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Für ein grösseres episches Gedicht schien Klopstock Mil

In document VERSLEHRE DEUTSCHE (Pldal 54-57)

ZWEITER ABSCHNITT

2 Für ein grösseres episches Gedicht schien Klopstock Mil

tons Vers im Deutschen nicht geeignet, da er, seiner Ansicht nach, zu monoton, zu wenig mannigfaltig klingt.

D IE VERSBETONUNG. 55 erschienenen Übersetzung von Jac. Thomsons «Sophonisba»,1 nachdem schon vor ihm drei jungverstorbene Dramatiker, Joh.

Elias Schlegel, Joh. Friedr. von Cronegk und Joach. Wilh. von Brawe, den jambischen Fünffüssler in Dramen versucht hatten, welche weder vollendet wurden, noch im Druck erschienen sind.

Von geringer Bedeutung war seine Verwendung inWielands Trauer­

spiel «Lady Johanna Gray» 1758 (am 20. Juli 1758 in Winterthur aufgeführt, das erste Drama in Fünffüsslern, das zur Darstellung gelangte). Der eigentliche dramatische Vers der Deutschen aber wurde der jambische Fünffüssler erst durch Lessing. Dieser ver­

drängte den im deutschen Drama seiner Zeit angewendeten Ale­

xandriner (s. unten) und dichtete sein letztes Drama : «Nathan der Weise» (1779) im fünffiissigen Jambus, der, durch Goethe und noch glänzender durch Schiller angewendet1 2, seitdem der Vers des deutschen Dramas geblieben ist. Und hierzu ist er allerdings mehr als irgend ein Versmaass geeignet, denn er erfüllt die wohlberechtigte Forderung Schlegels : «Das dramatische Silben- maass muss weder die feierliche Fülle des epischen, noch den melodischen Schwung des lyrischen haben»,3 — und nähert sich möglichst der Sprache des gemeinen Lebens, z. B. aus Schillers

«Wilhelm Teil»:

Durch diese hohle | Gasse muss er kommen, Es führt kein andrer Weg | nach Küssnacht — Hier 1 Derselbe veröffentlichte gleichzeitig neun englische Trauer­

spiele, im Versmaass des Originals, d. h. in reimlosen Fünffüss- leim übersetzt, mit einer Vorrede, in der der Übersetzer, ganz im Sinne Bodmers, gegen den Reim im Drama eifert.

2 Friedr. Zarncke, Über den fünffüssigen Jambus, mit beson­

derer Rücksicht auf seine Behandlung durch Lessing, Schiller und Goethe, 1865. — Gust. Dannehl, Geschichte des reimlosen fünffüssigen jambischen Verses, 1870. — Aug. Sauer, Über den fünffüssigen Jambus vor Lessings «Nathan» 1878, mit einem vollständigen Verzeichnis der in fünffüssigen Jamben abgefassten deutschen Dichtungen von Bodmers «Marc Anton» bis auf Les­

sings «Nathan» (1725—1778).

3 So schon Gottsched (Kritische Dichtkunst 1730, S. 315) :

«Tragödien und Komödien können und sollen von rechtswegen in einer leichten Art von Versen geschrieben sein, damit sie von der gemeinen Sprache nicht merklich unterschieden und doch einigermassen zierlicher als der tägliche Umgang der Leute

sein mögen.» ... £

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Vollend’ ich’s — die | Gelegenheit ist günstig.

Dort der Hollunderstrauch j verbirgt mich ü m , Von dort herah kann ihn mein Pfeil erlangen, Des Weges Enge wehret den Verfolgern.

Mach deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt, Fort musst du, deine Uhr ist abgelaufen usw.

ln Italien hat der fünffüssige Jambus immer klingenden Aus­

gang, d. h. er ist elfsilbig (Endekasillabo) und findet in den romanischen Strophen (Sonett, Canzone, Terzine, Stanze) An­

wendung. Der Ver seinschnitt fällt meist nach der vierten Silbe.

Die deutschen Dichter haben sich in der Regel an keine be­

stimmte Diaerese gebunden.

5. Sechsfüssige Jamben ( - w w — w — w w — ). Wäh­

rend der fünffüssige Jambus noch leicht als Ganzes gefasst werden kann (doch neigt auch er schon zur Diaerese), bedarf der sechsfüssige schon des Einschnittes und zerfällt daher in zwei Teile. Je nach der Stellung dieses Einschnittes ist der sechsfüssige Jambus entweder ein Trimeter (s. § 16, Schlussanm.) oder ein Alexandriner oder nimmt den Cha­

rakter des Nibelungenverses an.

a) Der Trimeter (bei den Römern Senarius) ist ein sechs- füssiger Jambus, dessen dritten Fuss eine Cäsur zerschneidet, so dass er in eine jambische und eine trochäische Hälfte zerfällt, also : w-a w-Aw|| -l ^ -l yj ^ ~l, zB. aus Schillers

«Braut von Messina» :

Die Tótenkláge | ist in diesen Maliern käum Verhällt und éine | Léiche drängt die andre fórt Ins Grab, dass éine | Fäckel an der ändern sich Anzünden, äuf der | Tréppe Stufen sich der Zúg Der Klägemänner | fást begégnen mág usw.

Der Trimeter ist der Vers der antiken Tragödie und Komödie, dort voll Ernst, Würde und Feierlichkeit, hier zierlich, keck und voll Anmut. Goethe hat ihn in einzelnen Szenen des «Faust» 1 («Helena», um 1800), Schiller stellenweise in der «Jungfrau von Orleans» und der «Braut von Messina» angewendet. Erst in

1 Joh. Niejahr, Der Trimeter in Goethes Helena. Euphorion I, 81—109.

D IE VERSBETONUNG. 57 neuerer Zeit hat ihn Platen im satirischen Lustspiel («Die ver­

hängnisvolle Gabel» und «Der romantische Oedipus») gebraucht, und Andere suchten ihn in die moderne Tragödie einzuführen.

Dies ist aber nicht zu billigen, da der Trimeter für den raschen Gang des dramatischen Dialogs zu schwer, zu wenig biegsam ist. Erschwert wird auch die Einführung des Trimeters als deut­

schen dramatischen Verses durch den Umstand, dass die ver­

schiedenen Auflösungen, welche dieser Vers in den antiken Sprachen ermöglicht, im Deutschen nicht nachgeahmt werden können, ohne dass hiedurch der ursprüngliche und wahre Cha­

rakter des Trimeters verloren gehe. Dies beweist auch das metrische Kunststück, in welchem A. W. Schlegel jene viel­

fachen Auflösungen des Trimeters in dem folgenden, mit stau­

nenswerter Kunstfertigkeit ausgeführten Gedichte nachgebil­

det hat :

Der Jambe.

Wie rasche Pfeile sandte mich Archilochos,

Vermischt mit fremden Zeilen, doch im reinsten Maass, Im Rhythmenwechsel meldend seines Mutes Sturm.

Hoch trat und fest auf dein Kothurngang, Aeschylos ; Grossartgen Nachdruck schafften Doppellängen mir, Sammt angeschwellten Wörterpomps Erhöhungen.

Fröhlicheren Festtauz lehrte mich Aristophanes, Labyrinthischeren, die verlarvte Schaar anführend ihm ; Hin gaukl’ ich zierlich in der beflügelten Füsschen Eil’.

Tritt im Trimeter an die Stelle des letzten Jambus ein Trochäus so entsteht der Choliambus oder Hinkvers (s. S. 67).

b) Der Alexandriner1 ist ein sechsfüssiger Jambus, der durch eine scharf ins Ohr fallende Diaerese in zwei gleiche Hälften zerfällt. Er kommt in der Regel nur gereimt (und zwar ursprünglich auf stumpfe Reime) vor, z. B.

Ich hin in ändrer Zeit | ich bin in ändrem Räum, Der Gégenwárt Getös | erweckt nicht méinen Traúm,

(R ü ckert).

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