbst ein mittelmäßiger Verstand begreift und glaubt es, daß die Entfernung eines Pnnftes angegeben werden kann, wenn man die gegenseitige Distanz zweier anderer Pnnfte fennt, und der Astronom berechnet selbst die der Planelen, und sogt die Sonnen- und Mond- stnsterniße u. s. w. auf Jahrhunderte vorher, ohne daß es hent zu Tage Jemanden mehr Wunder nähme. — Im Sitt- lichen ist der Fall sicher auch nicht sehr verschieden, nur

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daß w ir noch keinen guten Schlüssel dazu haben, oder das Gegenwärtige mit all feinen Verzweigungen und Wurzeln nicht deutlich genug sehen, um einiger Maßen feine Folgen, das ist, die Zukunft bestimmen zu föuuen. Auch hier fühlt Jeder daß er le b t, und angenehme oder unangenehme Empfindungen schaukeln oder foltern ih n , jeder ist im Stande vorherznfehen, daß er nach langem Fasten h u n g rig , nach der Arbeit und anhaltendem Wachen schlä f r ig , nach häufigem Genuß des W eines betrunken feyn w ir d , u. f. w.

Z u w eiterreichenden Kom binationen aber, gehört schon Wissenscha ft, und zwar eine solche, die den vorliegenden Gegenstand dergestalt zur höchstmöglichen K la rh e it b rin g t, daß w ir dessen heutige B e schaffenheit vollkommen genug kennen, um feine gewissen oder höchst wahrscheinlichen Folgen voraus zu wissen. Thesis und Antithesis sind, wenn w ir das Vorherfehen mit der Meßfunst vergleichen, jene zwei Pn n fte, von welchen aus w ir näher oder weiter den dritten bestimmen föuuen, d ie Z u f u n f t .

M a n muß gestehen, diese Wissenschaft, welche bisher noch des Namens entbehrt, ist erst in ihrer Kindheit, die M öglichfeit ihrer einstigen jetzt vielleicht nicht einmal ge-ahnten wunderbaren Entwicklung und Ausbildung aber, widerstreitet unserer Urtheilfraft keineswegs. Diese «amen-lose Wissenschaft, — von deren Dafeyn viele M enschen gar keine Ahnung haben, obwohl sie selbst so Manches ganz richtig voraus kombiniren - wie einst auch der Weiseste nicht dachte, daß die Erde rund fei, und um ihre eigene Are sich drehe, obwohl er selbst darauf stand, diese Wissen- schaft also macht in neueren Zeiten solche Fortschritte, daß an ihrem weiteren noch größeren Vorsehreüen gar nicht zu zweifeln ist, denn was steht wohl unbeweglich stille auf der W e lt? Und eben so wie Meßfunst und Sternkunde, nur a llm ä lig zu r jetzigen höheren Vollkommenheit sich empor- gehoben haben, gegenwätig aber schon mittelst trockener, untrüglicher Berechnung, und mechanischer I n strumente betrieben weichen, haben auch Ackerbau, Landwspthscha f t ,

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H andel, Finanzwesen und Nätionalwachsthum — nur all-mälig Knospen getrieben, sind jedoch schon dermassen auf gewisse Prinzipe zurückgeführt worden, daß w ir jetzt m it H ilfe der, durch Erfahrung und Vergleiche aufgehellten Wissenschaften so ziemlich und mit Sicherheit genug vorher-fagen fönnen, von welchen Folgen: z. B . Theilung der W eide, Papiergeld, B a n f, Prämien u.sew. seyn werden.

Z u unserem Glücke kommen w ir hierin erst nach S m it h , P o ung, P it t , B a rin g , wie auch H e r s c he l nur auf die Bemühungen sponKopernikus und G a lile i feine F o rschungen und feine Wissenschaft so hoch erheben konnte. W ir sind bei der Nachahmung von jeder Gefahr fre i, denn es steht in unserer Macht die hundertjährigen Erfahrungen Anderer zu den unsern zu machen.

H iezu, wie ich schon fagte, und noch hundertmal wiederholen möchte, ist es nothwendig daß w ir unsere Lage und Umstände, das Ausland sowohl als unser Vater- land kennen, und die mittelst gesunder und richtiger P a - rallelen gebildeten Systeme auch ins Leben übertragen. Den Schluß auf das nun Erwähnte gründend, halte ich Kredit- M an gel für die Urfache, daß der ungr ische Grundeigen- thümer ärmer ist, als er feinem Besitze nach feyn müßte, daß er sich nicht in dem Wohlstande bestndet, den feine Verhält- nisse zu ließe ny daß der gute Landwirth seine Felder nicht znm höchstmöglichen Blühen erheben kann, daß endlich Ungarn keinen Handel hat. Daher halte und erachte ich K re d it, und M e rk a n til- und Wechfelrecht, für die G rundlage, w orauf der gute Fortgang unseres Ackerbaues und unseres

■ Handels, mit einem Worte unser f e r n e r e s Empor- kommen und W o h l sich gründen kaum. Roch tiefer aber als d i e f e r Kredit liegt:

D e r K r e d i t i m a u s g e d e h n t e r e n S i n n e , nämlich: sich wechselseitig zu glauben, und glauben zu

kennen. Glaube ist die Kette, welche die Meuschheit an

den Allmächtigen fnüpft, Heiligkeit des

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J

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ortes bindet den

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H errscher unzertrennlich an seine getreuen Unterthanen, und ihre unerschütterliche Treue bildet die unumstößliche Stärke des Thrones. Wahrheit des W ortes ist der Born des Ehglücks, der ächten Ehre, der Rechtlichkeit derHand- l ungen, und somit aller Glückseligkeit.

G l a u b e ist der H afen, welchen endlich auch erreicht, wer nie in dessen Heimath wohnte, und den feine bösen Hand- langen und Sünden zwischen den Stürm en des Lebens fest-gehalten haben, allwo in schwindelnde Freuden, in Schätze und fa lsche Huldigung versunken, selbst der eine furze Frist über in Uebertäubung ruhen kann, dessen Gewissen nicht re in , dessen einstiges Erwachen aber desto fürchterlicher ist.

Glücklich diejenigen, die nichtKranfheit, Leibesschwäche oder Todesangst endlich zwingt auf den Knieen zum Kreuze hinzukriechen, sondern die noch in den schönsten Jahren ihres Lebens, wo Jugend, Gesundheit, und das Gefühl des Wohlfeyns sie fast mit den Vorfreuden der Unsterb- lichkeit erfüllt, fre iw illig , ans Liebe zum höchsten Guten ihre Seelen zum Vollkommensten erhoben, und nicht mit leeren W o rten, sondern durch die That selbst, den wahren S in n ihres Glaubens üben. Glücklich, wenn nicht nur die nahe Gefahr sie zur Anbetung Gottes trieb, sondern jede edlere’ und schönere Regung und die nnerklärbare innere S o rg e , die jedes reine Gemülh in sich fü h lt, fein unsterbliches T h e il von asten niederen und häßlichen Entsendungen zu reinigen. U nd, wenn w ir auch von asten andern Wundern der Natur schweigen, erfüstt denn nicht schon astein die Ruhe und Harmonie einer Sternen- nacht unsere Seele füß mit den schönsten Hoffnungen eines folgenden beffern S e y n s , und unserer Erhebung, und wenn w ir die vostkommene Ordnung des Asts bewundern, widerstreitet denn nicht schon unsern jetzigen Verstaube die Betrachtung , daß die z e u g e n l o s e T u g e n d für immer und ewig im Verborgenen bliebe und auf aste Zeiten verloren wäre? D ie That des Helden, der sich hin- opfert, und um das Leben Vieler zu retten, unter

sich das Pnlverlager auffltegen lä ß t, und so für fein Vaterland stirbt, ist ewig unvergänglich, jene Bemühungen aber, welchen der treue Sohn des Vaterlandes die Dkuhe seiner Nächte w e iht, und zur Beförderung des Gemein- wohles weder feine H a b e , noch feine Z e it , noch feine G e- fundheit scho n t, während vielleicht feine Landesgenoffen ihn dafür m it K oth bewerfen, — oder jenes stille W irken des wohlthätigen Nächsten, wodurch er dem hilflosen, tiefgekränfteu Unglücklichen Linderung, dem Verzweifelnden Seelenstärke bietet, haben sicher und gewiß auch ihren Zeugen und werden einst im reinsten hellsten Glanze schimmern. Glauben w ir denn — daß a ll’ die schönen Siege, welche oft zwischen vier W änden, die Tugend über die zanberischsten Lockungen feiert, daß all' der stille H a rm , welcher gar viele reine Wesen in ein zu frühes G rab stürzt, die in den Armen eines verhaßten Gatten die nnanssprech- lichenQualen des Lebens resignirt und treu erdulden, wäh- rend ih r Herz für einen Andern schlä g t, — wähnen w ir denn daß dieß Alles auf ewig ohne S p u r und ohne Lohn in Vergeffenheit begraben bleibe? W ie viele Tapfere sind gefallen auf blutigem Schlachtfeld, ohne lebende Zeugen, wie vieler Helden Gebeine deckt die stumme Erde, und schweigt von den himmlischen Regungen, welche den Treffe lichen auf Augenblicke zu göttlicher K ra ft erhoben, wie oft:

überrascht der Tagesanbruch den eifrig bemühten Patrioten an feiner gar nicht geahnten, schweren A rb e it, wie viele O pfer verschlingt zeugenlos das unermeßliche Meer der Vergessenheit, wie viele Sterbende segnen im letzten schweren Todeskampfe den treuen Freund, der den Unglücklichen pflegend, die Nächte durchwacht, und selbst in den letzten Augenblicken ihm Ruhe und Seelenfrieden bietet, wenn anch die lallende Stimme des D ahinscheidenden ungehört v e rflin g t, und wie manche reine Brust betet in mitter-nächtlicher S t ille hingeworfen auf die Knie zum aller, barmenden G o tte , daß die Last fündhafter Liebe, das sehwache Herz nicht zersprenge. Doch was der F ittig der

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Nacht deckt, bringt der Sonnenstral nicht sutmer alfogleich ans Licht. Aber solche O p fe r, solche Thaten ziehen sich nur vor unseren Blicken zurück. J h r Wohnplatz ist herrlicher , als ihn die heiligsten Ergüsse des Herzens ahnen konnten, ihr Vaterland ewig unerreichbar dem Geifer des Spottes und des Neides, und sie werden noch leben und bestehen, wenn auch vou unserm Heimathlande, von unserm Planeten selbst leine S p u r mehr übrig ist. E s wäre die N atur eine ungeheure Lüge, das Ast eine schändliche M ystistkation, V aterlandliebe, M n tte rth rä n e n , Liebe und Freundschaft wären entsetzliche Possen, wenn dieß anders feyn konnte.

Aber lönnen w ir denn zweifeln ? W ie herrlich ist ein Som m erm orgen, wie vostendet ein blühendes Franenge*

sehöpf, — und im S ta u b e , der nur von so lurzer D a ne r ist, wie vostlommen Zweckmäßigleit und Gestaltung. W ie groß, wie unendlich vostlommen muß also erst die Har- monie der Seelen feyn! Wenn schon der Pu rpur eines sehönen M org en s, das Antlitz eines unschuldvosten M äd- chens so rein ist und so w ahr, wie lönnen w ir im Zu-sammenllange der Seelenwelt, Lüge und Mystistkation auch nur denken. H e i l i g l e i t d e s W o r t e s ist der Richter, der zwischen H errscher und V o ll das Urtheil fä llt, und w ird sie einst zu nichte, so spricht das Gesetz vergebens, und aste gefestschaftliche O rdnun g, jedes Glück hat ein Ende. H eiligleit des W ortes ist im H errscher d a s , was in G ott die höchste Vostlommenheit, ewige höchste W ahr- h eit, und wie Religion und Glaube den wildesten M e n schen m it dem Allmächtigen in Verbindung fetzt, so bindet Treue und G ehorsam den B ü rg e r an seinen wahren Herrn. S tützt sich das Glück der G atten nicht anch a u f Verläßlichkeit des W o rte s , denn welchen W erth hat w ohl eine Treue die gehüthet werden m u ß , und fettet denn nicht W ahrheit den Freund an den Freund, und wie hoch oder niedrig auch ihre Stestung sei — die Söhne des Landes un-lertreunbar aneinander.

Aber haben alle diese schönen Eigenschaften feine tiefere Quesse, und woher entspringen sie?

A u s B ü r g e r t u g e n d ,

und siehe! da sind w ir wieder tiefer eingedrungen. Jetzt bilden schon nicht mehr Steilheit der Gebirge, Tiefe der Gewässer, Meeresbreite, Stärke der Vesten, nicht mehr die freiere oder abhängigere B e schaffenheit derRegiernugformen, die wahre K ra ft und Sicherheit des Landes, sondern sie hängt bloß von den Mensehen ab, die es bewohnen.

W ie ungünstig auch ein Reich gelegen fe i, durch welche Ketten immer auch die Nation gefesselt werde, früher oder später ringt sie doch nach freierer Eristenz, wenn in den Bewohnern das reine B lu t der Bürgertugend w a llt, und umgekehrt, wie glücklich auch feilte Lage fei, welche Frei- Heitert auch feine Bewohner besitzen, beugt es sich doch aU- gemach unters Sflavensoch, wenn die Reinheit der Sitten zerrüttet is t, der Glanz der Bürgertngend erlosehem

Aber die wahre und voUständige Bedeutung von Bürger- tngend, fennt nicht jedermann, und Viele finden sie darum n ie, weil sie sie zu weit weg suchen, wo sie doch so nahe lie g t, daß sie der Bauer wie der Vornehmste in jedem Augenblicke senden und auch üben kann. D ie meisten sind nur aus Eitelfeit gute B ü rg e r, und bloß da eifrige P a -trioten, wo die Zeugen nahe sind, die Beifallbezeugungen gewiß. Ein T heil sucht sich zu heben, der andre jagt nach P o p u la ritä t, und jeder wirse dem andern feine Schwach-heit v o r , hält aber die eignen Fehler für Tugenden. W er ein Herr werden wist, müht und plagt sich feiner Einbildung nach nur um die Ordnung aufrecht zu erhalten, der Anarchie vorzubengen, und den Kreis feiner Befehle zu erweitern’, vergähnt, feiner Beförderung witten die Tage in Vorzimmern und fleht oft kuiefällig, wie Aristipp, aber nicht für an- dere, sondern für sich selbst. W er aber diePnppe desV o lfs seyn w iU , betrügt sich dam it, daß er für die Aufrecht- haltung des alten G uten, und damit der Rationalgeist und

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die kostbare Freiheit leben bleiben sich ausopfert, wo er doch nicht einmal w eiß, was Freiheit fe i, sondern Zügel*

losigkeit oder tölpische Rohheit dafür nim m t, und nicht selten, bas Palladium der Nation ausschließlich auf un- griichen Tanz und Schnürhosen gründet. Beide Theile jagen nach Lob und G e w in n , nur daß Einem der Weih-rauch des Hofes angenehmer ist, dem andern der D u ft der P o p u la ritä t, ihre Handlungen entspringen aus gleich trüber und unreiner Quelle, nur der G eschmack ist verschieden.

Z u glänzen ist das höchste Z ie l Vieler, nicht zu nützen.

Bürgertugend, in ihrer wahren Bedeutung, trägt nicht solche Früchte, sondern ist die Quelle der Pflichterfüstung, und nichts anderes, als der In n begriff der Liebe znm

Vater-lande und ben Landesgenossen, und der Trene gegen den Herrseher. Jh r Merfzeichen ist weder kriechende Schmeichelei

noch übertriebenes L o b , den Sterblichen erhebt sie nicht in den H im m e l, und betet niemanden wie einen G o tt a u f den Knieen a n , ihre Sprache ist bescheiden, aber m ännlich, fre im ü th ig , ihreHanpteigenschaft dem gesetzmäßigen H e rrn , dem Va terlan d e , den M itb ü rg e rn , nach bester Fähigkeit und K r a f t zu dienen. D e r Ehrenmann gibt Jedem das S e in e , und haßt eben so den E in g riff in fremde Rechte, a ls er selbst nicht leicht a n f die feinen verzichtet, sondern vielm ehr sie zu schützen weiß. Vertrauen w ir denn auf einen S o ld a te n , und w ird er w ohl wacker lämpfen in der Schlacht, der sich den wohlverdienten, und durch treuen Dienst erworbnen S o ld , von feinem Vorgesetzten ohne allen Grund abziehen lä ß t, ohne feines O rts und feiner Zeit es gehörig zur Sprache zu bringen? Solche Könige glänzen sie wohl in der G eschichte, und verdienten sie einen so er- habenen R a n g , die ihren heiligsten Rechten, wenn auch gezwungen, entfagten, und ihre Krone nicht wacker zu vertheidigen wußten? D ie größte Verehrung werde, nach G o tt, dem Könige gezollt, der Bürger bleibe in feiner S p h ä re , wozu er geschaffen, aber auch der Geringüe er-freue sich sicher und ohne Beunruhigung feines mühvollen

Erwerbes ober bet Geschenke des Schickfals. Bevor aber noch die M enschen sich höher erheben, ihre Eigenschaften sich ersehließen, oder die B ü rg e r- oder National-Tugend tiefer W urzel fassen kennen, ist vor Allem nothwendig

N a t i o n a l i t ä t ,

denn zuerst muß Etw as feyn, dann erst kann es zum Guten, zum Treffeichen, zum Tugendhaften entwickelt worden. S o wie in der unermeßlichen Sternenwelt, Alles in größere oder lleinere Theile sich sondert, und in sich ein Ganzes bildet; Sonn e, Planeten, und was uns unsichtbar, so zerfällt auch abwärts z u , das Kleinste in feine T h e ile , und eint sich wieder zu einem Ganzen, Tropfen, Früchte, und die Oekonomie der lleinsten Würmer. D a s ist die Ordnung der Natur. D ie Theile entstehen, verschwinden, alles bewegt sich kreisend:

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roeqjfelt ero’ges ©erben und Vergeben,

ans dem Neuen wird Altes, aus dem Alten Neues, und

nichts ifl ewig als das Ast. So auch der Mensch; in

welchem Zustand der Wildheit er auch fei, vergefellschaftet

er sich, und das ganze Menschengeschlecht verzweigt sich zn

Nationen, Familien, Ehepaaren. Eben dasselbe was bei

unbelebten Körpern Anziehung - und Abstoßungkraft, ist

bei Nationen Vaterlandliebe und Vertheidigung. Tiefer

also als es viele dächten, ist unsern Seelen die unaus-

fprechliche füße Sorge eingegraben, welche uns zu dem

Bodeu unserer Heimath hinzieht, und den hinfälligen Staub

zum Halbgott erheben kann, und es ist ein Zeichen von Seelen-Fäulniß, wo diese heiligen Gesetze der Natur schon verlöscht sind. Nicht anders, als wie der ausbrennende Komet in feinem Ungeheuern Laufe weder Grenze hält noch B a h n , sondern wie ein Fluch im endlosen Leeren sich selbst verzehrt, und Sonnenfysteme erschüttert, so schweift ohne Z ie l und Gesetz der Vaterlandlose herum, treue Unter- thanen verlockend, und zufriedene Bürger mit unruhvollem Mißtrauen erfüllend bis er endlich selbst eine Beute der

Verzweiflung nicht selten sein freudenloses Dafeyn mit eignen Händen endet. Trotz dem rühmen sich noch Viele K o s m o p o l i t e n zusei)n! Schwächen, Fehler sind un*

zertrennlich vom Sterblichen, aber damit pralen, ist die tiefste Stufe der Verworfenheit, wo die Scham verloren ist, dort endet jeder Zauber des Lebens. Zum Glücke sprechen Viele solche Dinge, die sie selbst nicht verstehen, und pralen mit Sachen, die ihnen zur Schmach gereichen.

Der Kosmopolit glaubt ein weiteres Herz zu besitzen, und hält sich daher ‘für besser als Andere. E r trägt alle M it-menschen im Busen, der P a trio t vorzüglich nur seine Lands- reute, er wähnt stärker an Geist zu seyu, denn er schreitet über all die alten Gewohnheiten und eingeführten Ansichten hinweg, bann zugleich Christ, Türke und Atheist seyu, und sich mit Chamäleons Geschicklichkeit den Umständen, dem Nützlichen anschmiegem Eine solche Fertigkeit ist aber Unnatur, und größtentheils nur die unreife herbe Frucht von zn vielem oder falschen Wissen. S ie macht ans dem Menschen, der alle feine Eigeuthümlichkeit verliert, solch ein Unding, als der zahme W o lf, der B ä r, der plump an der Kette tanzt belachenswerth ist, der im Käsig vor dem dünnsten Rüthchen zitternde Löwe, zum Gespött wird.

Welch trauriges Loos das allmälige Abzehren und Dahinschwinden aller seiner Glieder flar zu empsinden, und das Abnehmen der Lebenskraft von Tag zu Tag deut- sicher spahrzunehmen, noch schrecklichere Q u a l als diese aber kann nur fühlen, wer es sich gestehen muß, daß er das Glied einer dahinfaulenden Nation ist, denn hundert M a l leichter ists's, Leibes- als Seelenverfall zu erdulden.

W o aber Nationalität zu nichte wurde, wo die Bewohner ausarteten, oder wo Nationalgeist und Eigenthümlichkeit schon auf Possen und Kinderpnppen beruhen, dort, wenn es die Menge in ihrer Blindheit auch gar nicht ahnt, sieht es der forgerfüllte P a trio t mit bittrem aber untrüglichen Blicke, wie das «och übrig gebliebene bischen Sand im Stundenglas der Nation Korn für Korn abrinnsi

Vergleichen w ir Nationen mit einzelnen M en schen, so ist N ationalität nichts als Verwandtenliebe, Freundschaft, und die Aufrechthaltung der Fam ilien-Ehre bewerkstelligenbe Wachsamkeit, dringen w ir aber tiefer, wie ich es früher berührte, so ist es eine in jede Faser des menschlichen Wesens und in das tiefste I n n erste seiner Seele eingewebte Naturgabe, welche ohne Vernichtung des Selbstwerthes eben so unmöglich entwurzelt werden sonn, als es gewiß ist, daß anf unfrer W e lt mit herausgerifsuem Herzen nie- mand zu leben vermag. Wenn w ir die Weltereignisse unter- suchen, besteht denn nicht im schönsten Glanze der Nation«- litä t all die heilige Zauberkraft, welche einst die Gestlde von M arathon so glorreich machte, und die Thermopyleu mit dem edelsten Blu te bepurpurte, und fühlen w ir denn nicht, wie ein füßes Gefühl unser innerstes M a r l durch- juckt, und unser ganzes Seyn durchströmt, wenu es sich um das Glück und den Glanz unseres ungr ischen Vater- landes handelt.

W ir Glücklichen, daß bei uns noch die Zeichen und Fehler der Jugend wahrzunehmen, daß Alter und Grab noch fern von uns sind; denn jene Feigen und Entarteten, deren Z a h l, es ist nicht zu läugnen, hinlänglich groß ist, und die, wenn sie dieses hier lesen, vielleicht in Lachen

W ir Glücklichen, daß bei uns noch die Zeichen und Fehler der Jugend wahrzunehmen, daß Alter und Grab noch fern von uns sind; denn jene Feigen und Entarteten, deren Z a h l, es ist nicht zu läugnen, hinlänglich groß ist, und die, wenn sie dieses hier lesen, vielleicht in Lachen

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 168-184)