• Nem Talált Eredményt

Bild und Text

In document Studia Byzantino-Occidentalia (Pldal 86-89)

Historische und prosopographische Anmerkungen zum illustrierten Brautgedicht

III. Bild und Text

Die sieben Voll- oder Teilminiaturen machen den besonderen Wert dieser Handschrift aus, auch wenn sie keine definitive Entscheidung in der Frage brin-gen, welcher Provenienz die Braut gewesen ist. Textbegleitende Illustrationen sind im byzantinischen Reich fast ausschließlich aus dem hagiographischen und homiletisch-asketischen Literaturbereich erhalten. Im Rahmen der pro-fanen Kunst ist nur die mit Miniaturen versehene Chronik des Johannes Skylitzes in Madrid erhalten. Wir verzichten an dieser Stelle auf eine erneute Wiedergabe der Illustrationen, da sie an leicht erreichbaren Stellen konsul-tierbar sind und kaum in die Argumentationsfelder dieser Untersuchung miteinbezogen werden.14

Das Brautgedicht ergänzt in unikaler Weise unsere schriftlichen Hinweise zu bestimmten Texten des höfischen Zeremoniells, ist in diesem Zusammenhang aber kaum ausgewertet worden, auch weil die chronologische Einordnung so

13 Prato, G.: Studi di paleografia greca. Spoleto 1994, 91–93.

14 Der volle bildliche Zyklus wurde erstmals von Spatharakis (Anm. 10) veröffentlicht, gefolgt von Jacobini A.: L'epitalamio di Andronico II. Una cronaca di nozze della Costantinopoli paleologa. In: Iacobini, A. – Zanini, E. (Hrsgg.): Arte profana e Arte sacra a Bisanzio. (Milion.

Studi e ricerche d’arte bizantina 3) Rom 1995, 361–410; Hilsdale (Anm. 2), und Hennessy, C.: A Child Bride and her Representation in the Vatican Epithalamion, cod. gr. 1851. Byzantine and Modern Greek Studies 30 (2006) 115–150. Diese Publikationen enthalten nur schwarz-weiß Illustrationen, die einer realienkundlichen Diskussion nicht gerecht werden. Die farbige Wiedergabe der Handschrift auf der Internetseite der Bibliotheca Vaticana (Diktyon 68480) ist nicht allgemein zugänglich.

vielen Zweifeln unterworfen ist.15 In stärkerem Umfang ist es für die höfische Kostümkunde herangezogen worden,16 obwohl dafür eigentlich eine sichere Datierung nötig gewesen wäre.

Eine erste Illustration (f. 2r) zeigt eine Vignette der Stadt Konstantinopel, wäh-rend im Text davon die Rede ist, dass der fremde König Boten in die Kaiserstadt schickt, die die Ankunft seiner Tochter melden (vv. 25–26). Diese Vedute, ebenso wie eine weitere auf f. 5v, von der noch zu sprechen sein wird, sind die einzigen Darstellungen der Kaiserstadt in byzantinischen Handschriften und bedürfen einer gesonderten Untersuchung, die an dieser Stelle jedoch nicht erfolgen kann. Die Vignette deutet an, dass die folgenden Geschehnisse in der Kaiserstadt spielen. Folio 2v zeigt die Ankunft der Gesandten und ist von unten nach oben zu lesen: (1) das Schiff, (2) ein Gesandter, der einem kaiser-lichen Beamten einen Rotulus übergibt, den dieser (3) dem Kaiser überreicht.

Die Person neben dem Kaiser (mit Nimbus) könnte der Sohn und Bräutigam sein. Die nächste Illustration (f. 7r) ist in zwei Register aufgeteilt, wobei das Motiv des unteren Teils sehr unterschiedliche Interpretationen erhalten hat, die wir hier beiseitelassen, da sie zum Problem der Datierung nichts beitragen.

Im oberen Register erscheint erstmals auch die Kaiserin; rechts vom Kaiser der Bräutigam, und dazwischen eine Person, die aus einem Schriftstück vorliest.

Die Stufen im unteren Register führen vermutlich zur Empore, auf der die handelnden Personen später Platz nehmen werden. Wenn diese Überlegung richtig ist, sind es der Kaiser und sein Sohn, der Bräutigam, die sich anschicken, die Stufen hochzusteigen. Möglicherweise liegt in dieser Darstellung eine erste bildliche Wiedergabe der Zeremonie der Prokypsis vor, in der sich der Kaiser bei bestimmten Anlässen dem Volk zeigt.17

Die nächste Illustration (f. 1r) ist nur zusammen mit dem umgebenden Text verständlich. Der Kaiser teilt den Hofbeamten eine zweite (im Text vv. 38–47

15 Malamut, M.-E.: L'impératrice byzantine et le cérémonial (VIIIe-XIIe s.). In: Delouis, O. (et al.): Le saint, le moine et le paysan: Mélanges d'histoire byzantine offerts à Michel Kaplan. Paris 2016, 329–374, bes. 332–336 (dort jedoch dem Jahr 1179/80 zugewiesen). Macridis, R. (et al.) (Hrsgg.): Pseudo-Kodinos and the Constantinopolitan Court: Offices and Ceremonies. Farnham 2013 hat keine Datierung versucht und lässt den Text daher beiseite.

16 Besonders Parani, M.: Cultural Identity and Dress: The Case of Late Byzantine Ceremonial Costume. JÖB 57 (2007) 95–134, die jedoch an einer Datierung 1179/80 ziemlich kompromisslos festhält, und Parani, M.: Reconstructing the Reality of Images: Byzantine Material Culture and Religious Iconography (11th-15th Centuries). Leiden 2003, sowie Jacobini (Anm. 14).

17 Zur Prokypsis (falls die Zeremonie hier vorliegt, was allerdings sehr wahrscheinlich ist), s. Treitinger, O.: Die oströmische Kaiser-und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell. Jena 1938, 112–117.

überlieferte) Nachricht des fremden Herrschers mit, des Inhalts, dass die Tochter und Braut bald persönlich eintreffen wird. Die Ankunft der Braut ist dann auf f. 3v dargestellt. Der zugehörige Text (vv. 51–66) geht auf f. 3r der Miniatur voraus. Diese muss wohl von oben nach unten gelesen werden.

Entsprechend einem Protokoll, das uns erstmals im Ämtertraktat des Pseudo-Kodinos aus der Mitte des 14. Jhd. überliefert ist, empfangen die Hofdamen die Braut am Goldenen Horn, in der Nähe des Blachernenpalastes.18 Sie thront dann im unteren Register inmitten der Hofdamen. Im mittleren Register ist eine steinerne Brücke abgebildet, die uns später noch beschäftigen wird. Der Text erzählt dann (vv. 67–76) von Gefahren, die der Braut (und dem Erzähler) von einer feindlichen Partei im Kreis des Hofes drohte, wozu später noch Vermutungen anzustellen sind. Wie sich aber in der Folge zeigt, wurde das Protokoll offensichtlich nicht gestört und die befürchtete Gefahr ist glimpflich vorübergegangen.

Auf die Vorgänge des nächsten Tages deutet eine weitere Vedute Konstantinopels hin, die (nach dem Bericht über die drohenden Gefahren) das untere Viertel von f. 5v einnimmt. Am Tag nach der Ankunft fand nämlich die Begegnung mit der ältesten Schwester des Bräutigams in einem eigens er-richteten Zelt vor den Toren Konstantinopels statt, sicher ebenfalls in der Nähe des Blachernenpalastes. Der Text (vv. 78–82) hebt hier den Festungscharakter der Stadt hervor, die als „gewaltigstes Kastron der ganzen Welt“ bezeichnet wird und so auch auf der Vedute dargestellt ist.19 Den Versen, die die Begegnung zwischen der Braut und der Schwägerin schildern, geht (f. 6r) eine Miniatur voraus, die das Innere des Zeltes zeigt. An diese Verse über die Begegnung schließen sich weitere an (vv. 105–109), die auf schlimme Geschehnisse (doch anderer Art als die oben vv. 67–76 genannten „Gefahren“) hinweisen. Da das folgende Recto verloren ist, bleibt der dort geschilderte Inhalt dieser „schreck-lichen“ Geschehnisse offen.20

18 Verpaux, J.: Pseudo-Kodinos. Traité des offices. Paris 1976, 286–287; Macridis (Anm. 15) 266–269 und 435–437.

19 Man würde an dieser Stelle eher ein Lob der „basileuousa“ erwarten. Der Verfasser des Poems beschränkt sich, wie es auch in der Illustration dargestellt ist, ganz auf den Befestigungscharakter.

Dieser Eindruck könnte für seine Herkunft aus dem Ausland sprechen.

20 Da wir unten nachweisen können dass es sich bei der Braut um die ungarische Prinzessin Agnes/Anna handelt, war wohl die Nachricht vom Tod ihres Vaters Stephan V. (6. August 1272) eingetroffen.

In document Studia Byzantino-Occidentalia (Pldal 86-89)