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1 Einleitung

1.3 Aktueller Forschungsstand

In der Geschichtswissenschaft wurde das Thema Frau anfangs nur am Rande behandelt und ihm keine große Bedeutung zugemessen. Mit dem Aufkommen der Frauenbewegungen in Nordamerika und in Europa in den 1960er und 1970er Jahren hat das Interesse beachtlich

12 Kirsten Heinsohn, Claudia Kemper, Geschlechtergeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 04.12.2012.

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zugenommen.13„Aus dem Bedürfnis, die Wurzeln der eigenen Identität, sowie Ursachen und Wirkungsmechanismen geschlechtsspezifisch konnotierter gesellschaftlicher Hierarchien zu erforschen, erhielt die Frauengeschichte ihre theoretische Fundierung. Es galt, Frauen mit ihren Handlungsspielräumen, Leistungen und Leiden in die Historiografie einzubringen und die ’allgemeine’ Geschichtsforschung in Fragestellungen, Themen und Ergebnissen als bislang einseitig männlich dominiert sichtbar zu machen.“14

Die historische Frauenforschung, auch Frauengeschichte genannt, entstand in den 1970er Jahren. Aus ihr entwickelte sich dann in den 1980-1990er Jahren die Geschlechtergeschichte.15 Mit der Entwicklung dieses Forschungszweiges wurde versucht, über Frauen und ihre Lebenswelten Wissenslücken aufzufüllen.16 Die ersten Forschungen widmeten sich insbesondere „der weiblichen Erfahrung in der Vergangenheit, der Geschichte frauenspezifischer Bereiche, wie Familie, Reproduktion, Mutterschaft, aber auch Frauenarbeit und Frauenbewegung usw.“17

In Deutschland wurde auf Anregung von Historikerinnen wie Gisela Bock, Ute Frevert oder Bea Lundt eine Diskussion darüber angeregt, ob eine zu eng verstandene Frauengeschichte von einer Geschlechtergeschichte, die sowohl Weiblichkeit als auch Männlichkeit untersucht, abgelöst werden müsse. Schon Heide Wunder und Karin Hausen stellten die Forderung, zu überdenken, „was Geschichte ist und neu zu entwerfen, dass die historischen Erfahrungen von Frauen und Männern angemessen erforscht und dargestellt werden können.“18 Die Forschung ist deshalb unzureichend gewesen, denn die Frau, das Frauenbild und die Erfahrungen der

13 Richter, Isabel; Schraut, Sylvia: Geschichte: Geschlecht und Geschichte. In: Ruth Becker und Barbara Budrich (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 3. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwissenschaften, 2010, S. 722.

14 Ebenda.

15 „Frauengeschichte, sofern sie methodisch reflektiert und wissenschaftlich fundiert erarbeitet wird und mehr sein will als nur eine Neuauflage der beliebten Kulturgeschichte der Frau im 19. und 20. Jahrhundert, kommt nicht umhin, sich als Geschlechtergeschichte zu verstehen. selbst wenn der Fokus der Untersuchung auf eine bestimmte Gruppe von Frauen gerichtet ist, müssen diese Frauen dennoch immer auch als Menschen weiblichen Geschlechts und damit in Beziehung zum männlichen Geschlecht gedacht und beobachtet werden. Denn Frauen und Männer leben eingebunden in die jeweils gültigen kulturellen Ordnungen der bislang noch hierarchisch konstruierten Geschlechterverhältnisse, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen.” In: Hausen, Karin;

Wunder, Heide: Frauengeschichte-Geschlechtergeschichte. Frankfurt am Main, New York: Campus (Reihe

"Geschichte und Geschlechter",1.), 1992, S. 11. vgl. noch dazu: „Sichtbarmachung von Frauen in der Geschichte; Sichtbarmachen der sozialen Konstruktion von Geschlecht; Gender als selbstverständliche Kategorie historischer Analyse” In: Gritschke, Caroline; Ziereis, Barbara: Migration und Gender im Haus der Geschichte Baden-Württemberg. In:Aubele, Edeltraud; Pieri, Gabriele (Hg.): Femina Migrans. Frauen in Migrationsprozessen (18.-20. Jahrhundert). Sulzbach (Taunus): Helmer, U. 2011, S.163-185, hier: S.181.

16 Opitz, Claudia : Geschlechtergeschichte. Frankfurt, M, New York, NY: Campus-Verl. 2010, S.10.

17 Ebenda

18 Hausen, Karin; Wunder, Heide (Hg.): Frauengeschichte-Geschlechtergeschichte. Frankfurt am Main, New York: Campus (Reihe "Geschichte und Geschlechter",1.), 1992, S. 13.

Frau sind immer im Kontext zu sehen, nicht nur als Spezifikum, sondern im Vergleich mit der Rolle „Mann”. Mit „Männlichkeit” kann das Frauenbild entsprechend und authentisch dargestellt werden und das auch nur im Kontext der gesellschaftlichen und sozialen Struktur, der gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen. Somit entwickelte sich aus der Frauengeschichte die Geschlechtergeschichte und das Forschungsinteresse erweiterte sich.

„Die Geschlechtergeschichte erforscht die sozialen Konstruktionen und die weitreichenden und vielfältigen Beziehungsmuster viel detaillierter als die Frauengeschichte.“19„Das jeweilige historische Wissen über die Geschlechter kommt nicht nur in Normen, Strukturen und Institutionen zum Ausdruck, sondern auch in symbolischen Interaktionsformen und im Alltagshandeln, in sämtlichen historischen Formationen, die soziale und politische Beziehungen gestalten und ordnen. Damit wird Geschlecht von der Geschlechtergeschichte als Beziehungskategorie begriffen.“20

Mit der Änderung des Forschungsansatzes und des Forschungsinteresses wurde die Geschlechtergeschichte zu einem interdisziplinären Forschungszweig.21 Sie bedient sich aus mehreren Forschungsfeldern wie zum Beispiel der Soziologie, der Anthropologie und der Kulturgeschichte. Frauengeschichte untersucht die Frauen „als unterdrückte soziale Gruppe”.22 Geschlechtergeschichte jedoch geht weit darüber hinaus und versucht „die Geschlechterbeziehungen in allen denkbaren historischen Gesellschaften, geschlechtlich markierte Herrschaftsverhältnisse und Hierarchien in jeder Epoche, in jedem denkbaren historischen Ort , in jedem historischen Teil-Gebiet” zu erforschen.23 An die Stelle des

‚Weiblichen‘ trat der Begriff der ‚Geschlechts‘. Dies ist eine wichtige Errungenschaft der Geschichtswissenschaft, denn nur so ist ein übergreifendes und sich auf alle Klassen der Gesellschaft bezogenes Bild der Frau darzustellen im Kontext der Männerbilder und der sozialen Verhältnissen in der untersuchten geschichtlichen Epoche. Dies ist deswegen so wichtig, weil eine längere Zeit hindurch die Ansicht herrschte, wie Mary Nash betonte, „dass ein möglicher Untersuchungsansatz der Frauenforschung die Darstellung und die Untersuchung der Geschichten von berühmten Frauen sein sollte. Diese mögen ja ein besonderes Interesse der Leser erwecken, weil sich diese Frauen vom ‚gewöhnlichen‘, vom

19 Kirsten Heinsohn, Claudia Kemper, Geschlechtergeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 04.12.2012.

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20 Richter, Isabel; Schraut, Sylvia: Geschichte: Geschlecht und Geschichte. In: Ruth Becker und Barbara Budrich (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 3. Aufl. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss, 2010, S. 723.

21 Opitz, Claudia: Geschlechtergeschichte. Frankfurt, M, New York, NY: Campus-Verl. 2010, S. 7.

22 Ebenda, S. 11.

23 Ebenda.

Alltäglichen abheben“, jedoch kann ihre Lebenswelt nicht exemplarisch für eine Gruppe oder eine Gemeinschaft gelten und auch nicht die Frauen und ihre Lebenswelten ihrer Zeit darstellen und analysieren.24 Es folgte in den 1980er und 1990er Jahren die konstitutive Forschungsmethode nach Gerda Lerner, „in der man untersuchte, was die Frauen zur Geschichte beigetragen haben, wie zum Beispiel die Untersuchung der Frauenbewegungen.“25 Man muss aber die Untersuchung der Frauenwelten differenzierter angehen und sich bewusst machen, dass Geschlechtergeschichte eines interdisziplinären Forschungsansatzes bedarf.

Indem man sich der ‚Geschichte von unten‘ bedient, bekommt man ein klares Bild von den Menschen und ihrer Zeit, wenn man geschlechtergeschichtliche Forschung betreiben möchte.

Nach Katalin Kéri sind „die Besonderheiten in den Fokus stellen, die das Leben der Frauen betreffen.“26 Die Geschichte sei „nicht nur die Geschichte von Schlachten und Heeresführern, nicht die Geschichte von Idealen und Ideologien sondern die von Festen und vom Alltag, die von schweren und auch von fröhlichen Stunden. Es ist die Geschichte von Männern, Frauen und Kindern, von alten und von jungen Menschen.“27 Ferner hebt Katalin Kéri hervor, dass die Untersuchung des Privaten auch nötig ist, um die Geschichte der Frauen zu erschließen“.28 Nach Kéri erscheint die Frau in dieser interdisziplinären Sichtweise als eine gesellschaftliche Kategorie. Mit diesem komplexen interdisziplinären Ansatz kann die Frau und ihre Rolle in ihrer ganzen Komplexität dargestellt werden. Dabei wird die Stellung der Frau im Vergleich zu der des Mannes dargestellt, in der Gesellschaft und in der Gemeinschaft des Dorfes und der Familie.29

Nach Heinson und Kemper wurde „in diesem fortschreitenden Differenzierungsprozess insbesondere aus der Soziologie die These übernommen, dass die Ordnung der Geschlechter sowie die Ideen über die Existenz von Männern und Frauen alltäglich sind und immer wieder

„hergestellt” werden müssen; sie „erscheinen” als gottgegeben oder seit dem 19. Jahrhundert als „natürlich”, sind aber vielmehr gesellschaftlich-sozial konstruiert und werden im Alltag performativ hergestellt. […]Diese interaktiv vollzogene kulturelle Sinnstiftung wird als

„doing gender” beschrieben, um den aktiven Part aller Subjekte einer Gesellschaft in der

24 Kéri, Katalin: Tollam szivárványba mártom: Források az európai nőtörténet köréből. Az ókortól a 20.

századig. Pécs, 1999, S. 6., Online abrufbar unter: http://mek.oszk.hu/02100/02110/02110.pdf (Zuletzt aufgerufen: 31.05.2017)

25 Ebenda.

26 Ebenda, S. 8.

27 Ebenda.

28 Ebenda, S. 9.

29Ebenda, S. 6-7.

Aufrechterhaltung geschlechtlich codierter Ordnungen zu betonen.“30 Das Geschlecht ist eine soziale bzw. kulturelle Konstruktion.31 Joan W. Scott beschriebt in ihrem berühmten Aufsatz in der Geschlechtergeschichtsforschung „Gender: A Useful Category of Historical Analysis”

1986 wie sich die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sozial organisieren. Darin ist ihre Hauptthese zu finden: „Gender is a constitutive element of social relationships based on perceived differences between the sexes, and gender is a primary way of signifying relationships of power.”32

Nach Heinson und Kemper ergibt sich “eine vielversprechende Verknüpfung theoretischer Diskussion und empirischer Forschung für die Geschlechtergeschichte; wenn Geschlecht nicht als eine Kategorie mit stabiler Bedeutungsebene behandelt wird, sondern als eine Perspektive auf gesellschaftliche Verhältnisse und Deutungssysteme, die mit anderen Achsen der Ungleichheit in Beziehung zu setzen ist.“33

Traditionell waren nach dem traditionellen Frauenbild die Frauen dem Haushalt, den Kindern und der Familie zugeordnet, also dem privaten Bereich ihres Lebens. Dennoch hat man diese Bereiche nach Claudia Opitz anfangs nicht ausreichend erforscht34, jedoch sah man mit der Entwicklung der Geschlechtergeschichte ein, dass die Frau auch eine große Rolle in der Wirtschaft, in der Produktion einnimmt und später auch in der Politik. Man erkannte die Wichtigkeit dieser Rollen erst relativ spät.

Die Forscher wurden sich der Bedeutung der Frauen- und Männerrollen nach und nach bewusst und heute gibt es neben der Erforschung der Frauenrollen auch eine Erforschung der Männerrollen und ihrer Ausprägungen. Geschichte wird aus dem Blickwinkel von Frauen und Männern untersucht und nicht nur wichtige Persönlichkeiten werden angesprochen, sondern auch der gewöhnlich Mensch in seiner Umgebung und in seinem Handeln dargestellt und analysiert.

Nach Karin Hausen und Heide Wunder ist das Ziel der Geschlechtergeschichte „unsere Geschichtswahrnehmung generell so einzurichten, dass Menschen weiblichen und Menschen

30 Kirsten Heinsohn, Claudia Kemper, Geschlechtergeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 04.12.2012.

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31 Opitz, Claudia: Geschlechtergeschichte. Frankfurt, M, New York, NY: Campus-Verl. 2010, S. 11.

32 Kirsten Heinsohn, Claudia Kemper, Geschlechtergeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 04.12.2012.

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33Kemper, Claudia; Heinson, Kirsten: Geschlechtergeschichte. In: Bösch, Frank; Danyel, Jürgen: Zeitgeschichte – Konzepte und Methoden. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012, S. 329-352, hier: S. 339.

34 Opitz, Claudia: Geschlechtergeschichte. Frankfurt, M, New York, NY: Campus-Verl. 2010, S. 109.

männlichen Geschlechts mit ihren geschlechtstypischen unterschiedlichen sozialen Platzierungen wie mit ihren Handlungsräumen sichtbar werden.“35

In Ungarn haben sich Andrea Pető, Maria Palasik, Katalin Keri, Eszter Zsófia Tóth, Éva Kovács und Zsuzsanna Bögre auf dem Gebiet der Erforschung der Frauen- und Geschlechtergeschichte verdient gemacht und die Grundlage für diesen Forschungszweig in Ungarn gelegt. Andrea Pető ist eine wichtige Vertreterin der Erforschung der Geschlechtergeschichte der Gegenwart. Sie befasst sich mit dem Thema Frauenbewegung, Frauen in der Politik und mit herausragenden Frauenpersönlichkeiten (European comparative gender and politics, Holocaust, memory studies, oral history, qualitative methods, social and gender history, women’s movements). Maria Palasik36 befasst sich mit dem Rollenwechsel der Frauen im 20. Jahrhundert und mit Frauen im Bildungsmilieu. Katalin Kéri37 untersucht die Geschlechtergeschichte unterschiedlicher Epochen und das Leben der Frauen vor allem aus der Perspektive der Kulturgeschichte, der Erziehung und der Bildung. Sie nimmt sich dem Thema auch unter volkskundlicher, soziologischer und bildungsgeschichtlicher Perspektive an und schafft somit einen Beitrag zu noch unerforschten Themenbereichen. Eszter Zsófia Tóth38 setzt sich vor allem mit dem der Geschlechtergeschichte des Zeitraumes nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander in den Bereichen der Frauenarbeit in der Kadar Ära, mit der Mikrogeschichte und mit den Lebenswegen von Frauen in dieser Epoche. Éva Kovács befasst sich in ihren Forschungen mit Identität und Gedächtnis, Mikrogeschichte, Integration und den Lebenswegen von Frauen und ihren traumatischen Erfahrungen der Arbeitslager. Besonders hervorzuheben ist ihr Buch mit dem Titel „Tükörszilánkok“, in dem gesammelte Aufsätzen

35 Hausen, Karin; Wunder, Heide (Hrsg): Frauengeschichte-Geschlechtergeschichte. Frankfurt am Main, New York: Campus (Reihe "Geschichte und Geschlechter",1.), 1992. S. 12.

36 Einige der wichtigen Werke von Maria Palasik, die sich mit der Geschlechterforschung in Ungarn befassen.

Palasik, Mária - Sipos Balázs: Házastárs? Munkatárs? Vetélytárs? - A női szerepek változása a 20. századi Magyarországon. Napvilág Kiadó, 2005.; Palasik, M. & Papp, E., 'Women in Science: Overview of Hungary' in Re-Claiming a Political Voice: Women and Science in Cental Europe, The Institute of Sociology of the Academy of Sciences of the Czech Republic, Prague, 2008, pp. 85-113.; Palasik, M.: 'A magyar nők a műszaki felsőoktatásban, a mérnöki pályán és a műszaki tudományokban a XX. században', Múltunk, vol. 3, no. 3, 2003 S. 132-158.

37 Einige der wichtigen Werke von Katalin Kéri, die sich mit der Geschlechterforschung in Ungarn befassen:

Kéri, Katalin: Hölgyek napernyővel. Nők a dualizmus kori Magyarországon 1867-1914. Pro Pannonia Kiadói Alapítvány, Pécs, 2008; Kéri, Katalin: Holdarcú, karcsú ciprusok. Nők a középkori iszlámban. TEXTerebess, Budapest, 2003; Kéri, Katalin: Tollam szivárványba mártom. Források az európai nőtörténet köréből az ókortól a 20. századig. Elektronikus kiadás, Pécs, 1999. március 29; Kéri, Katalin: Nőkép és leánynevelés az 1960-as évek Magyarországán – a tantervek tükrében = Acta Paedagogica, 2002/4. sz. 14-21; Kéri, Katalin: Női időtöltések száz évvel ezelőtt, Valóság, 1997/3. sz. 36-44. o.

38 Einige der wichtigen Werke von Eszter Zsófia Tóth, die sich mit der Geschlechterforschung in Ungarn befassen: Tóth, Eszter Zsófia: „Puszi Kádár Jánosnak”. Munkásnők élete a Kádár-korszakban mikrotörténeti megközelítésben, Budapest: Napvilág Kiadó, 2007; Eszter Zsófia Tóth: Határtalan nők. Kirekesztés és befogadás a női társadalomban, Szerk. Bakó Boglárka, Tóth Eszter Zsófia, Budapest: Nyitott Könyvműhely Könyvkiadó, 2008; Eszter Zsófia Tóth: Kádár leányai. Nők a szocialista időszakban, Budapest: Nyitott Könyvműhely, 2010.

über die Erfahrungen der Kádár-Ära in Erinnerungen aufgearbeitet und dargestellt werden.39 Zsuzsanna Bögre40 forscht im Bereich Erinnerung und Gedächtnis. Sie untersuchte unter anderem die Schicksale von ungarischen Frauen während und nach dem Aufstand 1956 und welche Rolle Frauen im Aufstand 1956 übernahmen, welche Aufgaben sie erfüllten und wie sich Frauen an die Ereignisse von 1956 erinnerten. Ferner welchen Einfluss der Aufstand auf das Leben von Frauen hatte und wie sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren oder gegebenenfalls sich nicht integrieren konnten. Diese Untersuchung erfolgte an Hand von lebensgeschichtlichen Interviews.

Sie alle festigen den Grundstein der Geschlechterforschung und der Gender Studies in der ungarischen Forschung. Jedoch ist dieser Zweig der Geschichtsforschung in Ungarn noch ganz jung und deswegen sind noch viele Themen und Bereiche unerforscht. So auch die Erforschung der Geschichte der Minderheiten Ungarn aus dieser Perspektive.

Krieg, Nachkriegszeit, Vertreibung und Evakuierung hatten nachhaltige Folgen für Familien- und Geschlechterbeziehungen. Eine Forschungsbasis, die die Veränderungen der Stellung und der Rolle, die Herausbildung der Selbstbestimmung der Ungarndeutschen Frauen vor und nach 1945 gibt es nicht. Zur Untersuchung von Ungarndeutschen Frauen aus dem Blickwinkel als Zeitzeuginnen in diesem Themenfeld gibt es jedoch so gut wie keine Untersuchung, welche die Veränderung ihrer Lebenswelt analysiert. Auch Mathias Beer betont, dass „in die einschlägige Forschung (in Deutschland) […] die einzelnen Bedeutungsfelder von ‚Flucht und Vertreibung‘ insgesamt betrachtet und bezogen auf die Genderperspektive im Besondern vergleichsweise spät Einzug gehalten haben. […] Quellen die geschlechtspezifische Merkmale dieser Zwangsmigartion offenbarten, wurden zwar schon früh veröffentlicht41 […]

jedoch erfolgte keine wissenschaftliche Auseinandersetzung, die dezidiert die Rolle und die spezifischen Erfahrungen von Frauen in diesem Zwangsmigrationsprozess im Blick hatte.“42 Nach Beer war die Geschichtsschreibung zu diesem Themenfeld „thematisch betrachtet lange Zeit fast ausschließlich männlich geprägt […] und mit Blick auf die Genderperspektive wies die einschlägige Forschung bis weit in die 1990er Jahre große weiße Flecken auf und die sind

39 Kovács, Éva (Hg.): Tükörszilánkok - Kádár-korszakok a személyes emlékezetben. MTA Szociológiai Kutató Intézet, 2008.

40 Bögre, Zsuzsanna : Asszonysorsok, Budapest: Ráció, 2006.

41 Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. Acht zwischen 1953 und 1962. unter der Leitung von Theodor Schieder erarbeitete Bände. Eines der Bänder widmet sich Ungarn. Unter den Zeitzeugenberichten sind auch Berichte von Frauen zu finden.

42 Beer, Matthias: „Die Stunde der Frauen“. Graf von Krokow revisited. In: Genderaspekte in der Aufarbeitung der Vergangenheit. Hg. v. August H. Leugers-Scherzberg u. Lucia Scherzberg. Saarbrücken 2014, S. 233-261.

hier: S. 236-237.

zum Teil immer noch vorhanden.“43 Somit kann ich mich nur auf die Methoden und Theorien der Geschlechtergeschichte im Allgemeinen und teilweise auf die Forschungsergebnisse der oben genannten Vertreterinnen der Geschlechterforschung in Ungarn stützen.

Eng verbunden mit der geschlechtergeschichtlichen Forschung sind zum Teil volkskundliche, soziologische, und alltagsgeschichtliche Untersuchungen. Somit kann man sagen, dass die Geschlechtergeschichte einen interdisziplinären Forschungsansatz betreibt. Man kann sie nicht separat und alleine betrachten und als Forschungsmethode anwenden. Es gibt wenige Bereiche der Forschung, die eine Interdisziplinarität so unerlässlich machen wie die Geschlechtergeschichte. Deswegen stütze ich mich in meiner Arbeit auch auf einen interdisziplinären Ansatz.

Was die Arbeit mit Zeitzeugen44 betrifft wurden schon einige Arbeiten auf diesem Gebiet und auch aus volkskundlicher Perspektive erstellt, jedoch aus dem Blickwinkel der Geschlechtergeschichte ist diese Geschichte des Ungarndeutschtums weitestgehend unbearbeitet. Aus volkskundlicher Perspektive gibt es viele Studien, die Rollen und Lebenswelt der Frauen der in Ungarn ansässigen Minderheiten untersuchen. Die ersten großen Vertreter dieser Forschungen, deren Arbeiten auf diesem Gebiet bahnbrechend waren, sind Bertalan Andrásfalvy und Ingeborg Weber-Kellermann. 1980 wurde auf einer Tagung in Zagreb „Die Frau in der Bauernkultur Pannoniens“45 aus ethnologischer, volkskundlicher Perspektive beleuchtet. Diese Tagung kann als ein Meilenstein in der Erforschung der Frauen in der Bauernkultur der Minderheiten angesehen werden, weil sie als eine der ersten die „Lage und Rolle der Frau in der Bauerkultur einer Region“46 systematisch untersucht und darstellt.

Die Vergangenheit, die soziale Stellung und die Folklore der Frauen der unterschiedlichen Minderheiten wurden näher beleuchtet und analysiert. Ziel der Forscher war es „die Veränderung der Stellung der Frau in der Gesellschaft, bzw. in Bauerngemeinschaften und – familien festzustellen.“47 1978 erschien das wichtige Werk von Ingeborg Weber-Kellermann

„Zur Interethnik. Donauschwaben, Siebenbürger Sachsen und ihre Nachbarn”, in dem sie sich in einem Artikel aus dem Jahre 1962 mit der „Rolle der Frau beim Akkulturationsprozeß in

43Beer, Mathias: „Die Stunde der Frauen“. Graf von Krokow revisited. In: Genderaspekte in der Aufarbeitung der Vergangenheit. Hg. v. August H. Leugers-Scherzberg u. Lucia Scherzberg. Saarbrücken 2014, S. 233-261.

hier: S. 237.

44Miklós Füzes, Ágnes Tóth und Beáta Márkus arbeiteten in ihrer Forschgung auch vermehrt mit ZeitzeugInnen

45Hrvatsko Ethnološko Drustvo (Hg.): Die Frau in der Bauernkultur Pannoniens, 18-21 November 1980. Zagreb:

Universitätsverlag "Liber" Zagreb. (Tagungsband), 1982.

46Ebenda, S. 5.

47 Ebenda.

einer gemischtsprachigen Siedlung Ungarns” befasste. Dieser Artikel ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Beiträge, der die Wichtigkeit der Rolle der Frau im Akkulturationsprozess hervorhebt. Neben der Forschungsarbeit von Bertalan Andrásfalvy und Ingeborg Weber-Kellermann stütze ich mich in meiner Untersuchung noch auf ein exemplarisches Werk, dass von Herbert Schwedt und seiner studentischen Forschergruppe im Rahmen einer Feldforschung im ungarndeutschen Dorf Nemesnádudvar durchgeführt wurde. Der Sammelband von Herbert Schwedt mit dem Titel „Nemesnádudvar – Nadwar, Leben und Zusammenleben in einer Ungarndeutsche Gemeinde“48 über diesen Ort gilt als exemplarische, lokalgeschichtliche, mikrogeschichtliche Untersuchung mit den Themen „Frauenleben in Nadwar”49 und „Mann sein in Nadwar”50. In der Untersuchung wird die Lebenswelt von drei Generationen von Frauen und Männern miteinander verglichen. Die Untersuchungen über Frauenalltag haben als ihren Forschungsgegenstand Familie, Ehe, Heirat, Kinder und Kindererziehung, Haushalt, Haus und Hof, Arbeit, Sitten und Bräuche und Religion. Diese Bereiche werden in einer exemplarischen Arbeit von Gabi Horn Stinner über Frauenleben in Nadwar beleuchtet.

Zum Vertreibungsschicksal, zu der Enteignung, Fluchterfahrungen und Malenkij robot gibt es zahlreiche Untersuchungen, auf die ich mich stützen kann, unter anderem von Gerhard Seewann, Matthias Beer, Miklós Füzes und Ágnes Tóth. Alle vier Historiker bearbeiteten außerordentlich viel Quellenmaterial. Ágnes Tóth untersuchte an Hand von Interviews die

Zum Vertreibungsschicksal, zu der Enteignung, Fluchterfahrungen und Malenkij robot gibt es zahlreiche Untersuchungen, auf die ich mich stützen kann, unter anderem von Gerhard Seewann, Matthias Beer, Miklós Füzes und Ágnes Tóth. Alle vier Historiker bearbeiteten außerordentlich viel Quellenmaterial. Ágnes Tóth untersuchte an Hand von Interviews die