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Bei Schiller hat der Pentameter meist den Charakter der Antithese (Welcher den Menschen erhebt, wenn er den Menschen

In document VERSLEHRE DEUTSCHE (Pldal 167-176)

ZWEITER ABSCHNITT

1 Bei Schiller hat der Pentameter meist den Charakter der Antithese (Welcher den Menschen erhebt, wenn er den Menschen

zermalmt), vgl. Ludw. Bellermann, Die stilistische Gliederung des Pentameters bei Schiller, Euphorion XII, 1905. S. 516.

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Von diesen Versen Schlegels gilt noch in höheren Grade, was oben beim Hexameter bemerkt wurde ; es ist schwer zu sagen, ob hier der deutschen Grammatik oder der deutschen Syntax, ob mehr dem deutschen Stil oder dem deutschen Rhyth­

mus Gewalt angetan wird. — Das Übergehen des Pentameters in den folgenden Hexameter — obwohl hier beabsichtigt — ist durchaus nicht zu billigen.

6 3 . Antike Odenformen. Die Strophen der antiken Oden­

dichtung sind in Deutschland wiederholt, manche schon seit dem XVI. und XVII. Jahrhundert, bald genau nachgeahmt, bald selbständiger nachgebildet worden. Sogar die schwierigen Pindar’sehen Hymnen-Strophen wurden schon zur Zeit der ersten schlesischen Schule und wieder neuestens durch Platen und Minek witz nachgeahmt.1 Die antiken Odenformen haben in Deutschland nur wenig Beifall gefunden ; sie klingen meist unnatürlich und gekünstelt, da sie der deutschen Sprache oft nicht angemessen und ohne Kenntnis des Vers- schemas in der Begel nicht zu gemessen sind. Goethe und Schiller haben sich in diesen Formen nur ganz ausnahms­

weise versucht.

Die in Deutschland gebräuchlichsten antiken Odenstro­

phen sind die folgenden :

1. Die alkäische Strophe. Diese besteht aus zwei alkäi­

schen Versen, von denen jeder durch eine Cäsür in zwei ungleiche Hälften zerfällt (w _ w _ w | | _ w ); ferner aus einem überzähligen jambischen Dimeter, der ebenfalls durch eine Cäsur in eine jambisch und eine trochäisch ge­

gliederte Hälfte zerfällt (w _ w w || _ w _ w) ; endlich aus einem grösseren logaödischen Vers, d. h. aus zwei Daktylen und zwei Trochäen (_ w w _ w o — w — ■J) ; wir erhalten demnach folgendes Schema :

---- KJ KJ ---- KJ KJ ---- KJ ---- —

1 Die deutschen Odendichter charakterisiert Eman. Geibel in seiner Ode «An Jakob Burckhardt».

D IE STR OPH ENFORM EN . 169 Z . B.

Wie éine Bébe scháttig und tráubenschwér,

Die schon den Kéim des wérdenden Rausches nährt, Umschlängelt déinen ángeérbten,

Blühenden Zépter der gold ne Friéde. (Platen.)

D ie s e , K ra ft u n d E n e r g ie a tm e n d e S tr o p h e , d ie z u g le ic h d u rch d ie C ä sur w u n d e r v o ll g e g lie d e r t u n d zu e in e m e in h e itlic h e n G a n z e n z u s a m m e n g e s c h lo s s e n is t , g i l t fü r e in e E r fin d u n g d es G r ie c h e n A lk a e o s a u s M y t ile n e a u f L e s b o s (u m 6 0 0 v. Chr.).

U n t e r d en R ö m e r n h a t H o r a z b e so n d e r s d ie s e S tr o p h e g e r n u n d m it K u n st a n g e w e n d e t. U n te r d e n d e u ts c h e n D ic h t e r n h a b en K lo p sto c k , P la te n , H ö ld e r lin , H a m e r lin g , G e ib e l u. a. sc h ö n e O den in d er a lk ä is c h e n S tr o p h e g e d ic h te t.

2. Die sapphische Strophe besteht aus drei sapphi sehen Versen (_ w w _ || w w — w — w), d. h. einem Daktylus zwischen je zwei Trochäen, und aus einem adonischen Verse, d. h. einem Daktylus und einem Trochäus (— w w — w) ; sie hat demnach folgendes Schema :

z. B. Déinem Lóos sei’n Klágen gewéiht, Európa.

Aús dem Unheil schléudert in néues Schrécknis Dich ein Gótt stets ; éwig umsónst erflehst du

Friéden und Freiheit. (Platen.)

D ie S tr o p h e h a t ih r e n N a m e n v o n der D ic h t e r in S a p p h o a u s L e s b o s . H o r a z h a t s ie g e r n e a n g e w e n d e t. U n te r d en d e u ts c h e n D ic h t e r n h a b e n a u ss e r P la t e n a u c h H ö l t y , S a lis , L e n a u , H a m e r ­ l in g , G e ib e l u. a. s a p p h is c h e O den g e d ic h t e t. D a s o b ig e S c h e m a z e ig t d ie v o n d en G r ie c h e n a u s g e b ild e te F o r m d er O de, d ie in D e u t s c h la n d d ie ü b lic h e r e is t . W e it s c h ö n e r aber, is t d ie sa p - p h is c h e O de b e i H o r a z , d er d ie C ä su r immer h in te r d ie la n g e S ilb e d e s D a k t y lu s v e r le g t. H ie d u r c h z e r fä llt d er Y e r s in zw ei u n g le ic h e , r h y t h m is c h e n t g e g e n g e s e tz t e H ä lfte n u n d g e w in n t

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d a h e r a n B e w e g u n g , d. k. a n R h y t h m u s .1 I n D e u t s c h la n d w u rd e d ie S tr o p h e v o n e in z e ln e n D i c h t e r n v e r s c h ie d e n g e b r a u c h t. So

s e tz te K lo p sto c k , d ie v e r m e in t lic h e E in t ö n ig k e it der S tr o p h e zu b e s e it ig e n , d en D a k t y lu s i m e r s te n V e r s d er S tr o p h e a n d ie e r s te , im z w e ite n a n d ie z w e ite , im d r itte n a n d ie d r itte S te lle ; so s c h o n in se in e r e r s te n s a p p h is c h e n Ode « D ie t o te C la rissa » ( 1 7 5 0 ):

B lu m e d u s t e h s t v e r p fla n z e t, w o du b lü h e s t, W e r t, i n d ie se r B e s c h a t t u n g n ic h t zu w a c h s e n ,

Wert, schnell wegzublühen, der Blumen Edens Bessre Gespielin !

M a n c h e D ic h t e r , w ie S to lb e r g , H ö ld e r lin , M a tth is s o n , s in d K lo p - sto c k s B e is p ie le g e f o lg t. H e r d e r s e tz te in s e in e n s a p p h is c h e n O d en d en D a k t y lu s w ie d e r in d en z w e ite n F u s s ; a u c h b ei M a t­

t h is s o n n im m t d er D a k t y lu s in m a n c h e n O den d ie z w e ite S te lle e in , z. B .

E in s a m w a n d e lt d e in F r e u n d i m F r ü h lin g s g a r te n , M ild v o m lie b lic h e n Z a u b e r lic h t u m flo s s e n , D a s d u r c h w a n k e n d e B lü t e n z w e ig e z itte r t,

A d e la id e !

I n d er O de «S e lm a r u n d S elm a » (1 7 6 6 ) h a t K lo p s to c k d em v ie r te n V e r s e der S tr o p h e n o c h e in e n T r o c h ä u s v o r g e s e t z t :

W e in e d u n ic h t , o, d ie ic h i n n i g lie b e , D a s s e in tr a u r ig e r T a g v o n d ir m ic h s c h e id e t ! W e n n m m w ie d e r H e s p e r u s d ir d o r t lä c h e lt ,

K o m m ’ ic h g lü c k lic h e r w ie d e r !

3. Die asklepiadeische Strophe kommt in doppelter Ge­

stalt vor ; sie besteht :

a) aus zwei kleineren asklepiadeischen (_ w _ w w _ ||

— w w — Kjü), einem pherekratischen (___ __ w w — ^) und einem glykonischen Verse (_ ü _ w w w ^), also mit fol­

gendem Schema :

-- -- KJ KJ || KJ KJ KJ S J .

-- KJ KJ |l KJ KJ KJ

1 Z. B. lam satis terris nivis atque clirae Grandinis misit | pater et rubente Dextera sacras | iaculatus arces

Terruit urberu. Od. I. 2.

D IE STR O PH EN FO RM EN . 171

z. B. Trotz dir, ärger Kyklóp, Féind der Unstérblichén, Trotz der Kirke Getränk únd dem Sirénenláut,

Lénkt er Scylla gefáhrlos

Und Charybdis yorbéi, der Héld ! (Voss.) b) Auf drei kleinere asklepiadeische Verse folgt ein gly- konischer (_ w — w vj _ w — ), also nach folgendem Schema :

---- ---- ---- KJ KJ --- KJ KJ ---- — ---- J KJ

J KJ ---- KJ

----KJ ----KJ ---- J

----— KJ ---- KJ KJ ---- KJ

----z. B. Mag altrömische Kráft rúhen im Áschenkrúg, Séit Germánia sich lőwenbehérzt erhob ; Dennoch siehe, verrät mänche behende Form

Roms ursprüngliche Séele, Róm’s — (Platon.) Diese Strophen lassen sich im Deutschen viel schwerer nachbilden, da die drei Längen der asklepiadeischen Strophe fiir den deutschen Rhythmus eine Unmöglichkeit sind. Die Strophe findet sich öfter bei Klopstock, Platen und Hölderlin.

4, Die archilochische Strophe. Diesen Namen führen ver­

schiedene antike Formen, von denen im Deutschen nur jene geflegt wurde, welche aus einem Hexameter und dem klei­

neren archilochischen Vers (der mit der zweiten Hälfte des Peutameters identisch ist : _ ^ w | — w u | - ) besteht. In die­

ser Form sind Klopstoks Oden an Giseke und an Ebert (1748) gedichtet ; z. B. aus der ersteren :

Geh, ich reisse mich los, obgleich die männliche Tugend Nicht die Träne verbeut ;

Geh, ich weine nicht, Freund ! Ich müsste mein Leben durch­

weinen, Weint’ icli dir, Giseke, nach ! usw.

D i e - a n tik e M etrik i s t a u ss ç r d en o b ig e n se h r r e ic h a n s c h ö ­ n e n , k u n s tv o ll g e b a u te n S tr o p h e n , d ie v o n d en d e u ts c h e n D i c h ­ te r n e b e n fa lls n a c h g e a h m t w u r d e n . J a d ie s e (z. B . K lo p s to c k u n d P la t e n ) e r fa n d e n s e lb s t v e r s c h ie d e n e S tr o p h e n fo r m e n , d ie a b er a n r h y t h m is c h e m W o h lla u t d en a n tik e n F o r m e n n a c h s t e h e n u n d k e in e V e r b r e itu n g g e fu n d e n haben.

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4. Andere antike Formen■ Man findet zuweilen noch ver­

schiedene andere antike Metra in den Lehrbüchern der deutschen Metrik verzeichnet. So soll z. B. die folgende Strophe :

Lodert ihr déutschen Hérzen in Flámmen, Schlüget zu éinem

Brande zusammen. (Anast. Grün.) aus adonischen Versen (_ w w | _ ü) gebildet sein, während dies nach deutscher Auffassung Verse von zvei Daktylen sind, von denen der zweite (Schluss-) Daktylus wie gewöhn­

lich zum Trochäus verkürzt ist. Oder : Am phrygischén Gestäde Ward Níobé zum Félsen.

Des Pändicns Erzeugte

Flog in die Luft als Schwálbe usv. (Pinien.) soll ein anakreontischer Vers (_ _ w — w — sein, während er eben nur so aus 3V3 Jamben besteht, wie der folgende :

Die Nébel ách ! verdüstern Des Himmels lichte Zone, Die Winde wéhn und flüstern Im Láub erhábner Rüstern

Und in der Páppelkróne. (Platen.) Der ganze Unterschied besteht darin, dass jener Vers r e i m l o s ,

dieser gereimt ist. Es handelt sich also hier blos um leere Namen, die um so mehr zu vermeiden sind, da die Ver­

wirrung in metrischen Dingen ohnedies gross genug ist.

6 4 . Die Mängel der antiken Formen im D eutschen. Aus dem, was oben in § 13, § 60 und sonst gelegentlich bemerkt wurde, ergibt sich von selbst, dass die antiken Odenformen dem Geiste und Wesen des deutschen Rhythmus entweder gar nicht oder nur schwer gemäss sind. Es mögen hier zum Schlüsse die wesentlichsten Einwendungen gegen diese For­

men übersichtlich zusammengefasst werden :

a) Diese Formen haben für das deutsche Ohr keinen

D IE STR O PH EN FO RM EN . 173 hinlänglich fühlbaren Rhythmus. Wer erkennt z. B. in fol­

gendem Satze einen poetischen, geregelten Rhythmus :

«Mir auch schien es vielleicht rühmlicher, hinzuziehn, wo hinweist der Magnet ; aber dem trägen Fuss sind Brenner zu­

gleich und Gotthard unersteigliche Berge längst.» (Platen.) Höchstens die gewählteren Worte und die von der Prosa abweichende Wortstellung lassen einen Rhythmus — aber unsicher, was für einen —- ahnen.

b) In diesen Strophen herrscht ein gegen den deutschen Sprachgeist verstossendes Verhältnis von Hebung und Sen­

kung, d. h. diese Verse haben zu viele schwere Silben. Der natürliche Rhythmus der deutschen Sprache verlangt zum mindesten gleich viele schwere und leichte, in der RegeP mehrere leichte auf eine schwere Silbe. Im asklepiadeischen Verse z. B. fallen sieben schwere Silben auf fünf leichte, in der gleichnamigen Strophe sechsundzwanzig schwere Silben auf achtzehn leichte. Dies ist dem Geiste der deutschen Sprache entschieden zuwider. Hiemit hängt zusammen :

c) Dass in diesen Formen zu wiederholten Malen zwei und drei lange Silben neben einander stehen. Da diese im Deutschen durch schwere Silben wiedergegeben werden sollen, wird der Sprache, und zwar gewöhnlich zugleich der Syntax, dem Stil und dem Rhythmus auf das Unerträglichste Gewalt angetan. So sagt z. B. Voss (in der Übersetzung des Homer) : «Viel werden ein Frass den Hunden und Geiern Trojas Söhn’* was ganz unverständlich ist, statt: Viele von Troja’s Söhnen werden usw.

d) In diesen Formen ist kein Versfuss (Takt) zu erken­

nen — was überigens bei wirklichem Rhythmus zu ent­

schuldigen wäre, — aber auch kein Vers. In Prosa geschrie­

ben lassen diese Formen keinen Vers ahnen. Es fehlt den antiken Strophen eben der Reim, der, wie bemerkt (s. § 26), im Deutschen kein Zierat, kein Klingklang ist, sondern die rhythmischen Gliederungen bezeichnet. «In diesen Versmaas- sen hat das Ohr nirgends einen Halt, es liât keine Ruhe­

punkte, keine Grenze, von denen es anfängt zu hören, keine

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andere, wo es einen Abschnitt findet. Man hört, dass diese Sätze Verse sein sollen, ist aber nicht im Stande, deren Bau zu erkennen.»1

D ie s e r le t z t e r e P u n k t i s t v o n g r o s s e r B e d e u t u n g . R u d o lf G o tt­

s c h a ll, e in e r der b e g a b te s t e n u n d g e i s t v o lls t e n n e u e r e n D ic h t e r , h a t d a h e r d en in te r e s s a n t e n V e r s u c h g e m a c h t, a n tik e O d e n ­ s tr o p h e n zu r e im e n ( sc h o n h e i H . L e u t h o ld fin d e t s ic h e in e g e r e im te s a p p h is c h e O de), u n d m a n d a r f d ie s e V e r s u c h e a ls b e a c h te n s w e r t b e z e ic h n e n .1 2 S ie w e is e n a u c h d e u tlic h a u f d a s W e s e n d e s d e u ts c h e n R h y t h m u s u n d s e in e n e n g e n Z u s a m m e n h a n g m it d e m R e im e h in ; d e n n w ir s e h e n a u s d e n im r e im lo s e n Z u ­ sta n d e u n v e r s t ä n d lic h e n u n d t e ilw e is e e in d r u c k s lo s e n F o r m e n d u rch d a s H in z u tr e te n d e s b e g r e n z e n d e n u n d v e r k n ü p fe n d e n R e im e s S tr o p h e n e n ts te h e n , d ie zw a r m it d en a n tik e n F o r m e n n u r n o c h e in e e n tfe r n te Ä h n lic h k e it h a b e n (d e n n d ie n ö tig e n L ä n g e n s in d n ic h t zu e r s e t z e n ), a b er s e h r w o h lk lin g e n d u n d a u s d r u c k s v o ll sin d .

Z. B . e in e a lk ä is c h e S tr o p h e ;

U n d s in k e n V ö lk e r in d e s V e r d e r b e n s S c h lu n d , D e r S a tz d e s E le n d s b le ib t a u f d e s B e c h e r s G rund , S o o ft ih n a u c h im S tr a fg e r ic h te

S c h m e tt e r t in S c h e r b e n d ie W e lt g e s c h ic h t e . E in e s a p p h is c h e S tr o p h e :

H ie r im s t ille n T a l a n der B e r g e s h a ld e

F r ie d lic h r in g s u m k r ä n z t v o m v e r s c h w ie g n e n W a ld e , W o der S c h i l f im T e ic h , w e n n d er A b e n d d ü ste r t,

T r ä u m e r is c h flü ste r t.

E in e g r ö s s e r e S tr o p h e m it a s k le p ia d e is c h e m G r u n d c h a r a k te r : U m d ie W ip fe l d es P a r k s d ä m m e r t d es M o n d e s S tr a h l, T ie f in S c h w e ig e n g e h ü llt , s c h lu m m e r t das S c h a tte n ta l, L ä n g s t i s t m i t B lü t e n u n d L ie d e r n d er L e n z e n tflo h n . G e lb lic h e B lä t t e r v e r s tr e u e n d ie W in d e sc h o n ,

S a a t d e r V e r g ä n g lic h k e it , w e lk e s L a u b R a s c h e lt i m S ta u b .

1 R od . B e n e d ix : Das Wesen des deutschen Rhythmus. 1862.

S. 110.

2 0 z a g e v o r d e m k ü h n e r e n S c h w ü n g e n ic h t, D e r a lte n B r a u c h e s s k la v is c h e F e s s e l b r ic h t,

D e r u m d ie R e g e l, d ie u n s b in d e t,

Z a r te r e B lü t e n d e s R e im e s w in d e t. (Gottschall.)

D IE STK O PH EN FO RM EN . 175

S c h o n a u s d ie s e n w e n ig e n B e is p ie le n i s t zu e r s e h e n , d a ss in d ie se n S tr o p h e n a u c h d er S p r a c h e , d er S a tz fü g u n g u n d W o r t s t e llu n g d u r c h a u s n ic h t G e w a lt a n g e t a n is t . R u d o lf G o tts c h a lls V o r g ä n g e f o lg te n M ax K a lb e c k u n d d er H o r a z - Ü b e r s e tz e r L u d v . B e h r e n d t.

D e r V o lls t ä n d ig k e it w e g e n s e i b e m e r k t, d a ss d ie se O d e n fo r ­ m e n , a lle r d in g s in u n g le ic h m a n g e lh a fte r e r G e s ta lt, s c h o n im X V I . u n d X V I I . J a h r h u n d e r t v ie lf a c h g e r e im t V o rk o m m en . G e ­ r e im te H e x a m e te r u n d P e n ta m e t e r (o h n e W e r t) v e r ö ffe n tlic h te K a rl G u st. H e r a u s a ls « V e r su c h e in e r n e u e n d e u ts c h e n R e im a r t» 1715.

6 4 . Hymnen oder F estgesän ge heissen die grossen, viel­

verschlungenen Odenformen Pindars, zu denen man auch die Chorgesänge des griechischen Dramas zählen kann. Platen und Minckwitz haben diese Formen auch im Deutschen nach- geahmt, allerdings mit sehr geringem Erfolg, da die Schwierigkeiten der antiken Odenformen hier noch wesent­

lich gssteigert und vermehrt sind. In den alten Sprachen liess die quantitirende Grundlage des Versbaues und der halb singende also halb musikalische Vortrag solche Formen zu. Im Deutschen wiederholen und steigern sich hier die im vorigen Abschnitt bei den Odenstrophen erwähn­

ten Mängel ausserordentlich. Z. B. eine solche Strophe Platens :

Manchen Vorwurf muss ich ertragen von euch.

Weil so lang Pausilipo’s Ufer den Freund festhalten, indess Zwischen Alpen und Po sich ausdehnt, welche Flur ! Wreinbekränzt, voll klarer Seen, volkreich und geschmückt Durch der ehmals mächtigen Städte Gemeinsinn,

Der herbeirief edle Kunst,

Anschauliche Form zu verleihn bildloser Wahrheit schöpfe­

risch.

Hier kommen auf 52 Längen 34 Kürzen. Welch ein Ver­

hältnis ! Doch ist die vorliegende Strophe, deren Schema der Dichter selbständig gestaltet hat, eine der schönsten und wohllautendsten während in den übrigen zuweilen dem Ohre ganz unfassbare Verse (z. B. von 20 Silben) gebo­

ten werden, zu wiederholten Malen drei Längen und drei

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Kürzen auf einander folgen und die Sprache allen möglichen Verrenkungen unterliegt.1

In document VERSLEHRE DEUTSCHE (Pldal 167-176)