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Neueste Entwickelung

In document VERLAG VON M. RÁTH. (Pldal 91-99)

Füred), Lepsény, Csikvár, Stuhlweissenburg

7. Neueste Entwickelung

Der Ausgleich gelang und am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Josef I. in der Marienkirche zu Ofen zum König von Ungarn gekrönt. Die ausserordentliche Pracht­

entfaltung und der aller Beschreibung spottende Glanz, welche in jenen Tagen der freudigen Begeisterung die Hauptstadt erfüllten, stehen gewiss noch in Jedermann’ s frischem Angedenken.

Eine neue Aera brach mit diesem grossen historischen Momente an, insbesondere für die ungarische Hauptstadt, welche nun wieder Residenz und dadurch in höherem Masse als je zuvor seit der Herrschaft der jetzigen Dynastie, ein Brennpunkt für die mannigfachsten Interessen des ganzen Landes wurde.

Dieser erhöhten Wichtigkeit und Bedeutung ent­

spricht auch die äussere Entwicklung, welche die Stadt in der letzten Zeit genommen. V on Jahr zu Jahr steigert sich ihr grossstädtischer Charakter. Die Bevölkerung wächst ohne Unterbrechung in ungeheuerer Progres­

sion. Im Norden und Süden der Stadt háben zu beiden Seiten der Donau sich förmliche Fabriksvorstädte ge­

bildet, deren thurmhohe Rauchfänge, zu dichten Gruppen vereinigt, dem Gesammtbilde der Kapitale das Gepräge eines bedeutenden Centrums industrieller Thätigkeit auf­

drücken. Die majestätische Donau wird auf ihrem ganzen Laufe zwischen den beiden Städten durch grossartige Kai- bauten regulirt, welche auf der Pester Seite bereits grössten- theils fertig, auf der Ofner Seite noch in rüstig betriebenen Bau begriffen sind. Die Kettenbrücke, welche den mäch­

tigen Strom überspannt, genügt dem täglich steigenden Verkehr zwischen den beiden Ufern schon lange nicht mehr, trotzdem die Kreuz- und Querfahrten der Lokal- Dampfer und kleinen Ueberfuhr-Propeller immer häufiger werden; in nächster Zeit sollen zwei neue grossartige Brücken, deren obere bereits in Angriff genommen ist, dem ewigen Hinüber und Herüber neue Pfade eröffnen.

Auch Strassenbahnen, welche sich in Folge des lebhaften Strassenverkehrs vortrefflich rentiren, durchziehen seit 1866 beide Städte nach den verschiedensten Richtungen; die Hauptstrassenzüge Pest’ s sind bereits oder werden in nächster Zukunft zu prachtvollen Boulevards nach Pariser Muster umgestaltet; die innere Stadt wird bald mit einem ganzen Gürtel solcher Boulevards umgeben sein; eine grossartig angelegte Ringstrasse wird in weitem Halbkreise, mit beiden Endpunkten die Donau berührend, die beleb­

testen Stadtheile durchsetzen, an einem Punkte durch die ebenso gross angelegte Radialstrasse durchschnitten, welche fast senkrecht auf den Waitzner Boulevard gestellt, diesen in

schnurgerader Richtung mit dem einer vollständigen Um­

gestaltung und beträchtlichen Vergrösserung entgegengehen­

den Stadtwäldchen verbinden wird, — ein Corso, wie ihn keine grosse Metropole Europa’ s schöner zu haben braucht.

Die ßauthätigkeit innerhalb und ausserhalb der Stadt ist, wie aus alledem hervorgeht, derzeit in mächtigem Auf­

schwünge begriffen. Wiener und Pester Baugesellschaften wetteifern mit einander, um die Strassen mit neuen, gross­

artigen, zumeist im Renaissancestil gehaltenen Bauten zu schmücken. Oeffentliche Gebäude von monumentaler Be­

deutung sind theils, wie das Postgebäude, die Bauten der Margaretheninsel, das Schlachthaus, die neue Synagoge und das neue Rathhaus, eben vollendet worden, theils gehen sie ihrer Vollendung entgegen, wie das Hauptzoll­

amt und die Leopoldskirche, theils auch ist ihre Aus­

führung für die nächste Zukunft in Aussicht genommen, wie die des Lastenbahnhofes, des ungarischen Volkstheaters, des Opernhauses u. s. w. Auf der Ebene rings um Pest her ent­

steht zugleich eine Kolonie nach der anderen; Erzsébetfalva, Kossuthfalva, Rákosfalva, Százház u. a., welche, indem sie die Stadt mit einem dichten Gürtel von Vororten um­

geben, das Terrain für ihre künftige Ausdehnung vorbe­

reiten.

So kommt es, dass der Fremde schon jetzt, wenn er die Strassen der ungarischen Hauptstadt betritt, den Eindruck gewaltigen E m porstrebens und eines grossartigen Entwicklungsganges erhält, welchem diese Stadt in nicht zu ferner Zukunft den Ruf verdanken wird, eine der schönsten Hauptstädte des Kontinents zu sein.

Die neueste für das munizipale Leben beider Städte hochwichtige Thatsache ist ihre seit Anfang 1873 gesetz­

lich bestehende Vereinigung in ein einziges Gemeinwesen unter dem Namen

Budapest,

— eine wahrhafte Städte- Ehe, welche nach jahrhundertelanger Brautschaft und

mehrmaliger Verkündigung (zuletzt durch die ungarische Nationalregierung am 24. Juni 1 8 4 9 ) endlich vollzogen worden ist.

Heil und Gedeihen dem seltenen Ehepaare!

Geographisches, Topographisches u. Statistisches*

Ofen liegt 3 6° 4 2 ' 4 2 " östlich von Ferro und 4 7 ° 2 9 ' 4 4 " nördlich vom Aequator; Pest hat 36° 4 3 ' 1 5 "

ö . L . und 47° 4 9 ' 2 5 " n. Br.

Ueber dem Meeresspiegel liegt Pest 3 6 2 ', die Ofner Festung 4 9 0 ', die Citadelle des Blocksberges 7 6 3 ' hoch.

Die Einwohnerzahl*) der vereinigten Städte be­

trägt nach der Zählung von 1870 2 7 0 ,4 7 6 , wovon auf Pest 2 0 0 ,4 7 6 , auf Ofen 53 ,9 9 8 , auf A lt-O fen 1 6 ,0 0 2 entfallen. (Die vorletzte Zählung, 1 8 5 7 , konstatirte in Budapest 1 8 6 ,945 Seelen, davon 13 1 ,7 0 5 für Pest, 5 5 ,2 4 0 für Ofen und Altofen).

Schon Pest allein, ohne die übrigen Theile Buda­

pests, nimmt unter den europäischen Städten hinsichtlich der Einwohnerzahl die 23. Stelle ein, und da das An­

wachsen der Stadt in den letzten Jahren mit der ausser­

ordentlich raschen Zunahme der Bevölkerung nicht gleichen Schritt halten konnte, ist die Dichtigkeit der Population eine ungewöhnlich grosse.

An und für sich ist die Ausdehnung des Stadtge­

bietes nicht gross, denn sie beträgt im Ganzen 1 8 ,8 6 2 ungarische = 1 4 ,14672 Katastraljoch, also kaum l 1/^

*) Die auf Pest bezüglichen Statist. Daten nach Körösi’»

vortrefflichem W e r k e : „Die königl. Freistadt Pest im J. 1870.

— Pest 1871“ .

Quadratmeilen, wogegen angeführt werden mag, dass das Gebiet der Stadt Werschetz 5 , das von Nagy-Körös 7, das von Maria-Theresiopel (Szabadka) 16 und das von Debreczin gar 18 Quadratmeilen umfasst.

Die eigentliche Stadt Pest selbst bedeckt nur eine Area von 1368 Joch (mit folgenden fünf Quartieren: Innere Stadt, Leopoldstadt, Theresienstadt, Josephstadt und Franz­

stadt), auf denen sich 27 Plätze, 2 19 Strassen und 5 2 5 9 Häuser, (gegen 27 Plätze, 198 Strassen und 4 4 1 8 Häuser im Jahre 1857) befinden. So kommt es denn, dass ein einziger Stadttheil, die Theresienstadt, auf einem Flächen­

raum von 4 5 2 Joch fast 7 4 0 0 0 Seelen, also mehr als Szegedin, die zweitgrösste Stadt Ungarns zählt, dass die Josephstadt bevölkerter ist, als Kecskemét oder Debreczin, dass die einzige Königsgasse 7596 Einwohner hat (mehr als das ganze Fürstenthum Liechtenstein), und in der Drei­

trommelgasse 5 3 9 6 , auf der Kerepeserstrasse 5194, in dem „W urm hof“ (Dorotheagasse) 3 2 0 , in dem Hause Nro. 2 0 der Königsgasse gar 411 Personen leben, also wörtlich ein ganzes Land in einer Gasse, ein ganzes D orf in einem Hause beisammen wohnt.

Das Stadtgebiet von Ofen beträgt (nach Häufler) 17,526 Joch, wovon auf die Stadt selbst 6 5 0 Joch kom­

men, im J. 1873 mit 33 4 6 Häusern. Den Kern der Stadt bildet die Festung, um welche sich die fünf Vorstädte:

Wasserstadt, Landstrasse, Neustift, Taban (Raizenstadt) und Christinenstadt gruppiren.

Was die geognostischen Verhältnisse anbelangt, besteht das Ofner Gebirge grossentheils aus Karpathen- Sandstein und Mergelkalk, unter und auf welchen dichter Kalk und Dolomit (Jurakalk, Jura-Dolomit) lagern. Die unbedeutenden Anhöhen Pest's sind tertiärer Kalk, reich an versteinerten Conchylien; sie bilden in Steinbruch eine mehrere Klafter hohe Hügelreihe, aus welcher ein guter

H e v e s i , Budapest. 6

Baustein gebrochen wird. Die ebenen Theile des Pester Gebiets sind urweltlicher Seeboden, ebenfalls versteinerungs­

reicher tertiärer Grobkalk, mit Lehm abwechselnd und von Alluvialsand bedeckt.

Eine besondere Eigentümlichkeit der Bodenge­

staltung ist es, dass, obgleich der Rayon beider Städte nicht eben quellenreich genannt werden kann, gerade an warmen Quellen ein auffallender Ueberfluss ist. Ofen hat eine Menge warme Mineral-Quellen, welche zu fünf Bädern benützt werden (s. das.), ja dieses warme Quellen­

gebiet erstreckt sich unter dem Bette der Donau fort bis weit in die Pester Ebene hinein; daher kommt es, dass im Bette des Stromes an mehreren Stellen warme Quellen aufbrechen, weiche bei niederem Wasserstande zugänglich sind und theilweise schon von den Römern benützt waren, ferner dass jede Bohrung innerhalb dieses Quellengebietes auf warmes Wasser führt, so der artesische Brunnen auf der Margaretheninsel und hoffentlich bald auch der Brun­

nen, den gegenwärtig die Stadt Pest im Stadtwäldchen bohren lässt. Auch höher oben im Gebirge, (Franzens­

höhe, Dreibrunnenberg) finden sich Schwefelwasserstoff führende Quellen; die Ebene südlich vom Blocksberge aber ist mit Salzquellen übei’säet, denen natürlich auch die ent­

sprechende Salzflora nicht fehlt (s. Bäder).

Die D o n a u , welcher Budapest den grössten Theil seiner Bedeutung verdankt, stellt sich innerhalb der Schwesterstädte in voller Majestät dar. Oberhalb der Margaretheninsel beträgt ihre Breite 4 5 0 — 5 0 0 °, unter­

halb derselben wieder 4 8 0 ° , bei der Kettenbrücke hat sie sich bereits auf 2 4 0 °, vor der Redoute (wo ehedem die Schiffbrücke stand) auf 2 2 0 ° und am Fusse des mächtig einspringenden Blocksberges gar auf 160° ge­

schmälert, um sich unterhalb dieses Vorgebirges wieder zu einem 6 0 0 ° breiten gewaltigen Becken auszudehnen,

dessen zwei nach Süden auslaufende breite Arme die flache Insel Csepel umfassen. Die Tiefe des Stromes ist natürlich sehr ungleich; bei der Kettenbrücke beträgt sie auf der Pester Seite 2 1 ', auf der Ofner Seite 3 3 ', vor der Redoute beiderseits 2 0 '. W o sie am engsten, da ist auch die Strömung die heftigste. Ueber das Leben und Treiben auf dem gewaltigen Strome s. unter „K om ­ munikationsmittel“ und „Sport“ .

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