(Kerepeserstrasse Nr. 7 3 ), ein neu entstandener Brenn
punkt für literarische und künstlerische Bestrebungen.
Die
Eintracht
(vom November 1873 angefangen Josephsplatz Nr. 11). Fast ausschliesslich von Deutschen besucht. Fremde lassen sich durch irgend ein Mitglied einführen.Anglo-American-Club
(Waitznerg. Nr. 14). Ein Sammelpunkt für hier verkehrende Engländer und Amerikaner, unter den Mitgliedern sind aber viele Einheimische.
Ganz auf englischem Fusse eingerichtet, auch englische Küche.
Der
Eisenbahn- und Dampfschifffahrts- Klub
(Börsengebäude, 2. Stock). Meist von Ingenieuren besucht.Der
Pester Schach-Klub
(Palatingasse), in einer Nebenlokalität des Café Venezia.Die
Freimaurer
haben in Pest etwa vierzehn zum„Grossen Orient“ gehörige Logen, sowohl nach dem schot
tischen, als auch nach dem symbolischen Ritus. Gross
meister des ersteren ist Herr Georg von Joanovits, der letzteren Herr Franz von Pulszky. Dem Fremden beson
ders bequem liegt von ersteren die Loge „Könyves Kálmán“
im Grand Hotel.
In Ofen sind hervorragende Ressourcen:
der
Deák-Klub
im Hotel Széchenyi undder
Bürger-Klub,
(polgári társaskor) im Masjon- schen Hause an der Donau. Fremde werden durch Mitglieder eingeführt.
15. Musik.
Es wird jetzt überall auf der Welt viel gute und noch mehr schlechte Musik gemacht; auch in Buda
pest ist dem nicht anders. Von musikalischem Sinn ist ein bedeutender Theil des Publikums jederzeit durch
drungen gewesen und die ungarische Hauptstadt daher im
mer mit V orliebe von Virtuosen jeder Art aufgesucht worden. Heutzutage erscheint kaum ein Künstler von (oder auch wohl ohne) Bedeutung in W ien, der den A b
stecher nach Pest nicht als etwas Selbstverständliches be
trachten würde.
Die Konzertsaison ist daher alljährlich sehr lebhaft, zumal da seit einigen Jahren der Grossmeister des Klaviers, Franz
L iszt,
die Winter in Pest zuzubringen pflegt und dadurch Allem, was musikalisch ist, einen stärkeren Impuls verleiht. Liszt selbst pflegt im Winter an vielen Sonn
tagen
musikalische Matinéen
in den Salons des innerstädtischen Pfarrhauses (Pfarrplatz) zu veranstalten, wobei kein Entrée gezahlt wird, aber Musikfreunde sich unschwer Zutritt verschaffen können. Auch findet sich im Laufe der Saison manche Gelegenheit, den grossen Meister öffent
lich spielen zu hören, was er stets nur zu wohlthätigem Zwecke thut. Wenn ein solches Ereigniss bevorsteht, er
fährt es auch der Fremde jedenfalls sofort.
Die früheren „philharmonischen“ Konzerte sind seit zwei Jahren durch Hans
Richter’ s
grosseOrchester-
Konzerte
sehr glücklich abgelöst worden. Der Dirigent ist ein Jünger Richard Wagner’ s und nach dessen eigenem Ausspruch einer der besten Wagner-Dirigenten. Er führtgegenwärtig die Leitung des Orchesters am Pester National
theater und hat dasselbe so vortrefflich geschult, dass seine Konzerte, sechs in der Saison, jedem Freunde klas
sischer Musik das reinste Vergnügen bereiten werden.
Billets pflegen, obgleich diese Produktionen im grossen Redoutensaale stattfinden, rasch vergriffen zu sein, daher bei Zeiten Schritte thun.
Versuche, ein einheimisches Streich - Quartett zu Stande zu bringen, sind schon mehrmals gemacht wor
den, ohne jedoch bisher zu dauerndem Resultate geführt zu haben.
Grössere Musik-Aufführungen werden alljährlich auch durch die Singakademie und die Gesellschaft der Musik
freunde veranstaltet.
Die meisten Konzerte finden im grossen oder im kleinen Redoutensaale statt; weniger häufig werden die grossen Säle des Grand Hotel, des Hotel Europe und der Musikfreunde benützt. Eine grosse Akademie zum Besten des Schriftsteller-Unterstützungsvereins findet jährlich ein
mal im Prunksaale der Akademie statt.
Ungarische Musik
ist etwas, was jeder fremde Musikliebhaber in Pest vor Allem sucht. Die Zigeunermusik ist, durch Nikolaus Lenau und Franz Liszt, be
sonders bei Deutschen und Franzosen bekannt geworden, und in der That so durch und durch charakteristisch, dass sie dem Fremden immer lebhaftes Interesse abge
winnen wird. Einen guten Namen haben sich in den letzten Jahren die Zigeunermusiken von Patikárus ( f 1 8 7 2 ), Sárközy, Bunkó (aus Erlau), Farkas Miska (aus Raab), Rácz Pali, Berkes und Horváth Marczi errungen, deren erstere 1867 auf der Pariser Weltausstellung, letztere 1872 in Norddeutschland, Dänemark, Schweden und Eng
land gerechtes Aufsehen erregte.
/ Jeden Abend findet man Zigeunermusik im Hopfengarten und Beleznay-Garten (s. „Gasthäuser“ ), mehrmals wöchent
lich in den Hotels „zur Königin von England“ , „Europa“
und ,,zum Jägerhorn“ . Ein Blick auf die Annoncen der Tageshlätter wird übrigens im Nothfalle aushelfen können.
Promenade-Konzerte
finden in der Redoute jeden Sonntag von 5 Uhr weiter statt, jedoch nur in der Wintersaison, mit Ausnahme des Karnevals. Entrée 30 kr.Militär-Musik
auf der Elisabeth-Promenade und der Ofner Ellipse dreimal wöchentlich im Sommer. Auf ersterer gratis, auf letzterer Entrée 3 0 — 40 kr.16. Theater.
Nationaltheater,
am Anfänge der Kerepeser- strasse. Schauspiel und Oper sind bisher unter einem Bache vereinigt, doch wird in allernächster Zukunft ein provisorisches Opernhaus (wahrscheinlich auf dem Herminenplatze) erbaut werden, welches später einem definitiven Bau Platz machen soll. Die oberste Leitung ruht in den Händen eines Intendanten. Die Oper ist gegenwärtig recht gut, theilweise vorzüglich besetzt. (Die Barnen: Nagy- Benza , Pauli - M arkovics, Balázs-Bognár, Tanner -Szabó, Kvassay-Saxlehner und Blaha, die Herren: Steger, Ellinger, Pauli, Odry, Lang, Köszeghy). Bas Schauspiel hat in den letzten Jahren empfindliche Verluste erlitten, indem eine ganze Reihe hochbegabter Künstler mit Tod abging und noch heute nicht ersetzt ist. Nichtsdestoweniger gehören gelungene Abende nicht zu den Seltenheiten. (Hervor
ragende Kräfte sind die Barnen: Prielle, Lendvay, Mun
kácsy, Szäthmäry, Blaha und die Herren : Szigeti, Molnár, Náday, Lendvay, Feleki und Tamási).
Opernabende sind Bienstag, Bonnerstag und Sams
tag; Schauspiel-Abende: Montag, Mittwoch, Freitag und
H e v e s i , Budapest. g
Sonntag.
Ungarische Volksstücke
werden fast jeden Sonntag gegeben und sind für den Fremden besonders wegen der darin vorkommenden ungarischen Kostüme, Tänze und Lieder, letztere besonders von Frau Blaha reizend gesungen, von unzweifelhaftem Interesse.An Opernabenden pflegen alle Sitzplätze rasch ver
griffen zu sein, es ist also nothwendig sich solche durch den Portier des Hotels oder durch einen Dienstmann schon um 9 Uhr Morgens an der Tageskasse besorgen zu lassen.
Preise der Plätze: an Dramenabenden Loge im Par
terre und I. Rang 8 fl., Loge im II. Rang 7 fl., Erker
sitz und Parterre-Fauteuil 2 f l ., Parterre -Sperrsitz 1 fl.
50 kr., Sperrsitz im II. Stock 1 fl. 2 0 kr. und 1 fl.
Nummerirter Parterre-Stehplatz 1 fl. Entrée 80 kr. An Opernabenden Logen 10 und 8 fl., Sperrsitze 2 fl. 5 0 kr.
und 2 fl.
Ofner Stadttheater
in der Festung. Oper und Schauspiel in ungarischer Sprache. Mit dem Nationaltheater unter derselben Leitung vereinigt. Kräfte die des Nationaltheaters. Man benützt am besten die Dampfseil
rampe und wendet sich oben rechts.
Preise der Plätze: Loge firn Parterre und I. Rang 4 fl. 50 kr., Loge im II. Rang 3 fl. 5 0 kr., Sperrsitz 1 fl., bei V olksstücken 1 fl. 10 kr. Bei Opern stellen sich diese P reise: 5 fl. 5 0 kr., 4 fl. 5 0 kr. 1 fl. 30 kr.
Karten bekommt man auch in Pest (Kertész’ sehe Trafik auf dem Servitenplatz) von 10— 1 Uhr V orm. und von 5 x/2 Uhr Nachm, weiter.