• Nem Talált Eredményt

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und in Schmerz aufgelöst verließ der Kaiser inmitten der Seinen die Kirche und kehrte um 1/i 12 Uhr nachts in

das kaiserliche Schloss Schönbrunn zurück. . Die Zahl prachtvoller Kränze, die bis zur

Beisetzungs-feierlichkeit beim Sarge niedergelegt wurden und die Fürstlichkeiten und andere Personen, sowie Corporationen.

widmeten,. war eine ungeheuere. ,

Dumpfes Glockengeläute verkündete den Harrenden mit dem Schlage der vierten Stunde, dass die Spitze des-Trauerzuges sich in der Hofburg· in Bewegung setzte;.

Tiefes Schweigen herrscht inzwischen in der stattlichen Trauerversammlung in der Kapuzinerkirche, woselbst die Beisetzung erfolgte. Kein Flüsterton, kein leises Murmeln unterbricht die Stille des Ortes. Unheimliches Schweigen lagert über dem ernsten Raum. Voll Spannung sind die Blicke auf den Hochaltar gerichtet. Man weiß, dass von.

dort der Kaiser, seine hohen Gäste und der Hof erscheinen, werden. Wenige Minuten nach 4 Uhr tritt Graf Hunyady aus der Thür zur Rechten des Hochaltars. Das ist das-Zeichen, dass die hohen Trauergäste in die Kirche einziehen.

Gleich darauf wurde die schlanke Gestalt des deutschen Kaisers sichtbar. Neben ihm erschien Kaiser Franz Josef.

I h m folgten die Souveräne der Länder, die herbeigeeilt waren, dem erlauchten Bundesgenossen in seiner schwersten Stunde ihre Sympathien zu bezeigen. Tief verschleiert erschienen die Kronprinzessin-Witwe Stefanie, die Töchter der hohen Todten, Prinzessin Gisela und Erzherzogin Marie Valerie. An sie schließen sich die Vertreter der·

fremden Fürsten, ihnen folgten die Erzherzoge Ludwig Victor, Franz Salvator, Josef Augustin, die Prinzen Leopold und Georg von Bayern, sowie sämmtliche in Wien anwesenden Mitglieder des Kaiserhauses.

Aller Augen waren auf den Kaiser gerichtet. A u f -recht schritt der Monarch an der Seite Kaiser Wilhelm's·

zu dem Betschemel, der an der linken Seite des Hoch-altars unmittelbar vor dem Katafalk für ihn reserviert war. Dort nahm der Monarch in strammer Haltung A u f -stellung. In geringer Entfernung war eine schwarz ver-hüllte Bank aufgestellt. Dort nahmen in der Reihenfolge Kaiser Wilhelm, Prinz-Regent Luitpold von Bayern, König:

Albert von Sachsen, König Carol von Rumänien, König-Alexander von Serbien, Großfürst Alexius von Russland, der Kronprinz von Italien und Erbprinz Danilo von Mon-tenegro Platz. Hinter dem Kaiser knieten KronprinzessinWitwe Stephanie, Prinzessin Gisela und Erzherzogin V a -lerie. An de'·- vorderen Längsseite links von dem Hoch-altar hatten die Brüder der Kaiserin, die Erzherzoge und die Abgesandten auswärtiger Fürstlichkeiten Aufstellung genommen. Es waren zugegen die Erzherzoge und Erz-herzoginnen : Franz Ferdinand, Otto, Maria Josepha, Fer-dinand Karl, Marie Therese, Maria Annunciata, Elisabeth

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-Amalie, Ferdinand Großherzog von Toscana, Alice Groß-'herzogin von Toscana, Anna, Leopold Ferdinand, Joseph Ferdinand, Peter Ferdinand, Heinrich Ferdinand, Leopold Salvator, Bianca, Maria Immaculata, Maria Raineria, Lud-wig Salvator, Friedrich, Isabella, Maria Christine, Karl Stephan, Maria Theresia, Eugen, Joseph, Clotilde, Ernst, Rainer und Karl. Außerdem wären zahlreiche Mitglieder auswärtiger Fürstenhäuser, die österreichischeil und unga-rischen Minister, das diplomatische Corps, sowie eine große .Zahl von Kämmerern, Geheimräthen und anderen

staat-lichen und städtischen Würdenträgern erschienen. Gegen-über dem Kaiser hatte Nuntius Taliani Platz genommen.

Der Sarg mit der irdischen Hülle weiland Ihrer Majestät war durch Kammerdiener und Leiblakaien vom Schaubette gehoben und nach nochmaliger Einsegnung in den im Schweizerhof harrenden Leichenwagen übertragen worden.

•Dem Sarge schritten voran: zwei Hofcommissäre, ein Hofcäpellendiener mit dem Kreuze, die Hofcapellen-' diener mit dem Incensum und Asperges, zwei assistierende

Hofcapläne und der H o f - und Burgpfarrer mit brennenden ' Kerzen und ein Hof-Ober-Commissär. Unmittelbar hinter

dem Sarge, der rechts und links von Edelknaben mit brennenden Wachsfackeln, sechs Arcieren, sechs ungari-schen Leibgarden, acht Trabanten-Leibgarden und acht Leibgardereiter unter Vortritt ihrer Chargen geleitet wurde, folgte tiefgebeugt der Hofstaat der Allerhöchsten

Verbli-chenen: Der Obersthofmeister weiland Ihrer Majestät, die beiden Kämmerer, die Obersthofmeisterin und die beiden Palastdamen. . ' E

In der Kapuzinerkirche, welche schwarz äusspaliert und deren Kniebänke und Fußboden schwarz belegt wor-den waren,' hatten sich' der Allerhöchste Hof und die sonst ' berufenen Personen schon ehe sich der Trauerzug vom ' Schweizerhöf aus in Bewegring setzte, versammelt. A.uf

-die Meldung von -dem Herannahen des Leichenzuges ver-- fügten sich die, bereits angekommenen Allerhöchsten und

• Höchsten Herrschaften in-die Kirche auf die bestimmten Plätze'. Auf dem Platze vor der Kirche hatten-die dienst-freien Generäle, Stabs- nnd Oberofficiere Aufstellung

ge-nommen. • - ' · • " ' Als die Spitze des Leichenzuges auf dem

Miehaeler-platze erschien, entblößten die Harrenden die Häupter und

• weithin hörte man das Weinen und Schluchzen der

Zeit-igen dieser tiefergreifenden Scene. - - · · 1

JSach einer photographischen Original-Aufnahme def R. Lechner'schen k. k. Hofbuchhandlung in Wien,

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Der Leichenzug wurde von einem Zug Cavallerie

»eröffnet. Den Reitern folgte ein Hofeinspanier zu Pferde.

I h m schlössen sich an: Ein zweispänniger Hofwagen mit

«einem Hof-Ober-Commissär, ein zweiter viersitziger Hofwagen mit Kammerdienern, sodann eine Escadrön

•Cavallerie. Dieser folgten: ein Hofspänier und ein

Hof-•commissär, beide zu Pferde. Hierauf folgten: Drei sechs-spännige Hofwagen mit den beiden Kämmerern, der Oberst-hofmeisterin weiland Ihrer Majestät und den beiden Palast-damen, sowie mit dem Oberstbofmeister der Allerhöchsten

"Verblichenen. An jedem Wagenschlage der drei Sechsspänner schritten Leiblakeien. Hinter den Wagen folgten: die Leib-lakeien paarweise, Abtheilungen der Leibgarde-Infanterie, der Leibgardereiter und der Trabanten-Leibgarde, jede unter Führung eines Officiers. Nun kam der riesige, von a c h t Rappen gezogene, schwarz drapierte Leichenwagen heran. .

Der Sarg verschwand fast unter der Fülle der pracht-vollen Blumenspenden. An jeder Seite des Leichenwagens schritten vier Leiblakeien und — mit brennenden

Wachs-fackeln — vier Edelknaben. Sechs Arcieren- und acht Trabantenleibgarden leisteten rechts, sechs ungarische Leib-garden und acht Leibgardereiter links die Nebenbegleitung.

Dem Sarge folgten Abtheilnngen der Arcieren- und der

• kgl. ungar. Leibgarden zu Pferde. Den Schluss bildete

«ine Compagnie Infanterie und eine Escadrön Cavallerie.

Der Zug nahm in der angegebenen Ordnung seinen Weg über den inneren Burgplatz, den Michaeler- und Josephs-Platz durch die Augustinerstraße und bog sodann

in die Tegetthofstraße gegen den Neuen Markt ein, wo in der Gruft unter dem unscheinbaren Kirchlein der Ka-puziner die Mitglieder des A. h. Kaiserhauses zur letzten

Ruhe gebettet werden. . Von der Augustinerkirche an traten dem Zuge die

•Spitäler, die Cleriseien, der Magistrat, der Landes-Aus-.schuss, dann die Räthe der Ministerien und Centralstellen, .sowie Hofbeamte aller vier Hofstäbe, die sich in der

AugustinerHofkirche versammelt hatten, voran. -Nachdem der Leichenwagen an der Hauptpforte der .Kapuziner-Kirche angelangt war, wurde der Sarg -gehoben nind unter Vortritt des Pontificanten, wie der

Geistlich-keit in die Kirche getragen und auf die in der Mitte der-selben aufgestellte, rings mit brennenden Lichtern um-gebene Trauerbahre niedergelassen.

Nun begann der feierliche Act der Einsegnung, welcher in der schwarzverhängten Kirche einen so unbe-schreiblich traurigen Eindruck hervorrief, dass kein Auge

trocken blieb. . Nach der Einsegnung wurde von den Sängern der

Hofmusikkapelle das Libera abgesungen, worauf der Sarg von Kammerdienern und Leiblakeien gehoben und unter Trauergebeten mit Eackelbegleitung seitens der P . P. Ka-puziner in die Gruft getragen wurde.

Vor dem Sarge schritt der Pontificant mit der assi-stierenden Geistlichkeit die düstere Grufttreppe hinab.

Dicht hinter dem Sarge folgte Se. Majestät der Kaiser.

Sr. Majestät folgten: Der erste Obersthofmeister mit dem Stabe, der Obersthofmeister weiland Ihrer Majestät und die beiden Kämmerer.

In der Tiefe der Gruft wurde die letzte Einsegnung vorgenommen. Nach Beendigung der Gebete übergab der erste Obersthofmeister dem Quardian der P . P . Kapuziner den Schlüssel zu dem Sarge weiland. Ihrer Majestät der Kaiserin, den Sarg seiner Obhut empfehlend.

Nach der Rückkehr Sr. Majestät aus der Gruft ver-ließ Allerhöchst derselbe die Kirche, die sich allmählig leerte.