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Wir haben kein Geld

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 125-129)

es ist nicht zu läugnen, oder doch nur vie l weniger a ls w ir haben m üßten, aber waren denn andere N a tio n e n , die jetzt reich und geldbesitzend sind, es immer und gibt e s ,

wenn w ir auf die Vergangenheit zurückgehen, keinen Zeit- pnnlt wo auch sie arm waren? Hierüber herrschen nnzälige I r r thümer. Einige bestreiten jede, auch die trefflichste

Veränderung mit dem: das kann man in den vereinigten Staaten, in England thun, wo Geld is t,— und w irllich, es ist eben so wahr, daß wir wegen Mangel an Geld von vielen Dingen gar nicht träumen dürfen, die ihnen heut zu Tage möglich sind , als es fa lsch ist — und dieß fordert Aufmerlsamleit — daß w ir leine solchen Verbesserungen treffen konnten, wie sie vor vielen Jahren, als sie noch auf derselben Stufe standen, worauf wir uns jetzt befinden, zu Stande brachten, und denen sie ihre« heutigen Reich­

thum, ihre Fortschrittc verdanken — und haß sie ©Cld haben.

Venedig, Genua, H ollan d, hat einst ohne G old- und Silberm inen, mit allen Schätzen Europa's geprunkt , die K ra ft des menschl i chen Geistes das Geld dorthin gezogen, so wie Schicksul und blindes G lück, doch nur auf furze Z e it, am Hofe zu S e v illa einst die unermeßliche Ausbeute von den Bergwerken der neuen W elt aufthürmte und der Geist des M en schen heute noch die Güter der halben W e lt nach B r ittanien bannt, während Spanien gänzlich verarmt*

W ir müssen den Aelteren nicht das nachahmen, was sie heute vollbringen, sondern so handeln, wie sie damals als sie im selben A lle r standen, als w ir heute. Zuerst müssen w ir die erste Schule enden, dann die höheren. England legte den Grundstein zu seinem Wachsthume nicht mit G e ld , sondern mit Arbeit, mit wohleingetheilter, vernünf- tig e r, systematischer Arbeit. D e r Lehrer begann fein Amt nicht mit Lehren, sondern mit Lernen. E u klid läßt sich nicht erklären, ohne Kenntniß einiger Vorwissenschaften.

Und A lles das, was w ir theils im Ackerbau anders ein- richten müßten, wie ich oben erwähnte, theils was w ir im Handel zu bewerkstellig en oder zu ändern hätten, wie ich es weiter unten andeuten werde, fordert feine großen A uslagen, oder wenigstens feine so ungeheueren, daß w ir sie nicht ersehwingen konnten. D ie Annahme eines guten System s, und das Abgehen von einem mangelhaften ver- urfacht nur eine solche Verwirrung, als wenn ein Wüstling ein geregeltes Leben beginnt. Anfänglich wird ihm vielleicht feine Nüchternheit manche Unannehmlichkeiten empstnden lassen, die W e in , Brantwein it. dgl. übertäubten aber nach Kurzem schou, fein ganzer Organism us wohlthätig geordnet feyii.

Heute w ird man leicht der Anglomanie beschuldigt.

M einer Meinung nach aber ist es unmöglich in England nicht so manches lieb zu gewinnen, und wer hieß Land selbst bereist und nicht so davon urtheilt, wie der Kurz- sichtige von einer m alerischen Gegend, der Taube von

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T ö n e n , der H agestolz von der E h e , w ie einer der jetzt erst über feine Gränze hinansschlich, über die ganze W elt wird mit nnerklärbar füßem Gefühle, dort die Gleichheit vor dem Geletze und die durch National, und Gemeingeist, Publizität und Preßfreiheit herbeigefithrte wunderbare Ans- bildung und Höhe wahrnehmen, wird mit Freuden d a s, einem schönen Traumbilde gleiche Blühen ganzer Gegenden , Und die größtmögliche Heiligkeit der M enschenrechte sehen, mit Bedauern aber die schwachen und plumpen Anfeindungen vernehmen , mit welchen der Feige eine große Nation au- zugreifen wagt , die bei all ihren Wundern viele, doch nur solche Gebrechen anfweist, welche bloß beweisen, daß

Sterbliche vergebens der Vollkommenheit nachringen, und, daß sie sich zwar ihr nähern, doch nie gänzlich die M ittel-mäßigfeit überschreiten sonnen. Aber Unzälige sehen das Treffeiche, E d le , Schöne, Herrliche nie, dafür haben sie feine Augen, nur den Schmutz, die Flecken spüren sie auf und wissen sie auch zu finden, wie der Wiedehopf den Unrath au fw ü lt, die Krähe das Aas umkreist. S o handeln viele gegen Brittaniem D a werden nur die Schatten- seiten hervorgehoben, und ungezweifelt auch genug ge- funden, von den Lichtseiten aber wird ewig tief geschwiegen.

D ie an die Erbärmlichfeit her Alltagwelt gewohnte S klaven-siele verzieht den M und zum Hohngelächter über die Helden- thaten eines Leonidas, Z rin y i, B o zzaris, und setzt das fnechtische Leben weit über einen glorreichen T o d , und dieser Auswurf ist fähig das Schönste, das Herrlichste mit fardonischem Spotte zu verunstalten ! Vieles gibt es in England, wovon ein gütiger G ott uns wahre. „Intoleranz,”

vor allem andern, und w ir sind es w oh l, die das Recht haben es vorzuwerfen, da sich bei uns D a n f dem Himmel auch nicht eine S p u r davon sendet! ha ha ha! „daß Elend der M auufafturisten!” das heißt daß sie nämlich nicht genau alltäglich F le isch speisen und B ie r trinken kennen, wie sie es gewohnt waren, und nun äußerst schwer ent- behrem B e i uuo gibt es mehr Leute die fein Fleitch essen ,

als die es essen, viele Walachen bekommen ihr ganzes Leben hin- durch nicht ein M a l gutes Brod zu riechen, und um D . — herum nähren sich viele den Sommer über von Wassermelonen.

W ie schön daß sie schon von Kindesbeinen an , anderlei sich gewöhnten, und nichts besseres kennen, dieNeidenswerthen!

„ I rlan d, I rla n d !” R ichtig! und wie in aller W elt w är es auch möglich einen sp großen T h eil einer Nation von allen ihren Rechten auszuschließen, w ä r'e s doch gerade so, als wenn irgendwo der Baner alle Lasten des Staates tragen müßte, und zwar in kuechtischer Lage, und nur einige taufend F a m ilie n a ls nichtige Drohnen vom M a r l des Landes sich mästeten! Ach das ließe nicht schö n !* ) —

„ D i e N a tio n a lschu ld ! ” N u n hierin sind w ir w eit glück- licher. Eine N a tio n a lschn ld , die feiner starf f ü h lt , haben w ir zwar nicht, aber die herrlichsten P riva tschnlden, die uns zu Tode drücken. Unpartheiisch, ist dieß nicht alles lächerlich, und heißt es nicht so viel als im Auge des Dritten den Splitter sehen, im eignen selbst den Ballen nicht.

B ei jeder Nation gibt es Gutes und Schlechtes, nehmen w ir das Gute an, verschließen wir dem Schlechten den Eingang. Dulden wir es immerhin, wenn bei uns italieni-sehe B e tte n , ita lie n ischer Käse M ode werden w o llte n , die ersten sind weit besser a ls unsere, wo der unruhig S c h la - sende herab fällt, dem G roßen aber die Beine hinausragen, und ih r Käse ist auch, und zwar bei weitem mehr werth , a ls der a u f unsern T rifte n aus der M ilc h abgemagerter Schafe und Ziegen bereitete. D ie Verweichlichung und U eppigleit aber, die geringe Lebenslust, die ewigen S p a l- t ungen und P a r th einngen, das lassen w ir dem W ä lschen in seinem licht himmligten Vaterlande. Dem Franzosen trinken w ir feinen Champagner, und bevor w ir selbst m it Tauben- foth u. se w ., im eignen Vaterkande moussi renden W ein f ä lschen , bereiten w ir in feiner A r t den unsern besser, —

*) Sllzäbrcnb dem biesi 2Berf geschrie&en wurde

,

trat 3rlanb in he» ©cnuß feiner natürlichen Acchte.

lor

denn was falsch ist und verkappt, taugt nichts, was wait immer spreche - und suchen wir jemanden der ihn trinke.

Es werden sich schon Leute senden, die gleich uns, das Ausländische manchmal dem Einheimischcn vorziehen. Und wenn wir die iooo, 2 0 0 0, 3ooo Eimer gut verlaufen kennen, welche jährlich in unserm Weingarten erzeugt, oder besser, als Zehend in nnfre Fässer gefüllt werden, warum sputen wir nicht auch ein 1 0 0, 200 Bonteinen vom besten Wein des GaUiers kaufen? Auf diese Art kennen wir uns auch aus der Türkei Taback und Pferde, aus Amerika Zucker und Koffee ic. auschassen.

Müssen wir uns aber von andern mehr aueiguen, hauptfächlich in Geschmackfachen, Gewerben, Künsten, Wissenschaften, Sitten und Gebräuchen, als ste von uns annehmen wollten, so freuen wir uns darüber, statt daß es uns schmerze, und beneiden wir niemanden. Sie sind alt, wir jung, und vieUeicht, daß während sie am Tage mit herrlichen Fähigleiten glänzen, und wie der alte Pro- feffer vom Katheder herab feinen Schülern, der Welt weife Lehren geben. Nachts das Podagra sie foltert, und sie znsammengekrümmt und in der Qual sich windend, jammern

und stöhnen, indem w ir, obschon nicht hochgelehrt wie ste,

eines erquickenden Schlummers genießen und nengestärlt

früh anfwachen, zu neuer Thätigleit und ehlem Handeln!

In document Michael v. Paziazi, Kreditwesen (Pldal 125-129)