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Kaiserin Elisabeth von Oesterreich : unserer Kaiserin Leben, Wirken und Tod

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Academic year: 2022

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K a i s e r i n E l i s a b e t h v o n O e s t e r r e i c h .

(2)

a i s e r i B t f i

von Oesterreich.

Unserer Kaisei Leben, Wirten und Tort

von

Heinrich Kiingenberger.

Mit zahlreichen Original-Illustrationen, zum Theil nach eigenen Aufnahmen in Genf und Wien.

NEUT1TSCHEIN UND WIEN.

V E R L A G V O N R A I N E R H O S C H .

(3)

Alle Rechte' vorbehalten.

A

• s, . -».«V

19026

(4)

E

Rinnendes Entsetzen durchzittevt nocli alle Herzen ' in unserem weiten Vaterlande ob der Kunde von dem grauenvollen Verbrechen, dem unsere theuere Landes- mutter, Kaiserin Elisabeth, zum Opfer gefallen. Ein Scheu- sal in des Wortes vollster Bedeutimg, ein bis zum Zustande der wilden Thiernatur zurückversunkenes Geschöpf, stieß den tödtlichen Stahl in ihre Brust und raubte uns unsere ehrerbietigst geliebte Kaiserin, die Zierde auf Habsburgs Throne, die edelste der Frauen, „die, obgleich auf den höchsten Höhen der Menschheit thronend, niemals aus dem zugleich bescheidensten Wirkungskreise ihres Ge- schlechtes herausgetreten ist, eine Frau, welche, der Hei- ligen gleich, deren Namen sie trug, nur durch Werke der Güte und Barmherzigkeit mit der Welt in Berührung trat und von der kein lebendes Wesen sagen kann, dass es um ihretwillen nur einen Augenblick des Leides oder des Kummers erduldet hat."

„Nicht ein stilles, friedvolles Ende", schrieb die

„Wiener Abendpost" in ihrer Extraausgabe, „war ihr be- schieden, wie es denen wird, die in stummer Ergebung die Schläge des Schicksals erdulden, von denen der Evan-

gelist sagt: Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden, nicht sanft entschlafen durfte sie, deren ganzes Leben ein heiliges Gebet gewesen, plötzlich ward sie dahingerafft, inmitten einer herrlichen Natur, in den sonnenwarmen Tagen des goldigen Spätsommers.

Wehklagend stehen die Völker Oesterreich-Ungarns an der Leiche der geliebten Monarchin. Wehklagend und trauernd, kein Wort des Trostes auf den Lippen. In diesem Jahre des Regierungsfestes unseres erhabenen Monarchen, welche Trauer! In diesem Jahre der Freude, welches Weh! :

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Niedergebeugt und stumm, denn heiße Thränen ersticken unsere Stimme, stehen wir da. Aber die Arme erheben wir und die Hände zum Schwur, in diesen furchtbaren Tagen des unsagbaren Jammers auf's neue unbeugsame Treue gelobend unserem geliebten Kaiser, unserem erha- benen Monarchen, über .dessen Haupt mehr Trauer und.

tieferes Weh gekommen ist, als ein ganzes Volk ertragen, kann. Gott erhalte unseren Kaiser durch all das namenlose Weh, das der Herr alles Lehens in seinem für uns schwache- Menschen ewig unerforschlichen Ratlischlnsse über I h n , über uns verhängt hat! Gott schütze Se. Majestät den.

Kaiser!" :

Der Edlen aber, deren Geist sich bereits von - der- irdischen Hülle gelöst und zu den lichten Höhen empor- geschwungen hat, wollen wir, um uns das Wesen ihrer theueren Persönlichkeit für alle Zeiten in unsere Herzen, einzugraben, diese Zeilen der Erinnerung an ihr gesammtes·

Leben und Wirken weihen und damit zugleich zeigen, was Oesterreich an ihr besessen und mit ihrem Hinscheiden,

an ihr verloren hat. ;

II. Von der Kindheit bis zur Verlobung.

(1837-1854).

Am Gestade des Starnberger Sees im gesegnetem Baiernlande erhebt sich in äußerst malerischer Lage das- alterthümliche Schloss Possenhofen. Es ist aber nicht das- einzige Bauwerk an den blauen Fluten, vielmehr befinden sich in der nächsten Umgebung noch das von unserer Kaiserin vor mehreren Jahren wiederholt besuchte Feldafing, das einsame königliche Schloss Berg, das Schloss Starnberg·

mit seinem wegen der schönen Aussicht berühmten Schloss- berge, das anmuthige Schloss Tutzing, sowie die Menge- prächtiger Landhäuser, welche sämmtlich die Seeufer um- säumen. Das herrliche Bild wird abgeschlossen durch die blaue Kette der Alpen, die aus der Ferne zum Beschauer herüberwinken und die im Hintergrunde aufsteigenden.

Felsen des Karwändelgebirges.

Es ist in der That eine an Naturschönheiten reiche Landschaft, die sich vor unseren Augen entrollt, eine Landschaft, die wie von selbst zum Denken und Dichten.

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Baiern, der erlauchte Vater unserer Kaiserin, der im Jahre 1834 das Schloss erworben hatte, namentlich zur Sommers- zeit mit Vorliebe auf diesem Schlosse sich aufhielt und, wenn er nicht im Kreise seiner Lieben weilte, durch die Wälder und Berge seiner schönen Heimat streifte, dem edlen Waidwerk obliegend oder die entzückenden Natur- genüsse in sich aufnehmend. Dem Herzog war dieses Land- schaftsbild geradezu zu seinem Lebenselement geworden und auch während des Winters, wenn er auf Schloss Possenhofen kam, stattete er der umgebenden Natur, die

Schloss Possenhofen, der Geburtsort der Kaiserin Elisabeth.

in dieser Jahreszeit durchaus nichts an ihrer Schönheit eingebüßt hatte, häufig und gerne Besuche ab.

Es war am Christabend des Jahres 1837, wie Dr.

Leo Smolle in seiner Festschrift zum 50jährigen Regierungs- jubiläum Sr. Majestät erzählt, als Herzog Maximilian in

der Nähe des Schlosses einem alten abgehärmten Weiblein begegnete, das sich mit einem schweren Holzbündel müh- sam fortschleppte. Auf die Frage des Herzogs, warum es denn gar so viel Holz auf einmal trage, antwortete das arme Mütterchen: „Na Wissens, herzogliche Gnaden, heut haben wir Christabend, und da's Christkindel nit zu uns kommen wird, soll'n meine Kinder halt wenigstens ein warm's Zimmer haben." Gerührt sagte der Herzog: „Liebe

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Frau, bei mir ist das Christkindel schon eingekehrt, es wird — Liesl heißen, und weil ich darüber gar so glücklich, bin, sollt Ihr heut auch einen frohen Christabend haben!"

— Bald darauf brachten zwei herrschaftliche Diener a u s dem Schlosse zwei mächtige Körbe mit Esswaren und Leckerbissen aller Art, daneben lag ein verschlossenes Couvert; als es die alte Erau mit vor Aufregung zitternden.

Händen öifnete — lagen zwei Hundertgulden-Noten darin.

So hatte sich zu Weihnachten 1837 das Christkindlein im Schlosse und in der Hütte herrlich eingestellt und h a t t e sowohl dem Herzog als. auch seiner erlauchten Gemahlin.

Ludovika, nicht minder aber dem alten Mütterehen freudenspendende Geschenke in den Schoß gelegt. D a s Geschenk der Ersteren war, wie die Leser unschwer er- rathen Laben.werden, Prinzessin Elisabeth Amalia Eugenia

— unsere Kaiserin. . Dem edlen Sinne der erlauchten Eltern entsprechend, von denen der Vater den Künsten und Wissenschaften gleich zugethan und in jungen Jahren mit einem Bienen- fleiße dem Studium der Geschichte, Naturwissenschaften, und Volkswirtschaft obgelegen war, aber auch licbliehe Novellen und Volkslieder dichtete, während die M u t t e r bei gleicher Verehrung alles Guten und Schönen ihre Befriedigung fast ausschließlich im Kreise ihrer Familie- fand, wurde auch die Erziehung der herzoglichen Kinder, deren es im Ganzen acht gab, geleitet.

Die kleine Prinzessin Elisabeth erbte ihres Vaters- Liebe zur Natur und so erklärt sich auch der milde, fast- träumerische Ernst, der zeitlebens auf ihrem Antlitze aus- geprägt war. Mit Freude gewahrten die Eltern diesen Herzenszug der Prinzessin und mit Lust förderten und

nährten sie denselben. ' Bereits mit dem zurückgelegten fünften Lebensjahre,

wurde mit dem-Unterrichte begonnen und die kleine P r i n - zessin zeigte sich bald als. eine äusserst gelehrige, eifrige und fleißige Schülerin, die dadurch, sowie durch ihr liebes und kluges Benehmen sowohl ihren Eltern als ihren Lehrern, die ungetrübteste Freude bereitete. Neben den literarischen.

Fächern, von denen Elise namentlich für Naturkunde.

Erdbeschreibung, Zeichnen, Malen und Clavierspiel großes Interesse bekundete, wurde auch der Pflege und A b h ä r - tung des Körpers größte Sorgfalt- zugewendet und bekannt ist die. Thatsache., dass dieselbe noch bis in die letzten J a h r e als eine ausgezeichnete Reiterin galt.

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Geschmückt mit allen Reizen wuchs die Prinzessin heran und von einem deutschen Schriftsteller haben wir aus der Zeit, wo dieselbe das fünfzehnte Lebensjahr voll- endet hatte, folgendes Bild ihrer Person: „Sie ist hoch, schlank, leicht und anmuthig, ihr Wesen graziös, belebt, bestimmt, das tiefblaue Auge voll träumerischen Glanzes, die schönen Züge, aus denen das dichte braune Haar in vollen Wellen zurückgestrichen ist, reiz- und ausdrucks- voll und mit rosigem Teint überzogen, der Eindruck im Ganzen: milder Ernst und zarte Weiblichkeit. Wer unsere Kaiserin bis in ihre letzten Tage hinein kannte, weiß, dass diese naturgetreue Schilderung ihres Wesens auch jetzt noch auf sie passte und dass der Zauber ihrer edlen

Persönlichkeit in ungeschwächter Weise auch jetzt noch seine Wirkung äußerte, wie es in der Zeit war, wie jener·

Schriftsteller uns das soeben entrollte Bild von ihr entwarf.

III. Von der Verlobung bis zur Krönung als Königin von Ungarn.

(1854 bis Anfang 1867).

In dem malerisch gelegenen Ischl war es, wo die mit allen weiblichen Tugenden geschmückte Prinzessin Elisabeth ihren Lebensgefährten fand. · Dort hatten schon zu Beginn der 50er Jahre die Eltern Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaisers, Se. kais. Hoheit Erzherzog Franz Karl und dessen Gemahlin Erzherzogin Sophie die herr- lichen Sommermonate verbracht und deren Aufenthalt daselbst gab auch unserem geliebten Kaiser Gelegenheit, dort alljährlich sein Geburtsfest zu feiern.

So war es auch im Jahre 1853,und in diesem Jahre weilte in Ischl auch Herzogin Ludovika von Baiern mit ihren Töchtern, darunter auch die aufknospende Prinzessin Elisabeth. Herzogin Ludovika war die Schwester Ihrer kais. und kön. Hoheit der Erzherzogin Sophie, Mutter unseres Monarchen, dieser daher Cousin zur Prinzessin Elisabeth. Es war nur natürlich, dass der Zauber, der von der jugendlichen Prinzessin ausstrahlte und den zu schildern wir bereits in dem vorigen Capitel Gelegenheit hatten, auch auf das Herz unseres edlen Kaisers einen

nachhaltigen Eindruck machte. ,

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Am Abend des 16. August 1853, an dem der Kaiser nach Ischl gekommen war, (zwei Tage vor seinem drei- undzwanzigsten Geburtstage) — erzählt uns ein vate- ländischer Historiograph, — gab die erlauchte Mutter unseres Kaisers einen Ball, zu welchem auch die Töchter der Herzogin Ludovika geladen waren. Prinzessin Elisa- beth wurde vom Kaiser zum letzten Tanze gebeten, nach dessen Schlüsse er ihr einen Blumenstrauß verehrte.

Kein Zweifel, die beiden Herzen hatten sich gefunden.

Es gab keine geringe Ueberraschung als der Kaiser seiner Mutter nach dem Ende des Balles die Erklärung abgab,

f [Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth als Brautpaar.

seine M aid habe seine Cousine, Prinzessin Elisabeth ge- troffen, nur diese wolle er heiraten oder keine. Der Kaiser wollte, man solle die Prinzessin befragen, doch sich jedes Einflusses enthalten. Wie schalkhaft klingt es, wenn Prin- zessin Elisabeth die erste Eröffnung ihrer Tante mit un- gläubigen Worten aufnahm und sagte: „Dasist unmöglich, ich bin ja nur ein so winziges Ding!" Als sie jedoch über- zeugt wurde, dass es voller Ernst des Kaisers sei, da gab sie in freudigster Weise ihre Einwilligung.

Am Morgen des 19. August begab sich der Kaiser mit seinem Elternpaare, sowie mit der Herzogin Ludo- vika und ihren Töchtern zur Messe. Es musste auf- fallen, dass die Kaiserin-Mutter bei der Kirchenthür ihrer jüngsten Nichte den Vortritt ließ. Nach der Messe führte

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•der Kaiser die Prinzessin Elisabeth, zu den Stufen des Altars und sagte zu dem Geistlichen: „Herr Pfarrer, segnen Sie uns, das ist meine Braut!·' E s wird auch berichtet, dass der Kaiser bald darauf O'Donnel (der bekanntlich seinem kaiserlichen Herrn bei dem Attentate in Wien das Leben rettete) traf und ihn mit den Worten begrüßte:

„Heute danke ich Ihnen wahrhaft dafür, dass Sie mir das Leben retteten."

Die Kunde von der Verlobung des Kaisers hatte sich mit fabelhafter Schnelligkeit nicht nur in der Stadt, sondern im ganzen Reiche verbreitet, und überall herrschte darob heller Jubel. Die herrlichen Eigenschaften der kaiser- lichen Braut waren auch bald allgemein bekannt und allenthalben wurde daher des Kaisers Wahl mit aufrich- tigster Freude begrüßt. Wie das erhabene Brautpaar, sind auch die Oesterreicher und Baiern stammesverwandt und zwar stammverwandt in Sprache und Sitte und nun sollten die Bande zwischen denselben durch die in Aussicht ste- hende Vermählung noch fester geknüpft werden. .

• Stets wenn der Kaiser, wie es sehr häufig geschah, nach der Verlobung zum Besuche seiner erlauchten Braut

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iiaCll iTJLUUClieil 1UI11, IYU SIC 1111 iJ III Li: I i JUJllOlli 1111 ULtult- palais wohnte, stiegen Segenswünsche der treuen öster- reichischen und baierischen Völker zum Himmel empor und die Bevölkerung München's, die den Kaiser während dieser Besuche sehr oft zu sehen bekam, zumeist an der Seite seiner glücklichen Braut, zu Pferde, zu Wagen oder auch zu Fuß, — bereitete ihm und seiner hohen Braut die wärmsten Huldigungen.

Der letzte Aufenthalt des Kaisers in München vor den Vermählungsfeierlichkeiten in der österreichischen·

Residenz währte vom 9.' bis zum 17. März 1854. F ü r den Monat April war bereits die Vermählung festgesetzt.

Die 5 Lerchen Oesterreichs, so berichtet die vom Wiener Gemeinderathe anlässlich des 40jährigen Regier- ungs-Jubiläums Sr. Majestät herausgegebene Denkschrift über die Vermählung, verkündeten den Anbruch eines neuen Frühlings, der unter Tausenden von Blumen als schönste die Rose vom Baiernlande bringen sollte, Tannen- reisig und Blumenzier umrankten jene Tage, an denen Wien und Oesterreich ihre Kaiserin empfiengen.

E s war am 22. April 1854, als die hohe Braut auf dem Dam '' 1 1 ^ '' äutigams trug,

zwischen Liebe in A r -

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midens Zaubergärten umgewandelt hatte, von Linz dem blauen Strom hinab nach der Hauptstadt ihrer neuen Heimat fuhr. Mit ungeduldiger Freude harrte seit den ersten Morgenstunden zu Nussdorf eine ungezählte Menschen- menge der Ankunft der holden Frühlingsbotin, von deren.

Edelsinn und Güte man sich seit jenem Tage, an dem.

der Kaiser in lieblicher Alpenwelt durch freie Herzenswahl das Glück seines Lebens gefunden hatte, so viel zu e r - zählen wusste. Und als endlich das ersehnte Schiff mit seiner köstlichen Last sich zeigte und sie von ihrer Rosen- laube aus, selbst eine Rose, die herzlichen Zurufe d e r Menge mit ebenso herzlichem Zurufe epwiederte, und als·

der Kaiser, blos dem Drange des Herzens folgend, rasch, nach dem Verdecke eilte und der in lichter Jugendschöne·

prangenden Braut einen Kuss auf die Stirne drückte, da.

brach das Volk, das in diesem- Augenblicke über .den, glücklichen Bräutigam den Monarchen vergaß, in unbe- schreiblichen Jubel aus. - '

Am.23. April erfolgte in jener prunkvollen AVeise,.

die eine altehrwürdige Sitte gebot, der Einzug der er- habenen Braut von der Favorite aus über die Brücke, welche von da an ihren Namen trug und die vor einigen.

Monaten erst der Demolierung verfiel, nach der Behausung des Kaisers, die fortan auch die ihrige werden sollte. A m 24. April legte sie vor dem Altare der Augustinerkirche- ihre Hand in die des Kaisers, um nunmehr ihrem erha- benen Gemahl. für das Opfer des. Jügeridglückes Ersatz zu bieten und ihm zur Seite als die. erste Frau des Reiches:

segenspendend zu walten. Am 25. April abends, kleidete sich die Stadt Wien in ein Lichtgewand, welches von den Spitzen der Thürme bis zur letzten armen Stube i h r e reizenden Glieder umflossen. Ein : Volksfest im Prater und ein glanzvoller städtischer Ball schlössen die J u b e l - woche ab, die' durch eine Reihe von Gnaden-Acten des- Kaisers eingeleitet worden war und durch zählreiche wohl- thätige Spenden des Kaiserpaares, des Wiener Gemeinde- ratlies und anderer Menschenfreunde sich zu einem F e s t e der Armen und. Bedrückten in der Residenz gestaltete.

Ein Augenzeuge jener schönen Tage schreibt zu den.

Vermählungsfeierlichkeiten: „Unvergesslich " werden mir-, Zeit meines Lebens jene Apriltage bleiben. Die Greise waren wieder jung, die Betrübten wieder fröhlich geworden.

Der Kranke vergaß seine Schmerzen,, der Arme . seine Sorgen; jeder wollte sie sehen, die der Kaiser zur Ge-,

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•fahrtin seines Lebens erkoren und jeder es ihr sagen in

¡seiner Weise, wie er sie nun als eine Angehörige der großen Familie ansehe und verehre, als deren Glied sich j e d e r Oesterreicher fühlt und fühlen soll. Gott allein weiß

•es, wie viel Frendenthränen damals geflossen, wie viel heiße Gebete zum Himmel gedrungen sind; aber so viel

¡ist gewiss, dass kein Palast und keine Hütte im ganzen Reiche war, in deren Räumen man nicht mitgefeiert hätte

•den Ehrentag unseres geliebten Kaisers."

In der That nicht nur in der Residenz, sondern bis i n die fernsten Winkel unseres Vaterlandes nahm das

Volk Antheil an der hohen Freude, die unser geliebtes (Kaiserhaus genoss und unbeschreiblicher Jubel tönte aus

•aller Munde; hatte doch Oesterreich wieder eine Landes- mutter, wie es sich dieselbe edelsinniger gar nicht hätte Träumen lassen. .

Mit besonderer Genugthuung erfüllte es die Wiener,

•dass die junge Kaiserin an der Seite ihres hohen Gemahls

•so häufig mitten unter der Bevölkerung erschien, nament- lich bei den Praterfahrten, und mit sichtlicher Freude

•die ihr dargebrachten Huldigungen entgegennahm. E s war d e r Herzenswunsch der Monärchin, Sitten und Gebräuche ihres Volkes, sowie das Reich, dem sie eine liebevolle Mutter geworden, genau kennen zu lernen und sie wollte

¡sich nicht auf die Residenz beschränken, sondern jeden

"Theil des ausgedehnten Reiches, ihrer neuen Heimat, sehen und mit dem Volke in Berührung treten. Gern erfüllte -der Kaiser diesen ihren Herzenswunsch und führte sie

schon kurze Zeit nach den rauschenden Vermählungs- feierlichkeiten in Wien, im Juni 1854 zunächst nach Mähren und sodann nach Böhmen. Die Reise durch beide

„diese Länder gestaltete sich zu einem wahren Triumph- .zuge für das edle Kaiserpaar. .

I n Brünn wurde der Kaiserin ein Hochzeitszug aus d e r Hanna vorgeführt, welcher ein interessantes und ma- lerisches Bild darbot. Dem Kaiserpaar wurde mit einem

Enthusiasmus zugejubelt, welcher allen Theilnehmern un- vergesslich blieb. Nicht, mindere Begeisterung wurde dem- selben bei der Reise durch Böhmen zutheil. U m der

Monarchin gleich beim Betreten der Stadt die Schätze des Landes zu zeigen, war in Prag im Freien eine großartige

»Gewerbeaussteilung vorbereitet worden, welche die Indu- strien Böhmens in allen ihren Zweigen zur Darstellung brachte. Der böhmische Adel veranstaltete ein glanzvolles

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Ritterfest, bei dem eine unvergleichliche Pracht entfaltet, wurde. Aber ungeachtet all dieser Festlichkeiten suchte- und fand die Kaiserin stets Gelegenheit, auch ihren from- men Sinn und ihre Mildherzigkeit zu bethätigen und es- gab in Böhmen und Mähren damals überhaupt kaum eine·

Wohltliätigkeitsanstalt, welche von der Kaiserin nicht mit hohen Spenden reichlich bedacht worden wäre. Insbeson- dere sicherte die Kaiserin dem Vereine zur Unterstützung- der Nothleidenden im Riesen- und Erzgebirge ihren vollen, kaiserliehen Schutz zu. ·

Am 5. März 1855 beschenkte die Kaiserin ihren hohen Gemahl mit einer Prinzessin, die in der heiligem Taufe den Namen der Kaiserin-Mutter — Sofie erhielt.

Wieder rief diese Kunde die allgemeinste Freude hervor, die sich nur deshalb nicht in glänzenden Festlichkeiten, kundgab, weil der edle Monarch „bei der herrschenden Theuerung" ausdrücklich gewünscht hatte, dass man viel- mehr milde Gaben den Armen und Nothleidenden zuwen- den möge, da er in Werken der Wohlthätigkeit den schön- sten Ausdruck der Liebe und der loyalen Gesinnungen seiner getreuen Unterthanen erkennen werde.

Ebenso innig war die Theilnahme, welche die Völker Oesterreichs bei der Geburt einer zweiten Tochter, der Erzherzogin Gisela (12. Juli 1856), den kaiserliehen Ma- jestäten entgegenbrachten und auch diesmal wurde dieses,

freudenvolle Ereignis mit Werken der Barmherzigkeit und Nächstenliebe gefeiert.

Im September 1856 bereiste die Kaiserin unsere unvergleichlich schönen Alpenländer. Die Beweise der Liebe, welche die Bewohner der Berge der Kaiserin bei diesem Anlasse darbrachten, sind in Liedern und Bildern verewigt worden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das Kleinod des Landes, der Großgloekner bestiegen. Der Aufstieg erfolgte von Heiligenblut aus, woselbst die Ma- jestäten im Pfarrhause eingekehrt waren. Morgens um

4 Uhr früh hörten Allerhöchst dieselben zunächst die hei- lige Messe. Andächtig kniete vor dem Altare im grauen Jagdgewande der Kaiser, neben ihm die blühend schöne- Gemahlin. Sie betete für das Wohl ihres kaiserlichen Gatten, der sie so glücklich gemacht hatte und für das.

Wohl ihrer beiden Kinder Sofie und Gisela. Von einigen bewährten Führern geleitet, stieg das Kaiserpaar aufwärts, die Kaiserin und der größte Theil des Gefolges zu Pferde, der Kaiser fast immer zu Fuß, um nur ja keinen reizen-

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den P u n k t zu versäumen. Bei einer etwa 1800 Meter hoch- gelegenen Stelle pflückte Kaiser Franz Josef an einer

ziemlich steilen Felswand ein schönes Edelweiß, das er

•der Kaiserin mit den Worten überreichte: „Das erste in meinem Leben, das ich selbst pflücke." Bei der sogenann- ten Wallnerhütte am Rande des Gletschers blieb die Kai- serin zurück, während der Kaiser noch den 2400 Meter hohen Glocknersattel bestieg. Die herrlichste Fernsicht lohnte das kühne Unternehmen. Den Rückweg legten die Herrschaften, sowie den Aufstieg, ebenfalls ohne jeglichen Unfall zurück und langten um 1 Uhr nachmittags wohlbe- halten in Heiligenblut an. Zum Andenken an diese Bestei- gung erhielt die Stelle bei der Wallnerhütte den Namen

„Elisabethruhe" und die höchste Spitze, welche der Kaiser erstiegen hatte, der sogenannte hohe Sattel, von nun an den Namen Franz-Josefs-Höhe.

Vom Großglockner gieng die Reise nach Steiermark zunächst nach Marburg, dann nach Graz. Am Abend des 11. September 1856, an welchem Tage das Herrschcrpaar eingetroffen war, erstrahlte „die Stadt der Grazien" im herrlichsten Lichterglanze und auch rings umher auf den Höhen und-Bergen schimmerten Freudenfeuer durch die Schleier der Nacht.

Nicht minder glanzvoll und durch die einnehmende Erscheinung des Kaiserpaares, sowie durch die Gnaden, welche in hochherzigster Weise gespendet wurden, zu einem Festzuge gestaltete sich die darauf am 17..November 1856 unternommene Reise nach Italien und der Empfang, den das Kaiserpaar in Venedig und Mailand gefunden hatte, war ein so herzlicher, dass der Kaiser gerührt sprach:

„Ich habe alles Vergangene vergessen!" .. . . Der Rundreise des erlauchten Kaiserpaares in Italien folgte bald vom 3. Mai bis 3. September 1857 eine andere durch Ungarn. Die Ungarn, an feuriger Gemüthsstimmung den Italienern ähnlich, ließen es gleichfalls an jubelnden Kundgebungen der Vaterlands-Liebe und Anhänglichkeit nicht fehlen.

Unter den glänzenden Festlichkeiten zu Ehren des Herrscherpaares verdient besonders die großartige Beleuch- tung der Pest-Ofener Kettenbrücke erwähnt zu werden.

Wie in der Lombardei und Venedig, machte die Kaiserin auch in Ungarn, kurzum überall, wohin sie kam, den ge- winnendsten Eindruck und es wurde ihr im Gegensatze zur politischen Unzufriedenheit und Mißstimmung die freu-

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digste und herzlichste Begeisterung zutheil. Man wusste manches von den segensreichen Wirkungen ihres Einflusses zu erzählen und es sei hier nur eines Zuges gedacht, der sich kurz nach der Vermählung des Kaiserpaares ereig- nete :

Als die Kaiserin mit ihrem hohen Gemahl an einer Kaserne vorüberfuhr, tönte dumpfer Trommelschlag aus dem Thor derselben, welche die furchtbare Exekution des Spießruthenlaufens, das damals noch als Strafe auferlegt wuide, begleitete. Die junge Fürstin fragte nach der Be- deutung dieser Signale und erbat sich nach erhaltener Aufklärung sogleich als Hochzeitsgeschenk die Aufhebung dieser entsetzlichen Strafe. Auch die Verbannung der Kettenstrafe ans den Gefängnissen war ein W e r k der gü- tigen Herrscherin.

Aber schon in den ersten Jahren ihrer glücklichen E h e erlebte die Kaiserin den ersten Schmerz durch den Tod ihres Kindes, der kleinen Erzherzogin Sofie, die — während der Reise des Kaiserpaares durch Ungarn — am 29. Mai 1857 in Ofen gestorben ist. Wer könnte das tiefe Weh der gütigen Kaiserin fassen, das sie bei dem Hin- scheiden ihres innigstgeliebten ersten Kindes empfand?

Doch nach Regen folgt Sonnenschein. Nach jenem betrübenden Todesfalle sollte dem edlen Kaiserpaare auch wieder Freude beschieden werden. Am 21. August 1858 Nachts erblickte in Laxenburg der ersehnte Thronerbe das Licht der Welt. Nie trat indess die Uebereinstimmung in den Hoffhungen und Wünschen des Monarchen mit dem Volke klarer zu Tage, als am Morgen nach jener Nacht. Wie damals, als man der Geburt der Prinzessin Sofie entgegensah, drängten sich in Wien schon zu früher Stunde die Menschen in den Räumen der Burg und auf den Wegen nach dem Lustschlosse Laxenburg, wo die kaiserliche Familie damals weilte. Mit angehaltenem Athem zählte man die Kanonenschüsse und als die 22. Salve zu Ehren von Habsburgs jüngstem Sohne erdröhnte, da gab sich die Freude des Volkes in lautestem Jubel kund.. Und diese Begeisterung erhielt neue Nahrung, als der Kron- prinz in der Taufe den hoffnungsvollen Nämen seines großen Ahnherrn Rudolf empfangen hatte. Noch an dem- selben Tage erließ der Kaiser einen Armeebefehl, in welchem er den eben geborenen Kronprinzen zum Oberst- inhaber des 19. Linien-Infanterie-Regiments bestimmte:

„Ich will", hieß es darin, „dass der durch Gottes Gnade

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mir geschenkte Sohn von seinem Eintritte in diese W e l t an meiner braven Armee angehöre." Wer konnte damals das furchtbare Verhängnis ahnen, dem der Kaisersprosse in seines Lebens schönster Blüthe erliegen und das dem treuen Mutterherzen so unsägliches Leid bereiten sollte?

Löider gab die Gesundheit der Kaiserin schon f r ü h - zeitig Ursache zu Besorgnissen, doch ist gerade dem da- mals befürchteten Uebel mit Erfolg vorgebeugt worden.

Aber im Jahre 1860. fühlte sich die Kaiserin so ange- griffen, dass sie sich nach Madeira begeben musste. A m 19. November 1860 trat Kaiserin Elisabeth die Reise dahin an, um ihre angegriffene Gesundheit in dem warmen Klima des Südens herzustellen, die Monarchin kehrte je- doch schon am 21.· Mai.des darauffolgenden Jahres zurück und ihr Befinden ließ nichts zu wünschen übrig. Leider veranlasste eine ' betrübende, plötzlich eingetretene V e r - schlimmerung. die kaum genesene Kaiserin am 20. Juni 1861 nochmals den Süden aufzusuchen. Die hohe F r a u begab sich zuerst nach Miramare und nahm sodann ihren ersten Aufenthalt in. Korfu. Am 15. Mai 1862 von da über Venedig zurückgekehrt, nahm die Kaiserin zunächst Aufenthalt in Reichenau, trat jedoch am 2. Juni desselben Jahres eine Badereise nach Kissingen an, von wo sie am 14. August 1862 nach Wien zurückkehrte.

Die Rückkehr der genesenen Kaiserin nach Schönbrunn ist von den Wienern als ein Freudenfest gefeiert worden.

Abends (14. August 1862) ergoss sich ein Laurenziusstrom von Licht über die Straßen und Plätze der Hauptstadt, die wie vor 10 Jahren zum Empfange des Kaisers, so diesmal zu dem der Kaiserin festlich beleuchtet war. U m gleich- sam vor den Augen der damals zum dritten Juristentage versammelten, von der Stadt Wien, sowie vom Hofe zu Scbönbrunn bewirteten fremden Gäste ein Bild zu geben von dem harmonischen Einvernehmen zwischen Fürst und Volk, veranstalteten damals auf Anregnng des Gemeinde- rathes die Wiener zu Ehren der Kaiserin am 25. August einen Fackelzug, an dem sich alle Vereine, Corporationen und Genossenschaften,' alle, wissenschaftlichen Institute, der Gemeinderath und der Magistrat, kurz mehr als 10000 Personen betheiligten und der sich die Turner, welche bei diesem Anlasse das erstemal öffentlich auftraten, an der Spitze, von der Stiftskaserne aus nach Schönbrunn in Bewegung setzte. Dort begab sich der Bürgermeister Dr.

Zelinka an der Spitze einer Deputation auf den Balkon

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genommen, mei- nen Dank aus- zusprechen. Ich will hoffen, dass das Glück in Ihrer Mitte zu sein, fortbestehen und

durch nichts getrübt werden wird."

In der zweiten Hälfte der 60er

Jahre wandte die Kaiserin ihr lebhaftes Interesse dem ungarischen Volke, seiner Sprache und Literatur und den übrigen Erscheinungen der nationalen Cultur zu. Sie lernte

des Schlosses, wo Kaiser und Kai- serin zur Besich- tigung des im- posanten Schau- spiels verweilten, und überreichte der Letzteren im Namen aller Be- wohner Wiens einen piächtigen Blumenstrauß mit dem beigefügten Wunsche, dass je- der Tag ihres Le- bens diesen Kin- dern des Früh- lings gleichen möge. Die Kai- serin erwiederte hierauf: „Die Er- innerung an den heutigen Tag wer- de ich zu den schönsten meines Lebens zählen und ich bitte Sie, allen jenen, die an dem Feste theil-

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bekanntlich ungarisch und eignete sich diese Sprache mit einer Vollkommenheit an, als ob sie eine geborene Ungarin wäre. Es war in Ungarn bekannt, welche Verehrung und Hochachtung die Kaiserin für Franz Deak hegte, mit welcher Auszeichnung sie ungarische Künstler und Schriftsteller behandelte, und als sich im Jahre 1867 der Ausgleich mit Ungarn vollzog, war es zum nicht geringen Theile das Verdienst der Kaiserin, die Herzen des ungarischen Volkes gewonnen zu haben. • . E s würde diesem Capitel das die Kriegsjahre 1859 und 1866 in sich fasst, ein wesentliches Moment fehlen, wenn wir nicht auch zum Schlüsse noch ihres stillbe- glückenden Wirkens gedenken würden, welches unsere allergnädigste Kaiserin in diesen Kriegszeiten in ganz be- sonderem Maße übte. Als unsere Soldaten mit Löwenmuth für Oesterreichs Ruhm und Ehre auf der blutigen Wahl- statt kämpften und die Eisenbahnzüge fast stündlich die Verwundeten von dem Felde der Ehre nach Wien brachten, da war es die Kaiserin, welche von Spital zu Spital, von Lazareth zu Lazareth eilte, von einem Verwundeten zum ändern schritt und in solchen Augenblicken an alles, nur nicht an sich selbst dachte. Sie beschenkte kaiserlich die schwerverwundeten Krieger und bat jeden einzelnen der gerade anwesenden Aerzte, den braven Soldaten ja nur alle mögliche Sorgfalt angedeihen zu lassen. Die freudig überraschten und tief bewegten Kranken, selbst die schwäch- sten unter ihnen, erhoben sich gerührt bei dem Erscheinen der Kaiserin nnd bei ihrem Scheiden tönte ihi· gar manches

„Lebewohl" und „Gott segne Dich" aus treuer Soldaten- brust nach. Wohlthaten, still· und rein, machten den reichen Inhält ihres Lebens aus und diese waren auch in diesen Zeiten, wie immer und überall das Diadem, für welches sie Perle an Perle reihte.

JV. Von der Krönung als Königin von Ungarn bis zur silbernen Hochzeit.

(1867—1878).

Es wurde schon im vorigen Capitel gesagt, dass es im Jahre 1867, als der Ausgleich' mit Ungarn vollzogen wurde, zum nicht geringen Theile das Verdienst dér Kai- serin war, die Herzen des ungarischen Volkes gewonnen

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au haben. Das bewiesen zunächst die begeisterten "Worte,

•mit welchen die Vertreter des ungarischen Volkes, die unseren erhabenen Monarchen zur feierlichen Krönung als König von Ungarn einzuladen kamen, ihrem innigsten Wunsche Ausdruck gaben, es möchte auch die angebetete Kaiserin zugleich zur Königin von Ungarn gekrönt werden.

I n gewohnter leutseliger Weise gewährte Se. Majestät der Kaiser diese Bitte und seine gütige Zusage rief bei der Deputation der Magnaten den unbeschreiblichsten Jubel hervor. Sodann begab sich diese auch zu Ihrer Majestät

•der Kaiserin und brachte auch da ihre Einladung vor.

Die erhabene Frau erwiederte hierauf der Deputation:

„Mit Freuden erfülle ich den durch Sie kundgegebenen Wunsch der Nation, welcher mit meinem eigenen Wunsche zusammentrifft und ich segne die Vorsehung, dass sie mich

•diesen erhabenen Moment erleben ließ. Bringen Sie Ihren

•Committenten meinen aufrichtigen Dank und meinen herz- lichen Gruß."

Die Kröritingsfeierlichkeiten waren für den 8. Juni 1867 festgesetzt worden. Den Tag zuvor um 2 Uhr nach- mittags fand die TJebertragung der Kiste mit den Kron- Insignien aus den kaiserlichen Gemächern in die Krönungs- kirche statt, die in äußerst feierlicher Weise, einem Fest- zuge gleich, · vor sich gieng. Am Abende besichtigten die Majestäten mit einem glänzenden. Gefolge die Kirche. Das Volk, das während der Krönungstage in großen Massen nach der Hauptstadt gekommen war, um den feierlichen und denkwürdigen Act zu sehen, bereitete dem hohen Paare, wie immer und überall, die begeistertsten Huldi- gungen. Dieselben wiederholten sich in noch großartigerem Maßstabe am Tage der Krönung selbst. .

" Früh morgens am 8. Juni bewegte sich der pracht- volle Krönungszug in die Kirche. Derselbe bot einen wahr- haft zauberischen Anblick. Der hohe Adel, sowie die höchsten Würdenträger glänzten in dem reichsten Schmucke und der malerischen Tracht der Nation. Aber Alle über- strahlte das in der ganzen Fülle der Jugendkraft schim- mernde Kaiserpaar. Ihre Majestät die Kaiserin, die damals gleichfalls in der Blüthe ihrer Jahre stand und deren hoheitsvolle Schönheit zur vollen Entfaltung gelangt war, war gleich ihrem kaiserlichen Gemahl in der Nationaltracht und zwar der ungarischen Königin erschienen. Am Ein- gang zur Kirche erwartete der Fürstprimas mit großer Assistenz die fortwährend von brausenden Eljen-Rufen

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umwogten Majestäten, welche das Weihwasser empiiengen.

Als der Zug sich zum Hochaltar begeben, wurden die·

Fahnen aller Länder des ungarischen Staates vorangetragen.

Der Ministerpräsident, der die Stelle des Palatins vertrat,, trug auf rothsammtenem Polster die heilige Krone. * N a c h - dem die vorgeschriebenen Ceremonien geleistet, legte Se.

Majestät der Kaiser den E i d : Gesetz, Gerechtigkeit und*

Erieden im Lande zu erhalten, auf das Evangelienbuch ab und schloss mit den Worten „So mir Gott helfe und die heiligen'Evangelien Gottes". Hierauf erfolgte die Sal- bung des Monarchen, wornach ihm der Mantel des heiL Stefan umgehängt wurde. Zu Beginn des Hochamtes e m - pfieng der Kaiser das alte Schwert Stefanos und vom F ü r s t - primas, sowie dem Ministerpräsidenten die heilige Krone, welche ihm auf das Haupt gedrückt wurde.

Nachdem dies geschehen, erhielt Ihre Majestät die- Kaiserin die Krönungsweihe, indem der Primas und der Ministerpräsident einen Augenblick die Krone des heil.

Stefan über die rechte Schulter der Kaiserin hielten, welcher Szepter und Reichsapfel überreicht worden waren.

Seine Majestät der Kaiser begab sich nach Beendigung des Hochamtes in feierlichem Zuge nach der Garnisons- kirche und auch die Kaiserin verließ die Krönungskirche und trat unter derselben Begleitung, wie beim Zuge zur Kirche den Rückweg in die Königsburg im Krönungs- wagen an.

Die Krönungsfeierlichkeiten, deren Verlauf, wie her- vorgehoben, der Bevölkerung Anlass zu stürmischen O v a - tionen gab, die auch in anderen Ländern das größte I n - teresse erregte und zu welchen selbst aus Amerika V e r - treter erschienen waren, wurde durch Darreichung des aus 100.000 Dncaten bestehenden Krönungs-Geschenkes abge- schlossen, das in zwei mächtigen silbernen Cassetten den Majestäten überreicht wurde. Allerhöchsdieselben widmete»

nun dieses Geschenk für die Witwen und Waisen d e r Honveds/ das die Ungarn mit umso größerer Begeisterung erfüllte. Außerdem spendete die Kaiserin selbst noch den- Armen von Budapest einen Betrag von 6000 fl. ö. W .

. ' Herzliche Freude bereitete den Majestäten das vom den ungarischen Magnaten Allerhöchstdenselben als wei- teres Krönungsgeschenk gewidmete schöne Schloss Gödöllö.

Heine Majestät der Kaiser hielt sich sehr gern dort auf, verkehrte auf das herzlichste mit den, Bewohnern und e r - wies sich als ein großer Wohlthäter der Umgebung. A b e r

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auch Ihre Majestät die Kaiserin fühlte sich in Gödöllö wie in einer zweiten Heimat, wo es ihr, wie bereits ange- geben, Vergnügen machte, ungarische Sprache und Lite- ratur zu pflegen.

So war auch dieser freudige Anlass nicht vorüber- gegangen, ohne dass unsere allgütige Kaiserin gleich ihrem erhabenen Gemahl ihr edles Herz wieder in reichster Fülle gezeigt hätte.

. Das Glück der erhabenen Familie wurde am 22. April 1868 durch die Geburt der jüngsten und letzten Tochter, Erzherzogin Marie Valerie vollendet. Die Ungarn, denen Jahrhunderte hindurch nicht die Freude widerfahren war, ein kaiserliches Kind in ihrem Lande geboren zu sehen, indem seit dem Jahre 1540, wo ein Erzherzog Johann Sigis- mund das Licht der Welt in Ungarn erblickte, dies bis in unser Jahrhundert hinein bei keinem Mitgliede des Erzhauses der Fall war, waren auf ihre auf ungarischem Boden (in Gödöllö) geborene Prinzessin nicht wenig stolz und in beiden Häusern des Landtages wurde die Nachricht mit großer Be- geisterung aufgenommen. Als die Nacht über Budapest

angebrochen war, wurde eine Beleuchtung derselben ver- anstaltet, die einen feenhaften Anblick gewährte. Schier unabsehbare Massen von Menschen wälzten sich in den Straßen der Stadt und aus. tausenden von Kehlen ertön- ten die Eljen-Rufe auf die erhabenen Majestäten und die neugeborene Prinzessin. Aber auch in Oesterreich wurde das freudige Ereignis festlich begangen und als die Taufe der Erzherzogin- am 25. April des Jahres 1868 in der königlichen Hofburg der ungarischen Hauptstadt durch den Fürstprimas von Ungarn vollzogen wurde, wohnten

•derselben auch Abgesandte des österreichen Reichsrathes bei und brachten den Majestäten die unterthänigsten Glückwünsche dar. Die Geburt der Prinzessin wurde von den- Majestäten in gewohnter Weise zu reichlichen Acten der Wohlthätigkeit benützt.

Die nun folgenden Jahre widmete die Kaiserin haupt- sächlich der Erziehung ihrer Kinder und der Uebung der Mildthätigkeit, die bei ihr wie aus einem ewig frischen Born hervorquellte. Der Unterricht und die Ausbildung des Kronprinzen Rudolf wurde zwar ihrer unmittelbaren Aufsicht theilweise entrückt, als der Kronprinz unter die Leitung militärischer Erziehung kam. Dafür widmete sie sich umsomehr der Ausbildung ihrer Töchter, der Erzherzoginnen Gisela und Marie Valerie. Mit ganzem

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Herzen hieng die Kaiserin an ihren Kindern und es i s t rührend zu erfahren, wie sie Jahre hindurch ihre ganze·

Zeit zwischen der Kinderstube und den Orten der A r m u t h theilte. Den Unterrichtsstunden ihrer Kinder wohnte sie- gewöhnlich persönlich bei und wenn sie verhindert war, ließ sie sich von den Lehrern Bericht erstatten. Den A n - ordnungen derselben musste pünktlich Gehorsam geleistet·

werden. War eines von den Kindern krank, so wich sie nicht von seinem Lager und musste oft erst durch V o r - stellungen des kaiserlichen Gemahls bewogen werden, sich, auf 1 oder 2 Stunden Buhe zu gönnen. Wenn die kaiser- lichen Kinder Prüflingen zu bestehen hatten, welche ihnen von dem Vater durchaus nicht leicht gemacht wurden,, da war sie von früh Morgens an ängstlich besorgt. Sobald aber der Kaiser ihr freudige Nachricht brachte und sagte::

„Gisela oder Valerie haben ihre Prüfungen wieder recht- brav bestanden", oder „der Rudi hat mir heute sehr große·

Freude bereitet", da wogte ihr Herz vor innigster Wonne.

Der Erzieher der jungen Erzherzogin Marie Valerie war ein Ungar und der zu diesem verantwortungsreichen.

Amte versehene Mann war Bischof Ronay. I n einem 'leider nur in wenigen Exemplaren vertriebenen Buche-

bat er denkwürdige und interessante Einzelnheiten ü b e r den Kaiserhof berichtet. Das Bild aber, welches w i r von ihm selbst aus seiner Schrift gewinnen, ist das eines milden, geistreichen Priesters. „Ich wünsche den Unterricht, meiner Tochter nicht vielen Lehrern anvertraut, sondern

"blos einem . . . . Sie möge religiös aber nicht zelotisch, werden", sagte die Kaiserin im Jahre 1872 zu ihm, als·

die Prinzessin im fünften Lebensjahre stand und der wür- dige Mann leitete bis 1883 selbstständig die Erziehung derselben. ·

Das Jahr 1873 war für das edle Kaiserpaar und!

die Völker Oesterreichs ein doppelt bedeutungsvolles.

Zunächst brachte der Frühling dieses Jahres unseren V ö l - kern fröhliche Kunde. Nachdem im April des Jahres 1872:

die Verlobung der Erzherzogin Gisela mit dem Prinzen L e o - pold von Baiern erfolgt war, fand am 24. April des Jahres

1873 die Vermählung der Kaisertochter mit ihrem Prinz- gemahl statt. Bei diesem Anlasse erschien es fast, als wollte·

man der hohen Braut den Abschied von der Heimat schwer machen. Der Bürgermeister von Wien überreichte ihr als sinniges Erinnerungszeichen ein prachtvolles Album, welches;

aus Aquarellen mit Ansichten von Wien bestand und der·

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Gemeinderath veranstaltete einen glänzenden Festball, welcher der Wiener Bürgerschaft zu frohen Ovationen für ihre Gisela Gelegenheit bot. Dass das Herz der edlen Braut- mutter bei diesem freudigen Anlasse höher schlug, braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden.

Am 1. Mai 1873 wohnte die Kaiserin der Eröffnung der Wiener Weltausstellung bei, welche zahlreiche Fürst- lichkeiten, wie Kaiser Wilhelm I. und seine Gemahlin Kaiserin Augusta, den Czar Alexander I I . von Russland, König Victor Emanuel von Italien, den Schah von Persien und Andere nach Wien brachte.

Noch in demselben Jahre wurde die Feier des 25- jährigen Regierungs-Jubiläums des Monarchen begangen und

auch an diesem nahm die geliebte Kaiserin mit gleicher Freude theil. Am Vorabend des 2. Deeember fanden in Wien und in vielen anderen Städten des Reiches prächtige Illuminationen statt und alle Herzen der treuen Völker waren froh bewegt. Der höchste Glanzpunkt wurde den Festlichkeiten in Wien durch die Rundfahrt zutheil, die der kaiserliche Jubilar mit der Kaiserin und dem Kron- prinzen durch die tageshell erleuchteten Straßen und durch die Kopf an Kopf gedrängte jubelnde Volksmenge unter- nahm. Ihre Majestät hatte hier wieder vielfach Gelegenheit, sich von der treuen Hingebung des Volkes an das Aller- höchste Kaiserhaus zu überzeugen. Gleichwohl machte es sich schon zu dieser Zeit bemerkbar, dass der Kaiserin·

die Theilnahme hei öffentlichen Festlichkeiten und bei den Hoffesten zur Last fiel, dass sie sich dem Zwange der Re- präsentation möglichst zu entziehen suchte und Aufenthalts^

orte wählte, wo sie dem geräuschvollen Leben entrückt war und nicht mit vielen Personen zu verkehren brauchte.

Der Kreis ihrer Umgebung wurde immer enger und be- schränkte sich immer mehr auf die Personen, die sich des besonderen Vertrauens der Kaiserin erfreuten. E s wurde nachgerade ihr Wunsch, nur für ihre Familie und für die Werke der Wohlthätigkeit und Barmherzigkeit'zu leben.

U m für die Ausbildung von Officierstöchtern zu sorgen, erließ die Kaiserin von Gödöllö aus am 2. November 1875 gelegentlich des 100jährigen Jubiläums des Officier-Töch- ter-Institutes in Hernais an die Erzherzogin Maria Clotilde ein Handschreiben, worin sie derselben die Mittheilung machte, dass sie für den Fond zur Vermehrung der Stifts- plätze in diesem Institute einen Betrag von 10.000 fl.

widme und zugleich die Erzherzogin um ihre Unterstützung

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ersuchte zu dem Ende, um im Namen der Kaiserin in den weitesten Kreisen der hierseitigen Reichshälfte für den gedachten Zweck möglichste Förderung zu erzielen.

Die für jenen Zweck eingeleiteten öffentlichen Sammlungen ergaben ein Capital von beinahe einer halben Million Gulden, was der Kaiserin ungemeine Freude bereitete. I n dem nachfolgenden Schreiben an die Erzherzogin . Maria Clotilde erscheint dieser Freude und zugleich dem Edel- sinn der Monarchin schöner Ausdruck gegeben und es ist daher die Veröffentlichung desselben gewiss· von großem Interesse. Das Schreiben lautet:

Liebe Frau Muhme Erzherzogin Maria Clotilde!

Als ich in meinem Schreiben vom 7. November v. J . Euer Liebden meine Absichten in Bezug auf die V e r - mehrung der Stiftungsplätze im Hernalser Officiers-Töchter- Institute bekanntgab, und mir Ihre fördersame Unter- stützung bei diesem Unternehmen erbat, hat mich die Zuversicht auf die stets bewährte Mildthätigkeit der Frauen Oesterreich-Ungarns im Vorhinein der Besorgnis eines un- genügenden Erfolges enthoben. Das nunmehr bekannte Endergebnis der Sammlungen hat jedoch alle meine E r - wartungen übertroffen und bietet nicht nur die Mittel für die angestrebte successive Vermehrung der Stiftungsplätze um die Zahl von 40, sondern ermöglicht auch die infolge dessen unumgänglich nothwendigen Erweiterungsbauten des Instituts-Gebäudes. :

Dieses glänzende Resultat, wodurch schwerer Familien- kummer mancher braven Söhne des Vaterlandes gelindert werden wird, verdanke ich zunächst dem eifrigen Bemühen Euer Liebden und der von Ihnen gebildeten Damen-

Comités. . . , Mögen Sie.selbst und alle die Frauen, die sich diesem

edlen Werke gewidmet haben, in dem Bewusstsein einer schönen T h a t . und in der unausbleiblichen Dankbarkeit der hiedurch Beglückten den Lohn Ihrer Bemühungen finden. Ich folge gleichwohl dem Drange meines Herzens, indem ich Ihnen liebe Frau Muhme uud sämmtlichen bei den Comités betheiligt gewesenen Damen meinen aufrich- tigsten Dank und meine. vollste Anerkennung ausspreche.

Mit Gesinnungen vollkommener Hochachtung ver- bleibe . ich

. Euer Liebden

gutwillige Muhme . Wien, am .30, Mai 1876. . Elisabeth. .

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Die gleiche Förderung und wohlwollende Unter- stützung ließ die Monarchin dem unter ihrem Schutze stehenden, von der Freiin von Rodieka musterhaft ge- leiteten k. k. Civil-Mädchen-Pensionate in Wien zutheil werden.

Als bei der Occupation von Bosnien und der Herze- gowina im Jahre 1878, die nicht wenige Opfer an Menschen- leben kostete, sich die Nothwendigkeit erwies, für die Kranken und Verwundeten zu sorgen, da war es wieder die Kaiserin, welche der Wohlthätigkeit ein neues Gebiet eröffnete. In einem Handschreiben an den Ministerpräsi- denten vom 4. September 1878 gab dieselbe die Anregung zur Bildung von patriotischen Frauen-Hilfs-Vereinen, welchen die Aufgabe der mittelbaren und unmittelbaren Unterstützung der hilfsbedürftigen Soldaten, bezw. der Pflege der Verwundeten obliegen sollte. Es ist bekannt, mit welchem Erfolge die Anregung der gütigen Monarchin wirkte und wie sich in allen Orten des Reiches edle Frauen in großer Zahl fanden, welche dem Rufe der Herrscherin folgten und die Mittel aufbrachten, um die Schmerzen zu stillen und die körperlichen und seelischen Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen.

V. Von der silbernen Hochzeit bis zum Tode des Kronprinzen.

(1879-1888).

Fünfundzwanzig Jahre waren verstrichen, seitdem das hohe Herrscherpaar jener schöne Herzensbund einte, von dem man sagen kann, er sei für die Ewigkeit ge- schlossen, 25 Jahre, die Glück und Leid„ manch herben Kummer, aber auch viel stolze Freude mit sich geführt hatten. Durch alle diese Zeiten hindurch hatte sich das gütige ? Herrscherpaar in Wahrheit a b Landesvater und Landesmutter im schönsten und edelsten Sinne des Wortes bewährt. Es war daher nur der Ausfluss reinster Vater- lands- und Kaiserliebe der österreichischen Völker, wenn in allen Theilen des Reiches die großartigsten Vorberei- tungen getroifen wurden, um diesen Tag würdig zu feiern.

Doch war es des Kaisers Wunsch, dass alle rauschenden Festlichkeiten unterbleiben sollten angesichts des furcht-

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baren Unglückes, von welchem Ungarn heimgesucht worden war und dass man lieber die für festliche "Veranstaltun- gen bestimmten Gelder den obdachlosen und nothleiden- den Bewohnern von Szegedin zuwenden solle. Der Monarch hatte damit nur einen Herzenswunsch der erhabenen Ge- mahlin ausgesprochen. Unzählig waren deshalb die Summen, die aus Anlass der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares zu wohlthätigen Zwecken zufloßen.

Die Wiener ließen es sich jedoch nicht nehmen, ihrem allverehrten Kaiser und seiner hohen Gemahlin in eigenartiger Weise zu huldigen und veranstalteten einen Festzug, den der geniale und unvergessliche Maler H a n s Makart im Auftrage der Wiener Bürgerschaft entworfen und in die Wirklichkeit gezaubert hat und der einzig in seiner Art war. Hier zeigte es sich, was österreichische Kunst, österr. Gewerbe und österr. Industrie zu leisten vermögen und weit über das Land hinaus trug dieser Festzug Oesterreichs Ruf.

Die Einzelnheiten dieses Festzuges zu schildern, ge- hört nicht in den Rahmen dieser Schrift. E s genügt zu erwähnen, dass das Kaiserpaar, das von stundenlangem Jubel umtost wurde, von der ihm dargebrachten Huldi- gung tief ergriffen und mächtig bewegt war.· Der Kaiser verließ ganz gegen das Ceremoniell, kaum dass der Zug vorüber war, die Tribüne, eilte ohne Begleitung mitten durch das Volk zum Bürgermeister und drückte ihm unter den begeisterten Zurufen von Tausenden die Hand, indem er in seinem und im Namen der Kaiserin den Wienern den innigsten Dank aussprach. Die Kaiserin sah, sichtlieh gerührt, dieser Scene zu und entsandte sodann ihren Öbersthofmeister in das Rathhaus, um den Wienern ihren besonderen Dank zu entbieten.

• Dieser Festzug war eigentlich die letzte Gelegenheit, wobei die Kaiserin in Wien i n d e r O e f f e n t l i c h k e i t und v o r d e n A u g e n d e r g e s a m m t e n B e v ö l k e r u n g erschien. Schon bei der Vermählung des Kronprinzen Rudolf mit der Kronprinzessin Stephanie, die am 10.

Mai 1881 in Wien in . der feierlichsten Weise stattfand, nahm sie nur an den Hoffesten theil. Doch bewahrte sie umso innigere Theilnahme an allem, was ihren hohen Gemahl, ihre geliebten Kinder und das Reich betraf und lange Jahre noch übte die Kaiserin eine Pflicht der H u - manität, die sie sich selbst auferlegt hatte, indem sie während ihres Aufenthaltes in Wien regelmäßig die

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Spitäler und andere Wohlthätigkei'ts-Institute besuchte,, persönlich mit Kranken, Krüppeln und' Notbleidenden sprach und sich nach ihrem Leiden erkundigte. Auch in·.

Ischl verkehrte die Kaiserin mit Vorliebe mit Landleuten, von denen sie nicht gekannt wurde. Ueberhaupt sind' von der Kaiserin aus diesen Zeiten, wie im Allgemeinen aus ihrer ganzen Lebenszeit viele herzerfreuende Episoden im·.

Umlaufe und es ist gewiss nur am Platze; einige dersel- ben hier wiederzugeben.

An einem Novembertage des Jahres 1'882 fuhr ihre- Majestät zur Jagd nach MagyaroJ. Der Weg zu dem Z u - sammenkunftsorte führte über die untere Magyaroderstraße, welche an der Seite des kleinen Räkosbaches tiefe U n t e r - . Waschungen und Uferrisse begrenzen. Plötzlich ließ die·

Kaiserin den Wagen halten, denn sie erblickte eine alte Frau vor demselben, welche gerade auf die einige Klafter- tiefe Schlucht zugierig. Die Kaiserin ahnte Böses, sprang- plötzlich aus dem Wagen und war im Nu an der Seite·

der Alten, ergriff sie an der Hand und zog sie von dem·

verhängnisvollen Abgrunde zurück. Es war eine von ihrem Begleiter auf einige Minuten allein gelassene blinde alte Frau, die auf dem Wege von GödöITö nach Foth unbe- dingt verunglückt wäre, wenn die Kaiserin im entschei- denden Augenblicke nicht erschienen wäre. Die erhabene Frau von der Lage der Bettlerin erschüttert, sprach u n - gefähr eine Viertelstunde mit ihr, worauf deren Begleiter, ein junges Kind, erschien. Die Kaiserin machte dem Kinde ob dessen Leichtsinnes ernste Vorwürfe, beschenkte die- Blinde mit einem Ducaten und langte infolge dieses Zwischenfalles verspätet bei der Jagdgesellschaft an.

Nicht minder schöne Züge weiß August von AI Ill- bach in seinem Buche: „ein flüchtiger Zug nach dem·

Oriente" über die im Jahre 1885 von der Kaiserin unter- nommene Orientreise mitzntheilen. '

' Während der Rundfahrt auf Zante äußerte I h r e Majestät den Wunsch, eine zunächst der Straße gelegene Villa mit ihrem Besuche zu beehren. Eine betagte Bäuerin, die anscheinend als Wächterin des herrschaftlichen W o h n - sitzes eine ärmliche H ü t t e bewohnte und über den uner- warteten Besuch einigermaßen betroffen war, gab ihrem Bedauern, dass ihre Herrschaft abwesend sei' und die Schlüssel der Villa augenblicklich nicht herbeigeschafft werden können, mit lebhaften Betheuerungen Ausdruck.

Dafür erbat sie sich von der hohen Frau, deren erhabene

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Stellung ihr natürlich unbekannt war, die Gnade, in ihre H ü t t e einzutreten. U m diesem bescheidenen Wesen eine Freude nicht zu versagen, betrat die Kaiserin die ärm- liche, aber reinlich gehaltene Stube die alles umfasste, worüber die Bäuerin verfügte. Die hohe Frau nahm dort ein ihr dargereichtes Glas frischen Wassers entgegen. Als der hohe Besuch die Stube betrat, wollte ein armer, ver- krüppelter, bresthafter Knabe, der einzig lebende Gegen- stand der Liebe und Sorgfalt der bekümmerten Bäuerin

— seiner Mutter — aus der Stube in's Freie flüchten.

Bei der Thür von der hohen Frau bemerkt, erregte sein bedauernswürdiger Zustand das Mitleid der edlen Besu- cherin, und diese zögerte nicht, der Mutter des Aermsten ein wahrhaft fürstliches Geldgeschenk zur besseren Pflege des Kindes zurückzulassen. Bei dem Anblicke der vielen Goldstücke mag die Bäuerin wohl inne geworden sein, dass die großmüthige Spenderin eine ganz besonders be- vorzugte Persönlichkeit sein müsse. Die so Beglückte sank alsbald auf die Kniee und küsste der Kaiserin von Dank- barkeit und Freude bewegt, den Saum des Kleides. Nicht minder waren die Begleiter der Monarchin als Zeugen des zartfühlenden Edelmuthes und der Hochherzigkeit der hohen Frau auf das Tiefste gerührt. Später mag die Bäuerin ohne Zweifel erfahren haben, wer die gute F r a u

war, die sie so reich beschenkte. . Auf dieser Orientreise des Jahres 1885 wurde auch

Troja besucht und es sei hier erwähnt, dass die Kaiserin die erste aller europäischen Souveräninnen ist, welche keine Mühen und Strapazen scheute, um diese geschichtlich be- rühmte Stätte zu betreten. Gelegentlich dieses Ausfluges reizte eine Schaar vorüberfliegender Gänse die Jagdlust der die Monarchin begleitenden türkischen Gardisten, und einzelne derselben schickten sich an, auf die Thiere zu schießen; die guten Leute meinten, der hohen Frau eine Zerstreuung zu bieten, wenn sie das friedliche Wild nieder- streckten. Die Herzensgüte und das Mitgefühl der edlen, hohen Frau ließen die geplante Jagd nicht zu. Zum bloßen Vergnügen, befahl sie, „sollten die armen Thiere doch nicht geschossen werden." Selbstverständlich senkten sich augenblicklich die bereits zum Schusse erhobenen Waffen.

Im Jahre 1887 weilte die Kaiserin in Cromer, einem

•englischen Seebade. Als sie eines Mittags am Strande lust- wandelte, sah sie plötzlich eine große Menschenansamm- lung und erfuhr, näher tretend, dass ein bei der West-

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bahn bediensteter Träger Namens Walter Moides in der- See verunglückt sei. Die Kaiserin erkundigte sich nach der Wohnung des Mannes und begab sich sofort dahin, wo sie die Frau ahnungslos mit den Kindern beim Mittags- tische fand. Sie rief das Weib bei Seite und brachte ihr in schonendster Weise, um eine unvorbereitet rohe Mit- theilung zu verhindern, die Kunde von dem Unfälle bei.

Es war die höchste Zeit gewesen, denn schon brachte man die Leiche. Mit dem Versprechen, sie vor Noth zu schützen) und mit den Worten: „Beten Sie für das Seelenheil Ihres Gatten und wachen Sie über Ihre Kleinen!" entfernte sich die Kaiserin schnell. Ein paar Stunden später erschien ein Hofdiener in der ärmlichen Behausung der Witwe und händigte ihr Namens der hohen Frau eine Brieftasche- mit 400 P f a n d Sterling ein.

Als die ungarische Hauptstadt im Sommer 1886 unter dem Auftreten der Cholera litt, sprach die Kaiserin, die zuerst in Ischl weilte, den Wunsch aus, sich zum Be- suche der Epidemie-Spitäler nach Budapest za begeben.

Der damalige Ministerpräsident Koloman von Tisza prote-r stierte gegen diese Reise, indem er erklärte, die Gefahr sei einerseits nicht so groß, dass sich etwa der Bevölker- ung eine Panique bemäehtigt hätte, was .eine so außer- ordentliche Maßregel, wie das Erscheinen der Monarchin.

am Seuchenherde rechtfertigen könnte; andererseits sehließe- die Situation nicht jede Gefahr aus, und darum zwinge- ihn, den Minister, das Gefühl seiner Verantwortlichkeit, von der Reise abzurathen. Die Kaiserin gab nach. Als- aber später — trotz Cholera und Blattern — der Kaiser die Eröffnung der Delegationen in Budapest vornahm, war- die Monarchin nicht zu bewegen, in Ischl zu bleiben.

„Gerade in der Gefahr ist mein Platz an der Seite meine»

Gemahls", sagte sie und eilte, alle getroffenen Dispositionen über den Haufen werfend, nach Gödöllö, von wo sie den König auf jeder.Fahrt nach der Ofener H o f b u r g begleitete.

Diese edlen Charakterzüge reihen sich würdig an zahlreiche andere Beweise der edelsten Gesinnungen an, die sie seit ihrer frühesten Kindheit bis zu ihrem Lebens- ende bethätigte und deren Zeugen zu sein, die. Mitgliedeu des Hofstaates fast täglich so glücklich waren die aber zum großen Theile gar nicht in die Oeffentlichkeit drangen.

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VI. Vom Tode des Kronprinzen bis zu den letzten Lebenstagen.

(1889—1898).

Der Anfang des Jahres 1889 brachte der Kaiserin

•ein "wahrhaft tragisches Ereignis, einen niederschmettern- flen Schlag, von dem sie sieh nicht mehr ganz zu erheben vermochte und der gleichsam ihr ganzes Leben zerstört

•hatte. Es war am 30. Jänner 1889 um die Mittagsstunde,

;als sich zuerst in der Kaiserstadt und von da in den übrigen Theilen der Monarchie das Gerücht verbreitete,

•den Kronprinzen habe in seinem Jagdschlosse Mayerling i n der Nähe Wien's ein schwerer Unfall betroffen. Die

Wahrheit überbot jedoch bald das Gerücht, an das Nie- mand glauben wollte. Der nnerforschliche Rathschluss Latte das theuere Leben des Thronfolgers in seiner schön- .-sten Blüfhe geknickt. Dem furchtbaren Verhängnisse war

Kronprinz Rudolf am 30. Jänner 1889 zwischen 7 und 8 U h r früh in Mayerling erlegen. Es ist unmöglich den

¡Schmerz der kaiserlichen Eltern zu schildern. Welche

¡Stütze aber in diesen leidensvollen Tagen dem Kaiser seine

•erlauchte Gemahlin gewesen, wie sie, den eigenen Schmerz .zurückdrängend, nur Trost und Ruhe in die Seele ihres

•kaiserlichen Gatten zu flößen bestrebt war, erführ das Vaterland aus dem Munde des Herrschers selbst.

In der ersten Sitzung des Abgeordnetenhauses nach

•dem Tode des Kronprinzen machte der damalige Präsident Franz Smölka dem Hause Mittheilung von der Ansprache,

¡mit welcher , der Kaiser auf . die Beileidskundgebung des Abgeordnetenhauses geantwortet hatte. Der Kaiser sagte

•damals unter Anderem: „Wie viel ich in diesen schweren Tagen meiner innigst geliebten Frau, der Kaiserin zu 'flanken habe, welch große Stütze sie mir gewesen, kann .ich nicht beschreiben, nicht warm genug aussprechen.

Ich kann dem Himmel nicht genug danken, dass er mir

•eine solche Lebensgefahrtin gegeben hat. Sagen Sie dies

¡nur weiter; je mehr Sie es verbreiten, umsomehr werde ich Ihnen danken".

Welch groß angelegte Seele! Selbst von dem eigenen Leid niedergedrückt werden und dem kaiserlichen Gemahl in anscheinender Seelenruhe Trost und Erhebung zusprechen!

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In der That, mehr als niedergedrückt war die Kaiserin durch den Tod ihres einzigen Sohnes, des hoffnungsvollen Thronerben, an dem sie mit treuester Mutterliebe hieng und der auch ihr Stolz war, gleichwie es der Sohn seinem kaiser- lichen Vater gewesen. Der Schmerz der Kaiserin sprach sich in ihrem ganzen späteren Thun und Lassen aus und trug auch viel zur Er- schütterung ihrer Gesundheit und Erschöpfung ihrer seelischen und körperlichen Kräfte bei.

Das Schloss Achilleion auf der Insel Cortü hat sie zu einer Stätte der Erinnerung an den Todten gemacht.

Dieses friedliche Asyl, zu dessen Aufbau sie sich nach einem zuvor im Herbste des Jahres 1888 stattgefundenen glück- lichen Aufenthalte von 2 Monaten, der ihrer Gesundheit unendlich forderlich war, entschlossen hatte, ist keine trotzige Burg, kein prangendes Schloss, kein Lusthaus, keine wonne- hafte Einsiedelei, sondern ein still vornehmes Landhaus ist erstanden, in dem die hohe Frau wohnen und nicht etwa grollend sich vor der AVeit zurückziehen wollte.

In wehmütiger Beziehung zu dem, was die Kaiserin an Leid erfahren, steht der Name der Villa: sie heißt

„Achilleion" und diesem Namen trägt Rechnung die präch- tige Statue des verwundeten Achilles, die der Berliner Bildhauer Härtel nach dem Wunsch der Kaiserin schuf.

Wer in der griechischen Mythologie bewandert ist, weiß,

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was er bei diesem bedeutungsvollen Bildwerk zu denken hat, auch wenn er den Namen nicht als Achilleus d. h.

Schmerzenssohn liest.

Wie nun die Kaiserin auf Corfu fiel? Die Insel hatte einen alten treuen Freund besessen und dies war auch der alte treue Freund und Berather dey Kaiserin in allerhand klassischen Dingen und dass die kaiserliche Wahl auf das korkyräische Eiland fiel, ist unstreitig dem

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schwärmerischen Verehrer der Griechenwelt, dem Freiherrn Alexander von Warsberg zuzuschreiben, der im Jahre 1889 starb. — Auf der von Meereswinden sanft umwehten Höhe stand die Villa Bräila, nach ihrem früheren Besitzer, dem Grafen Braila so benannt. Hier hatte die hohe Fraü, wie oben angegeben, die 2 Monate ihres Aufenthaltes im Jahre 1888 verlebt und von ihrer Liebenswürdigkeit im Verkehr mit dem Volke weiß dieses noch viel zu erzäh- len. Man frage, nur den alten Mönch, der auf dem win- zigen, in der Mündung des Hafens schwimmenden Inselchen, gleichsam einem mit Cypressen geschmückten Fels siedelt.

Auf diesem Eiland, heute Pondikonisi genannt, steht seit . dem Jahre 1498 ein Erlöserkirchlein und zu diesem ist damals die Kaiserin gar oft eigenhändig gerudert, um Geschenke zu bringen. Damals mag in ihrer Seele der Wunsch aufgestiegen sein, Herrin jenes Edens auf der Höhe zu werden, unter diesen Räumen ein eigenes H a u s sich zu bauen und diesem Wunsche kam der Gedanke des davon begeisterten Freiherrn in eifrigster Förderung

entgegen. . Der Gesammtbesitz der Kaiserin umfasste 87926 m2 .

Bodenfläche, davon kommen 83047 m2 auf Garten· und Park, der Rest auf die Gebäude. Diese bestehen aus einer

„Palazzina" aus drei Stockwerken, die ausschließlich zum Gebrauch der Kaiserin bestimmt waren. In der äußeren Architectur der Palazzina herrscht die griechische Linie vor, das Innere ist im pompejanischen Stil ausgeführt und geschmückt, auch die Möbel' sind vollkommen stilgerecht..

Das Schloss selbst ist ein Backsteinbau mit reicher Stuck- ' Verzierung. Fast alles verwendete Material ist zu Schiff von Neapel über Brindisi gekommen. Als das Schloss fertig war, kam die Kaiserin oft auf das herrliche Eiland, um für ihre Seele Labung und Stärkung zu erlangen durch den. Eindruck, den dieser .Ort mit seiner erhabenen -Naturschönheit und seiner geschichtlichen Denkwürdigkeit

macht. Im heurigen Jahre erst ist Schlo.ss Achilleion auf Corfu in fremden" Besitz übergegangen. " . """

Am 21. Juli 189.0 schloss das jüngste Kind der Kaiserin Erzherzogin Maria Valerie, welche ihre kaiserliche Mutter auf allen ihren Reisen begleitet hatte, ihren Herzens- bund mit dem Erzherzog Franz Salvator! Die 'Vermählungs- feier fand an diesem Tage in der Pfarrkirche zu Ischl statt. Ein zweiter Tropfen der Freude fiel in den Kelch der Bitterkeiten, indem am 15. November 1893 Prinzessin

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Auguste von Baiern, die jüngste Tochter Giselas von Baiern mit dem Erzherzog Josef Augustin und am 6. December 1893 Prinzessin Elisabeth von Baiern, ältere Tochter der Prinzessin Gisela, mit dem Freiherrn Otto von Seefried ihre Vermählung feierten. Bereits umgaben die Kaiserin vier Enkel aus der Ehe der Erzherzogin Valerie und U r - enkel aus der Verbindung des Erzherzogs Josef Augustin mit Prinzessin Augusta von Baiern.

Nach der Vermählung der Erzherzogin Marie Valerie führte die Kaiserin ein Leben ganz allein für sich, sie

K. k. Lustscbloss Lainz.

suchte Trost für ihren Schmerz, den sie durch den Tod des Kronprinzen erlitten und den sie nicht zu verwinden vermochte, durch Versenken in die Dichtung und daraus ist auch ihre Sympathie und Pietät für Heinrich Heine zu erklären. Sie schien der Erinnerung an das traurige Ereignis entfliehen zu wollen und so unternahm sie obwohl schon leidend, die weiten Reisen, die sie in den letzten Jahren fast an alle Küsten des Mittelmeeres führte, zu- mal sie auch glaubte, das der Aufenthalt zur See ihrer Gesundheit besonders zuträglich sei. In früheren Jahren weilte die Kaiserin gerne in dem lieblichen Ungarschloss

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'Gödöllö, wo die Zigeunerfidel mit ihren bald jauchzenden, bald klagenden Weisen ertönte, in Lainz, wo das zierliche Schlösschen „Waldesruhe" inmitten des Thiergartens lag

und der D u f t der Bäume den Besucher allerorts umwogte, in Schönbrunn, wo sie stundenlang in dem herrlichen P a r k e lustwandelte, wo sie • sich oft mit den Arbeitern und armen Kindern in Gespräche einließ und sie reich be- schenkte, in Miramare, wo sie die südliche Pracht des

Parkes und die Erhabenheit des Meeres bewunderte, in Feldafing in Baiern mit seiner reizenden Roseninsel, welche

"wie in der smaragdenen Schale des Sees schwimmt, in Wiesbaden, dessen berühmte Heilquellen auf die Kaiserin stets einen wohlthätigen Einfluss übten, namentlich aber in Ischl, wo der Hof jedes Jahr die Sommermonate zu- brachte und Ausflüge nach den Seen des Salzkammergutes und dem Rigi dieser Alpen, dem Schafberge machte.

I n alle diese Orte kam sie jedoch immer seltener- und wenn sie in die kaiserlichen Schlösser kam, so blieb sie nicht lange daselbst. • '

Am Allerseelentage 1897 besuchte die Kaiserin' mit ihrem Gemahl die Kapuzinergruft und verrichtete am Sarge des verewigten Kronprinzen Rudolf und der anderen

•nächsten Verwandten stille Gebete. Kurze Zeit später-ver- ließ die Kaiserin Wie;·, und fuhr zunächst zu längcrem Aufenthalte nach Biarritz. Daselbst blieb die Monarchin bis zum 18. December 1897 und begab sich von dort zu mehrtägigem Aufenthalte nach Paris. Sie unterzog sich d o r t wegen eines leichten Fußschmerzes einer kurzen Mäs- -sagebehandlnng. Am 29. December traf die Kaiserin in

Marseille ein und schiffte sich von dort in Begleitung der Gräfin Trani, ihrer Schwester, an Bord der Miramare nach San Remo ein. Kaiserin Elisabeth verblieb mit ihrer Schwester bis zum 1. März d. J. in diesem südlichen Cur-

•orte, begab sich von dort über Turin, woselbst zwei Tage Aufenthalt genommen wurde, nach Territet. Am 18. April reiste die Monarchin nach Kissingen. Am 25. April be- suchte der Kaiser seine erlauchte Gemahlin. E r kam von

Dx-esden, wo er der Feier - des 70. Geburtstages des Königs .Albert von Sachsen beigewohnt hatte. Die Kaiserin blieb bis 8. Mai in Kissingen und begab sich dann zur Nach- cur nach Brückenau, woselbst sie einen Monat verweilte.

A m 13. Juni traf die Monarchin in Wien (Penzing) ein und wurde von Sr. Majestät auf dem Bahnhofe empfangen und nach Lainz begleitet, woselbst die Monarchin im kaiser-

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liehen Schlosse bis zum 2. Juli verweilte. An diesem T a g e begab sich die Monarchip in Begleitung des Kaisers, ihrer Tochter Marie Valerie und ihres Gemahls, sowie deren

Kinder nach Ischl. . · · . . · Gleichfalls am 2. Juli ist auch zum erstenmale be-

kanntgegeben worden, dass das Leiden der Kaiserin, das schon früher häufigen Aufenthalt in südlichen Klimaten erfordert hatte, ernsterer Natur sei. Die Bekanntgabe er- folgte in einer Note .der „Politischen Correspondenz", die davon sprach, dass die Kaiserin an Anämie, schwerer Nervenentzündung, viel wöchentlicher Schlaflosigkeit und in mäßigem Grade an Herzerweiterung leide, dass ihr Zustand zu ernsten Besorgnissen Anlass gebe und dass deshalb ein Curgebrauch in Bad Nauheim geplant sei.

Von Ischl aus trat die Kaiserin denn auch am 1,6. Juli in. Begleitung der Hofdame Sztaray und des Leibarztes Dr.· Kerzl. die Reise nach Bad Nauheim in Hessen ;.anr

wo' sie. sich in der Villa Kracht einlogierte und· sich nach den Anweisungen des Badearztes .Dr. Theodor Schott,, einer Cur mit Soolbädern. unterzog, die heilsamen Einfiuss auf die' hohe Patientin ausübte. Sie fühlte sich mit j e d e m Täg.e wohler, besonders da .das Publicum das Ruhebe- dürfnis' der Kaiserin, respectierte. Am 2. August 1. J.

empfieng.Kaiserin Elisabeth den Besuch der von Cromberg·

angekommenen Kaiserin Friedrich. Der Besuch .dauerte eine halbe Stünde, welche die beiden Kaiserinnen in l e b - hafter Unterhaltung zubrachten. — Am 23; August 1898- traf Kaiser-Wilhelm II", und "Kaiserin Aügusta Victoria zum Besuche der Kaiserin Elisabeth in Bad Nauheim ein.

Die Begrüßung und der Aufenthalt war ein sehr herzlicher und· dauerte Letzerer, nahezu .dreiviertel·'Stünden. Der Aufenthalt' der hohen Frau in Bad Nauheim hatte derart w o h l t h ä t i g a u f dieselbe gewirkt, dass die' feste Hoffnung bestand; Ihre Majestät werde wieder;vollkommen gesunden, und .wieder Ihre körperliche Festigkeit erlangen. Di.esem Zwecke sollte .ein, auf die Bädecur folgender Aufenthalt in der erquickenden Schweizerluft dienen ünd es war hiefür Territet ausersehen worden, wo die Kaiserin bereits im März und April geweilt hatte. Zii Ende August verließ die Kaiserin Bad Nauheim und traf am 29. v. Mts. in Territet ein, wo sie sich im Hotel „Caux" bei Glion einlogierte, um daselbst mehrere Wochen zu .verbringen- Bei einem Ausflüge von Caux nach .Genf traf die hohe Frau der Mordstahl des Anarchisten.

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Montreux mit Hôtel Caux, das Standquartier der Kaiserin.

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