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Der griechische Text

In document Studia Byzantino-Occidentalia (Pldal 82-85)

Historische und prosopographische Anmerkungen zum illustrierten Brautgedicht

I. Der griechische Text

Der Text, in 109 (erhaltenen) fünfzehnsilbigen Versen, dem sogenannten poli-tischen Vers, – von denen jeder in dieser Handschrift nach der obligaten Zäsur der 8. Silbe in einer neuen Zeile weitergeführt wird – beginnt fragmentarisch mit Worten des fremden Königs an seine Tochter, um deren Hand der byzan-tinische Kaiser für seinen Sohn gebeten hatte. Die Boten berichten dem Kaiser von der erfolgreichen Mission und melden die baldige Ankunft der Prinzessin.

Zu ihrem Empfang kommt ihr der gesamte Hofstaat entgegen und führt sie zum Kaiser. Am nächsten Tag tritt ihr in einem eigens errichteten Zelt die älteste Schwester des Bräutigams entgegen und führt mit ihr ein vertrauliches Gespräch. Am Ende dieser Szene deutet der Erzähler ein schreckliches Ereignis an, dessen Hintergründe ihm (in diesem Moment) noch unklar sind. Damit bricht der Text am Ende eines Verso ab.

Die Handschrift wurde, wie bereits gesagt, bisher fast ausschließlich unter der Methode des kunsthistorischen Stilvergleiches untersucht. Allein Michael Jeffreys hat den Text (leider ohne besondere lexikalische oder stilistische Analyse) in den Mittelpunkt gestellt, jedoch mit einer chronologisch vorgefass-ten Meinung, die er auch deutlich hervorhebt: nämlich dass die Tochter König Ludwigs VII. von Frankreich, Agnes, die Empfängerin des Gedichtes sei, und somit das Jahr 1179/1180 feststehe.3 Dem Text fehlt, da am Anfang wohl zwei Blätter ausgefallen sind,4 eine Titelzeile, in der die Adressatin genannt gewesen sein dürfte. Jeffreys weist aber zurecht darauf hin, dass die von Strzygowski gewählte, und in seiner Folge von der gesamten Forschung übernommene Überschrift „Epithalamion“ (also „Hochzeitsgedicht“) dem Inhalt nicht gerecht wird. Vielmehr handele es sich um ein Begrüßungsgedicht an eine Prinzessin

3 Jeffreys M.: The Vernacular εἰσητήριοι for Agnes of France. In: Byzantine Papers. Proceedings of the First Australian Byzantine Studies Conference Canberra 17-19 May 1978. Canberra 1981, 101–115.

4 Kodikologische Analyse der Handschrift in Codices Vaticani graeci 1745-1962, rec. Paulus Canart. I. Codicum enarrationes. Vatikan 1970, 324–325.

aus dem Ausland, also Εἰσιτήριοι στίχοι, wie sie etwa Theodoros Prodromos für Berta von Sulzbach, die Braut Manuels I. verfasst hatte.5 Das Ende des erhaltenen Textes, dem nur noch ein (nicht erhaltenes), vielleicht nicht einmal vollständig beschriebenes Blatt folgte, lässt erkennen, dass sich kein eigentliches Hochzeitsgedicht mehr anschloss.

Obwohl eine gründliche philologisch-literarische Behandlung des Textes an dieser Stelle nicht erfolgen kann, sind doch einige Worte zum besonderen Charakter dieses Poems nötig. Der Inhalt wird getragen von einem anonymen Erzähler, der in der ersten Person berichtet und bisweilen Gespräche anderer oder Inhalte von Briefen einfügt. Dieser Berichterstatter ist eine Person, die der fremdländischen Prinzessin sehr nahe steht. Man könnte annehmen, dass er Lehrer (der griechischen Sprache ?) der Prinzessin am fremden Hof war und sie nach Konstantinopel begleitete. Als ganz persönliches Geschenk verfasste er für sie das Gedicht und ließ (in Konstantinopel) Illustrationen anfertigen.

Diese Person stand in einer auch menschlich sehr nahen Beziehung zur Braut, da sie, gegen alle Normen der höfischen Rhetorik in Konstantinopel, als höher-stehend und schöner im Vergleich zur Schwester ihres Bräutigams bezeichnet (vv. 99–100). Der Verfasser des Poems beherrschte sehr gut die griechische Lexik und hat zahlreiche hapax legomena hinterlassen, doch weist der Text auch viele stilistische Schwächen und Wiederholungen auf, ganz abgesehen von den vielen volkssprachlichen Wendungen, so dass ein offizieller kaiserlicher Auftrag ausgeschlossen erscheint.6

Da im gesamten uns erhaltenen Text keine Eigennamen begegnen, müssen wir allgemeine prosopographische und inhaltliche Gesichtspunkte untersu-chen, um einer Identifizierung näher zu kommen.

1. Der Vater der Braut (vv. 1-20)

In einem Dialog mit seiner Tochter beklagt er den Verlust, der ihm durch ihre Abreise entsteht. Historisch gesehen zeigt dieses Gespräch, dass der Vater der Braut am Leben war, als die Tochter abreiste. Er war eine bedeutende Persönlichkeit, denn der Verfasser des Poems bezeichnet ihn als „höchst mäch-tig“ (μεγαλοδύναμος) und „furchtgebietend“ (φοβερός), nennt aber diese

5 Hörandner W.: Theodoros Prodromos. Historische Gedichte. Wien 1974, 319–322 (Gedicht XX).

6 Jeffreys (Anm. 3) 105 schließt aus diesen sprachlichen Gründen die frühe Paläologenzeit aus und plädiert für das 12. Jh. Er hat aber nicht daran gedacht, dass das private Gedicht einer Person vorliegt, die keinen andern Sprachstil beherrschte, auch wenn sie sich, gleichsam um der Verfremdung willen, oft einer seltenen (und sogar selbst erfundenen) Lexik bediente.

rhetorischen Beiwörter in Verbindung mit seiner herrscherlichen Funktion als ρηγάρχης (v. 21). Dieses hapax legomenon, das wohl aus metrischen Gründen geschaffen wurde, besagt nichts Anderes, als dass der Vater der Braut ein König (ῥήξ) war, also kein Territorialfürst.7

2. Der Schwiegervater der Braut, der byzantinische Kaiser

Er wird (v. 20) vom Vater der Braut (im Dialog mit dieser) als πενθερός (Schwiegervater) und als μέγας αὐτοκράτωρ bezeichnet, was vielleicht mit μέγας βασιλεύς gleichgesetzt werden kann und zeigen würde, dass es einen Mitkaiser gibt.8 Er war also ebenfalls am Leben, als die Braut nach Konstantinopel geschickt wurde. Die Präsenz des Kaisers ist auch durch die Illustrationen erwiesen. Er weilt in der Kaiserstadt, wie aus Text und Illustrationen ersichtlich ist.

3. Der Bräutigam und Sohn des byzantinischen Kaisers

Er wird an zwei Stellen (v. 26 und v. 49) als porphyrogennetos bezeichnet. An ei-ner anderen Stelle (v. 49) sagt der Kaiser, dass er mit dem Porphyrogennetos und Sohn (αὐθεντόπουλός μου) froh sei, dass dieser soviel Glück habe, und sich von „Anbeginn an“ an der Braut erfreuen dürfe. Das hierfür gebrauchte Wort βρεφόθεν ist nicht gleichzusetzen mit βρέφος (kleines Kind), sondern wird seit dem 12. Jh. überwiegend in übertragenem Sinn verwendet (von früh an, von Anfang an).9 Es erlaubt keine konkrete Schlußfolgerung auf das Alter des kaiserlichen Prinzen, sondern besagt nur, dass er schon in jungen Jahren eine Braut gefunden hat. Wenn der v. 20 genannte Titel eines megas autokrator mit megas basileus gleichgesetzt werden kann, war der Bräutigam auch bereits Mitkaiser.

4. Die Braut

An zwei Stellen wird erwähnt, dass die Braut aus der δύσις kam (v. 45, v. 97), und Konstantinopel zu Schiff erreichte. Über ihr Alter findet sich keine Aussage.

7 Zu diesem Begriff nimmt kurz Stellung Rhoby A.: Varia Lexicographica II. JÖB 62 (2012) 111–138, bes. 133.

8 Zum Titel megas basileus siehe Schreiner P.: Die Bezeichnung „megas“ und „megas basileus“

in der byzantinischen Kaisertitulatur. Byzantina 3 (1971) 173–192.

9 Die Beispiele dazu finden sich im Thesaurus Linguae Graecae (online).

5. Die Schwägerin der Braut

Die Braut wird, so sagt v. 86, zunächst von der erstgeborenen (πρώτη) Tochter des Kaisers, die den Titel basilissa trug, begrüßt. Diese Bezeichnung wird für die Kaiserin anstelle augusta in weniger protokollarischem Sinn und für Frauen aus der kaiserlichen Familie im weiteren Sinn gebraucht und erlaubt keine prosopographische Eingrenzung. Dagegen stellt der Hinweis auf die „erste“

Tochter einen wichtigen prosopographischen Aspekt dar.

6. Die Kaiserin

Sie ist im Text nicht genannt, da sich die mehrfach vorkommende Bezeichnung augusta (v. 59, 84, 99, 102) immer auf die Braut bezieht. Die Kaiserin erscheint allerdings auf der Miniatur f. 7r, so dass auch sie bei dem festlichen Ereignis noch am Leben war.

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