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3 Die befragten Personen

3.2 Soziographische und lebensgeschichtliche Angaben

Von den 20 mit ungardeutschen Frauen in Ungarn und Deutschland geführten Interviews wurden 15 Interviews für die vorliegende Forschungsarbeit verwendet. Die soziografischen und lebensgeschichtliche Angaben der Interviewpartner werden im Folgenden vorgestellt. Die tabellarischen Übersichten enthalten die Angaben zu Alter, Geburts- und Wohnort, Religion, schulische Bildung, Betroffenheit durch geschichtliche Ereignisse, Heirat und Familienstand, Berufstätigkeit und Sprachgebrauch. Die Übersicht soll als Übersicht über die Soziografie der befragten ungarndeutschen Frauen dienen und ihre lebensgeschichtlichen bzw.

gruppenspezifischen Eigenheiten darstellen. Die gesammelten Angaben bilden einen Querschnitt durch die Lebenswegerzählungen.

Alter der Interviewpartner

Die Interviewpartner wurden zwischen 1920 und 1941 geboren. Sie erlebten die Zeit vor, während und nach dem Krieg als junge Mädchen und Frauen. Die älteste befragte Frau ist 1920 geboren. Als das Interviewgespräch mit ihr geführt wurde, war sie 92 Jahre alt. Seit den Interviewaufnahmen sind zwei Frauen, Frau Sch.M. und Frau M.E. verstorben.

Name Geburtsjahr M.Gy. 1927 Sch. Gy. 1925 Sch.M. 1923 B. K. 1922 K.A. 1934

169Hagemann, Karen (op. 1990): "Ich glaub nicht, dass ich Wichtiges zu erzählen hab'…". Oral History und historische Frauenforschung. In: Herwart Vorländer (Hg.): Oral History. Mündlich erfragte Geschichte.

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Kleine Vandenhoeck-Reihe, 1552), S. 29–49. hier: S. 35.

B.M. 1933

K.J. 1939

L.O. 1934 K.R. 1929

M.J. 1926

F.J. 1941

K.E. 1935

P.G. 1933

H.M. 1929 R.A. 1920

Konfessionelle Zugehörigkeit

Mit einer Ausnahme sind alle Interviewpartner römisch-katholischen Glaubens.

Problematisch war die konfessionelle Zugehörigkeit für die nach Deutschland vertriebenen Frauen. Viele Vertriebene wurden in Gegenden in Deutschland vertrieben, wo die Mehrheit der Bevölkerung evangelisch war (vor allem in Baden-Württemberg). Sie hatten die Möglichkeit der Ausübung ihres Glaubens, jedoch grenzte sie die andere Konfessionszugehörigkeit von der Mehrheitsgesellschaft ab. Im Falle der Interviewpartnerin H.M. führte die konfessionellen Unterschiede dazu, dass sie ihren Verehrer nicht heiraten durfte, weil er evangelisch war und sie katholisch (siehe dazu das Kapitel Heiratsverhalten).

Name Konfession M.Gy. evangelisch

Sch. Gy. römisch-katholisch Sch.M. römisch-katholisch B. K. römisch-katholisch K.A. römisch-katholisch B.M. römisch-katholisch K.J. römisch-katholisch

L.O. römisch-katholisch K.R. römisch-katholisch M.J. römisch-katholisch F.J. römisch-katholisch K.E. römisch-katholisch P.G. römisch-katholisch H.M. römisch-katholisch R.A. römisch-katholisch

Schulische Bildung

Was die Schulbildung betrifft haben alle befragten Frauen die sechs Klassen der Grundschulausbildung abgeschlossen. Eine Person, Frau M.Gy. hat nach ihrer Rückkehr aus der Zwangsarbeit eine Ausbildung zu Traktorfahrerin und Traktormechanikerin an einer Agrarschule absolviert. Frau K.J. hat eine Klasse des Gymnasiums absolviert, da ihre Mutter (alleinerziehend) ihre schulische Ausbildung weiter nicht finanzieren konnte, musste sie die Schule abbrechen. Frau M.J. hat mit 40 Jahren das Abitur in Ungarn gemacht. Frau L.O. hat ebenfalls einen Abiturabschluss und hat an der Technischen Universität studiert. Sie wollte Architektin werden. 1956 musste sie ihr Studium abbrechen.

Name Schulische Bildung

M.Gy. 6 Klassen; danach Berufsschule für Agrarwesen, Ausbildung zur Traktormechanikerin und Traktorfahrerin

Sch. Gy. 6 Klassen Sch.M. 6 Klassen B. K. 6 Klassen K.A. 8 Klassen B.M. 6 Klassen

K.J. 8 Klassen und eine Klasse Gymnasium

L.O. Abitur; Universität (kein Abschluss –Studium 1956 abgebrochen)

K.R. 6 Klassen M.J. Abitur F.J. 8 Klassen

K.E. 8 Klassen, später Abendkurse in Ulm (z.B.: Maschinenschreiben, Stenografie und die Grundkentnisse in Englisch)

P.G. bis zur fünften Klasse in Mariakemend in der Grundschule, anschließend in einer Klosterschule in Pecs bis zur Mittleren Reife.

H.M. 8 Klassen R.A. keine Angaben

Geburtsort und Wohnort der Interviewpartner

Die Herkunftsorte170 der Interviewpersonen sind agrarisch geprägte ungarndeutsche Dörfer.

Es waren bis 1945 Gemeinden mit entweder mehrheitlicher oder ausschließlicher ungarndeutscher Bevölkerung. Durch die Folgen des Krieges, Flucht, Vertreibung und Umsiedlungen wurden diese Dorfstrukturen zerstört.

Man kann zwei Gruppen von Dörfern unterschieden. Die eine Gruppe bilden die in ländlichen Regionen liegenden Dörfer und eine andere Gruppe repräsentiert das Dorf Budaörs, denn diese Gemeinde liegt im Einzugsgebiet von Budapest und hat deshalb eine andere Prägung erfahren.

In einer tabellarischen Aufstellung werden der Geburtsort, der Wohnort während des Krieges, der Wohnort nach dem Krieg und der Wohnort zum Zeitpunkt des Interview aufgelistet. Diese Angaben verdeutlichen die Migration der Interviewpartnerinnen. In den Fällen, in denen der Wohnort derselbe geblieben ist, ist von Migration oder Umsiedlung innerhalb des Dorfes auf Grund der Enteignung auszugehen. Die Interviewpartnerin Frau F.J. wurde in Mecseknádasd geboren und lebt auch heute noch dort. Jedoch wurde sie auch bis zur ungarischen Grenze vertrieben. Von dort kehrte der Zug um und sie wurde mit ihrer Familie nach Nemesnádudvar gebracht. Dann ist sie illegal wieder nach Mecseknádasd zurückgekehrt. (Siehe dazu Kapitel Vertreibung nach Deutschland). Viele Enteignete blieben im Geburtsort und versuchten ihre Immobilien zurückzukaufen (siehe dazu Kapitel Konfrontativer Umgang mit der Enteignung).

170 siehe Karte auf Seite 60.

Einige verließen auch ihre Dörfer und leben heute in anderen Gemeinden. Frau K.J. zog zum Beispiel wegen der besseren Arbeitsmöglichkeit nach Pécs. Die geflüchteten drei Frauen verbrachten längere Zeit in Österreich und kamen erst später nach Deutschland. Frau K.E.

zum Beispiel verbrachte zwei Jahre in der Steiermark auf einem Bauernhof und auf einer Alm. Die Vertriebenen kamen in Deutschland zuerst in Übergangslager und wurden danach auf Gemeinden verteilt. Die befragten Frauen leben heute alle im Einzugsgebiet von Ulm in den Gemeinden, die ihnen mit ihren Familien zugewiesen wurden.

Name

Gy. Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd Sch.M

. Nemesnádudvar Nemesnádudvar Nemesnádudvar Nemesnádudvar

B. K. Palotabozsok Palotabozsok

K.A. Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd und

Pécsvárad Pécsvárad

B.M. Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd

K.J. Kisnyárád Kisnyárád Székelyszabar Pécs

F.J. Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd Mecseknádasd

K.E. Máriakéménd Máriakéménd

Österreich, in der Steiermark, später in Altbach (Baden-Württemberg)

Altbach (Baden-Württemberg)

P.G. Máriakéménd Máriakéménd Lapáncsa,

Magyarbóly, DDR Dellmenzingen (Baden-Württemberg)

H.M. Kisnyárád

Kisnyárád

Übergangslager in Österreich

Wiblingen (Baden-Württemberg)

Wiblingen

(Baden-Württemberg)

R.A. Kübekháza

Kübegháza / Österreich in der Nähe von Linz

Oberkirchberg (Baden-Württemberg)

Oberkirchberg

(Baden-Württemberg)

Karte171: Geburtsorte der Interviewpartnerinnen

171 Die Karte Wurde mit Hilfe von GoogleEarth erstellt.

Betroffenheit von geschichtlichen Ereignisses

In folgender Tabelle wird die Betroffenheit der Interviewpartnerin von geschichtlichen Ereignissen während und nach dem Krieg aufgelistet. Drei Frauen sind vor der Roten Armee zuerst nach Österreich und von dort später nach Deutschland geflüchtet. Vier Frauen wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Von der Enteignung waren alle Befragten betroffen. Drei Frauen wurden nach Deutschland vertrieben. Eine Frau nur bis zur ungarischen Grenze, von wo sie nach Nemesnádudvar gebracht wurden. Eine Frau ist aus Deutschland wieder nach Ungarn zurückgeflüchtet.

Name Betroffen von A)Enteignung B)Zwangsarbeit C)Vertreibung nach Deutschland D) Flucht nach Deutschland E) Flucht nach Ungarn M.Gy. Zwangsarbeit, Enteignung

Sch. Gy. Zwangsarbeit, Enteignung Sch.M. Zwangsarbeit, Enteignung

B. K. Zwangsarbeit, Enteignung, Vertreibung K.A. Enteignung

B.M. Enteignung K.J. Enteignung L.O. Enteignung K.R. Enteignung

M.J. Enteignung,Vertreibung, Flucht zurück nach Ungarn

F.J. Enteignung, Vertreibung bis zur österreichisch-ungarischen Grenze K.E. Flucht vor der Roten Armee nach Deutschland, Enteignung

P.G. Enteignung, Vertreibung

H.M. Flucht vor der Roten Armee nach Deutschland, Enteignung R.A. Flucht vor der Roten Armee nach Deutschland, Enteignung

Eheschließung und Familienstand

Bis auf zwei Frauen hatten alle Befragten einen ungarndeutschen Ehepartner. Frau K.J. hatte einen ungarischen Ehemann. Sie lernte ihn in der Kantine der Firma in Pécs kennen, in der sie gearbeitet hat. Frau K.E. hat einen deutschen Mann geheiratet.

Name Heirat

vor und nach dem Krieg

Eheschließung

mit ungarndeutschem Ehepartner oder Mischehe

Familienstand zum Zeitpunkt des Interviews M.Gy. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet Sch. Gy. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet Sch.M. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet B.K. vor dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet K.A. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet B.M. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet K.J. nach dem Krieg ungarischer Ehepartner Verwitwet L.O. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet K.R. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet M.J. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Geschieden F.J. nach dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Verwitwet K.E. nach dem Krieg in

Deutschland

Mischehe (deutscher Ehemann)

Verheiratet P.G. nach dem Krieg in

Deutschland

ungarndeutscher Ehepartner

Verheiratet H.M. nach dem Krieg in

Deutschland

ungarndeutscher Ehepartner

Verwitwet R.A. vor dem Krieg ungarndeutscher Ehepartner Geschieden

Beruf

Was das Thema Arbeit betrifft sehen wir an folgender Tabelle, wie sich die Heimarbeit und die Arbeit in der eigenen bäuerlichen Wirtschaft nach dem Krieg in vielen Fällen in eine Erwerbstätigkeit umgewandelt hat. Die nach Deutschland vertriebenen Frauen arbeiteten als ungelernte Fabrikarbeiterinnen Nur eine Frau, Frau K.E. schaffte den gesellschaftlichen Aufstieg. Sie arbeitete zuerst als Sekretärin später als Chefsekretärin bei einer Firma, danach war sie 34 Jahre lang in der Gemeindeverwaltung tätig. Die in Ungarn verbliebenen Frauen wurden beinahe alle in die sozialistische Wirtschaft integriert. Sie arbeiteten in LPG-s, in kleingewerblichen Produktionsgenossenschaften, in Fabriken, Firmen und auf dem Bau. Auf dieses Thema wird im Kapitel „Frauenarbeit“ und Erwerbstätigkeit näher eingegangen.

Name Berufstätigkeit vor und während des Krieges

nach 1945

M.Gy. Dienstmädchen in Áta, Pécs und Budapest Traktorfahrerin und Wirtschafterin in der LPG

L.O. Arbeit in der familiären bäuerlichen Wirtschaft und in den Obstgärten

Studium an der Technischen Universität in Budapest;1956 das Studium abgebrochen;

Heimarbeit; Arbeit im Bauwesen und im Gesundheitswesen

K.R. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft, Hausfrau

M.J. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft Arbeit in der LPG, Vorarbeiterin F.J. Tagelohn und Hausarbeit bei Familien Arbeit im Bauwesen

K.E. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft Arbeit bei einem Bauern als

Kindermädchen; Chefsekretärin einer Firma in Ulm; Gemeindeverwaltung von Altheim

P.G. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft Näherin in der Ulmer Polsterfabrik danach in der Neu-Ulmer Nähfadenfabrik

H.M. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft ungelernte Fabrikarbeiterin in Ulm bei den Firmen Zwick und Uzin Utz

R.A. Arbeit in der bäuerlichen Wirtschaft Landwirtschaftliche Arbeit und Arbeit in der Gärtnerei auf dem Gut des Grafen in Oberkirchberg

Sprachgebrauch im untersuchten Zeitraum und im Interview

Der deutsche jeweilige im Geburtsort gesprochene Dialekt war die Alltagssprache für alle Befragten bis nach dem Krieg. Sie verwendeten den Dialekt im privaten, im schulischen und auch im beruflichen Bereich. Alle Interviewpartner gaben an, dass sie bis 1945 ausschließlich Dialekt gesprochen haben. Bei manchen war eine passive Kenntnis der ungarischen Sprache vorhanden, weil sie berufliche oder freundschaftliche Kontakte zu ungarischen Personen oder Familien hatten. Frau R.A. hat auch Ungarisch gesprochen, weil in ihrem Geburtsort auch viele Ungarn wohnten. In der Familie herrschte aber der deutsche Dialekt vor.

Name Sprachgebrauch vor dem Krieg Sprachgebrauch im Interview

M.Gy. Dialekt Ungarisch

Sch. Gy. Dialekt Dialekt

Sch.M. Dialekt Dialekt

B. K. Dialekt Dialekt

K.A. Dialekt Dialekt / Ungarisch

B.M. Dialekt Dialekt / Ungarisch

K.J. Dialekt Ungarisch

L.O. Dialekt Ungarisch

K.R. Dialekt Dialekt / Ungarisch

M.J. Dialekt Ungarisch

F.J. Dialekt Dialekt / Ungarisch

K.E. Dialekt Dialekt / Hochdeutsch

P.G. Dialekt Dialekt

H.M. Dialekt Dialekt / Hochdeutsch

R.A. Dialekt/ Ungarisch Dialekt