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I. Der Ort der That

2. Die That

Die in Genf zuerst bekannt gewordene Version über den schrecklichen Tod der Kaiserin lautete folgender-maßen : Die Kaiserin hatte heute eine Spazierfahrt mit dem Dampfer über den Genfer See unternommen. Als das Schiff in Genf landete und die Passagiere das Schiff verließen, näherte sich der Kaiserin ein Individuum, das ihr ein Dolchmesser in die Herzgegend stieß. Die Kaiserin wurde blutend a u f s Schiff gebracht. D a sich ihr Zustand sichtlich verschlimmerte, trug man die Kaiserin an's L a n d und bettete sie auf eine Tragbahre, wo sie den Geist aufgab. ' · .

Thatsächlich hat sich aber der tragische Vorfall in fol-gender Weise abgespielt: Die Kaiserin verließ am 10. Septem-ber 1898 um 12 U h r 40 Minuten mittags das Hotel „Beau-Rivage" in Genf, um sich nach dem in unmittelbarer Nähe ge-legenen Landungsplatze der Dampfer zu begeben. Als die Kai-serin unweit des Einsteigeplatzes auf dem Quai Mont-Blano sich befand, kam in entgegengesetzter Richtung der Atten-täter mit einem graubärtigen Mann daher, stürzte gegen

die Kaiserin los und führte gegen sie einen heftigen Stoß. Ihre Majestät fiel zu Boden, vermochte sich jedoch

mit Hilfe der Hofdame Gräfin Sztaray und einiger Passanten zu erheben und den Einsteigeplatz zu erreichen und be-stieg das Schiff. Kaum an Bord des Schiffes angelangt, verschlechterte sich der Zustand der Kaiserin, sie konnte nur noch einige schwach hörbare Worte: Was ist vorge-fallen? murmeln und dann verlor sie das Bewusstsein.

Der Capitän zögerte, die Abfahrt anzuordnen, gab indess später auf Bitten des Gefolges Ihrer Majestät das Zeichen zur Abfahrt. Nach einem kurzen Zeitraum nahm man mit Entsetzen wahr, dass die Kaiserin nicht mehr zu sich kam.

Die Kaiserin wird von Luccheni überfallen.

Die Damen der Umgebung, welche der Kaiserin hilfreich beigestanden waren, bemerkten einen kleinen Blutfleck auf ihrer Kleidung, der Dampfer kehrte um und legte an der Landungsstelle an. Die Kaiserin wurde auf einer aus Rudern und Segelleinwand rasch bereit gestellten Trag-bahre in das Hôtel „Beau-Rivage" gebracht. Die Gattin des Hoteliers Frau Mayer erzählte über die letzten Augen-blicke der Kaiserin Folgendes: Es war 2 Uhr, als man die Kaiserin auf der Tragbahre in's Hôtel zurückbrachte und in ihr Schlafzimmer trug. Man berief mich zur Hilfe-leistung. Wir lösten die bereits theilweise geöffneten Kleider der Kaiserin vollständig und sahen hiebei auf dem Hemde zwei ganz kleine und einen etwas größeren

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blassrothen Blutstropfen. Am Körper selbst war nur die kleine Wunde, aber kein Blut sichtbar. Entsetzt rief Gräfin Sztaray: „Die Kaiserin ist erstochen worden!"

Die Kaiserin lag mit bleichem Antlitz, mit geschlossenen Augen da. Bald nachdem man sie in's Zimmer gebracht-hatte, that sie zwei tiefe Seufzer. Es waren ihre letzten Lebenszeichen. Sie lag ruhig auf der Tragbahre, wie eine Schlafende und entschlummerte sanft. Als wir die Kaiserin auf das Bett legten,· gab sie kein Lebenszeichen mehr;

sie muss schon auf der Tragbahre gestorben sein. Die Aerzte Dr. Golay und Dr. Mayer waren, wie auch ein Priester sogleich zur Hand, doch erwiesen sich alle Mittel

der Wissensehaft als - vergeblich. . ! Die Autopsie des Dr. Golay ergab, dass das M o r d

-instrument bei der vierten Bipp'e in den Körper, einge-drungen war, diese Kippe war von der Wucht des Stoßes-zerbrochen. Die Wunde hatte einen Umfang von 21/2 M i l

-Das Mordinstrument. natürliche Grösse.

limetern. Das Instrument nahm den Weg an der viertens Rippe entlang, durchstach, die Lunge und. den Herzbeutel und -drang ins Herz, die linke Herzkammer durchschnei-dend. Die Waffe durchquerte das. Herz von oben näck unten und trat bei dem untern Theile der linken Herz-kammer wieder aus dem Herzen, heraus. .Der Verlauf' dor Wunde reichte bis über diese Herzkammer hinaus, deren untere Wand gleichfalls durchbohrt war. Der Tod trat, in Folge des Blutergusses in den Herzbeutel ein.

Die Waffe, deren sieh der Verbrecher bediente, wurde in dem Gange eines Hauses in der Rue des Alpes von dem Thürhüter gefunden, welcher glaubte, ein Arbeiter, der an dem Tage ausgezogen war, habe dieselbe verloren und.

deshalb auch keine Anzeige erstattete. Die Waffe besteht aus einer dreikantigen Sägepfeile, welche in grober Weise mit einem hölzernen Griff versehen ist und eine Gesammt-länge von 1 6 3 Centimeter hat. wovon 9'3 cm auf die Klinge selbst entfallen. Dieselbe trägt keinerlei Blutspur.en an sich. Die Spitze ist abgebrochen, wahrscheinlich in-folge des Aufschlagens, als der Mörder die Waffe wegwarf.

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Nachdem dieser nämlich den Stoß vollführt hatte,

•ergriff er die Flucht über die Rue des Alpes und wollte auf den großen Platz des Alpes. gelangen, wo er sich leicht hätte verbergen können. E r wurde aber von zwei

^Kutschern Namens Victor Vuillemin und Louis Chamartin, welche auf dem Quai ihren Standplatz hatten und Zeugen des Attentates waren, ergriffen und dem Bootsmann A l b e r t Eiana, sowie dem Gendarmen Kaiser übergeben, welche ihn zur nächsten Polizeiwachstube führten.

Der Mordanschlag war in raffiniertester Weise in -Scene gesetzt worden. Der Mörder hatte eine Feile

ge-wählt und dieselbe in einen Dolch verwandelt, in einen , matten Dolch, denn während eine glänzende Stahlwaffe ihn hätte verrathen können, vermochte er die dunkle vollständig matte Feile zum mörderischen Stoße zu führen,

•ohne dass der Glanz der Waffe ihn verriéth. Dadurch

•erklärt es sich auch, warum Gräfin Sztaray, trotzdem

•der Mörder beiden Frauen so nahe kam, im Glänze der

•Mittagssonne die Waffe nicht blinken sah. .

3. Dér Mörder Luccheni. ·. . Als der Mörder in die Wachstube geführt wurde, folgte -er ohne Widerstand, sang sogar unterwegs und sagte

unter Anderem: „Ich habe sicherlich gut getroffen, ich muss wohl getödtet haben." In der Wachstube, gab er. an,

•dass er ein brotloser Anarchist und nicht gegen die Arbeiter, sondern gegen die Reichen sei. Hierauf wurde

•der Mörder in den Justizpalast geführt und vom U n t e r -suchungsrichter Lechet einem Verhör unterzogen. Hier -gab er vor, dass er nicht Französisch verstehe und

ver-weigerte jede Antwort. Man fand bei ihm einen Militär-.pass, aus welchem hervorgieng, dass der Mörder in Paris

-am 21. April 1873 geboren wurde, nach Parma zuständig sei und-den Namen L u i g i L u c c h e n i führe. Luccheni schrieb in seiner Zelle einen Brief, den er an den Heraus-g e b e r des Blattes „Don Marcio" in Neapel adressierte, und

in welchem er nebst Anderem betonte, man müsse mit allen Regierenden aufräumen und die Dolchstöße müssten einander in kurzen Zwischenräumen folgen. Man müsse

•alle Souveräne oder ihre Minister treffen.

Der Untersuchungsrichter unterzog am 13. Septem-ber 1. J. Luccheni einem langen Verhöre und erwähnte auch den Brief, welchen Luccheni an den Herausgeber des

Blattes, „Don Marcio" gerichtet hat. Lliccheni antwortete, es sei seine Absicht zu zeigen, dass er weder ein Narr, noch ein Elender sei. E r gab zu, dass die ihm vorge-wiesene Feile ihm gehöre und sagte, dass sie vorher nicht abgebrochen gewesen sei. E r habe das Mordwerkzeug erst vor kurzem bei einem Eisenhändler in Lausanne gekauft.

Hierauf schilderte Luccheni sein bisheriges Leben.

E r sei in Paris geboren worden, kenne seine Eltern nicht und habe von der Hauptstadt Frankreichs keine Erinner-ung behalten. Seine frühesten Eindrücke stammen aus der

Doppelportrait des Mörders.

Zeit, welche er im Spitale von Parma als ganz kleines Kind verbracht hatte. Als er zehn Jahre alt war, habe man ihn weggeschickt und ihm gesagt, dass er nunmehr seinen Lebensunterhalt selbst gewinnen könne. Bis zu seinem 20. Lebensjahre sei er, in verschiedenen Gewerben thätig, in Parma geblieben. Hierauf habe er seinen Mili-tärdienst in Caserta und Neapel abgeleistet und sodann eine Dienerstelle in einem fürstlichen Hause erhalten.

Luccheni gibt zu, von seinem Dienstherrn gut behandelt worden zu sein. „Nichtsdestoweniger" t— sagte er — „war dies immer meine Idee." — „Was für eine Idee", fragte der Untersuchungsrichter. „Ich war Anarchist, ohne es.

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zu wissen." Nachdem Luccheni seinen Dienst aufgegeben hatte, durchstreifte er Italien und arbeitete dann acht Monate als Erdarbeiter am Sonnenberge im Canton Zürich. Im Jahre 1894 begab er sich nach Wien, wo er sich nur kurze Zeit auf-hielt. Dann gieng er nach Budapest, wo er zwei Wochen verblieb. D o r t h a t t e e r G e l e g e n h e i t , z w e i m a l d i e K a i s e r i n zu s e h e n . Von Budapest kam er nach Fiume, von da nach Triest, arbeitete in vielen italienischen Städten und gieng dann nach Lausanne, wo er ein eifriger Besu-cher socialistisBesu-cher und anarchistisBesu-cher Versammlungen war.

Hôtel Beau-Rivage, wo Kaiserin Elisabeth in Genf abgestiegen war.

Nach eigener photographischer Aufnahme.

Luccheni bestätigte alle bekannt gewordenen Einzeln-heiten über sein Thun und Lassen in der letzten Zeit und gab alle Thatsachen zu, die ihm bezüglich des Mordes zur Last gelegt werden. Er zeigte k e i n e S p u r v o n R e u e und ist der Meinung, dass er mit seiner That die anar-chistische Sache gefordert habe. Dass er Mitschuldige gehabt habe, stellte er nachdrücklich in Abrede. Er erzählte weiter, dhss er am 7. September nach Genf gekommen sei, in der Absicht, den Herzog von Orleans zu ermorden.

Da dieser abgereist war, fuhr er nach Evian am Genfer See, woselbst er den Herzog zu finden hoffte. Dies war aber nicht der Fall und Luccheni kehrte am 9. ds. nach

Genf zurück. Am nächsten Tage erfuhr er, d i e K a i s e r i n v o n O e s t e r r e i c h sei angekommen, er fasste sofort den Plan, s i e z u e r m o r d e n und wie ihm dieses niederträch-tige Verbrechen gelungen ist, hat die W e l t nur zu bald in erschreckendster Weise erfahren müssen.

Luccheni ist eine gedrungene mittelgroße Gestalt.

A u f dem sehr breiten Halse sitzt ein starker Kopf. Die breiten Kinnbackenknochen scheinen fast eine und dieselbe Linie mit dem Halse zu bilden, wodurch die Erscheinung noch gedrungener wird. Sein Gesicht ist stark gebräunt.

Eine stampfe breite Nase lässt das Gesicht abgeplattet erscheinen. Ein blonder, borstiger Schnurbart deckt theil-weise.die Oberlippe. E i hat glänzende .graugrüne, tieflie-gende Augen, aus welchen lebhafte Blicke schießen, wäh-rend er spricht. Krauses, nicht zu langes H a a r deckt den K o p f . Seine Arme scheinen zu lang für diesen Körper, beim Sprechen fechtet er mit denselben herum.

. Mit einer erschreckenden B u h e und einem immerwährenden Lächeln beantwortete er alle Fragen des U n

-tersuchüngsrichters. · . . . Luccheni unterliegt der Jurisdiction des Cantons Genf,

welches' für derartige Verbrechen keine Todesstrafe, sondern nur lebenslängliches Zuchthaus vorschreibt. Der V e r -brecher soll es sehr bedauern, dass er nicht auf's Schaffot

komme. .."· . • Ob derselbe Complicen hat, wird vielleicht erst

die weitere gerichtliche Untersuchung. ergeben.